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Riesaer W Tageblatt «nd Anzeiger (Llbeblatt «nd AnMger). «egravumSdreff« I! I Fern sprech stell, Log »I« t Rt«k» Nr. so. für die Königl. Amtshauptmannschast Großenhain, das Königl. Amtsgericht und den Rat der Stadt Riesa, sowie den Gemeinderat Gröba. 31. Dienst««, 7. Februar 1911, abends. «4. Fabr«. DaS Iltejaer Tageblatt erscheint jeden Tag abends mit Ausnahme ter Sonn- nnd Festtage. Vletteljtihrltcher Bezugspreis bet Abholung in der Expedition in Sltesa 1 Marl bO Psg., durch unjrre Tröger krei Ins HanS 1 Marl 62 Pfg., bei Abholung anr Schalter der kaiserl. Postanstalten I Mark VS Psg., durch den Brleitrilger sret iuS HauS - Mark 7 Psg. Auch MonatSaboliuementS tverden augenvtunieu. Anzrigen-Annahiue slir die Numuier de» Ausgabetages blS vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. lllvtationSdruck und Verlag von Langer L Winterlich in Viel«. — GelchiislSsteve: Goetbestraste SV. — Für die Sledakilvu verantwortlich: Arthur Hähnel in Nlela. Orrtliches und Sächsisches. Riesa, 7. Februar 1911 —* Der gestern auf Flur Ausig bei Strehla auS der Elbe gelandete Tote ist als der frühere Geschäftsführer Reinhold Veit von hier ermittelt worden. Der Ver storbene stand im 64. Lebensjahre und war unverheiratet. Er wurde seit vorigen Freitag früh vermißt. — Der Zentralausschuß für Ferienwanderungen der Bolksjugend im Königreiche Sachsen hielt am Sonntag im Restaurant zum Viktoriahause zu Dresden eine gut besuchte Sitzung ab. lieber das im Auftrage des Zentral- ausschufseS herausgegebene Jahrbuch für Ferienwanderungen berichtete Herr Lehrer Vieweg. DaS hübsch auSgestattete und mit zahlreichen Illustrationen versehene Büchlein soll den staatlichen und städtischen Behörden, sowie den höheren Schulen Sachsens zugesandt werden, um immer mehr In» teresse für die gute Sache der Ferienwanderungen zu er wecken. Weiler beschloß die Versammlung, eine erneute Petition an das Königl. Finanzministerium zu richten, in der um Fahrpreisermäßigung für die Ferienwanderer ge beten werden soll, dergestalt, daß dieselben in Zukunft Militärfahrkarten benutzen können. Ferner sollen die Stadt- und Gemeindebehörden und die Schulverwaltungen um die Bereitstellung von Räumen zum Nebernachten gebeten wer den. Auch wurde angeregt, eine Petition an die Militär verwaltung um die eventuelle Ucberlassung von Kasernen, räumen zu richten. Herr Major Löffler erklärte unverbind lich, daß eine derartige Petition voraussichtlich eine wohl wollende Aufnahme finden werde. Beschlossen wurde noch die Herausgabe zwangloser Mitteilungen für die Mitglieder und Interessenten der Ferienwanderungssache, während die Bezirke Dresden, Leipzig und Chemnitz das Weitere bezüg lich der Herausgabe eines Schulblattes sür die Jugend in die Wege leiten sollen. Der Zentralausschuß wird sich auch an der Hygiene-Ausstellung beteiligen, doch steht die Art und Weise dieser Beteiligung noch nicht genau fest. Eine lebhafte Aussprache entspann sich noch über die eventuell geplanten Wanderungen für die schulentlassene Jugend. Grundlegende Beschlüsse wurden jedoch hierzu nicht gefaßt. Die zweite sächsische Tagung für Ferienwanderungen soll Anfang Oktober 1911 in Leipzig im Anschluß an die Ver- sammlung des Sächsischen LehrervereinS stattfinden. — Auf dem Grundstücke der Aktienspinnerei im Stadt teile Altchemnitz fand gestern