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V«ma>lano inrerallnerre »rryanviungen »orau«»ug«-en hätten. von» Wahlkampf f« AuaaNamte«. )( Budavest. Da« Unaar. Del. Karr. Büro berichtet Nber de» Wahlkampf ln Jugoslawlen noch folgende Einzel- -eiten: In Kravina (Vara«dln»r Komltat) versucht« dl« Gen darmerie die Bauern an der Abstimmung zn verhindern, worauf sich die Anbönaer Maditsch« auf die au« vier Leuten bestehende Patrouille stürzten und sie »rschtuaen. In der Ortschaft Brolilievo (Komitat Modr»«.F>nme) muht« der Wablprölident die Abliimmuna sulpendler«» weaen der blutigen Tumulte und Cchliiaereien, die insola« von Neber- griffen der Gendarmerie entstanden. In Vellko-Trgovlsie <?Iltserbi,n> sorderten die Radikalen ven demokratische» Urnenmächter auf, sich zu entsernen. Al« dieser sich weigert«, der Aufforderung Iola« zu leisten, wurd« er von den Radi kalen getötet. In dem sich darau« ergebenden Tumult wurden zwei Gendarm« tödlich verlebt. Zum Barmatskaadal. -(Berlin. Im preußischen Uniersnchung«au«schnh erklärte der Zeuge Davidsokn, die deutschen Bntterhändler seien sehr erregt darüber gewesen, daß sie als von der Negierung mit der Buttrrbeschafsuug für Deutschland beauftragt nur ein Prozent verdienen konnten und nur mit Butter allein handeln dursten, während Varmat al-iNuS- länder diesen hemmenden Bestimmungen nicht unter worfen war, Sk °, Gewinn anS seine» Geschästen ,oa und ansterden, mit Lumvrn und vielen andere« Dinar« bandelte. Die Beschwerden der deutschen Bntterhändler beim Minister Schmidt hätten keinen Erfolg gehabt. Zu einem Zwischenfall kam es dann, als Abneordneter BartrlS «Komm.- den Zeugen sragte, wer außer Bauer und kkuttuee noch Nutznießer der TtaatSaelder in Schwanen- werder gewesen sei. Abgeordneter Kuttner (Soz.) verwahrt« sich erregt gegen den Vorwurf, daß auch er Nutznießer gewesen sei, und bezeichnete diele Arnßerung des Abgeord neten Bartels als eine Ehrabschneiderei und gemeine Ver leumdung. Der Vorsitzende erteilte Kuttner und Bartel« Ordnungsrufe. Aus eine Frage des Abgeordneten Dr. Deerberg (Dn.), ob dein Zeugen bekannt sei, daß Barmat bereits vor dem 9. November 19l8 Bezirhnng«« »um fehiaen Reich«. Präsidenten Ebert unterhalten und welcher Art diese Beziehungen gewesen sind, erklärt« der Zenge Davidsohn: „Soviel ich gelesen habe, bekannte sich HuvSmannS als Mittelsmann der Empfehlung BarmatS an Ebert. Nähere Auskunft hierüber könnte Baumeister geben." GerichtsflMl. Gin Polizist wegen Ueberschreitung der Polizeistnnde bestraft. In eine unangenehme Lage gebracht hat sich der Polizeioberwachtmeister Alfred Lunkwitz, wie eine Verhand lung vor dem Dresdner Schöffengericht ergab. Als sich der Polizcibcamte eines Nachts in Vorstadt Köditz auf einer Streife befand, kam er an einem Lokal vorbei, wo trotz Ueberschreitung der Polizeistunde noch lustig writergezecht wurde. In jener Gastwirtschaft hatte ein sogenanntes Schweinskopsessen stattgcfunden, zudem fand auch ein Hebe- schmaus statt, wie solche im Baugewerbe ganz allgemein WSKrd.LUmv"B^ wirt abstoh-nd. Beide Schönheit», sedier werden los. in voiikommen unichädl. Wege beseitigt durch diLZahnpaste «IiioroUo»«, wirksam untcrstiitzt durch Llrlor»«tont-Mundwasser. vblsch. stnd. Der Pol«z»'ob«rmachtm»M,r macht» den Wirt auk di« b«reit« überschritten» Polizeistunde aufmerksam und entfernt« sich daraufhin, wurde aber auf Veranlaffuna »ine« Gaste« »nrückaerufrn und mit «Inem Mla« Bier bedacht. Der Angeklqat« verblieb in der betreffenden vorgerückten Nachtstunde angeblich tast eine halbe Stunde im Lokal. Ein Feinaoldschläaer Rönkch brachte diese« Vorkommnis zur Anzeige, mit dem sich letzt da« Schöffengericht zn beschäftiarn batte. Während der Vertreter der Anklage dies« Sandkuna«. weise mit einer Geldstrafe geahndet wissen wollt,, erkannte