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Markt gebracht hat, wo «in Durchschnittspreis von 4,50 M. erzielt wurde, während einzelne Mengen bi« 12 und 15 M. brachten — also sehr hohe Preise. Auch Ostafrika liefert allmählich. Dom Kilimandscharo kommt ein Labak, der sich sür Zigaretten nach deutschem Geschmack eignet. Kürz lich hat ein« bekanntere Firma diesen Labak ausgenommen, nachdem erst vor drei Jahren eine andere ihn noch al» unbrauchbar abgelehnt hatte. Oesterreich. In ber gestrigen Sitzung de» Jndustrierate» erklärte der HandelSmtnister zur Frage ber deutschen Schiffahrt»' abgabe», e» sei der unerschütterliche Entschlutz der öfter« retchtschen Regierung, an der ablehnenden Haltung ber früheren Regierungen festzuhalten. Der Ethnograph und Gerichttdolmetsch Dr. Krau», welcher im Prozesse gegen d?n Parlament»attentäter Nsegu» al» Dolmetsch fungierte, Erstattete bet der Polizei die An zeige, daß er auf der Straß« von einem Unbekannten an« geschossen worden sei. Die Kugel hat jedoch nur feinen Hinterrock durchlöchert. Bulgarien. Die mit der Untersuchung der vetrugiaffäre, durch welche die bulgarischen Minister Benadbiew, Sawow und Gredbew schwer kompromittiert sind, betraute Kommission hat ihre Arbeiten beendigt. Die Ermittelungen haben die volle Schuld der Minister ergeben, welche sich nunmehr wegen Betruges und Unterschlagung von EtaatSgeldern vor Gericht zu verantworten haben werden. Lürkei. In Uekküb wurde zwischen den albanrsischen und bulgarischen Revolutionären ein Vertrag unterzeichnet, in dem beide Gruppen sich verpflichten, im Frühjahr 1912 eine gemeinsame Aktion gegen die Türken und Serben in der Türkei einzuleiten. DaS geheime türkische terroristische Komitee in Smyrna ließ dem dortigen griechischen Metropoliten ChiysostemoS einen Brief zugehen, worin sein Todesurteil ausgesprochen wurde. Die Angriffe ans das Leben von hohen griechischen Geistlichen scheinen sich jetzt zu mehre», da erst vor kurzer Zeit der griechische Metropolit in Grebena (Makedonien) von Türken ermordet wurde. Der Scheich ttl Islam hat beim Kriegsgericht eine Klage gegen die türkische Zeitung „Mehtaw" angestrengt, die in einem Artikel die Abschaffung der Schleier für die muselmanischen Frauen, welche sich ohne solchen nicht aus dem Harem hinauSwagen dürfen, verlangte. Laut amtlicher Meldung wurde eine neben dem Konak gelegene Moschee in Uetzklib durch Bulgaren in die Luft gesprengt. In der Moschee war niemand anwesend. Opfer an Menschenleben sind nicht zu beklagen. Grieche«!«»». Au» Athen wirb zuverlässig gemeldet, da» dt« rujfsiche Diplomatie sich dort auffallend mit bim Problem eine» etwaigen Eintreten» der kretischen Abgeordneten in» griechische Parlament beschäftigt. Der russische Gesandte interpelliert« den türkischen Geschäftsträger darüber, «a» die Pforte zu tun gedenk», wenn di« kretischen Abgeordneten von der griechisch«, Kammer akzeptiert würden. Dt« Antwort lautet« bündig: .Griechenland den Krieg erklären!" Gerste«. Die muselmanisch« Geistlichkeit in TLbri» hat in den Moscheen einen dringenden Appell an alle Perser er lassen, gegen die Herrschaft der Fremden vereint mit aller Kraft vorzugehen. Die Erregung in Teheran über das rigorose Vorgehen Rußlands ist noch ständig im Wachsen begriffen. Vorgestern sanden vor den verschiede nen Gesandtschaftsgebäuden Ansammlungen der Bevöl kerung statt. ES wurden wiederholt Schmührufe gegen Rußland laut, einige Demonstranten riefen: „Wir ver langen Gerechtigkeit!" Amerika. Jin seinem letzten Jahresbericht erklärte der Marine minister der Vereinigten Staaten Mr. Meyer, daß 40 Schlachtschiffe mit einer entsprechenden Anzahl von ande ren Kriegsfahrzeugen das geringste sei, um die Vereinig ten Staaten auf eine sichere Verteidigungsbasis in bezug auf die übrigen Weltmächte zu stellen. Und da „wenigstens zwei weitere Mächte mehr ehrgeizige Pläne in bezug auf den Bau von Kriegsschiffen haben, so wird die bereits erwähnte Zahl als ausreichend angesehen, um uns gegen einen Angriff zu schützen, und unser Land wird unge hindert sein Friedenswcrk fortsetzen und ausarbciten können. Die Geschichte aller Zeiten und auch der jetzigen zeigt, wie gefährlich cS ist, dem guten Willen der Regie rungen oder den feierlichsten Verträgen zwischen Natio nen zu trauen, und zweifelsohne sind die Zeiten vor über, daß eine verhältnismäßig unbeschützte und hilflose Nation vor ehrgeizigen Angriffen gut bewaffneter Mächte sicher ist, besonders in einem kommerziellen Zeitalter wie dem jetzigen. Das ökonomische System einer großen Handelsnation ist so fein ausbalancicrt, daß schon eine Kriegsdrohung äußerst entmutigend wirkt, während ein Krieg mit irgendeiner anderen großen Macht unberechen baren Schaden verursachen wird. Und eS ist jetzt mehr als je zuvor notwendig, daß wir vollständig gerüstet sind, und eine jede andere Nation muß verstehen, daß wir, um den Frieden zu sichern, un.s auf den Krieg vorbereiten müssen." A«S «Iler Wett. Göttin gen: Ein Bahnwärter fand am Sonntag etwa 130 Meter südlich deS Bahnhofes Nörten aus der Mariensteiner Flur einen weiblichen Leichnam ohne Kopf. Tie Untersuchung stellte fest, daß es sich um einen Mord handelt. Tie Frau war zweifellos nach der Ermordung auf die Schienen gelegt worden, um den Anschein eines Selbstmorde» zu erwecken. Die Leiche ist al» diejenige der 38 Jahre alten, seit zwei Jahren von ihrem Ehemanne getrennt lebende Arbeiterin Minna Brandt geb. Frieder- sen aus Marienstein erkannt worden, von dem Täter fehlt jede Spur. — Kempten: Die Strafkammer ver urteilte den 20 jährigen Tapezierer JonaS au» Böhmen, der mit mehreren Komplizen seit langer Zeit einen schwunghaften Sacharinschmuggel trieb, zu zehn Mona- ten Gefängnis. — München: IM Hofe eines AnwesenS in der Rumfordstraße sanden Einwohner, durch Schreien und Wimmern aufmerksam gemacht, in einer Tonne ein neugeborenes Kind, das von einer 19 jährigen Dienst magd in die Tonne geworfen worden war. Die Raben mutter wurde verhaftet. — Wien: Wie aus Ischl ge meldet wird, beginnen im Salzburgischen die Wasser läufe in bedenklicher Weise zu versiegen. Die Wasser spiegel des Gosau- und des OffenseeS sinken täglich um 7 Zentimeter. Auch die Flüsse, darunter die Traun, trocknen aus. Die Industrie, welche mittels Elektrizität arbeitet, mußte wegen Wassermangels den Betrieb redu zieren. — Paris: In einem Tunnel bei Olliergoes (De partement Puy-de-Dome) stieß ein Personenzug mit einer Lokomotive zusammen. Ter Führer und der Heizer der Lokomotive wurden getötet, zehn Reisende schwer ver letzt. — Rom: Dem „Messagero" zufolge wurde in Monte Santa Angelio eine ganze Bauernfamilie, bestehend aus Vater, Mutter, 4 Kindern und 2 Nichten, von unbekann ten Tätern ermordet. Zwei verdächtige Personen sind bereits verhaftet. Luftschiffahrt. CK. Ein transatlantisches Luftschiff. Ueber die Pläne deS kühnen amerikanischen Luftschisfers I. Brücker, der die verwegene