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1. Beilage znm „Riesaer Tageblatt Rotationbdruck und Berlaq von Lanner L «tnterll» tu Sllela. — Mr dl, Redaktion verantwortlich: Arthur Hähnel ln Sttrta. «7 «4. Jahrg Mittwoch, SS. RSrz Ittll, abends d ltt a. m, '' gern Str. »er» >rer. saßt März lhr oeisc. lülige vsloks Vortsils Iknsn ^aokrioktsn oäsr An- reigoo, äis Lis iw Riosasr lagsbiatt ünäso, krio^sa könusv. Oeskalb sollten Lis siok ävn rsZelmäüiASN Ow- pkanx äss Rissasr Lags blattes sickern äurck rvoktLSitigs Lsstsllllng bei cksm Lriskträgsr, cksm Oostamt oäor bei äsn ^oituvgsLNStiägsrn. «g ehrten ngend s ge- m ^khlt z»h. ratze. llt. ttfest. I« abend zahl- » «r- wll >. Ae können nickt wirren, te «i- oben »r '' Irv elt in tsches firma Tagesgefchichte. Zur Förderung der Moorkaltur hat der preußische Landwirtschaftsmintsier behus« Gewin nung eine- Ueberblick« über diejenigen Oedlandflächen, die nach ihrer Lage und Beschaffenheit zur Kultivierung als Wiese, Weide oder Acker geeignet sein würden, angeordnrt, daß sämtliche Regierungspräsidenten eine statistische Zu sammenstellung dieser Flächen in die Wege letten sollen. Den mit den Verhältnissen besonder« vertrauten Stellen, namentlich den Landräten, den Oberförstern, den Vorständen der Meliorationrbauämter und auch den Spezia lkommtfst- aren wird e« obliegen, die nach verschiedenen Richtungen hin nötigen Aufschlüffe zu geben. Den BauamtSoorständen sällt die Aufgabe zu, die annähernde Höhe der aufzuwen denden Kosten zu schätzen und bei den einzelnen Mooren Angaben darüber zu machen, ob eine Berfehnung oder Berveenung (eine Art der Urbarmachung deS Moorlandes) möglich wäre oder nicht und welche Hauptanlagen zu dem Zwecke erforderlich sein würden. Zusammenhängende Oed- landtflächen von weniger al« 5V Hektar und solche selbst ständigen Oedland «flächen, die nur für Aufforstungszwecke in Frage kommen können, bleiben bet der vom Minister gewünschten Uebersicht außer Betracht. Alle fiskalischen OedlandSflächen der vorbezeichneten Art werben in die Statistik einbezogen x diejenigen Flächen, die bereits plan mäßig kultiviert find, oder für die sich schon ein Kultioie- rungSplan in der Ausführung oder in der Bearbeitung befindet, kommen für die Statistik natürlich nicht mehr in tel llosen n. Frage. Die Statistik soll als Grundlage für die weiteren Erwägungen der Regierung darüber dienen, für welche Flächen die Inangriffnahme von Kultivierung«, und Be- fiedlungsarbetlen besonders dringlich oder zweckmäßig sein würden. Di« Ermittelungen der Regierungspräsidenten sollen sich auch darauf erstrecken, ob die Provinz, der Kreis oder andere Verbände geneigt sein wüt den, sich an den Kultivierungsarbeiten -zu beteiligen. . —k— Deutsches Reich. DaS Kaiserpaar traf mit seinem Gefolge gestern um 2,3ö Uhr in Kiel ein und wurde am Bahnhose von dem Prinzenpaar Heinrich von Preußen empfangen. Fer ner waren noch erschienen: Staatssekretär des ReichS- marineamts von Tirpitz, der Chef der Hochseeflotte, der Stationschef und der Polizeipräsident. Die Kaiserin nahm im Stadtschilosse Wohnung, während sich der Kaiser auf die „Deutschland" begab. Das Publikum begrüßte die Majestäten mit lauten Hochrufen. Neber den Gesundheitszustand der Kaise rin wird der Kccuzzeituug geschrieben: In der halb amtlichen Mitteilung über die Teilnahme Ihrer Majestät an der Fahrt nach Korfu und dem Besuch am Wiener Hofe war ausgeführt, daß die Kaiserin trotz ihres ange griffenen Gesundheitszustandes an der Reise teilnehmcn würde. Diese Worte haben vielfach