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««d A«r»tger (LlbebM mü> Achelgrrs. Tekgramm-Adress« Femsprrchstell» .Tageblatt-, Riesa. Nr. 20. für die Königl. Amtshcmptmannschast Großenhain, das Könlgl. Amtsgericht und dm Rat der Stadt Riesa, sowie dm Gemeinderat Gröba. AI. Dienstag, S. Februar 1909, abends. 62. Jahrg. Da« Riesaer Tageblatt erscheiul jeden Tag abends mit AuSnabme der Sonn» und Festtage. DirrteljUhrllcher BrzngSpreiS bet Abholung in der Expedition in Riesa 1 Mart 50 Psg, durch unser, Trüg« Irrt in« Hau« 1 Mark 65 Psg., bei Abholung aw kalter der taiseri. Postanstalten 1 Mark 65 Psg., durch den BriettrSger sret in« Hau« 8 Mark 7 Psg. Auch MonalSabonnementS werdm angenommen. Auzeigen-Annahme sür die Nummer des Ausgabetages bis vormittag S Uhr ohne Wewjihr. Rotationsdruck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — GeschSstSstelle: Goethestraße 59. — Für die Redaktion verantwortlich: Edwin PlaSnick in Riesa. Die Anmeldung der Ostern 1909 schulpflichtig werdenden Kinder für Gröba belr. »Schulpflichtig werden Ottern 1909 alle diejenigen Kinder, welche bis dah,n da« 6. Lebensjahr erreicht haben. Auch können noch die Kinder ausgenommen werden, die bi« zum 30. Juni d. I. das 6. Lebensjahr vollenden. Die Anmeldung dieser schulpflichtig werdenden Kinder hat DouuerSlag, bett 18. Februar, uachm. 2—5 Uhr in der Expedition des Unterzeichneten zu erfolgen. vetzubrinaen ist Mr alle Kinder der Impfschein, für auSwSrls geborene außer dem noch die Geburtsurkunde mit Taufbescheinignng. Gröba, den 7. Februar 1909. Der Schuldirektor. Börner. Klarschlaglieferung. Die Gemeinde Heyda braucht zum Straßenbau ca. 180 obm Sranitklarschlag, derselbe ist frei Elbufer Boritz zu liefern. Offerten mit Preisangabe sind bis -um 22. Februar dsS. IS. an Unterzeichneten einzureichen. Heyda, den 8. Februar 1969. TM-, Gem.-Dorst. Ausschreibung. Für den Schulneubau i« Staucha bei Stauchitz soll die Ausführung der ») Blitzableiteranlagen b) Klempnerarbeiten o) Dachd verarbeiten vergeben werden. Bewerber können Kostenanschläge der einzelnen Arbeiten, soweit der Vorrat reiche entnehmen bei Her«. Röder tu Trogt« Daselbst sind auch die auSgefüllten Kostenanschläge bis zum 25. Februar abends 6 Uhv wieder einzureichen. Die Auswahl unter den Bewerbern bleibt Vorbehalten. Staucha, den 9. Februar 1909. Der Schulvorstaud. Herrn. Röder, Borsitz. Schutt-Auktion. Die AuSfuhre von 60 odm Klarschlag soll DouuerStag, den 11. Fe.br, in KolbeS Restauration in Mehltheuer an den Mindestfordernden vergeben werden. Der Semeiudevorftaud. Oertliches und Sächsisches. Ries,a, 9. Februar 1909. —* Wie wir soeben erfahren, ist dem langjährigen Vorsteher des hiesigen Kaiser!. Post- und Telegraphenamts, Herrn Postdirektor Dachse!, von Er. Majestät dem Kaiser der Rang der Räte vierter Klasse ver liehen worden. —* Das Hochwasser der Elbe ist schnell zurück gegangen. Bereits heute morgen war der Riesaer Elbkai wieder wasserfrei. Trotzdem hat der Strom noch eine recht ansehnliche Breite, aber auch diese dürfte sich immer mehr verringern, denn vom Oberlaufe wird andauernder Fall gemeldet. —* Das Zschiedrichsche Operettenensemble hat sich in die Herzen der Riesaer hineingespielt. AuSver- kauste