Absicht hat, den Flug von der Küste der Alten Welt nach Anrerika zu wagen,-macht der Korrespondent der Daily Mail einige nähere Angaben. Brücker ist seit kurzem wieder in Berlin und hofft be reits in wenigen Monaten die Luftreise nach Amerika antreten zu können. Sein besonders für diesen Zweck ge bautes Luftschiff, der „Suchard", wird demnächst nach Berlin überführt, um in Jvhanlnisthal im Aerodrom montiert zu werden. Der Luftkreuzer wird 12000 Kubik meter Gas fassen, 220 Fuß lang sein und einen Turch- A. W. Hofmann, Rick, M PMer- lind Wettinttstr Zum bevorstehenden Feste erlaube ich mir, auf meine reichhaltige Weihnachts - Ausstellung rufmerksam zu machen und zum Besuche derselben höflichst einzuladen. Diese umfaßt eine -rotze Auswahl sehr schöner Weihnachtsgeschenke in Galanterie- und Lederwaren, Glas-, Porzellan- und Nickelwaren, sowie allen Spielware«. Im Kampfe ums Dasein. Noinan von Arthur Eugen Simson. v Unwillig blickte Erna sich um. Sie liebte ihre Tante, weil sie an derselben weit mehr gute Eigenschaften entdeckt zu ha ben glaubte, als dieselbe je besessen hatte; eS gab aber auch Augenblicke, in denen ihr die Launen und Nerven deS alten Fräuleins unerträglich wurden. „Liebe Tante, Du sollst ja daS Pferd nicht reiten," gab sie ziemlich kurz zur Antwort und befahl dem Reitknecht, den Rappen sofort sür sie zu satteln. „Herr Leutnant, Sie selbst haben mir erzählt, wie wild daS Pferd gestern gewesen ist," fuhr Anna fort, indem sie sich an ErnaS Begleiter wandte. Oswald zuckte auf ihre Anrufung nur leise mit der Schul ter; es lag darin das Geständnis, daß er gegen Ernas Wil len auch nichts vermög«. Der Reitknecht führte bereits den Rappen vor. „Du willst also wirklich das Tier reiten ?" fragte Anna noch einmal. „Gewiß," erwiderte Erna und stieg bereits die Treppen stufen hinab. Erna war an daS schöne Tier, welches unruhig und un geduldig mit dem Hufe scharrte und den Kopf wie trotzig in die Höhe warf, herangetreten und streichelte eS. Oswald sprang hinzu, nm ihr beim Aufsteigcn behilflich zu sein; ehe ihm dies jedoch gelang, hatte sie den Fuß bereits in den von dem Reitknecht gehaltenen Steigbügel gesetzt und sich leicht in den Sattel geschwungen. Fest hatte ihre Hand die Zügel erfaßt, und «in leichter Schlag mit der Reitgerte strafte das Tier sür seine Unruhe. DaS feurige Pferd empfand den Schlag jedoch anders, denn «» bäumte sich hoch auf und drohte sich zu Überschlagen. Os wald und der Reitknecht sprangen hinzu, um die Zügel zu erfaßen. „Zurück!" rief Erna und riß gewaltsam das Pferd herunr. Sie wollt« keine Hilfe, sondern da» unruhige Tier allein bändigen, e» gelang ihr. Ueber ihr schöne» Gesicht zuckte «in freudige» Lächeln. „Nun komm, Vetter," rief sie Oswald zu und sprengte in kurzem Galopp über den Hof hin. Oswald war bald an iWr Seite und schnell ritten sie auf der Talstraße hin, bis Erna plötzlich ihr Pferd auf einen seitwärts zur Hochebene hinaufsührenden und wenig betretenen Weg lenkte. „Wohin willst Du?" fragte Oswald, da er diesen Weg noch nie mit ihr geritten war. „Den Herrn Wangero besuchen," gab die Gefragte zur Antwort und wandte den Kopf zur Seite, um sich über das Er staunen ihre» Vetters zu amüsieren. Oswald machte in der Tat ein eigentümlicher Gesicht, denn er wußte nicht, ob er diese Worte sür Scherz oder Ernst halten sollte. Der übermütigen Laune seiner Cousine konnte er eine solche Absicht wohl zutrauen. „Wangero?" wiederholte er. „Du kennst ihn