Befremden erregt,- weil man auf diese Weise angeblich zum ersten Mole über einen leidenden Zustand der Kaiserin unterrichtet sei. Wer aber die Hofberichte der vergangenen Monate verfolgt hat, wird wissen, daß die Kaiserin unter den ungünstigen Witterungsverhältnissen des verflossenen Minters mehr fach Influenza-Anfallen ausgesetzt war, die ihr Befinden ungünstig beeinflußt haben. Daß man jedoch von einem Leiden der Kaiserin nicht sprechen kann, beweist die Teil nahme an der Reise nach Korsu und der Besuch beim Kaiser Franz Josef zur Genüge. Immerhin aber laßt das Befinden der Kaiserin einen Aufenthalt in dem jüd ischen Klima Kvrfus als wünschenswert erscheinen. Der Prinzregent von Bayern richtete ein Handschreiben an den Ministerpräsidenten v. Podewils, in dem er dem gesamten Ministerium und den Mitarbei tern in den einzelnen Ressorts aus Anlaß der Feier seines 90. Geburtstages den wärmsten Tank ausspricht. Das Handschreiben schließt: „Wenn mir am 12. März aus allen Teilen des Landes herzliche Liebe und innige Verehrung entgegcngellungen, so danke ich dies nicht zuletzt den Männern, die mir nach der Verfassung als erste Ratgeber zur Seite stehen und denen gleich mir das Wohl des Landes das oberste Gesetz ist. Zur neuesten Spionageaffäre erklärt die Ham burger Polizeibehörde: Namentlich auswärtige Blätter bringen fortgesetzt Nachrichten, deren Wertlosigkeit sich schon aus dem Umstande ergibt, daß die mit der Auf klärung befaßten Behörden im Interesse weiterer Er mittelungen strengste Verschwiegenheit beobachten müssen und auch beobachten. Zn diesen Phantasiegebildcn ge- -iuergersllretiakt v-NIn 0.17 lN «er. n mir- >20. iii imr Seck« itn Ke WM» der am Sonntag in Konstantinopel abgeschlossen worden ist, sichert nicht bloß die Fortsetzung de« Baue« von Sl Heltf nach Bagdad, sondern bietet auch für die Endstrecke Bagdad—VaSra—Persischer Golf die Voraussetzung für ein neues Abkommen auf internationaler Basis. Die Strecke Helif—Bagdad soll in sllnf Jahren fertiggestellt werde», die Ausführung ist so gedacht, daß der Bau an mehreren Teilstrecken gleichzeitig in Angriff genommen wird. Neue Pfänder für die Kilometergarantie brauchte die türkische Regierung nicht zu stellen, da die Ueberschüffe der Erträge der Pfänder sür die bereit« in Betrieb und in Bau be- findlichen Strecken zur Deckung auSretchen. Damit entfiel auch die Notwendigkeit, den Vertrag der türkischen Kammer zur Genehmigung vorzulegen. Wa« die Strecke Bagdad- Golf betrifft, so hat sich die Gesellschaft al« Inhaberin der Konzession für die ganze Linie damit einverstanden erklärt, daß eine neue ottomanische Gesellschaft für da« Endstück gebildet wird, bei der jedoch kein fremder KapitalSanteil größer sein darf als der deutsche, d. h. die alte Gesellschaft verzichtet auf da« ausschließliche Recht auf die Endstrecke, behält sich aber die Mitkontrolle vor. Die Türken können mit dem Vertrag sehr zufrieden sein. Er beschleunigt den Bau ohne neue finanzielle Lasten sür die Türkei und erleichterte ihr die angestrebte Ver ständigung mit England im Mündungsgebiet des Schatt el Arab. Aber auch vom deutschen Standpunkt aus ist der Vertrag willkommen zu heißen. Die Vorteile, die er für die Türkei enthält, sind keine Nachteile für die deutschen Interessen, und das Zugeständnis, das die deutsche Gesell schaft inbezug auf die Golfstrecken gemacht hat, ist im Grunde genommen nichts anderes, als was lange schon als billige Berücksichtigung der besonderen englischen In teressen in Aussicht genommen war. Schon vor fast zehn