Volltext Seite (XML)
KottbuS. Von einer schweren Feuersbrunst wurde am Montag Abend das Dorf Drehnow bei Kottbus heim gesucht. In später Abendstunde brach das Feuer auf dem Gehöfte des Besitzers Koschau aus und verbreitete sich, ohne daß es gelang, des wüthenden Elements Herr zu werden, immer weiter. Das Feuer verbreitete sich sprungweise und übersprang sogar mit Stroh gedeckte Häuser. Die ganze Nacht hindurch raste das entfesselte Element und ergriff später noch mehrere abseits stehende Scheunen. Im Ganzen wurden vierzehn Gebäude vernichtet, viel Futter und auch einiges Vieh ging zu Grunde. Ueber die Entstehung des Feuers ist noch nichts bekannt. Metz, 13. Mai. Gestern war die hiesige Garnisons kirche der Schauplatz eines tieftraurtgen Zwischenfalles. Der er noch — ick sage: „Willem", sage ick, „ick will mir mal Eene nehmen, die eben erst vom Lande nach Berlin jekommen is, mit die Andere» ist es »ich mehr auszuhalten." „IS jut" meent er, „die Mächens sind Deine Sache, für die Je- sellen sorge ick." Ick denn nu los nach'l Jesindebureau. Als ick da eene stehen sehe, die so'n recht ländlichen Jndruck macht, frage ick ihr: „Du bist wohl vom Dorfe? ' Wat ant wortet mir die freche Person? „Madameken," meent sie so recht höhnisch, „sollten wir Beede früher zusammen die Jänse jehütet haben?" Ick lasse ihr natierlich links stehen und wende mir an eene Andere, cen junget Ding mit knallrothe Backen un so 'ne recht treuherzije Oogen. Sie sagt mir denn, det sie erst vor zwee Dage von Treuenbrietzen nach Berlin jekommen wäre. „O," sage ick, „det Nest kenne ick, da hat mein Mann schon manche fette Kuh herjekriegt. Da steht woll viel Milletähr?" frage ick so recht vorsichtig. „Nee," meent sie, „die Eenzigcn, die da Militärmützen dragen, sind der Briefdräger un der Polizeidiener." „Na," sage ick, „denn will ick det man mit Ihnen mal probiren." Vors.: Sie er zählen aber gar zu umständlich. Angel.: Also kurz un jut, ick nehme sie also mit nach Hause un den ersten Dag ließ sie sich ja ooch janz nett an. Aber den andern Dag jing det Elend los. Bei Kanzleiraths über uns sollte JeburtSdag jefeiert.wer'n, un die baten uns, ob wir ihnen »ich eenen Bierbahn borjen wollten, sie wollten een Faß Echtet drinken. Wir hallen nu keencn Hahn; da wir die julen Kunden nu aber jerne jefällig sind wollten, so sage ick, ick wollte ihnen Eenen be- sorjen. Ick jebe denn meine Minna 30 Fennige un sage, sie sollte mit die Stadtbahn nach Friedrichsberg zu meinem Schwager fahren, der da Restaurateur is. Sie sollte ihn bitten, daß er uns uf 24 Stunden den selben Hahn borge. Nach fünf Stunden kömmt sie zurück, mit'n Hochrothen Kopp un janz eschasfirt. Ick denke doch, ick soll lang hinschlagen, als sie in der Küche wat uf'n Fußboden wirft mit die Worte: „IS det een Biest I" Un det Packet stellt sich als een leben diger italienischer Hahn heraus, der nu in der Küche rum flattert. Vors.: Nun, das war doch gewiß ein schlechter Witz von ihrem Schwager? Angekl.: Nee, der war jarnich zu Hause. Meine Schwäjerin hat dem Hausdiener jesagt, det er der Mächen den Hahn jeden sollte, un ob der det nu ooch falsch verstanden hat, weeß ick nich. Aber von dieser Je- schichte will ick noch nischt sagen. Den andern Dag soll sie mir für fünfzig Fennige Nelken holen, die ick zu't Wurst machen jebrauchte. Wat bringt sie mir an? Eenen Topp mit eene blühende Nelke! Als ick Krach mache, meent sie, sie hätte jejlobt, ick wollte zu Kanzleiraths Jeburlstag eenen Topp stiften. Aber det kommt noch schöner! Det Sonntags mache ick mit mein Kind nach Friedrichsberg raus. Als ick Abends nach Zehne nach Hause komme, is meine Minna nich vorräthig. Endlich, so