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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 06.04.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-04-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191604069
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19160406
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19160406
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-04
- Tag 1916-04-06
-
Monat
1916-04
-
Jahr
1916
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 06.04.1916
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.ff 8« Donnerstag, «. April 1916. abends «S. Jahr« 4. 'd » t» rte ch der ohl cfte Pt- ite ieß «er .en en in !N er tzt, >lt: der ge- los is- im en oie rz- du st, m .ie :e- as b- i2. r- m ge- isch il'el rn- ten iich der reo ffM ras en. -Ich ine iel- aß. hts IN rr o- Deutscher Reichstag. «. «pnng. Mittwoche de« 5. «prll 191S. NS hau« uud die «rwünen stad überfüllt. ' ^AM vsch» de« BundeSratS: von Bethman« NsMeg, VÜsferich, Von Jagvw, von Lapelle, von Loebell, von Wandel, WH«, Krartke, d. Schorlemer. v. Trott zu Solz, Befeler. Laven- Mw »ahnschassc. ' LP» dex Diplomakenstsgo wohnen der amerikanische Bot- Serard und der griechische Gesandte den Kerkandlun- M« Lei. 1 ' Prüskdent Dr. Kaemps eröffnet die Sitzung um 3>/« VH« Wit der Mitteilung von oem Hmscheiden der Abgg. Birken« »Mer tgentr.) und Obktrcher (ul.). G» -«»«hvittpl«» für dm» Rei«tz«ra»zlev und die Reich»- k«r»l«i sowie für da« Auswärtige Amt. Di« Beratung über diese Haushaltspläne wird , verbunden. My Verhandlung steht auch der ll-Boot-Antrag, Wkf ve« sich *alle MeichStagSparteten mit Ausnahme der „So- kttademvkratischen Arbeitsgemeinschaft" geeinigt haben. Dieser au» dem Hauptausschutz lautet: „Nachdem sich das Mot al» eure wirksame Waffe gegen die englische aus Hi« hungerung Deutschland» berechnete Kriegführung er- tztteseu hat, gibt der Reichstag seiner Ucberzcugung AuSoruck, vab e» geboten Ist, wie von allen unseren militärischen Macht mitteln, so auch von den Unterseebooten denjenigen Gebrauch AU machen, der die Erringung eines die Zukunft Deutschlands sichernden Frieden» verbürgt, und bei Verhandlungen mit aus wärtige» Staaten dis für die Scegcltung Dent>ch!ands er forderliche Freiheit im Gebrauch dieser Waise unter Beachtung »er berechtigte» Interessen der neutralen Staaten zu wahren." ' Der Ausschuß beantragt ferner, dieEingabedeSPro- fefsvr» Schäfer in Berlin zur V-Boot-Frage für erledigt V» erklären. Daheimgebliebenen ihr« Frucht bringen wird, wenn der Himmel uns"«» tzlderr» seine» Segen schenkt. Einstimmig, wird be kundet, daß »la Wi»tersaaten gut stehen, und e» ist viele Jahre her, daß-die Saateiiständsberichts »u dieser Zeit ein so hoffnung-freudiges Bild geben konnten, wie «S setzt der Fall ist. (Beifall.) Dl« Getreideernte von 1915 war eia« der schlechteste« seit vielen Jahrzehnten, und doch reichen wir nicht nur mit unseren Brotgetreidcvorräten, sondern werde» mit einer stattliche« Reserve la da« neu, Lrntejah, hinübergehen. (Beifall.) Me landwirtschaftliche Kraft Deutsch lands bewährt sich auf'» neue. Wie wir bisher auSgekommen sind, so werden wir auch weiter auskommen. I» dem Bestreben, uns auszuhungern und abzusperren, den Krieg auf das ganze deutsche Volk mit Frauen und Kindern auSzudehnen, ist England mit seinen Verbündeten über alle neutralen Rechte auf Handel und Verkehr mit den mitteleuropäischen Staaten zur