Volltext Seite (XML)
122 dasselbe Mart in den Ring eistgvaben,/ und die beiden Freunde gehabten sich- di« austzetauschten Pfander im mer zu tragen als eine Mahnung/ in Treue nach allem zu streben, baS grvß- rein und edel Ware. Sollte aber einer von ihnen von der vorgezeichsteten Bahn abwei- chen- dann ntüsse der andere ihm das gegebene Pfand Kurückschicken, um ihn an das Gelübde zu erinnern. Zu gleich aber auch als ein Zeichen, daß dass Band zwischen ihnen zerrissen sei und nicht eher wieder angeknüpft werden dürfe, bis der Gefallene das'Pfand mit ehrlichem Gewissen zurücksenden könne. Tas heißt, wenn er in bravem Ringen sich wieher tmrchgearbeitet hätte." -,Und wer war dieser Freunds?" erkundigte sich Frau Werner; Inge zuckte hie Achseln. /Ich weiß es nicht. Ms ich den Bater einmal danach fragte, sagte er mir: ich hab« dir die Geschichte nur erzählt, um dir zu zei gen^ auf welchen Grundlagen wir damals unsere Jugcnd- sreundschaften zu schließen pflegten, Namen tun nichts zur Cache. Sie könnten hier nur schaden und, wenn es, geschehen stallte/ daß ich den Talisman fortgeben müßte, Ting« auspläudern, die geheim bleiben fiollten." > -,Warum trägst Tu ihn nicht, Inge? Ich habe Teinen Bater oft sagen hören: „Ter Talisman bringt Glück!" Er würde ihn gern an Tir gesehen haben." ' Tos Mädchen gab keine Antwort, und Frau Werner fuhr stört: „Ich bin nicht abergläubisch, Kind, denke das nicht. Meinem KoMeßchen möchte ich nur gern alles Liebe und Schönes das sie besitzt, um- und anhängen. Solche stete Erinnerung an den Heimgegangenen immer Lei sich zu tragen, denke ich, würde seinem Töchterchen auch gut tun, wenn, wie es ja vst im Leben kommt, ihr die Tinge einmal wider den Strich gehen." Fast heftig fuhr Inge herum. „Glaubst Tu denn, ich würde dieses teure Archenken an den Vater,' das ich täglich Lei ihm gesehen habe, nicht tragen, wenn ich's hätte? Aber es ist weg, für immer weg " . „Kind, wie meinst Tu das?" Inge wandte sich wieder zurück. Beide Ellbogen auf daS Fensterbrett gestützt, drückte sie den Kopf in die ver- . Lchlungenen Hände und antwortete- den Blick in die Ferne gerichtet. „Tu weißt- der Bater starb ganz plötzlich im Hotel! in München am Herzschlage. Während er einen Brief an mich schrieb- überfiel ihn eine Schwäche, er lehnte sich in den Stuhl zurück — und schloß die Augen. Onkel Wildenfels hatte ihn gerade im Hotel aufgesucht, — er war dabei, — als — als der geliebte Vater heim ging." Rur mit größter Anftrengung^hatte Inge zuletzt gesprochen, jetzt rollten ein paar schwere Ttänen über ihre Wangen, doch zugleich wurde sie auch Herr ihrer Bewegung und fügte hastig hinzu: ,/D«r Talisman war nicht mehr an der Uhrkette- als ich nach München kam^ auch der Onkel wußte nichts davon." „Merkwürdig! Und Tu hast nie wieder etwas über den Karneol gehört?" erkundigte sich Frau Werner. Tie junge Gräfin antwortete nicht/ sie schüttelte nur den Kvpf und schien mit ungeteilter Aufmerksamkeit auf die Schüsse zu lauschen- die die Fortdauer des Kampfes- be zeugten. Nach einer bangen Pause wandte sie sich plötz- , lich um. /Hast Tu gesehen, Mutter Gertrud, daß der ^fremde Offizier an der Uhrkette auch solchen Dalismicm -r^trug?» fragte sie hastig. - „Nein, Töchterchen." ' „ES gab mir einen Stich durchs Herz," fuhr Inge W/Wrt, „ich mußte an den Vater denken. Mr wurde so M^^weich zu Linn^ sto sehnsuchtsvoll, so weh!" ... Sie stand auf, ging einmal im! ZimsMer hin und her und trat dann an Frau Werner h^ran. Ihre Brauen waren zufamwengezogen, in den dunsten Augen blitzte