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^rachtszeitl Das macht de» Kinde« Macht. Aus dem Runde der jungen Kinder hast du dir eine Macht zugerichtet. Kinder jauchzen. Die wir noch Kinderaugen um uns leuchten sehen, danken Soll unter dem Shristbaum, daß wir sie habend Und kommt ua, Großen nicht übermächtig in diesen Tagen die Erinnenmg an all das Leihnachtsglück der eigenen Kind- beit? Selige gett. da kerne LlterngrSber sich auftun, — da ote BerVLrten »ns grüßen und segnen das eigen« Heim und die eigene Kinderichar! Und »ist du einkam geworden. — deiaßast da es nicht einmal wiL »ist »och «ich in der Erinne rung? Und hälfst d» nie ein rechtes Elternhaus gehatt, — den LnFer 1» Himmel hast d», — der kann noch alles wenden — und der Stall mit den Heimatlosen in Beth lehem verbürgt dir dasBaterhausl Diel zerstörtes Eheleben und Familienglück heut im Vaterland! Sollte nicht Weihnacht wieder bauen, was zer brach? Während ich dies schreibe, singen meine Kinder Weih- nachtsliü>er. Wo die fröhliche Botschaft von Christ»«, dem Heiland, erfaßt wird und uns er faßt, da ist der Weg zur Seligkeit deutscher Weihnachtsfeier auch im häuslichen Kreis» aufgedm. „Des danket Sott in Ewigkeit, Geduldig, fröhlich allezeit!" Pfarrer Ista. Lichtenstein, Der Triumph de» Herzen», Sine Mechsachttmovelle. fast zweihundert Be werbern hatten sie ihn all-gewählt, um da» große, neue Sanatori um im Schwarzwald zu letten. Bas würde ßen; er werkte auch nichts von der kalten, scharfen Winterluft, die ihm entgegenschlug. Das Glück war ja zu ihm gekommen — das chen? Er hatte sich ohne Hr Wissen um diese Stellung bewor ben, um ihr bei einem KMchlag die Enttäu schung zu ersparen. Aber nun hatten die lang« Iah« des Wartens eia Ende. Die Jahre, zu denen ihrer beLer Vermögenslosigkeit fie bis jetzt gezwungen hatte. en offenen Brief in der Hand stürmte l>r. Linder die Treppe hinunter »ad zum Hause hinaus. Er nahm sich nicht gelt. Za kurzer Zeit erreichte er da» Haus, tu dem sie wohnte, und «derwemd die vier Trepp« bis zu ihrer Wohnung im Eiltenwo. Auf dem «bersten Treppenabsatz blieb er noch Luit ringend stehen. Klamersptel klang ous der Wohnung und Sefaag. Eine süße, klare Frauenstimme sang das Gebet der EUkadüh: O heil'gr Jungfrau, hör' »ein Flehen Trotz seiner Erregung lauscht vr. Lindner andächtig. Ihre Stimme wurde von Tag zu Tag schöner und voll endeter. Wie er sie liebte, diese Stimme! Aber warum sang sie in letzter Zeit so viel Opern? Er hatte es lieber, wenn es Lieder waren. Da er aber seine Ungeduld nicht zähmen konnte, bis die Arie z« Ende war, klingelte er. Frau Harprecht, Lenores Mutter, öffnete ihm. Er umarmt« sie stürmisch und rannte fie dann beinahe über den Haufen, um so rasch wie möglich zu Lenore zu gelangen. Dann aber blieb er doch noch einen Augenblick stehen and ließ sein« Blicke über die liebreizende Erscheinung seiner Braut gleiten. Blaßblonde Locken umrahmten ein feines, tüles Antlitz aus dem zwei gütige, blaue Augen ihn an- trahlten. Weich und innig wie ihr ganzes Wesen war auch hr Aeußeres. Ihre Gestalt war vollschlank und ihre «endend weiße Haut hob sich von dem dunkleren Kleide leuchtend ad. Er war überglücklich, ihr die freudige Bot- schäft überbringen zu können. In Gedanken hatte er sich chre Freude schon ausgemalt und sich auf die nächsten Stunden gefreut. — „Hier — lies!" Mehr brachte er nicht hervor. Er warf ihr den Brief in den Schoß und blickte fie mit glückstrahlen den Ang« erwartungsvoll an. Lenore hatte bei seinem Eintritt Spiel und Gesang unterbrochen. Lächelnd und erstaunt sah sie zu ihm auf. „Lies!" drängte er und preßte den Brief in