Jahren war dem englischen Ka- pital eine Beteiligung an der Golfstrecke angeboten worden. Unter dem Drucke der antideutschen öffentlichen Meinung in England, der sich auch die Regierung fügte, kam eine Einigung nicht zustande. Man verließ sich darauf, daß das deutsche Kapital nicht imstande sein werde, das große Werk auszuführen. Man glaubte auch, daß die not- wendigen Kilometergarantien nicht ohne Eröhung der türkischen Zölle, die von der Zustimmung der englischen Regierung abhing, zu beschaffen wären. In beiden Be ziehungen hat man sich getäuscht, die Widerstände, die England zu bereiten suchte, sind vergeblich gewesen, die Aussicht, einett ausschließlichen Einfluß auf die Bahnlinie von Bagdad abwärts zu erlangen, ist geschwunden. Die Aufnahme, die der neue Vertrag in England bisher ge sunden hat, läßt darauf schließen, daß nun zum guten Spiel keine böse Miene mehr gemacht werden wird. — Unser bester (Aükkörper I M W ikt nur ectuIN Ol jZMr^pLtcknnp mit^ui8c1E„I)eLSa" W HM Dabei und wenn Mirzl am Morgen wiedcrkam, lauerte Franzl ihr auf. Er mußte ihr doch danken. Aber wie geschickt er cs auch anstrllte, die Mirzl war immer schon da oder fort, wenn er auf sie paßte. Auch wählte sie je- deSmal einen anderen Weg. Zuletzt ging er eines Abends hinab nach Rodau ins Wirtshaus. Aber auch dies war vergebens, denn Mirzl ließ sich nicht blicken und Vater Neuhaus übernahm die Bedienung. Da begriff Franz endlich, daß sie ihm aus wich. Aergerte ihn das so von der Lola, von der Mirzl machte ihn das geradezu wütend. Was glaubte das Dirndl denn? Früher war siefroh, wenn er ihr ein gutes Wort gab, und jetzt spielte sie die Hochnäsige. War er etwa nicht mehr der reiche, hübsche Moserbub? * Es ist am Tage vor Lichtmeß. Mirzl sitzt neben Nandls Bett und blickt aufmerksam aus die Kranke. Sie kommt ihr heute anders vor als sonst. Unru hig wirft sie sich manchmal hin und her und die Augenlider zucken zuweilen. Da klopft es leise an die Tür. Mirzl erhebt sich und guckt hinaus. „Ah, Du bist es, Stefl, waS willst denn?" „Hinunter sollst ein bissel kommen zum Franzl.. er macht gern ivas reden mit Dir." Mirzl wirft den Kopf zurück. „Ich bin nicht wegen dem Franzl am Moserhof, sag' ihm daS. Und daß ich keine Zeit hab'." „Soll ich ihn vielleicht heraufschicken zu Dir?" „Nicht unterstehen. Müßt nicht, was ich mit ihm zn reden „Bist aber geschnappisch heut'!" staunt Stefl. „Hast doch so schön Kranken gewartet bei ihm..." „Und jetzt ist er gesund und geht mich nichts mehr an, Grad aus Christenlieb' hab ich ihn gewartet." „Wenn er aber doch kommt ?" „So keck wird er nicht sein. Die Tür sperr' ich ihm vor der Nase zu, wenn .. sag' ihm daS nur." 184,20 Und sie kehrt wieder an das Krankenbett zurück, wäre aber bcinahemit einem Schrei zurückgeprallt, denn Nandl liegt auf einmal mit offenen Augen da und blickt neugierig um sich. Auf dem Moserhof. Roman von Erich Ebenstein. 21 Anfangs kennt sich weder der Bader, noch der Bertl aus. Ersterer schüttelt bedenklich den Kopf, als er den mageren, seh nigen Leib, der wenig Weibliches an sich hat, sieht. In dem sonnverbrannten, knochigen Gesicht scheint kein Tropfen Blut zu kreisen. Die Züge erinnern eher an einen Jungen, wozu das kurzgeschnitteneHaar nicht wenig beiträgt, schmale Lippen, kleine, muskelstarke Hände und ein harter Ausdruck im Gesicht machen die Ebeseder Nandl wenig anziehend. Wenigstens denkt der Bader dies, als er sie mit geschlosse nen Augen so vor sich liegen sieht und die Kugel sucht. Bertl, der daneben steht, liest seine Gedanken. „Aber