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manchmal eine gräßliche Angst aufstieg, eine Ahnung voer etwas Schrecklichem, das sie nicht zu hindern vermochte. Auch jetzt saß er schier theilnahmslos im Lehnstuhl, den Kopf etwas zur Seite geneigt, als ginge ihn die ganze Sache gar nichts an. Violetta warf einen hilfesuchenden Blick zu dem Vater hinüber, doch dieser rührte sich nicht. Eine ganze Weile blieb es still im Zimmer. Else fühlte das Peinliche der Situation, und wünschte, so bald als möglich zn Ende zu kommen. „Nun überlegen Sie sich die Sache, sagte sie aus stehend. „Es ist ja nicht so sehr eilig. Wenn Sie etwa- Passendes gefunden haben, dann erst sollen Sie das Hau verlassen, früher nicht." Es klang doch etwas wie Mitleid hindurch. „Ich werde mich beeilen," kam es so tonlos von Vio lettas Lippen, daß Else betroffen aufblickte. Dann verab schiedete sie sich schnell und eilte mit raschen Schritten den Gartenweg entlang. Die traurigen Augen Violettas hatten ihr beinahe angst gemacht. Drinnen aber, in dem Zimmer, lag ein schluchzendes Menschenkind auf den Knieen. Violetta barg den dunkle« Kopf in' des Vaters Schoß. Er fuhr leise mit der Hand durch das weiche Gelock des jungen Mädchens. „Hast Du es gehört, — Vater, wir müssen fort! W«S soll nun werden? Wissen es Jene, daß wir so arm sind, daß wir nicht einmal die Miethe des allerkleinsten Stüb chens bezahlen können? Nein, sie wissen es nichts sie könn ten sonst nicht so grausam sein! Was haben wir nur ver brochen, daß wir so elend werden müssen! Kein Dach mehr über dem Haupte, keinen Platz, wo »vir ausruhe« könnten! Was beginnen wir nun?" Fortsetzung folgte . , p.«. »ltvr ÜLvk- uvä LörsvvgvsvdLttv Ml» a. ro« Staatspapiarm, ^.oükll, trsmälLuZ. 6«Iäsort« i AlnIÜSlUtA voll Oollpons, viviZsllävseiioiosll r VtsevQllnwK von ^Vsotwelll, vsrissn; Vauw-Vorrollt- aus kür 6SN Durlsürsr völlig ^ostsllkrss. VerrlllSllvg molllltl. 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Was mochte sie hier wollen? Violetta sah fragend auf, als die junge Dame ins Zimmer trat und etwas verlegen Platz nahm. Sie räus perte sich einigemal, ehe sie zögernd begann: „Mein Kom men hat einen besonderen Grund, ich weiß nicht recht, — wie ich mich meines Auftrages entledigen soll, — Sie müssen mich nicht mißverstehen, — — —" sie stockte, -offenbar bemühte sie sich, das passende Wort zu finden. „Bitte, sagen Sie doch gerade heraus, was Me be drückt. Wozu die Umschweife?" bemerkte Violetta mit un heimlicher Ruhe. „Es thut mir leid, — aber, — wie die Verhältnisse liegen, müssen wir Sie bitten, sich nach einem andern Quartier umzusehen. O, nicht auf ein paar Tage kommt es an, Sie sollen nicht gedrängt werden. Sie sollen sich Zeit lassen, bis Sie etwas Passendes gefunden haben. Mer da es doch sein muß, möchte ich Sie einstweilen da rauf vorbereiten. Mein Bräutigam wünschte nämlich, daß wir nach unserer Hochzeit dieses Haus bewohnen. Es ge fällt ihm so gut, und soll zweckentsprechend umgebaut und vergrößert werden. Die Arbeiter müssen so bald als mög lich beginnen, denn gerade im Sommer wohnt es sich hier so wunderschön. Sie werden also begreifen, daß ich wich tige Gründe für mein Handeln habe, und bei ruhiger Ueberlegung Iniissen Sie sich selbst sagen, daß ich nicht an ders kann. Wir wissen ja, daß auch wir Ihnen Dank schulden, denn Sie haben durch Ihr entschlossenes Han deln meinem Bruder Eugen das Leben gerettet, — und Awerin es ginge, würden wir Sie noch länger hier wohnen /assen, — aber, wie gesagt, es thut mir leid — doch muß es sein," Else wartete vergebens auf Antwort. Violetta Preßte die Lippen zusammen, als wollte sie verhindern, daß ihnen ein Wort entschlüpfe. Sie Hielt die Augen beharrlich ge senkt, denn sie fürchtete, durch eine Bewegung den Kampf zu verrathen, der in ihrem Innern tobte. Sie gab sich Mühe, ruhig zu scheine»», doch es gelang ihr nicht. Der Schlag den man gegen sie geführt, war zu groß. Nur das Eine hätte sie gern gewußt, ob er, der ihr dies Asyl geboten, im Einverständnisse war mit seiner Schwester, die ihre Entfernung so sehr zu wünschen schien. Warum kam Eugen nicht selbst, um es ihr zu sagen? Fehlte ihm der Muth dazu? Doch blieb sich dies jetzt nicht völlig gleich? Warum klammerte sich ihr Herz noch imnier an eine Hoffnung, die sich nid und nimmer erfüllen konnte? Gab es denn für sie überhaupt noch etwas zu hoffen? Sie hatte sich selbst schon oft gesagt, daß sie die Güte dieser Menschen nicht länger in Anspruch nehmen durfte, daß sie endlich fort mußte von hier. Aber immer wieder schob sic es hinaus. Wo sollte sie auch hin? Nur so lange wollte sie bleiben, bis für den Vater irgend ein Verdienst ge funden war. Es brauchte ja nicht viel zu sein, sie lebten von jeher einfach und bescheiden. Ihre Einnahmen waren niemals glänzende gewesen. Mer jetzt, gerade jetzt, wo ihr Arn» noch nicht zum Arbeiten tauchte, wo sie ihn noch nicht gebrauchen komtte, und der Vater schon verschiedene vergebliche Versuche gemacht hatte, auf irgend eine Weise Geld zu verdienen, woher sollte man jetzt in dieser schweren Zeit das Nöthigste nehmen? Wovon die Miethe bezahlen, wenn sie auch das allerbescheidenste Stübchen bezogen. Vio letta hatte das Alles schon hundertmal erwogen, die Wohl- thaten drückten sie wie eine schwere Last, aber immer wie der hatte sie dieselben annehmen müssen, da es keinen Aus weg gab. Ein Schauder rann ihr jetzt durch die zarten Glieder. Sie sah sich dem Mangel preisgegeben, hungernd und frierend in die Welt hinauSgestoßen mit dem Vater, der in der letzten Zeit so hinfällig geworden war, daß ihr