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ernste, sachliche Prüfung, für eine der hohen Verantwortlich keit entsprechende Erfüllung der Aufgabe ?" Professor Finkeln burg fordert, daß die Entscheidung iu die Hände eines richter lichen Collegium« gelegt und daß diesem unbetheiligte Psychiater zur Seite gestellt werden. Er geht mit verständlicher Schonung über die ärztlichen Mißstände hinweg. Wie steht denn bisher die Sache? Wenn ein Antrag darauf vorliegt, so untersucht meist der zuständige RreiSphysikuS den angeblich Irren und stellt, wenn er ihn für geisteskrank hält, herüber ein Attest aus. Eine halbe Stunde genügte dem Berliner Sanitätsrath Dr. Baer, um Morris de Jonge als irrsinnig und gemeingefährlich zu erkennen, für Dr. Hecker genügte eine Viertelstunde, um dasselbe von Feldmann aussagen zu können. Auf das Zeugniß des Physikus aber ist tie Polizei verpflichtet, den angeblich Irrsinnigen nöthigensallS mit Ge walt in eine Irrenanstalt zu bringen. Ter Antrag geht fast immer von Verwandten aus, doch kann auch die Polizei auf Einsperrung dringen; in diesem Fall genügt es sogar, daß ein beliebiger Arzt in ein Paar Zeilen eine Irrsinns erklärung ausstellt. Ein Attest des Krcisphysikus genügt auch dem Gericht zur Entmündigung, wodurch dem angeblich Irren die Verfügung über sein Vermögen genommen, ihm ein Vor mund gesetzt und diesem die Verwaltung des Vermögens übertragen wird. Dieser Vormund ist meistens der nächste Verwandte, der die Entmündigung veranlaßte. Mit Recht bemerkt hierzu Dr. Düsing in seiner Broschüre: „Künstlicher Irrsinn": „An und für sich ist es schon auffallend, daß einem einzelnen Menschen, dem Kreisphysikus, eine solche Macht über die persönliche Freiheit Anderer gegeben ist, eine Macht, wie wir sie' in keinem anderen Zweige des bürgerlichen Leben« wiederfinden. Eine solche Macht verleitet zu Miß brauch, namentlich da ihre Ausübung nicht einmal einer Contrvle unterliegt." Düsing verweist auf das Beispiel Hollands. Dort kann ein Verwandter des Irrsinnigen oder ein höherer Justizbeamter auf Grund eines ärztlichen Ältestes bei dem Richter die Unterbringung des Kranken nur bean tragen, dann, aber ist der Kranke und seine Umgebung zu vernehmen und schließlich der Beschluß des obersten Gerichts- Hofes einzuholen. Ueber den Anstalten wiederum wacht ein höherer Gerichtsbeamter, der dieselben alle drei Monate ein mal besuchen muß, sie aber außerdem zu jeder Zeit revidiren kann. Ueber jeden Kranken wird genau Protokoll geführt; nach drei Wochen muß die Ermächtigung zum weiteren Be halten des Kranken beim Gericht nachgesucht werden, die wieder erst auf Grund einer weiteren gerichtlichen Prüfung ertheilt wird. Will man in Deutschland endlich die Bahn der Reformen betreten, so sollte zunächst jede Jrrsinnser- erklärung und Entmündigung — so meinen die „Leipziger Reuest Nachrichten" — den Geschworenengerichten übertragen werden, so daß Aerzte, Richter und Bürger zusammenreden. Ferner muß den angeblich Kranken die Möglichkeit gegeben sein, Berufung einzulegen und vor Allem parteiische Sach verständige abzulehnen, wie man ja auch befangene Richter abzulehnen ein Recht besitzt. Vor Allem jedoch ist eine scharfe Controle der Irrenanstalten, besonders aber der Privatan stalten geboten, ja, man scheut sich nicht, den Wunsch auszu sprechen, daß mit den Privatanstalten überhaupt vollständig aufgeräumt wird. Diese Anstalten sind kapitalistische Unter nehmungen. Es muß naturgemäß ihren Inhabern daran liegen, möglichst viel Pfleglinge zu erlangen und sie, nament lich, wenn für sie gut bezahlt wird, möglichst lange zu be halten. Allerdings wird