Volltext Seite (XML)
Riesaer K Tageblatt und Anzeiger Wtdlav Mli» Alyeign). Telegramm-Adresse gL 6 I* F» Armsprechstell« „rag,blatt", Ries«. AAtz, H, N V H, TA H. H, Rr.;20. der Königl. Amtshanptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Mesa SOS. Dienstag, 8. September 18S6, Abends. 49 Jahr». La» Mrsaer Tageblatt erscheint jeden Lag Abend» mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher BrzugSPrei» bei Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehla oder durch unser« Träger frei in» Hau« 1 Mark SV Pfg., bet Abholung am Schalter der kaffer!. Postanstalten 1 Mart 28 Pfg., durch den Briefträger frei in» Hau» 1 Mark 65 Pfg. Auzeigeu-Auuahme für di« Numm« de» Ausgabetage» bi» Vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanienstraße 59. — Für die Redaction verantwortlich: Hermann Schmidt Riesa. Großherzog Friedrich von Baden. Zu seinem 70. Geburtstage, 9. September. NL. Großherzog Friedrich von Baden feiert heute unter freudiger und herzlicher Theilnahme seines Volkes und des ge jammten Deutschen Reiches seinen 70. Geburtstag. Was diesem Fürsten die einmüthige Verehrung aller Deutschen verschafft hat, das ist die allbekannte Thatsache, daß er ein echter deutscher Fürst ist, dem keine Fürstentugend fehlt, die das Herz des Volkes gewinnt. Er weiß Ernst und Milde zu paaren, ein Bild der deutschen Treue, auf die man sich verlassen kann, und ist von einer Leutseligkeit, die selbst dem geringsten in immer gleicher Freundlichkeit begegnet. Kein Fürst hat, wie er, zur Einheit des Deutschen Reiches mitgewirkt. Unerschütterlich stand er zu den drei Kaisern, mit denen er auch verwandtschaftlich innig verbunden war. So lange ein Deutscher lebt, wird cs unvergessen bleiben, daß Großherzog Friedrich von Baden cs war, der nach der Kaiserproklamation im Schlosse zu Versailles am 18. Januar 1871 das erste Hoch auf den neuen deutschen Kaiser ausbrachte. Von da an ist er einer der ersten Rathgeber im Kreise der deutschen Fürsten geblieben. An allen nationalen Angelegen heiten hat er den regsten Antheil genommen. Kaiser Fried rich III. konnte von ihm das schöne Wort sagen: „Vorauszu schreiten mit großem und gutem Entschluß ist ein Anrecht des erlauchten Zähriuger Hauses!" Wie kaum ein anderer Fürst hat Großherzog Friedrich da hin gewirkt, dem Reichsgedanken im Herzen seiner Unterthanen festen Boden zu bereiten. Auf seine Veranlassung wurde in den Schulen die Pflege des Patriotismus in den Vordergrund gestellt. Bekannt sind auch seine von warmer Vaterlandsliebe getragenen Ansprachen an die srühern Angehörigen des Heeres, an die Mitglieder der Kriegervereine, die überall, wo Deutsche wohnen, einen tiefen Eindruck hinterlassen haben. Auch um das deutsche Heer hat sich Großherzog Friedrich große Verdienste erworben. Er war der erste süddeutsche Fürst, welcher nach dem Jahre 1866 neben der politischen Einigung auch die militärische durchzuführen bestrebt war. Die badische Armee wurde nach preußischem Muster eingerichtet, die allgemeine Wehrpflicht eingesührt. Seit dem Jahre 1877 fand Großherzog Friedrich durch seine Ernennung zum General inspekteur der 5. Armee-Inspektion noch mehr Gelegenheit, seine Thätigkeit auf militärischem Gebiete zu entfalte«. Die Feldübungen besuchte er in Elsaß-Lothringen wie in Baden, lernte durch Besuche in sämmtlichen Garnisonen des Reichs landes die Truppen und das Land näher kennen. Namentlich bei der Bevölkerung des Elsaß, welche eines Stammes mit den weiften Badensern ist, erfreut sich der Großherzog aufrichtiger Beliebtheit. Wenn