um Zwölfe rum, kommt sie an. Ick kieke so hinter die Jardine uf die Straße raus un wat sehen meine Oogen? Die Unschuld von Treuenbrietzen bummelt an den Arm von eenen Maikäfer! Na, Len Soldaten Habs ick schön heimjeleucht, un meine Minna habe ick so einiger maßen die Leviten verlesen. Wieder nach een paar Dage schicke ick ihr mit det Kind in der Mittagstunde nach die Anlajen, weil et so scheene Luft war. Sie is een paar Stunden weg, als et langsam anfängt zu regnen. Ick stehe wie kochender Eis, weil sie nich nach Hause kommt. Endlich, wie et mit Mollen jteßt, kommt sie anjethürmt. Ick rau« aus'n Hause un ran an den Wagen. Ick schlage tue Decke zurück un wat sehe ick? Mein Kind iS vertauscht, anstatt mein kleenet blondet Mächen liegt een schwarzköppijer Junge drin, der mir anschreit. In den ersten Oogenblick werde ick die nördliche DachwerkhLlfte beschränkt; die südliche Hälfte, e Divisionspfarrer Schmidt, ein noch junger Maua, betrat an- woselbst große Bestände von Ausrüstungsgegenständen lagerten, I scheinend frisch und gesund die Kanzel, während der Predigt ward verschont. I aber wurde er plötzlich unwohl, und als er von der Tode«. Zehren. Am Dienstag beschäftigte sich die 3. Straf- I Verachtung, die der Soldat zeigen sollte, sprach, verlieb ihn kammer des königlichen Landgerichts zu Dresden in einer I die Besinnung. Er konnte nur noch eia kurzes Amen! Hauptverhandlung mit der Untersuchungssache gegen den SO I sprechen, dann brach er zusammen. Er wurde in die Sakristei Jahre alten, bisher noch unbescholtenen Gchmiedemeister und I und von dort in das nahe gelegene Mathildenstift geschafft, Maschinenhändler Gottlob Herrmann Fischer aus Zehren I woselbst er nach wenigen Stunden den Geist aufgab, ohne wegen schwerer Urkundenfälschung und Betrugs. Der An- I die Besinnung wieder erlangt zu haben. Der so vom Schlag geklagte, über dessen Vermögen das Konkursverfahren eröffnet I flusse jäh Dahingeraffte hatte erst im vergangenen Jahre wurde, war Mitglied des Meißner Kreditvereins. Bon dem I geheirathet. Ländlichen Borschußverein in Krögis war ihm gegen eine I Kautionshypothek ein Kredit von 12000 Mark bewilligt I Vermischtes, worden. Im Februar vor. Is. hatte Fischer diesen Kredit I Det sind Mächens! (Eine Berliner GerichtSver- I um 4000 Mk. überschritten und er war deshalb von dem I Handlung.) „Bringen Sie mir bloß schnell een JlaS Wasser, Vereine aufgefordert worden, diesen Betrag durch monatliche I sonst kann et sind, det mir uff der Stelle der Schlag rührt!" Zahlungen abzustoßen. Da der Angeklagte dies nicht konnte, I Nachdem sie getrunken, weigt die beängstigende Röthe aus griff er zu Wcchselsälschungen, die den Gegenstand der Ber- I dem runden, nicht unschönen Gesicht, die Augen blicken wieder Handlung bildeten. ES handelt sich um 58 Wechsel, lautend I recht energisch. Vors.: Nun, Angeklagte, sind Sie jetzt so auf einzelne Beträge vou 1S2 Mark bis S60 Mark, auf I weit, daß wir in die Verhandlung eintreten können? Angekl. : I denen die Acceptvermerke von Fischer gefälscht worden sind. I In Jottes Namen, ick werde mir schon bejreisen. Aber I Diese gefälschten Papiere hat der Angeklagte bei dem länd- I Sie wissen natierlich nich, wie eene arme verlassene Wittwe i lichen Vorschußverein zu Krögis und dem Kreditverein zu I ums Herz iS, die in solche Verhältnisse kommt, wie ick hier. I Meißen diskontiren lassen. Die betreffenden Vereine sind I Vors.: Sie sind die Schlächterwittwe B.? Angekl.: Jawohl, I hierdurch um 16000 Mark, beziehentlich 6000 Mark ge- I ick habe det Geschäft aber ufjejeben, weil ick mir mch mit I schädigt worden. Das Gericht verurtheilte Fischer zu zwei