da« Gericht im Gegensatz hierzu auf «ine« Monat ««- fSnant«. (K-g.s Die Tscheche» in Wien. In der österreichischen und deutschen Presse ist ver schiedentlich schon darauf hingewiesen worden, daß sich, im Gegensatz zu der brutalen Zerstörung de» deutschen Schulwesens tn der Tschechoslowakei, da« tschechische Kul turleben in Oesterreich einer außerordentlich pfleglichen Behandlung seitens der Behörden zu erfreuen hat So werden in Wien über hundert tschechische öffentliche Schul klassen erhalten, während nach den Minderheitsab machungen die Stadt nur zur Unterhaltung von etwa 50 tschechischen Klassen verpflichtet ist Die Ausbreitung des TschechentumS tn Wien, in Nieder« und Oberösterreich hat sich bereits unter der, man kann wohl sagen, Für- sorge der alten Habsburgischen Regierung entwickelt. „Laßt mir meine Behm' in Ruh", pflegte Franz Josef zu sagen, wenn ihm Beschwerden über tschechische Nebcr- grifse unterbreitet wurden. Der vielgeschmälue öster reichische Kaiserstaat war tn Bezug aus die Behandlung, man kann sagen die Bevorzugung der nichtdeutschen Völ ker, geradezu ein Paradies für diese, im Gegensatz zu der Unterdrückungspolitik seitens der Nachfolgestaaten und Beuteteilhaber, seitens der Tscheche!, Südslawicns, Ita liens, Rumäniens. Am 5. November 1918 wurde in Wien auf Veran lassung des damaligen sozialdemokratischen Abgeordneten und späteren tschechischen Gesandten Tussar ein tschechi scher Nationalausschuß gegründet, der sofort die Abschaf fung des NattonalkatasterS in den Fabriken durchsetzte Ein politischer und wirtschaftlicher Ausschuß wurde einge richtet. Letzterer unterhielt in Wien allein 14 Büros, die für Nahrungsniitteleinsuhr aus der Tschechoslowakei an die Tschechen in Oesterreich sorgte. Eine bald darauf entstehende Einkaufsgenossenschaft versorgte die tschechi schen Konsumvereine. Die österreichische Regierung sör? derte diese Bestrebungen in jeder Weise. Bei den Parlamentswablen im Februar 1919 gelang eS den Tschechen, mit 65,182 Stimmen einen Abgeord neten durchzubringen. Bei den Landtagswahlen im glei chen Jahre wurden vier Abgeordnete gewählt. Die Wahlen im folgenden Jahre verringerten die tschechischen Stim men allerdings fast um die Hälfte, so daß der aufge stellte Kandidat durchfiel. Nun schlugen die Tschechen eine neue Taktik ein. Sie verbündeten sich, allerdings gegen den Widerspruch einer Minderheit, die trotzdem eine eigene Liste aufstellte und kläglich Schiffbruch litt, mit den deutschen Sozialdemokraten. Die Tatsache, daß die tschechische Bevölkerung in Wien zum grüßten Teile der Ar beiterschaft angehört, erleichterte diese Taktik. Wir er leben also in Oesterreich das beschämende Schauspiel, daß eine deutsche Partei sich mit den Volksfeinden ver bündet, wie wir es un Reiche in der Vorkriegszeit häufig beobachtet haben. Der tschechische Nationalausschuß ge wann bald Fühlung auch mit den slowenischen und kroati schen Minderheiten. Tschechische Lesehallen und Büchereien vervollständigten den Kamviapparat. Weiterhin gelang es den Tschechen, eine Stimme von den fünf Mandaten der österreichischen Völkerbundliga für die Ligakongresse zu ge winnen. Anläßlich der Wiener Tagung der Liga gab der tschechische Vertreter eine französische Broschüre über die Die Erben von Hohenlinden. Roman von Fr. M. W. White. 32. Fortsetzung. Nachdruck verhören. 