Tagesordnung über gegangen. Die amerikanisch« Note vom 5. November 1915, Vie eine zutreffende Darstellung der englischen Völkerrechts verletzungen enthält, ist, soviel bekannt, bis zum heutigen Tage vo« der englischen Negierung nicht beantwortet worden. (Lebhaftes Hört! Hört!) Wie dieser, so haben auch die übrigen Proteste der Neutralen bei «uferen Feinden keinon anderen Erfolg, als den weiterer Neutrulitätsvcrletzudgcn. Ist doch England so weit gegangen, datz cs selbst menschenfreundliche Betätigungen amerikanische»! Philanthropen,; wie die Zuführung von Milch an die deutschen Kinder, einfach verboten hat. (Hört, hört!) Die letzte Order in Eouncil bedroht den Handel nach den neutralen Häfen mit nene», dem Völkerrecht wwersprechcnden Verschärfungen der DloSaderegel», gegen deren Verletzungen die amerikanische Rrgterniig bereits früher'Einspruch erhoben hat. ' Meine Herren, kein rnhig urteilender Neutraler, mag er uu's wohlgesinnt sein oder nicht, lau» von uns ver langen, das; wir uns gegen diesen völkerrechtswidrigen Aus hungerungskrieg nicht unsererseits zur Wehr setzen(Zuscimmuug), iaun von nuS erwarten, datz wir die Mittel der Abwehr, über die wir verfügen, uns entwinden lassen. (Lebhafte..Znstiiunuing.) Wir wenden diese Mittel an und. müssen - sie'- auwcudeu.I(Er- ncute Zustimmung.) Z ' > - Meine Herren, wir erkennen s die', berechtigten» Interessen der Neutralen a n Welthandel und au.deriScehan. -hber wir, er warten, datz die Rücksicht, die wir-nehmen,'-von'ihnen ver standen und nufer Nacht, wie. nufere iPfticist, anerkannt wird, gegen diese,.'-nicht' nur dem 'LM.e.iNHchK>'Neirr- des vU;s«HfLe«r fske:rschl.ikf-.'.'.chfrfhohnsfcrrchentzrMus- . '.?W unserer Feinde mit allen Mitbn" Vergeltung zu Vhsen. (Zu- f'timmnng und stürmischer Licifall.) '' . Meine .Herren, scll ich zuletzt hier sprach, sind-wir-genötigt gewesen, Portugal cm Krieg zu crNärcn. Sie haben gehört, welche Reihe von Nmttralitätt-verletzungen Portugal sich hat zuschulden kommen lassen. Der unter Salutschüssen Höhnisch bewerkstelligte Raub unserer Schiffe hat dein Fasse den Boden ausgeschlagen. Portugal hat unter der Einwirkung Englands gehanoelt. England hat anss neue seine liebevolle Protektion der kleineren Staaten bewiesen. (Sehr richtig!) Meine Herren, als ich am 9. Dezember hier unsere Be reitwilligkeit erklärte, über Frieden zu verhandeln, sagte ich, datz ich eine gleiche Bereitwilligkeit bei den Negierungen dcr^ feindlichen Länder nirgends erkennen könne. Datz ich recht hatte, hat alles gezeigt, wuS inzwischen geschehen ist. Die Reden,., die in London, in Paris, in Petersburg, in Rom gehalten^ worden sind, sind so eindeutig, datz ich nicht darauf zurückzu kommen brauche. Nur ein Wort an dis Adresse des englischen^- Ministerpräsidenten, Herrn Asquith. Auf seine persönlichen'' Invektiven antworte ich nicht (Beifall), weil ich persönliche Verunglimpfungen des Gegners auch im Kriege nicht für würdig'^ halte. (Sehr gut!) Aber sachlich will,ich kurz antworten, " , Für Herrn Asquith ist die vollständige und . endgültige Zerstörung der militärischen Mscht Preußens * die Vorbedingung aller Fricdensverhandluugen. Gleichzeitig ver« ' mißt Herr Asquith in meiner Rede deutsche Friedensangebotes (Lachen); über Friedensangebote zu verhandeln, die von der j andern Seite gemacht werden, dazu sei jede Partei bereit.'' Ja, meine Herren, gesetzt nun einmal, ich schlüge Hcqrn., lAsquith vor, sich mit mir