das badische Volk den 9. September besonders fest lich begeht, so ist das mit in der Fürsorge begründet, die Großherzog Friedrich für seine Unterthanen in so reichem Maaße bewiesen hat. In Bezug auf Wohlfahrtsbestrcbungen für Arme und Geringe ist durch das Beispiel und die praktische Förderung des Grvßherzoglichcn Paares in Baden Bewunderns- werthcs geleistet worden. Schon 1870 war das erste Arbeiter schutzgesetz in Kraft getreten, das Kindern' und jugendlichen Arbeitern weitgehenden Schutz gewährte und ihre Ausbeutung verhinderte. Durch wohlthätige Fürsorge des Großherzogs und seiner Gemahlin erwuchsen überall Anstalten zum Besten der Kranken und Armen, welche wesentlich dazu beigetragen haben, die allgemeine Zufriedenheit der Bevölkerung zu heben. Warmherzig begrüßte er die Socialrcsorm, die unter Kaiser Wilhelm dem Großen und seinem Kanzler Fürsten Bismarck zum Vortheil der wenig bemittelten Klassen eingeführt wurde. Arbeiterbildungsvereine, in denen lernbegierige Arbeiter sich zusammeufanden, wurden unter seiner Regierung thatkrästig gefördert und unterstützt, und die badischen Arbeiter haben sich staatstreu und ihres Wahlspruches: „Arbeit, Ehre, Vater- ! land" würdig erwiesen. Baden, welches so leicht durch konfessionelle Känipse zer rissen wird, verdaust es der Religiosität, Weisheit änd Duld- ! samkeit seines gegenwärtigen Fürsten, daß der vorhandene Gegensatz nicht zu erbitterten Kämpfen führt, sondern daß das Volk einmüthig zu seinem Landesherrn steht. Möge der Allmächtige über ihm walten mit seiner Gnade! Gott schütze und segne ihn und sein Haus! OertticheS «uv Sächsisches. Riesa, 8. September 1896. — Nach der Verordnung des Ministeriums des Innern vom 8. April 1893, betreffend die Nachaichung der Maaße, Gewichte, Waagen und Meßwerkzeuge, ist bestimmt, daß auf Grund von Artikel 21 der deutschen Maaß- und Gewichts ordnung alle 3 Jahre eine Nachaichung der im öffentlichen Verkehre verwendeten Maaße, Gewichte, Waagen und Meß werkzeuge zu erfolgen hat. Diese Nachaichung bezw. Kontrole geschieht durch die StaatSaichämter und es verfügen sich die Beamten derselben zu diesem Zwecke in die einzelnen Städte und amtehauptmannschaftlichen Bezirke. Die Beglaubigung über die erfolgte Nachaichung wird von dem Staatsaichbeamlen durch Einschlagen eines Aichzeichens L. neben dem Aichstempel bewirkt. Die Termine, zu welchen diese Kontrole in unserer Stadt Riesa zu erfolgen hat, sind vom Ministerium des Innern auf den 3.-7. und 9.—12. November d. I. festgesetzt worden. Es empfiehlt sich nun für alle unsere Geschäftsleute, welche mit Meßwerkzeugen der genann en Art zu hantiren haben, daß sie rechtzeitig beim hiesigen Aichamt alle ihre Meßwerkzeuge prüfen und nachaichen, diejenigen Werkzeugs aber, welche vom Aich- mcist r als reparaturbedürftig bezeichnet werden, rechtzeitig repariren lassen. Hierdurch wird erzielt, daß der die Aichkontrole ausübende Staatsbeamte diese Meßwerkzeuge in Ordnung findet und stempelt, sodaß für den Geschäftsmann kein Zeitverlust entsteht und nur der einfache germge Kostenansatz zu bezahle» ist. Meßwerkzeuge, welche bei der staatlichen Nachaichung nicht in Ordnung oder nicht in gutem Zustande befunden werden, : werden zurückoerwiesen und entweder verworfen oder müssen ' der Reparatur unterworfen und abermals vorgelegt werden. Hierfür sind aber nur die wenigen Tage zur Verfügung, die wir oben bezeichnet haben und es wird den Geschäftsleuten viele Schwierigkeiten machen, die Instandsetzung der Gewichte und Meßwerkzeuge in der kurzen Frist aichungsfähig Herstellen