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Riesaer O Tageblatt «ud Aufrigrr (Sltkllstt utz Aifchn). .,.7^7^,. Amtsötatt der KSnigl. AmtShauptmmmschaft Großenhain, des KSntgl. Amtsgerichts und des Stadttaths zu Riesa. «8. Montag, 24 Mär; 1S0S, Mends. SS. Jahrg. V»S Nirsarr Lageblatt «scheint jede» Lag Abend« mit Ausnahme da Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher SesngSPrei« bet Abholung in der Expedition I« Ates« 1 Mark SV Psg., durch ms«, DchM DM MS Han« 1 Ma» « Psg., bei Abholung am Schalt« da latserl. Postanstalten 1 Mar» «S Psg., durch d« Vriefträg« HÄ in« Hau, 2 Mart 7 Ps^ Auch MmaGabommuart« Maden ongiurmi« Atvigarchlnnahm sltr dir Rmmur de, Ausgabetag«, bi« vormtttag v Uhr ohne Gewähr. Druck «ck Verla- von Sauger b Wtuterltch M Riesa. — Geschäftsstelle: Sastantenstrah« SS. — Mir dl« Redaktion venoüwortNch: Herma»« Schmidt in Ntesa. AnordrwngSgrmäß wird auf die genaue Befolgung der Verordnung der Königlichen Krei». hauptmannschast Dretdrn vom 8. November 1877, die rechtzeitige Entfernung der Leiche« au» dem Sterbehaufe betr., erneut hingrwies«, nach welcher bei Vermeidung einer Geldbuße bi» zu 100 M. für jeden einzelnen ContravmtlonSsall all« Leich«, an welchen deuttiche Zeichen von Fäulniß wahrnehmbar find, nicht über dm vierten Tag (viermal 24 Stunden) von der Stunde dr» eingetretenen Tode» an im Strrbehause belasten werden dürfe», sondern au» dem letzteren spätesten» mit Ablauf der gedachten Zritfrist entfernt werden müff.-n, um entweder be erdigt oder den Todtenhollen übergeben zu werd«. Großenhain und Riesa, den 22. März 1902. Königliche Amtthauptmannschast. Der Rath der Stadt Riesa. 812 L. vr. Uhleman». BoeterS. Sonnabend, den 2S. Mörz 1S02, Bor«. 11 Uhr, komm« im Auktionslokal hier 1 Paneclsopha, 1 Büffet von Eiche und 2 Regulator gegm so fortige Bezahlung zur Versteigerung. Riesa, 22. März 1902. Der Ger.-Voüz. des Kgl. Amtsger. Die an den Gebäuden der hiesigen städtisch« Kasernen vorkommenden baulichen Unter- haltungSarbeitm alS: 1) Maurer-, 2) Zimmer-, 3) Schlaffer-, 4) Tischler-, 5) Glaser-, 6) Klempner», 7) Töpfer-, 8) Anstreicher- und 9) Dachdeckerarbeiten und zwar für a) Schieferbedachungeu und d) Dachpapp- und Holzcementeindrckungrn sollen auf die Z:lt vom 1. April d. I. bi» 1. April 1903 vergeb« werden. Die hiernach angrsrrtkgtrn AngebotSsormulare, dir im Sladtbauamt gegen Erstattung der Selbstkosten mtnommrn werden können, sind bis 29. d. M-, Vormittag» 10 Uhr, versiegelt und entsprechend auSgrfüllt wieder rinzurelchen. , Die Auswahl unter den Bewerbern und die Zurückweisung sämmtlichrr Angebote behalten wir «n» vor. Riesa, den 24. März 1902. De« Rath der Stadt Riesa. BoeterS. Di« einstweilige Vertretung tu der zur Erledigung gekommenen Stelle de» Friedensrichters sür dm Bezirk Gröba mit Rittergut, Merzdorf mit Rittergut, Pochra, Oberreußen, Forberge und Weida ist dem Herrn Friedensrichter Stadtrath Bretschneider in Riesa übertragen worden. Riesa, dm 21. März 1902. Königliches Amtsgericht. Mittwoch, de« 26. März 1902, Borm. 10 Uhr, kommen im Auktionslokal hier 2 Sopha», 1 Schreibtisch, 1 Vertiko und 200 Flaschen Rothwein gegen sofortige Bezahlung zur Versteigerung. Riesa, 