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Riesaer G Tageblatt ««- MtUM Md Artiger). Amtsblatt für die König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, das König!. Amtsgericht und den Rat der Stadt Riesa, sowie den Gemeinderat Grvba. 250. Dienstag, 27. Oktober 1914, aveitvs. «7. Jahrg. Da» Riesaer Tageblatt «scheint jede» Lag abend» mit «u»na-me der San«, und Festtag«. MertrhShrNcher ve^igSprei» bet Abholung tn der Lwedttio» in Riesa 1 Mark SO Pfg-, durch unsere Trtiger sret in» HauS l Mart LV Pfg., bei Abholung am Schalter der kaiserl. Postanstalten 1 Mark 65 Pfg., durch den Briefträger frei in» Hau» 2 Märt 7 Pfg. Auch Monat-abonnementS werden angenommen. Anzei-rn-Anuahme für die Nummer de» «»»gabrtage» bi» vormtttag V Uhr ohne Bewähr. Preis für die Neingespaltenr 4S nun breite KorpuSzeUe 18 Pfg. (Lokalprei« 12 Pfg.) Zeitraubender und tabellarischer Sah nach besonderem Tarif. Rotationsdruck und Verlag von Langer t Winterlich tn Riesa. — BeschSftSstell«: Boethestrai» 5L — Für di« Redaktion verautwortlich: Arthur Hähne! in Riesa. In vatzlttz (AmtShauptmannschast Großenhain) ist die Manl» und Klauenseuche au-gebrochen. > Dresden, den 26. Oktober 1914. 1195o II V. Miuistertn« des Innern. 5995 Wir geben hiermit bekannt, daß von jetzt ab der Bahnhofstraße zu Ehren Er. Majestät des Kaiser» Franz Joseph von Oesterreich, König» von Ungarn, der Nam« „Kaiser-Frsvz-Josrph-Stratze" beigelegt wollten ist. Der Rat der Stadt Riesa, am 27. Oktober 1914. vertlichrs mid Sächsisches. Riesa, den 27. Oktober 1914. —* Die hiesige Gemeinde-Diakonie ist jede» Jahr vor Weihnachteen durch besondere Taben an Geld und Gegenständen tn den Stand gesetzt wor den, den Armen und Kranken der Gemeinde zu Weihnachten eine Freude zu machen. Sie bedarf dieses Jahr au« nahe, liegenden Gründen dieser Unterstützung ganz be sonder» und jetzt schon. Die Freunde und Förderer dieses gesegneten LiebeSwerke» werden deshalb herzlich ge beten, die ihm zugedachten Gaben an Geld und Gegen ständen so bald wte möglich bet den Gemeindeschwestern (Jugendheim, Friedrich August-Straße) abgebeu zu wollen, und eS wird dazu bemerkt, daß auch gebrauchte Gegen- stände (Wäsche, Kleidungsstücke, Schuhe, Strümpfe u. a. m.) sehr willkommen sind. ES findet alle» seine Verwendung. —* In hiesiger Polizeiwache befindet sich ein Fahr - rad, das in letzter Zeit hier oder in der Umgebung von Riesa gestohlen worden sein dürfte. Das Fahrrad, daS die Nummer 208816 trägt, kann vom Eigentümer bei der Polizei in Empfang genommen werden. — Ferner ist am 7. d. M. aus einer Hausflur auf der Wilhelmstraße ein Fahrrad gest»hlen worden. Marke und Nummer des Rade» find unbekannt. ES hat schwarzen Rahmenbau, dergleichen Felgen und an beiden Seiten der Lenkstange befinden sich grüne Griffe. —* Folgende Felbpostkarte ging un» heute zu: »Nach fünfwöchentlichem Aufenthalt in den Schützengräben auf dem Schlachtfeld Pr -N . . . ., unter stän ¬ digem Artillerie- und Gewehrfeuer, gestatten sich hierdurch bet bestem Wohlbefinden freundliche Grüße zu über senden: Unteroffiziere Ra dicke, H. Hunger-Weida, Carl Schmidt, Gefreite Paul Billig, Paul Walther, Otto Echaal, Soldaten Alfred Keßler, Otto Schwarze, Kurt Klinger, Ernst Micklisch, Max Petzold, Oskar Thieme, Otto Eleser, Robert Thielemann, Max Ziegler. Max Wolf, Paul Erhardt, Hugo Wittig, Kurt Gchmidtchen-Mergendorf, Paul Schubert, Paul Kluge, Hermann Henschel, Paul