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Riesaer und Anzeiger (Elbeblatt Md ÄilMger). Telegramm-Adress« „Tageblatt", Riesa. Amisötait für -ie Königl. AmtshaupLmannschast Großenhain, das Königl. Amtsgericht, und den Nat der Stadt Riesa, sowie den Gemeinderat Gröba. 265. Mittwoch, 13. November 1907, abends. 60. Jahrg. Da» Mesa« Tageblatt erschrtttt jedm Tag abend» mit. Ausnahme d« Sonn, und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bet Abholung in der Expedition in Riesa 1 Al ar! 50 Psg., durch unsere Träger srei in» Hau» 1 Mark 65 Psg., bei Abholung am Schalter d« kaiserl. Postanstalten 1 Mark 65 Psg., durch dm Briefträger sret ins HauS 2 Mark 7 Psg. Auch MonatSabonnementS werden angenommen. Anzeigen-Annahme sür die Nummer deS Ausgabetages bis vormittag v Uhr ohne Gewähr. Rotationsdruck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Goethestraße 59. — Für die Redaktion verantwortlich: Hermann Schmidt in Riesa. Die auf den 15. November 1907, vor«. 11 Uhr in Röderau (Tammelort der Bieter: im Restaurant von Hermann Lamm) anberaumte Versteigerung ist aufgehoben. Riesa, den 13. November 1907. Der Gerichtsvollzieher de- Königl. Amtsgerichts. für bas „Riesaer Tageblatt" erbitten wir uns bis spätestens vormittag- s Uhr des jeweiligen Ausgabetages. Die Geschäftsstelle. Oertliches und Sächsisches. Riesa, 13. November 1907. —* Heute fand viormittags von 10—11 Uhr im Zitz- ungssaale des hiesigen Rathauses die Wahl eines Hand- Werker-Mahlmannes, und ton Vs12-Vrl Uhr die Wahl eines Nichthandwerker-Wahlmannes zur Ergänzungswahl für die Gewerbekammer Dresden statt. Die Be teiligung der Handwerker war ziemlich lebhaft; es wähl ten 52 Mann, während vlon den Nichthandwerkern nur 3 Mann an der Urne erschienen. Als Handwerker-Wahl mann wurde Herr Tischlermeister Heinrich, als Nicht- hondwerker-Wahlmann Herr Kaufmann Blanke gewählt. —* Der Assessor beim Amtsgericht Treuen Herr Her- mann Max Riedel ist vom 1. Dezember 1907 an dem hiesigen Amtsgerichte als juristischer Hülfsarbeiter zuge- wiesen worden. Vom 15. Dezember d. I. ab hat er die amtSanwaltschaftlichen Geschäfte wahrzunehmen. —* Der hiesige Babelsberger Stenographen- Verein feiert sein diesjähriges 47. Stiftungsfest nächsten Sonnabend im „Kronprinz" durch ein Festessen. —* Wie vorauszusehen, hat die Erhöhung des Elb- wasser st andeS hier nicht lange angehalten. Von gestern zu heute ging der Elbspiegel bereits wieder um 32 Zentimeter zurück. In Dresden betrug der Rückgang in derselben Zeit 35 Zentimeter. Vielleicht vermag der heute eingetretene Regen den weiteren Rückgang etwas aufzuhalten, wenn durch ihn zunächst auch kaum eine Aufbesserung zu erwarten sein wird. — Die freikonservative Gruppe im säch sischen Landtage besteht aus folgenden Herren: Kommer zienrat Grumbt-Dresden, Vorsitzender; Sptnnereibesttzer FaciuS-Lugau, stelloertr. Vorsitzender; Verlagsbuchhändler Dürr-Leipzig, Schriftführer; SanitätSrat Dr. Brückner- Leipzig; Baurat Enke-Leipzig; Stadtoerordnetenvorsteher Hübner-Zschopau; Kaufmann Knoblauch-Radeberg; Fabrik besitzer Kunath-Dresden. — Der Besuch Er. Maj. deS Königs von Spa- nien am sächsischen Hofe dürfte nun doch