20. März 1902. Der Gerichtsvollzieher des Kgl. Amtsgerichts. Der Ankauf von Rogge», Hafer und Heu ist eiugestellt. Strohankauf beginnt An fang Mat d. I. wieder. Riesa, den 247 März 1902. Proviantamt Riesa. VertticheS nnd Sächsische». «iefa, 24. Mürz 1902. — Tagesordnung für die öffentliche Stadtverord- neteusitzung, Dienstag, den 25. März 1902, Nachmittag« 6 Uhr. 1. Beschlüsse deS StadtrathS, de, GaSanstaltSauS- schufleS, sowie deS BauauSschuffe», den Umbau der Gasanstalt betreffend. 2. Rathsbeschluß wegen Verwendung deS Spar kaffen-Reingewinnes an 28 904 Ml. 39 Pf. vom Jahr« 190V 3. Berathung deS HauShaltplaneS der Stadt Riesa für das Jahr 1902. 4. Beschlüße deS Rechts- und VerfaffungSauS- schuffeS und deS StadtrathS wegen Ergänzung de- Regulativs über Erhebung von Besitzveränderungsabgaben. 5. Restanten- regulativ. 6. Geschäftliche Mittheilungen. — Geheime Sitzung. Rathsdeputirte: Herr Bürgermeister BoeterS, Herr Stadtrath Dr. Dehne, Herr Stadtrath Gaschütz, Herr Stadtrath Hyael. . — Am gestrigen Sonntag, den 23. März, hielt der Be- zirlS-Obstbauverein Riesa eine Wanderversammlung im Gasthose .Zum Anker" in Gröba ab, in der Herr Obstbau-Wanderlehrer Wolanke auS Wurzen einen höchst reichhaltigen Vortrag über di« Pflanzung und Pflege junger Obstbäume hielt. Vortragen der verbreilete sich zunächst über die Behandlung deS Boden«, die sogenannte Hügelpflanzung in zu feuchtem Gebiete und dir Auswahl der rechten Obstsorten, die sich nach Klima, Lage und Bodenart zu richten hat. Wer eine gute Verzinsung seines in der Pflanzung angelegten Kapitals hoffen will, der muß sich mit wenigen, sür den betreffenden Ort besonders geeignrten Sorten begnügen; nur auS Liebhaberei pflanzt man «ine mög lichst große Anzahl verschiedener Sorten. Hat man jederzeit Gelegenheit schnellen und lohnenden Absatzes, so lege man sich auf den Anbau von Sommerobst; im entgegengesetzten Fall« be- trribe mau drn Anbau von Winterobst. Der LandeSobstbau- verein hat nach sorgfältiger Erwägung je 50 Apfel- und Birnen sorten al, für daS Königreich Sachsen zum Anbau besonders geeignet bezeichnet und bei jeder Sorte angegeben, in welche» Verhältnissen und zu welcher Verwendung sie besonders empfehlenS- wrrth ist. Für trockenen Boden wird Herbst-, sür feuchten Boden Frühjahrspflanzung empfohlen. Die Baumgruben find längere Zett vor der Pflanzung auSzuwersen, 75 bis 80 em tief zu graben und nicht kreisförmig, sondern in Form von Quadraten von 1,50 m Sritenläng« hrrzustellrn. Haben dir Atmosphärilien die auSgeworfene Erde in physikalischer und chemischer Hinsicht genügend beeinflußt, so werde sie mit Stall dünger, Kompost und anderen verrotteten Stoffen vermengt, und mau fülle die Grube wieder, damit sich di« Erde gehörig setzt. Auch gebe man aus jede Grube etwa 3 Pfund Thomas mehl als stickstoffhaltigen Dung und 3 Pfund 40 pHzentig«S Kali oder 5 Pfund Kainit; auch etwa, Kalk kann zugrsetzt werd«. Mau seh« darauf, daß dl« Setzlinge eine reich ver zweigt« Bewurzelung, ein« regelrecht« Krone, die au» einem StamuwerlingeruugStrirb« und vier oder fünf spiralig anstehen de» Seiten trieben besteht, und ein« gerade gewachsenen Stamm hat«, der den Säst