nachmittag in Gegenwart einiger geladener Personen die Erprobung einer Erfindung des Herrn Ingenieurs Kurt Müller, Chemnitz, statt. ES handelte sich, wie das „Chemn. Tagebl." schreibt, um die Schwimmfähigkeit von Luftballon-Korbgondeln. Bekanntlich sind in letzter Zeit einige sehr bedauerliche Un- fälle von Luftschiffen! dadurch vorgekommen, daß die Ballons aus Gewässern ntedergingen. Die Folge war, daß die Luftfahrer ihren Tod in den kühlen Fluten fanden. Diesen Folgen will die Erfindung des Herrn Müller be gegnen. Sie besteht in der Anbringung von lüft- und wasserdichten, mit Kapok gefüllten Kissen. Der Versuch fiel sehr günstig aus. Eine Korbgondel, die im Chemnitz- flufse schwamm, ging sofort auf den Grund, als sie mit 20 Kilogramm Steinen beschwert wurde. Mit vier Kapok kissen, von denen jedes ein Gewicht von 7 Kilogramm hatte, versehen, trug die Gondel 4 Personen, die mindestens 250 Kilogramm wogen, sicher über den Fluß und zurück. Auch al» die Insassen die Gondel in heftig schaukelnde Bewegung setzten, so daß die Wellen über den Rand des Korbe» schlugen, kippte dieser doch nicht um. Damit war die große Tragfähigkeit der Kapokkiffen glänzend daraetan. Die anwesenden Vertreter des Vereins für Luftschifffahrt sprachen sich sehr anerkennend über die Erfindung aus, die Anordnung der Tragkörper an der Ballongondel dürfte nur noch eine Abänderung zu erfahren haben. —88 Ein in der deutschen Rechtspflege wohl einzig dastehender Schadenersatzprozeß, als dessen Urheber der Polizeihund „HarraS" auzusehen ist, fand jetzt vor dem König!. Sächs. OberlandeSgericht seinen endgültigen Abschluß In der Markgrafenstadt Meißen ist der Rodel- sport außerordentlich beliebt. Di« abschüssigen Straßen bieten zur Ausübung des Rodelns die beste Gelegenheit, um so mehr, als geeignete Rodelbahnen bislang in Meißen nicht vorhanden waren. Die äußerst steile und abschüssige Rauhentalstraße wurde besonders von der Meißner Jugend mit Vorliebe als Rodelbahn benutzt. Ueber die Benutzung dieser Verkehrsstraße als Rodelbahn liefen aber bei der Polizeibehörde namentlich von seilen der Fuhrwerksbesttzer zahlreiche Beschwerden ein, sodaß sich die Behörde schließlich genötigt sah, das Rodeln auf dieser Verkehrsstraße zu ver bieten. Mit diesem Verbote waren aber die Rodelsport leute keineswegs einverstanden. Trotz ausgestellter Polizei posten wurde weiter gerodelt und als schließlich die Polizei einschritt, kam eS zu Ausschreitungen. Die Schutzleute wurden verhöhnt und auSgelacht und die Rodler sausten weiter zu Tal, ohne daß die Beamten infolge der Glätte der abschüssigen Straße im Stande waren, die Rodler auf zuhalten. Die Polizeibehörde wußte sich keinen anderen Rat, als nunmehr den bekannten und vielgerühmten Polizei hund „HarraS" zur Hilfe herbeizuholen. Ein Schutzmann, dessen besonderer Obhut „HarraS" anvertraut ist, wurde beauftragt, die gegen den Willen der Polizei in eine Rodel- bahn umgewandelte Rauhentalstraße von den Rodlern zu säubern. „HarraS" löste auch die ihm gestellte Aufgabe zur vollsten Zufriedenheit seines Meisters und Dresseurs. Er hatte schon mehrere Rodelschlitten zur Strecke gebracht und deren Insassen zogen es vor, sofort zu verschwinden, um unliebsamen Begegnungen mit der Polizei aus dem Wege zu gehen. Plötzlich kam aber noch ein fünfter mit sechs Personen besetzter Rodelschlitten die steile Straße herabgesaust. „HarraS" ging