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Aepfel und Apfelsine«. Mtt dem lieben Weihnacht-fest ist der ltchtergeschmückte Tannenbaum unzertrennlich verbunden, und auch Aepsel und Nüsse, die heute allerdings vielfach nicht mehr an den Baum gehangen werden, gehören ebenfalls dazu. In neuerer Zeit find diesen auch noch die goldenen „Aepsel der Hespertden" en dir Seite getreten. , Da» Ursprungsland unsere» Apfel» ist Westasten, und dort ist noch heute der Apfelbaum in kleinen Wäldern anzu treffen. Im alten Aegypten werben »war Aepsel in einigen Hieroglypheninfchristen al» Opfergabe erwähnt, sonst aber ist über den Anbau de» Apfelbaume» in dieser Zeit nicht» bekannt. Ueber Kleinasien kam der Apfelbaum nach Grie chenland, und zwar bereit» tn den ältesten Zeiten. Weil hier sür ihn gut« klimatische Verhältnisse herrschten, ent- wickelten sich «pfelbaumanpflanzüngen sehr gut. Auch im alten Rom gewann der Apfelbaum eine grobe Ausbreitung. Die Anpflanzung und Pflege brr Bäume, ihre Veredelung, die Beschreibung der einzelnen Sorten, die Art der Ver- wendung de» Obste», die Einrichtung von Obstkammern usw., alle» da» wird von Schriftstellern bcS alten Rom eingehend erörtert. Ueber Rom kamen di« höher kultivierten Apfel- forten nach Deutschland, und hier waren e» zunächst die Klöster, die sich um die Obstkultur grobe Verdienste erwar ben. Im Laufe der Zeit entstanden durch Zuchtwahl immer neue schmackhafte Sorten, so bah man deren heute über 1500 zählt, wogegen Plinius um da» Jahr 70 nach Christus erst von 36 Sorten zu berichten weiß. Saftige, rotbäckige Aepsel erfreuen sich heute allgemeiner Wertschätzung und fehlen unter keinem Tannenbaum. „Ist ein Land, eS heißt Italia, blüh» Orangen und Zitronen" singt der Dichter, und in der Tat werden in Ita lien selbst die goldgelben Aepsel Zitronen genannt, mährend diese selbst „Limonen" heißen. In Deutschland ist sür die an Beliebtheit immer mehr zunehmende Frucht allgemein der Name „Apfelsine" in Gebrauch. Vielfach begegnet man der Auffassung, daß daS Wort „Apfelsine" auü „Apfel auS Messina" entstanden sei. Jedoch ist daS irrig; denn die Frucht trägt ihren Namen nach ihrem Ursprungsland China, das auch „Sina" hieß, nnd daher stammt die Bezeichnung „Apfelsine, Apfel ans China". Wenn auch viele unsere heimischen rotbäckigen schmack haften Aepsel ihren goldenen Namensvettern vorztchen, so laufen ihnen diese im Stratzenhandel, in den Schaufenstern und in den Läden doch fast den Rang ab. Dazu trägt vor allem bei, daß ihr Preis sehr niedrig ist und sie zn einem wahren ÄolkSnahrnngS- nnd Gcnnbniittel geworben sind. Doch haben in diesem Jahre die Apfelsinen, von denen ein sehr grober Teil aus dem Lande kommt, „wo die Zitronen blühn" einen etwas bitteren Beigeschmack. AuS Südtirol kam vor einigen Tagen zn uns die fast unglaubliche und auf den ersten Blick lächerlich erscheinende Nachricht, daß die italienischen Behörden in Südtirol die „deutsche Weihnachts feier, daß heißt also mit Christbaum, Aepfeln und Nüssen, alS nicht „landesüblich" verboten hätten. Ter „laikbcSver- räterische Christbaum" ist jedenfalls der Höhepunkt dessen, was man im „Geist von Locarno", im Zeichen der Völker versöhnung und des weihnachtlichen „Friede auf Erben!" er lebt hat. Dabei verschlägt es wenig, daß die amtlichen ita lienischen Stellen unter dem Druck der öffentlich«« Meinung der ganzen Welt die Meldung als „erfunden" bezeichnen, ebenso wie diejenige von der geplanten Entfernung de» Denkmals Walthers von der Bogelweide von dem Marktplatz in Bozen. Tatsache ist und bleibt, daß in Bozen das Verbot des Tannenbaumverkaufs bestanden hat auS „nationalen" Gründen. Wen» die Italiener in so überflüssiger, grober rind verächtlicher Weise die religiösen und kulturellen Ge fühle unserer deutschen Volksgenossen in Südtirol verletzen, so könnte man leicht auf den Gedanken kommen, auch bei uns den Genuß der nicht „landesüblichen" Apfelsinen zu ver bieten. weil sie uns entdcutschen, uns italianisieren könnten. Auf jeden Fall haben durch die Bedrückung unserer deut schen Volksgenossen in Tirol die goldenen Acpfet Italiens einen bitteren Beigeschmack bekommen, der nicht geeignet ist, unsere WeihnachtSsreude zu erhöhen. Prebi. Sm »kk RMWSwlit sür Msk ielmmt. Stellung und Wirksamkeit, Arbeit»- und Lebensweise deS Reichspräsidenten sind uns Deutschen noch nicht so wohl vertraut und allbekannt, da dies Amt in unserem Staat ja noch so jung ist. Um nun Dasein und Bedeutung dieses ersten Reichsbeamten der Allgemeinheit näherzubringen, erscheint soeben im Verlag für Kulturpolitik zu Berlin ein Buch, in dem unter dem Titel „Ein Tag auS dem Leben des Reichspräsidenten" von einem Negierungsrat, der sich nur mit drei Sternen bezeichnet, Wohnung und Arbeit, Rechte und Pflichten, Wesen und Lebensweise des Reichspräsiden ten geschildert werben. Die Persönlichkeit Hindenburg- wird uns durch diese anschaulichen Bilder auch in ihrer neuen Stellung besonders nahegebracht. Seine große Be liebtheit tritt wohl am deutlichsten aus dem Inhalt der allmorgendltchen Post entgegen, in der sich zahllose Bitten um Hilfe, Bewerbungen um Stellen, Gnadengesuche, Be schwerde» usw. befinden. Sehr groß ist auch die Zahl der wohlmeinenden Leute, die dem ersten Mann im Staate mit allerlei Ratschlägen zu Hilfe kommen wollen. Da gibt eS- Briefschreiber, die zehn und noch mehr Bogen mit ihren Ergüsse» anfüllen. Am eindrucksvollsten aber sind die Schreiben ganz einfacher Leute oder von Kindern. Einige bezeichnende Beispiele seien aus den angeführten Briefen mitgeteilt. So schreibt z. B. «in bayrischer Bauer: Der Trompeter von Pirna. Erzählung aus Dresdens Vergangenheit. Von Regina Berthold. Die Elbe starrte von EtS. Der lange Zug großer und kleiner Schollen, die in endloser Kette den Fluß entlang glitten, war zum Stehen gekommen, aus schlickerndem Wasser bildete sich über Nacht die Verbindung eine natür- liche Brücke über den Fluß war da. Das Städtchen Pirna hatte damals noch keine Brücke, und nur der Schiffer, der nach lautem,Lol über!" mit seinem kleinen Nachen die Leute beförderte, hielt den Ver kehr zwischen beiden Ufern aufrecht. Der mußte nun schon lange feiern, und erst als daS Eis fest und stark geworben, gab eS wieder ein Herüber und Hinüber. Aber solche natürliche Brücke hat meist nicht langen Bestand. Wärmere» Wetter setzte ein, daS Ei» warb brüchig und niemand wagte mehr den Gang von einem Ufer zum andern, denn jeder Augenblick konnte daS Gefüge teilen und im braufenben, zischenden Etswasser gab eS keine Rettung. Trübe und grau, tn wilden Wolken geballt, hing der Himmel über der Llblandschaft. Kein Mensch war am Ufer zu sehen: wer nicht unbedingt hinaus mußte, vermied es, sich dem immer heftiger anwachsenben Sturme auSzusetzen. Da ritt am rechten Ufer entlang im scharfen Trab« ein Trompeter. Bei Pirna sollte er die Elbe überqueren, um wichtige Botschaft dem Bürgermeister zu bringen. Denn die Zeiten waren unruhig, und Soldatenborden machten bas Land unsicher. Da trat ein alter, zerlumpter Bettler auf den jungen Trompeter zu, zog den Hut, daß die weißen Haarsträbnen im Winde flatterten und ries: „Um Christi willen, schenkt mlr ein paar Heller!" ^ab selber nicht» und ««tue Zett ist knapp, denn seht. Alter, ich muß über» EiS