I die Jesellen un Lehrlinge herumärjern wollte. Aber die I Jahren Gefängniß und fünfjährigem Ehrenrechtsverlust. Die I Mächens sind tausend Mal schlimmer. Vors.: Mit dem ! Kugel, die ihm bei einem unternommenen Selbstmordversuch I letzten ist es Ihnen wohl recht schlecht ergangen, denn Sie I in die Brust gedrungen ist, ist bis heute noch nicht entfernt. I sollen sich schwerer Körperverletzung schuldig gemacht haben Bischofswerda, 15. Mai. Herr Tuchfabrikant Louis I und noch dazu mittelst eines gefährlichen Werkzeugs. Angekl.: I Großmann-Herrmann stürzte heute Mittag gegen 11 Uhr I Lassen Sie mir bloß noch eenen Schluck Wasser drinken. I von einem Gerüste, das er betreten hatte, um einem Klempner I Ja, det hört sich jefährlich an. Sie hat ja so'n kleenet l Anweisungen zu geben; mit ihm fiel ein Arbeiter herab; I Wundeken jehatt, aber ick habe ihr jleich Karl Pohl-Wasser I beide trugen lebensgefährliche Verletzungen davon. Herr I jejeben, wo sie mit jekühlt hat. Nach zwee Dage war sie I Großmann-Herrmann verstarb ^2 Uhr, ohne das Bewußt- I wieder jesund. Bors.: Sie behaupten wohl, daß Sie sehr I sein wieder erlangt zu haben; am Aufkommen des Arbeiters I gereizt worden sind? Angekl.: Jereizt? Herr JerichtShof, I wird gezweifelt. Das zahlreiche Arbeiterpersonal stellte als- I det Blut hat sie mir aus'n Herzen jepreßt, als die Jeschichte I bald die Arbeit ein. I mit det Kind passirte. Vors.: Wir werden um Ihre Er- Ostrau. Kommenden Sonntag den 19. Mai wird I zählung kaum herumkommen. Machen Sie es aber mög» I der Gauverband der niederer zgebirgischen Gewerbe- und I lichst kurz. Angekl.: In zehn Minuten bin ick mit die janze I Handwerkervereine Hierselbst seinen Gautag abhalten. I Jeschichte fertig. Vors.: Vorher noch eine Frage. Haben Pirna, 14. Mai. Das hier garnisonireude 2. Feld- I Sie nicht in einem Zeiträume von sechs Monaten neun I Artillerie Regiment Nr. 28 begiebt sich am 4. Juni nach l Mädchen gehabt? Angekl.: Det habe ick, aber wat will det I dem Schießplätze zu Zeithain und verbleibt dortselbst bis 4. I sagen? Ick sagte also zu^ meinen Mann — dunnemals lebte l Juli. Betreffs des hier zu schaffenden neuen KasernementS s I ist es bis zur Stunde zu einer definitiven Einigung zwischen I dem Rathe und der Militärbehörde, welch' letztere recht hohe I Ansprüche stellt, noch immer nicht gekommen. Daß jedoch > gebaut werden muß, ist feststehend, da ein Theil der Quar- I tiere den Anforderungen der Garnisonsverwaltung nicht mehr I zu entsprechen vermag. Markranstädt, 15. Mai. In der Untersuchung I gegen den hiesigen Stadtkassirer Hasenpflug wegen Unter- I schlagung städtischer Gelder hat sich der dringende Verdacht i herausgestellt, daß der hiesige Sparkassenrendant Franz Höra I durch Beihilfe die von Hasenpflug begangene Unterschlagung I in einem Falle ermöglicht hat. Es wurde deshalb gestern, I wie man dem „L. T." berichtet, auch der Rendant Höra, I welcher seit 1887 im Dienste der hiesigen Stadtgemeinde I steht und sowohl in weiten Kreisen der hiesigen Bevölkerung, I als auch bei seinen Vorgesetzten als ein durchaus pflichtge- : I treuer und zuverlässiger Beamter galt, in Haft genommen. > I Eine sofortige Revision der von ihm verwalteten Kassen, der : I Sparkasse, Schul- und Kirchenkasse, ergab denn auch, daß diese > I in bester Ordnung waren und bis auf den Pfennig stimmten. ' I Da er auch selbst keinerlei Bortheil durch die Begünstigung des Hasenpflug'schen Vertrauensbruches sich erwerben konnte, liegt die Annahme nahe, daß lediglich die freundschaftlichen Gesinnungen für Hasenpflug ihn zu dem verhängnißvollen Schritte verleitet haben. Zweifellos wird Höra nun auch für