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Riesaer G Tageblatt «nd ISS. Mittwoch, S. Zu» IE«, "8en»s. 8S. Jehrg ragchlwtAies» Aermmf An Ri Poftscheckkont« Dr««d«n I5S9. »irokaff« «tos- »r. t» — Krieg ob« sonf ma der Zeitung oder ans 1 v«a»N0oetltch stvr Redaktto«:'Heinrich Uhlenla««, Rjesa V fEldchlM and TinB-rri. Daß Riesaer Tageblatt ist da« zur Veröffentlichung der amtlichen vekannlr-achung«, der Amwhauptm'annschast Grotzmhain, de» Amtsgericht« und der AmtSanwaltfchaft beim Amtsgericht Mesa, de« Rate« der Stadt Riesa, de« Finanzamt« Meka und de» Hauptzollamt« Meißen behördlicherseits bestimmte Blatt. »»Hungen der Löhne und Materialienpreis« behalten wir na« da« «echt der Preiserhöhung und Nachjorderung vor. Angstttze« n voraus zu bezahlen,' eine Gewähr für da» Lrfcheinen an bestimmten Lagen und Plätzen wird nicht übernommen. Srmwperia Mr m; die 8- »w breite Rcklam^il« 100 Bold-Pfennig«; zeitraubender and tabtllmnscher Satz S»*/. Ausschlag, gstst» T«mr werde« muß oder der Auftraggeber in Kontur« gerät. Zahlung«, nnd Erfüllung«»«: Riesa. Achttägig« llnterhaünngtteffage n irgendwelcher Störungen de« Betriebe« der Druckerei, der Lieferanten oder der Beförderung«etnrichtungen — hat der vezieher Zahlung de« Bezugspreise«. Rotationsdruck und Verlag: Langer d Winterlich, Riesa, «efchäftSfwlle. Goetdeitratze SV " ' " ' 7,; fgr An^iaenteil: Wilhelm Dittrtch, Riesa. ll»8 neu« 8»cli8i8clie fisbinett aber wird durch die ft». al» zu tndeter Ae «AM Mw«t ÜI» Sletzmta ns A» MM «WW. «Rheinbach. lLekunion) Schon seit längerer Zeit S.'LÄ.^.L« "L°A^'-LW"L! chüftiat. «ul Estnwtrknna »er franEcken ««»atz»». )s Dresden. Wie WTB. zuverlässig erfährt, ist di« Meldung einer hiesigen Korrespondenz, daß ein Partei« aäuger der Nationalsozialisten das Innenministerin« in dem neue» Kabinett Bünger übernehmen werbe, nicht rich tig. Ein entsprechender Wunsch ist von den Nationalsozia listen überhaupt nicht vorgebracht worden, und ebenso wenig hat Ministerpräsident Tr. Bünger beabsichtigt, daS Mini» sterium deS Innern mit einem Parteigänger der National sozialisten zu besetzen. js Dresden. Wie WTB. zuverlässig ersährt, ist di« Meldung, daß Herr von Mücke ei« Schreibe« a« die Sozial» bemokrate» «ab Sommnnifte« gerichtet hab«, worin er sie fragt, unter welchen Bedingungen beide Parteien bereit wären, eine Regierung zu bilde», die gewisse Wünsch« der Nationalsozialisten erfüllen und demgemäß die Unter stützung der Nationalsozialisten finden würde, iusofer« richtig, als ei« Schreibe« des Herr» »»« Mücke tatsächlich de« Sozialdemokrat«« «xd Somm«»iste« z«gegangen ist. Unrichtig ist jedoch, baß dieser Schritt im Einvernehmen mit der Landtagssraktion geschehen sei. Diese identifiziert sich in keiner Weise mit dem Schreiben und rückt ausdrück lich davon ab. )s Dresden. Ministerpräsident Dr. 8il«ger hat am DienStag nachmittag sei« Kabinett gebildet, das, wie bereits ««gekündigt, als Kabinett von Fachlcnte« auaesproche» wer de« «uß, dessen Bildung aus parteipolitische Schwierigkeiten zurückzusühre« ist, die insbesondere von den kleine« Par tei«« der bisherige« Koalition gemacht wurde«, und die eine a«dere Lösung vorerst nicht gestattete«. I« dem «c«e« Kabinett sind «ebe» Dr. Bünger, der a«ßcr der Ministerprästdentschast das Bolksbildungsmiui- sterium übernimmt, bezw. beibehält, »o« der alte« Regie rung der devtschnatiouale Wirtschaft-Minister Dr. Krug a. Nidda «ud der Kinanzminister Weber sWirtschafts, parteif vertret?