hinüber, solange e» noch hält. Eine Minute Verzug kann mir den Tod bringen!" Doch als der Bursche die gebrechliche Gestalt sah, wallt« Mitleid in setnm Herzen empor. ,Halt, bleibt noch," rief er, „will sehen, vielleicht hat sich noch ein Groschen im Hosensack versteckt." Er suchte tn allen Taschen. „Mein letzter!" rief er lachend und reichte dem Bettler da» Geldstück vom Pferde herab. „Und nun sprecht ein Gebctlein für mich, damit ich noch heil an» andere Ufer komme." „Der Heiland wirb'» Tuch lohnen!" rief der Bettler. Aber sein Wunsch drang nicht btS zu deS Anderen Ohr, denn ein heftiger Windstoß strich plötzlich über die Ebene hin und seltsames Brausen erklang unter dem Eise der Elbe. Aber der Trompeter mußte hinüber. Noch einen Augenblick zögerte er, bann lenkte er sein Roß dem Eise zu, und langsam, vorsichtig, al» kenne da» Tier die furcht bare Gefahr, setzte eS Fuß um Fuß auf die glatte Eisfläche. Und immer heftiger wurde da» Krachen und Knacken, immer deutlicher drang das Rauschen des Wasser» hervor, und kein Mensch tn der Nähe, der seinen Ruf hätte ver nehmen können. Einsamkeit weit und breit. Schon weit über die Mitte war der Trompeter ge kommen, al» plötzlich da» EiS brach und gurgelnd da» Wasser hervordrana. Nun gab es kein Halten mehr! ES krachte und barst öet jedem Schritt, das Et» teilte sich in Scholle» nnd trieb, von langer Haft befreit, sich überstürzend, den Strom abwärts. Der junge Soldat auf seinem Mob konnte nicht weiter. Zum Glück war e» eine große Scholle, die ihn trug, aber wie leicht konnte bi« zerschellen im hastigen Vorwärts treiben! Schon entschwand daS Städtchen Pirna den Blicken, mtt granstger Schnelligkeit ging die Fahrt an Dörfern und einsame» Waldstücke» »»rüder. Hock raate „Ich erlaube mir an Gurr Gnade« eine« Brief zu richte«, um an Sie «in« Frag« zu stell««, ob r» nicht möglich «öre, während drr Ferienzeit meiner Wenigkeit al» schlichter Landwirt «tue» Besuch avftatt«« zu wolle«, um Brifat- besprech»«« geistlicher und leiblicher Anliegen, vielleicht ging e- per Auto dem Volke unerkannt burchzukommen. Ich bin persönlich tn vollster Berschwiegenhett nnd bin be reit Euch auf,«nähmen zu übernachten, 4—S übrige Betten, 1—2 Zimmer zu reserfüren... Auf Rückkehr tn bi« Heimat auf etwa» unbestimmt« Zett abmelden. Mein« Landschaft liegt zwei Stunden vom Sbtemse« entfernt, meine Familie besteht au» Weib und Kindern, haben sonst niemand im Hau». Also, haben Sie die Güt« und weisen Sie meinen Antrag nicht zurück." Zwei Mädchen vom Lande wenden sich mtt folgendem Anliegen an den Präsidenten: «Da Sie doch der LanbeSvater sind, so sind Sie doch auch unser lieber Vater, darum bitten wie Sie, Majestät, uns «in bischen zu helfen. Nämlich wir möchte« gern« etwa» lernen. Ich hätte Lust al» Buchhändlerin, auch Goldarbet- tertn tät mir gefallen. Meine Freundin hätte zur Modistin Lust. Entschuldigen Sie gütigst auch wegen der schlechten Schrift nnd daß e» mit Bleistift geschrieben ist. Nämlich wir habe« «S auf der Wiese beim GänseKüten geschrieben. Bitte senden Sic nn» ein kleine» Bildchen von Ihnen. Wir halten e» in Ehren, al» wenn e» von unseren lieben Eltern wäre." Eine kleine Liselotte au» Berlin ist schon gewandter. „Ein herzliches Grüß' Gott zuvor meinem hochverehrten Herrn Reichspräsidenten von Hindenburg!" schreibt sie. „Da laufe ich »nn schon tage-, nein wochenlang sehnsüchtig an Ihrem PalaiS tn der Wtlhclmstraße vorüber mtt dem heißen Wunsch, einmal, ach nur einmal Sw. Exzellenz zu sehen. Doch nie ward mir die» vergönnt. Ja, nnd damit da» endlich einmal wahr wird, bitte ich um Er- füllung meine» Herzenswünsche»: „Darf ich Ew. Exzellenz