es zornig auf. „Hernach ist mir noch etwas, anderes eingefallen. Wüßte ich nur, ob über dem Karneol, den 8er Fremde trug, auch die Krone mit den dicken Goldperlen gesessen hat. Ich konnte Has nicht sehens seine Hand verdeckte es." „Kömteßchen, Tu denkst, es könnte Deines Vaters Talisman sein?"' Frau Werner hatte es sichtlich er schrocken gerufen- und Inge antwortete mit scharfer Betonung: /Tas' habe ich nicht gesagt, — ich will es auch nicht annehmen, daß jener Fremde . . Sie brach ab, fuhr mit der Hand Mer die Stirn und setzte in ruhigem Tone hinzu: /Es gibt ja so viele solcher Kar neole- nicht war, Mutter Gertrud? Unzählige! Warum sollen nicht auch andere Menschen eisten orientalischen Talisman tragen?" „Gewiß, Kind. Tu wirst Wohl noch oftmals solchem Karneol begegnen." Inge war wieder ans Fenstjer getreten und spähte hinaus. „Wissen möchte ich aber doch, ob es/nicht des Vaters Talisman "war," murmelte sie. „Warum quälst. Tu Dich damit, Kvmteßchen?" ' „Weil — je nun, Weik der Vater in seinem letzten angefangenen Briese an mich" . . - Doch weiter kam sie nicht. Grete öffnete hastig die Tür. „Es werden Verwundete in die Mühle gebracht, Mut ter, Ihr helft wohl und gebt guten Rat!" ' „Ich helfe auch, Grete," erklärte die junge Gräfin, /stelle mich nur an. Bis'ich nach Kissingen zurück kann, ist meine Zeit freß und da gehört sie unseren braven Soldaten." /Viertes Kapitel. Bei der geringen Anzahl der verfügbaren Streitkräfte konnte die auf dem rechten Saale-Ufer gelegene Vorstadt von Kissingen nicht besetzt werden. Nur ein Halbzug In fanterie hatte sich jenseits in einem unmittelbar südlich der Brücke gelegenen Hause eingjeniftet. Tas linke Saale-Ufer, die Barrikade auf der steiner nen Brücke, dem einzigen, nicht zerstörten Saäle-Ueber- gang, und die zum Kürgarten gehörigen Anlagen, waren von den bayerischen Truppen besetzt. In der Hauptshraße, hundert Schritt hinter der Brücke, hatte man zwei Zwölspfünder aufgepflanzt und die rück wärts liegenden Straßen und Quergassen ebenfalls mit Infanterie belegt. Auf den Ausläufern des Sinnberges, Front gegen Garitz, war eine Sechspfünder-Batterie aufgefahren und die übrigen zwei Geschütze rechts vorwärts postiert zur Bestreichung der Straßen von Garitz und Klaushof. Tret Eskadronen des 2. Chevaulegers-Regiments dienten den Batterien zur Bedeckung. Auf tänzelndem Schimmel hielt Leutnant von Tetten- körn neben seinem Zuge. Er sah noch bleich aus. Toch war dies vielleicht weniger die Folge der kaum geheilte,! Ver wundung, als eine innere Erregung!, die hin und wieder ein scharfes Rot über seine Wangen jagte. Nicht die Er wartung des Kampfes' verursachte diesen rascheren Herz schlag, sondern die Sorge um Jngie. Er hatte von ihrem Entschlüsse gehört- bei dem Onkel zu bleiben, und der Ge danke, daß bet dem zu erwartenden Straßenkampfe ihr Haus, ihre Wohnung vielleicht der Schauplatz eines bluti gen Ringens sein könnte- das war Seelenqual für ihn. Er hielt mit seiner Schwadron bei der Batterie Reden lach aus dem Sinnberge. Kissingen lag'zu seinen Füßen. Mit brennendem Auge blickte er darauf hin und auf das Gewimnstl der Soldaten in den Straßen. Ta hörte er seinen Rittmeister rufen: /Leutnant von Tettenborn!" Er schüttelte den lähmenden Truck von sich und ritt an seinen Vorgesetzten heran. Es!