zu lassen; gelingt dies aber nicht, so wird manches neue Stück besch.fft w:rden müssen. Wir empfehlen also unseren Ge schäftsleuten dringend, ihre Meßwerkzeuge und Gewichte dem hiesigen städtischen Aichamt recht zeitig und möglichst schon von jetzt an, zur Vorprüfung vorzulegen, da in der Zeit kurz r or dem 3. November der Zudrang ein so großer werden dürfte, daß unser Aichamt nicht mehr im Stande ist, alle Aufträge zu erledigen. Bereits seit April d. I. hat unser Aichamt mit der Vorprüfung für Großenhain und den ländlichen Bezirken unserer Amtshauptmannschaft sehr bedeutende Arbeiten zu be wältigen gehabt und gegenwärtig gehen zahlreiche Aufträge aus dem Oschatzer Bezirk ein; da aber Riesa mit der Revision in hiesiger Gegend zuletzt daran zu kommen scheint, so ist es für unsere Geschäftsleute insofern günstig, als dieselben jetzt noch Gelegenheit haben, die Vorprüfung durch das hiesige Aichamt bewirken zu lassen. Wir rathen also nochmals Jedermann, die Sache nicht auf die lange Bank zu schieben, um sich nicht erhebliche kosten und Unbequemlichkeiten zu bereiten. Wer es unterläßt, seine Meßwerkzeuge und Gewichte der 3 jährigen Kontrole zu unterziehen, verfällt nach 8 369,2 des Str.-G.-B'^. in Strafe und hat die Beschlagnahme und Einziehung der nicht gestempelten Gewichte und Meßwerkzeuge zu gewärtigen. — Als Nachfolger des zum 1. October cr. in den Ruhestand tretenden Herrn Todtenbettmeisters C.W.Hammitzsch ist Herr Gärtnereibesttzer F. W. Fiedler Hierselbst vom Kirchen vorstande gewählt worden. — Herr Bahnhofsrestaurateur Andrv Müller, hier, theilt uns bezüglich der gestern reproducirten Mittheilungen des „Leipziger Generalanzeigers", betr. die leibliche Verpflegung in Riesa am Tage der Kaiserparade, mit, daß jene Angaben durchaus auf Unwahrheit beruhen, „denn am Tage der Kaiser parade", so schreibt uns Herr Müller, „die in Folge ihrer früheren Beendigung allerdings einen geradezu enormen Ver kehr herbeiführte, waren 4 Bierausgabeftellen mit je 2 Mann Bedienung und 7 Kellner unausgesetzt in Thätigkeit und im Buffet bemühten sich 4 Fräulein- unter meiner Leitung die Wünsche des Publikums zu befriedigen. Daß mir letzteres trotz des gewaltigen Andranges im überwiegenden Maße bei dem verständigen Theile gelungen war, konnte ich aus den zahlreichen, anerkennenden Worten meiner Besucher ent nehmen." — Nachdem das vom Reichstag angenommene sogenannte Margarinegesetz vom Bundesrath verworfen worden ist, ist von den Regierungen der Einzelstaaten, so auch vom Sächsischen Ministerium des Innern, Verordnung an die Stadträthe und Amtshauptmannschaften ergangen, nach welcher eine scharfe Kontrole über etwaige Verfälschungen der Naturbutter durch Zusatz von Margarine durch die Polizeibehörden auszuüben ist. Es sind fortgesetzt im Geheimen von den Butterhändlern und auf den Wochenmärkten, sowie von den sogenannten Butter frauen Proben der feilgebotenen Naturbutter zu entnehmen und einer eingehenden Untersuchung, in zweifelhaften Fällen durch den vereideten Chemiker, zu unterziehen. Unser Stadtrath hat, um nicht in jedem Falle die Kosten der chemischen Analyse auf wenden zn müssen, einen neu erfundenen Prüfungsapparat angeschafft, mit dem sich ziemlich genau feststellen läßt, ob der Naturbutter fremde Bestandtheile beigemengt sind. Jedenfalls kann man mit diesem Apparat auf das Genaueste die reine und von fremden Beimischungen völlig freie Nuturbutter beim Schmelzprozeß erkennen. Falls der Apparat den Verdacht der Beimischung von Stoffen, die nicht hineingehören, zur Naturbutter, insbesondere den Verdacht der Beimengung von Margarine ertziebt, wird die fragliche Butter der chemischen Analyse unterworfen. Die Bestrafung von Verfälschungen der Naturbutter erfolgt nach dem sogen. Nahrungsmittelgesetz, vom 14. Mai 1879, welches im 8 10 bestimmt: „Mit Gefängniß bis zu sechs Monaten und mit Geldstrafe ,bis zu l500 Mark oder mit einer dieser Strafen wird bestraft 1. wer zum Zwecke der Täuschung in« Handel und Verkehr Nah rung?