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— iso — sagte « lächelnd und zeigte auf den früher erwähnten eiserne» Schrank. Aber er werd« eS wohl auch zu hüten «iss«. Und sollte er «inen andern Entschluß fassen, wenn er sich mit de» schwedischen Ingenieur berathen habe, so ISnne er eS ja in Dronthettn oder einer andern, ihrem Ziele »Sher gelegenen, Stadt deponiren." „Ich mochte nicht weiter in ihn dringen, bemerkte aber, daß di» Geld, falls er «S nicht mitnähme, auch nicht in dem Aelne» Schranks sondern in den Gewölben der Bank ausbe- Wchrt werden würde." „Urbrigen»', fuhr ich fort, ist der kleine Schrank, den Sie mit Recht als einen sichern Aufbewahrungsort betrachten, da» Werk eines berühmten Franzosen, nämlich deS bekannten Mechanikers Roncrlle. Ich kaufte ihn im Jahre 1867 auf der Ausstellung k» Pari». Er hat die zuverlässigste Berschlußeinrichtung, die G gießt. „Der Fremde warf neugierige Blicke aus den Schrank, und ich lud ihn rin, näher zu treten und ihn in Augenschein zu nehmen." „Hier sehen Sie,' erklärte ich, „neben der Thür vier Ansschpitte mit GlaS bedeckt, unter denen sich ebenso viele kleine Tafeln zeigen, die mit Buchstaben bemalt find. Neben jeder Tafel ist ein drehbarer Knopf. Bei einer Umdrehung dar KmPfeS kommt eine neue Tafel mit einem neuen Buch stabe«, zu« Vorschein. Jeder Ausschnitt hat zehn verschiedene vmhstachea, die »ach Belieben zum Vorschein gebracht werden Snnen. 10 »al 10 mal 10 mal 10. Es sind zehntausend Verschiedene Sorte oder Kombinationen.' Wenn ich den Schrank schließe, stelle ich die Buchstaben ans di« von mir gewünschte Kombination, und um ihn wieder ß» öffne», umß die gleiche Kombination eingestellt werden.' ^AlS ich den Schrank zuletzt schloß, sah man im ersten Abschnitt 17, du zweite« im dritten 17 und im vierten Som Sie r» nun versuche» wollen, so werden Sie sehen, daß er nicht geöffnet werden kann, ohne daß ich zuerst mittels de» KnopseS die Tafeln so gestellt hab, daß man ^7^17^ lesen kann.' „Er sprach seine Bewunderung darüber aus und fragte, ob kein anderer Verschluß vorhanden sei.' „Red»' sagte ich, „und eS würde auch überflüssig sein; denn die Einrichtung erlaubt mir, da» Wort nach Belieben zu verändern; ja, ich kann, wie Sie gesehen haben, ohne Risiko j^rm Fremden den Mechanismus erklären.' „Ich wähle da» nächste Mal nur ein neues Wort, oder so oft ich eS nothwrndig finde. Uebrigeus werden Sie begreifen, laß ich hier in meinem Privatkontor nur Geld »nd Papiere ausbewahre, die ich zufällig außer der Zeit nöthig habe, in der die Gewölbe der Bonk zugänglich sind, nnd infolge dessen auch nur kleine Summen.' „Sir sprachen dann nicht weiter von der Sache, und gstdh darauf kam ein KommiS mit dem Gelbe und einer Quittung zum Unterzeichnen für Herrn Duval.' „Er uuterjchrich, legte die beiden Geldbeutel in eine klein«, lederne Handtasche, die er mitgebracht hatte, und wir trennten uns unter gegenseitigen Höflichkeitsbezeugungen.' „Wie Sie sehen, meine Herren, bin ich gegenüber Henn Duval wohl etwa» zu redselig gewesen; aber ich knacke ja nicht ahnen, daß eS ernste Folgen haben würde, nnd begreife auch nicht, daß diese kleine Episode Anlaß zu dem gegeben haben sollte, was. später geschah.' „Ja, ich verstehe, daß Sie, Herr Monk, anderer Mei nung find; aber — — Sie schütteln den Kops; das soll wohl heißen, daß wir mit der Diskussion warten müssen, bis ich den Rest erzählt habe. Ich will darum fortfahren." . „Wir schlossen am SamStag wie gewöhnlich die Bank, und der Sonntag verging auch wie gewöhnlich bis 11 Uhr Vormittags.' „Da wird die Eatreeglocke geläutet, und die Magd kommt herein und sagt, daß ein fremder Herr sie nicht ver stehen könne, draußen im Entree stehe." „Ich gehe selbst hinaus und verwundere mich nicht wenig, als ich Herrn Duval mit der Reisetasche dort stehen sehe.' „Er bat mich um eine kurze Unterredung, und ich führte ihn sogleich in mein Contor, diesmal durch meine Wohn zimmer. „Auf meine Enladung setzte er sich und erklärte, daß er seine Reise bis