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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 24.12.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-12-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191712246
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19171224
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19171224
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-12
- Tag 1917-12-24
-
Monat
1917-12
-
Jahr
1917
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 24.12.1917
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In At ilichfte Wiüe »es Mrsm ÄMM erschriit m Donnerstag, den 27. Dezember (3. LchiMfeiertiz) M. itel Mensch im Umkreis, vor mir auf. Und all :, die Ebenen und Wäl- 'erer . ier- Und zur Ine IN ¬ IN des „L .—.St. Gott lag hinter ihr. Schön war sie gewesen, wunderbar sc^».., aber auch ziemlich anstrengend. AuS Zürich fuhren sie um 8 Uhr morgen- fort. Anfangs lagerte der Nebel «och schwer über der Landschaft. Mer die Sonne kam heraus. Es wurde ein herrlicher Tag, sogar ein sehr (Fortsetzung folgt.) ihres jungen Lebens hatte sie die Berse. die Lieder, die in ihrer Seele wiederklangen, auch niedergeschrieben. Meist sie verklungen, wie sie entstanden, vom Augen- geboren und ebenso rasch verweht. Heute schrieb sie nieder, was ihr Herz bewegte, daS wll war von unverstandener Seligkeit. War'» das Leben, das ihr zum erstenmale heiß pulsend entgegentrat, . . — - -- - - kaum zu ahnen, draußen war. der das Bescherungsgeld durch Gesangaufführungen. Die Schulkinder von Hellingen bei Hildburghausen schrieben: »Manche» arme Sind, dem vielleicht selbst zu Weihnachten kein Lichtlein am Baume brennt, hat gern und willig fein Scherflein beigetragen." Andere Kinder verkauften sogar ihr liebste» Spielzeug, um den Erlös an die Weih- nachtSbaumspende für die armen Kinder des wieder deutsch gewordenen Straßburg zu senden. Ein Junge sandte sei nen eigenen Christbaum für die armen Knaben im El saß und schrieb dazu: „Ich werde den Weihnachtsabend dafür, auch ohne Christbaum, doppelt vergnügt sein." Selbst in der Elementarklasse übten sich die Kinder in Begleit briefen, fo schrieben B. ein HanS und eine Grete: „Fir die armen Kinder zu Weihnachten aus unserer Gvar- bikse." Gin kleiner Junge sandte seinen acht Geschwistern acht Taler ein und bemerkte dazu: ,'Sre können 'sich denken, daß, wo drei Buben und fünf Dirndl, die alle Gottlob kerngesund sind und die viel Hunger und Durst haben und obendrein eine Masse Kleider Herunterrettzen, das sehr viel sein will." Entsprechend der Gebefreubig- keit aller Sinder, gab eS denn auch damals im Elsaß Weihnachtsbäume genug. In Straßburg erhielten außer dem 3000 Kinder besondere LiebeSgabenpaket«, und wenn in allen, auch den am ärgsten mitgenommenen Orten, in Elsaß und Lothringen die Kinder der Aermsten nicht nur einen Weihnachtsbaum hatten, sondern darunter noch man ches praktische oder „süße" Geschenk fanden, so war dies nur dadurch ermöglicht, daß die Kinder in Deutschland die Rollen vertauschten, um aus patriotischen Gründe« einmal selbst den Weihnachtsmann zu spielen. Und nun fuhr sie hinaus zu Else, um mit ihr in einem Hause zu leben! Angewiesen aufeinander im frem den Lande, wo sie niemand kannte! Hatte sie denn da» alles gar nicht bedacht? Wie war eS möglich, daß sie sich zu der Reise so rasch entschließen