Volltext Seite (XML)
. an*ch sprach, Herr Varhol-, Leipzig, über daß dritte Thema «x Tagung „Sozialpolitische Forderung«« der sLchstschen HalchlAngggehilfen an Reich, Staat und Gr» metnden*. Her, Vorholz bedauert, daß di« seit langen Jahren erhobenen Forderungen der sächsischen und deutschen Handlungrgehtlse» noch immer nicht erfüllt sind. Redner VeGründet seine Forderungen in grobzügiger Weis,. Sr legt 4 Entschließungen, die den von ihm ausgestellten Forderungen entsprechen, vor. Die Entschließungen werden vor» der Versammlung unter minutenlangem Beifall angenommen. Damit rvar di« Tagesordnung erschöpft. Herr Ber« bandtvorsteher vechly, Hamburg, nahm dann da« Schluß, wort. Euch die Ausführungen de« Herrn vechly wurden mit andauerndem Beifall ausgenommen. In den Au»fchuß de« deutschen Handlung«gehilfentage« wurden antragsgemäß wieder die Herren Börholz-Leipzig, Christoph-Dreldrn, Sascha-Leipzig gewählt. Darnach wurde der Handtitng«. gehilfentag von dem Vorsitzenden geschloffen. Die ver- sammlung sang stehend da« Lied «Deutschland über alle«'. Die Tagung gab der Oeffentlichkeit wieder einmal den vewei« von der Geschlossenheit und der tlrbeit«freudigkeit der deutschnationalen sächsischen Handlung«gehilfen. Vermischtes. Zwei Pariser A u t o m ob i l b a n d it e n ge- tötet. Polizeibeaniie umMtten in der vorletzten Nacht ein einzelnem Han« in Cl'visy le-Roi, das den Automo- bilBanditen als Zufluchtsort dient. Gestern früh er- öffneten die Banditen ans die Beamten nnd Pioniere- die Iinzugezogc» warcn, um das Haus in die Luft zn sprengen, ein regelrechtes Feuer. Tie Pioniere brachten nm Ilu/, Ul r 'zwei Thnamitpatronen bei dern Hause, in dem sich die Nntomobit Banditen befanden, zur Ent- ladung, ohne jedoch einen Einsturz der Manern zu er zielen. Fm Znnern des Hauses ertönten mehrere Re- volverschüfle, westchlb inan annahni, daß die Banditen Selbstmord verübt hätte». Man drang in das Haus ein und sand dort Bonnot schwer verletzt, den Eigentümer des Hauses, Tubois, tot auf. Eine große Menschen menge versuchte in das Haus cinzudringcn und die Banditen zu lunche». Bei seiner Ankunst im Hospital ist der Autvmobi)bandit Bonnot seinen Verletzungen er legen. An Einzelheiten wird weiter gemeldet: Bonnot und sein Adjutant, der berüchtigte Anarchist Dubois, wurden gestern früh' in dem Vororte Ehoissy-le-Roi in einer Garage von Eeheimpolizishen entdeckt. Tie 2ipachen hatten sich in der Garage verbarrikadiert und ivaren reichlich mit Munition versehen. Ter Chef der Sicher- heitspolizci Guichard hatte vorgestern von Agenten die Mitteilung erhalten, daß Bonnot in der Uniform eines Kolvttialittfanterige» gesehen worden war und sich in der Garage des Millionäranarchisten Fromentec befinde, die dieser vor einiger Zeit Tubois eingeräumt hatte. Die Polizeiagenten dielten Wache, uni ein Entkommen zn verhindern. Uhr ließ Guichard das Haus von allen weiten nmjiellen. Tubois versuchte auf einem Motor zweirade zn entfliehen, doch die Polizisten gaben sofort Feuer, das von Tubois erwidert wurde, der sich dabei als guter Schütze erwies. Tnrch seiue ersten Schüsse wurden zwei Polizeiagcuten zu Boden gestreckt. Ein ihm nm nächsten stehender Zusreltor erhielt zwei -Schüße in den Unterleib und brach zusammen. Gleichzeitig trach ten ans der'Garage mehrere Schüsse und zwei Beam ten wurden die Arme zerschmettert. Der Polizeichef ließ nunmehr eineKompagnie Garde-Republicaines und ein starte» Aufgebot berittener Schutzleute anrücken. Guichard befahl dann ununterbrochenes Feuern auf das Fort der Banditen' Gegen i'-lO Uhr erschien der Polizei präsident Lepme. Eine halbe Stunde später wurde noch ein Zug -kolonialiufautcric sowie eine Abteilung Dra goner, aus Viueenues befohlen, sodaß im ganzen 400 Man» Truppen den Banditen gcgcnübcrstandcn. Hinter dem Militär hatten 5060 bis 8000 Neugierige Aufstel lung genommen. Lepine hielt eine Beratung ab, und eS wurde beschlossen, die Verbrecher mit Tynamit in die Luft zu sprengen. Ein Pionieroffizier Fonton erklärte sich bereit, den Anschlag zu unternehmen. Er näherte sich hinter einem' Keinen, mit Matratzen beladenen Wagen dem Hause, mußte aber vor dem Feuer der Ver brecher den Mckzug, antreten. Fonton Netz nunmehr einen großen Wagen, der Wit Säcken und Matratzen beladen war, durch ein Pferd rückwärts an da« HauS heranschie ben, und eS gelang ihm, mehrere Tynamitpattonen an das HauS zu legen. Lite Verbrecher erstickten jedoch die Wirkung der Patronen durch Aufschütten von Sand. Bei einem zweiten Versuche gelang es Fonton, mehrere Pa- tronen zwischen zwei Mauersteinen einzuklemmen. Bald darauf erfolgte eine furchtbare Explosion, hohe Flammen schlugen empor, und mit lautem Krach wurde die Bor- verwand der Garage auseinandergerissen. Unter Füh rung von Guichvrd Mrntten drei Beamte in das Haus und Meßen zunächst aus die Leiche DuböiS, die keinerlei äußere Verletzungen auftvieS, TuboiS hatte sich mit Bkausäurepillen vergiftet. Tie Polizisten drangen die Treppe hinauf und traten in ein kleines Schlafzimmer. Ta krachte dicht neben Guichard Schuß auf Schuß, zwischen zwei Matratzen ragte eine mit einem Browning bewaff nete Hand hervor, die »ununterbrochen feuerte. Nach einem Schutz in die Matratze verstummte das Feuer, und die Beamten sprangen hinzu. Bonnot lag vom Schicksal er eilt am Boden- das Gesicht über und über mit Blut be deckt, jede Hand um einen Browning geklammert; eine kleine Schachtel mit Blausäurepilken war ihm entfallen. Man ritz ihn empor, da er versuchte, Pillen zu erlangen, und trug ihn aus dem Hause. Draußen war die tauseudköpfige M»enge kaum Son den Beamten und dem Militär davon zurücktzuhalten, den Verbrecher zu lynchen. Bonnot wurde im Auto nach dem Krankenhaus gebracht, Ivo er eine lhälbc Stunde später verstarb. Tie Leiche war über und über nnt Schußwunden bedeckt. In den Taschen Bonnots wurde ein an Guichard gerichteter Brief vor gefunden, in denk er erklärt, daß der Komplice Gauzy unschuldig sei. Ferner sand man bei ihm 450 Franken in Scheinen vor. Den andern Mitschuldigen Garnier und Ballet ist die Polizei auf der Spur. CK. Mule»; Hafid- und der Zauberkünst- l e r. Tie jüngsten blutigen Vorgänge in der Hauptstadt Marokkos erinnern ein Pariser Blatt an eine eigenartige Episode, die sich vor einiger Zeit in Marrakesch ereig nete und die einem sehr geschickten französischen Zauber künstler leicht hätte den Kopf kosten können. ES Ivar zu der Zeit, da Muley Hafid, noch der „Prätendent des Südens" war und in Marrakesch residierte. Der franzö sische Zauberkünstler hatte sich durch das Versprechen auf fürstliche Belohnung dazu überreden lassen, zu Mn- ley Hafid zu reisen, um ihm ein« Probe der „schwarzen Kunitz" zu geben Ter gute Mann „arbeitete" ausge zeichnet und mit verblüffender Geschwindigkeit. Ter Haupttrick kam zum Schlüsse: der Künstler nahm zwei Tauben, eine Weiße und eine schwarze, schnitt ihnen de» Kopf ab, setzte dann den Kops der schwarzen Taube auf die weiße und den der weißen auf die schwarze, worauf die beiden Tiers anscheinend kreuzvergnügt davonslatter« ten. Muley Hafid hatte die Kunst des weißen „Magiers" mit Interesse betrachtet: nun aber kam ihm eine Idee. Er ließ ein Schwert kommen und lud den Künstler ei», dieselbe Operation mit zwei Frauen aus dem Harem des spätere» Sultans vorzunehmcn; die eine war brü nett, die andere blond. Zum Glück war der Zaubcr- meistzer geistesgegenwärtig genug, um sich aus der Affäre zu zieycn. „Tie Sterne sind haute nur den Tieren günstzig: erst in vierzehn Tagen wird der Himmel auch Menschen günstig sein" Muley Hafid gewährte dem braven Manne diese Frist, die der Magier natürlich dazu benutzte, schleunigst zu verschwinden, denn sonst hätte das Experiment ihn zum Schlüsse auch noch seinen eigenen Kopf kosten können. Wal-esrauschen. Roman von I. Hutten. 