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Riesaer G Tageblatt 75 64. Jahr« Da» Riesaer Tageblatt erscheint jeden Tag abend» mit «»«nähme der Sonn, und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bet Abholung in der Expedition in Riesa 1 Mark VV Psg, durch unsere Trtiger sret in» Hau» 1 Mark SV Pfg, bei Abholung am Schalter der lagert. Posianstalten I Mark SS Psg^ durch den Brirstrkger sret in» Hau» 2 Mark 7 Psg. Auch MonatSabonimnrnt» werden angenommen. Auzeigeu-Annahmr sür die Rümmer de» Ausgabetage» bi» vormittag v Uhr ohne Bewähr. Rotation»dn«r und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — VeschästSsteve: Boethestratze VV. — Für di« Rrdaktton veranttvortlich. Arthur Hähne! in Riesa. und Anzeiger Mkblatt lllld Aiyelgerj. Amtsblatt --rr- für die König!. AmtShauptnumnschast Großenhain, das Königl. Amtsgericht und dm Rat der Stadt Riestz sowie den Gemeinderat Gröba. Freitag, 31. März 1V11, abends Die Maul- und Klanensenche in Zeithain ist erloschen. E» werden deshalb die für die Orte Zeithain, Vobersev, Rüder««, Premnitz, Moritz, Glaubttz mit Sageritz a«d Langenberg, Markfievlitz, Strenmen and Lichteasee mit HaidehSnser sowie für die selbständigen Gvtsbezirke Truppenübungsplatz Zeit hain, Bobersen, Promnttz, Glanbitz nnd Strenmen mittels der Bekanntmachung vom 27. Februar 1911 — s. Nr. 49 dieses Blattes vom Jahre 1911 — vorgeschrtebenen Sperr- und Schntzmatzregeln hiermit aufgehoben. Königliche Amtshauptmaunschaft Großenhain, 733 k D. am 31. Mär, 1911. Jrt" letzter Zeit ist öfters beobachtet worden, daß einzelne Grundstücksbesitzer den Fußweg und das Schnittgerinne entlang ihres Grundstückes an Sonnabenden und an Lagen vor einem Festtage nicht gekehrt und vollständig gereinigt haben. Nach Z 10 des Regulativs für die Gemeinde Gröba, die Sicherung und Aufrecht erhaltung des Verkehr- auf den öffentlichen Straßen, Plätzen und Wegen und ihre Rein haltung betr., ist jeder Grundstücksbesitzer verpflichtet, dafür zu sorgen, daß der Fuß weg uud das Schuittgeriuue entlang seines Grundstückes an jedem Sonnabende und jedem Tage vor eiuem Festtage in den Nachmiltagsstnvden bis znm Eintritt der Dunkelheit gelehrt nud vollständig gereinigt uud der dabet gewonnene Unrat sofort entfernt wird. Hierbei sind zur Verhütung von Staub bei trockener Witterung die zu reinigenden Flächen gehörig mit Wasser zu besprengen. Wir verweisen hiermit auf diese Bestimmung und machen erneut bekannt, daß nach 8 15 des obenangezogenen Regulativs Zuwiderhandlungen bis z« 30 Mark bestraft werden. Gröba, am 30. März 1911. Der Gemeindevorstond. Am 1. April 1911 ist der 1. Termin der Braudkasse fällig. Die Beträge, nach 1^ Pfennig pro Einheit, sind spätestens znm 15. April 1911 zur Bermeidung der Zwangsvollstreckung an die hiesige Gemeindekaffe — Zimmer 5 — abzuführen. Gröba, am 31. März 1911. Der Genreindevorstaud. Mit Genehmigung der Königlichen AmtShauptmannschaft Großenhain wird der Kommunikationsweg von Grödel nach Nünchritz wegen Aufbringen von Maffenschutt vom 3. bis mit 10. April dieses Jahres für den Fährverkehr gesperrt und dieser in zwischen über Langenberg verwiesen. Das unbefugte Befahren der gesperrten Weges wird nach 8 366" des RetchS- strafgesetzbuchs bestraft. Der Gemeindevorstand. Nünchritz, am 29. März 1911. Schönttz. Nachdem die Ergebnisse der diesjährigen Einkommen- und Ergänzungssteueretn- schätzung bekannt gemacht worden sind, werden nach 8 46 Abs. 2 und 3 de» Einkommen steuergesetzes vom 24. Juli 1900 und 8 28 Abs. 2 des Ergänzungssteuergesetzes vom 2. Juli 1902 die Beitragspflichtigen, denen die Steuerzettel nicht behändigt werden konnten, aufgefordert, sich bet der Ortsbehörde zu melden. Zeithain, 31. März 1911. Der Semeindevorstand. Wotksöad in Hröba. Dar. in der hiesigen Zentralschule eingebaut- Volksbad Wird am 1. April dieses Jahres der öffentliche« Benutzung