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f.W r Okttliches m» Sächsisches. R^esa, II. Februar 1895. — In der am Donnerstag abzehaltenen und zahlreich besuchten Versammlung de« Gewerbeverein» hielt Herr Güterexpedition«-Kassirer Uhlig einen Vortrag über da» Thema: „Auf der Eisenbahn". Nachdem der Herr Vortragende zunächst den Begriff einer Eisenbahn sestgestellt hatte, verbreitete sich derselbe eingehend Über die Entwickelung Le» Eisenbahnwesens von seinen ersten Anfängen bis zur -Gegenwart. Die Eisenbahnen find entstanden durch das wachsende Bedürfniß der Menschen, mit einander zu verkehren und Güter aller Art auszutauschen. England ist da» Ge burtsland dieses Verkehrsmittel«, Georg Stephrnson der Schöpfer derselben. Stephrnson erfand nach rastlosem Mühen die Lokomotive und spannte sie zunächst vor die Kohlenzüge «ine« große« Kohlemverke«, wo er als Maschinenmeister an gestellt war. 182» gründete er in Newcafte eine Maschinen fabrik und im Jahre 1825 wurde nach seinen Darstellungen die erste Eisenbahn zur Beförderung von Personen zwischen Stockton und Darlington angelegt. Allgemein bekannt und berühmt würde Stephrnson durch die Erbauung der ersten 7 Meilen langen Eisenbahn -wischen den Städten Liverpool und Manchester, welche am 15. September 1830 eröffnet wurde. Am 7. Dezember 1835 wurde in Deutschland die erste Bahnstrecke zur Verbindung der bayerischen Städte Nürnberg und Füuh und am 24. April des Jahre» 1837 «die erst« Strecke de- fetzigen umfangreiche» sächsischen Bahn netzes zwischen Leipzig und Althen mir einem Bestände von 2 Lokomotiven und 8 Personenwagen eröffnet. Wie primitiv und unvollkommen diese ersten Bahnen in ihren gesammten Einrichtungen waren, ist bekannt. Von den Personenwagen waren damals — wie auch au« einer vorgelegten bildlichen Darstellung der ersten Lisenbahnsahrt in Sachsen -u ersehen war — nur die Wagen der 1. «laste geschlossen, die Wagen 2 Elaste hatten -war eine fest« Bedachung, sie waren aber an den Seitenwänoen nur mir Leinwandoorhängen zum Auf mud Zuziehen versehen, di« Wagen 3. Klasse endlich wa «n ganz offen. Die Reifenden in dieser Wagmklaste waren da her vielfachen Belästigungen durch die WiuerungSverhältniffe, Durch Staub und Keurrfunken ausgesetzt. Im „Leipziger , Tageblatt" wurden deshalb für Eisenbahnsahrer Halb««ken von Ga»e, da» Stück für 20 Pf, al» Schutz gegen Usch« und Ettuib, sowie auch Deuupfwagenbrillen zu« K^ufe angeboren. Wenn «an den einfachen technischen MechaniSmu» der ersten Eisenbahnen u»tt de« jetzigen Aufwand« au maschinelle« Hilfs mitteln, de« reichen Detail in den konstruktiven Elementen, der großartigen Ausgestaltung der Kunstbauten, der Bahn- hofsanlagen und der ingeniösen Auskunft-mittel behuf« Kon- solidirung der Bahn im schwierigen Terrain, bez. Aufrecht erhaltung de» Eisenbahnbetriebe» einer Vergleichung unter zieht, so erfaßt «an unschwer de« ungeheuren Reichtyum von Talent und Können, der sich in den Dienst de» Eisenbahn wesen» gestellt und hierbei wirklich großartige Erfolge er zielt hat. Man denke an die ersten in Gebrauch gekommene« Maschinen und stelle ihnen die jetzigen Zugmittel mit ihrem komplizirten Or-aniSmu», der sinnreichen Ausnützung der Dampfexpanfion, der gewaltigen Leistungskraft der schwersten Typen mit ihren gekuppelten Achsen, ZwillingScylinder, Doppelteste!» und dergleichen gegenüber und man wird zu geben wüsten, daß hierbei die verglrichStnomente eigentlich gänzlich fehlen. Wie mit den Lokomotiven, so ist e» mit den Wagen bestellt. An Stelle der auf Schienen rollenden Ka lesche ist der moderne Salonwagen getreten, der in» Expreß