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Beilagez,im„Riesaer TagevlE". «otattinSdru» und verlagr L»«,«, » »t«t«rttch, «ftfa. »». ««rantworttich für ««dartwui «rttzür Hähael, Riesa; für «n^t-mt^lr Wilhelm »Utrtch. Mrs» SIS. Tommi««», IS. September 1917, «ibeuvs. 7V. Jahrg. 7. Kriegsanleihe ohne Gtzeftrr z« herechue«, in Aufbewahrung und Verwaltung. ter hin nach Kräften zu Hetzereien gegen Deutschland und Schweden benutzt. Alle diese Bemühungen können indessen der Tatsache ändern, daß die Entente keinerlei Recht hat, entrüstet zu sein. Was den In hall der Depeschen betrifft, so gibt er lediglich persönliche Ansichten und Borichläge des Ge- landten wieder, die weder durch Instruktionen der deut schen Regierung angeregt waren, noch zustimmende Wei- sungen an de» Gesandten zur Folge gehabt haben, noch endlich auf die Entschließungen der Regierung von Ein fluß gewesen sind. Tie Uebermittlung der Telegramme hat sich unter voller Wahrung der schwedischen Neutrali tät vollzogen. Der deutsche Gesandte hatte das Recht, die guten Dienste Schwedens in demselben Umfange in An spruch zu nehmen, tvie das auch seitens der Vereinigten Staaten von Nordamerika geschehen ist. Die völkerrechts widrige Abschnürung Deutschlands von dem überseeischen Nachrichtendienst macht die Benutzung solcher neutralen Vermittlungswege schlechthin zu einer Selbstverständlich keit und kennzeichnet das in dieser Hinsicht von Neutralen gewährte Entgegenkommen nicht als einen ÄechtSbruch, sondern im Gegenteil als ein korrektes Festhalten an den völkerrechtlich verbrieften Grundsätzen. Daß die schwedische Regierung von dem Inhalt der Depeschen keinerlei Kenntnis gehabt hat, versteht sich von selbst und ist auch von der Entente bisher nicht bestritten worden. Wo bleibt nun also der Grund zur allgemeinen Ent rüstung? Sie könnte sich doch höchstens gegen die Person des deutschen Gesandten richten. Ist aber gerade die En tente berechtigt, sich so entrüstet zu -eigen? Wer, wie England, Persönlichkeiten von der Art des aus der Case- ment-Tragödie bekannten Herrn Findley bis zum heutigen Tage sehr würdig erachtet, die Interessen ihres Vaterlan des im Auslände -u vertreten, der täte wahrlich besser, sich nicht über fremde Wortsünden zu entrüsten. Und wer Taten wie den „Baralong"-Fall und „King Stephen" auf dem Gewissen hat, sollte die Methoden der deutschen See kriegführung erstens überhaupt mit großer Zurückhaltung kritisieren und sie zweitens nach der wirklich geübten Praxis, nicht aber nach Ratschlägen beurteilen, die nie den geringsten Einfluß auf sie gewonnen haben. Unsere Unterseeboot-Kommandanten haben ihre In struktionen, die in der Achtung vor den Gesetzen der Mensch lichkeit bis an die äußersten Grenzen des militärisch Zu lässigen gehen, und sie handeln auch nach diesen Weisungen, wie das eine Uebersülle von Beispielen dartun kann. Das sollte angesichts der neuesten Ententehetze ebensotvenig ver gessen werden, wie die Tatsache, daß England und nie- znand sonst es war, das den Unterseeboot-Krieg als eine von Teutschlaiü» ursprünglich nicht gewollte Notwehrmaß nahme heraufbeschworen und seine tatkräftige Durchführung erzwungen hat. Ne MennrsW des »Mei MipMes. Der Telegraph bringt die überraschend« Nachricht von dem „Sieg" Kerenskis über Kornilow, der vor ein Kriegs gericht gestellt ivcrden soll. An der Tatsache ist wohl an sich nicht zu zweifeln, wenn auch immer zu beachten ist, daß es der Regierungsdraht ist, der die Meldung in die Welt setzt und daß Kornrlow über keine Telegraphen linien zu verfügen scheint; umso unklarer aber sind nun die Ursachen für den Zusammenbruch der so bombastisch ange kündigten Schilderhebung des ehemaligen Generalissimus und die Vorgänge, die dazu geführt haben. Nach allem, was