eine kleine Freude machen und sie Ihnen auch persönlich überreichen, o bitte, bitte?" Ein Knabe au» Kiel schreibt: „Lieber Hindenburg. Wie kann man Generalfeld marschall werben? Kommst Du zu nn» nach Kiel?" Einige Schüler von der Wasserkante: „Wir Kinder grüßen Dich als Reichspräsident. Wir wollen mal an fragen, ob Sie uns als Soldaten bet der Riesengarde auf nehmen wollen. Wir haben eine grobe Kompagnie von sechs Mann. Wenn e» nochmal gegen den Erbfeind geht, wollen wir gern helfen, denn wir haben eine schwere Artil lerie." Ein dreizehnjähriges Mädchen: „Ich hoffe, Sie bleiben als Reichspräsident tapfer und gesund. Hoffentlich kommen Sie bald einmal zu un» zu Besuch. Ich hab« von Ihnen viel gehört." Auch aus fernen Län der» kommen zahlreiche Schreiben. So empfiehlt sich ein Mädchen aus Amerika folgendermaßen für eine Stellung: „Mister President. — Hinterburg — ich gratuliere dir und ich könte ein Putzmätchen bei euch fein, ich ka« alles gut pucen. Bitte nm Antwort." — Ein zwölfjäh riges Mädchen aus Afrika äußert sich also: „Lieber Herr Präsident! Wie gefällt es Ihnen als Reichspräsident von Deutschland? Cs gibt hier eine deutsche Schule, auch eine englische, aber ich gehe in die deutsche Schule. Wir sind hier in Afrika. Ach, hier ist cs nicht schön! Ich möchte so giern in Dev"<hland sein. Ich war noch keinmal in Deutschland." Die Gesundheitspflege des Anges. Von SanitätSrat Dr. Max Maschke, Augenarzt, Berlin. Der natürliche Schutz deS Auges. — Untersuchung der Auge« vor der Berufswahl. — Verständige LebeuSweis« «ud Er nährung znr Erhaltung der Sehkraft. Die Erkenntnis bricht sich immer mehr Bahn, bringt in immer weitere Kreise, daß man Krankheiten am besten heilt, wenn man ihnen vorbcugt, b. h-, wenn man seinen Körper so pflegt und so stählt, daß er den Anforderungen des gestei gerten modernen Lebens, den Gefahren, die «» bietet, nach Möglichkeit gewachsen ist. Kein andere» Organ de» mensch lichen Körpers aber, wenn wir von dem Herzen absehen, daS Tag und Nacht tn bauernder Tätigkeit ist, wird so in An- spruch genommen, so lange und so ausgiebig, wie daS Auge. Nur Nachts, wenn der ganze Mensch ruht, ruht auch da» Ange; sonst ist eS bauernd in Arbeit, nimmt bauernd die Eindrücke der Außenwelt tn sich auf, verarbeitet sie, schickt sie zum Gehirn und empfängt sie von dort zurück. Seiue Ner ven lenken da» Auge bald hierhin, bald dorthin, seine Mus keln folgen jeder Anregung, die von außen oder von innen, vom Gehirn an sic gestellt wird. Ein solche» Organ braucht natürlich erst recht Schutz und Pflege, soll e» sein ganzes Leben lang gebrauchsfähig und zwar gut gebrauchsfähig bleiben. Mutter Natur hat da» Auge al» wichtige» und zarten Schutze» bedürftige» Organ gut gebettet. Der ganze, etwa Kugelform zeigende Augapfel ist allseitig, außer natürlich vorn, von starken Knochenhüllen eingeschlofsen. Born schützen ihn die Lider mit den Wimpern, eS Mützen ihn die im Vergleich zu dem mehr zurückliegenden Auge vorfprin- genden Knochenkanten de» Gesicht», besonder» von oben her; selbst die Augenbrauen sind Schutzmittel der Natur gegen hcrabrteselnben Schweiß. So liegt daS Auge, natürlich geschützt, tu einer abge schlossenen kegelförmige« Höhle allem und für sich da. Aber durch tausend Fäden ist e» mit dem Gesamtorga«i»mu» ver knüpft. Dasselbe Blut, das vom Herzen durch den Körper getrieben wird, versorgt, ernährt da» Äuge. Die Nerven, die die Empfindung, den Schmerz, bi« Bewegung, da» Sehen vermitteln, stehen tn innigster, zum Teil unmittelbarer Ber- bindmm mit dem Gedirn. Krankheiten anderer Körperteile, Nieremrankbeiten, Zuckerkrankheit, Rückenmark-fchwinb- sucht