ein mordsbraves Weibsbild ist sie. die Nandl," sagt er, „müßt wenige da herum, die das Leben so couragiert an gepackt haben, wie sie. Wäre schad', wenn Ihr sie nicht aufbrin gen könntet." „Bah," lacht der Bader spöttisch, „die ist bei aller Mager keit zäh wie Krummholz. Wenn ich nur erst die Kugel heraus hab, daun ist sie so gut wie gesund." „In acht Tagen springt sie wieder herum und steckt sich das Pfeifl an, das wir in ihrer Rocktasche gefunden haben. Die ist nicht verzärtelt, gar kein richtiges Frauenzimmer ist die!" Bertl lächelt. „Na ja, Ihr seht sie henk' zum ersten Mal, Ba der, und habt Ihr noch nicht in die Augen geschaut.. Wenn sie die erst einmal auftut.. könnt sein, daß Ihr dann anders redet." „Ach waS, ein Frauenzimmer, das mit dein Revolver her- mnspaziert und tagaus tagein die Pfeife nich/ aus dem Mund bringt, wie Ihr sagt, das ist einmal kein richtiges Frauenzim mer. Dabei bleib ich." „Wenn Ihr zwanzig Jahr im Höllgraben-Gewüst mit halb wilden Holzknechten leben müßtet und jahraus, jahrein nicht unter Menschen kämet, dann möchtet Ihr vieles begreifen, Ba der." „Wer zwingt sie denn dazu? So aut sie sich da drin die Lizenz für eine Wirtschaft geben ließ, hätte sie's ja auch her außen im Rodauer Tat können." „Das ist ihre Sache. Wird wohl wissen, die Nandl, warum sie die Einschicht sucht. Manchmal ist'S besser für eins, wenn es nicht hören und sehen muß, waS rundum vorgeht." Der Bader sagte nichts mehr. Er hatte die Kugel gefunden und entfernte sie triumphierend. „So, in ein paar Tagen ist sie ganz gesund." Aber die Nandl war auch drei Wochen später noch nicht gesund. Ja, sie war nicht einmal um einen Schritt weiter als zu Anfang. Die Wunde verheilte in schönster Ordnung, aber Nandl lag immer da mit geschlossenen Augen und regungs los, als wenn sie schliefe. Mechanisch schluckte sie das ihr ge reichte Essen hinunter, ließ sich waschen und umbetten, aber alles, ohne aus dem seltsam lethargischen Zustand zu erwa chen, indem sie sich befand. „Es ist ein interessanter Fall," erklärte der Bader mit wei ser Miene. Er hielt sich eine populärwissenschaftliche Zeitung und besaß den „Naturheilarzt". Daraus wandte er der Reihen folge nach verschiedene Mittel an, aber eS half keines. „DieMüdigkeit schläft sieaus," behauptete Bertl, „wenn halt eins, daS sein Lebtag über die Kräfte gearbeitet hat, zum Lie gen kommt, dann kann sich's gar nimmer herauSfinden auS dem Schlaf. Bis sie genügsam auSgeruht ist, wird sie von sel ber zu sich kommen. Nur Zeit lassen und gut zu essen geben." „Spart nichts!" befahl derMoser,derindiesen Tagen unru hig umherging und noch wortkarger war als sonst. Der Nandl ihre Krankheit ging ihm näher, als er zeigen wollte. DaS zog sich hin bis zur Lichtmeß. Franz, der längst gesund war, wenn er auch hier und da noch Schmerzen verspürte, ging in einer verbissenen Stimmung umher und gönnte kei nem ein Wort. Alles sonnige, sorglose schien auS seinem Wesen wie weg gewischt. Mancherlei wurmte ihn. Vor allem, daß die Lola Ernst machte und ihm so erfolgreich auSwich, daß er nicht dazu kommen konnte, mit ihr zu reden. Anch Bertl gab ihm wenig Worte. Am allermeisten aber erboste Franzl daS Gehaben der Mirzl. Dom Vater wußte er, daß sie es war, die ihn während der ärgsten Zeit gepflegt hatte. Als'aber das Fieber schwand, über ließ sie Franzl dem Stefl und zog hinauf zur Nandl. Sie schlief nicht mehr ini Moserhof, sondern ging jeden Abend nach Ro dau hinab, während die Oberhäuser Anni, ein altes Weib ans dem Dorf, die Nachtwache beiNandl übernahm.