rasch genug nach ob« und die in d« Blätter» gebildet« Baustoffe leicht »ach unten leitet. Ma» greife also nicht nach dem billigsten Material, sondern schrecke nicht vor der Zahlung eine» angemessenen Preises für zweck mäßige Waar« zurück. An Straßen, aus öffentlichen Plätzen und an Orten, wo Ackerbau unter den Bäumen getrieben werden soll, kann man natürlich von der Anpflanzung von Hochstämmen nicht absrhen; im Urbrigen aber find Hatbhochstäinme, die die Mitte zwischen Hochstamm und Pyramide halten und deren Kron« etwa 1,5 rn oberhalb deS Erdbodens beginnt, zu empfehlen. In ihnen geht die Saftlritung rasch von statten, weswegen sie sich verhältnißmäßig rasch entwickeln und daher zeitig tragen. St« bedürsen nicht langer Zeit deS Pfahle-, der Wind beein flußt sie weniger als die Hochstämme, und di« von der E.de zurückgestrahlte Wärme kommt den Kronen auf Halbhochstamm mehr zu gute, so daß sich schönere und bessere Früchte ent wickeln. Zum Zwecke d«S Pflanzen- nehme man so viel Erde au- der Grube, daß die Wurzel genügenden Raum erhält; daun stelle mau zuerst dir Pfähle so ein, daß sie in gerader Linke stehen. Vorher find die unteren Thelle der Psiihle in eine Lösung von Kupfervitriol oder Carbolineum zu tauchen. Die Wurzel deS Setzling« beschneide man nur an den Spitzen, ent- ferne aber verletzte Wurzelthrile, doch so, daß die Schnittflächen möglichst klein, also kreisförmig sind. Der WurzelhalS der Setz linge muß der Bodenoberfläche gleich stehen; «in zu tieft» Pflanzen ist also zu vermeiden. Auch unterlasse man ein Schütteln deS BaumeS, sorge aber sür gehörige Ausbreitung der Wurzeln und blud« den Baum, bevor sich der Boden gesetzt hat, nur lose an. Bei der FrühjahrSpfl nzung ist ein sofortiges Angirßen zu empfehlen. Bet der Herbstpflanzung liefert die Natur selbst genügende Feuchtigkeit. Zum Anbtnden dienen Kokosfasern; rmpfehlrnSwerth find auch Korkbänder mit D.aht Anlage. Dem Bande gebe man dir Form einer Acht. Der Pfahl stehe gegm 15 ein vom Baume entfernt. Schutzvorrich tungen auS Dorn« oder verzinktem Drahtgeflecht find von großem Nutzen; zu verwerf« find Schutzvorrichtung« auS Stroh. Da» Stroh hält Luft und Licht vom Stamme ab und gewährt vielem Ungeziefer Unterschlupf. Bei der Pflanzung von Steinobst im Herbste ist die Krone gar nicht zu verschneid«; man schneide dann im Frühlinge di« Zweige bi» auf die Hälfte zurück. Bei» Pflanz« von Kernobst kürz« man die Zweig« um rin Drittel ihrer Länge und nehme «ine weitere Kürzung erst im folgenden Jahr« vor. Bei der Wahl der Sorten frage man möglichst Leute in der Nachbarschaft, die Erfahrung im Obstbau hab« und schöne» Obst bauen. Sie wissen am Best«, wa» sich sür dm betreffend« Ort eignet. Zum Schluffe beantwortete der Bortragmd« zwei au» der Berfammlung gestellte Frage». Die eine betraf die sogenannte Obstbaumüdigkeit de» Boden», dir andere die Veredelung von Kirfchbäum«, di« al» Wildlinge ge pflanzt find, aber bereit» «ttoickeltr Kronen hab«. — Gestern Nachmittag 4 Uhr traf rin französischer Schau spieler, Herr Alexander Brunet, der seit 17. Mai 1897 auf einer Fußreise um di« Erd« »griff« ist, hie, in Riesa An. Er hat an dem gmaunt« Tag« vo» dem Hause der Nedaction