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und Anzeiger (Llbeblatt und Anzeiger). Telegramm-Adreff« ßW RH I Fernsprechsteüe .Tageblatt-. Rtasa. Nr. -0. str die Königl. AmtShaupwumnschast Großenhain, dar König!. Amtsgericht und den Rat der Stadt Riesig sowie den Gemeinderat Gröba. sss. Dienstag, 17. Dezember 1S07, abends. 60. Javrg. Da» Riesaer Tageblatt erscheint jeden Tag abend» mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bet Abholung in der Expedition in Riesa t Marl SO Psg., durch unsere Träger srrt in- Hau- 1 Mark SS Psg, bel Abholung am Schalter der lagert. Postanstalten 1 Mark SS Psg., durch den Briefträger sret ins HauS 2 Mark 7 Psg. Auch MonatSabonnementS werden angenommen. Anzetgen-Aunahme sitr die Nummer deS Ausgabetage« blS vormittag S Uhr ohne Gewähr. Rotationsdruck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Goethestratze VS. — Für die Redaktion verantwortlich: Hermann Schmidt tu Riesa. Donnerstag, deu IS. Dezember 1907, vor«. 10 Uhr kommen im AuktionSlokal hier 1 Sofa, 2 Bilder, 1 Regulator und 1 Tisch gegen so- fortige Bezahlung zur Versteigerung. Riesa, am 14. Dezember 1907. Der Gerichtsvollzieher de- KSnigl. Amtsgerichts. Realprogymnasium mit Realschule zu Riesa. Zu einem mustkaMcheu Vortragsabend, Freitag, deu SV. Dezember 7 Uhr, ladet die Eltern und Angehörigen der Schüler, die Behörden und alle Freunde der Schule ergebenst ein Riesa, den 18. Dezember 1907 daS Lehrerkollegium Prof. vr. Göhl. Mb» in RiW'Mm W> ZMi. Ueber die letzten Tage des Befindens Ihrer Maje stät der Königin-Witwe wird dem Tr. Jvurn. berichtet: Tie ernste Wendung, welche die schon seit längerer Zeit in ihren ersten Anfängen bei Ihrer Majestät der Königin-Witwe festgestellte Krankheit — Blasen- und Nierenbectenkatarrh — nahm, begann aM 11. d. M. gegen Abend plötzlich, nachdem sie noch an« Mittag selbigen Tages bei verhältnismäßig gutem Befinden eine kurze Spazierfahrt im Garten unternloMmen hatte; es trat Schüttelfrost mit Erbrechen und hohem Fieber ein. Tie Untersuchung ergab, daß das obenerwähnte Leiden einen akut entzündlichen Charakter angenommen und zu einer Intoxikation (Vergiftung) des Organismus« geführt hatte. Tie Befürchtung, daß ähnliche Anfälle sich wiederholen würden, erfüllte sich bereits am folgenden Tage. Nach mehrstündiger fieberfreier Pause stieg die Körperwärme wiederum an und hielt sich seitdem auf mäßiger Höhe. Am 131 d. M. vormittags trat eine leichte, vorübergehende Be nommenheit ein, weshalb die hohe Frau nach wieder erlangtem Bewußtsein Mit den Sterbesakramenten ver sehen wurde. Gegen Mittag nahm die Apathie stündlich zu^ die Atmung wurde in der Nacht vom 13. zum 14. ober flächlicher und beschleunigt; Ihre Majestät gelangte nicht wieder zu vollem Bewußtsein. Ohne irgendwelche Schmerz- empsindung zu äußern, trat am 15. gegen 2 Uhr morgens die Agonie ein, weshalb in der dritten Morgenstunde S«e. Majestät der König, Ihre Königlichen Hoheiten Frau Prinzessin Johann Georg und Prinzessin Mathilde mit ihrem Gefolge, Ihrer Majestät der Königin-Witwe Um gebungen, Beamte und Dienstpersonal sich im Sterbe zimmer versammelten; Ihrer Majestät