man über Kornilow weiß, ist er ein tatkräftiger, ehr geiziger und zielbewußter Soldat, nicht eben das Bild eines blindwütigen Draufgängers ohne Ueberlegung. Er muß sich also entweder in der Ergebenheit der unter seinen Befehlen ^henden Truppenkörver sehr getäuscht, seinen Einfluß sehr überschätzt haben, so daß er es gar nrcht hat auf eine beioaffnete Auseinandersetzung nnt den Regle- rungstruppen, die anscheinend unter Kerenskis persön lichem Oberbefehl gegen ihn ausgerückt waren, ankommen lassen können, oder er hat sich in der Starke Kerenskis, also der Haltung der Garnison von Petersburg uubder anderen, den Ausschlag gebenden Faktoren, einschließlich des zrtsam- mengewürfelten Kabinetts, völlig verrechnet. Er hat auch aus gewissen Vorgängen auf der Moskauer Konferenz lerne Belehrung gezogen. Es wurde schon damals gemeldet, daß Kerenskis Rede großen Eindruck gemacht, daß aber seine Aussprache nur wenig Beifall gefunden habe. Wie nun nachträglich bekannt wird, hat Kerenski Wendungen gebraucht, die direkt auf Kornilow gemünzt iparen, so z. B. wenn er sagte, daß alle Versuche, Uneinigkeit zu säen. Mit Blut und Eisen unterdrückt werden wurden, ivas sich be sonders jene merkeii möchten, dre auf die Baionette ge stützt, die provisorische Negierung stürzen mochten; er, Ke- renski, werde einem von solchen Männern eventuell ge stellten Ultimatum mit Gewalt zu begegnen wissen. Natürlich wäre es in diesem Augenblick noch zu früh, Kerenskis Negierung nun als durchaus gesichert zu be trachten; bezeichnend aber ist in diesem Zusammenhang der plötzliche Umschwung in der Haltung der Ententediplo maten und in den Kommentaren der feindlichen Presse. Die Londoner und Pariser Blätter waren von Kornilow fast begeistert; sie witterten in ihm von vornherein einen ihnen nützlichen Freibeuter, der die Sache der Entente verfechten werde, gegebenenfalls unter Wiederherstellung der Mo- narchie, während sie von Kerenski im Grunde genommen nicht viel hielten; er war der plebejische Revolutionär, der nicht auf dem Boden des ihnen vorschwebenden Machtfrie- denS mit Bergetvaltigungen aller Art stand. Heute nun, wo mit Kerenski und seinem Kabinett vorläufig wenigstens .als mit der allein maßgebenden Autorität gerechnet wer den muß, lassen die Vertreter der BerbandSmächte in Pe tersburg eine Kundgebung veröffentlichen, in der sie sich gegen die Unterstellung „geivrsser Blätter" verwahren» welche behauptet hätten, daß die fremden Diplomaten Kor nilows Auftreten unterstützten oder doch seine Bekämpfung zu verhindern suchten; im Gegenteil hätten sie sich nie in die inneren Angelegenheiten des Landes eingcmischt, für das sie nur die wärmsten Synipathien hegten. Also mit anderen Worten: sie. rücken von Kornilow ab, den ihre Presse — obenan die französisch« — vorher gegen Kerenski ausgespielt hatte, nachdem er seine Sache verloren oder preisgegeben hat. Kerenski wird jetzt Gelegenheit haben, zu beweisen, daß jene selbstsicheren Worte auf dem Moskauer Kongreß nicht leere Redensarten gewesen sind, er hat bisher ge zeigt, daß er energisch sein kann und vor starken Maß regeln nicht »urückschreckt, wenn es andererseits auch, nicht zu leugnen ist, daß er verschiedentlich eine vorsichtig ver mittelnde Haltung angenommen hat, so besonders während der Krise im Mai ber der Bildung eines Koalitionsmini steriums zwischen dem bürgerlichen Flügel und den So zialisten in der Regierung. Vorläufig jedoch wird er wohl den starken Mann zeigeir müssen, um Ordnung in dem Chaos zu schaffen. Seine Aufgabe ist jetzt nach dem Putsch Kornilows und nach dem Fall Riga? noch schwieriger, als fie ehedem tvar. Die Ernennung Generals Alexejews zum Generalstabschef unter Kerenski äks Oberbefehlshaber ist vielleicht ein Fingerzeig, in welcher