konnte?! Immer schwerer wurde ihr das Herz. Ml der Lebenshunger, der in ihr erwacht gewesen, sank in sich zusammen. Sie wollte sich trösten, daß sie doch dort ihre Ar beit, ihre Tätigkeit finden würde. Mer auch der Trost versagte. Denn e» sollte doch nur ein Versuch sein, Doktor Steinberg als Gehilfin zu unterstützen. Wenn der Wunsch nun fehlschlug, wenn sie seine Erwartungen nicht erfüllte, was bann? Dann müßte sie sich drüben eine Stellung suchen, und die würde eS doch wohl auch geben. Damit beruhigte sie endlich ihre erregten Nerven. Und älS in Hannover Doktor Steinberg auf dem Bahnsteig stand, konnte sie ihm froh zuwinken. Und eS wurde nun auch alles besser. Doktor Steinberg in seiner ruhigen, stets gleichen Freundlichkeit war ein wundervoller Reisebegleiter. Er hatte die Reise schon ko oft gemacht daß er Überall Bescheid wußte. Di« Seefahrt sollte allerdings auch ihm neue Eindrücke bringen. Fünfmal hatte er sie nun schon Um die Westküste gemacht. Dieses Mal wollte er um die Ost küste fahren, wollte den Suezkanal unk die Häfen an der Ostküste von Afrika kennen lernen. Die deutsche Ost- Äsrika-Linie macht es ihren Reisenden bequem, indem sie sich sowohl in Hamburg gleich einschiffen, oder, was noch bequemer ist, in Marseille oder Neapel aufs Schiff gehen können, also bis dahin zu Land fahren. Steinberg beabsichtigte, Alice die Gotthardbahn zu zeigen, dann von Bellinzona über Turin nach Marseille zu fahren und dort das Schiff zu betreten. Der erste größere Haltepunkt war Frankfurt am Main. Bon dort ging eS südwärts über Heidelberg, die Schwarzwaldbahn hinunter bi» zum Bodensee. Wie staunte Alice, als sie, das Kind der Ebene, di« ersten Berge sah, als sie hindurch sausten durch die Tun nel der Schwarzwaldbahn! Wie entzückend jedesmal die Aussicht war, wenn der Zug den Tunnel verließ und der Blick in ein liebliches Schwarzwaldtal frei wurde! ES ging nur alles viel zu rasch. Sie hätte jedes Bild festhalten mögen, eingraben in ihr Gedächtnis. Und ihre Augen hingen entzückt an den hohen, ernsten Tannen, an den rauschenden Wildwässern Und den sprudelnden Was serfällen, die neben ihrem Zuae zu Tal sprangen. Den ersten Aufenthalt nähmen sie in Konstanz am Bodensee in dem geschichtlich berühmten „Insel-Hotel". Es ist ein alte» Kloster, dessen Refektorium zum Speisesaal geworden ist, dessen Zellen jetzt die Zimmer der Gäste bilden. Alices Raum hatte einen seltsamen, Keinen Ausbau, in dem eine Ampel hing. Das Stuben mädchen erzählte ihr, daß der Sage nach ein Mensch in diesem Ausbau eingemauert gewesen sei, und zeigte ihr die großen Eisenringe in der Mauer. Etwas scheu blickte Allee in die unheimliche Nische hin ter ihrem Kopf, und Äls der Doktor beim Abendessen unten in dem schön gewölbten Refektorium Wein bestellt hatte, einen feurigen Lacrimae Christi, da trank sie ein GlaS mehr, als sie eS sonst getan hätte, in der Hoffnung, dann nicht von der Nische unter ihrem Bette zu träumen. Sie schlief auch herrlich in ihrer Klosterzelle, wachte früh auf. und als Doktor Steinberg zum Frühstück kam, fand er Alice schon in dem Klostergarten am See, wie sie ganz verzaubert htnauSblickte über die weite, schimmernde Was seroberfläche, auf der die Sonnenstrahlen spielten, und deren Wellchen in leisem Plätschern an das Ufer schlugen. Und hinter ihr standen die efeuumrankten Mauern des ehemaligen Klosters und erzählten