Beichtvater sprach die Sterbegebete, bis unter ganz allmählich erlahmender Herzkrast ohne Dodeskampf die hohe Frau 3 Uhr 37 Min. sanft und friedlich entschlief. Aus dem Programm zu der feierlichen Ueberfüh- rung und Beisetzung der Leiche der Königin-Witwe Cawla ist zu erwähnen, daß als Königlicher Kommissar Oberhof- marschall Freiherr von dem Bussche-Streithorst funktio niert. Ter feierliche Kondukt verläßt die königliche Villa heute abend 9 .Uhr. Zwei Züge des Königlichen Gardc- reiter-Negiments reiten voran. Bor der Leiche schneitet der Obcrl-vsmeister v. Malortie, dem Sarge folgen Seine Majestät der König und die Prinzen des königlichen Hau ses. Daran schließen sich Hofwürdenträger, höhere Offi ziere, die anwesenden Fürstlichkeiten und Abgesandte fremder Fürsten, das Offiziervorps des 2. Husaren-Regi- ments Nr. 19, dessen Chef di« Königin war, eine Abord nung des StadtrateS und der Stadtverordneten von Dresden, die Damen der verewigten Königin im Stadt wagen. Ten Schluß bilden wieder Gardereiter. Rechts und links vom Zuge gehen Pagen und Livreediener mit Fackeln. Nach der Einsegnung wird die Kirche geschlossen. Zu den Absperrungen und zum Spalierbilden wird fast die gesamte Garnison herangezogen. Die Ehrenwache an dem Large der hohen Entschlafenen übernehmen Unteroffiziere des Königin-Husarenregiments Nr. 19. Hunderte von Beileidsschreiben von Mitglie dern der dem erlauchten königlichen Hause verwandten Familien, von sämtlichen deutschen Bundesfürsten und den Vertretungen der freien Städte sind eingegangen. Le. Majestät der Kaiser hat folgendes Telegramm gesandt: König von Sachsen, Dresden. Beim Ableben der teuren Königin sprechen Wir Dir unser von Herzen kommendes Beileid aus. Wir wissen, welch großer Verlust der Dod der lieben Tante für Dich und Tein HauS bedeutet. Für Meine Frau war die Königin Carola seit ihrer frühesten Kindheit unendlich gütig und verwandtschaftlich. Wilhelm. Auch der Kaiser von Rußland hatte ein herzlich ge haltenes Kondolenztelegramm abgeschictt, ferner die Sou veräne wohl aller europäischen Staaten, darunter die Könige von England, Schweden, Dänemark, Belgien, Spa- nien, Portugal, die Königin der Niederlande und die Häupter einiger nichteurvpäischor Staaten. Bevor heute nachmittag in der königl. Villa Strehlen der Sarg mit der Königin-Witwe geschlossen wurde, sand daselbst im Beisein der königlichen Familie eine ernste Feier statt, bei der Kaplan Klein ein Gebet sprach. — Auf Wunsch der Entschlafenen wird Morgen bei der Bei setzung in der katholischen Hofkirchje keine Gedächtnisrede gehalten. Kaiser Wilhelm läßt sich bei der Beisetzung der Königin-Witwe Cawla durch den Prinzen Friedrich Leo pold von Preußen vertreten. Oertliches und Sächsisches. Riesa, 17. Dezember 1907. —* Interessenten werden hierdurch darauf aufmerksam gemacht, daß in den Räumen deS Technikums Riesa die vom Kaiserlichen Patentamts in Berlin herauSgegebenen Patentschriften werktäglich in der Zeit von 8—12 Uhr und 3—6 Uhr eingesehen werden können. —* Am 1. Januar 1908 wird in Heyda bei Riesa eine mit der Posthilfstelle vereinigte Telegraphenanstalt und öffentliche