Funke, Otto Leid hold, Otto Stehr, Eduard Händel, Emil Müller, Richard Prasser, Robert Böttcher-Weida, Paul Wolf-Weida, Robert Grimm, Richard Schumann, Gustav Wilhelm, Smil Hentschel, Edw. Homtliu«." — Zur Lag« der Schiffahrt schreibt da» Hbg. Fr. Bl,; Der Wasserstand der Elbe hat sich tn der letzten Woche wieder verringert, ohne daß bi« jetzt Tauchtiefen beschränkungen unterhalb Magdeburg» verfügt wären. Das BraunkohlenoerladungSgeschäft tn Böhmen ist durch ge legentlichen Wagenmangel nicht aus der sonstigen herbstlichen Höhe. An der Mittelelbe herrscht "keine große Berladetättg- kett, da ja Exportgüter nur in beschränktem Maße vor handen sind, allerdings zieht von der gegenwärtigen Lage der Verkehr über Lübeck großen Nutzen. Wa« da« Ham burger Berggeschäft anbelangt, so ist dessen Lage noch immer flau und dementsprechend auch die Haltung de» Frachten- markte». —MH. Seit einigen Wochen sind verschiedentlich im Lande Gerüchte über Unbotmäßigkeiten und schwere Be strafungen (Erschießen) Kriegsgefangener im Gefangenen lager Königsbrück verbreitet worden. Die Gerüchte sind sämtlich frei erfunden. —88 Unter der Anklage de» Betruges und der RahrungSmittelfälschung stand der Mühlenbe- fitzer Hermann au» Meißen vor dem dortigen «ml-gericht. H. war seit dem Jahre 1912 Inhaber der dortigen fünften Mühle. In der ersten Zeit seiner Tätigkeit waren seine Kunden und Abnehmer mit den von ihm hergestellten und gelieferten Mühlenerzeugntffrn ganz zufrieden. Schon nach wenigen Monaten aber schien der Angeklagte in Geldnot geraten zu sein, die er durch schlechte und unreelle Liefe rungen wieder etwa» zu heben versuchte. Die Kundschaft wurde bald mit seinen Leistungen unzufrieden. E« kam fetten» seiner Abnehmer zu Beschwerden und Ausstellungen. Da» Geschäft ging zurück, bi» schließlich über Hermann» vermögen der Konkur» eröffnet werden mußte. Durch die mündlichen Zeugenaussagen wird der Angeklagte beschuldigt, in den Jahren 1912 und 1913 in wiederholten Fällen ihm zum Mahlen und Schroten übergebene» Getreide ohne Einverständnis der Auftraggeber zu seinen Zwecken ver- wendet und teilweise die dafür gelieferten Erzeugnisse durch Beimengung von billigeren Bestandteilen entwertet zu haben, um sich durch zurückgehaltene gute Ware widerrechtlich einen Nutzen zu verschaffen. Proben von Hermann« Produkten, der Landwirtschaftlichen Versuchsstation zu Möckern zur Untersuchung vorgelegt ergaben, daß sie mit Erdnußkleie, Echwimmgerste, Typ», Kalk, Sägemehl, Asche und dergl. Bestandteilen verfälscht waren. Diese Waren von Landwirten als gute gekauft, wurden vom Vieh nur widerwillig oder garnicht ausgenommen. Der Angeklagte gibt zu, Roggsnklrie und Gerstenschror mit etwa 3 bi» 4 Proz. Erdnußkleie, Schwimmgerste, ReiSkleie und Futterkalk vermengt zu haben und hält diese Vermengung auch für zulässig. Wenn im übrigen noch andere Bestandteile in den Futtermitteln gefunden sein sollten, so wisse er nicht, wie diese hinein gekommen sind. Er will da» Mengen nicht selbst vorge nommen haben, habe sich auch nicht immer darum kümmern können. Der Sachverständige sagt hierzu au», daß der Zusatz der vom Angeklagten zugegebenen Beimengungen seines Erachten» ohne deren Angabe nicht zulässig ist, weil durch sie der Wert der Ware heruntergedrückt und ihr Preis ein geringerer wird. Den Zusatz von Sand, Typ», Asche und dergl. hält er überhaupt für unzulässig. Der Angeklagte wird vom