ihr von alten Zei ten, von ferner Minne- und Raubritterzeit! Mit strahlendem Lächeln wandte sie sich nach Doktor Steinberg um, als er sie anrief. ,, „O, Herr Doktor, wie herrlich ist eS hier! Ach, schöner kann'» auf der ganzen Reise gar nicht werd«!" „Vielleicht doch", meint« er linhelnd, und freute sich dabei über seine Schutzbefohlene, deren Dangen vor in nerer Erregung glühten, auf deren blonden Haaren die Morgensonne spielte, deren Glan» auch in ihren groben blauen Augen wwderstrablte. Ob sie nun auch nicht bald das düstere Schwarz oblegen würde? flackernd Herunterbram»- Ruhe verrannen die Gtun- n schwr'eu Sch'as.... Auk- oammtinder Morgen. Dröhnender Widerhall von Schüs sen reißt unS -hoch. An der Beobachtung stehen wir über der Brustwehr drs Grabens. Der weite Umkreis des Ge lände» bi» zu den rücklings abschließenden, kvuchtigen Höhenzügen liegt in klarer Reinheit, wie abaewaschen, während ihn noch da» ungewisse violett der Dämmerung überflutet. Die Lallinie setndwärt» streckt sich in schläf rigem Erwachen. Die »erschossenen Dörfer sehen vllß- Mutig in den jungen Morgen. Mer zur Rechten, im Nachbarabschnttt, belfern die Kanonen ihr Geschrei der Wut, und in regelmäßigen Figuren Hüpfen die Feuer büschel platzender Schrapnells vor den Hintergrund der blaßblauen Bergkette, um im Augenblick, wie sie aus dem Dämmer sprangen, wieder zu verlöschen. Der Boden zit tert unter dem Einschlag schwerer Kaliber. Der Wind fegt uns au» Südwesten den zerfetzten Schall der Kano nade um die Ohren. Rotgrüne Lichter, drüben aufblitzend, winken Sperrfeuer. Das Schieben gleicht der eintönigen Brandung von gewaltiger Sturzsee. Langsam kommt die Helle des Tages. Die Sicht wird trübe. Tief dunkl hängen die Wolken. Und ntit dem etnsetzenden Regen verstaut der Feuerkampf. Der Tag bricht grau unv trostlos an. Gleich öde und verregnet, wie so viele im Winter, ober richtiger der Regenzeit über den verschlämmten Gräben und Stellungen der Westfront... btt tn VMnMn. Der Weihnachtsbaum, der unter allen Geschenken, die die Kinder erhalten, stets das schönste und beliebteste war, ist einmal auch von den deutschen Kindern selbst anderen als Geschenk dargebracht worden, und »war zu einer Zeit, die für die damaligen Verhältnisse ebenso kriegerisch war wie die heutige, zu einer Zeit, da Deutschland sich wie heute eines feindlichen UeberfalleS erwehren mußte. Als im deutsch-französischen Feldzuge 1870/71 das Elsaß wie der den Zusammenhang mit der alten Heimat gesunden batte, tat sich der deutsche Patriotismus in seiner schön sten Erscheinung bei Frauen und Kindern kund, und am schönsten äußerte er sich in der Sammlung, die bei der Ju gend Deutschlands veranstaltet wurde, um den Alters genossen im Elsaß und in Lothringen zur Feier ihrer Wiederkehr ins alte Vaterland den deutschen DeihnachtS- baum zu spenden. Noch heute sind unS zahlreiche Be richte über jene Spende erhalten geblieben, und es gibt manche rührende Einzelheit, die den weihnachtlichen KriegS- opfermut der Kinder auf die schönste Weise bewies. Zahl- «n, «itz dmkb« »a« bk U-stM« «uchichenw^ g genug der Weihnachtsbotschaft widersprechen: die st bleibt, al» Glauben nicht nur, sondern vor allem icht für die gesamte Kulturwelt bestehen. üriezsnelhaecht. Au» dem Felde wird un» geschrieben: Wieso ost, »og an de« frostigen Morgen hinau» zur Stellung. Der te Boden knackte unter