bis näch stes Frühjahr verschoben worden sein, da an maßgebenden Stellen in Dresden bis jetzt noch nichts von dem Ein treffen deS spanischen Königs bekannt ist. Ursprünglich war der Besuch schon vor einigen Wochen in Aussicht ge- nommen; da jedoch König Alfons von Dresden aus sich nach Wien begeben wollte, um den Kaiser Franz Josef zu begrüßen, unterblieb die Ankunft des spanischen Königs, da der Kaiser Franz Josef bekanntlich erkrankte. Wahrschein lich wird also König Alfons erst im Frühjahr 1908 nach Dresden kommen, um den Besuch deS Königs Friedrich August in Madrid zu erwidern. — Bet der gestrigen 1. Ziehung der 12. Lotterie für daS Völkerschlachtdenkmal entfielen an größeren Gewinnen: 500 M. auf Nr. 105108. 300 M. auf Nr. 149326, 150011. 200 M. auf Nr. 21049, 44782, 62822, 80127, 102546. 100 M. auf Nr. 9175, 11755, 120005, 151989, 152258, 172247. — Die nächste Feldpost nach Afrika nach Ab- gang der Feldpost, die von Berlin am 15. über Sout hampton abgeht, geht ebenfalls von Berlin wieder am 17. ab. Sie wird nach Antwerpen geleitet, um dort am 18. November dem ReichSpostdampfer der Deutschen Ost afrikalinie auf seiner westlichen Rundfahrt zugeführt zu werden. Der Dampfer ist am 8. Dezember in Swakop- mund und am 9. in Lüderitzbucht. Mit dieser Feldpost werden nur Brtefsendungen befördert. Sie verlassen das Marinepostbureau in Berlin am 17. November vormittag» 8 Uhr. Die Sendungen müssen also am 16. November dieser Sammelstelle für Feldpostsendungen vorliegen. — Warnung sür ehrliche Finder. Verliert 4>a, berichtet das „Chemn. Tagebl.", am JahrmarktSdienS- tag eine Frau ihr Geldtäschchen mit Inhalt. Die ehr- so ?ks- liche Finderin desselben läßt am darauffolgenden Tage in eine hiesige Zeitung ein? diesbezügliche, natürlich diskret gehaltene Fundayzeige einrücken, derzufolge sich die Ver- lustträgerin in der Wohnung der Finderin einstellt. Doch da heißt eS, wie einst aus Isaaks Munde: „Dein Bruder Esau ist mit List gekommen und hat deinen Segen hin weg. Gr wird auch gesegnet bleiben." Einen jungen Menschen hatte die Fundanzeige gelockt. Unter allerhand Vorwänden wußte er sich geschickt über Fundstelle, Aus sehen und Inhalt deS Geldtäschchens in Kenntnis zu setzen. Mit herzlichem Bedauern, daß eS nicht daS seinige sei, verabschiedete er sich zwar, vermochte aber nun hinter sich drein seine Helfershelferin zu schicken, die natürlich nun mit so genauen Informationen aufwarten konnte, daß die ehrliche Finderin ihr ohne Bedenken daS Fundobjekt aus- händigte. Zwar durfte der findige Esau den Segen dies mal nicht behalten. ES kann aber allen ehrlichen Findern nicht genug anempfohlen werden, ihre Schritte zum polt- zeilichen Fundbureau zu lenken, um allen Unannehmlich keiten aus dem Wege zu gehen. Von Interesse dürfte es noch sein, zu erfahren, daß am ersten Tage über zehn, am zweiten sogar über zwanzig trauernde Verlierer die Vor saalklingel der Finderin in Bewegung setzten. Wieviel Gauner dürften da wohl noch darunter gewesen sein? 7-. Strehla, 13. November. Dor der 5. Straf kammer deS Königl. Landgerichts Dresden hatte sich gestern die Händlerin Johanna Ernestine Therese verw. Schmidt geborene Seiler