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— St 55 Ackto -»ar zur Folge gehabt, daß der Neffe seine Bo Mße aas LaS äußerste beschränkt hatte, es war aber Licht imstande gewesen, ihn an dem alten Herrn, oem er s» viel »«dankte, irre zu machen. Hatte er doch «st wr einem ^ahr einen neuen Beweis seiner Güte empsanqen, als d« Onlel Ihm die Kaution einhändig^ die «öliq war, um ein« kleine Klitsche in Schlesien paAen zu können. Außerdem aber besaß er ja »och verschiedene Briese dtv Onkels aus einer früheren Zeit, w» »och der alte herzliche Dan zwischen ihnen geherrscht Gatte, und wo der Onkel ihm warm versichert hatte, daß er keinen lieberen Gedanken kenne, als in ihm seinen Weben p» sehen, dem er dermaleinst Ranschebach mit allem, was drum und dran hinge, übergeben könne. Wolf Marten- Hütte diesem väterlichen Versorger seiner Jugend s» gern noch einmal den beredten Tank seiner Herzens ausgesprochen, aber er kam zu spät. Noch ehe er Rauschebach erreichte, hatte der Gutsherr desselben, Wolf Albrecht von Hvrntal, seinen letzten Seufzer ausgchaucht. Tie Gedanken des Neffen, ver noch immer in langsamen Schritten das Zimmer durch maß, hatten sich lanae mit dem alten Herrn beschäftigt, bei dem er jetzt die Dotenwoche hielt. Allmählich aber waren «S andere Bilder, die sich vor sein geistiges Auge drängten. Sie tanchten immer verbockend« auf und Argen ihn von Minnte zu Minute fester in einen glück selige» Traum. Ta» Blnt stieg ihm dabei heiß zu Kopf, und Kürwisaj stochte sein Herz. i Gr trat an da» Fenster, stieß beide Flügel auf und lehnte sich weit hinan». Blütensckwer hingen die Zweige de» FUederbusche« herab, der dicht am Hause stand. Die streifte« seine heiße Stirn, Und berauschend umfing N» Hi FrähtlngSdnft. Lr«cho.ert»re« streckte Wolf die Hand aus und brach «in» der Flied«büsMl. Ter eigenartige Duft ver stärkte tu ihm die Erinnerung, die M gefangen hielt. 3» ein« Niederlande war e» gewesen, wo er tor »ine« Lchre sie pmr ersten Male gesehen hatte, der« Kckdsüige» Bild er «einte nie vergesse» zu könne». Mag str 1h« gnt? Oder brachte sie ih« nicht mehr wstMWrn al» die natürliche Frmmdlichsteit chre» Wesen»? st> fragt« « sich 1» bangen Zweifeln. Schön, vornehm, »ber ar« war sie. Er hatte sein heiße» Herz in Darbrr NällenSkrast Immer von neuem zügel» müssen, DM ihr nicht za srtth da» Geheinmi» fein« Seele zu tzerraüm und damit vielleicht alle» zu verderben. Dec mittellose Mot; »arten» durste nicht um da» tdrwghelle Mädchen weiche», «st mochte er ihr ein Lat« tteten kämwu, da» stchher Herrin würdig war. Der Besitz« Von Manschebach durste es vielleicht wage», Wit so hohem Begehre« vor die Eltern der schone» Misabeth htnzntretrn, und sie selbst waS^wstche sie de« Frestr antworte»? Sei» hoffender, liebende» Herz skbsterte ihm zu V0» selig« Gewährung nud zaub«te Mw da» nächestr zurück, da» ihm gegolten, «nd de» Barme» Blick der A»gen, der ih« gestrahlt Hatte. Cd holt» ties Atem, denn ein bevemmende» Gefühl ßtz»ürte ihm die Brust ei». Da — »a» vmr da»? Klang es nicht wie ein Lascher, leicht« Fußtritt, der sich näherte üud jetzt eie Gtnsni zur tzanStSr hmaufeilt«? Wrllzch, er gönnte sich nicht täuschen, die Klinke der Hallentür wurde behüffam herabgedrückt, das ver nahm « dentlichv < i Wolf wußte, daß die Tür verschlossen Var, und wartete eine» Augenblick, bb dies« späte Besuch sich Nicht melde» würde. Sich weit hinauslehnend, suchte « tziä Dunkelheit zu durchdringen. r« Niederbasch unter seixem Fenster bewegte sich, Und «ine de» schwere» Blüte» streifte dabei seine Stirn. Rächt wat« seine« Fenster stand «dm fckäanke dunkle WMaü» Sie hatte sich gesetzt, und auch er nahm ihr gegen über Platz. l ! Ihr blonder Kopf hob sich scharf von der dunklen Eichenholzumrandung