43. Kaplteb Gertrud Neß war beim Mittagessen, als die beiden kamen; das heißt, sie saß vor einem spärlich besetzten Teller und versuchte zu essen. Das lange Wachen ln der Nacht hatte auch auf ihrem Antlitz Spuren hinterlassen. Aber sie vergaß sich selbst vollständig, als Herta ihr ihre Geschichte erzählt hatte. „Ihr Armen l" rief sie, und es standen Tränen in ihren Augen. „Wie grausam das ist! Das Wenige, das man besitzt, in dieser Weise zu verlieren, mutz doppelt schrecklich sein. Wenn es nur möglich wäre, daß ihr hier bei mir bliebet. Aber meine Wirtin hat alles vermietet —- und ich fürchte, sie wird sogar mich einmal fortschicken, weil ich ihr mit meinem späten Ausstehen und meiner Krankenkost zu viele Umstände mache. Daß ich aber auch nichts, gar nichts für euch tun kann!" „Doch — du kannst sogar sehr viel für un« tun," ent gegnete Herta.» Wir besitzen nämlich keinen Pfennig mehr. Unser Plan ist, uns gemeinsam ein ganz einfaches Zimmer zu mieten, für zwanzig Mark vielleicht im Monat — es kann gar nicht einfach genug sein. Aber wir haben kein« Sachen; und es nimmt uns niemand auf, wenn wir nicht die Miete im voraus bezahlen. Wenigstens für «ine Woche. Ich wollte dich nun bitten, uns zwanzig Mark zu leihen." „Aber ich habe sie ja nicht!" sagte Gertrud, und nun weinte sie wirklich. „Ich habe nur ein paar Mark von dem Geld zurückbehalten, das du mir gestern gebracht hast — das andere habe ich vor einer Stunde an meine Mutte, abgeschickt. Wenn ich es nur geahnt hätte! Aber w«, soll denn an so etwa denken. Und du kannst auch von deinem Verleger nichts bekommen?" „Ich würde etwas bekommen können, wenn ich nur die Zeichnungen hätte, die schon fertig waren," erwiderte Herta bekümmert. „Du weißt, daß er niemals, und unter keinen Umständen, einen Vorschuß gibt. Di« Arbeiten waren ganz fertig — ich habe sie in meinen Koffer geschlossen, als ich gestern abend zu dir ging." „Das ist schrecklich!" schluchzt« Gertrud. „Wenn du nicht zu mir gekommen wärst, hätte das alles nicht geschehen können. So wird dir nun deine Güte und deine selbstlose Aufopferung gelohnt l Herta, was wirst du tun, — was kannst ou nur tun?" Sie war so außer sich, so unsinnig aufgeregt durch den Gedanken, daß s i e das Unheil über die Freundin gebracht hotte, daß Herta Mühe hatte, sie zu beruhigen. „Wie kannst du nur denken, daß du schuld daran seiest!" sagte sie. „Und es ist ja doch auch nicht so fürchterlich. Wir haben doch schon ebenso Schwere» tapfer miteinander durchgemacht — nicht wahr? — - Es ist nur schlimm, daß gerade jetzt die meisten unseres kleinen Kreises so schwer zu kämpfen haben." „Und Komteff« Tarnow —?" fraate Gertrud be» klömme». „Bitte, nennen Sie mich nicht so!" bat Margarete. „Es klingt so, als ob ich nicht zu Ihnen gehörte. — Ja, ich bin in oer gleichen Lage — auch meine Geldmittel und alles, was ich zu Geld hätte machen können, hat Frau Merten mit sich genommen. Aber —" Sie hielt zögernd inne. Eine Möglichkeit gab es frei lich für sie. Sie klammerte sich nicht länger an ihren Stolz; sie würde ihn beiseitesetzen, ihren neuen Freundinnen zu helfen. Und wenn das Schlimmste zum Schlimmsten kam, konnte sie nach Hohenlinden telegraphieren, daß man ihr von dort her etwas telegraphisch überwies Und doch — schwer würde es ihr werden. Es war ja erst so kurze Zeit her, daß sie das Schloß verlassen hatte, voll hochtrabender Phrasen und voll Zuversicht. Aber wenn sie nicht vor dem Abend telegraphierte, würde es Aber es gab ja noch «inen anderen Ausweg! Die Erinnerung an die Unterredung zwischen Frau Merten und dem Grafen Alfred Reckenthin kehrte ihr lebendig zurück. Graf Alfred war gekommen, um sich einen für ihn wich- tigen Brief von Frau Merten aushändigen zu lassen. Was für eine Bewandtnis es mit diesem Brief hatte, und wie weit er in Zusammenhang stand mit dem Geheimnis, das auf Hohenlinden lastete — es hatte augenblicklich keine Bedeutung. Bedeutung hatte nur, daß Graf Alfred des Briefe» unbedingt zu bedürfen schien, und daß er heute wiederkommen wollte, ihn sich zu holen. Frau Merten hatte wohl in der Aufregung des überstürzten Umzuges den Grafen vergessen; aber sie würde sich seiner gewiß «rinnern. Und Graf Alfred selbst, für den nach seiner eigenen Er klärung die