/betraf eine dienstliche Meldung, di« er an die in Kissingen aufgefahrene Bat- 123 terie Schuster bringen follte. Wie ein Blitz durchzuckhe Tettenborn der Gedanke- daß er bei diesem Ritt an dem Hause vorüber kam, wo Inge weihe. Wenn er Glück hatte, konnte er da ein Wort-.einen Mick von ihr erhäschen'. Er sprengte davon. Vor der ihm so teuren Villa nLßigte er den Galopp seines Pferdes und spähte mit scharfen Augen nach den Fenstern. Tie Gardinen wurdestzurückgcschoben, der Fensterflügel hastig geöffnet. „Geht es los, Hans?" rief der Onkel ihm zu. - „Tu wirst bald die Kanonen hören. Wo ist Inge?" „In der Lindesnrühle! Junge- säge mir . . -" Mer Tettenborn war schon weiter gejagt. Seine Mel dung sollte keinen Aufschub erleiden// doch ruhigeren Herzens konnte er nun in dest Kampf des Täges eintreten wußte er doch jetzt- daß Inge, die vielgeliebte, außerhalb Kissingens weilte, an einem Plätze, wo sich schwerlich das Gefecht hinziehen würde. Noch folgten die Augen des alpen Obersten dem davvnsprengenden Neffen- äls^ knatterndes Gewehrfeuer den Beginn des Gefechtes verkündigte. Es mochte etwa gegen achst Uhr sein. Preußische Reiter- aus Garitz komntend, waren auf eine feindliche Patrouille ge stoßen, aber durch deren Feuer zurückgejagt morden. Toch nun drang,auch preußische Infanterie von dort her vor ging plänkelnd weiter und/' zwang, sowohl/ die feindliche Patrouille wie den HäMug- der in dem Hause zur Seite der Brücke postiert war- hinter die Saale zurückzugehen. Tie Vorstadt von Kissingen wurde von diesen Vor truppen besetzt- während weitere zwei Bataillone aus Ga ritz vvrrückten. Zugleich Mer eröffneten die Batterien vom sSinnberge aus M Feuer auf di« Preußen, deren Ge schütze jetzt am Hange des/ Staffellerges auffuhren und mit den gegenükersWenden bayerischen Batterien den Ge schützkamps aufnahmen. Um zehn Uhr begann diese Kanonade,' während im Tale das Kleingewehrfeuer ununterbrochen fvrtdauerte. Kühnes Bordringen der Preußen- hartnäckiges Verteidigen der Bayern, und auf beiden Seiten tapferstes Kümpfen. So vergehen zwei Stunden. Ta will es dem Generalleut nant von Zoller 'erscheinen- als wenn der Angriff des Feindes erlahme. Tas gibt ihm Mut/ an einen günstigen /Umschwung Pes Gefechts zu glauben. Toch inzwischen Halen die Preußen eine neue Bewegung eingeleitet. Wrangel, der an der LindesmüWe das 'Brückengerippe bedecken ließ, überschreitet mit seinen Truppen die Saäle. Schwierig und gefahrvoll ist dos' Unternehmen/Pas unter hem Feuer des Feindes/ ausgeführt wird. Viele brave Preußen stürzen verwundet zusammen oder ertrinken in dem Flüsse. Aber trotzdem/ lösen die Truppen die schwere Aufgabe mit völliger Ordnung. Bayerische Jäger und Jnfanteriebataillpne eilen nach den bedrohten Stadtteilen- nisten sich ist die Häuser ein und überschütten die Änrückenden immer heftiger mit einem Hagel von Geschossen. Toch- unterstützt durch das Feuer ihrer am Ufer stßhenden Plänkler, setzen diese den Uelergang fort, sammjeln sich diesseits deS Flusses und rücken zum Angriffe gegen Kissingen und" den Stations berg vvr. Forljsetznng folgt. Haschisch. Ein Erlebnis in Alexandrien. Von E. Kasch. Nachdruck verboten. Immer schon war es mein sehnlichster Wunsch ge wesen, den Orient aus eigner Anschauung kennen zu lernen. Im Jahre 1893 Fing miein Wunsch endlich in Erfüllung. Nach einer prächtigen Seereise auf dem „Bun- desrat", dem später infolge seiner Beschlagnahme durch die Engländer im Burenkriege fo bekannt gewordenlest Tampfer der Hamburger Ostafrika-Linie, stieg ich in Port- Said ans Land. Obwohl diese Stadt auf ödem Wüstensand« sich erhebt, war mir dds^bunte Leben und Treiben, die mannigfachen bunten Trachten der Araber und Neger, die kommenden und gehenden Karavanen mit ihren würde voll dahinschreitenden