des Sessels ab, an den sie ihn lehnte. Ten Mick hielt sie gesenkt, und dabei warfen die langen Wimpern einen tiefen Schatten auf die blassen Wangen. „Ich kenne Ihre ehrenfesten Gesinnungen und baue darauf/« antwortete sie. „Aus Ihr Wort kann ich Mich zu jeder Zeit verlassen." „Aas ich gelobe, werde ich auch zu halte»» wissen, treu und unverbrüchlich bis in den Dod." Sie hatte, als er sprach, zu ihm hinübergeblickt. Es lag ein Aufleuchten in ihren Augen, als erleichtere seine Versicherung ihr die Last, unter der sie seufzte. „Ich bin hier in der Nähe bei Verwandten ZU Be such," hob sie an, „und da ..." Sie brach ab, unfähig, die rechten Worte für den Fortgang zu finden. Eine Pause entstand. Er beugte sich zu ihr ,Haben Sie Vertrauen zu mir," bat er. „Vergessen Cie das Peinliche dieser Stunde. Reden Sie zu mir wie zu einem Freunde, Von deM Cie überzeugt sein können, daß er Ihnen nur dankbar dafür ist, wenn er Ihnen dienen darf, und daß er zu jedem Opfer be reit ist, sobald er dadurch Imstande Ware, Ihnen auch nur einen Stein aus dem Wege zu räumen." Sie lAhelte, ein trauriges und doch unendlich lieb liches Lächeln. „Wie gut Cie sind! Ich werde diese Stund« nie vergessen und nie den Tank, den ich Ihnen Müde für die zarte Rücksicht auf meine Lage in diesem peinlimen Augenblicke." Ihr« Hände falteten sich krampfhaft, sie senkte den Kopf tief«. NaS' sie zu sagen hatte, wurde ihr namenlos schwer, aber gleichviel, sie mußte hindurch, und stückend, mit zitternden Lippen brachte sie Hervor, was ihr Her beschwerte. ' . Hin und Wieder fiel «ine Dräne als leuchtender Driopsen in Men Schoß, und ab und zu schüttelte ein Frösteln Me Glieder, aber sie kam mit ihr« Beichte xu Ende, lohne daß « sie unterbrochen hättet Wolfs Augen hatten während der ganzen Zeit schmerzlich Und zugleich in verzehrender Liebe auf ihr geruht. Jede Dräne, die über ihre bleichen Wange« Ucklte, scannte wie Feuer auf seiner Seele. Er ließ - iHv kaum Zeit, ihr trauriges Geständnis zu Ende zu bringen, da ergriff er schon ihr« Rechte, Preßte sie fest Und gelobte: „Kein Wort vvn dem, was ich eben ge hört habe, wird je über meine Lippe« kommen. Was Sie quält, soll ausgelöscht sein, gehen Sie ruhigeren Herzens heim, Fräulein Visabeth." Tis Färbe war in ihre Waugen Mrückgekehrt. ' „Wie soll ich Jtzren danken! Ich bleibe zeitlebens Ihre Schuldnerin," flüsterte sie, und der wanne Blick ihr« beredten Augen weckte vion neuem sein leidenschaft liches Begehren nach einer rückhaltlosen Aussprache. Ungestüm verlangte das Herz sein Recht, und nur durch eiserne Willensstärke blieb er imstande, sich zu beherrschen I i „Cie haben mir nichts zu danken," antwortete er, „ich bin reichlich belohnt durch das Bewußtsein, daß ich Ihnen in schwieriger Lage aushelfen kann." Sie stand auf und Reichte ihm die Hand. „Empörung und Schmerz, die ich durchgekostet habe, lassen sich nicht verwischen," sagte sie, „aber Wirer Zusicherung verdanke ich es, daß unsere Schmach nicht offenkundig wird, und meine armen Eltern den Kummer nicht zu erfahren brauchen." ' , Ergriffen küßte er ihre Hand. Einen Augenblick stände« sie so zusammen, stumm und ineinander ver sunken. Was die Lippen verschwiegen, verriet wider Willen der Blick des Mannes, und erschrocken durch dieses heiße Geständnis, griff das junge Mädchen nach slivaer ssgedlsti — Amtsblatt — Frrnsprechstelle Nr. 20. Telegramm-Adresse r Tageblatt Nirsa. Di« Buchdrucker«» von LsngerzMterM (T. Langer und H. Schmidt) BIRSK «oetheftraße Rr. öS hält sich zur Anfertigung nach stehender Drucksachen bet sauberer Ausführung und billigster Preis stellung besten» empfohlen. Avise «dreß- und Geschäfts- karte« Briefköpfe, vriefleiften Bestellzettel Broschüre«, BilletS Deklarationen TanksaauagS- «nd «ialadnngSbriefe Einlaßkarte« Etikette« all« Art Fakturen, Flugblätter Formulare 1« div. Sorten Frachtbriese EebrauchSauweisnugea Fremdeuzettel paus- «nd Fabrik- vrb«««ge« Geburtsanzeige« HochzeitSeinladnage« -Zeitungen «nd -Gedichte «asteuschilder Loftenanschlilge Kataloge, Kontrakte Kontobücher Lohnlisten, Mahnbriefe Mitteilungen, Me»«S Mnsterbücher, Nota- Plakate Programm« Prelsknrante Postkarte«, Quittungen Rabattmarken Rechnungen Speise«- «u» Weinkarte« Statute«, Tanzkarten Stimm-, Theater- «nd Sackzrttrl Visiten- und BerlobungSkarte« Wechsel, Werke zirkuläre» Sengniff« re. re. re. Masse«auflagea für Rotationsdruck. ,Lch muß Sie sprechen — jetzt und allein." Wie ein murmelnder Hauch waren die Worte air sei« Ohr gedrungen. Sie hatten ihm das Blut zum Herzen getrieben, und in jähem Schrecke fuhr er zurück. Rein, was er ba vernommen hatte, mußte eine Sinnestäuschung gewesen sein. Er hatte mit wachen Augen geträumt, und das strafte sich nun durch ein Polles Hirngespinst, das der Klang einer weichen Stimme erweckte. „Ich werde öffnen," antwortete er kurz, und seine Stimme erschien dabei eigentümlich gepreßt, denn die Er regung erschwerte ihm das Sprechen.. Hastig griff er «ach der Lampe und öffnete. Schattenhaft und leise huschte es herein. Eine Ee- statt in schwarzem Kleide stand vor ihm. Ein schwarzes Spitzentuch t «hüllte de« Kopf und verbarg mit seinem Undurchdringlichen Schleier Vie Gesichtszüge der Gestalt. „Ich muß Sie sprechen — gleich und allein." ,, Es waren dieselben Worte, die Wolf vor wenigen Minuten gehört hatte, es war das nämliche murmelnde Flüstern einer weichen Stimme, die ihn um alles ruhige Nachdenker, bringen tonnte. Er starrte die Gestatt eine« Augenblick wie geistesabwesend an, und seine Augen hafteten dabei an der schwarzen Umhüllung des Kopfes, durch deren Gewebe «S wie lichtes Gold schimmerte. Sollte es denn wirklich möglich sein, daß man ge liebte Menschen, an die man «tt der ganzen Kraft feiner Seele dacht«, für eine kurze »Spanne Zeit zu sich hprüberzichen und an seine Seite bannen tonnte! , Mechanisa» wandte er sich um, nahm die Lampe zur Hand und wies stumm auf die offene Dllr der Rebenftube. Er sah di« Gestatt dort eintreten gfloj folgte ihr. Sorgsam, aber völlig mechanisch jchlioß er beide Fenster tn dem Zimmer, ließ die Vorhänge nieder und lehnte sich dann, gleichsam! eine Stütze suchend, an das Fensterkreuz. . , „Dir sind allein — niemand wird tomMen niemand hört uns," — murmelte «. Als die dunkle Gestatt sich noch immer regungslos in der Tiefe -«S Zimmers verhlett, fügte er nach einer Heine» Panse hinzu: „Ich warte." T« wvrde die bergende Kopfhülle von dem gvld- tockigen Haupt abgenommen. Ein unendlich liebliches, aber blasses Antlitz wandte sich ihm zu!, Und kränen- Uwsborte Augen sahen ihn an. / „Elisabeth!" entfuhr es ihM in einem erschrockene« «L doch jnbekSen Aufschrei. < Er war im Augenblick an Mer Seite, «griff ihrs schmal« eiskalte tza»d und bedeckte sie mit Kaffen. , Keine Frage, wccher und warum sie gekommen, drängt« sich auf seine Lippen. Gr gab sich für ein« kurze Minute rückhaltlos der Wonne hi«, sie an seiner Sette zu wissen. f j Aber das Fräulein von Wartha wehrt« seiner stürmischen Freude. Sie trat von IHM zurück. „Eine bittere Notwendigkeit zwingt «ich zu- diesem außergewöhnlichen Schritte," sagte sie in demütigem Do» »nd doch in der vornehmen Hoheit, die lhr eigen war. t j Wolf Halle sich gefaßt Er sagte sich daß er sich jetzt zu keinem leidenschaftlichen GesüHlsausdrncke hin reißen lassen dürfe, und daß « »iM -art genug mit dem geliebten Mädchen umgehen könne in einer Stunoe, wll außergewöhnliche Umstünde sie zu diesem gewagten Schritte veranlaßt hatten. Er schob ihr einen Sessel hin. „Setzen