usw., Allgemeinerkraukungen, wie Syphilis, Skrofu. lose, Tuberkulose, übe« ihren störende« und zerstörenden Einfluß au» und manchmal befonder» auf da» Auge. Da» alle» besagt, baß zur Erhaltung und zur Pfleg, de» Auges die richtig« und zweckmäßige Pflege und Gesunderhaltung de» ganzen Mensche» «ine Vorbedingung ist. In einem ge sunden Körper wohnt nicht nur bi« gesund« Seele, sondern auch am ehest«« ein gesunde» Auge. Nun findet »war eine auSreichenb« Gesundheitspflege tn der mißlichen wirtjchaftltchen Lage weiter Vevölkerungs- kreis« eine Grenze, bi« keine» Arzte» Kunst verrücken kann und gegen die ganz andere Machtsaktoren mobil gemacht werben müjfenr e» sei nur an die WobnungSvrrhältntsse, an die oft unzulänglichen, de» Licht» und der guten Luft ent- Lehrenden Fabrikräume erinnert. Staat und Gemeinde haben da etnzusprtngen, wie stet», wo der Einzelne zu schwach ist. Aber auch der wirtschaftlich Schwach« kann selbst ein Er- kleckliche» für sich und seine Familie tun. Wieviel wird bei der Berufswahl gesündigt? Und zwar in allen Ständen gleichmäßig. In -en meisten Familien be- stimmt der Zufall ober der Ehrgeiz die Berufswahl des Kin- de», selten sein leiblicher und geistiger Zustand. Oft wirb der Sohn, wa» -er Vater ist, auch wenn er dazu nicht im ge ringsten taugt. Und dann erlebt man e» nicht allzu selten, daß so ein junge» Menschenkind in die Sprechstunde kommt, da» schon Monate und Jahre seinen Beruf schlecht und recht anSübte, und nun erst entdeckt und erfährt, baß es deshalb nicht so gut arbeiten kann, deshalb nicht so vorwärts kommt, weil die Angen nicht anSreiche». Nun sucht er Hilfe, erwar tet sie von einer Brille, und man muß ihm bann sagen, daß seine Augen für den gewählten Beruf nicht taugen, das; eine Brille nicht helfen kann, nnd daß er am besten tut, den Be ruf zn wechseln, wenn er nicht riskieren will, sein Augen licht noch mehr zn verschlechtern. Dan» sind oft Jahre un nütz verpulvert, die es nicht wären, wenn man hei der Wahl deS Berufes auf seine Augen Rücksicht genommen hätte. Jeder Schüler sollte vor dem Abgang von der Schule und vor -er Wahl eines Berufes daraufhin untersucht werden, ob er für den gewählten Berns das ausreichende Sehver mögen hat. — Wechsel von Ruhe und Arbeit rn regelrechter Ver teilung, verbürgen am sichersten die Erhaltung körper licher und geistiger Energie; das Mas; der Anforderungen muß sich in den Grenzen der natürlichen Leistungsfähig keit des gesamten Körpers und des AugeS bewegen. Das gilt für die Kindheit, gilt für die Schule, gilt sür alle Berufsarten. Aber auch die Lebensweise selbst mutz eine gesund heitliche sein. ES ist ein Unfug, ocm Kinde, dem noch im Wachstum begriffenen Körper das Tabakrauchcu zu gestatten. Kann schon beim Erwachsenen der Tabak, irn Uebermatz genossen, zn schweren Sehstörungcn führen, so ist der Tabakgenntz im jugendlichen Alter von schäd lichstem Einfluß auf das Auge Ivie auf den gesamten Organismus. — Gegen einen mäßigen Tabakgenntz Er wachsener ist nichts einznwenden. Nur der an äußeren Augenleiden (Bindehautkatarrh usw.) Erkrankte, der seine geliebte Zigarre nicht missen mag, muß sehen, daß dec Rauch selbst nicht seine an sich schon entzündeten, reiz baren Augen belästigt. Er rauche aus langer Spitze oder langröhriger Pfeife und halte sich besonders nicht in Räumen auf, die mit scharfem Labakrauch schon erfüllt sind. Da» gleiche, wie vom Tabak, gilt, vielleicht in noch gesteigertem Maße, vom Alkohol. Nicht der gelegentliche Genuß, sondern das gewohnheitsmäßige Trinken ist das Verderbliche, besonders aber für Unerwachscnc, d e allzu häufig schon von früher Kindheit