Häuser sind die Regel. Auch gestern abend bei der vierten Aufführung der reizenden, melodienreichen Operette „Die Dollarprinzessin" war der Zuschauerraum bis auf das letzte Plätzchen gefüllt. Schon lange vor Kaffenöffnung harrte eine dichtgedrängte Menge auf Ein laß und als der Vorhang hochging, mochten über 1400 Personen anwesend sein, davon allein 600 auf den Ga lerien. Gestern schien sich besonders zahlreich die Land bevölkerung aufgemacht zu haben, eine Tatsache, die beson ders auch im Interesse der hiesigen Geschäftswelt erfreulich ist. Denn diese hat mannigfachen Nutzen davon, wenn sich ein lebhafterer „Zug nach der Stadt" bemerkbar macht. Die Landleute kommen in der großen Mehrheit nicht erst kurz vor Beginn der Vorstellungen nach der Stadt, sondern früher, um gleichzeitig Einkäufe und sonstige Besorgungen zu erledigen. So kann auch die Geschäftswelt mit dem Erfolge, den das Operettenensemble erzielt, zufrieden sein. — Auf die Borstellung selbst einzugehen, erübrigt sich, denn es könnte nur das oft Gesagte wiederholt werden. Lach stürme und lebhafter Beifall durchbrausten auch gestern den Saal, wodurch die Zufriedenheit deS Publikums mit dem Gebotenen wieder dokumentiert wurde. —* Testern Abend fand der vom KreiSverein für Innere Mission veranstaltete Vortragsabend des Herrn Dr. Braß über „Natur und Gott" statt. Schon vor acht Uhr war der Saal der „Wettiner HoseS" dicht besetzt, ein erfreuliches Zeichen für das auch unter der Einwohnerschaft unserer Stadt noch vorhandene Interesse für Fragen, die über den Bereich des Alltäglichen scheinbar hinauSgehen und doch jeden Menschen persönlich angehen. Herr Pfarrer Friedrich eröffnete die Versammlung mit einem kurzen Wort, in dem er die Anwesenden willkommen hieß und den Wunsch aussprach, daß der Vortrag der Herrn Dr. Braß zur Klärung der Anschauungen beitragen möge. Hierauf betrat Herr Dr. Braß die Bühne, auf welcher der Lichtbilderapparat Aufstellung gefunden hatte, um seinen in zwei Teile gegliederten Vortrag zu beginnen. Er be- gann mit dem Hinweis auf den Ernst unserer Zett, wo auf allen Gebieten ein Kämpfen und Ringen stattfinde», ein nie ruhende» Suchen nach neuen Formen. Dor allem gilt dies für die Geisterwissenschaften, wo in hartem Kampfe Geist gegen Geist kämpft und eben in dieser KampfeS- stimmung oft ein allzu schnelle» Hervorlehren neuer An schauungen stattfindet. Im Mittelpunkt aller dieser Kämpfe stehen die wichtigen Fragen über die Welt: Warum eine Welt? Wozu? Woher? Und in den verdeckten Reihen der Kämpfenden stehen Naturforscher und Theologen. Nie mal» habe die Naturwissenschaft in die Theologie sich ein gemischt bis auf die letzte Zeit, wo sie sich für berechtigt, ja sogar verpflichtet ansteht, die veraltete Weltanschauung durch eine neue atheistische zu ersetzen. Unermüdlich kämpft sie nun gegen das Christentum als eine verdummende, kulturfeindliche Macht. Aber eS sind doch nur Uebergriffe einzelner Forscher mit ihren Anhängern; die besonnene Naturwissenschaft ist sich ihrer Schranken wohl bewußt: sie kann, wie jede andere Wissenschaft, weder das Dasein Gottes noch das Nichtdasein desselben dem Verstände zwingend beweisen. Denn wir gelangen hier auf ein ganz anderes