zuge in einigen Tagen Europa von einem Endpunkte zum anderen durchfliegt. Im sausenden Fluge geht e« durch meilenlange Tunnel», über thurmhohe Brücken, deren Gewirr von Eisentheilen in kunstvollen Maschen sich verschlingt und die schwersten Massen durch ingeniöse Anwendung der mecha nischen Gesetze entlastet, sie zu einem Spielzeug mathema tischer Berechnung gestaltet. Aus den imposanten Hallen der neueren Bahnhöfe — der neue Bahnhof in Köln lag im Bilde vor — mit den ungeheuren Spannungen ihrer Eisen rippen, gleiten die Züge über mannigfach ineinander ver schlungene Geleise hinweg, sicher geleitet durch den Aufwand an Hilfsmitteln, welche sie vor Gefahren schützen. Man denke an die ersten primitiven optischen Signaleinrichtungen und den zur Zeit entfalteten Apparat von Annäherung», und Liniensignalen, den Distanz- und Zugssignalen, den Sicher- heitSstellwerken für di« Weichen und alle die wundersamen Kontrolvorrichtungen, welche die Entwickelung der Elektro technik im Gefolge hat — in der That, auch der Laie findet Stoff genug zu Beobachtungen, die ihm der Wandel der Dinge zwischen einst und jetzt deutlich vor Augen führen. Kaum zwei Menschenalter sind vergangen und schon sind un gefähr 685500 Kilometer Bahnen auf der Erd« auSgebaut und in Betrieb genommen worden. Nahezu die Hälfte kommt auf Europa, 44600 lrru lang sind die Bahnen Deutschlands und 2876»/, umfaßt die Betriebslänge unserer sächsischen StaatSbahnen. Kei» andere» Eisenbahnnetz der europäischen Staaten kommt dem de» Deutschen Reiches an Ausdehnung gleich. Auf seinen Schienen bewegen fich mehr als 15'/» Tausend Lokomotsi en, 29 Tausend Personenwagen und rund 309 Tausend Güterwagen aller Art, sowie gegen 2 Tausend. Postpagen. Davon kommen auf Sachsen 960 Lokomotiven, 2391 Personenwagen mit 95812 Sitz- und Stehplätzen, 23500 Gepäck- und Güterwagen und 153 Postwagen. Die Zahl der in Deutschla d im Eisenbahndienst beschäftigten Beamten und Arbeiter beläuft sich auf etwa 434000, wovou nahezu 34000 bei den sächsischen Staatsbahnen thätig sind. Der weitere Inhalt des 1. Theils res Vortrag« bezog fich speziell auf den Personenverkehr und auf die zum Schutze des fahrenden Publikum» auf Grund der Betriebs- und Verkehrsordnungen für die Eisenbahnen Deutschlands getrof fenen Vorschriften und Bestimmungen. Hierauf werden wir demnächst noch eingehender zurückkommen. — Im 2. Theile seine« instruktiven Vertrags erläuterte Redner noch die auf die Personen- und Gepäckbeförderung bezüglichen Bestim mungen — deren Aufzählung hier zu wett führen würde — und warnte hierbei schließlich vor übereilter grundloser Be schwerdeführung, da solche oft genug wegen falscher Anschul- dPung oder vorgängiger gröblicher Beleidigung von Beamten za Konflikten mit dem Strafgesetz führe. — Der interessante Vortrag wurde von den Anwesenden mit großer Aufmerk samkeit angehört und de« Herrn Vortragenden durch den Vorsitzenden der Dank des Vereins ausgesprochen. — Be schlossen wurde noch, Anfang März einen Familienabend mit Vorträgen, Konzert und Ball i« Wettiner Hof abzu halten und die Musik vom Trompetercorps der reitenden Ab- theilung spielen zu lasten. Verwilligt wurden für dieses Vergnügen 150 Mark. Gäste sollen fortan zu den Familien abenden des Verein» keinen Zutritt mehr haben, da die ge ringe JahreSbeisteuer von nur 3 Mark 90 Pf. einem Jeden den Beitritt ermöglicht. (Wegen Raummangels verspätet.) — Die wegen des bekannten Hirschsteiner Hirsche» gegen die zu Gunsten de» Herrn G. in Boritz ausgefallene Ent- scheidung de« K. Amtsgerichte» Meißen eingelegte Berufung ist nunmehr vom K. Landgericht