Sie sich, mein gnädiges Fräulein," bat er, sich zur Ruhe zwingend, „Sie werden einen Augenblick der Erholung bedürfen. Ich begreife, daß Ihnen der «Äitschluß schwer geworden ist, hierherzuLnnmen, ab« fürchten Sie nichts. Sie können aus meine Verschwiegenheit rechnen tote auf jeden Tienst, den Sie von meiner Person verlangen. IH stelle mich Ihn«; ganz zur Verfügung." dem Cpitzentuch und barL den Kopf in die verhüllende« Falten. ' ' V Wolf fühlte, daß er sie nicht länger zurückhalten dürfe. „Die kommen Sie aber jetzt zurück nach Klenkendorf zu Ihren Verwandten? Es ist fast eine Meile voll hier entfernt. Unmöglich können Sie den weittD Weg zu Fuß machen, und noch dazu allein um diese Stunde!" „Es ist für alles gesorgt," beruhigte sie ihn. „Mein Onkel fuhr heute nachmittag zur Stadt und nahm mich mit. Er hat mich hier im Dorfe bei meiner alten Amme abgesetzt. Um zehn Uhr holt mich der Wogen wieder von ihr ab." Mols war diese Erklärung eine wahre Erleichtern;»«. „So gestatten Sie, daß ich Sie durch den Park geleite bis Mr AuSgangsPstorte unten am Bach. Bon da aus Halen Tie nur wenige Schritte bis zum Dorfe." Sie nickte ihm zustimmend Gewährung und öffnete die Tür zur Halle. Auf der Schwelle blieb sie stehen Tie Lainpe v.ars ein Helles Streiflicht auf den schwarzen mit Silber beschlagenen Sarg, den die Kränze fast ver deckten. In Gedankey verloren blickte das junge Mädchen auf dieses leredte Zeugnis irdischer Vergänglichkeit. Wolf hatte ans dem Schreibtisch? noch ein kleines ledernes Notizbuch genommen, das er zu sich steckte, griff nach seinem Hut und trat an Elisabeths Seite. In den schmalen Lauhgängen, durch die sie eilig schritten, herrschte völlige Tunkelheit, und Wolf zog, ohne M fragen, den Arm des jungen Mädchens durch den seinen. . „Ich miiß Sie führen," erklärte er, „Sie könnte» sonst über eine Baumwurzel straucheln." Schweigend ließ sie es geschehen, und stumm setzte» sie ihre Wanderung fort. Bald standen sie Sn der Lichtung hart am Bache, wo die kleine Pforte «ms die Landstraße führte. Ter Mond war «ns dem Gewölk herrorgetrcten und leuchtete Wolf, daß er ohne Mühe das Schlüsselloch finden konnte. Mt einem knackenden Geräusche drehte sich der Schlüssel im Schloß. Zugleich fuhren hinter den beiden aus dem Schilf zwei Köpfe Heraus, und zwei Augenpaare spähten neugierig umher. Es waren junge GärtneHWrschen, die ihL Ver gnügen darin gesunden hatten, sich hier In dem Kahne, der im Seyilfe lag, die Zeit zu vertreibe«. Nun wollten sie einmal seststellen, wer da ans der stets »erschlossenen Pforte hinausging. Wolf zeigte auf «leuchtete Fenster, die jenseits der Landstraße schimmerten. ' „Ta liegt das Dors. Sie haben nur noch wenige Schritte. Torf ich Sie noch weiter begleiten?'' Sie schüttelte den Kopf. „Rein, ab« ich dank« — danke Ihnen!" Hasttg wollte sie davongehen, doch « hielt sie zurück. „Hier, nehmen Sie dies Taschenbuch mit, ich sand es im Wohnzimmer. Sicher ist sicher, man kann immer nickt wissen, wie alles Kommt, und bas Buch könnte etwas verraten." Er reichte es ihr und ziog dabei zugleich ihr« Hand an seine Lippen. Tann gab er sie frei. „Schweigen wie das Grab," sagte er, und das klang gleich einem Gelübde. ' „Lank — Dank —" war die Antwort. Wie ein Schatten huschte sie nun davon, über dis Landstraße fort, den Psad entlang nach dem Torfe zu. Tie Arme verschränkt, blieb Wolf am Sitter stehe« und versuchte die Tunkelheit zu durchdringen, die ihm so rasch die Gestalt der Geliebten entzogen hatte. Erst als er annehmen mußte, daß sie längst das Torf erreicht hatte, kehrte er langsam zum Hause zurück« Im Boot an der Uferstelle lagen zwei lustige Go seilen ausgestreckt auf dem Boden des Kahns, ver suchten nach Möglichkeit, das leichte Ting hin und