aus Kretnitz wegen Betrugs zu verant worten. Die Angeklagte soll im Herbst 1904 durch falsche Vorspiegelungen eine Firma in Dresden zur Gewährung eines Darlehens von 2946 Mark und zur kreditweisen Lieferung von Waren im Werte von 2784 Mark bestimmt haben. DaS Gericht hielt den Schuldbeweis nicht für er bracht und eS sprach die Witwe Schmidt deshalb kosten los frei. Oschatz. Zwischen dem Bürgermeister Härtwig einer seits und den übrigen Ratsmitgliedern und den Stadt verordneten andererseits sind Differenzen entstanden. Großes Erstaunen erregte eS in der letzten Stadtverordnetensitzung, daß sich der Bürgermeister Härtwig gegen eine Ratsoor lage wendete. Der Bürgermeister warf den Stadtvätern „verfluchten Geiz" vor; auch dem Bauausschuß, dem der Bürgermeister selbst angehört, in dem er aber seit Jahr und Tag nicht erschienen war, beschuldigte er, daß bet ihm falsche Sparsamkeit ausschlaggebend sei und dort alles Predigen nichts helfe. Man könne es ihm daher nicht verdenken, wenn er nicht an den Ausschußfitzungen teil nehme. Der Vorsitzende deS BauauSschusseS, Stadtrat Möbuß, verwahrte den Ausschuß in öffentlicher Sitzung gegen diese Unterstellung. Vorsteher Schmor! machte den Bürgermeister darauf aufmerksam, daß an den Beschlüssen beide Kollegien mitgewirkt haben und daß das Stadtoer ordnetenkollegium also ebensowenig und ebensoviel Schuld daran trage als der Rat, wenn falsche Sparsamkeit der Stadt viel Geld gekostet habe. DaS letztere wurde aber seitens der Stadtverordneten überhaupt bestritten. (Döb. Anz.) )l( Döbeln. Eines plötzlichen Todes starb gestern der Stadtmusikdirektor a. D. Karl Richter, der 30 Jahre lang bis 1. April 1904 die hiesige Stadtkapelle geleitet hat. In voller Rüstigkeit, man sah ihm seine 77 Jahre nicht an, wurde der von Idealen für seine Kunst stets erfüllte Mann durch einen Gehirnschlag dahingerafft. LeiSntg, 12. Noo. In der Gaststube deS Gast- Hofe» zu Wiesenthal bei Leisnig saßen an einem Abend im März d. I. mehrere Gäste aus Wiesenthal, Marschwitz und AltleiSnig vergnüglich beim Skatspiel. Anfang» spielte man um die „Halben", später um die „Ganzen". Auch der Wirt Schubert sah mit mehreren anderen Personen dem Skaispiel zu und dann und wann mußte er, wenn einmal dieser oder jener Skatbruder austrat, die Karten in die Hand nehmen und eine Runde mttspielen. Der pro Monat kostet diese Zeitung bei Abholung in der Geschäftsstelle; durch die Post frei ins HauS 6S Psg.; bei Abholung an jedem Postschaltcr Deutschlands und durch die Austräger frei ins Haus: Wirt fungierte auch eine zeitlang als Kassierer am Skat tische und führte namentlich für den Mitspielenden Hessel die Spielkasse. Als am frühen Morgen das Skatspiel ab gebrochen wurde, hatte Hessel in seiner Kasse 9 M. Er behauptete aber, 18 M. gewonnen zu haben und machte Andeutungen, die auf den Gastwirt Schubert gemünzt waren und diesen verdächtigten, nicht ganz ehrlich bet Führung der Spielkasse gehandelt zu haben. Auch in be nachbarten Orten, z. B. in Marschwitz, machte Hessel ähn liche Andeutungen, ohne irgend welche Beweise sür eine begangene Unehrlichkeit in der Hand zu haben. Auch dem Gastwirt Schubert kam schließlich