23 7. Kapitel. Tante Adelheid konnte sich in diesem Fahr« nicht genug tun im Reinigen und Schmücken des Hause« für daS Weih- iiachtsföst, und der Förster fuhr ein Mal über daS ander« nach der Stadt, »in Einkäufe zu machen. Wenn Erika am rinnndzwanzigsten nach Hause kam, sollte alle« so weit vor bereitet sein, daß man kein Stündchen des Beisammenseins unnütz sich zu schmälern brauchte. Endlich kam der große Tag und der Förster fuhr zur Bahn, seinen Liebling zu holen, mährend Tante Adelheid häusliche Arbeiten vorschützte, um ihn nicht zu begleiten. Die erste McdersehenSfreude gönnte sie den beiden allein. Mit welch strahlendem Gesicht flog dann aber auch Erika aus dem Wagen und in ihre Arme. Wie fröhlich begrüßte sie die Magd und wie kindlich spielend wehrte sie den stür mischen Liebkosungen DianaS. Ja, sie sah älter, sie sah mehr nach einer Dam« ans, aber e« war doch die alt« Erika noch, di« Sorge, Freude und der heimliche Stolz von deS alten Fräulein Herzen. So glücklich war Tante Adelheid, daß st« auch kein Wort de« Vorwurfs gehabt hätte, wenn da« Mädchen am folgen den Tag« wieder in Knabentracht erschienen wäre, aber auf eine so harte Probe wurden ihre Gefühle nicht gestellt. Erika zog sich nur die hohen Stiefel an, die, al« zu plump für di« Stadt, daheim geblieben waren, und stülpte ihren alten, grünen Filz auf den Kopf, ehe sie mit dem Vater in den verschneiten Wald hinau«wanderte. Da« Wetter war nicht sonderlich freundlich, aber was wollte do» sagen? Sie mußte doch die Heimat begrüßen, mußte die Futterplätze der Reh« auffuchen und sich an dem Anblick der zutraulichen Tierchen erfreuen. Lio in der freien Natur plauderte «» sich auch am besten; da erfuhr der Vater alle«, was in den Briefen noch nicht genügend zur Sprache gekommen war, ihre glühende Bewunderung für einig« der Lehrer und Lehrerinnen, ihr« Gleichgültigkeit gegen andere, ihre Verachtung sür Doktor Schultz. Der Förster fragte, ob sich ihr Verhältnis zu Alma Sttty mittlerweile grbeffrtt habe. Davon sei nun freilich nicht die Rede, aber dafür sei sie die einzige Mitpensionärin, die sich so feindlich zu ihr gestellt habe. Die jüngeren Kinder alle seien ihr sehr zugetan, besonders seit sie ihnen öfters bei den Schularbeiten geholfen habe. Auch nach dem Grafen Wedekamp und ihrem Verehrer Benno Liebenhoff erkundigte sich der Vater, da» gab viel fröh liche» Lachen. Nur al» der Name deS Assessor« Sonneuwald von ihm genannt wurde, war Erika stiller. Er sei ja schott im Sommer «in großer Verehrer von Fräulein von Gmun den gewesen, meinte sie lakonisch, und Borke forschte nicht weiter. Mochte verletzte Eitelkeit oder «in tiefere» Gefühl, über da» sie sich selbst noch nicht klar war, sie befangen machen, in jedem Fall war e» besser, nicht daran zu ruh- ren. — Als sie den Futterplatz erreicht hatten, war Erika ganz wieder das fröhliche Kind, und ihr Entzücken kannte keine Grenzen, als sie am Rande der Lichtung ein paar Rehe hervortreten und neugierig herllberängen sah. Sie hätte hier stundenlag stehen mögen, aber der Förster mußte bald zum Aufbruch mahnen, da er wußte, wie unwillig Tante Adel heid e» hinnahm, wenn bei der