«. Re« i« das Kabinett trete« ei« als J«stizmiuister Lberlaudesgerichtspräsideut Dr. Marius, selb und als Minister des Innern der Sreishauptma«« vo« Bautzen, Dr. Richter, di« beide keiner Partei ange- höreu. Dr. Richter gilt als einer der fähigste» Vermal« tungsbeamteu Sachsens. Das Arbeits- und Wohlfahrts« Ministerium bleibt bis auf weiteres ««befetzt. Dr. Bünger wird lei« Kabinett am Do««erStag de« Landtag vorstelle« «nd 'eine Regiermr-serklSr««g abgeb««. halt«ngS-Uaterstützn«g vorgesehen ist, nachdem eS den «irr dringlichen Eingaben des Sächsischen Gemeindetages erst ge- langen war, im Jahre 19-28 die Erhöhung um 700000 NM. z« erreichen. Was insbesondere die Unterstützungen zu Kap. 71 für schulisch« Answendnnge» der Gemeinde» betrifft, so ist der Regierung bekannt, daß auf diesem Gebiete viele Gemeinde» derartig belastet sirr-, daß sie ohne Hilfe des Staates ihre Wirtschaft nicht fortführen können. Außerdem soll der LasteruurSgleichsstock, wie bereits er wähnt, um 680 000 RM. gekürzt werden. Der LastenauS- gleichsftock erhält zur Zeit S Prozent des Staatsanteils, während er bis zum Jahre 19V mit 5 Prozent aus de« Staatsanteil gespeist wurde. Sowohl die Mitgliederver sammlung des Sächsischen Gemeindetages vom 4. Dezember 1SS8 alS auch der Vorstand haben eS einstimmig als ein« unabweisbare Notwendigkeit bezeichnet, daß die gegen wärtig absolut unzureichenden Mittel des Lastenausgleich stockes wieder auf 5 Prozent des Staatsanteils erhöht wer den sollen. Es ist eine der Oefsentlichkeit unbekannte Tat sache, daß eine große Reihe von Gemeinden überhaupt nur mit Hilfe dieses Lastenausgletchstockes ihre laufende Finanz verwaltung durchführen kann. Diesen Zustand mag ma« beklagen, er ist aber bei der gegenwärtigen Lage nicht abzu ändern. es m«b bi« schwersten Bebe»ke» Hervorrufe«, weun der Staat bei seiner gewiß auch «»gespannte« Finanzlage die Gemeiube« so stark beschneide« will, wie es «ach de« AuS; geführte« beabsichtigt ist. Es m«ß immer wieder daraus hi«gewiele« werde», daß die Fiuauzlage des Staates eine wesentlich günstigere ist als die der Gemeinde» i« ihrer Allgemeinheit. Wetter muß daran erinnert werden, daß die sächsischen Gemeinden z. B. gegenüber den preußischen Gemeinden wesentlich dadurch im Nachteile find, daß sie die Realsteuern nicht zur vollen Deckung dieses Defizits heranziehen kön nen, da sie durch die gegenwärtige Gesetzgebung auf ISO Prozent -er Zuschläge bet Grund- und Gewerbesteuern be schränkt find. ES muß auch darauf htugewiesen werden, daß beispielsweise die bayrischen Gemeinden vo« -en kosten zur Volksschule vollständig frei find. Wenn der Staat dem gegenüber in so rücksichtsloser Weis« die Gemeinden an dex durch daS Reich erzwungenen Rindesteinuahmen bei den UeberwetsungSsteuer» teilnehmen läßt, so ist die natur gemäße Folge, baß die Gemeinden za immer stärkerer Be lastung der Wirtschaft gedrängt werden, obwohl auch sie daS selbstverständliche Interesse daran haben, daß die Leistungs fähigkeit der Wirtschaft durch übermäßige Anspannung vo» Realste«»« nicht in Frage gestellt wird. SS ist als» deshalb dringen» z« Hoffe«, »aß der setzt arbeite«»« Laadlag, de« alle diese Vorgänge in eingehende« Darlegungen nochmals vo« Sächsische« Gemei«detage unterbreitet morde» find, der Rotlag« der Semei«»«», ins besondere bei der katastrophale» Verschlechtern«g, wie sie dnrch die 4. Vorlage geplant find, Rechnung trägt. Der Staat al» »er finanzkräftigere Teil hat die Ehrexpflicht, dem schwächere» Teile, das sind Hier die Gemeinde«, zu Helfe«. MWMW M NldMlUMW. Es ist ein sonderbarer Widerspruch, vast durch die Znflationskatastrophe in Deutschland der Mittelstand in großem Umfange proletarisiert wurde, während anorer- seitS die Akademisierung -es Volkes gewaltige Fort schritte macht. Diese Akademisierung, die vor dem Kriege schon in dollem Gange war, hat durch diesen, nicht, wie man erwarten sollte: einen Rückschlag erfahren, son dern im Gegenteil noch einen Antrieb. Das Bild sieht ungefähr so aus, daß auf 10000 Geburten im Jahre 1896 in Preußen 432 Sextaner kamen, 1915 654 und 1927 1164. Ein Jahrzehnt