der Kranke nach seiner Ausnahme noch durch einen Medicinalbeamten untersuät und es wird mehreren Behörden Anzeige erstattet ; aber hierbei handelt es sich lediglich um die Erfüllung von Formalitäten, um nichts Anderes. Da nun der Besitzer der Anstalt meist zu gleich leitender Arzt ist, so ergiebt sich daraus, daß sein Ur iheil über die Entlassung eines Patienten sehr leicht durch sein materielles Interesse beeinflußt wi.d ; hat er aber einen Arzt al« Direktor angestellt, so ist dieser wiederum in hin reichendem Maße von ihm abhängig, um die Rücksicht auf das Interesse des Besitzers zu seinem Leitstern zu erheben. Vielleicht wird heute der Proceß von Mariaberg eine Be stätigung dieser Auffassung bringen, wie er ja schon jetzt zur Evidenz beweist, daß die beiden Aerzte Capellmann und Chanlraine ihre Aufgabe als Anstaltsärzte in einer Weise aufgefaßt haben, die nicht gerade für ein übertriebenes Pflicht bewußtsein spricht. Auch Mariaberg ist eine Privat Heil anstalt; der besondere Charakter, den die Alrxianer gleich den Boromäerinnen tragen, giebt allerdings dem Aachener Proceß und den hier zu Tage tretenden Erscheinungen noch eine besondere Färbung, die zu analysiren wir uns für den Aegcnblick Vorbehalten, wo der Proceß beendet und das Ur- theil der Richter gefällt ist und wo, wie man hofft, ein Sturm der Entrüstung über die Ställe braust, wo fromme „Brüder" mit Schlösselbünden schlagen, wo Deuche, Bottich und glühender Ofen die Bewährung christkatholischer Nächsten liebe bekunden, wo Bruder Rochus tröstet: „Ich werde den Kerl die Treppen hinunterwerfcn und ihm noch ein Loch in den Kopf schlagen" und wo die Messe von Denen gelesen wird, die man selbst für „verrücke" erklärt hat. LllgrSgeschichte. Deutsche- Reich. Der „Reichsanzeiger" schreibt Nach einem Telegramm des kaiserlichen stellvertretenden Gou verneur« von Puttkamer aus Kamerun hat die kaiserliche Schutztruppe unter Führung des Rittmeisters von Stetten den seit längerer Zeit aufständischen Stämmen der BakokoS am unteren Laufe des Lanageflusses eine empfindliche Nieder lage beigebrackt. Vier Hauptorte der Bakokos wurden er stürmt. 200 Tobte blieben auf dem Felde. Zahlreiche Ge- sangene fielen in die Hände der Sieger. Bon der kaiserlichen Gchutztruppe find 12 Mann getödtet und 47 Mann ver wundet. Unteroffiziere oder Offiziere sind nicht verletzt. Die Schutztruppe gelangte ungehindert nach Jaunse, welches untcr Leitung de« Lieutenants Dominik militärisch besetzt wurde. ES ist mit Sicherheit zu erwarten, daß in dem Bakokolande, - da« bisher dem Handel verschlossen war und dessen Bewohner sich dauernd der schwersten Gewaltthätigkeiteu gegen die Euro päer und Dualla« schuldig gemacht hatten, nunmehr geordnete Zustände herrschen werden. Der Kultusminister Bosse erlaubte zum ersten Male einer Dame, der Tochter eines bekannten schlesischen Geist lichen, an einem preußischen Gymnasium da« Abiturienten examen abzulegen. Da« hiesige Prooinzialschulkollegium hatte da» Gesuch der jungen Dame abgelehnt. In den soeben von Poschiner herausgegebenen Erinnerungen au« dem Leben Han« Viktors von Unruhs heißt es von den Beweggründen Bismarcks bei der Prokla- mirung des allgemeinen gleichen Wahlrechts: „Bei Bismarcks scharfem Verstände und seiner Beobachtungsgabe läßt sich nicht daran zweifeln, daß er die große Gefahr, die im allge meinen gleichen Wahlrecht liegt, sicher nicht übersah. Wenn er es dennoch einführte, so fragt es sich, was ihn dazu be wog? Niemand hatte diesen radikalen Schritt erwartet. Wenn es auf dem äußersten linken Flügel viele Anhänger des ganz unbeschränkten Wahlrechts gab, so war es doch nicht