- oder Genußmittel nachmacht oder verfälscht; 2. wer wissent lich Nahrungs- oder G enußmittel, welche verdorben oder nachgemacht oder verfälscht sind, unter Verschweigung dieses Umstandes verkauft oder unter einer zur Täuschung geeigneten Bezeichnung feilhält." — Der Fernsprechverkehr erfreut sich, wie auch gestern schon mitgecheilt, einer stetigen Erweiterung. Gegenwärtig bestehen Leitungen für den Fernverkehr zwischen Riesa einerseits und Bautzen, Berlin nebst Vor- und Nachbar orten, Chemnitz nebst Vor- und Nachbarorten, Deuben (Bz. Dresden), Döbeln, Dresden, Dresden - Blasewitz, Freiberg (Sachsen), Görlitz, Großenhain, Großschönau (Sachsen), Kötzschenbroda, Lauban, Leipzig nebst Vor- und Nachbarorten, Löbau (Sachsen), Loschwitz, Meißen, Mügeln (Bz. Dresden), Neugersdorf (Sachsen), Neu- salza-Spremberg, Niedersedlitz (Sachsen), Oberlößnitz Rade beul, Oschatz, Ostritz, Penziz (Oberlausitz), Pirna, Potschappel, Radeberg, Reichenau (Sachsen), Reichenbach (Oberlaufitz), Sohland (Spree), Waldheim, Wurzen und Zittau anderer- seils; dieselben können von den Tyeilnehmerstellen aus be nutzt werden. — Der Wasserstand der Elbe war im vorigen Monat für die Schifffahrt immer wieder günstig. Da die Regen menge recht reichlich auSfiel, sich aber auf viele Tage »er- theilre, so ist das Wasser weder zu sehr gefallen, noch zu sehr gestiegen; die Schwankungen der Wasserhöhe waren demnach nicht beträchtlich, wenn auch zahlreich. Mit —76 vocz («ach Dresdner Pegel) setzte der Monat ein, mit —4 onq wurde am 6. August der höchste, mit —90 enq am 25. der tiefste Stand erreicht, worauf der Monat mit — 56 om schloß. Der Unterschied zwischen dem höchsten und nied rigsten Stande betrag also Nur 86 eoq. Für die erste Monatshälfte bezifferte sich die durchschnittliche Höhe mit — 49, für die zweite mit — 67 und für den ganzen Monat mit — 58 c-nq. Die ungünstigsten Verhältnisse hatte bisher der August im Jahre 1885 auszuweisen, denn der Wasser spiegel bewegte sich damals nur zwischen — 145 und —163 enq, so daß das Monatsmittel —157 cnq betrug. Bis zu sehr tiefem Stande fiel cs im August 1892 und 1893, näm lich auf —172 und — 175 oaq. — Das deutsche Konsulat in Bukarest warnt deutsche Arbeiter der Schuhmacherbranche vor unvorsichtiger Annahme von Arbeitsangeboten nach dort. Wiederholt hat sich nach Angabe des Konsulates ein Bukarester Schuhwaarenfabrikant aus Deutschland Arbeiter kommen lassen bezw. persönlich ge holt, die dann wegen schlechter Behandlung, ungerechtfertigter Lohnabzüge, Nichteinhaltung der vertragsmäßigen Abmachungen rc. die Hilfe des Konsulates in Anspruch zu nehmen ge zwungen waren. Da nun solche Arbeiter, zumal sie die Bukarester Verhältnisse nicht kennen, nach ihrer Entlassung oft völlig mittellos dastehea, so daß ihre Heimbeförderung aus amtlichen Mitteln nöthig wird, so räch das Konsulat dringend an, vor Antritt der Reise nach dort sich zum Min desten über die Lohn- und ArbeitSverhältniffe, sowie über den Ruf und den Charakter des betreffenden Arbeitgeber» bei dem deutschen Konsulate zu erkundigen. — Mitte dieses Monat» werden die Dirnsträume de»