ihre Hand. Gespannt beobachtete er ihr Gesicht, während sie las. Aber vergebens erwartete er das Aufleuchten des Glücks in ihr« geliebten Zügen. Sie las langsam den Brief zu Ende, und ihre weiße Stirn wurde immer nachdenklicher. „Freust du dich nicht?" fragte er. „Weißt du nicht, was das für uns bedeutet? Alle Not hat ein Ende, wir können heiraten. Wir können fort ous der großen, lärmenden Stadt und unser Heim auf einem schön« Erdenfleck bauen." Sie strich ihm sanft mit ihrer weißen Hand über di« Stirn. „Hans," sagte fie zögernd, „auch ich habe dir etwas zu sagen. Ich hoffte, es würde eine große, freudige llsber- raschuug für sich sein. Nährend des letzten Jahres habe ich »ich zur Oper ausgebildet. Mein Sesanglehrer drängte mich dazu und versprach mir eine große Zukunft. Ich dachte damit deiner und meiner Not ein Ende zu machen. Und nun —" Sie stockte. „Und nun?" fragte vr. Linder mit seltsam tonloser Stimme. „Dor einer Woche habe ich am Opernhaus Probe ge- sungen, und heute in acht Tagen ist mein Debüt als Elisa, beth im Lannbäuser'. Wenn ich Erfolg habe, ist mein Kontrakt mit eurer großen Gage perfekt. Es sollte meine Weihnacht-Überraschung für dich sein." Es »ar eine Weile sehr still in dem klein«, trauliche Zimmer. „Ja — aber — Lenore," begann Nr. Linder etwas ge preßt, „es ist doch nun nicht mehr nötig, daß du auftrittst und Seid verbimst. Gewiß, ich hätte dich gern auf der Bühn« gehört, und ohne Zweifel würdest du großen Erfolg haben — aber lieber ist mir doch, daß du nun nicht vor die Oef- fentlichkeit brauchst und mir das Geldverdirnen überlasten kannst." Sie zerrt« nervös an ihren Fingern und vermied cs, ihn anzusehen. „Aber Hans," sagte sie hastig, „du mußt doch verstehen, daß es für mich etwas Ungeheures bedeutet. Du kannst nicht verlangen, daß ich, weil du plötzlich eine Stellung bekommen hast — alle meine Zukunftspläne aufgede." Er wurde sehr blaß. „Soll das bedeuten, daß du mich nicht mehr liebst und die Bühnenlaufbahn mir vorziehst?" „Ach, wie du nur redest, du dummer Hans! Natürlich habe ich dich lieb, aber es ist doch nun nicht mehr nötig, daß wir uns dort im Schwarzwald vergraben. Ich werde viel Geld verdienen, und du wirst mit der Zeit hier eine Praxis bekommen." - " Kinderweihrrachtem gesehen. Mit letzter Kraft schob « die schwere, eiseme Gittertür auf, trat in den Borgarten ein. Wie da» glänztt und blitzte! Werner vergoß seine MS- digkeit und schaute staunend« Blickes auf die rn hell« Sich- tern funkelnde Weihnachtspracht. Der Schn« fiel immer dichter, er merkte es nicht — er merkte auch nicht, wie er vor Erschöpfung zusammensank und der «ihn mlt ftiner kalten Hülle zudeckte. Er sah nur den st, bäum und hörte eine himmlische Stimme Nacht, heilige Nacht!" Das tk «in Engel, dachte Werner, der bringt mich zu Mutter und Vater! die verschieden« Straß«, bis ik, die Müdigkeit Übermannte. Di« Kälte hatte den Seinen Körper völlig gelähmt. Der Schnee hatte seme Kleidung durchnäßt. Da stand er nun vor ein« großen, schön« Billa, die in der Dorstadt lag. Auf der Straße kein Mensch. Alle Zoaren bei tzren Lieben. In der Villa, die finster dagelegen hatte, wurden die Fenster plötzlich strahlend hell. Werner riß die müden Augen auf. — Welch ein Wun der! War das ein großer Baum! So ein« hatte « nie In der Villa wohnte ein Fabrikbesitzer Jensen mit seiner Frau und seinem klein« Töchterchen Ursula. — Ursula »ar ein kränkliche», zart« Kind, dem die Eltern jeden Wunsch erfüllten. Denn der Vater fie vor Weihnachten fragte: „Was soll dir das liebe Christknd dring«?" Dann antwortete Ursula stets: „Ein Brüderchen — weiter nichts!" Den