der Nachkriegszeit bat also mehr als den doppelten Zuzug zu den höheren Lehr anstalten gebracht, als zwei Jahrzehnte der Vorkriegszeit. Ohne Zweifel hängt dieser starke Aufschwung der Akade misierung mit den vielen sozialen Einrichtungen zusam men, die es gegenwärtia auch den minderbemittelten Krei sen ermöglicht, ihre Kinder aus die höheren Schulen zu schicken. Ein Elternpaar mit zwei Kindern kann diese bei einem Jahreseinkommen von 3000 Mark in Berlin z. B. ohne Schulgeld in eine höhere Lehranstalt schicken. Der neueingerichtete Schultyp der sogenannten Ausbauschule ermöglicht es den Kindern, auch noch nach abgeschlossenem Dolksschulbesuch, in etwas abgekürztem Verfahren, den Lehrgang einer höheren Schule durchzumachen. Von den Besuchern dieser Aufbauschule sind über die Hälfte schul geldfrei. Durch die sogenannten Begabten-Prüfungen siuo auch noch immerhin einige hundert Studierende zur Uni versität gekommen, wenngleich diese Zahl im Verhältnis zu den vielen Bewerbungen geringgeschätzt w«rdcn muß. Wird bei den Begabten-Prüfungm ein rigoros strenger Maßstab angelegt, so darf mau für die Aufnahmeprü fungen, die von Volksschülern beim Nebergang zu einer höheren Lehranstalt verlangt werden, wohl da? Gegenteil sagen. Minderbemittelte Eltern können außerdem noch Wirtschastsbeihilsen verlangen, wenn sie ihre Kinder aus eine höhere Schule schicken, und minderbemittelt Stu dierende erhalten entsprechende Stipendien. Auch in der Vorkriegszeit gab es schon .Freistellen und Stipendien, aber sie stellten nur mehr Ausnahmen dar. Auch galt es in der sogenannten besseren Gesellschaft nicht sür fein, von diesen Staatsbcrhilfen Gebrauch zu machen. Sie waren für das „Proletariat' bestimmt. Heute hat dieses Wort viel mon seinem damaligen Beigeschmack verloren, und so kann man von einer Proletarisiernng des Mittelstandes auch in dem Sinne reden, daß es diesem Stande ganz ge läufig geworden ist, mit sozialen Beihilfen aller Art zu rechnen. Also „Akademisierung" durch daS Streben nach höherer Bildung und nach entsprechend höheren Stellen auf der sozialen Stufenleiter: „Proletartsierung" durch das freimütigere Bekenntnis zum wirtschaftlichen Unver- mögen, dem der Staat abhelfen soll, der ja freilich durch seine Kriegsanleihepolitik auch die Hauptschuld an die sem wirtschaftlichen Unoermögen trägt. Diese Art der Proletarisierung, bei der der Staat nur gewissermaßen einen Teil seiner schuld sühnt, braucht« als gerechter Ausgleich nickt all zu tragisch genommen zu werden. Hier wäre nur die Frage, ob der Ersatz der privaten Initiative und Selbständigkeit durch die Anleh nung an den Staat für das Dotksganze mehr Nachteil oder mehr Vorteil bedeutet, und sollte jemand geneigt sein, die Nachteile stärker zu betonen, so könnte man ihn auf das Beispiel der Bereinigten Staaten verweisen. Da ist grundsätzlich der ganze Schulbesuch von der Grundschule bis zur Universität einschließlich schülgeld- frei, also die Volksbildung im weitesten Sinne oeS Wortes Staatsangelegenheit. Dieser amerikanischen Bil dungspolitik gegenüber nimmt unser ganzes Kr«stell«n- und stipendiemvesen sich auch heute immer noch kümmer lich und bruchstückhaft genug auS. Nun ist aber mit der Akademisierung noch eine an kere Proletarisierung verbunden, die wett bedenklicher ev- scheint als die eben erwähnte. Wir meinen die Prolerarisie- rung der akademischen Berufe und ihrer Anwärter sechst. ES ist eine grausame Sechstkvrrektur, die der zahlenmäMg zu starke Andrang zu den höheren Lehranstalten «Potnst: man sucht durch besser »Zahlte Stellungen, aber da vermehrte Angebot verdirbt die Preis«. Wer heute daS «in- lahrige oder daS Abitur hat, erreicht schließlich auch mit ihm sozial und wirtschafütch ni§ mehr, «s der frühere Volk»- urch ForchildungSschüler, weil «e verschie densten Berufe jetzt diese BorauSsetzmgen verlangen, Vie tsd. Dresden. Der Präsident Les Sächsisch«» Ge meindetages, Dr. jur. Nauman«, führt in einem längeren Artikel u. a. aus: Der Sächsische Landtag hat seine Arbeiten wieder ausgenommen. Die durch die Auflösung -eS alten Landtags herbeigesührte Pause in der Gesetzgebungsarbeit hat vor allem die Schwierigkeit gezeitigt, daß die notwen dige Verabschiedung des Staatshaushaltes in bedenklicher Weise hinausgeschoben worben ist. Der «eue Landtag wird deshalb, wie auch bereits feftgelegt ist, die Hauptsächliche Aufgabe habe«, mit größter Beschien«ig««g «««mehr de« bereits i« Frühjahr vorgelegte» Entwurf des Staatshaus haltes sür 1929 durchzuberate« ««d za verabschiede«. Daß dabei die Gefahr besteht, einzelne Etatkapitel schneller, als es sachdienlich ist, durchzupeitschen, liegt auf der Hand, daß aber auch hierbei wieder die Gemeinden letzten Endes be sonders leidtragend sein werden, zeigt die 4. Vorlage über ei«e Ergänzung des dem Landtage vorliegenden Entwurfes äueS Gesetzt^ über de« Staatshaushaltplau für 1929, die die Regierung vor einigen Tagen dem Landtag hat zugehen lasten. Dies« Vorlage m«ß bei de« sächsische« Gemeiube» schwere Sorge a«slösen, da durch sie die Hoffnung auf ge wiss« Erleichterungen i« ihrer schwierige» Fiuauzlage er hört wird, die auf Grund des vorhergehenden Etatentwur fes und einiger vom Sächsischen Gemeinbetag hierzu ge- stellter Anträge für die Gemeinden bestand. Der Gesamt anteil der Gemeinde« «nd BezirkSvdrbände an der Ein komm««- «nd KSrperschastsfteuer war «ach der frühere» Vorlage für 1929 a»s 150 500 000 RM. berechnet, wird fich aber nach der 4. Vorlage n»r «och aus 188000 009 RM. be laufe«. Die Gemeinde« «erde« als» insgesamt 12 899000 RM. ««tiger erhalte«, als ihn«« ursprünglich i« Aussicht gestellt war. Auch der Lasteuansgleichsstock soll gegenüber der Frühjahrsvorlage m»r «och 8000 000 RM. erhalte«, also ««000 000 RM. gErzt werden. Daraus ergibt fich, daß »en sächsische« Semei«»«« «ad Bezirksverbäude« insgesamt 11100 900 RM. weniger z«sließe« werben. Diese Minder- beträge werden auch durch di« voraussichtlich etwas höheren Ueberwettungen aus der Umsatzsteuer f15,8 Mill, statt 14H Mill. RM.) u«r unwesentlich ausgeglichen werden. Dabei solle« Liese starken Berlnst« in demselben Jahre eintreten, für dar die meisten Gemeinden ohnehtn schon mit einem bedmttenden Fehlbetrag in ihre« HanSHaltpttne« ab- schließen. Ganz »«sonders getroffen werde« «»« «der die Ge meinde« durch »t« «e«e HauSHaltplar—' - -- -- .. diese «»Aage bet einer Reit« von wesentlich kürzt, die als Unterstütz» Aufgabe» »orgef eHe» sind. Datei! metndetog bereits die ursprüngliche« a«k>»g bezeichnet >md a» der Hand Ulnggdtn an Regierung nnd Land UinDÄlnnge« gefordert. ES Handelt s 42, « «>» 78, bei denen M tasaesai VetRkae l« Hdhe —» 22299« RM. »«llkünme«, »te «rsprünglich Mr _ _ «winden »orgesehe« waren. Besonders schwerwiegend ist bi« Streichung, die in Kap. öS in Höhe vo« 800000 RM. für Wegebau» Mtd Wegenxter- lleberbolunaS- m,d eines Ladegleises. Di« Genehmigung MM van dieser Gleis« ist schon seinerzeit im Zusammenhang mit dem yau der Bahn Liblar—Abrtal von der Besatzung erteilt, aber wegen Geldmangels »urückgektellt worden. Gin« neu« Genehmigung wurde jetzt, wo auS betrieblichen Gründen die Gleise benötiat wurden, nicht nochmal« be« antrgat. Während di« Arbeiten »och 1« G«»s« waren, üußeck die Besatzung den Wunsch, nm der Fertigstellung »u warten, bis die endgültig« Genehmigung einaetrostrn fei. De« Wunsch« wurde entsprochen und di« Arbeiten akademischen Nachwuchs Sorgen heute vertzopm gar nichts anvere» üb, ennnal den amertkantß haben, als auch die nach amerikanischem M» »wischen akÄiemischer u Wen der Sinschchtzung schule auf ein Miuirm