daS Gerücht zu Ohren. Gr war außer sich und betonte, er werde den Verdächtiger anzeigen und ihm das M . . . stopfen lassen. Schubert strengte die Beleidigungsklage an, die Hessel mit einer Widerklage beantwortete wegen der vorstehenden Aeußerung Schuberts. Der Beklagte machte zwar geltend, daß er in Wahrnehmung berechtigter Interessen gehandelt und deshalb Anspruch auf den Schutz de» 8 193 habe, das Landgericht Leipzig verurteilte ihn jedoch wegen Be- leidigung nach 8 185 zu 20 M. Geldstrafe und wies ihn mit seiner Widerklage ab. Auch da» Oberlandesgericht Dresden, das in letzter Instanz die Angelegenheit verhan delte, wies die Revision Hessels ab. Der Gastwirt habe nicht anders handeln können, er habe sich gegen die An griffe Hessels gewehrt, um sich von dem gegen ihn aus- gesprochenen Verdacht zu reinigen. Roßwein. Die Entführung eine» Kindes bildet hier daS Tagesgespräch. Das 12 jährige Mädchen (Pflege kind) des Fabrikdtrektors Ramenapp (?) im benachbarten Söhligen besuchte die hiesige Schule und fuhr täglich mit der Bahn nach hier. Dieser Tage wurde nun das Kind auf hiesigem Bahnhofe von einem unbekannten Manne angesprochen, der dasselbe in ein bereitstehendeS Automobil hob und davonjagte. Wie man hört, ist der Automobil fahrer der leibliche Vater deS Mädchens gewesen. Dresden. Der nächsten Stadtoerordnetensttzung liegt ein Schreiben deS Vereins Gewerbetreibender Dresdens vor, der um die Errichtung eines Zirkusgebäudes auf dem fiskalischen Areal an der König Albertstraße in Neustadt bittet. — In der Klosterstraße fand ein Reisender eine Brieftasche mit 3400 Mark Inhalt. Der Verlierer, ein Ministerialrat, war kurze Zeit danach wieder im Besitz seines Eigentums. — Im benachbarten Döhlen verunglückte Baumeister Ehrlich und Frau aus Deuben infolge Durch gehens des Pferdes. Der Mann kam mit leichteren Ver letzungen davon, die Frau dagegen erlitt einen Schädel bruch. 88 Dresden, 13. Nov. Richard Wagners Sohn Siegfried ist aus Bayreuth in Dresden eingetroffen. Wie man hört, handelt eS sich um künstlerische Beratungen hinsichtlich der Bayreuther Festspiele. — Am 5. Dezember findet zwischen den bekannten Automobtlfahrern Guido Thost und Ingenieur Graumüller in Dresden zwischen Dresden und Leipzig ein interessantes Match statt. Es soll eine Strecke von 100 km durchfahren wer den, um festzustellen, wie groß sich der Brennstoffverbrauch beim Benzin und Benzol stellt. Zur Fahrt stehen ein einzylindriger 8 ?8 Divir et Boulon, der mit Benzin be trieben wird (Fahrer Thost) und ein vierzylindriger 8 kS Loreley des Ingenieurs Graumüller, der mit Benzol ge speist wird, zur Verfügung. Derjenige Wagen, der den geringsten Brennstoffverbrauch aufweist, gewinnt dis Wette, die auf 500 M. normiert worden ist. — Im September d. I. kündigten die organisierten Mühlenarbeiter der Zahl stelle Dresden ihre vor drei Jahren mit den Unternehmern abgeschlossenen Tarifverträge und reichten neue Tarif entwürfe ein, die aber von dem Arbeitgeberverband für daS Mühlengewerbe für undiskutierbar bezeichnet wurden. Die Arbeiter traten darauf in eine Lohnbewegung, die dann für die ersteren verschiedene Vorteile erbrachte. Die nur 55 Pfg.