Montag verschoben habe und einsehe, daß es gefährlich wäre, mit so viel Geld zu reisen und besonder- daß er nicht allein mit einer solchen Summe im Koffer im Hotel wohnen möge; er habe in der letzten Nacht kein Auge geschloffen. Ich fürchte, daß ich meinen Nerven zu viel zu- gemuthet habe, fügte er hinzu, und möchte nicht nochmals eine solche Nacht erleben." „Ich habe an Ihren vorzüglichen Eisenschrank gedacht und bin deshalb gekommen, um zu fragen, ob Sie die Güte haben wollen, das Geld bis morgen für mich aufzubewahren. Ich werde dann um 11 Uhr in Ihr Contor kommen und die Summe in Banknoten oder Anweisungen in Empfang nehmen." „Mit Vergnügen," antwortete ich, obschon sein Wankel- muth mich ein wenig ärgerte und ich am Sonntag nicht gerne mit Geschäften zu thun haben mag." „Ich schrieb eine Quittung, die er in seine Brieftasche steckte, legte dann die Beutel in den Schrank und schloß die Thüre. Ich begleitete nun den Femden hinaus ins Entree, wo wir uns mit wenigen Worten trennten." „Nachdem ich die Thüre geschloffen hatte, ging ich zurück in mein Contor, öffnete die Thür deS GeldschrankeS, legte die Beutel in die hinterste Ecke desselben zurück, stellte die Knöpfe auf eine neue Kombination, schloß die Thür, mit dem Hand griff wieder, veränderte aufs Neue die Buchstaben-Kombi nationen und drückte wie gewöhnlich auf die* Klinke, um mich zu überzeugen, ob geschloffen war: Alles in Ordnung." (Fortsrjung folgt.) Geht Alles Dir nach Deinem Sinn, . . Seht Alle» Dir nach Deinem Sinn, So nimmst Du's ohne Worte hin Und denkst: ich schus mit treuem Fleiß, Drum krönt mich auch der Siegespreis. Doch wächst die Saat zu schlechtem Kraut, Da wird sofort Dein Unmuth laut: Wofür dies herbe Ungemach, Dies Wolkengrau am lichten Tag? O Mensch, wo sich der Segen fand, Da lobst Du Deine starke Har d, Und wo Dein eitler Bau zerbricht. Da spürst Du Gottes Strafgericht ? O sei getrost, der Herr bestellt DaS kleinste und das feinste Feld, Und wenn ein Blättchen hier vergeht, Ein großer Baum dort blührnd steht. Annrb. Wochenbl. A. K. T. Tielo Druck und Vertag von Langer L Winterlich in Riesa. — Für die Redaktion verantwortlich: Hermann Schmidt in Riesa. ErWt an -er Ve. Bellet». Gratisbeilage zum „Messer Tageblatt" «r. 4S. Riesa, de« IS. November L8V8. DL. Jahrs» Der Geldfchraul des Bankiers Eine Criminalgeschtchte aus Christiania. Autorisirte Übersetzung aus dem Norwegischen von Friedrich von Känel. (Fortsetzung.) „Geh nun sogleich! Nimm einen Wagen auf dem Halte platz an der Ecke und kehre zurück, sobald Du den Besuch gemacht hast. Vergiß nicht, von dem Franzosen schriftliche Quittung für das Geld zu verlangen. Dictire ihm ein kleines Formular, das er zu unterschreiben hat.' „Macht er Einwände, so sage, daß es so Geschäftsbrauch sei und Du nicht ohne das Verlangte gehen könnest. Weigert er sich durchaus, so mußt Du natürlich nachgeben, da die Zurück gabe der Bescheinigung in Wirklichkeit als Quittung genügt!" Der Auftrag, den ich besorgen sollte, schien mir ziemlich seltsam und der Zweck desselben unverständlich; aber ich zögerte keinen Augenblick. Ich war davon überzeugt, daß mein Freund Monk im Jntereffe der Wahrheit und Gerechtigkeit gewichtige Gründe hatte, um mich zu bitten, diese Rolle zu spielen. Nicht gerade, als ob ich gewohnt gewesen wäre, auf solche Weift Monk in seiner Arbeit als Privat-Detectiv zu unterstützen. Im Gegentheil, er pflegte mich sonst nie um meine Hilfe zu bitten, ohne mir vorher klar und deutlich die Sache erklärt und srine Vermuthungen, Schlüffe und Pläne begründet zu haben. Während der Fahrt nach dem alten Hotel in der KönigS- straße wiederholte ich in Gedanken Monks Instructionen, und ich schmeichle mir damit, daß mir keine Silbe von dem, was er gesagt hatte, entgangen war. Der Wagen hielt vor dem alten, guten Hotel, vor dessen Eingang ein Schild aus altem, durchbrochenem Elsen baumelte. Mitten unter den geschmiedeten Arabesken prangte mit ver goldeten und verschnörkelten Buchstaben: „Hotel Europa". Es war