Erlangung des Briefes so ungeheuer wichtig war, hielt sich gewiß irgendwo in der unmittelbaren Um gebung des von Frau Merten verlassenen Hauses auf, um auf ein Zeichen von ihr zu warten, wo er sie zu suche« hatte. Und das sollte Margarete helfen, Frau Merten zu finden. Entschlossen erhob sie sich und machte sich zum Aus gehen fertig. „Wohin gehst du?" fragte Herta. „Ich habe meinen eigenen Plan," erwiderte Mar garete mit einem Lächeln. „Ich kann euch nicht alles er zählen, weil es zu viel Zeit beanspruchen würde, und auch, weil es mit den privaten Angelegenheiten anderer Personen verknüpft ist. Aber ich hoffe, daß wir unsere Sachen wiederbekommen werden, ehe es Zeit wird, sich zur Ruhe zu legen. Ich will nicht nur eine hilflose Last für euch sein — ich will das meinige dazu beitragen, unsere Lage zu bessern. Vielleicht komme ich spät zurück, aber ihr braucht euch deswegen nicht zu ängstigen. Nach den Erfahrungen der letzten Nacht fürchte ich mich vor nichts mehr." „Laß sie gehen!" sagte Gertrud, als Herta Einspruch erheben wollte. „Mit ihrer Zuversicht wird sie Erfolg haben." Mit erhobenem Haupt ging Margarete durch die Straßen. Was auch immer man ihr oorwerfen konnte — Mangel an Mut war es gewiß nicht. Und sie dacht«, wie gut es wäre, wenn sie setzt Rudols Gentner treffen würde — „Tschemonowaken" t« Oesterreich berau«, die den berech tigten Unwillen der nationalbewußten deutschen Kreise erregte. Ein Vertreter des tschechischen Nationalaus- Ni^« sitzt im Landesschulrat als Referent für tsch«. mische Schulangelegenßeiten 16 tschechische Bezirksräte, ein« ganze Anzahl tschechischer Armenräte und Ortsschul- räte betätigen sich dazu. Ein Konflikt der tschechischen Sozialdemokraten mit dem Nationalausschuß wurde bald beigelegt, da die Tschechen ja aus gefährdetem Posten ebenso wie ,n der Heimat eine vorbildliche nationale Dis ziplin besitzen. Angesichts der Schwäche des Deutschtums und des Oefferretchischen Staates im besonderen, und angesichts offen zugegebenen tschechischen Eroberungsabsichten nach Oesterreich hinein ist die Entwicklung des Tschechen- tums tatsächlich eme Gefahr geworden, die rechtzeitig erkannt und beobachtet werden muß. Einwirkungen deutich- bewußter Kreise in Richtung einer Zurückschraubung der tschechischen Ansprüche auf die rechtsverbindlichen Zuge- standnisse, zu denen Oesterreich sich vertragsmäßig ver pflichtet hat, sind bei der sozialistischen Stadtverwaltung aus Abweisung gestoßen. Rechnet die Sozialdemokratie doch weiterhin aus tschechische Unterstützung. Und umsonst Helsen die Tschechen, auch die tschechischen Sozialdemo kraten, nicht. To zahlt man denn aus Kosten der eigenen Volksgenossen. Partcnnteresse geht über Volksinteresse! Vermischtes. Ein neuer Reformator der Herreuklei dung. Der frühere Gesundhciiskommifscir von Ncwvork Dr. Thomas Darlington hat sich jetzt eingehend mit dec Kleidung des Mannes von heute beschäftigt und sie für ein „einziges großes Verbrechen au der Gesundheit" er klärt. Aber vom ästhetischen Standpunkte kommt er eben so wie vom hngienischen zu einer vollständigen Verurtei lung der Kleider, die die Herren tragen. So ist er der Ansicht, daß die Männer sich viel zu schwer anzicben und mit Kleidern überladen. Er empfiehlt daher sür den Sommer weiße Röcke aus Seide, und um auch etwas. Buntheit und Schönheit in unsere düstere Männertcachi zu bringen, schlägt er vor, die Herren sollten sich die weißseidenen Röcke mit bunten Bändern besenen lassen Ueberliaupt sei es Pflicht des männlichen Geschlechtes, sich in der Pracht der Toilette nicht von der Frau übcr- trefsen zu lassen, da ja auch im Tierreich das Männcken an Glanz des Kleides das Weibchen in den Schalten stellte. Im Büro und bei der Arbeit sollen die Herren siarksarbigc Jacken anlegen, durch die auch ihre Arb.