an Biertrinken gewöhnt werden. Störungen erheblichen Grades sind manches Mal auf Exzesse im Alkohol znrückzufübren. Auch die richtige Ernährung, die zweckmäßige Aus wahl in den Nahrungsmitteln ist von vorteilhaftem Ein fluß auf das Sehorgan, besonders bei den weit verbrei teten skrofulösen Augenerkrankungen des Kinderalters, d.e immer und immer wiedcrkehrend nnd das Augenlicht be drohend, der Heilung den hartnäckigsten Widerstand bie ten und besonders deshalb bieten, well alle Maßnahmen des Arztes und alle seine Ratschläge an der unzurei chenden und unzweckmäßigen Ernährungsweise, an der ungesunden Behausung mit mangelhafter Lüftung und Belichtung, im Grunde an der mißlichen, sozialen Lage der kleinen Patienten scheitern. Die Nahrung soll einfach sein, nicht zu stark gewürzt, zu sauer, zu salzig, sie darf nicht ungenügend sein, aber auch nicht zu reichlich, daß Blutandrang zum Kopf mit seinen unangenehmen Folgen für das Auge entsteht. Reichlich Pflanzenkost, besonders sür das Entwicklungs- alter, mäßig Fletsch, wobei zu bedenken ist, daß der hart arbeitend«, industrielle Arbeiter mehr Fleisch be nötigt als der geistige Arbeiter und auch die ländliche, im Freien tätige Bevölkerung. Bei alledem ist zu bedenken, daß nicht eine einzelne Außerachtlassung gesundheitlicher Regeln gleich Störungen bedingt oder sich sogleich warnend in redem Falle be merkbar macht; erst die Summierung vieler und dauern der Unzweckmäßigkeiten führt, ost leise und im Anfang kaum sichtbar, zu jenen, dann ost unkorngierbaren Schä den. Zu spät merkt der Betroffene, was er versäumt bat. Auch vier gilt der gute lateinische Spruch: initiiS obsta, d. h. dem Anfang widerstehe, von Anbeginn an lebe gesund und nicht erst, wenn der Schaden da ist. Davon und noch von manchem anderen tn einem zweiten Aus satze. der BorSberg mtt seinem dunkle« Waldkranze gegen den bleigrauen Himmel, vorüber an langgestreckter Elbinsrl ging e», dann tauchten aus rechtem Ufer die lieblichen Dörfer deS ElbtaleS auf. Aber der arme Bursche sah nicht», al» da» treibende, stoßende Eis, das in jedem Augenblick den Tod bringen konnte. Manch Gebetteln, längst vergessen im wilden Tanz des Krieges, fand wieder den Weg zum Herzen und von da auf die Lippen. Und weiter ging eS, immer weiter. Schon tauchte im Nebelgrau die Festung Dresden mit ihren Mauern und Türmen auf. Immer kleiner mar die Eisscholle geworben, auf der, ängstlich wiehernd, der Schimmel stand. Da gedachte -er Trompeter der festen, trutzigen Brücke, dem Wunderwerke von Dresden, und ein rettender Gedanke durchzuckte ihn. Er setzt« sein Instru ment an die Lippen und blte», blies» daß ihm schier der Atem vergehen wollte. Die Dresdner hörten die seltsamen Töne vom Fluss« her. Was war das? War einer tn Not? St« liefen ans Ufer und suchten die Dämmerung zu durchdringen. „Dort, — seht nur! Ein Soldat auf dem Pferde, mitten auf treibendem Eise! Rettet ihn! Rettet ihn!" Die wackeren Fischer von Dresden aber waren keine müßigen Gaffer, sie standen schon mit Seilen und Stangen bewehrt, oben auf der Brücke, und als der Trompeter herabkam, warfen sie ihm rin starke» Geil zu, das er er griff, um sich emporzuschwingen. Aber erst legte er seinem treuen Tiere «tn Seil um den Leib, während die Fischer mit langen Haken die Eisscholle festzuhalten suchten. Mann und Roß wurden glücklich emporgezogcn. Man reichte dem Trompeter Speise und Trank, hieß ihn, sich auSruhen, und reich beschenkt verließ er am nächsten Tage die gastliche Stadt, um endlich am linken Elbufcr im scharfen Trabe nach Pirna zurvckzukrhren. Nie aber hat er die grausige Fahrt aus der Elb« vergesse» können.