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auf der Elbe herumspazierte. — Eine grobe Pflichtver letzung ließ sich das IS Jahre alte Dienstmädchen G. zuschulden kommen. Da» aus der Bautzner Straße be dienstete Mädchen erhielt am Sonntag nachmittag den Auftrag, mit einem zweijährigen Kinder der Dienstherr- schäft et« wenig spazieren zu gehen. Da» Mädchen ging jedoch mit d«l Kind« in ein Ballokal, in dem beide um Mitternachtz aufgegriffen wurden. Die besorgte Herr schaft hatte bereit» Anzeige über den verbleib bei der Sicherheit»- und Wohlfahrtspolizei erstattet. — In einem Garten an der Bürgerstraße wurde in letzter Zeit Obst gestohlen. ES gelang nicht, den Dieb zu überraschen, wohl aber fanden sich am Tatort etliche Fußabdrüüe, die zweifellos von dem Täter herrührten. Dem Dienst hund „Putz" der Polizeidirektion wurde an einer sol chen Fußspur Witterung gegeben. Er suchte den Garten ab, sprang über die zwei Meter hohe Gartenmauer und verfolgte die Spur bis in die Backstube einer benach barten Straße. Dort apportierte er ohne weitere» Be sinnen den Pantoffel eines Bäckerlehrlings. Lin Ver gleich der Pantoffel mit den Fußabdrücken im bestoh lenen Garten bewies) daß der Lehrling in dem Grund stück der Bürgerstraße gewesen war. Er legte nach an fänglichem Leugnen ein Geständnis ab und gab an, den Weg genau so genommen zu haben, wie ihn der Hund verfolgt habe. Die Spur war 10 Stunden alt. Hellerau. Ein eigentümlicher Unfall, der zugleich für andere al» Warnung dienen kann, ist von hier zu melden. Sin Bäckermeister war mit dem Befestigen von wildem Weine am Hause beschäftigt und hielt dabei einen größeren, ziemlich spitzen Nagelsttft im Munde. Der Mann glitt von der Leiter ab, wobei er den Nagel verschluckte. Aerztlicher Kunst gelang e», durch «ine einhüllende Trocken diät den Eindringling auf natürlichem Wege wieder au» dem Körper zu entfernen und dadurch eine schwere Operation zu verhindern. Nicht aber immer läuft die oft zu beobach tende Fahrlässigkeit, Nadeln in den Mund zu nehmen, bei Verunglückung so günstig ab. Mülsen St. Nicla» b. Zwickau. Hier sind 120 Grundstücksbesitzer durch den Trundbuchführer de« König!. Amtsgericht« Lichtenstein al« Beauftragter de« Ft«ku» ge- laden worden, um die VertragSunterzeichnung betr. Mineral- rechwveräußerung zu vollziehen. Damit sind hier sämtliche Ankäufe von Kohlenunterlrdischen für den Staat perfekt geworden. Zwickau. An Bockwen wurden die Gattin und Toch ter des Hausbesitzers Wenzel auf dessen Anzeige hin verhaftet, weil sie Wenzel hätten vergiften wollen. Wenzel tötete sich selbst durch Durchschneiden der Hals adern. * Chemnitz. Eine neue Talsperre will die Stadt Chemnitz im Seidcnbrachtal errichten, die als vierte Stauanlage zur Wasserversorgung der Stadt gedacht ist. Die Stadtverwaltung hat infolgedessen etwa 300 Hektar Land erworben. — Weiter beschloß der Ctadtrat die Errichtung von Stipendien für bedürftige und be- fähigte Volksschüler zur Ermöglichung des Besuches der Höheren Volksschule und der ersten Abteilung der Be- Kirksschulen und stellte für das Jahr 1914 2400 Mark für die Höheren Volksschulen und 2400 Mark für die Bezirksschulen in den Haushaltplan ein. — Unter freu diger Anteilnahme der gesamten Bürgerschaft beging die städtische Oberrealschule vom Sonnabend bis Montag in festlicher Weise das Jubiläum ihres 25 jährigen Be- stehens. Im Namen der ehemaligen Schüler der An stalt und oes Vereins ehemaliger Realschüler überreichte Herr Hälsig eine Jubiläumsspende in Höhe von über 7000 Mark, deren