an einen Tisch zu setzen Unt»' / die Möglichkeit eines Friedensschlusses zu besprechen und Herr,-) * Asquith begänne nut einer vollständigen Zerstörung der Macht' -Preußens, — das Besprechen wäre zu Ende, ehe eS begonnen hätte (Sehr richtig!). Auf solche Fuedeuöbediuguugeu,b leibt r, uns doch nur eine Antwort, und ' Liese Antwort erteilt unser Schwert. j (Laute Zustimmung.) . ' Meine Herren, wenn unsere Feinde das Blut vergiessen,,^ das Menschenmorden, die Verwüstung Europas weiter fort-' setzen wollen, — ihrer ist die Schuld. Wir stehen unser» Wann, und unser Arm wird zu immer stärkeren Schlägen auS- holen. (Stürmischer Beifall, Händeklatschen auf den Tribünen.) Sinn und Ziel jedes Krieges ist unS ein Deutschland so festgefügt, so stark geschirmt, datz niemand wieder in die Ver suchung gerät, uns vernichten zu wollen, daß jedermann in! der,weiten Welt unser Recht auf Betätigung unserer fried lichen Kräfte anerkennen mntz. (Starker Beifall.) Dieses IDentschland, nicht die Vernichtung fremder Nationen, ist das, lwaS wir erreichen wollen, und es ist das zugleich die Rettung »es in seinen Grundfesten erschütterten europäischen Kon tinents. (Lebhafte Zustimmung.) Meine Herren! Was kann eine feindliche Koalition Europa Listen? Rußland: das Schicksal Polens und Finnlands, Frank reich die Prätention Ver Hegemonie, jener(plcgnnouis, die unser Elend >var, England: die Zersplitterung', den Zustand dauernder Reizbarkeit, den es das Gleichgewicht auf dem europäischen Kontinent zu nennen beliebt nnd der dis letzte und inuMs Arscrchs für alles das Unheil gewesen ist, das in dkrü-in Kriegs über Europa, »ich über die Welt gekmimien ist. AMykfteck: Sehr richtig!) Wenn diese drei Michls sich nicht g^gen uns znsaurmengcjchlofseu, nicht versucht hallen, tzsiS H7äd her. Hchichte in ewig verflossene Zeiten »nrückzndxv^n, - dch.m. lMte sich der europäische Friede durch dis.Kräfte, stiller Mtlmcüung allmählich gebessert. Das zu erreichen, war Las Ziel der deutschen Politik vor drm Kxk.gr. Wir konnten, waS'wir haben wollten, durch friedliche Arbeit haben. Die Feinde haben den Krieg gewählt. (Abg. Dr. Lieb kuscht: <-ns heben ihn gewählt! Ungeheure Entrüstung, stür- mische Pfuirufs. Rufe: Hinaus mit dsin Burschen! Lu mol LauSbubI Großer Lärm. Präsident Dr. Kcicmpf rüst den Mg. y'r. Liebknecht zur Ordnung.) Wie soll Europa aus dreier ' r von Bli-r und Tränen, aus den Gräbern s. Beilage r«m „Riesaer Tageblatt". WWWWDtM««» Da««,: Langer L Winterlich, Riesa. GeiAüsttsteüe: Doethestrotze 59. Derantwortlich für Redaktion: Arthur Hähne!, Riesa: für Anzeigenteil: Wilhelm Dlttrkch/Rief» s Dl« Nedo de» Reichskanzlers. Der Präsident erteilte sofort dem Reichskanzler das Wort. Reichskanzler Dr. v. Bethmann Hollweg: Meine Herren! Als ich vor einem Vierteljahr vor Ihnen sprach, habe ich mich bestrebt. Ihnen auf Grund nüchterner Tatsachen ein Bild der militärischen Lage zu geben. Die Er eignisse haben die Zuversicht, mit der ich damals sprechen konnte, gerechtfertigt. (Beifall.) Da« Dardanelleaunternehms» der Feinds Ws Mit einem Fiasko ohnegleichen zu Ende gegangen. Nach dem siegreichen serbischer» Feldzugs, in dem Neben unseren und den österreichisch-ungarischen Truppen da» bulgarische Heer Seite an Seite mit uns uuvcrgäugUchcn Ruhm erlangt hat, ist Montenegro und Nordslbanken 1» die Hände unserer Bundesgenossen gekommen. (Beifall.) - Die Engländer bemühen sich nach wie vor um dis Be freiung ihrer