ernstlich und dringend für den Reichstag gefordert worden. Es hatte unter der liberalen Partei sehr viele Anhänger verloren, namentlich in der nationalliberalen Partei. Dazu gehörte auch ich nebst Twesten, Hennig und vielen anderen, die nicht in der nächsten, aber in der ferneren Zukunft recht bedenkliche Folgen befürchteten, wenn die Entscheidung bei den Wahlen in die Hände der Masse d r Besitzlosen und Unge bildeten gelegt werde. Dazu kam, daß die indirekte Wahl das Korrektiv beseitigte, welches bei der indirekten Wahl in der Einwirkung auf die Wählerversammlungen liegt. Soviel steht fest, Bismarck war in keiner Weise gezwungen, sich zu einem ganz radikalen Wahlgesetz zu entschließen. Er that dies aus eigenem Antriebe, nach meiner Meinung, nicht weil er selbst radikal oder auch nur liberal geworden war, wovon gar nicht die Rede sein kann, sondern weil er sich eine sehr große Wirkung in Bezug auf seine politischen Ziele versprach. Er wußte, daß er durch das unbeschränkte Wahlrecht nicht nur die Radikalen in ganz Deutschland, sondern auch die Liberalen, die weder scharf nachdachten, noch beobachteten, auf seine Seite zog. Nun ist es aber nach meiner Ansicht eine Eigenthümlichkeit Bismarcks, daß er ein ganz gefährliches Mittel ergreift, wenn er dadurch sein nächstes Ziel zu erreichen hofft. Er fühlt in sich die Stärke, die Gefahr, die er herausbeschwört, zu beherrschen. Ob dies auch seinem Nachfolger gelingen wird, scheint seinen Entschluß nicht zu alteriren. Es ist gar nicht zu bestreiten, daß die Prokla mation des allgemeinen gleichen Wahlrechts zunächst den großen Zwecken Bismarcks entschieden förderlich war. Es fragt sich nur, was in Zukunft daraus werden soll?" Die „Berl. Korresp." theilt mit, der gegenwärtig in Aachen geführte Prozeß, betreffend das Alexianer-Kloster iu Mariaberg und die nach der Presse hierbei zu Tage ge tretenen auffallenden Erscheinungen haben der Staatcregierung Veranlassung gegeben, in eine eingehende Untersuchung der Verhältnisse der genannten Anstalt, namentlich hinsichtlich der Pflege von Nerven- und Geisteskranken, emzutreten. Wie Prinz Heinrich der deutschen Flagge Achtung ver schaffte, erzählen Hamburger Blätter: Bekanntlich muß ein jedes Kauffahrteischiff ohne Unterschied der Nationalität beim Passiren eines deutschen Kriegsschiffes in deutschen Gewässern seine Nationalflagge zeigen. Diesen Höflichkeitsakt auszu führen glaubte dieser Tage, wie Hamburger Blätter mit theilen, ein alter grauköpfiger Kapitän eines dänischen SchunerS nicht nöthig zu haben, denn als er mit seinem Schiffe vor einigen Tagen unweit Helgoland, in die Nähe des deutschen Kriegsgeschwaders, welches an den Pfingstfeierlagen bei Bruns- büttel geankert hat, kam, machte er in keinerlei Weise An stalt, seine Nationalflagge vor den deutschen Kriegsschiffen zu zeigen. Prinz Heinrich als Kommandant des Panzerschiffes „Wörth", ließ daher einen blinden Kanonenschuß nach dem unhöflichen Dänen abfeuern. Da jedoch dieses Vorgehen den Kapitän nicht veranlaßte, die Flagge zu ziehen, so ließ Prinz Heinrich, um dem Dünen einen Beweis von der Treffsicher heit eines deutschen Kriegsgeschützes zu geben, das Geschütz scharf laden und derartig richten, daß der sofort abgegebene Schuß etwa einige Meter vor dem Vordersteven des Schuners ins Wasser schlug. Dieses Vorgehen hatte den gewünschten Erfolg, denn der Kapitän ließ sofort die Flagge ziehen. Als Strafe hat, wie aus bester Quelle mitgetheilt wird, der störrische Kapitän für die Verweigerung dieses Höflichkeits aktes den Werth der abgegebenen Schüsse bezahlen müssen. Das deutsche Kanonenboot „Iltis", das bekanntlich