das ungedeckte Defizit aus der Unterschlagung Hasen- pflug's in Höhe von ca. 110«/Mk. zivilrechtlich verantwort lich gemacht werden. Wurzen. »Der Aufseher Röber auf einem Steinbruche gestattete seinen Arbeitern nicht, Sammlungen zu sozialdemo kratischen Zwecken vorzunehmen — dafür denuncirten ihn diese, als er eines Sonnabends 15 Sprengpatronen, die er wegen Untauglichkeit nicht mehr verwenden konnte, in seinem Schranke verschloß. Röber wurde vom Landgericht auf Grund des Gesetzes über die Handhabung von Sprengstoffen zur gesetzlich mindesten Strafe von 3 Monaten Gefängniß ver- urtheilt. Der Vorsitzende der Strafkammer rieth dem Ber- urtheilten selbst, die Gnade des Landesherr» anzurufen. Leipzig. In einer am Montag Abend abgehaltenen sozialdemokratischen Versammlung wurden dem für die „Leip ziger Volkszeitung" eingesetzten Preßkomitö heftige Vorwürfe gemacht. Namentlich tadelte man, daß seit dem Bestehen des Blattes, dem 1. Oktober vor. Is., noch keine richtige Ab rechnung gegeben wordcn.sei, denn die bisher erstatteten Ab rechnungen begründeten sich nur auf Vermuthungen. Man wisse also nicht, ob die Zeitung gedeihe oder nicht. Eine Be schlußfassung über die Angelegenheit wurde der vorgerückten Zeit halber vertagt. der Ausübung der Thierbrilkunde beschäftigen, ingleichcn die » ! Fleischbeschauer und Trichmenschauer, sowie diejenigen, welche I i gewerbsmäßig thierische Kadaver oder thierische Bestandtheile I beseitigen, verwerlhen oder bearbeiten, wenn sie, bevor die I in Absatz 1 vorgeschriebene Anzeigeerstattung erfolgt ist be-1 ztehentlich ein polizeiliches Einschreiten stattgrfunden hat, von I dem Ausbruche der Schweineseuche, der Schweinepest oder I de« Rothlaufs der Schweine oder von Erscheinungen unter I dem Viehbestände, welche den Verdacht eines solchen Seuchen-1 auSbruch« begründen, Kenntniß erhalten. — Die Kgl. Amtshauptmannschaft erläßt in heutiger I Nummer eine, größere Bekanntmachung, welche die näheren I Bestimmungen der Berufs- und Gewerbezählung enthält. I ES sei auf die Bekanntmachung noch besonders aufmerksam I gemacht. — Vom 20. bis 27. d. M. wird der Fährverkehr auf I dem Eommunicationsweg Riesa-Leutewitz wegen dessen gründ- I Hafter Herstellung gesperrt. I — Der Verwaltungsrath der sächsisch-böhmischen Dampf» I schifffahrtSgesellschaft beschloß in seiner gestrigen Sitzung, nach > Vornahme reichlicher Abschreibungen der auf den 29. Juni I dS. IS. anberaumten Generalversammlung die Vertheilung I einer Dividende von 8»/, Proz. (gegen 7'/, Proz. im Vor- I jahre) vorzuschlagen. I — Für die Therlnehmer an dem in der Sportfestwoche I zu veranstaltenden Distanzritt Dresden-Leipzig sind von dem ! Vorstand des Dresdner Rennvereins folgende Mittheilungen I veröffentlicht worden: 1) Der Start in Dresden findet im Innern der Rennbahn vor dem Musikpavillon statt. Starter: Herr Major v. Carlowitz. 2) Ziel: Leipzig, Stadtgrenze am Schnittpunkt der Wurzener Straße mit der Leipzig- Dresdener Eisenbahn, 1 lrm westlich Paunsdorf, woselbst alle erforderlichen Vorkehrungen zur Aufnahme von Reiter und Pferd getroffen sino. 3) Droschken sind am Ziel bereit gehalten und ebenso findet sich dortselbst Gelegenheit zum Um kleiden. 4) Stallung für sämmtliche Pferde stellt der Leip ziger Rennklub unentgeltlich im „Goldnen Löwen" zu Anger- Crottendorf, etwa 15 Minuten vom Ziel entfernt. Pferde wärter erhalten in nächster Nähe Quartier, Futter u. s. w. find zu ortsüblichen Preisen bereit. 5) Die Kommission zur Begutachtung der Felddiensttüchtigkeit der Pferde auf dem Leipziger Rennplätze am Sonnabend, den 25. Mai, Vormit tags 10 Uhr, besteht aus den Herren Generalmajor z.;D. v. d. Planitz, Oberst Polen, Oberstlieutenant v. Haugk, Ritt meister d. Res. Frhr. v. Hausen und Lieutenant Frhr. von Friesen. 