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u « M. rr- er er, uf ut rr. II f. i k t a ^T^VeUa-erum^iesaer^ag^ Freitag, 18. September 1NTS, avendS. 78. Jahrg. . Ikk -MKM MM t«M. Heidelberg. (Funkspruch.) Auf dem soztalbemokra- tifchen Parteitage wurde heute das neue Heidelberger Par, tewrvgrn«« nach dem Entwurf der erweiterten Programm, kommtsfion mit allen gegen wenige Stimme« angenommen und der Parteitag hierauf geschloffen. Der Borstand wurde beauftragt, bis zum nächsten Parteitag ein Agrar-Sozialiste- rungsprogramm vorzulegen. Der Krieg in Marokko. )( Pari». Die Aaenee HavaS meldet aus Fe» über die Lage in Marokko: I« der Gegend von Bab Hussein wird eine lebhafte Tätigkeit des Feindes beobachtet. Die Operationen auf dem Bibane-Massiv haben sich planmäßig entwickelt. Nachdem der Feind zunächst ernsthaften Wider stand auf dem Gipfel LeS Berges geleistet hatte, hat die im Norden operierende Kolonne gestern den Gipfel erreicht und sich dort mit den von Süden kommenden Truppen ver einigt. Die frauzvsische« Verluste sind sehr leicht, die des Feinde- sehr schwer. An der Front des 1v. Korps herrscht Ruhe. Paris. (Funkspruch.) Wie das Journal aus Melilla meldet, haben am 16. September die Riflente eine« neue« Kamps ans die spanische« Stellungen von Morro Nuevo mit Artillerie, Handgranaten und Maschinengewehren unter nommen. In heftigen Sstündigen Kämpfen seien die Riflcnte mit erheblichen Verlusten znrückgeschlageu worden. Die Spanier hatten 50 Tote und Verwundete, die an Bord eines Hospitalschiffes geschafft worden seien. Ein Kopfpreis für Abd el Krim. Paris. (Funkspruch.) Dem Journal wird aus Me lilla berichtet, baß Sultan Mulai Jussuf in einem Aufruf, dien er an alle Stämme, auch die unterworfenen, verteilen läßt, auf seinen Bruder Abd el Krim tot ober lebcnbig einen Sopfpreis von 1 Million Franken ausgesetzt habe. Auf Liese Nachricht hin habe Abb el Krim die Wache zu feinem persönlichen Schutz verstärken lassen. Die Friedensbemühungen des Papstes. )( Berlin. Auf der brandenburgischen Provinzial synode äußerte sich gestern der frühere Reichskanzler Dr. Michaelis über die päpstliche Friedensaktion und das an gebliche englische Friedensangebot von 1917. An der Hand der Akten sowie des Protokolls des Untersuchungsausschus ses des Reichstags und eines Schreibens an Hindenburg suchte Dr. Michaelis den Nachweis zu führen, daß eine etwaige Friedensbereitschaft der Entente von Erzbcrger durch die Veröffentlichung des geheimen Schreibens des Grafen Czernin an Kaiser Kar! über die völlige Erschöp fung des österreichischen Heeres zerstört worden sei. DaS päpstliche Angebot sei nur ein Wunsch des Papstes gewesen und das englische Angebot nur das Schreiben eines wohl wollenden englischen Privatmanns. Die antimilitaristische Propaganda in Frankreich. Paris. (Funkspruch.) Wie Oeuvre aus Forbach mel det, wurden dort in einer Kaserne Flugblätter verteilt. Bei Untersuchung der Angelegenheit wurden Flugblätter und Broschüren, die sich gegen den Ma rokkokrieg richten, bei zwei Kommunisten entdeckt. Paris. (Funkspruch.) Gegen den Bruder des Abge ordneten Michel Marth und den Geschäftsführer der Humanits Bellanger ist wegen eures am 7. September in der Humanits erschienenen Artikels, in dem die Soldaten aufgefordert wurden, sich mit den Rifleuten zu verbrüdern, ein Strafverfahren ein geleitet worden. Konferenz der Rnndfunkgesellschaften. )( Gens. Anfang nächster Woche treten in Genf die technischen Vertreter der großen europäischen Rund- funkgeseNschaften zu einer Konferenz zusam men, um eine neue Verteilung