Gebiet, das der inneren Erfahrung, das mit dem Menschen zugleich hervortritt. Die modern atheistische Naturwissenschaft behauptet nun, die Welt und mit ihr der Mensch habe sich „entwickelt", sei ein Produkt des Ztkfalls tm Weltenraume im Rahmen der Naturgesetze. Aber wir kennen ja gar keine Naturgesetze, wie oft auch diese Phrase in den Massen immer neu hervorgekehrt wird; was wir kennen, ist nur eine Reihe von Folgeerscheinungen, die wir wahrzunehmen imstande find. Bon den Vertretern jener atheistischen Naturwissenschaft wird den gutgläubigen Forschern der Borwurf gemacht, daß ihre Anschauung auf Glaubenssätzen beruhe, die eigene dagegen durch sicheres Wissen begründet sei. Und doch stellt man gerade dort die größten Anforderungen an den „Glauben". Daß die Kraft, der Stoff, das Leben ewig sei — «er kann das erweisen? Sie müssen eS „glauben". Was ist überhaupt ewig? Wir können nur von unserem eigenen Geist aus schließen, indem wir ihn als Maßstab anlegen, auch wenn wir von Gott sprechen. Ueberall im Weltenräum finden wir die größte Zweckmäßigkeit, ebenso in unserer Welt im Kleinen, auf der Erde. Wo entstand nun das erste Leben? Wir wissen eS nicht, aber es ist da. Und da wir überall Einrichtungen für die künftigen Lebensformen finden, werden wir zu der Annahme genötigt: Gott leitet die Welt, die er erschaffen hat. Was ist eine größere An forderung an den Glauben: all die zweckmäßigen, wohl geordneten, fürsorglichen Einrichtungen zu sehen und zu sagen: Gott, da» ewige Geistwesen, hat es geschaffen, oder zu glauben: alles dieses hat sich zufällig entwickelt. Doch wohl das Letztere! Wir sehen denn auch, wie die atheistische Naturwissenschaft sich genötigt sieht, den freischaffenden Geist, den sie verneint, an anderer Stelle wieder einzu setzen. Der Stoff selbst ist beseelt; das ist die Atomseele, Molekülseele usw. Aber was will da» besagen? Wir kennen noch nicht einmal das Wesen des Atoms und sollen doch seine Eigenschaften bestimmen können, sollen diesen kleinsten Bestandteilen des WeltstoffeS Lust und Unlust, sogar eine Art Bewußtsein zuschreiben, ähnlich dem unserm? Eine weitere Schwierigkeit bildet sodann der Begriff „Zu fall". Was ist zufällig? Durch Zufall soll die unbelebte Masse zur belebten werden, immer neue Formen erscheinen, zuletzt der Mensch. Das sind nur Glaubenssätze, nicht aber wissenschaftlich begründete Stützen dieser Anschauung. Von Zufall kann man nämlich nur dort reten,. wo etwa» ohne Zweck und Ziel geschieht. Verfolgt man aber irgend einen Zweck dabei, so muß die geistige Tätigkeit ein setzen. Alle« muß durchdacht sein, kein Zufall hat Platz. Ueberall da aber, wo wir Einrichtungen in der Natur vorfinden, die einen zukünftigen Zweck verfolgen, müssen wir die Wirksamkeit eines geistigen W-senS annehmen. Alle» Leben soll sich nun dnrcki zufälliges Einwirken von Kräften im Laufe langer Zeiten ans einem ganz ein fachen, belebten Stosse entwickelt haben. Welche» ist diese einfache Form deS Leben»? Wie sonderbar erscheint e» dann, wenn die ältesten Zeugnisse von Lebewesen, die wir besitzen, Abdrücke und Versteinerungen, uns auf Tiere weisen, die heute noch ohne die geringste Veränderung in unserer Welt leben. Wo bleibt da die