Zinsen bedürftige Schüler erhalten sollen. Herr Rektor Professor Dr. Stöckert hielt eine gedankenschöne Festrede und weihte im Anschluß hieran die neue Schulfahne, die in den Farben der Schule ge halten ist und die Inschrift „Weisheit und Kraft" trägt. Hohenstein-Ernstthal. Bor einigen Tagen be lustigten sich mehrere Knaben in einem Grundstück der Hohen Straße damit, daß sie eine Wann« mit kaltem Wasser aufstellten und sich darin badeten. Der 13 Jahre alte Knabe Klosterknecht trieb diesen lustigen Sport auch mit. Leider war er zu erhitzt in« Wasser gegangen, denn «ach kurzer Zeit stellte sich bei ihm eine schwere Nerven- krankheit ein, sür die ärztliche Kunst erfolglos war. Am Freitag starb der bisher gesunde, rüstige Knabe. Reichenbach t. B. Sonnabend vormittag wurde in der ReichSstraße der 6 Jahre alte Knabe Herbert Petzold von einem zweispännigen unbeladenen Schletfwagen über fahren und sofort getötet. Der Knabe hatte der vorbei marschierenden Maschtnengewehrabteilung zugesehen und war dabet unter da« herankommende Geschirr geraten. — Hier erschien in der Polizeihauptwache der 19 Jahre alte Fabrikarbeiter Paul Arthur Söthel au» Adorf i. v. und gestand, daß er die am DienStag abend dort niedergebrannte Scheune de» WirtschaflSbesttzer« Uhlmann vorsätzlich in Brand gesteckt habe. Er habe die Tat au« Wut und Arrgrr auSgesührt, weil man ihm in einer Fabrik sein Arbeitsbuch zurückbehalten habe. Der Brandstifter wurde in Haft genommen. Leipzig. Da« Glockengeläut« zu der neuen russischen GedächtniSktrche ist Sonnabend vormittag au« Rußland «tngetroffen. S« sind 8 Glocken au« Bronze. Die größte hat einen Durchmesser von 143 om bet einem Gewicht von 38 Zentnern. Sie tragen prächtigen Reliesschmuck, u. a. Maria mit den ChristuSkind und den Heiland; auch sind Widmungen in russischer Schrift angrfügt. Da» Ge läute wird zum ersten Mal am Tage der Einweihung «klingen. )( Leipzig. Gestern nachmittag fand in Anwesenheit de« König« von Sachsen im großen Festsaale de« neuen Rathaus«« die Festsitzung de« Zentraloerbande» Deutscher Industrieller statt. Der Vrrband«vorsttz«nde Landrat a. D. Rötger legte in einer Ansprache Ziele und Zwecke de» Zentralvrrbande« dar und schloß mit einem dreifachen Hurra auf den König. Der König dankte und äußerte, di« Au«sührungen seien ihm al« Herrscher eine« besonder» auf die Industrie angewiesenen Lande« besonder« wertvoll erschienen. D« König ließ sich darauf eine größere Anzahl von Herren vor stelle«, mit denen er sich langer« Zeit unterhielt. (Siehr den dr» sondern» Artikel in der Beilage.) Au» aller Welt. Koburg: Bei dem Hauöetnsturz auf der Mauer find folgende Personen um» Leben gekommen: Lackierer meister Karl Wchep« und stine Frau Anna Schep», Alfred Huschköntg, Alfred Schild, Alfred «lex, Richard Schnitter. Schuhmacher Karl Wohlleben, Frau Berta Wohlleben und die beiden Töchter Lina und Ida Wohlleben sowie die beiden Söhne Hermann und Karl Wohlleben. Di« Bergungsarbeiten dauern noch fort. Drei Personen werden noch vermißt. Die Leichen sind halb verkohlt. Schwer verletzt ist die 12 jährige Tochter Charlotte der Familie Beckendorf, sie hat einen Schädelbruch erlitten. Auch der Maurer Schirmer ist schwer verletzt. Weniger gefährliche Verletzungen haben die sechsjährige Gertrud Huschköntg und der 30 Jahr« alte Maurer Wilhelm Bauer erlitten. Da» furchtbare Unglück geschah ver mutlich in folgender Weise: Schon um r/z6 Uhr war das Gaswerk aufmerksam gemacht worden, daß ein Gasrohr an der Mauer gebrochen sein müsse. Zwei Monteure