der Wellenlängen für Europa vorzunehmen. Den Besprechungen liegen die Er fahrungen zu Grunde, die in den lebten Wochen bei den Versuchen gleichzeitiger radto-ieiephonischer Sendungen ge sammelt worden sind. Durch diese Neuordnungen sollen im Interesse der Rundfunkhörer alle gegenseitigen Stö rungen unter den einzelnen Sendestationen ausgeschaltet werden. Probefahrt des Lloyd-Dampfers „Berlin". )( Norddeich. Gestern wurde bei schönem Wetter die Probefahrt des neuesten Dampfers des Norddeutschen Lloyds „Berlin" mit gutem Er folge unternommen. Bei Borkum begegnete „Berlin", der der zweitgrößte Dampfer des Norddeutschen Lloyds ist und das schönste deutsche L-chiff sein soll, dem größten Lloyd-Dampfer „Columbus". Unter begeisterten Zurufen der Passagiere spielte die Bordkapelle bei der Begegnung das Deutschlandlied. Die japanischen Flngzeuge eingetroffen. )( Berlin. Um 2 Uhr 54 Minuten nachmittag traf gestern der Apparat des Fliegers Hiyochi Abe unter Böller schüssen und dem Bansaigeschrei der japanischen Kolonie auf dem Flugplatz Tempelhof ein. Tie Flieger wurden zu nächst begrüßt von dem Vertreter des japanischen Botschaf ters, dem Obersten Watanahc, der auf das Kaiserpaar in Japan und auf Deutschland ein Bansai ausbrachte. Dr. Davidosf übergab die Gäste namens des deutsch-russischen Luftverkehrs der Gastfreundschaft des deutschen Aero-Lloyd, die Dr. von Raumer übernahm und ein Hoch auf die beiden japanischen Piloten ausbrachte. Ein Frühstück zu Ehren des japanischen Fliegers Hiyochi. )l Berlin. Der Verein Deutscher Zcituugsverleger veranstaltete gestern aus Anlaß der Ankunst des japanischen Fliegers Hiyochi Abe ein Frühstück, an dem der japanische Botschafter Honda, der Leiter der Presseabteilung der Neichsregicrüng, Ministerialdirektor Dr. Kiep, Geheimrat Zechlin, Geheimrat Trautmann und andere Vertreter des Auswärtigen Amtes, sowie Ministerialdirektor Brandenburg vom Neichsverkehrsministerium teilnahmen. Start des zweite« Asahifliegers «ach Berlin. Königsberg. (Funkspruch.) Heute früh pünktlich 8 Uhr ist der japanische Flieger Kawachi nach Berlin ge startet. Ankunft des zweiten japanische« Fliegers. Berlin. (Funkspruch.) Heute vormittag um IIVi Uhr ist auch der zweite japanische Asahiflieger Kawachi aus Königsberg un Flughafen auf dem Temvelhofer Felde ciugetroffcn und mit gleichen Ehren wre der gestern ein getroffene Japaner empfangen worden.^ Gerichtssaal. Ei« Niederträchtiges Erpressungsmauöver kam am Donnerstag vor dem Gemeinsamen Schöffengericht Dres den zur Verhandlung. Die Anklage richtete sich gegen den 1898 zu Dresden gebornen Arbeiter Artur Heinrich Walna, den 1900 ebenfalls zu Dresden gebornen angeblichen Reisenden Artur Arno Schulze, den 1901 zu Braunschweig gebornen Krankenwärter Karl Hermann Horn, den 3V Jahre alten Goldschmied Paul Otto Waldemar Billert, sämtlich erheblich vorbestraft und gegen den zukünftigen Schwager des Walna, den 25 Jahre alten Handlungsgehil fe» Georg Otto Metzner. Walna sollte sich wegen einer großen Anzahl von ihm verübter Wohnungseinbrüche ver antworten, die er als sogenannter Klingelfahrer vornehm lich in Dresden und Bautzen, sowie in Görlitz, Breslau und anderen Orten begangen und weiterhin wurde ihm auch schwere Erpressung, ausgeführt mit Angeklagten Horn, zur Last gelegt. Schulze stand wegen fortgesetzter gewerbs- und gewohnheitsmäßiger Hehlerei unter Anklage. Da Walna plötzlich erkrankt ist, so muß gegen ihn und Schulze später gesondert verhandelt werden. Bon den übrigen An geklagten standen Billert und Metzner wegen Hehlerei vor Gericht; letzterer