freigegebe«. Die Badezeiten sind wie folgt festgesetzt worden:^ 1. jeden Freitag, von nachmittags 4-8 Uhr für Frauen, und „ „ 4-6 Uhr für Mädchen, 2. jede« Soavabend, vo« «achmittagS 5-9 Uhr für Männer, und „ „ 5—7 Uhr für Knaben, 3. jeden Sonntag, von vormittags 7—12 Uhr für Männer. GS können Wannenbäder mit Brausebad oder auch nur Brausebäder Alles« genommen werden. Die Preise für die Bäder sind zur Zeit wie folgt festgesetzt worden: ». für ein Wannenbad mit Brause 30 Pfennige; d. sür ein vransebad allein 15 „ ES werden jedoch auch Dutzendkarten auSgegeben, der Preis beträgt hierfür-» «. für 12 Wannenbäder 3 Mark — Pfennige; d. für 12 Bransebäder 1 „ 50 „ . Schulkinder haben da» Schulbrausebad zu benutzen, wofür eine Gebühr nicht erhoben wird. Wird jedoch sür Kinder ein Wannenbad oder Zelleu-Brausebad verlaugtz so find? die oben festgesetzten Gebühren zu entrichten. Badekarten werden auSgegeben und sind zu entnehmen: 1. im Gemeindeavtte, Zimmer Nr. 5; 2. im Consnmverei« Riesa, Verkaufsstelle Gröba; 3. bei Herrn Materialwarenhdlr. Bobkrach; 4. „ „ Buchbinder Jentzsch; 5. „ » Kaufmann Otto; 6. „ „ Friseur Wünsche. Bei dem SchulhauSmann werden Badekarten nicht auSgegeben. Der Zutritt zum BolkSbad ist durch den Eingang an der Westseite der Schule z« nehmen und ist nur mit Badekarten gestattet. Den Anweisungen des SchulhauSmannS bez. dessen Ehefrau ist unbedingt Folge zu geben, die Badekarten sind an diese abzugeben. Die Benutzung der Bäder wird von dem SchulhauSmann bez. dessen Ehefrau angewiesen. Für die Verabfolgung eine« Handtuches und sür ein Stückchen Seife kann der HauSmann 10 Pfennige verlangen. Gröba, am 31. März 1911. Der Schulvorstand. Stadtbibliothek, 49V0 Bände, jeden Montag, ausschließlich schulfreier Tage, abends von 7—r/,9 Uhr geöffnet. Dietzel. Oertliches und Sächsisches. Riesa, 31. März 1911. —* Einen Auftakt zu dem kommenden Reichstags- Wahlkampfe bildete die gestern abend im Wettiner Hofe abgehaltene öffentliche Wähleroersammlung, die vom Reformoeretn, vom Konservativen Verein und vom Bunde der Landwirte einberufen worden war. Die Be sucher der Versammlung — es hatten sich etwa 150 bis 200 Personen eingefunden — haben ihre Anwesenheit ge wiß nicht bereut. Denn ließ einesteils der gespendete laute Beifall erkennen, daß der Redner des Abends, der Kandidat der rechtsstehenden Parteien in unserem 7. sächsischen Reichs- tagSwahlkretse Meißen—Riesa—Großenhain, Herr Curt Fritzsche, eS verstanden hatte, mit seinen Ausführungen das Interesse der Erschienenen zu wecken, so gestaltete sich ander seits auch die an das Referat sich anschließende Debatte recht interessant. In ihrem ganzen Verlaufe ließ die Versamm lung erkennen, daß auch tu unsere« Wahlkreise ein heißer Kampf der Parteien um das Reichstagsmandat beoorsteht. Herr Curt Fritzsche zeigte sich in seinen etwa 1*/, stündigen Ausführungen al» erfahrener Politiker, als ein Mann mit reichen volkswirtschaftlichen Kenntnissen und al» kraftvoller Redner. Er führte etwa folgende» an«: Wenn nach der Ankündigung da» Thema de» Bortragc» lautete: »Die Auf gaben de« nächsten Reichstage»", so sei damit nicht gesagt, daß an Vorlagen herangetreten werden solle, die erst in Jahren an den Reichstag gelangen würden. AIS Aufgaben de» nächsten Reichstages bezeichne er die Versöhnung und Sammlung der nationalen Parteien an Stelle der heutigen Zersplitterung und Zwietracht. Die Parteien müßten endlich inne werden, daß ei in der jetzigen Weise «richt mehr weiter gehen könne. Er sei nicht hierher gekommen, um eine SntschuldigungSrede für die rechtsstehenden Par- teieu zu halten. Für diese sei kein Grund vorhanden, sich zu entschuldigen, sondern st« könnten ihren Ehrrnschtld hoch halten. Er werde nur die Gründe darlegen für da», was die rechtsstehenden Parteien getan hätten. Der schlimmste Vorwurf, der den rechtsstehenden Parteien gemacht werde, sei