Richtung er sich orientieren will — Alexejew gilt für den Mann der eiser nen Land, der es verstehen wird, einen neuen Geist in die Armee zu gießen; und in neuem Kampf die Rettung des Lande- zu erzwingen. Er steht also auf dem Stand punkt ' Kerenskis, der einen Frieden erst dann in Sicht glaubt, wenn — ja wenn Rußlands Boden von Feinden frei ist. Es bleibt nun abzuwarten, wie sich die Arbeiter- und Soldatenräte zu der neuen Lage stellen ivcrden, denn ohne sie oder gar gegen fie wird auch Kerenski nicht weit kommen. O Reuter meldet auS Petersburg vom IS. September r Blätter berichten, daß Kornilow seine .Unterwerfung un ter gewissen Bedingungen ««geboten habe. Tie Negierung verlangt dieselbe bedingungslos. Der Arbeitsminister teilte mit, daß nach dem Mißglücken von Kornilows Aben teuer und der Uebergabe seines Hauptquartiers binnen kurzem die ganze Armeeverwaltung geändert würde. Man fand Beweise für das gefährliche Treiben des Kosaken hetmans General Kaledin. Der Minister des Innern meinte, die russischen Fronten seien, infolge 'von Kornilow» Aufstand drei Tage ohne Verteidrgungsmittel und ohne Oberbefehlshaber gewesen. Kornilow müsse sehr schwer bestraft werden. Die Negierung werde nichts tun, um seine Buße zu mildern. Tferetelli verlangte die sofortig« Auflösung der Duma. „Berlingske Tidende" meldet über Hapainnda auS Pe tersburg, daß der frühere Ministerpräsident Fürst Lwow mit 80 anderen Politikern, die ihm nahestehen, verhaftet worden.sind. Aus Wyborg wird berichtet, daß dort der Chef des in Finnland liegenden 40. Armeekorps, General Oranowski, sowie der Festungskommandant, General Ste fanow, mit fünf anderen Offizieren verhaftet wurden. Ora- nowski hatte sich tags zuvor geweigert, den Befehl Ke renskis auszusühren und gegen Kornilow zu marschieren« Ms die sieben Offiziere nach der Hauptwache geführt wur den, um vom Arbeiter- und Soldatenrat verhört zu wer den, wurden sie von einer Gruppe Soldaten in die Mitte genommen, nach der Aabrücke geschleppt und ins Wasser geworfen, worauf die Soldaten sie beschossen. Alle sieben Offiziere wurden getötet. Am Abend mußte noch ein an-, derer höherer Offizier, der Chef eines Ulanenregiments, ihr Schicksal teilen. Zum Nachfolger Oranowskis wurde Hauptmann Johsanow ernannt. Die Petersburger Telegraphen-Agentur meldet: Das Vollständige Scheitern des Aufstandes Kornilows gegen die einstweilige Regierung hat eine Flut von Beschlüssen, Erklärungen und Entschließungen in ganz Rußland hervor gerufen, die der Regierung'von allen Seiten in den stärk ten Ausdrücken die Treue und Ergebenheit der demokra- ischen Vereinigungen der Garnisonen und sonstigen Trup penteile anssprechen. Zeichnungen M 51» Deutsche Reichsanleihe — Kurs 98 in SWiMiiiMi W» °!° — Deutsche Reichsschatzanweifnngen, Msdn ml M-M° Sm - l l nehmen wir bis Danneestag, den 18. Oktober -s. I. -nAg-n^ K,^ranlnh-n i« v-u-sba« 4 V-°/. Sch°tz-nw-i,u»g-n und mH«-» die Stück- d-r Wge» MW- »ach Riesaer Baak. Der argeaUaische Zwischenfall. Die Angelsachsen entrüsten sich zu oft. Und jedeSmal -Üben sie Unglück? Noch trieft thre^ress« vor Erregung aber die Depeschen der Grasen Lurburg, da erfährt die Oeftentlichkeit, daß die Engländer jetzt an der dänischen Küste di« Lat begangen haben, die sie Deutschland andich- ten möchte«. Denn die kürzlich stattgefrlndene Beschießung ber klemm Fischdampfer durch malische Kreuzer, die selbst andauerte, als die Schiffe am Strand aufgelaufen waren und die Mannschaft sich zu retten suchte, ist ein Verfahren, da» lebe Spur des „SeesiegeS" verwischen wollte. Der Laralong-Geist ist also allein in -er britischen Flotte noch immer lebendig und sorgt dafür, den Ruhm der Marine England» zu vernichten. Much sonst hat der Deveschen- diwstahl nicht den gewünschten Erfolg