in , Knt-el-Amcuec» eiugeschlossenen Armee. Den Russen ist es- zwar gelungen, sich «rtt einer vielsachen Uebermacht Errrrums O» bemächtigen, aber starke «irkischo Kraft verbieten ihnen ein weiteres Vordringen. (Beifall.) Ebenso Wie die russischen Anstürme in Ostgalizien sind auch die immer erneuten Angriffe der Italiener ianf die Jsonzolinie an der zähen Tapferkeit der österreichisch- Nuäarischen Truppen abgeprallt. Mit unerhörter Anstrengung haben die Russen auf langer Front ihre Sturmlolonncn cm« gegen unsere Linien vorgeschickt. Dor Hindenburg und seinen Tapferen find sie unter ungeheuren Verlusten zusammcngcbrochen. (Beif.) Meine Herren, von Len Regierungen ist den feindlichen: Büllern eingeredet worden, wir gingen mit unserer militari- scheu Kraft zu Ende, Wir hätten keine Manuschastcn mehr, die Moral unserer Truppen fange an sich zu zermürben. Nun, vMtz Hepchn, ich denke, , stD '^.Zvio Schlachten vor Verdun LÄHHM sie eines Besseren! (Sehr richtig!) Die mit genialer fAmsrqt vvrbereikete Operation ist von den heldenmütigen »Truppen durchgeführt, die gegen einen mit aufopferndem Mut kämpfenden Feind Vorteil um Vorteil erringen. (Beifall.) So ist -c die militärische Lago auf allen Fronton sehr gut durchaus unseren Erwartungen entsprechend. Meins Herren, Mrm wir das hier zu Hause auSsprechen, welche» ^auk, welchen heißen Dqnk MM« Mk'Ä Uliseke Krieger und ihre Führ« draußen «pesenden, die nun schon im 20. KriegSmouat draufgängerisch wie am ersten Tag« di« Yelmät mit Leib und Seele beschirme». (Lebhafter Beifall.) Unsere Feinde glauben, das, was sie nicht mit den Massen vec- Lnnen, durch unsere Absperrung uckd Aushungerung WWschkn. Ich habe e» verstanden, daß unsere Gegner km ISIS Von dieser Hoffnung nicht lassen wollten, aber ich : e» utcht, wie kühle Köpfe nach den Erfahrungen des INS an dieser Hoffnung noch festhalten. (Sehr richtig!) Here Gegner vergiessen, daß unser Staatswesen dank der L WWMtsatartsche« «ras« der ganze« DevSlkerung W« schwere» Fragen der Verteilung der LebenSmiUP gewachsen lw vergessen, daß das deutsche Volk über eine gewaltige moralische Reserve EM, die « befähigt, die in den letzten Jahrzehnten stark bestiegene Lebenshaltung einzuschrünken. Meine Herren, es ist «och erträglich, wenn wir z. B- in der Frage des Flcischgenusses, ,«er auch in anderen Levensbedingungen vorübergehend aup «» Zustand der siebziger Jahre zurnckkehrcn. Ich sollte meinen,' unsere Feinde werden sich daran erinnern, datz das damaligs WM« ^"Ug war, unl starke Schläge nns- I . Meine Herren, die Monate, die wir setzt durchleben — ich spreche da» offen au» —, sind schwer. Sie bringe» Beschrän kungen in manche Haushaltungen und Sorge in manche Familie. Mdev um sv Volker und dankbarer ist unsere Bewunderung für kW» Opfermuts sii« dik Hingabe an das Vaterland, mit der s . dk» «m»o »md dl» mindert»ernittelte Drvvrr-vuvg PH d» dftse schtvere Zeit schickt nnd bereit ist, in diesem Kampf «» «mftr Dasein auch das Schwerste auf sich zn nehmen. «Mall.) So, meine Herren, lauten die Berichte ans dem WWWK Lande. Aber sie besagen zugleich, datz die Arbeit der don Million«, «stehen? Zu unserer Mrlkldlgunz sind vir aus-> aezogen. Aber das, was war, ist Nicht mehr. Tie Geschichte ist^mit^ehenien Schritten vorwärtSgegangen. Es gibt kel» Unsere uyd Oesterrelch-UngarnS Absicht ist e» nicht g-»° wesen, dio polnische Frag» onszurollen. Da» Schicksal der Sck;lachten hat sie üufgerollr. Nuil