üks- leistung gehoben werben würde „Die Männer verlieren ihre Haare," erklärt er, „weil iie Hüte tragen, die schwer sind, eng anliegen und keine Luft durchlaneu Tie setzen sich durch hohe steise Kragen der Geiahr des Erstickens aus und erwürgen sich beinahe durch fcstanliegeude Hostn- träger durch enge Gürtel und strammgcschuuric Schube." Das billige Porträt. Zu einem bekannten Maler kam ein geiziger Herr und fragte ihn, ob er für 200 Mort sein Bildnis malen würde. Ter üünstbr ec klärte sich bereit und meinte, eine Sitzung würde dci'.ir genügen. Als aber dann der Besteller das ieriige Tüd sah, war er — von hinten dargestellt, so daß man nur seinen Fettnacken, seinen ivärlichcu Haarwuchs, ('-laue und große Ohren bewundern kvnnie. Aus den entrüsteten Protest erklärte der Maler: „Ich dachie, daß jemand, dec so wenig für sein Bildnis ausgibt, nicht den Wumch haben könne, sein Gesicht zu zeigen." Irablelten für -Sänger, Sportsieute, Raucher wle sie ihm tausend Dinge sagen würde, an die sie nie zuvor gedacht hatte. Sie suhlte sich ein wenig beschämt, als sie an die Art dachte, wie sie ihn behandelt harte. Wahrhastig, er war mehr als gut genug für sie: cs mar, wie Herta sagte — er war gut genug sür jedes Mädchen. Was hatte seine Geburt — was hatte seine Armut zu be deuten, wenn er voll Lebenskraft und Lebensfreude, voll Güte und Vornehmheit — und voll starker, männlicher Liebe war? — Wie nichtig und töricht erschien ihr jetzt ihr Stolz I Solche Gedanken erfüllten sie, als sie an dem Haufe ankam. Sie hatte vorsichtig nach dem Grafen ausgespähr, und er wäre ihrer Aufmerksamkeit sicherlich nicht entgangen, wenn er da gewesen wäre. Plötzlich erinnerte sie sich auch, daß er gesagt hatte, er würde am Vormittag wieder- kommen; wie, wenn er schon da gewesen war und längst erfahren hatte, was er zu wissen begehrte? - Trotzdem wartete sie unermüdlich — Stunde um Stunde. Usid sie sollte sich dessen freuen. Denn als sie wohl zwei Stunden auf ihrem Posten ausgeharrt hatte, kam Alfred Reckenthin die Straße herauf und verschwand in dem Hause. Er wußte also nichts davon, daß Frau Merten nicht mehr dort wohnte. Gleich darauf trat er wieder aus dieSl.aße— wie es schien, unruhig und verstört. Während er einen Augenblick unschlüssig zögernd stehen blieb, machte sich ein halbwüchsiger Junge an ihn Heron und schien ihn anzureden. Jetzt zögerte Margarete nicht länger. Auf die Gefahr hin, von ihm gesehen zu werden, machte sie sich ganz nah an den Grafen heran und blieb in seiner unmittel baren Nähe vor einem Schaufenster stehen, ihm den Rücken zuwendend. So konnte sie jedes Wort hören, da- gesprochen wurde, und konnte in einem am Grunde de- Schaufenster» angebrachten Spiegel sogar sehen, was vorging. „Gut, gut," hörte sie den Grafen sagen. „Sonst Hal dir die Dame nichts zu bestellen aufgegeben?" „Nein, Herr. Sie sagte mir, ich sollte Ihnen den Zettel geben — nichts weiter. Fünfzig Pfennig hat sie mir ge geben — aber ich stehe schon den ganzen Tag hier." „Da hast du noch etwas," sagte der Graf. „Und nun lauf nach Hause und bestelle der Dame, daß ich kommen werde, wenn es dunkel ist. Die Adresse weiß ich ja nun." Der Junge lief davon, und der Graf, der wieder heiter und sorglos aussah, schlenderte langsam die Straße hinunter, nachdem er sich noch eine Zigarette angezündet hatte. Margarete hatte die Absicht gehabt, ihm zu folgen, da sie vermutet hatte, daß er sich von hier aus direkt in die neu« Wohnung der Frau Merten begeben würde. Aber es hatte sich nun weit besser gefügt. Denn in seiner gewöhnlichen Sorglosigkeit hatte Reckenthin das Blatt mit der Adresse zu Boden flattern lassen, nachdem er es gelesen. Und sobald sie es tun konnte, ohne von dem Grafen ge- sehen zu werden, eilte Margaret« hin, das Papier aus- zubeben. (Fortsetzung folgt.)