für den Vtelver- band gehabt. Schweden ist ganz ruhig geblieben, denn die Lumpe Wablmache war zu deutlich. Auf der anderen Seite gkt die deutsche Regierung den Grafen Lurburg zur mündlichen Berichterstattung nach Berlin berufen. TaS ist eine kluge Vorsichtsmaßregel. Wenn auch die Re gierung Argentiniens sich durch die Form der gestohlenen Depeschen nicht getroffen fühlen konnte, zumal wohl viele Diplomaten in streng vertraulichen Berichten ein kräftiges Wort gebrauchen, so war doch damit zu rechnen, daß die Agenten des BielverbandeS di« Bevölkerung der argen tinischen Hauptstadt aufzuputschen suchen würden. Solchen Zwischenfällen beugt die Heimreise d«S Grafen Luxburg vor. ES liegt eben daran, die guten Beziehungen -u dem gro ßen südamerikanischen Staate aufrecht zu erhalten. * Die Rückberufung Lupburgs. AuS Berlin wird gemeldet: Ter Staatssekretär des Auswärtigen Amtes hat heute die argentinische Gesandt schaft gebeten, auf telegraphischem Wege dem Grafen Lux burg nach Buenos Arres die Weisung zu übermitteln, nach Berlm zu mündlicher Berichterstattung über die durch die Veröffentlichung seiner Telegramme verursachten Zwi schenfälle zu kommen. Die argentinische Regierung ist dabei gebeten worden, freies Geleit für den Gesandten zu erwirken. AuS London wird gemeldet: „Daily Chronicle" er fährt auS Buenos MreS: Luzchurg erhielt eine Frist von 24 Stunden, um daS Land zu verlassen: er geht nach Chile. Nach einer HavaS-Meldung hat dre argentinische Re gierung an Deutschland eine Note gerichtet, in der sie er klärt, sie würdige die groß« und erhabene Form, in der Deutschland die Förderung Argentiniens bestätige. Sie bedauere jedoch, sagen zu müssen, daß Graf Luxburg in folge der veröffentlichten Depeschen aufgehört habe, per sona grata zu sein und daß sie ihm deshalb die Pässe zu stelle. Deutfchenhetze In Buenos Aires. Tie Agence Havas meldet aus Buenos Aires vom 13. dreseS Monats: Infolge der Veröffentlichung der amt lichen Bestätigung der Depeschen des Grafen von Luxburg nimmt die Gärung zu. Tie Feuerwehr und zahlreiche Po lizeimannschaften beschützen die deutschen Gebäude, die deutsche Gesandtschaft, das Konsulat und den deutschen Klub. Mehrere Läden wurden geplündert. Tas Gebäude des deutschen Klubs wurde in Brand gesteckt. Eine Volks menge griff die Geschäftsräume der Zeitung „Union" an. In Versammlungen verlangten die Sprecher den Bruch mit Deutschland. Der Ministerrat beschloß, die Ent wicklung der Angelegenheit in Stockholm, Berlin und Washington abzuwarten, ehe er endgültig Stellung nimmt. Eine weitere Meldung der Agence Havas aus Buenos Aires besagt, daß dort bei Kundgebungen die Geschäfts räume der „Gaceta de Espana", drei Gasthöfe und meh rere deutsche Buchhandlungen und Brauereien in Brand gesteckt worden seien. < Die Folgen in Schweden. Aus Stockholm iv-ird gemeldet: Die Regierung bewil ligte dem Kabinettssekretär des Auswärtigen Amtes Ewer- löf Urlaub bis zum Schluß dieses Jahres und übertrug ihm für diese Zeit gewisse Ermittelungen im Justizamt. Englisches Kabelverbot. Nach den „Times" erließ die britische Regierung ein Verbot der Benutzung aller überseeischen, unter britischer Kontrolle stehenden Kabel für schwedische Chiffretelegramme, solange Schweden nicht sein Bedauern über die Vorgänge zeigt und nicht ein bindendes Versprechen abgibt, daß keine Wiederholung stattfinden werde. — England beabsichtigt angeblich, 'über sämtliche neutrale Mächte eine Kabclkon- trolle einzurichten. Die „Nordd. Allg. Ztg." zu den Depeschen des Grafen Lnxbnrg. Tie „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt im politischen Tagesbericht: Ti« von der amerikanischen Re gierung aufgefangenen und veröffentlichten Depeschen des Grafen Luxburg werden von feindlicher Seite auch wer