Mittag«mahlzeit ohne zwin genden Grund eine Unpünktlichkeit stattfand. Auf dem Heim weg setzte er der Tochter auseinander, weshalb er und seine Schwester die Einladung zur Schien,merschen Taufe abge lehnt hatten und sprach den Wunsch aus, Erika möge noch vor dem Fest hinüberfahren, um sich al» Heimgekehrt« vor zustellen. Da das junge Mädchen sich an diesem Tage nicht von den Ihrigen trennen mochte, wurde der folgende für den Besuch in Aussicht genommen, und sie hatte Glück, denn argen Abend klärte sich da» Wetter auf, über Nacht fror «S stärker, und am nächsten Vormittage konnte sie bei leuchten- dem Sonnenschein und blauem Himmel durch den weißen, schimmernden Wald im Schlitten dahingleiten. Ihr Herz mar auf dieser Fahrt voll tiefsinniger Fröhlichkeit, aber fast noch fröhlicher kehrte sie an» Tarkitten heim. Nicht genug konnte sie erzählen, wie lieb Oberförster» zu ihr gewesen seien, und wie entzückend da» kleine Kindchen anSsehe. Auch wie Frau von Schlemmer darauf einaegangen, sie wieder Erika zu nennen, »nd hatte, ans ihre Frage, ob sie in ihrem weißen Sommerkleid- nicht zu einfach sür die große Tauffestlichteit sei, sehr herzlich erwidert, sie sei ihnen und ihren Gästen in jedem Anzuge willkommen. Erika schlug so- tzL. De, protestierende Täufling. Der italienische Bauchrchner Domini hat einem Mitarbeiter der Gazzetta di Bergamo allerlei Interessantes von seiner Kunst erzähl^ dabei auch eine lustige kleine Geschichte, in der er durch «ine u««- wartete Entfaltung seines bauchrednerischen Talente« eine amü sante kleine Szene hervorrief. Domini war in Dantiag» von seinen Witten zur Taufe geladen worden; er sollte alt PaR fungieren und hatte die Ehre angenommen. Alle- ging gut, nun hielt er den kleinen Weltbürger über das Taufbecken. „Dabei kam mir plötzlich ein übermütiger Einfall. Ich sab, wie der kleine Täufling bei der Berührung mit Wasser die Lippen öffnete und den Mund zum Weinen verzog. Plötz lich hörten die Anwesenden den kleinen Täufling mit hoher Kinderstimme vorwurfsvoll sagen: „Genug, genug, laßt mich jetzt in Frieden, ich werde mich noch erkälten, Du böser Pate." Nie in meinem Leben habe ich einen solchen Erfolg mit meiner Bauchrednerei errungen. Dem Geistlichen sank vor Verwun derung daS Kinn herab, alles starrte mit entsetzten Aug« auf den protestierenden Täufling, man glaubte schon an em Wunder, bis mir mein Gewissen schlug und ich meine Missetat beichtete..." —— Ans aller Welt. Brcst-Litowsk: MS ein Aug, tn dem sich ein Wagen mit Häftlingen befand, in der Station ankam- überfielen die Häftlinge in dem Wagen die erschienenen Wächter, entwaffneten sie und begannen auf sie zu schießen. Ms die Häftlinge flüchten wollten, gab die in zwischen eingetroffene Schutzwache Feuer. Sieben Häft lingen würben getötet, ein Häftling und drei Soltwten verwundet. — Petersburg: Gegen 7000 Studierende und Zuhörerinnen der Frauenmrse veransvalteten gestern nachmittag vor der Kasanrirche eine Kundgebung aus Anlaß der Vorgänga in den Lenabergwerken. Tie Menge erschien mft cinec roten Flagge und sang das Totenlied. Gendarmen und berittene Schutzleute zerstreuten die Tie- monskranteu. Währenddessen verlachten andere Demon stranten das Totenlied singend zur Kasankirche zu ziehen wurden jedoch gleichfalls von der Polizei zerstreut. Tie Ruhe ist w'iederhcrgestetlt. Diele Verhaftungen wurden vorgenommsn. — Oklahoma. City: Gn Tvrnad hat in verschiedenen Teilen Oklahomas mannigfache Ver heerungen angcrichtet. Aus dem Orte Lugert wird be richtet, daß der Wirbelsturin einen vorüberfahrenden Cisenbahnzug von den Schienen warf. Eine Anzahl Rei sender wurde getötet oder verletzt. Ein