wurde freigesprochen, der andere zu zwei Wochen Gefängnis verurteilt. Es war bei dieser Sachlage nur möglich, das Erpressungsmanöoer gegen Horn durchzu verhandeln. Hier drehte es sich um ein Verbrechen, wie eS in solcher Dreistigkeit seit langer Zeit in der Kriminalge- schichte nicht bekannt geworben ist. Nach erfolgter Entlas- fung aus der Strafanstalt hatte Horn in einer Dresdner Sandgrube gearbeitet und dabei von einem gewissen Rödel gehört, daß dessen Frau in einer Dresdner Privatklinik einmal gelegen und baß er mit der Behandlung nicht zu frieden gewesen und die Absicht hege, Schadenersatzansprüche zu stellen. Horn teilte dies dem Einbrecher Walna mit, der bereits verhaftet gewesen, aber während einer Behand lung in der Dresdner Heil- und Pflegeanstalt entwichen und der gerade von einer größeren Einbrecherfahrt aus der Lausitz nach Dresden zurückgekehrt war. Nach der Flucht hatte Walna, um die Kriminalpolizei zu täuschen, am Elb- ufer verschiedene Sachen und Briese niedergelegt, um einen Selbstmord zu markieren. Walna entwickelte sofort einen großen Erpressungsplan, er fertigte ein angebliches Akten stück an, machte darin allerlei Vermerke und sonstige Ein träge, heftete auch drei gefälschte ärztliche Gutachten hinein und beauftragte dann Horn, in der Klinik als Kriminal beamter vorzusprechen. Diese Nolle war ihm zu lumpig wie Horn vor Gericht erklärte, er sei dann als Assessor Dr. Zimmermann im Auftrage des Oberstaatsanwaltes in der Klinik erschienen, verhörte den Doktor, nahm Einsicht in das Krankenjournal, fertigte ein Protokoll an und er klärte auch zur Verhaftung schreiten zu müssen. Während der ganzen Erörterungen klingelte der andere Verbrecher Walna aus einer Gastwirtschaft an, markierte den Staats anwalt und forderte ein energisches Einschreiten. Ter be treffende Arzt wurde derart getäuscht, daß er glaubte, daß die Vernehmung und angedrohte Verhaftung ernst sei, er ließ schließlich durch die Oberin von der Bank Geld holen und händigte dann dem falschen Assessor dreitausend Mark ein, die als Sicherheit dienen sollten. Tann verschwand der Gauner und teilte die Summe mit Walna. Letzterer konnte bald daraus verhaftet und ihm 1459 Mark wieder abgenommen werden, Horn hat seinen Teil verbraucht, er wurde wegen dieser gemeinen Erpressung zu zwei Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt, gegen Walna usw. wird, wie schon erwähnt, später ver handelt. (K—g.) Handel und Volkswirtschaft. Minister im Ehreuausschuß der „Kipho". Für die Kino- und Photo-Ausstellung („Kipho"), die in der Zeit vom 25 Sept, bis 4. Oktober in Berlin stattfindet, hat sich ein Ehrenausschuß gebildet, dem u. a. angehören: Reichswirr, schaftsminister Neuhaus, Reichsinnenminister Schiele,. Reichsaußenminister Dr. Stresemann, Preußischer Kultus minister Tr. Becker, Oberbürgermeister Böß-Berlin, Hanl delskammerpräsident v. Mendelssohn, Polizeipräsident Grzeczynski und eine Reihe anderer bekannter Persönlich keiten der Wirtschaft, der Kunst und Wissenschaft. A« der Berliner Börse war auf dem Effektenmarkt die Stimmung schwankend und das Geschäft im Ganzen nichl sehr erheblich. Auf dem Anleihemarkt ging die fünfprozen tige Kriegsanleihe bis auf 9L35 Prozent zurück. Bei den Bankaktien konnten Reichsbankanteile zeitweilig um ein Prozent anziehen. Eisenbahn- und Schiffahrtsaktien muß. ten im Kurse nachgeben. Am Montanaktienmarkt waren heute die Kurse auch der führenden Werte gedrückt, nur Stollberger Zink konnte um ein Prozent anzichen. Che mische und Farbwerte waren etwas gebessert. Kaliwerte waren