6) Zielrichter sind ebenfalls vorgenannte Herren. 7) AIS Zeit ist die mitteleuropäische maßgebend. 8) Bei zahlreicher Betheiligung sind sechs weitere Ehrenbecher für die nächstkommenden Reiter mit felddiensttüchtigen Pferden bewilligt worden. 9) Es wird nochmals darauf aufmerksam gemacht, daß die Anmeldung der zum Distanzritt zu ge brauchenden Pferde bis Sonnabend, den 18. Mai, Abends 6 Uhr, unter Einzahlung von weiteren 10 Mark an das Sekretariat des Dresdner Rennvereins, Biktoriastraße 26, zu erfolgen hat. 10) Angabe über den Start in einzelnen Gruppen bez. deren Zusammensetzung durch AuSloosung wird durch Anschlag im Sekretariat des Dresdner Rennvereins und Zuschrift durch Postkarte bekannt gegeben. — Zu der Ablehnung der Tabaksteuer-Vorlage schreibt heute die „Leipziger Zeitung": „Auch die zunächst Be troffenen, die Tabakoerbraucher und Tabakindustriellen, wer den keine Ursache haben, sich über das schnelle Begräbniß der Tabaksteuer-Borlage zu freuen. Denn in. dieser oder jener Form, wahrscheinlich aber mit erhöhten Sätzen, wird die Vorlage wiederkommen und in Folge dessen die „Beunruhi gung" dieses Industriezweiges fortdauern, so gewiß, wie die Thatsache feststeht, daß alle anderen Staaten in der Tabak steuer die gerechteste und wirksamste aller Luxussleuern er blicken und diesen Verbrauchsartikel in Folge dessen ganz unverhiiltnißmäßig höher besteuern, als das Deutsche Reich. Für die Tabakverbraucher der ärmeren Bevölkerungsklassen aber wird die Ablehnung der Vorlage die Folge haben, daß sie ihre Cigarre und Pfeife auch fernerhin theurer bezahlen, als es nach der Vorlage der Fall gewesen wär«. Denn die Herabminderung der Spannung zwischen den HerauSzahlun- gen des Reichs und den Matrikularbeiträgen auf 10'/, Mil lionen Mark hat eine Herabsetzung der Tabaffteuersätze ge stattet, die zur Folge gehabt haben würde, daß der Tabak genuß der minder wohlhabenden Klaffen wesentlich billiger geworden wäre, als bisher. Bei dem Rauchtabak hätte sich die Verbilligung auf alle Sorten mit Ausnahme der theuer- sten erstreckt, bei den Cigarren auf die Fabrikate bis zu vier Pfennigen. Erst bei der Fünfpfennig-Cigarre hätte die Wir kung der Steuer begonnen, d. h. zehn Stück der Fünfpfennig- Cigarre wären ein und einhalb Pfennig! theurer geworden. Die Reichstags-Mehrheit hat auch das nicht gewollt und mag sich über die Rückwirkung dieses Beschlusses auf die Finanzen der Einzelstaaten nunmehr mit ihren Wählern auseinandersetzen. — An der königlichen Turnlehrer-Bildungs-Anstalt zu Dresden findet in der Zeit vom 10. Juni bis Anfang No vember d. I. ein Kursus zur Ausbildung von Turnlehrern statt. Die Theilnehmer an diesem Kursus müssen mindestens den vollen Nachmittag jeden Wochentages zur Verfügung haben. Gesuche um Zulassung find unter Beifügung des Geburts- oder Taufscheines, eines ärztlichen Gesundheits zeugnisses, eines amtlichen Zeugnisses über die sittliche Füh rung, eines selbstgefertigten Lebenslaufes und der Zeugnisse über die genossene wissenschaftliche und turnerische Vorbildung bei dem Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterricht« btS zum 20. Mai laufenden Jahres einzureichen. Großenhain, 15. Mai. Gestern Abend in der 9. Stunde brach in der Reichsmilitärkaserne an der Elster werdaer Straße, und zwar in dem Dachraume des Stall- gebäudes der 4. Escadron, ein Schadenfeuer aus, das in den dort lagernden Rauhfuttervorräthen reiche Nahrung fand. Dank der durch die städtische Feuerwehr rasch zur Ausführung gebrachten Löschmaßregeln, blieb der Brand auf