mit forschem Mut dem mit großer Schnelligkeit fahrenden Schlitten entgegen. Der Hund brachte das Fahrzeug auch tatsächlich zum Halten, aber durch den heftigen Anprall des in schnellster Fahrt befindlichen Schlitten« wurden die Insassen herauSgeschleu- dert, wobei einer der letzteren einen Bruch des Oberschenkels erlitt und längere Zeit im Krankenhause verbringen mußte. Der Verletzte, ein junger Arbeiter, hatte einen Nachweis- baren Schaden — Kurkosten, Arbeitsverdienst rc. — in Höhe von 500 Mark und verlangte nun von der Stadt gemeinde Meißen Ersatz des Schadens in der angegebenen Höhe. Nachdem die unteren Instanzen den Arbeiter abge wiesen hatten, entschied auch das Oberlandesgericht zu seinen Ungunsten. Der oberste sächsische Gerichtshof führte aus, daß der Arbeiter sich den Unfall selbst zuzuschreiben habe. Er habe den Anordnungen der Polizeibehörde keine Folge geleistet und infolgedessen sei die Behörde gezwungen worden, den Polizeihund „HarraS" zur Hilfeleistung heran zuziehen. Daß dann der Polizeihund den Unfall herbei- geführt habe, sei lediglich auf die Unbolmäßigkeit der Rodler zurückzuführen. — Die Gelbgießer-, Metalldreher- und Metallgießer- KreiS-ZwangS-Jnnung zu Dresden hielt am I. Februar 1911 unter dem Vorsitz des Obermeisters F. A. Clemens Linke ihre erste Quartalversammlung sür 1911 ab. Der Obermeister warf nochmals einen Rückblick auf die Gründung und die, wenn auch langsame, so doch gesunde Entwicklung der Innung und nahm vor allen Dingen Anlaß, auch an dieser Stelle den hohen Behörden zu danken für deren verschiedene Zuwendungen bei Grün dung der Innung. DeS weiteren wurde der Beitritt zum Sächsischen JnnungSverbande nochmals einstimmig vom 1. April 1911 ab beschlossen und der Erhöhung deS Mit gliedsbeitrages an den Jnnungsausschuß von 1911 an auf 0,40 M. auf da» Mitglied zugesttmmt, nachdem Obermeister Linke die Notwendigkeit dieser Maßnahme begründet und befürwortet hatte; ebenso wurde die vom Obermeister auS- gearbeitete, vom Vorstand und den Ausschüssen vollzogene Geschäftsordnung der Innung bekanntgegeben, genehmigt und mitoollzogen. Der Obermeister ersuchte nochmals dringend darum, die amtliche Bescheinigung über die Be rechtigung zur Anlernling von Lehrlingen allseitig recht bald beizubringen, um Weiterungen zu vermeiden, da auf keinen Fall ohne diese Bescheinigung Lehrlinge angelernt werden dürfen und auch ohne Beibringung derselben die JnnuugSmeister-Mitgliedskarte nicht verabreicht werden kann. Eins lebhafte erhitzte Debatte brachte die von der Kammer genehmigte Nedenbenenuung der Klempner-Innung alS „Installateur" hervor. Da» Recht steht derselben keinesfalls für alle Fächer zu, sondern höchstens für Wasser und Kanalisation. Der Obermeister wurde aufge fordert, nach jeder Richtung hin die erforderlichen Schritte zu tun, um diese Angelegenheit im Sinne der Innung zu regeln. DeS weiteren gab der Obermeister bekannt, daß das Ministerium des Innern in dankenswertester Weise für unbemittelte, aber befähigte Lehrlinge zur Erlernung eines Handwerks bei tüchtigem lehrfähigem Meister der Innung Lehrgeldunterstützungen in Höhe bis 200 M. für den Lehrling zugesagt hat. —* Nach der Sonderbeilage zum Deutschen Reichs- anzeiger vom 20. Januar 1911 sind der Sächsischen Abteilung der Deutschen UnterrichtSauSstellung auf der Weltausstellung zu Brüssel folgende Auszeichnungen ver liehe» worden. Mit