Fernsprechstelle in Wirksamkeit treten. Die neue Telegraphenanstalt, die im Telegrammverkehre die Bezeichnung Heyda, AmtSh. Großenhain, führen wird, ist zugleich Unfallmeldestelle. —* Bei der am 16. d. M. stattgefundenen Haupt- wähl für die Handwerker-Abteilung der Ge werbekammer Dresden wurden nachstehende Herren gewählt: Buchdruckereibefitzer Friedrich August Schröer, Kammerrat, Stadtrat, Dresden, Bäckermeister Emil Albin Wendt, Dresden, Fleischern, eister Gustav Witzschel, Dresden, Korbmachermeister Ernst Schöne, Pirna, Ttschler-Obermeister Ewald Schmelzer, Sebnitz, Klempnermeister Adolf Witt, Stadtrat, Freiberg, Buchbinder-Obermeister Paul Unrasch, Dresden, Schlossermeister Hermann Günther, Deuben. —* Bet der am 16. d. M. stattgefundenen Haupt wahl für die Ntchthandwerker-Abteilung der Ge werbekammer Dresden wurden nachstehende Herren gewählt: Schankwirt Gustav Scholz, Niederlößnitz, Pro duktenhändler Hermann Weber, Dresden, Kaufmann Her- mann Stirl, Siebenlehn und Buchhändler Otto Paul, Lommatzsch. —* In vergangener Nacht wurde ein von einem Schadenfeuer herrührender Feuerschein in der Richtung auf Kleinragewitz-Ganzig bemerkt. Näheres über einen in dortiger Gegend stattgefundenen Brand war noch nicht zu erfahren. Se. Majestät der König hat unter dem 11. De zember das Gesetz, die vorläufige Erhebung der Steuern und Abgaben im Jahre 1908 und den bei der Veranlagung zur Einkommensteuer auf das Jahr 1908 anzuwendenden Tarif betreffend, erlassen. Tie endgül- tige Bestimmung über die Erhebung dieser Steuern und Abgaben bleibt, auch hinsichtlich des Jahres 1908, dem sür die Finanzperiwde 1908/09 zu erlassenden Finanzge setze Vorbehalten. In letzterem wird insbesondere darüber definitive Bestimmung getwffen werden, ob die Ein kommensteuer mit den vollen gesetzlichen Beträgen (Nor malsteuer) oder nur mit einem in Zehnteilen auszu drückenden Bruchteile derselben zu erheben ist. —* Eine Unmenge von Eisenbahnwünschen «werden regelmäßig dem sächsischen Landtag bei seinen Tagungen aus allen Landesteilen übermittelt. Darunter gibt es nun solche, die ßeit langen Jahren wiederkehren und bei denen man nach dem Sprichwort: „Steter Tropfen höhlt den Stein!" doch auf endliche Erfüllung hofft. Hierzu gehört (neben der sogenannten Nordostbahn, die in gerader Linie Riesa mit Großenhain, Karnenz, Königs brück und Bautzen verbinden soll) eine Linie, die eine bessere Verbindung des Königreichs Sachsen mit der preu ßischen Pwvinz Sachsen herbeiführen soll. Daß gerade eine solche Linie eine Notwendigkeit ist, wurde schon auch von maßgebender Seite aus betont; ihre Rentabilität und Zweckmäßigkeit wurde in zahlreichen Petitionen schon oft genug nachzuweisen versucht. Es kamen hierbei zwei Pro jekte in Bettacht. Einesteils wünscht man eine Verbindung von Riesa über Gröba und Strehla nach Belgern mit der Fortsetzung auf Torgau, andererseits möchte man eine engere Verbindung mit dem Königreich Sachsen dadurch erreichen, daß man eine Eisenbahn von Torgau nach Wur zen baut. Wir in Riesa haben das größte Interesse daran, alle diese Bestrebungen mit offenen Augen zu verfolgen. Von Torgau aus neigt