Gericht de» versuchten Betrug» in drei Fällen, der Unterschlagung und de» Vergehen» gegen daS Nahrungsmittelgesetz in je einem Falle für schuldig befunden und zu sechs Wochen Gefängnis verurteilt. In den übrigen Fällen wird der Angeklagte freigesprochen. — Ein sächsischer Landwehrmann kann alle»! Ein Landwehrmann au» Raschau schrieb an seine Angehörigen au» dem Felde: »Ein Arzt, der mit un» ist, weckte mich kürzlich nacht» und nahm mich zu einer — Entbindung mit, zu der er geholt worben war. Hier gibt'» jetzt keine Hebamme, und so mußten wir da» versorgen. So 'wa« kommt auch im Kriege vor, und e» ist sehr gut abgelausen. Unser Arzt hat sich auch darüber gefreut; er gab der Frau 5 Mark, und unser Hauptmann legte noch 10 Mark zu. Denn die Leute hier haben nicht» zu beißen. Dann bekam die Frau noch kräftige» Essen von unserer Kompagnie . . ." Und das nennt der Gegner »deutsche Barbaren" l —* Verschiedene Wahrnehmungen in der letzten Zeit lassen e» al« gewiß erscheinen, daß unsere Gegner auf dem Wege über da» neutrale Ausland versuchen, Material und Werkzeuge zur Anfertigung von Munition und anderem Kriegsmaterial in Deutschland anzukaufen. S» läge die Möglichkeit vor, daß in Deutschland ansässige Firmen versuchen, sich die» zu Nutze zu machen. Ganz ab gesehen von der undeutschen Gesinnung, die unsere Geschäfts häuser an den Tag legen würden, läge u. a. auch ein schwerer Verstoß gegen da» Strafgesetz vor. Denn nach H 89 de» ReichSstrafgesetzbuche» wird mit Zuchthausstrafe bestraft, wer vorsätzlich während eine» gegen da» Deutsche Reich auSgebrochenen Krieges einer feindlichen Macht Bor- schub leistet. —M.J. G» sind hier und da Fälle vorgekommen, in denen KrtegSunterstützungen zu Unrecht er hoben worden sind, beispielsweise, wenn ein Einberufener wegen Dienstuntaugllchkeit oder dergleichen wieder au« dem Militärdienst entlassen worden war. Die Mannschaften werden zwar angewiesen, ihre Rückkehr au» dem Heere», dienst sofort der betreffenden Zahlstelle für KrtegSunter- stützungen selbst anzuzeigen. Indessen werden auch die Gemeinden selbst Mißbrauch verhüten können, wenn sie sich an die polizeilichen Anmeldungen entlassener Soldaten halten und vor allem auch sich in zweifelhaften Fällen durch Befragung der Unterstützungsempfänger unter Hin weis auf die strafrechtlichen Folgen, fall» unwahre Angaben gemacht würden, Gewißheit verschaffen. — M.J. Zwei Begriffe die so gar nicht zu einander passen wollen: Die zerstörende Fackel de» Kriege» und da« harmlose Feuerwerk de» Witzes. Und doch haben sie nebeneinander ihre Berechtigung, denn auch in den ernstesten Zetten will der Mensch den Humor, den Witz nicht missen. Täglich sehen wir au» den Feldpostbriefen, daß so mancher lustige Scherz, so mancher fröhliche Witz selbst im Bann kreise der tödlichen Kugel entsteht. Dieser Humor gibt den nötigen Ausgleich in der ernsten und schweren Kriegslage, und auch bet den Daheimgebliebenen soll er sein Recht be halten. Nur der arge Philister wird darüber nörgeln. Da hat sich nun aber bet un» ein Ding breit gemacht, da» mit Humor oder Witz überhaupt nicht» mehr zu tun hat, son dern nicht« weiter ist, al» ein« elende Karikatur auf diesen so heilig ernsten Krieg: Die Witzkarte. Sie überschwemmt die Schaufenster der Läden, wird von den Händlern bi» in die kleinste Gasse getragen und geht leider auch zu Tausen den in» Feld hinaus. Die Wirkung, die sie dort hervor ruft, ist