dem Fuß, und da» a Ei» über den Vfützek sah au» wie schmutzig ange- ine» Gla». Eng schnürte der Nebel den Blick. Grau »um al» einziger Farbenton. Der Reif versickerte hen, Stoppeln und Brachfelder. Man mußte an große, rüberstreute Kuchenstücke denken, wie dieses todtraurige ierield, von Nebel in Fetzen geschnitten, dalag. In Staunen krochen die Drahtschlangen der Verhaue den krummen Pfählen. Kein Mensch im Umkreis. stießen ein paar Raben scheinen hinweqgezaubert, ... der, wo der Feind zäh eingebaut, sich dem Druck unser entgegenstemmt. Der Krieg schläft hinter der Bi g der Nebelwand. Dornröschenschlaf.... Und zi Auf der Artllleriebeobachtung. Es ist eil. — ,t: Regen und Wind trommeln gegen die Pan ¬ zertür, während im unterirdischen Blockbaus das Holz feuer behagliche Wärme gibt. Ein kleines Bäumchen brennt mu rötlich strahlenden Lichtern. Daneben der kriegsmäßig nüchtern« Brand der Karbidlampe. Auf dem Ofen brodelt kochende» Wasser für den Festtagspunsch. Das ist unser Heiligabend. Mr sitzen alle vier zusammen als Kame raden, Leutnant, Hilfsbeobachter und die beiden Fern sprech«, vereint in der wehmütig, stillen, freundlichen Stim mung de» Erinnerns. Noch sprach einer vom vergangenen Weihnacht-feste, das ein harter Kampftag für uns war, denn' mit Wucht prasselte das'Feuer der französischen Batterien über unsere Jnsanteriegräben, in der Dunkelheit Ler unsichtigen Nacht setzte der Angriff ein, den unser Sperrfeuer zerschmetterte ... Nachher sitzen wir alle schweigend. Jeder versinkt in den linden Strom seiner Gedanken, und sie gehen doch alle den gleichen Weg von FrtedenShosfnuna. Es ist so still, kaum baß bei den Vor masten «in Gewehrschuß patscht. Auch dem Feind sind die Verärgerungen leid geworden, mit denen er in vergange nen Jahren unsere Feier zu stören trachtete. Wir hielten in Erwartung eines Außergewöhnlichen gute Wacht, wäh- kst Kinder he»« da««» th« EKaWüchR« für bk «ökv nacht»baumlamnlm,g «leert und sog« ihre eifersüchtig behüteten DeihnachtStaier hergegeben. Eine der erstenGa- ben kam von vier Geschwistern in Bock««. uüd beigefügt war ein Brief „an die kleine« deutschen Schwestern und Brüder im Daß und Lothringen." Bon überall her. wo Deutsche wohnten, kamen Beiträge, au» russisch« StÄten, au» Neapel, au» Bukarest usw. viele Einsendung« wur- den durch Vermittlung der Lehrer durchgeführt, und wenn L« Abe nicht hatte «-»werden können, st, war ein Schreiben betgefügt mit Wort«, wie: ,,E» ist wenig, aber r«, zeigten oft ganz entzückend naive Rebe Wendungen. „Kien Sie, freundlicher Herr, herzlichst gegrüßt von den Schülerinnen der dritten (und auch von der ersten) Mäd- Sagen wollte er nichts darüber. Gr vertraute auf di« Eindrücke der Reise, auf die Wärme der Tropensonne, die sollte innerlich und äußerlich den Emst auS MiceS We sen fortwischen. Nicht eine ernste Lebensanschauung, die konnte ein Mann wie Steinberg nur billigen, aber den schwermütigen, schwerblütigen Ernst, der nicht zu Alice» Jugend, zu ihrer schönen, lichten Persönlichkeit passen wollte. Sie könnt« sich nicht lange in Konstanz aufhalt«. Um Mittag mußten sie weiter. Üeber den Bodensee muß ten sie. und da grüßten von fem herüber die Schneeberge, die ersten, fernen, weißen Spitz«, die Alice erst gar nicht als solche ansah, sondern die sie für seltsame Wollengebilde hielt. „Da» sind Berge? Da» sind die schneebedeckten