gingen nach der Mauerstraße Nr. 10 und ver kitteten den Bruch. Wahrscheinlich aber ist dadurch eine Dichtung nicht erzielt worden. Gegen 10 Uhr verstärkte sich der Gasgeruch, sodaß neuerdings Arbeiter in die Mauerstraße geschickt wurden, um nach dem Rechten zu sehen. Der GaSmeister Laue leitete die Arbeiten. Man vermutet, daß durch einön Pickelhieb ein Steinsplitter chen ins Glühen geriet und die Explosion des Gases, von dem das ganze HauS angefüllt gewesen sein mußte, verursachte. Das Haus stürzte bi» auf eine Hintere Mauer vollständig in sich zusammen. Furchtbare Hilferufe drangen aus den Ttümmern hervor. Die Feuerwehr und die Sanitätswache waren alsbald zur Stelle und mußten zwei Meter tiefe Schächte graben, um zu den ersten Verunglückten zu gelangen. — Berlin: Ein schweres Gewitter mit stundenlang andauerndem wolken bruchartigen Regen ging in den ebsten Nachtstunden über Berlin nieder. Der Blitz schlug mehrfach ein. In der Leipziger Straße entstand ein kleiner Brand, und in der Behrensstraße entzündete ein Blitzstrahl einen Stra ßenbahnwagen. — In ihrer Wohnung in Wilmersdorf wurden die Krankenschwestern Emilie und Luise Daun tot aufgefunden. Die Untersuchung ergab folgendes: Tie ältere der beiden Schwestern, die 70 jährige Emilie Daun, hatte in der letzten Zeit mehrfach Selbstmordgedanken geäußert, wobei sie behauptete, ihre Einnahmen gingen zurück, und sie müsse mit ihrer Schwester Nahrungs sorgei» entgegensetzen. Als nun die 5dfährige Luise Daun gestern von einer Pflege zurückkehrte, fand sie im Schlaf, zimmer ihre Schwester erhängt vor. Wiederbelebungs versuche blieben erfolglos, und so beschloß die jüngere Schwester, ebenfalls aus dem Leben zu scheiden. Sie bahrte die Tote auf, schmückte beide Betten mit Blumen und nahm dann eine große Mönge Morphium. Als abends auf wiederholtes Klingeln nicht geöffnet wurde, holte man die Polizei. Die Beamten fanden beide Schwe stern tot vor. Bei der Durchsuchung der Wohnung fand man in einem Schranke Wertpapiere im Betrage von 300000 Mark. — Magdeburg: Beim Passieren einer abschüssigen Straße drückte der schwere Wagen die Pferde nach vorn, sodaß diese die Straße herunter rasten. Am Ende der Straße sauste der Wagen direkt in eine Schar spielender Kinder. Die Kinder konnten nicht rechtzeitig der Gefahr ausweichen und so wurde von ihnen ein Küabe von fünf und ein Mädchen von drei Jahren von den Rädern erfaßt und so schwer verletzt, daß sie alsbald den erlittenen Verletzungen erlagen. — Re magen: Bei einem gestern nachmittag in hiesiger Gegend niedergegangenen Gewitter schlug der Blitz in eine auf freiem Felde befindliche Schafherde. Dreißig Schafe wurden aus der Stelle getötet. — Ratzeburg: In der vorletzten Nacht gerieten 100 Männ des Jnsan- terie-Regiments Nr. 85, die auf der Domäne Kittlitz in Quartier lagen, in ernste Lebensgefahr. In dem Ge bäude, das den Soldaten als Logis diente, brach Feuer aus, das mit rasender Schnelligkeit um sich griff. Mit knapper Not konnten sich die Soldaten unter Zurück lassung ihrer Waffen retten. Das ganze Gebäude brannte bis auf die Umfassungsmauern nieder. Außer den Waffen verbrannten große Mengen an Getreide- und Futter vorräten. Das Feuer ist wahrscheinlich durch die Unvor sichtigkeit eines Soldaten entstanden. Ein Soldat, der sich durch das Fenster in Sicherheit brachte, erlitt einen Armbruch. — München-Gladbach: Unter dem Ver dacht des Betruges wurden die beiden Inhaber des mit 450000 Mark Passiven in Konkurs geratenen Sägewerkes Deuß u. Co. in'München-Gladbach verhaftet. Wie