man mehr einer direkten Verbind ung mit Wurzen zu, wie aus einem Bericht über eine in Tvrgau in voriger Woche stattgefundene Bürgervereins versammlung erhellt. In dem Bericht heißt cs: „Man beschäftigte sich eingehend mit dem bereits seit Jahr zehnten schwebenden Projekt der Errichtung einer Eisen bahn Torgau—Wurzen. In den interessierten Städten und Gemeinden wünscht man mehr als je die fragliche Ver bindung, und zwar umsomehr, als neuerdings ein Kon- kurrenzprvjekt Eilenburg—Wurzen ernstlich in Erwägung gezogen ist. Tie Städte Eilenburg und Wurzen sind seit kurzer Zeit mit diesem Projekt eifrig beschäftigt. Die Eisenbahnbaufirma Ohrenstein u. Koppel hat sich soeben bereit erklärt, die Vorarbeiten zu einer Bahn Torgau- Wurzen für den Preis von 12000 Mark auszuführen und ist bereit, auch diesen Bettag fallen zu lassen, sofern ihr die Ausführung des Baues'selbst erteilt wird. Tie Ver sammlung faßte den einstimmigen Beschluß, bei dem Ma gistrat Torgau vorstellig zu werden, daß sich dieser schleu nigst mit den anderen interessierten Gemeinden verbinde und bei den Behörden Preußens und Sachsens die Ge nehmigung zu den Vorarbeiten der Bahn Torgau—Wur zen erwirke. Tie Bahn ist als Industriebahn mit Normal spurgleis gedacht." Im Interesse der hiesigen Gegend, d. h. derjenigen Kreise, die an einer Bahn Riesa—Belgern interessiert sind, wäre allerdings den obenerwähnten Be strebungen kein Erfolg zu wünschen. Ten Verkehr von dem benachbarten Preußen aufzunehmen würde auch Riesa entschieden geeigneter sein. Riesa ist der Mittelpunkt des nördlichen Sachsen. Von hier ist ebenso Dresden, wie Chemnitz und Leipzig leicht zu erreichten, was bei der Be förderung von Reisenden und Gütern nicht unbeachtet bleiben oarf. So hat dieses Projekt vor demjenigen Tvrgau—Wurzen mancherlei voraus, und die Möglichkeit besteht, daß die maßgebenden Stellen sich doch noch mit diesem Projekt eingehender befassen. Es gilt deshalb aber, nicht nachzulassen in der Agitation, um fortdauernd ein Gegengewicht gegen die Bestrebungen in Torgau und Wurzen zu schaffen. Ter Magistrat von Belgern ging im vergangenen Frühjahre rühmlich vor. Er versuchte alle in Frage kommenden Gemeinden für das Projekt zu in teressieren. Jetzt ist es aber wieder recht ruhig und still davon geworden. Besonders scheint man auf sächsischer Leite die Bestrebungen nicht in dem Maße zu unterstützen, wie das nötig ist, wenn ein Erfolg erzielt werden soll. Daß die Petitionen und Bestrebungen, die die Errichtung einer Bahn Riesa—Strehla—Belgern zum Zwecke haben, nicht ruhen möchten, sei hierdurch angeregt im wohler wogenen Hinblick auf die ernsthaften Bestrebungen, die daraus gerichtet sind, nicht Riesa zum Aufnahmepunkt deS Verkehrs aus dem benachbarten Preußen zu machen. —* Bei der Beschwerde- und Petitions-Deputation der zweiten Kammer ist u. a. eingegangen: Petition deS Herrn Rittergutsbesitzers Otto von Thiclau auf LampertS- walde und Genossen um Erbauung einer Eisenbahn Oschatz —Wellerswalde—LampertSwalde—Cav-rtttz—LandeSgrenze —Belgern—Torgau. — Die Zahl der Offiziere und Mannschaften, welche zu den Reserve-Uebungen im kommenden Jahre