Höh«? Und da kommen wir hin?" „Mr fahren nur durch sie hindurch! Mitten durch die Berge und Felsen geht es. Sie werden eS spüren, wenn un» der Gotthard aufnimmt." Für heute ging'» nur bis Zürich. Dort blieb« sie wieder zur Nacht. Und wieder lag eine schimmernde Was serfläche vor ihr. Dieses Mal im Mondlicht flimmernd, als sie abends auf dem Balkon ihres Gasthofes das Abend brot nahmen. Felchen au» dem Züricher See batte Doktor Steinberg bestellt, kleine in Oel gebratene Fische, damit Mice auch ein Sondergericht des Ortes kennen lerne. Nachher ging der Doktor noch ein wenig fort in die Stadt. Mice bat, im Gasthause bleiben zu dürfen. Sie blieb auf der Terrasse und blickte über den See, auf dem der Mondschein lag und auf dem einzelne Segel boote lautlos dahin glitten. Erinnerte^ es sie an Ham burg und die Außenalster? Vielleicht! Mer es war« keine trüben Heimwehgedanken. Heute war sie nicht mehr verzagt un7> traurig. Doll Dank war ihr Herz für das Schöne, das sie sehen "durfte. Ja, Manon hatte recht, die Reise allein war schon etwas, das sie mit Dank und Freude genießen sollte. 'Sie nahm ihr Reisetagebuch und schrieb hinein. Verse waren'S. Die Freundinnen Hatten sie immer geneckt, daß sie heimlich dichte. Sie hatte es geleugnet, und doch war's wahr. Aber nur selten, nur in den wenigen Höhepunkten ihres jungen Lebens hatte sie die Berse, die Lieder, die in ihrer Seele wiederklangen, auch niedergeschrieben. Meist waren sie verklungen, wie sie entstanden, vom Augen blick geboren und ebenso rasch verweht. Heute schrieb sie nieder, was ihr Herz bewegte, daS so voll war von unverstandener Seligkeit. War'» da» Leben, das ihr zum erstenmale heiß pulsend entgegentrat, die Welt, die ihr noch nie so schön erschien« war? Stil» liegt der See, ein Lufthauc "" Führt heim den Segler, der noi Leis zieh» die Ruderboots ihre Bahnen, Der Mond steht drüber silberhell und klar.. Und über mir die ungemess'ne Mite! Ich seh' hinauf zum stillen Himmelszelt, Und bitte, daß der mich auch ferner leite. Der unser Glück in seinen Händen hält. Daß er mich nehme über fernen Meeren In einem neuen Leb« an die Hand, So will ich froh ihn preis« und verehren Auch in dem fernen, fremden, dunklen Land. * * * Da sie noch einen Tag Zeit hatten, wenn sie in Mar seille, da» Schiff, den „Prinzregenten", treffen wollten, so entschloß sich Doktor Sternberg noch in der Bahn, von Bellinzona au» nicht gleich nach Turin weiter zu fah ren, sondern einen Abstecher nach Lugano zu machen, an den zauberhaften Luganer See. Mice» Freude war so frisch, daß er sich'» nicht versagen konnte, ihr auch die» schor» Flecks« zu zeigen, vaS ihnen so nahe lag. , du Pare" in Lugano, lag hinter ihr. Gchö Neber fernen Meeren. Roman von E. v. Winterfeld-Warnow. 2. Fortsetzung. Die fast drei Jahre ältere Manon hatte sehr früh geheiratet und lebte schon als strahlend glücklich« Frau vn eigenen Heim, al» ein Schlaganfall den bisher so tätigen Vater, Professor Waldvogel, fast völlig gelähmt, auf da» Krankenbett warf. — Zwei Jahre kämpfte der irrsprünglich so kräftige Mann gegen das Leiden, ehe er ihm erlag. Und diese zwei Jahre pflegte ihn die junge Alice mit stets gleicher, rührender Geduld. Manon kam immer nur wie ein Sonnenstrahl in das düstere Krankenzimmer hinein gehuscht. Und sie hielt «S auch nie lange darin aus. Irgendeine sehr wichtige Ar beit oder Verabredung