leicht gedrückt, Elektrizitätsaktien vernachlässigt. Am Markt der Maschinenaktien waren fast durchweg Kursrück gänge bis zu 2 Prozent zu verzeichnen. Ter Satz für täg liches Geld war acht bis neuneinhalb Prozent. Ter Tis- kontsatz blieb unverändert. — Am Produkteumarkt hat sich das Geschäft nicht gebessert. Die amtliche Großhaudelsrichtzahl vom IS. September 1SLS. Die auf den Stichtag des 16. September berechnet^ Großhandelsrichtzahl Les Statistischen Reichsamts ist gegen über dem Stande vom 9. September (127,6) um 1,8 v. H. auf 1LSZ zurückgegaugeu. Gesunken sind die Preise für Ge treide, Kartoffeln, Schmalz, Zucker, Rindfleisch, Hanf, Wolle, Zink und Gasöl. Höher lagen die Preise für Schweine fleisch, Baumwolle, Rohjute, Schwingflachs und die meisten Textilhalbwaren sowie für einige Nichteisenmetalle. Von Len Hauptgruppen haben die Agrarerzeugnisse von 124,1 auf 129Z oder um 3,1 v. H. nachgegeben, während die Industrie stoffe mit 134H (Vorwoche 134,3) nahezu unverändert ge blieben sind. vkv veuncu« Ljuba. Von Inge Stokkebye. Weißlich-blau strahlender Himmel über goldenen Korn feldern. Schwarze, fruchtbare Erde und wogende Getreide meere; nichts als Erde und ihre Frucht bis zum Beginn des Horizontes. Nur irgendwo in der Ferne kräuselt sich blauer Rauch über den Hütten eines kleinen Dorfes, dessen Sil houetten von den sterbenden Strahlen der Sonne übergossen sind. Ein Hund kläfft frech und aufdringlich. Verwehte Töne einer Balalaika streichen über die Felder — zerflattern. Doch unentwegt braust das Rauschen eines Stromes, ein Gesang ohne Anfang und Ende —: Macht, Fruchtbarkeit, Leben, — ein Ton, gewaltig durch seine Dauer, großartig durch sein Gleichmaß und dennoch überhört von den Men schen, die am Strome leben; denn wer hört noch das Leid des Lebens, das uns umgibt? Eins sind Liese Menschen mit der schwarzen Erde, eins Mit de» wogenden Kornfeldern, eins mit der mächtigen Wolga. „O Wolga, o Mutter, o Heimat, Du großer, unendlicher Strom —* Ljuba sitzt schon lange am Ufer, sie ist mittelgroß und sehr braun gebrannt. Halb behaglich und halb gelangweilt, lehnt fie sich an eine» Balken, der aus dem Wasser hervor ragt; er hat sich wohl von irgendeinem Floß gelöst und ist ans Land getrieben. Er hat schon lang« im Wasser gelegen, rr ist schon halb verfault — vielleicht leuchtet er sogar um Mitternacht, Lenkt Ljuba und eS gruselt ihr ein wenig. Aber noch ist eS ja ziemlich hell, einige vergessene Son- nenstrahlen spielen auf dem roten Kopftuch LjubaS. ES ist ein sehr schönes rotes Tuch mit blauer Kante. Es ist ganz entschiede« das schönste Tuch deS Dorfes; wie sollte es denn auch anders setn, wo Mischa eS ihr doch selbst aus der großen Stabt mttgebracht hat; eS war wohl am vorigen Sonntag gewesen ach ja, und Tanja und Nadeschda waren so neidisch geworben. Ljuba lacht «in wenig vor sich hin und kneift dabet ihre großen, dunkelbraunen, etwas weit auseinanderstehenben Augen leicht zusammen; und da sie die Augen schon halb zu- gekntsfen hat, macht sie sie ganz zu und duselt ein bißchen ein — der Tag war aber auch gar zu heiß. — Wie sie die Augen wieder aufschlägt, sitzt «in junger Mensch vor ihr am Wasser; sie sieht ihn eine Meile unter den halbgeschlossenen Lidern an; da spuckt er mit weitem Bogen auf eine vorübertanzende Welle und dann schauen sie beide der Welle nach wie sie davonschaukelt... Auf die Dauer wirb Ljuba das Schweigen langweilig; fie plätschert eine Weile mit ihrem kurzen braunen Fuß im Wasser herum und auf einmal stampft sie mit aller Gewalt hinein, daß die Tropfen durch die Luft