de» .Sport", Pari», Rur Weyerbeer, sei», Neik aagetret«, ei»« Thrll vo» Amerika, Ast«, Afrika, daun Rußland, Schweden u. s. w. zu Fuß durchwandert. Er wollte von hier au- nach Leipzig, Berlin und weiter nach Königsberg, um dann Finn" land und Lapplar-d zu bereisen und in ungefähr zwei Jahren »ach Paris zurückkchrrn. Brunet ist bereit- 62 Jihr alt und hat nach seinen Angaben bl» jetzt ungrsähr 76000 Kilometer zurückgelegt, ungefähr 26000 Kilometer hat er noch zu bewäl tig«; er trägt jetzt, seit Beginn der Weltreise, das 151. Paar Schuhe. Herr Brunet übernachtet« im Hotel .Wettiner Hof" und wohnte dort Abends der Theatervorstellung, welche da» Chemnitzer Lustspiel-Ensemble gab, bei und sang zwischen dem zweiten und dritten Akte ein französisches Lied. — Der Vortrag, den vergangenen Freitag Herr von Weickhmann in der Abheilung Riesa der Deutschen Kolonial« grsellschast hielt und der sich nicht mit der Kolonialpolitik im strengen Sinne des Worte-, sondern mit Auswanderungspolitik befaßte, war «in sehr reichhaltiger und wurde mit allseitigem Beifall ausgenommen. Die Deutfche Kolonialgesellschäft wird sich überhaupt in Zukunft mehr als bisher mit der Frage, wohin die deutsche Auswanderung zu leiten ist, befassen. Der Herr Vortragende schilderte daS große Gibirt von Motto Grosso, das einen Thrll von Brasilien bildet, als besonders geeignet zur Ansiedelung für deutfche Auswanderer. DaS Land ist fruchtbar und eignet sich bezüglich seiner klimatischen Verhältnisse in außer ordentlicher Weise zu dem erwähnten Zwecke, hat aber sein« Namen, der so viel wie .großer Wald" bedeutet, mit Unrecht; eS sollte vielmehr .große Steppe" genannt werden. Nur an feinen Flußusern dehnen sich große, allerdings meilenbrrite Wälder auS. Die Photographien zu den vorgeführt« Licht- bilkern hat Herr von Weickhmann selbst ausgenommen. Bor geführt wurden sie durch Herrn Photograph Werner mittels deS ihm gehörenden Apparate», den wir schon kürzlich erwähnt hob«. —)i( Ter 2. Kammer lag in ihrer Sitzung am Sonn abend, der letzten vor Ostern, zunächst der Bericht der Jinanzdeputativn B über Tit. 27 des außerordentlichen Etats, den viergleisigen Ausbau der Strecke Nitzdersedlitz -Dresden-Strehlen (Residenzstraße), Errichtung der Halte stellen Strehlen und Reick und Arealerwerb für ein In dustriegleis ztvischen Niedersedlitz und Reick sowie zur Be seitigung der Niveauübergänge innerhalb der Strecke Pirna—Dresden und viergleisigen Ausbau der Strecke Pirna—Niedersedlitz (zweite Rate) betreffend, vor. Hier zu entstand eine Debatte- in deren Verlauf Bedenken gegen die Höhe der Baukosten laut wurden, und daS Haus beschloß deshalb auf Antrag des Präsidenten Dr. Mehnert, den Bericht nochmals an die Finanzdeputation zurückzuverweisen. Einstimmig und ohne Debatte bewil ligte die Kämmer hierauf die unter Tit. 40 de» außer ordentlichen Etats zur Erweiterung der Haltestelle Brei-, tingen eingestellte Summe von 150000 Mk. (erste Rate). — Nächste Sitzung Mittwoch, den 2. April; Tagesordnung; Petitionen. — Die Vermögenssteuer will nach nattonaüiberalen Mittheilungen ein ansehnlicher Theil der Mitglieder in, der Ersten Ständekammer durch eine Rentensteuer und düs