in den ostasiatischen Gewässern kreuzt, hat kürzlich Gelegenheit gesunden, bei Formosa mit seinen Kanonen ein kräftiges Wörtchen zu sprechen. Die Veranlassung dazu scheint noch nicht ganz aufgeklärt zu sein, denn nährend eine Meldung besagt, die Rebellen in Fort Tamsui hätten zuerst aus einen deutschen Handelsdampfer gefeuert, worauf die „Iltis" das Fort beschoß und zum Schweigen brachte, berichteten die gestrigentelegraphischenNckchrichtrn, daßda» Kanonenbcot„Jllis" das Feuer auf die chinesischen Forts in Hobe eröffnet hätte, vermuthlich deshalb, weil die dortigen Behörden sich weigerten, die Abfahrt eines Handelsdampfers mit dem Präsidenten der gewesenen „Republik Formosa", Tang, Soldaten und Flücht lingen an Bord zuzulassen; die Forts wurden zum Schweigen gebracht, die Kanoniere flohen und der Dampfer ging in See. Es werden wohl bald nähere Mitihnlungen cintreffen, welche den Sachverhalt erschöpfend aufklären. Die zur Kanalfeier eintrcffenden Fürsten werden, so schreibt man aus Kiel, fast insgesammt Kiel am 22. Juni Nachmittag« zwischen 4 und 6'/, Uhr verlassen. Die Ab reise des Prinzregcnten von Bayern ist um 6»/. Uhr mittels Sonderzuges in Aussicht genommen. Zur Verstärkung der dortigen Polizei sind 60 uniformirte Schutzleute und zahl reiche Kriminalbeamte aus Berlin hinzugezogen. Nach dem Hiersein de« Kaisers, welcher am Sonnabend, den 8. Juni Morgens nach Kiel kommt, werden die Zeiten für die ein zelnen Veranstaltungen genau festgesetzt werten. Das Ball ¬ fest in der Marineakademie beginnt am 20. Juni, Abend« S Uhr. Während desselben wird in einer Sandkuhle ach Wellingdorf ein Feuerwerk in großem Stile abgebrannt. Dasselbe wird mit einem großen pyrotechnischen Tadlern seinen Abschluß finden, welche« die Kilia dem Kaiserpaare huldigend darstellt. Die Zahl der von auswärt« angemel. deten Passagierdampfer beträgt 121, von diesen werden 25 von der Marine im KriegShasen untcrgebracht, die andere, im Handelshafen. Die 4 Dampsschiffbrücken sind für die Dampfer der neuen Dampferkompagnie bestimme, welche alle 20 Minuten fahren und alle Stationen der Föhrde aufsuche, werden. Die Holtenauer Anlegebrücke wird nur für tie Besucher der ttaisertribünen zugä.iglick sein, die übrige, Passagier e für Holtenau werden in Westbrook gelandet. Für die Hauptsesttage wird der gesammte Lastenverkehr zur See eingestellt mit Ausnahme der Postdampfer und Viehsampfer. Die in der Stadt Kiel geplanten Vergnügungsveranstaltlmgr, werden bereits am 16. Juni ihren Anfang nehmen. Im Heere sind durch Kabinetsordre vom 25. v. M. ich verschiedene Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke neue Prctei eingesührt worden. Ferner erhalten bei sämmrlichen Fuß- truppen die Waffenröcke getheilte Stöße, fowie an de, Aermeln einen Schlitz zum Auf- und Zuknöpfen des untere, Aermels. Auch werden die Waffenröcke im Allgemeine, weiter, die Kragen um einen halben bis einen Ccntimcter niedriger und etwa einen Centimeter weiter, als bisher üb lich, angefertigt und verpaßt. Aenderungen in der Ausrüstung und Bekleidung der Truppen gelangen zur Ausführung, sc. weit die Mittel hierzu verfügbar sind. Auch sind die Acute- rungen bei den Ausrüstungsstücken derart turckzusühren, tcj die Bataillone für die Kriegsstärke jederzert in sich gleich, mäßig ausgestattet sind. Nur bei den für die Ersatzbataillone bezw. Abtherlungen niedergeleglen Ausrüstungsstücken kann während der UebergangSzeit über Verschiedenheiten hinweg- gesehen werden. Der Hamburger Postdampfer „Palatia" hat auch aus seiner Rückrufe von Kiel nach Hamburg die Fahrt durch de, Nordostsee.Kanal ohne Schwierigkeiten irgend welcher