einer der ältesten und besten Gasthöfe der Stadt. Er bestand aus dem alten, zweistöckigen Gasthof mit den großen Dachstuben, die aus dem Schieferdach des Gebäudes hervor springen, und dann aus den neuen Häusern, die später hinzu gekauft jworden waren und die Fortsetzung der Fayade die Straße hinauf bilden. In dem ältesten Thcile des GebäudeeomplexeS befanden sich die Contore, das Casö, der Speisesaal und einzelne Gast zimmer, nämlich die eben erwähnten Dachstuben des Hotels. Trotz ihres altmodischen Aussehens und ihrer Lage ge noffen diese Zimmer den Ruf, die besten des Hotels zu sein, und waren prachtvoll ousgestattet. Der Pförtner erklärte mir, daß Herr Duval eines dieser Zimmer bewohne, und gegenwärtig anwesend sei, jedoch seine Rechnung bestellt habe, um gleichen Tags 2 Uhr mit dem Zug nach Dronthrim zu fahren. Ich schlug das Anerbieten, mich nach dem Zimmer zu begleiten ab, stieg die alten, teppichbedrckten Treppen hinauf und stand wenige Sekunden nachher vor Henn Duval. Es war ein gutgenährter, mittelgroßer Mann mit einem ! mißlungenen Napoleonsgesicht und ziemlich gelber Gesichtsfarbe. ! ES war wenig Schönes an ihm, mit Ausnahme einer Fülle 1 von dunkel«, lockigem Haar, daS ihm tief über die Schläfen herabhing. Seine Kleidung war tadellos und die Hände fein und zart. Er jstand im Begriff, einen neuen Reisekoffer zu packen. Ich hatte die Antwort auf mein Anklopsen nicht abge wartet, sondern ziemlich rasch die Thür geöffnet. Er hielt bei meinem Eintritt mit Packen inne, wich gleichsam zurück, faßte sich aber schnell und fragte, noch ehe ich etwas gesagt hatte, was ihm die Ehre meines Besuches verschaffe. Ich stellte mich nun als Commis und Bote deS Bankier Wendel vor und gab eine kleine Lüge zum Besten, indem ich sagte, daß ich einen Aufwärter mit meiner Karte vorauSge- sandt habe. „Ihre Karte habe ich nicht erhalten, mein Herr; aber nehmen Sie gefälligst Platz!" Er war vollständig ruhig, und ich konnte keine Be wegung an ihm entdecken. Ich holte rasch die Beutel auS der Handtasche und setzte sie schnell vor ihm auf den Tisch, so daß die Goldstück« klirrten, während mein Blick auf seinem Gesicht ruhte. Er schien im Augenblick ausS Höchste betroffen, und schnell wie der Blitz huschte ein seltsamer Ausdruck über sein Gesicht, cin Ausdruck der Verwunderung und Neugierde mit Schreck gemischt, ein Ausdruck, wie bei Einem, der etwas sieht, was er am wenigsten von Allem zu sehen erwartet hat. „Ich bin Ihnen sehr verbunden," sagte er dann, rasch gefaßt, und sein Gesicht war wieder so glatt wie nur je. „Ihr Prinzipal ist sehr höflich, ich war bereit, das Geld selbst zu holen!" Ich antwortete in Nebereinstimmung mit Monks In struction. Er hörte mich aufmerksam an und schloß dann mit leiser Ironie in seiner Stimme: „Schon früher wußte ich, daß die Geschäftsleute Ihres Volkes als solch« den unsrigen überlegen sind; nun sehe ich, daß sie sogar versuchen, unS auch noch an Höflichkeit zu übertriff en!" Ich verneigte mich, und antwortete, daß mein Prinzi pal eben bei der größten Nation der Welt in die Schule ge gangen sei, er habe seine Jugend in Paris verlebt. Nach diesem kleinen Duell lächelten wir Beide, worauf* der Franzose seiner Bericstasche den Ea pfangsschein des Bankiers Wedel entnahm und mir ihn aushändigte. „Ich muß Sie ersuchen, die Rücklieferung der 25000 Kronen zu bescheinigen," sagte ich; „ein paar Worte auf der Rückseite des PopiereS und Ihr Name werden genügen! ' Wieder sah ich einen schnellen, unruhigen Blitz in seinen Augen, aber gleich darauf zeigte er ruhig auf seine» rechten Zeigefinger, der mit einem Verband versehen war, und erklärte, daß er sich am Morgen mit dem Rasirmessrr geschnitten habe und außer Stande sei, zu schreibe». „Indessen wird die Rückgabe des Empfangsscheines wohl genügend sein," jügte er hinzu, „und falls Sie, mein Herr, eS wünschen, können wir ja den Hotelwirth zur Stelle rufen als Zeugen, daß die Uebergabe stattgesundeu hat!" Ich sah ein, daß ich nicht weiter in ihn dring« konnte,