keineswegs die vom Absender erhoffte; statt daß der Soldat darüber lacht, fängt er nachgerade an, sich zu ärgern über diese geschmacklosen und lächerlichen Zerrbilder de» blutigen Krieges, die der Wirklichkeit so gar nicht ent sprechen. Wenn man sich diese sogenannten .Ulkkarten" ansieht, müßte man auf den Gedanken kommen, als sei der ganze Feldzug gegen die Millionenheere der Feinde nur ein Kinderspiel für un». Da werden auf einer Karte die feindlichen Großmächte al» schlotternde, halbverhungerte Landstreicher dargeflellt, denen ein deutscher Unteroffizier »Slillgestanden" kommandiert, auf einer anderen wieder steht man sie aufgefpießt am Seitengewehr eine» Land- wehrmanne», der dazu eine Zigarre raucht, und so geht e» weiter. Solche Verhöhnung eine» Gegner», der sich gut geschlagen hat, ziemt sich nicht für ein große», tapfere» Volk, wie das unsrige, da» um seine Zukunft kämpfen muß. Und besonder« in da» unsägliche Elend de» Schlachtfelder passen die schlechten Witzkarte» nach dem Ausspruch eine» Kompagnieführer» »wie ein Clown auf ein Leichenbegäng nis." Die vernichtende Kritik unsrer Soldaten über diese Erzeugnisse einer irregeleiteten Phantasie sollte dazu genü gen, daß da» Publikum keine schlechten Witzkarten mehr kaust und ste besonder» nicht an die Truppen abschickt. — Allein au« dem 14. Tu rnkretse, Königreich Sachsen (Deutsche Turnerschaft), sind rund 40000 wehr fähige Männer und Jünglinge in den Kampf gezogen für des Vaterlande» Recht, Freiheit, Ruhm und Ehre. Da kämpft der Fabrikarbeiter neben dem Kommerzienrat, der Knecht an der Seite de» Großgrundbesitzer«, in Reih und Glied der Bergmann und der Werksbesitzer, der Schüler und sein Lehrer, der Student und sein Professor, jung neben al», arm neben reich — eine innige Gemeinschaft deutscher Brüder. Und wie sie kämpfen, wie innig die Seelengemein, schäft aller dieser Helden des heiligen Kriege» ist, davon künden die täglich eingehenden Briefe und Karlen au« dem Felde von den Turnbrüdern, die tn der Feuerlinie liegen oder im Dienste des Roten Kreuze» stehen. Davon künden aber vornehmlich die errungenen Auszeichnungen für Tapfer keit vor dem Feinde. Soweit bi» jetzt Nachrichten vor» liegen, sind 82 Turner mit dem Eisernen Kreuz und 4 mit der König-Friedrich-August- Medaille ausgezeichnet worden. Täglich gehen neue Nachrichten ein, die den Beweis erbringen für die hervor ragende Tapferkeit und Tüchtigkeit, die sich unsere Turn streiter tn stiller emsiger Turnarbeit, die de» Kaiser« Dank uzid Anerkennung gefunden ha», tn den Jahren d«S Frieden» erworben und anerzogen haben. Uud wie arbeitet die sächsische Turnerschaft jetzt in der schweren KriegSzeit b Die Jugend wird zusammengerafst, in ernster Vorbereitung für den Heeresdienst erstarkt am Körper, gestählt am Geist; die Alten sind vereint tn Landsturmriegen, um daheim jetzt schon ihre «»»dauer zu erproben und zu steigern für den Kriegsdienst in Fetnde»land; und die Turnerinnen schaffen und sorgen mit fleißiger Hand durch Stricken jeglicher Art, um dem Krieger draußen eine Liebesgabe zu senden, einen Dank abzutragen für da» tapfere, treue AuSharren im Kampfe gegen der Feinde Tücke. Auch der letzte Spar- Pfennig wird freudig hingegrben für Sendungen zur Labung unserer wackeren Krieger: ein Stamm, ein Volk, ein Vaterland! —y. Die fünfte Strafkammer des Dresdner Kgl. Landgericht» verhandelte gestern nachmittag gey-- -?n 22 Jahre alten Hand-