ver lautet, sollen beide erhebliche Schwindeleien mit Wechseln verübt haben. — Stuttgart: Aus geringfügigem Anlaß hat sich in Stuttgart eine furchtbare Familien- tragödie abgespielt. Die in der Käsernenstraße wohn hafte Frau des Mechanikers Müller war angezeigt wor- den, weil sie angeblich einige Wäschestücke gestohlen haben sollte. Aus Furcht vor der bevorstehenden Be strafung warf die Frau gestern vormittag ihre beiden, im Alter von zwei und einem Jahr stehenden Kinder aus dem vierten Stockwerk auf die Straße und stürzte sich dann selbst hinab. Die Mutter war sofort töt; das eine Kind verstarb auf dem Wege zum Krankenhaus, das andere dürfte auch kaum mit dem Leben davon kommen. — New York: Ueber die Bluttat des Priesters Hans Schmidt in Newyork werden weitere furchtbare Einzel heiten bekannt, aus denen hervorgeht, daß der Täter in religiösem Wahnsinn gehandelt hat. Der Geistliche hatte die Anna Aumüller, eine junge Ungarin, durch eine fingierte Zeremonie in den Glauben versetzt, daß er mit ihr die Ehe eingcgangen habe. Das Mädchen wohnte in einer kleinen, abgelegenen Wohnung. Als sie schwanger wurde, verlor der Geistliche, der vor der Gemeinde als unverheiratet galt, die Besinnung und verfiel in Irrsinn. Er gibt an, seine schreckliche Tat auf Geheiß der heiligen Elisabeth von Ungarn vollbracht zu haben. Er habe, wie Abraham, ein Opfer bringen müssen. — Brüssel: Der Postwagen des Expreßzuges Caläis- Prüssel ist gestern früh auf bisher unaufgeklärt« Weise einem Brande zum Opfer gefallen. Sämtliche Postsen dungen der aus London kommenden Passagiere wurden zerstört. , « l>a MM in knien KMtü Da» Gefecht an der Göhrde. IS. September. „Ich halt' einen braven Kamerad, — Kein tapfrer war im Feld. — Ein feines Bürschchen war e» noch, — ein blutjung Milchgesicht, — und neckten ihn gute Be kannte, — dann sang er in hohem Diskante: — „Tie Schneider sind pindres nicht!" So singt der Lützower Friedrich Förster von seinem guten Kameraden, dem freiwilligen Jäger August Renz, der ein Liebling des ganzen Freikorps geworden war und von dem man erst bei der tödlichen Verwundung am 16. September er fuhr, daß es ein Mädchen war. Die Tat dieser Helden jungfrau wird immerdar zu den rührendsten Zeug nissen jenes heiligen Opfergetstes gehören, der damals das deutsche Volk ergriffen, ihr Tod eine der roman tischsten und ergreifendsten Episoden aus den Befrei ungskriegen bleiben. Eleonore Prochaska, die 18 jährige Tochter eines in validen Potsdamer Unteroffiziers, verließ heimlich das Elternhaus und trat unerkannt in daS Lützowsch« Korps als Jäger zu Fuß ein. Da sie kein Geld und Gut dem Vaterland darbringen konnte, brachte sie sich selbst dar. „Schon zwei Briefe von Freundinnen erhielt ich, welche mir vorwarfen, ich sei feige," so schrieb sie an den 15 jährigen Bruder aus dem ersten Biwak. „Da wurde mein Entschluß unumstößlich fest; ich war im Innern meiner Seele überzeugt, keine schlechte oder leichtsinnige Tät zu begehen; denn sieh nur Spanien und Tyrol, wie da die Weiber und Mädchen handelten. Ich verkaufte also mein Zeug, um mir erst eine anstän dige Manneskleidung zu kaufen, bis ich Montirung erhalte. Nun ging ich unter die schwarzen Jäger; meiner Klugheit kannst Du vertrauen, daß ich unerkannt bleibe." Sie blieb ganz unerkannt und wurde wegen ihres freundlichen hilfsbereiten Wesens von allen gexn gesehen. „Im Biwak hab ich mein Lager immer für mich allein," schreibt sie aus dem Feldzuge. Wegen meiner Stimme necken sie mich; da habe ich mich für einen Schneider