Entwicklung? Anderer seits finden wir oft eine sprungweise Fortbildung, so daß wir wieder nicht von Entwicklung sprechen dürfen, da diese Schritt für Schritt weitergehen muß. An klaren, kolo rierten Lichtbildern zeigte nun Herr Dr. Braß einzelne Beispiele dafür, daß solche zweckmäßige Einrichtungen, die. auf einen künftig zu verfolgenden Zweck abztelen, wirklich vorhanden sind. Einen deutlichen Zweck erkennen wir bei den Spaltpilzen, den winzig kleinen Lebewesen, welche viele Krankheiten verursachen. Wegen der letztgenannten Folge möchte man sie wohl gern sür unzweckmäßig erklären, aber sie haben gar wohl ihre Aufgabe zu erfüllen, sie erhalten den Stoff im Kreisläufe, indem sie ganze Teile des Orga nismus gleichsam wegzehren, damit er durch neue Stoffe ersetzt wird. Ferner zeigt der Vortragende, wie schon bei solchen kleinsten Lebewesen im voraus Einrichtungen ge troffen werden, die erst einen zukünftigen Zweck zu dienen haben. Hier spüren wir das Wirken des Geistes. Denn die Erklärung, daß die „Zellseele" diese Einrichtungen sich „wünsche" und dann auch bekommt, mag vielen nicht, einleuchten. Aehnliche zweckentsprechende Einrichtungen finden wir bei den Pilzen, wo auf «ine wunderbare Weis» Vorkehrungen im Voraus getroffen sind, mit denen die, Sporen fortgeschleudert werden können, sobald sie lebens fähig sind. Oder wie zweckentsprechend ist die Einrichtung des DogeleiS! Daß der Keim stets nach oben kommen muß beim Brüten, daß das junge Tier am Schnabel einen besonderen Höcker bekommt, um die Schale durchschlage« zu können, daß für die ersten Atemzüge ein kleiner Luftvorrat vorgesehen ist — soll das alles deshalb da sein, weil eS das sich entwickelnde Vöglein wünscht^ Ein andere» Bild zeigte die Wasserspinne, die von vorn herein alle nötigen Einrichtungen mitbringt, die ihr tm Gegensatz zu den Luftspinnen daS Arbeiten unter Wasser ermöglichten. Und wenn wir vollends bedenken, wie einige Tiere sogar schwierige Rechenaufgaben spielend leicht und äußerst exakt lösen können, wie die Wespe, die beim Bau ihrer Wohnung au» einem Kegel ein Rotationsellipsoid konstruiert, oder wie die Biene, die mit der kleinsten Meng« Wachs den denkbar größten Raum schaffen kann, oder wie der Rüsselkäfer, der beim Bau seines BruthauseS au» einem Blatte genau die Größenverhältnisse berechnen muß — sollen wir da nicht geradezu genötigt sein zu dem Glauben, daß hier das fürsorgliche Walten eines Gotte» im Spiel« ist? — Im zweiten Teile seines Vortrags wandte sich Herr Dr. Braß der Frage der Entwicklung des Menschen zu. Die Behauptungen der Abstammung vom Affen oder Halbaffen und dergl. werden immer schwieriger zu »er stehen, je tiefer die Forscher in die Arbeit eintreten. Da finden wir vor allem die merkwürdige Tatsache immer neu bestätigt, daß der Mensch von Anfang an ein freischaffender Geist ist, sich also nicht erst im Lause der Zeit dazu ent wickelt hat. Wie wir au» den ältesten Funden «rsehe«, besitzt der Mensch von Anfang an den gleichen Schädel bau, die gleiche Struktur des Gebisses, den gleichen auf rechten Gang. Von Anfang an verstand ,r «», vermöge seiner Geisteskraft di« an Kräften weit überlegenen Tiere zu erlegen. Kein Tier besitzt etwa«, da» mit der menfch-