der, daß sie dem deutschen Baterlande in der kritischsten Stunde seit Gründung des Reiche», bei der Reichsfinanz reform, die Treue gehalten hätten. Er glaube, wenn die Wählerschaft mehr und mehr sehe, wie gerade diese» Werk ein gute» und für unser Vaterland heilsames sei, dann würden auch den rechtsstehenden Parteien wieder die Stim men zufallen. Die Wahl in Gießen zeige, daß schon heute das deutsche Volk sich nicht mehr mit Schlagworten ver führen lasse, wie sie mit der ReichSfinanzreform ausgespielt würden. AuS der Presse und au» den Reden der Abge- ordneten ertöne jetzt der Ruf nach möglichst baldiger Aus schreibung der Wahlen. Au» diesen Bestrebungen spreche, daß die AgitationSmittel, die bisher noch gezogen, an Wirkung heute eingebüßt hätten. Da beeile man sich nun, die Regierung zu Neuwahlen zu treiben, bevor die Agita- tioNSmittel ganz ihren Wert etngrbüßt. Darin liege etwa», waS «ine Anerkennung sür die rechtsstehenden Parteien sei. Unsere Finanzen befänden sich seit der Ftnanzresorm in fortsteigender Besserung und der Etat für 1912 werde wetler zeigen, daß mit der ReichSfinanzreform der richtige Weg eingeschlagen worden und unser Vaterland durch sie au» dem Elend der Reichsfinanz - Mißwirtschaft befreit worden sei. Was wäre denn die Folge gewesen, wenn die ReichSfinanzreform gescheitert wäre? Wir hätten in zehn Jahren wieder «ine Finanzreform machen müssen, um die Ausgaben für Verwaltung und Zinsen für die Reich-schuld aufzubrtngen. Unser Volk wäre dann in schwerere Kämpf« gestürzt worden, als e» die heutigen sind. Durch die ReichSfinanzreform sei der Geldstand im deutschen Reich flüssig gemacht worden zu gunsten de» arbeit-freudigen deutschen Volkes. Die rechtsstehenden Parteien hätten darauf hingearbeitet, daß ein niedriger Zinsfuß im deuischen Reich herrschen soll. Aber diesen Bestrebungen, die eine Entlastung des deutschen GewerbefletßeS bedeuteten, habe der Liberalismus stets entgegengearbeitet. Der Liberale Mommsen und jetzt auch Dernburg stellten sich auf den Standpunkt, daß zunächst die Interessen deS Kapitals wahrzunehmen seien. Vom Großbankentum werde versucht, die Segnungen einer geordneten Finanzwirtschaft im Reiche für unser gewerbtätigeS Volk zu nicht« zu machen, um ja dafür zu sorgen, daß unser Geldmarkt nicht liquid bleibe. Um diesen Bestrebungen entgegenzuarbetten, sei von den rechtsstehenden Parteien im Reichstage die Regierung da rüber interpelliert worden, was sie gegen das Ueberhand- nehmen ausländischer StaatSpapiere im Reiche und den Abfluß inländischen Kapitals in» Ausland zu tun gedenke. Während da« deutsche Kapital den ausländischen Industrien zugute komme, werde es dem deutschen Erwerbsleben ent zogen. Der Kampf -wischen GroßkapitaltSmuS und deut schem Gewerbefleiß, deutscher Arbeit sei der Kampf der Zu kunft. Nicht das Kapital dürfe an die erste Stelle rücken, sondern die deutsche Arbeit. Wie stellten sich nun di« rechtsstehenden Parteien zu den einzelnen Berufen? Sie seien nicht allein Verfechter der Interessen der Landwirt schaft. Ihr Standpunkt sei der, c« dürfe kein Stand im deutschen Reiche zurückgesetzt werden. Handel, Gewerbe und Handwerk erfreuten sich heute einer viel besseren Lage als zurzeit der Caprivischen Handel-oertrag-aera. Da» sei eine der segensreichen Wirkungen der landwirtschaftlichen Schutz zölle. «u« der ehemals notleidenden sei heute eine kauf- kräftige Landwirtschaft geworden. Auch der Industrie kämen die landwirtschaftlichen Schutzzölle zugute. Wie schwer habe Deutschland unter der wirtschaftlichen Krise von 1900/01 zu leiden gehabt, um wie viel leichter aber habe unser Volk die 1907 durch die amerikanischen Bankkrach» hervorgerufene Krise überwunden, eben dadurch, weil wir 1907 infolge der Schutzzölle eine weit kauf kräftigere Landwirtschaft gehabt hätten als 1900, Und noch au» vielem anderen sei zu ersehen, daß mit den