ja nicht." „Lieber Detter, gerade deshalb wünsche ich ihn kennen zu lernen," versetzte Erna. „Findest Du dies so sonderbar? Ihr habt mir von ihm so viele und so wunderbare Geschichten erzählt; er kommt als Fremder vor nicht einem halben Jahre hier an, kauft eine große Strecke Wald mit einem kleinen, fast ganz zerfallenen Jagdschlöße, welches er durch fremde Arbeit» wieder Herstellen läßt, und bezieht dasselbe, nachdem er «» mit den feinsten Möbeln auSgeschmückt hat: er läßt den Wald zum Teil auSroden, läßt Straßen anlegen, m den Berg laßt er «inen Schacht graben, um Eisenerz zu gewinnen, und das alles tut er so geheimnisvoll. Er geht zu keinem Menschen, niemand besucht ihn, niemand erfährt, wer er ist, und wo her er kommt. DaS alles hat mich neugierig gemacht, ihn ken nen zu lernen und zu sehen, ob die Veränderungen, welche er dort oben vornehmen laßt, wirklich so großartig sind." „Und Du willst ihn nun wirklich in seinem Hause besu chen?" fragte Oswald. Erna lacht« über diese Frage. „Detter, Du hast heute wieder Deinen unglücklichen Tag, an welchem Du andere schwer begreifst. Wenn ich mich auch über viele lästige Formen hinwegsetze, so geht di»S doch nicht soweit, «inen fremdem Herrn in seinem Hause aufzusuchen. Ich will durch d«n Wald reiten, um die Umgestaltungen, welche «dort oben vornehmen läßt, zu sehen, und wenn ich ihm dann zufällig begegne, wird «S mir angenehm sein, auch seine Herrlichkeit kennen zu lernen, denn daS Bild, welches Du mir von ihm entworfen hast, ist sehr undeutlich und ich glaube auch etwas ungünstig aufgefaßt. Eine lange, hagere Gestalt, weiter ging Deine Schilderung nicht." „Ich habe ihn selbst nur aus der Feme gesehen," ent gegnete er. „Gut, ich begleite Dich; mir wollen den Wald durchstreifen, vielleicht gelingt eS uns auch, den Einsiedler zu sehen." „Weißt Du denn, ob u wirklich so einsam lebt, wie Du erzählst?" warf Erna «in. „Ich weiß «S zuverlässig. Ein Mann, der bei ihm ar beitet, hat es mir mitgeteilt," versicherte Oswald. „In dem Jagdschlöße, welche» er hat wieder Herstellen lassen, lebt er allein mit einem Diener, den er mitgebracht hat, die übrige Dienerschaft wohnt in einem Nebengebäude." Erna schwieg, sie mußte ohnehin ihrem unruhigen Pferde die größte Aufmerksamkeit widmen. Der Weg führte steil bergan, und still ritten sie nebeneinander. Oswald blickte sie forschend an. Waren ihre Gedanken noch auf Wangero gerichtet? Ein Gefühl der Eifersucht erfaßte ihn, er versuchte ein anderes Gespräch anzuknüpfen, seine Begleiterin schien jedoch nicht darauf zu hören. „Du bist gestern mit dem Grafen, von welchem der Fremde den Wald gekauft hat, zusammengekommen, kennt er ihn nicht näher?" fragte Erna endlich. ' „Nur ein einziges Mal ist der Graf mit ihm zusammen getroffen, da der Kauf brieflich abgeschlossen worden ist. Er weiß nur, daß «Wangero heißt, daß er von Amerika herüber gekommen ist und sehr reich sein muß, denn er hat die ganz bedeutende Kaufsumme sofort in Anweisungen der englischen Bank bezahlt." „Sprach der Graf sich nicht über den persönlichen Ein druck, welchen er auf ihn gemacht hat, aus?" forscht« Erna weiter. „Er schilderte ihn als einen echten Amerikaner, kalt und einsilbig, als einen Mann, der nur für daS Geschäft Sinn hat," gab Oswald zur Antwort. „Wenn er anders wäre, würde er sich nicht so streng abschließen." „Wir wollen jetzt schnell« reiten," sprach Erna. „Wir haben die Hocheben« erreicht und der Weg wird besser." 192.20