rief sie wieder hinaus. Denn eS legte sich wie ein Alp in dem Bereich von Ernst und Gorge auf das Gemüt der lebenslustig«, jung« Frau. Empfand Mice diesen Druck nicht? Man« fragte e» sich oft. Fühlte sie nicht, wie schwer e» war, mit dem ver stimmten, nörgelnden Kranken auszukommen? Mnn Mice es auch empfand, so sagte sie es jeden falls nicht. Aber daß sie jetzt Steinbergs Anerbieten so rasch angenommen hatte, das zeigte Manon doch, daß auch in Alice die Sehnsucht nach frischem Leben und Er leben nicht erstorben war. Mein Gott, sie war ja cnkch noch so jung! Sie sollte auch leben und Neues und Schönes sehen! Sollte glück lich werden, wie sie es war! ElseS Gedanke war nicht dumm, er war gut! Und sie, Manon, wollte helfen, daß er in Erfüllung gehen konnte. II. Der Zug verließ die Bahnhofshalle. Auf dem Bahn steig standen Doktor Perbandt und seine Frau und wink ten und grüßten. Und aus dem Abteil flatterte Mices Tüchlein so lange, bis der Zug eine Kurve machte und den Blicken der Nachschauenden entschwand. . Manon hing sich in den Arm ihres ManneS und ffchmiegte sich eng an ihn. Sie fröstelte trotz des Sep- tembersonnenscheinS. «Nun, Herz, ist dir doch ein wenig bange bei diesem Gvrel? Es ist nicht so einfach, für einen anderen Vor sehung sein zu wollen. Meistens macht's unser Herrgott doch noch immer so, wie er will!" > „Ach, Hardi, nun mache du mich nicht noch ängst licher, als ich es schon bin! Mir ist ohnehin ganz schlecht zu Mut!. Und fehl« wird mir Alice überall!" „Das weiß ich, mein Herz! Ich will dich auch nicht unnötig ängstigen. Nur warnen möchte ich so viel wie Möglich, daß ihr jetzt die Sache ihren Gang gehen laßt, ohne allzuviel Einmischung von eurer Seite. Der Brief wechsel mit dem Herrn Lohmann zum Beispiel " „Ach so!" nun lachte die kleine Frau schon wieder, „da liegt der Hase im Pfesser! Der Briefwechsel macht dir Kopfschmerzen? „Ja, mein gestrenger Herr und Gebie ter, auf den verzichte ich nun nicht! ES ist zu himm lisch, wenn du eifersüchtig bist auf einen Menschen, den ich nicht mal kenne!" Der Zug rollte indessen mit Mice immer weiter süd lich, fort von der Heimatstadt. Alice war allein im Ab teil. Das war schlimm. So hatte sie keine Ablenkung. Und nun legte eS sich wie ein Stein auf ihre Brust. ! Wohin fuhr sie? In weite, weite Femen! Fort von Heimat, Geschwistern und Freund«! Sonnte sie zu rückkehren, wenn sie eS dort vor Heimweh vielleicht nicht aushatten würde? Die Reise bezahlte Ernst Steinberg für sie. War sie damit den Steinberg» so verpflichtet, daß sie keinen eigenen Mll« mehr hatte? Base Else weilte tzun bereit» seit drei Jahren dort unten. Sie war im Alter von Manon, jetzt also fast 23 Jahre alt. In der Zett kann man Ach sehr verändern, besonders in diesen Augendjahr«» tun drei Jahre schon viel. Wenn sie sich nun mit Else nicht verstand? Else iuü> Manon, dre beiden gleichaltrig« lustigen Mädchen Hütten eigentlich immer zusammen gehalten, und Mice, war «in verträumte», scheues Kind gewesen, dem seine Puppen, sein« Bücher die Welt bedeuteten und da selten an dm lebhaften Spiel«, dem Toben der beiden anderen teilnahm. - Sie ließen auch die „Kleine" meist in ihrem Eck chen sitzen. Die verstand doch keinen Ulk zu machen! Die hätte sie vielleicht verraten in ihrer Dummheit, wenn sie kaenk eine« äetnev Witz vorbatten,
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