ausgegeben, die können auch eine feine Stimme haben. Zu tHun gibt es im Biwak auch ge nug, denn außer mir ist nur noch ein einziger Schnei der bei der Compagnie, ein bucklicht altes Männchen, den sie nirgends als Soldat haben annehmen wollen; aber unser Hauptmann sagte: Im Kriege sieht Gott nicht den Buckel, sondern das Herz an, wenn das nur auf dem rechten Fleck sitzt. Mit dem halt ich zusam men und nähe und wasche fleißig und weil ich mich auch auf die Küche verstehe, mögen sie mich alle gern." Im Herbstfeldzug nahmen die Lützower an den Operationen des Korps Wallmoden gegen den Marschall Davout an der Niederelbe teil. Am 15. September versuchte nun eine französijche Division unter General Pecheux die Elbe zu überschreiten, um das linke Ufer von den Streifkorps der Verbündeten zu säubern und die unterbrochenen Verbindungen mit Magdeburg wie derherzustellen. Um dies zu verhindern, griff Wall moden die Franzosen am 16. an der Göhrde, in drei Kolonnen vorgehend, von allen Seiten umfassend an und errang einen bedeutenden Erfolg. Bei dieser Ge legenheit kamen auch die Lützower ins ärgste Feuer und bewiesen große Tapferkeit. Friedrich Förster, dem wir eine ausführliche Schilderung dieser Vorgänge ver danken, erhielt dabei einen Schuß in den Oberarm und sein Nebenmann in der Schützenlinie, der heute zu so später Berühmtheit gelangte Müler Kersting, verband ihn. Da Förster aber nun nicht mehr die Trommel schlagen konnte, „nahm sie mir der Jäger Renz aus der Hand und wirbelte mit großem Geschick darauf herum". „Du verstehst dich doch auf alles, ries ein anderer ihm zu, du schneiderst, kochst, wäscht, singst und schießt, wie Keiner cs besser versteht, und nun bist du auch noch Tambour!" „Ein Potsdamer Sol datenkind," sagte Renz, „muß sich auf Alles verstehen," und trommelte lustig weiter und sang: „Zusamm zu- samm ihr Lumpenhund, Ihr sollt zu Euer,» Hauptmann komm', Ihr sollt een Buckel voll Prügel bekomm'," so daß die kleine Schar, welche ihm folgte, als ob wir Soldaten spielten, bald auf fünfzig bis siebenzig Mann anwuchs." Eine furchtbare Kartätschenladung schlug in den vorstürmenden Trupp. Als dann ein zweiter Schuß seinen zerschmetternden Hagel in die Reihen sandte, ststrzte der tapfere Trommelschläger nieder, klammerte sich im Sinken krampfhaft an den Zipfel von Försters Ueberrock und rief mit jammervoller Stimme: „Leut nant, ich bin ein Mädchen!" Aber im Angriffsrausch achtete Förster nicht darauf, sondern stürmte weiter: erst später kam ihm der Hilferuf wieder ins Gedächt nis. „Ich stürzte zurück nach der Stelle, wo ich noch manchen andern Freund hatte fallen sehen. Um Renz fand ich einen unserer Aerzte beschäftigt; eine Kur- tätschenkugel hatte ihm den Schenkel zerschmettert; man hatte ihm den beklemmenden Wasfenrock geöffnet; der schneeweiße Busen verrieth in pochenden Schlägen das jungfräuliche Heldenherz. Kein Laut der Mage kam über ihre Lippen, um die noch sterbend ein beseligtes Lächeln schwebte." Unter unsäglichen Leiden, die sie standhaft und mit Ergebung trug, verschied das heldenmütige Mädchen am 5. Oktober in Dannenberg. Am 7. wurde sie begraben. „Gleich einer Jeanne d'Arc hat sie mut voll gekämpft den Kamps für König und Vaterland," meldet ein Bericht. „Trauernd folgten dem Sarge, der von ihren Waffenbrüdern getragen wurde, das han növersche und russisch-deutsche Jägerkorps, der Oberst Graf Kielmannsegge nebst sämtlichen Offizieren. Eine dreimalige Gewehrsalve rief der vom Sturme des Krie ges geknickten Lilie den letzten Gruß noch in da» Grab."