steht sie da und harrt der Lösung. Deutschland und Oester- relch-Nngaul müssen und werden sic lösen. (Stürmischer Beifall.) Den Status qao aato kennt nach so ungeheure» Geschehnissen die Geschichte nicht. (Lebhafte Rufe: Sehr gutl) Das Pole« nach dem Kriege wird ein neues sein. Das Polen, das dev russische Tschluownik gebraudschatzt und nm Gelder erpreßt hat, das der russische Kosak brennend und raubend verlassen hat. ist nicht mehr. Selbst Mitglieder der Dnma haben offen» «inerkannt, datz sie sich die Rückkehr des Tschinownik an de« Platz, wo inzwischen ein Deutscher, ein Oesterrcicher und ein Polo ehrlich für das unglückliche Land gearbeitet haben (Abg- Dr. Liebknecht höhnisch: Hört, hört!), nicht vorstcllen wollens Herr Mquith spricht in seinen FriebcnSbebingungen twrn Prinzip der Naiivnatität. Wenn er das tut, und wenn er sich in dce Lage des unbesiegten und unbesiegbaren Gegners ver setzt, kann er auuehmcn, datz Deutschland die von ihm und seinen Bundesgenossen befreiten Völker zwischen der Baltischen See und den Wolhnnischen Sümpfen freiwillig wieder den» Regiment der Ncaltionäre Rußlands anSlicfcrn wird, mögen i« Polen, Litauer, Balten oder Letten sein?! (Lebhafter Bci- all!) Nein, meine Herren, Rußland darf nicht zum zweitenmal eine Heere an der ungeschützten Grenze Ost- und Mestpreutzen» ausmarschicrcn lassen! (Stürmischer, langanhaltendcr Bcisallk Bravorufe und Häudeklaischen im Haus und auf den Tribünen.) Nicht noch einmal auch sich mit französischem Gelds da» Weichsclland als EinfallStor iu das ungeschützte Deutschland ein-' richten lassenl Meine Herren, kann jemand glauben, datz wir -ie im Westen besetzte« Länder, auf denen bas Mut des Volkes geflossen ist, ohne völlige Siche rung für unsere Zukunft preisgeben werden? Wir werden un» reale Garantien dafür schassen, daß Belgien nicht englisch französischer Lasallcnstaat, nicht militärisch und wirtschaftlich als Bollwerk gegen Deutschland ausgebaut wird. (Lebhafter Bei fall!) Auch hier gibt es keinen Status guo auto. Auch hiev kann Deutschland den lange niedergchaltenen vlämischen BolkS- stamrn nicht wieder der Verwelschung prciSgebcn. (Stürmischer Beifall! Zurufe des Nbg. Dr. Liebknecht. Unruh«. Glock« des Präsidenten.) Es mutz ihm eine gesunde, breite, seiner An lage entsprechende Entwicklung auf der Grundlage seiner nieder ländischen Sprache und Eigenheit sichern. (Beifall!) — Meine Herren, wir wollen keine Nachbarn, die sich aufS neue gegen uns zusammcnschließcn, um uns-zu erdrosseln. Wir wollen Nachbarn, die mit «nS nnd mit de«o« wl» zufammcnarbeiten zu unserem gegenseitigen Nutzen. (Stürmischer, vnhältendev Beifall l Wg. Dr. Liebknecht ruft: Die Sie dann überfallen l Groß« Entrüstung und Lärm. Abg. Dr. Liebknecht ruft erneut» Ucberfalli Große Unruhe. Cntrüstungsrufe im Hause.) : Ich möchte hierbei noch eine andere Frage berühren. Die russische Negierung ist seit Beginn des Krieges mit allen Kräften bestrebt gewesen, die Deutschen Nutzlands und die deutschen Staatsangehörigen in Rußland zu berauben und zu verjagen. ES ist unser Siecht und unsere Pflicht, von der russi schen Regierung zn verlangen, datz sie daS gegen alles Menschen recht begangene Unrecht wieder gut macht und den verjagten und gefangenen Landsleuten! die Türen au-Z der russische« Knechtschaft wieder öffnet. (Beifall.) . ' : Das Europa, das ans dieser ungeheuerlichsten aller Krisen erstehen wird, wird in vielen Punkten dem alten nicht gleichen. Das vergossene Mut kommt nicht, das vergangene Gut nur langsam zurück. Aber wie cS auch sein wird, es muß für all« Bis!