An und ohne Schlepphilfe zurückgelegt und ist ber.itS Donners« tag Abend um 8 Uhr wohlbehalten in Hamburg eingetroM Die „Palatia" hat Kiel in der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag um 3 Uhr verlassen. Kurz vor der Abfahrt wurden die an Bord befindlichen Direktoren der Rheder« benachrichtigt, daß die Prinzessin Heinrich die Fahrt mitmachen würde, um den Kanal kennen zu lernen. Von dem Aner bieten, die Abfahrt unter diesen Umständen auf eine spätere Stunde verlegen zu wollen, machte Ihre königl. Hoheit keine, Gebrauch. Die Prinzessin traf, begleitet von einigen Dame, und dem Hofmarschall Frhrn. v. Seckendorfs, kurz vor Sd- ' fahrt an Bord ein und verweilte fast während der ganze, Fahrt auf der Kommandobrücke, wo Baurath Koch Erläute rungen über den Bau der einzelnen Strecken gab. Die Prinzessin fuhr mit der „Palatia" bis Hamburg und trat von Altona aus mit dem Abendschnellzuge die Rückreise nah Kiel an. Rußland. Nach Petersburger Meldungen soll in der Krankheit des russischen Thronfolgers eine unmittelbare Bep schlimmerung nicht vorliege», doch zeigte sich sich der Krank besonders während der letzten Reise vollständig apathisch und fiel auch bald wieder in diesen Zustand zurück, nachdem ih, eine Weile das Zusammentreffen mit der Mutter ungemein freudig gestimmt hatte. Daraufhin rief nunmehr die Kaiserin- Wiitwe den Professor Leyden herbei, zu dem die hohe Fia, schon von Livaoia her unbedingtes Vertrauen hat, der auh bereits damals den Thronfolger untersucht und erklärt habe, Ivll, bei gewissenhaftester Durchführung der ärztlichen Vor- schriftcn sei Hoffnung vorhanden. Es sollen aber bei em damals noch lebhaften Temperament des Thronfolgers dich Vorschriften von ihm öfters außer Acht gelassen worden sei«. Oertliches uus Sächsisches. Riesa, 8. Juni 1895. — Mährend der gestrigen Vormittagsstunden wurde m einer 22jährigen arbeitsscheuen, von ihrem Ehemanne gelrcM lebenden polnischen Arbeiterin in der Schützenstraße hierselch ein unerhört frecher Diebstahl verübt. Tie Diebin benutz« die Zeit der Abwesenheit einer ihr befreundeten Familie, verschaffte sich Eingang in das betreffende Gehöft, stieg v« Hofe aus unbemerkt in die im Parterre gelegene Wohnung ihrer Spezialfreundin, packte neben einem vorgefundene, Baarbetrag von 20 Mark (vier silbernen Fünsmarkslüch alle nur erdenklichen Kleidungsstücke, die sie den verschlösse,! Behältern, deren zugehörige Schlüssel sie vorher aufgcstöbe entnahm, zu einem Theil in einen Korb, während sie s mit dem anderen Theile bekleidete und nahm sodann d Rückzug auf dem gekommenen Wege. Der Korb mit d gestohlenen Kleidungsstücken wanderte nach dem Bahnhof u fand in dortiger Gepäckexpedition vorläufige Aufnahme späterer Beförderung als Gepäckstück nach der Resident Dresden, während die Langfingerin ihre Schritte gen Grö lenkte, um am dortigen Hafen ihren schwimmenden Freund Lebewohl zu sagen, r eider traf sie bei dieser beabsichtigt Abschiedsvisite das Mißgeschick von unserer, derartige Midi rechtlichkeiten nicht duldenden, dieselben vielmehr eifrigst ve folgenden Polizei erfaßt und dingfest gemacht zu weid Der Werth der gestohlen:» Gegenstände beläuft sich incl. I Baarbetrages von 20 Mk. auf ca. 100 Mk. — Nächsten Dienstag und Mittwoch Abend giebt Original-Tyroler-Sänger-Gesellschaft Familie Stiegler - dem Zillertbal im Saale des Hotel Höpfner ein Konz Die Gesellschaft hat bereits früher einmal hier konzer und dürfte vielfach noch in gutem Andenken stehen. E Reihe uns vorliegender Zeitungsberichte weist nach, daß Gesellschaft auch in den Großstädten sehr gute Erfolge erzi und vielen Beifall gefunden hat.