Kamelen, die Bazar« mit ihrer phantastischen Ausstattung, doch so neu und interessant, daß ich mich in ein Märchen aus Tausend und ein« Nacht versetzt glaubte. Bis zum späten Abend schlenderte ich im Araberviertel Port-Saids umher. Ab und zu drängte sich ein brauner Betteljunge im Adamskostüm oder eine tief verschleierte arme Fellachensrau zu mir heran und'bat in schlechtem Französisch um ein Almosen; mit einigen Pa- ras beschenkt, zogen sie freudestrahlend ab. Endlich tehrtr ich, voll von neuen Eindrücken, in mein Hotel zurück, wo ich bald in einen gesunden Schlaf verfiel. Am anderen Morgen bestieg ich einen kleinen türkischen Tampfer, der mich durch den Cuczkanat uno die Bitterseen nach El Kan- tarah brachte, wo «ch mir ein Bittet nach Alexandrien löste und nach langer- ermüdender Eiscnbahnfahrt durch die Wüst«, spät abends in Alexandrien anlangte. Am Bahnhöfe drängte sich eine bunte Schar europäischer, ara bischer und schwarzer Hoteldiener um die ankoncknenden Reisenden. Schreiend empfahl jeder das von ihm ver tretene Hvtet als das bestie und prciswürdigste. Tie ver schiedensten europäischen und orientalischen Sprachen schwirrten durcheinander. In diesem Gewühl fiel mir ein kleiner europäischer Hausdiener- der eine gvldbordierte Mütze mit der Aufschrift ,Hotel du Nil" trug, angenehm auf. Ec schrie nicht und unternahm keine tätlichen An griffe auf die Reifenden, um sie mit sich zu ziehen, nur bisweilen rief er mit wohlklingender Stimme den Ramien seines Hotels. An diesen ziemlich vertrauenerweckend aus sehenden Zeitgenossen wandte ich mich in französischer Sprache und gab ihm meinen Gepäckschein und den Auf trag, einen Wagen zu besorgen, der uns/ ins /Hotel du Ml" befördern sollte. In unglaublich kurzer Zeit hatte Kon stantin, fo nannte sich mein neuer Bekannter, meinet» Kof fer auf eine der vor dem Bahnhof haltenden Troschken gepackt und in schnellem Trabe girrgs'nach dem Hotel. Konstantin hatte mir gegenüber auf 'dem! Rücksitz Platz genommen und ehe wir noch ans Ziel gelängten- hatte er mir schon erschöpfenden Aufschluß Mer sein« Personalien gegeben. Er war aus Russisch-Polen gebürtig, jetzt aber schon 20 Jahre in Egypten und infolge seiner genauen Kenntnis der Verhältnisse als Hausdiener und Fremden führer tätig. Er Vot sich auch mir in seiner letzteren Eigen schaft zu billigem Preise an. Ter Mann gefiel mir und ich nahm sein Angebot an; ich hatte es nicht'zu bereuen.. Er nahm sich meiner mit rührender Sorgfalt an, besorgte mir im Hotel ein sehr netheK-/ gar nicht teures Zimsmer und zeigte mir Alexandrien und Umgegend. Auf prächtigen großen weißen Reiteseln durchzogen wir die schöne Stadt- machten der Pvmpejussäule unsre Aufwartung, besichtigten die herrlichen Gärten des Khedive- tranken in den arabi schen Kaffeehäusern längs des Mahmudijehkanals unser» Kaffee aus den landesüblichen fingerhutgroßen Täßchen und rauchten die obligate Wasserpfeife dazu. Abends führte mich mjein getreuer Cicerone an die Stätten des Vergnügens. Sv besuchten wir die europäischen Tingel tangels. Ganz eigenartig berührte es must, dort von deut schen Sängerinnen Vor einein iitternationmen Auditorium das damals sehr beliebte Kauplet mit dem erhebenden Refrain „Darara bum dich" vortragen' zu hören. Ei» andrer Abend wurde d«n heulenden Derwischen gewidmet. Tiefe Biedermänner sind schon so ost beschrieben, daß ich mir eine Beschreibung wohl versagen darf. Nachdem wir auch die berühmten Bauchtänzerinnen mit unserem Besuch beehrt hatten- waren all« SehenswürdigkeitLn erschöpft