(er in Zukunft ein Europa der friedliche« Arbeit werden. Der Friedensschluß, der diesen Krieg beendet, vi'Üß ein dauernder sein. Er oars nicht den Keim zu neuen Kriege« legen, sondern muß eine neue endgültige friedliche Ordnung der europäischen Verhältnisse sein. (Abg. Dr. Liebknecht: Gebe« Sie dem deutschen Volke erst die Freiheit!.-— Große allgemeine Unruhe und lebhafte Zurufe. Abg. Dr. Kerschcnstciner ruft: Schmeißt doch den Kerl hinaus! — Große Heiterkeit.) , - Wir sind- in der langen KriegSgemeinschast mit unsere» Bundesgenossen immer fester verwachs.cn. (Msqll.) Der treue» Kriegskameradschaft muß nnd wird «ine - A.rüLitsgemeinschaft des Friedens folgen im Dienste de« wirtschaftlichen und Mtu- rellen Wohlfahrt der immer euaerr verbündeten Reiche. (Leb* Hafter Beifall.) i Wir gehen auch auf diesemzi GebieteiwinenLanderen Wea als unsere Gegner. England wilk'aach»nach-dem Friedensschluß den Krieg nicht aushörcn lasse»,» sondern dann,,den Handels krieg gegen uns mit doppelter Schärfe cinsctzen lassen. Erft sollen wir militärisch-, dann wirtschaftlich vernichtet werden. Ueberall.eine brutale ZcrstörnngS--nud Veruichtuugswut, und der vermessene Wille, ein Volk von.70 Millionen zum Krüppel zu schlagen. Auch bücke Drohung wird zerschellen, aber vie Staatsmänner, die solche Worte hranche», mögen eingedenk sein: je heftiger ihre Worte sind,« desto stärker sind unser« Schläge. (Lebhafter Beifall.) " ' P .- r ' » Und wenn wir über Europa hiilauZsehcih: von jeder Ver bindung mit der Heimat abgeschnitten^ hsberriunsere-,Schutzi» »truppen und unsere Landsleute . > ' ' ' «usere Kolonie«) zah verteidigt, machen sie noch jetzt in Ostnfrikcl HM'nniWg dem Feinde jeden Fußbreit Boden streitig. (L.-isall.) Mer da» cudgüliige Schicksal der Kolonien wird nicht dort, sondern, wie Bismarck sagte, hier auf dem Kontinent entschieden, und unsere Siege aus dem Kontinent Gerden ims eilten Kolonial besitz sichern nnd der unveriv-üsilichen deutschen Unternehmungs lust eine neue fruchtbringende Tätigkeit eröffnen. (Lebhafter Beifall.) Groß und breit wie Berge liegen bei unseren Fein den Selbsttäuschung, ingrimmiger Haß und Vollelkctrug ästf den Geistern. Die sK.udlichcn Staatsmänner setzen szch zu sammen und crsurbcn immer neue Fprmelu zu den-alle», damit.! nur dieser Wahn nicht gebrochen werbe Wir haben keine Zejt zur Rhetorik. (Lebhafter Beifall.) Stärker sind die Tatsachen, die tu r für uns reden lassen. (Crueuter stMinifchSr MM.) Bon allen kriegführenden Mächten ist DeuLschläpce. dreetzMe, der Vvn seinen Feinden and dem Mulckw ihrlr' SrcNiMWmev die Vernichtung, die Zerstückelung des NcicneS, die Zerstörung seiner militärischen und wirtschaftlichen Macht angedroht wird. Die treibenden Kräfte, die vor dem Kriege die Koalition gegen imS zusammengcsührt haben, Eroberungssucht, Revanchen«!, Eifersucht gegen den Konkurrenten auf dem Weltmarkt, sie sind auch wahrend des Krieges trotz aller Niederlagen mächtig geblieben. Mir sins eS nicht gewesen» die anderen Nationen Vernichtung ihrer Eristcuz, Zerstörung ihres naiionalen WesenK angedroht haben. Und woher nehmen wir die Kraft, um da heim alle mit der Absperrung unseres Verkehrs verbundene« LÄlwicriakciten zn traaön, um draußen die UcVerzE^.un-1
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