schönst« Prinz« der Stadt, «ine prachtvolle Puppe, kaust« die Eltern und putzt« ihn fiir ihr Töchterchen statt lich aus. Der Heilige Abend kam heran. Ursula wurde urige- duldig und wartete sehnsüchtig auf das Klingelzeichen, das die Bescherung ankündigte. Endlich ertönte dieses durchs Hau». „Kling—ling—ling! Kling—ling-^ingl" Die Flügeltür« des Weihnachtszimmers öffnet« sich. Laut aufjauchzend eilte Ursula hinein. Die Mutter saß am Flügel, sotelte schöne Weihnachtslieder und sang dazu mit volltönender Altstimme. „Wo ist denn mein Brüderchen?" fragte Ursula «blich enttäuscht, nachdem fie lange umbergeschaut und gesucht hatte. „Siehst du denn d« prächtigen Prinz« in der schön« Uniform nicht, mein Töchterchen? Gr fitzt dort aufrecht und steif wie em Gardeleutnant in der Sofaecke!" „Das ist ja eine Puppe, eine richtige Puppe, und ich wollte doch ein lebendiges Brüderchen haben!" Ursula verzog ihr Mündchen. Die Trän« traten ihr in die Augen. Wie hatte sie sich auf Weihnachten gefreut! Alles war vergebens gewesen. Ihr Haupttounsch war unerfüllt geblieben. Ursula» Weihnachtsgeschenk Bim! baml bum! — Bim! baml bum! — In feierlichem vreiklang läuteten die Kirchenglocken den Weihnachtsheilig, abend ein. Der kleine Werner stand am Fenster und schaute dem Tanz der Schneeflocken zu. Sie weht« vom Himmel In wirrem Gewimmel Auf Häuser und Bäume, Auf Gärten und Zäunen Bedecken den Fluß Und den,Seel In der Hand hielt Werner ein Lebkuchercherz und wagte nicht hineinzubeißen, weil es köstlich nach Weihnachtsgewürz duftete. Er war allein an diesem Abmd. Seine lieben Eltern war« vor kurzer Zeit gestorben. Keine Verwandten waren da, die sich des Bübchens annehm« konnten. Mit dem Be- ginn des neuen Jahres sollte es in einem Waisenhause Auf- nähme finden, bis dahin war es bei einer alt« Näherin, die es aus Mitleid zu sich genommen hatte. „Ja, wenn es ein Mädchen wäre," hatte dies« gesagt, .dann würde ich es gern bei unr behalt«; in ein paar Jahren hätte ich es ausgebildet, und es könnte mir schön zur Hand gehen. — Aber ein Bub, der ist zu nichts nutz« und macht nur Arbeit!" — Leise fiel« die Schneeflocken, bis alles mit einem dicken, weißen Schneeteppich zugedeckt war. Dem armen Buben war traurig zumute. Er mußte an die Christabende denk«, die er mit seinen Elte« zusammen verlebt hatte. „Laßt mich doch zu euch in dm Himmel kom men!" baten die Kinderlippen, und die Augen schauten sehn- süchtig zu dem dunklen Himmel empor, von dem die Schnee flocken ohne Unterlaß herabfielen. Die Näherin, Frau Wedel, wollte spät am 'Abend Heim kommen; denn fie hatte viel bei ihr« Kund« zu arbeiten. Es war ganz finster geworden, und sie kam immer noch nicht. — Werner sah, wie einige Kinder eilig Über die Straße liefen, um nur ja schnell nach Hause zu kommen. „Bald Werden bei ihn« dayeim die Weihnachtsbäume angezündet werden," sagte er sich, „ich will einmal hinauslaufen und schauen, wie die Christbäume im Lichterglanz erstrahlen." Er zog sich sein Mäntelchen an. In der Eile vergaß er, leine Mütze aufzusehen und Handschuhe anzuziehen. Dann schlüpfte er hinaus. Eisig wehte ihm der Wind entgegen, tber er fühlte die schneidende Kälte nicht. Auf der Straße, in der die Näherin wohnt«, gab es frei- ßch nicht viel von der Weihnachtsherrlichkeit zu sehen. Dort vohnten nur arme Leute. Darum ging Werner immer veiter, bis er in breitere Straßen kam. Niemand achtete auf las einsame Kind. Jeder dachte nur an sich, an die Freude seiner Angehörigen. Werner war vorn vielen Umhcrlaufen müde geworden, fr wollte gern wieder heimgehen, aber er fand den Weg »icht zurück. Lange irrte er suchend kreuz und quer durch