Hilfszug mit Aerzten ist nach Lugert abgegangen. Es sind 31 Men schen ums Leber, gekommen. — Teheran: Tie Pest tritt in Buschir in letzter Zeit heftig auf. Wöchentlich wer den einige hundert Fälle gemeldet- Etwa acht bist neun tausend Einwohner sollen aus der Stadt geflüchtet sein. Tas Uebergreifen der Seuche aus die Nachbarschaft von Buschir wird befürchtet. (Buschir ist eine Hafenstadt am Persischen Golf.) — Damaskus: Ein großer Teil Les Basarviertels ist fast gänzlich abgebrannt. Tas Feuer erstreckt sich auf die Basare Hamidie, Ajsrounie, Kh-e- didc, Mbackjie und Bahbrid. Tie Feuersbrunst begann in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend um Mitter nacht. Ter Schaden ist noch unübersehbar. Tie Ursache der Entstehung ist noch unbekannt. Das Feuer dauert fort, scheint sich aber aus die großen Bajarstraßen zu konzentrieren. Tie deutsche PaläMnabank und die Otto- manbank sind bis jetzt unversehrt. Mehrere Tote werden gezählt. Der Schaden beträgt schätzungsweise 50 Mill. Frank. — Hierzu wird noch gemeldet: Tas Schadenfeuer in Damaskus brach in den Räumen der Redaktion des Araberblattes Erravi aus und griff auf das Bascir- viertel über, das zerstört wurde. Tic Höhe des ange richteten Schaden j,st noch nicht genau festgestellt. Die große Moschee der Oinajaden und die Regierungsgebäude sind unversehrr. Tie ganze Garnijon beteiligte sich an den Löschungsarbcitcn. gar ein wenig daS Gewissen, weil es ihr schien, als freue sie sich auf die Taufe noch mehr als auf Weihnachten. Da rin mußte sie sich aber doch getäuscht haben, das schöne, liebe Fest bewährte seinen alten Zauber, und am heiligen Abend ging Erika ganz in dein Dank für alle ihr erwiesene Freundlich keit und der Freude, die Ihrigen beschenken zu können, auf. Sie hatte ihre Zeit in Aitenhaus gut benutzt, nicht nur für Vater und Tante, sondern auch für Jakob, den Knecht, und für Line Handarbeiten selbst angefertigt. Wie hätte sie so, andere beglückend, nicht glücklich sein sollen! Eine ganz besondere Ueberraschung sollte ihr aber an diesem Tage noch zuteil werden. Als die Lichter herabge brannt waren und die Dienstlente sich zurückgezogen hat ten, erschien Line noch einmal mit einem großen Karton. Er sei schon nachmittags abgegeben worden, doch mit der Wei sung, ihn erst abends nach der übrigen Bescherung Fräulein Erika zu überreichen. Ganz bestürzt blickte daS junge Mäd chen auf den Pappkasten, und nur zögernd öffnete sie ihn. Da lag obenauf eine Karte von Hedwig von Schlemmer: „Für meine liebe Erika, damit sie in diesen Tagen nicht zu viel Mühe und Arbeit hat," und al» die Papierhülle zu rückgeschlagen war, zeigte sich deS Mädchens geblendeten Blicken ein lichtblaues Kaschmirkleid,so schön, wie sie «S stch in ihren kühnsten Träumen nie als eigenen Besitz hätte vor stellen können. „Vater, Tante, kann man ein solches Geschenk wirklich annehmen?" Der Förster streichelte seine» KindeS Haupt. „ES konnte Dir in keiner hübscheren Art geboten werden, und wa» liebreich gegeben wird, darf man auch und dankbar empfangen. Solche Gejchenke ehren beide Beteiligte." Erika war nicht eitel, aber sie hätte kein junge« Mädchen mit stark entwickeltem Sinn für das Schöne und Sittliche sein müssen, wenn der Besitz «ine» solchen Kleide« und die Aus sicht, nun ganz sicher bei der Taufe in ihrer äußeren Er scheinung kejuer der anderen Damen nachzustehen, sie nicht in einen Freudenrausch versetzt hätte. Der Förster und seine Schwester wechselten manche» lächelnden Blick bei ihrem Ju bel, der sich in ihre»» ganzen Gebühren zeigte. Die Feiertage vergingen bei Kirchgang und Besuchen im Dorfe; und dann kam der große Lag. 198.20