dem Großen Preis wurde da« Kgl. Sächsische Kultusministerium für Gymnasial- und Real schulunterricht, sür die Seminaranstallen und für die Volks- schulen ausgezeichnet, und zwar im besonderen Geh. Rat Dr. Kühn, Geh. RegierungSrat Dr. Schmaltz, Geh. Schul- räte Dr. Seeliger, Dr. Müller und Dr. Lange, außerdem Prof. Dr. Groth in Leipzig. Weitere Preise verschiedener Art (Ehrendiplome, Goldene und silberne Medaillen) wurden dem Magistrat zu Leipzig, dem Königl. Oberbaurat Schmidt und dem Prof. Dr. Schmid in Zwickau, sowie folgenden Anstalten verliehen: den Fürstenschulen zu Grimma und Meißen, dem Köntg-Georg-Gymnastum in Dresden, den Realgymnasien in Annaberg, Döbeln, Plauen i. V., Zwickau und dem Schiller-Realgymnasium in Leipzig, dem Königl. Kadettenkorps und dem Friedrich-August-Seminar in DreSden-Strehlen. Nach den Pädagogischen Blättern (Jan. 1911) erhielten noch die Herren Seminar-Oberlehrer Elßner in DreSden-Plauen, Frey und Stichler in Leipzig, Sachse in Bautzen und Dr. Voigt in Oschatz Preise. Die Ausstellungsgegenstände, auf Grund deren diese Preise ver- liehen worden sind, sind noch einige Tage im Friedrich, städter Seminar, Dresden, Waltherstraße 26, 1, ausgestellt (Sonntag 11—1, Mittwoch 4 — 6 und Sonnabend 4—6). Mittwoch, den 15. Februar, wird die Ausstellung endgültig geschlossen. — Der LandeSauSschuß der Fortschrittlichen VolkSpartet im Königreich Sachsen wird seine übliche FrühjahrStagung diesmal am Sonntag, den 26. Februar, in Dresden halten. Auf der Tagesordnung, deren einzelne Punkte noch nicht feststehen, wird jedenfalls die Frage einer Auseinandersetzung der Partei mit den National liberalen über die bevorstehenden Reichstagswahlen erscheinen. — Die großen deutschen Reedereien haben es über nommen, von jetzt an die Leichen der im Auslande ge storbenen Angehörigen der Marine und der Echutztruppe unentgeltlich in die Heimat zu befördern. Man wird im gesamten deutschen Vaterlande dieser hochherzigen Ge sinnung die Anerkennung nicht versagen und Dank wissen Auf Massenverluste durch Krieg, Unglücksfälle, Epidemien usw., sowie auch die Beförderung der an ansteckenden Krank heiten gestorbenen Personen ist die Begünstigung nicht aus gedehnt worden. Auch auf den Strecken der preußisch-hes sischen Staatsbahnen und der Eisenbahnen in Elsaß-Loth- ringen wird die Beförderung solcher Leichen srachtsrei er folgen. Man darf gewiß hoffen, daß auch die anderen deutschen Bahnoerwaltungen diesem Vorgänge folgen werden. — Die im Jahre 1911 an der Obst- und Garten bauschule zu Bautzen stattfindenden Lehrerkurse über Obst-und Gemüsebau, Pflanzenschutz und über Obst und Gemüseoerwertung sollen wie folgt abgehalten werden: 1. Kursus über Gemüse- und Obstbau für Frauen und Mädchen; 2. LehrkursuS für Baumwärter; 3. WiederholungS- kursuS sür Obstbaumwärter; 4. Kursus für Pflanzenschutz; 5 Obstbaukursus sür Landwirte und Obstfreunde; 6. Beeren- und Frühobst, und GemüseoerwertungSkursuS; 7. LehrkursuS über Obstbau für Lehrer; 8. Kursus über die Verwertung deS Kern- und Steinobstes. Großenhain. Am Sonnabend verstarb hier der Sekretär bei der Königl. Amtshauptmannschast Großenhain Herr Max Zapf im 38. Lebensjahre. Meißen. Infolge eine» Antrages des StadtrateS zu Meißen an den Gemeinderat zu Zaschendorf um Ein verleibung deS Orte« nach Meißen hatte der Gemeinde- Anzeigen aller Art mteilbaftestk beste Verbreitung.