stieben; einer bleibt an Wankas Nase hängen und da muß sie laut auflachen. »Jetzt ist dein Fuß naß", sagt Wanka, indem er den Tropfen von der Nase bläst. Als Antwort steckt sie auch noch den zweiten Fuß in den Fluß und malt große Kreise mit ihrer Zehe im Wasser. Wanka nimmt die Harmonika, die neben ihm auf dem Boden liegt und zieht ein paarmal hin und her, daß einige Töne unglückselig durch die Luft flattern. „Spiel doch was Ordentliches", meint Ljuba. Er starrt aus die blasse Mondsichel, die schattenhaft am Himmel schwebt und singt dann eines dieser tieftraurigen, russischen Lieder, die von der Liebe und der Heimat und dem Scheiden sagen und die einem das Herz zerreißen mit ihrer Sehnsucht und Wehmut und Glut. „Ach, du singst ja immer nur so traurige Sachen — hu —, hu — mir steht schon das Wasser in den Augen; lustig soll eS klingen, hörst du — lustig!" Ljuba blitzt ihn aus ihren großen braunen Augen lachend an. Wanka läßt die Harmonika fallen; schnaubt zwischen den Fingern und seufzt tief ... „Nun?" „Ich kann nichts Lustiges." „Und warum nicht? Ich zum Beispiel, ich kann immer lustig setn." „Ja - du. . ." „Ja ich! Was ich!?"' „Du bist wie ein Kätzchen, du bist — Ach «S ist schrecklich! Väterchen, Väterchen, was soll ich nur tun?" „Ich bin wie ein Kätzchen!" Ljuba will sich totlachen, so komisch ist doch das. - „Du darfst nicht über mich lachen, hörst du!" „Ja, aber warum denn nicht, mein Täubchen?" „Weil, weil — ach Gott — weil ich dich liebe!" „Sooo?", Wanka seufzt noch einmal tief auf. Er hat sich von Ljuba abgewandt und starrt mit Beharrlichkeit aus feine» Holz schuh, -er aus feiner großen Zehe wippt. „Ja" — sagt Ljuba in das Schweigen hinein. Wanka wirb feuerrot, sie kann eS deutlich an seinen ein wenig ab stehenden Ohren sehen. Tas ärgert sie, es ärgert sie über haupt auf einmal alles: Wanka und das Wasser und der Mond und es war ihr doch vorhin so etwas Weiches über die Seele gezogen. Aber warum mutz er ihr denn auch -en Rücken kehren und noch dazu rot werden? Zu dumm so etwas! „Dreh dich um!" „Wenn du es willst." Er dreht ihr sein verlegenes, ehrliches, blondes Gesichl zu, die blauen Augen suchen hilflos den Horizont nach einem Anhaltspunkt ab, und dabei sieht er so unglücklich aus, daß sie wieder beinahe lachen muß. Aber sie tut es nicht; ein wenig Mitleid hat sie doch mit ihm, wie er so hilflos dasitzt. Es ist ganz dunkel geworden. AIS blauschwarze Kuppel wölbt sich der Himmel über dem Lande. Ter Mond spiegelt sich zitternd in den Wellen der Wolga. So still ist es — Zuweilen rauschen nur die KornfelLer^ vom Winde be wegt, auf — Sommernacht! Ljuba träumt in die Sterne hinein und Wanka zieht schweigend einen Grashalm zwischen den Zähnen hin und Her. Plötzlich tönen Schritte durch bas Schweigen und ehe Ljuba sich umsehen kann, drücken sich zwei heiße, starke Hände auf ihre Augen. „Wer bin ich?" Sie kreischt ein wenig auf und entwindet sich der Um- armung. Bor ihr steht lachend mit blitzenden Zähnen Petruscha — -er fchönste Bursch aus dem Dorf. Und da lacht sie schon wieder und bedeckt daS Gesicht mit den Händen und blinzelt ihm durch die Finger zu .., Und er schlingt seinen Arm um ihre Taille. „Du kommst mit, Ljuba." Und sie fragt nicht wohin, sondern schmiegt sich eng an ihn, und sie verschwinden in den Kornfeldern, die rauschen hinter ihnen zufammenschlagen. Wanka sitzt am User der Wolga und wirft ein Steinchen nach -em anderen ins Wasser und schaut den Kreisen nach, die wachsen und zerfließen — zerfließen Aus der Ferne tönt noch daS Lachen —, „Wanka — a—n »— Wanka, gute Nacht . -. !".