Dresden endgiltig zurückge- wirsen worden und damit wird hoffentlich nunmehr auch die ganze Angelegenheit endlich ihr Ende gefunden haben. — -von einem Thierfreund wird Folgendes in Erin nerung gebracht: „Habt Erbarmen mit Euren Pferden! Jeder Pferdebesitzer und Geschirrführer'möchte jetzt bei der großen Kälte darauf achten, daß die Trensen und Eandarrn, bevor die Pferde aufgezäumt und angespannt, also bevor die.e Mundstück« in da« Maul der Pferde gesteckt werden, minde sten» eine Viertelstunde vorher in den warmen Stall gebracht oder in ein Gefäß mit warme« Wasser kurz vor dem Auf- zäumrn einige Minuten gehalten werden, weil bekanntlich die gefrorenen Etsrntheilr der Mundstücke, sobald sie in da» Maul der Thiere gebracht werden, anktebea und sogar die Haut abreißen und dadurch den arme« Thiere« viel Schmer verursachen. Mancher Pferdebesitzer wird da« noch-nicht Misten, und wenn dann manchmal da» Pferd nicht frißt, sich da» Warum nicht erklären können. Man versuche nur selbst einmal und faste gefrorene Etsentheile an, man wird sofort ansieben." — Bei durchweg geringen Schwankungen dr» Barometer» hat auch in der letzten Woche strenger Frost angehaltem Seitdem da» Luftmeer beinahe über dem gesammten Erd- thetle bedeutend abgekühtt worden ist und da» ganze Mittel- europa eine zusammenhäagende Schneedecke trägt, mußte di« Kälte von Dauer sein. Kommt hierzu, daß über eine« einigermaßen au»gedehnten Gebiete der Himmel «ine Nacht hindurch ziemltch unbewölkt bleibt, so daß die unteren Luft schichten ihre Wärme schnell nach oben au»strahlen, während sie doch vom schneebedeckten Erdboden her nicht neue Wärme, mengen erhalten können, so sind in solchen Gegenden dann ganz außergewöhnliche Kältegrade zu beobachten. Dadurch wird e« erklärlich, warum bei uns gerade am Donnerstag früh die empfindlichste Kälte herrschte. Während der voran gegangenen Nacht war in Mitteldeutschland über einem Streifen, der von der West- bi» zur Ostgrenze reicht, sowie über Böhmen und bi» nach Galizien, der Himmel hell geblieben ; hier lag daher da» Gebiet, da» in ganz Europa die größte Kälte «ufzuweisen hatte. Kaiserslautern und Bamberg mel- deten al- tiefsten Stand de« Thermometers —24 Grad 0., Prag —21, Krakau und Tarnopol —22 Grad. In dttsex Kältezone lag aber auch unser Sachsen. An keinem Orte de» Landes blieb das Thermometer über —20 Grad L. Die Dresdner meteorologische Station beobachtete —28 Grav, in Leipzig wurden —23,2 Grad, in Dübeln —23,5 Grad, in Schneeberg —25,4 Grad, in Chemnitz —25,7 Grad, in Zittau —27,3 Grad, in Rritz-nhair., La» gewöhnlich tue nessle Teniprratur aufzuweisen hat, —28,8 Grad Q. abgelesrn. Auffällig hoch standen dagegen die Thermometer an demselben Morgen auf den Gipfelstationen der Alpen, wo die Kälte seit der Nacht schon beträchtlich nachgelassen halt«; auf dem Hirschberg und Wendelstein «.«trug sie früh um 8 Uhr nur noch 7, auf dem Pilatus ebenfalls 7, auf dem SäntiS 10, auf dem Obir 6, auf dem Schneeberg 5 Grad Q. * Nünchritz. Der hiesige Verein für Gewerbe und Landwirthfchaft feiert nächsten Mittwoch, den 13. d. M. fein 15. Stiftungsfest durch Festtafel und Ball. * Jahnishausen. Da» gestrige 2. Abonnements- konzert von der Kapelle des K. S. Ulanenrezimem» zu Oschatz, unter bewähuer Direktion de« Herrn StabStror. - peter Linke, war äußerst zahlreich besucht, da eine größere Gesellschaft „Oschatzer S ttueu.z-re" — ihren Herrn Linke — einmal auswärts hören »voll n Schon der eiste Marsch von Ganne zeigte, der ge-pannr, ^swerksamkeit und Ruhe des Publikums, vortreffliches Zujal..urerMel unter schneidig ster Führung. Alle Nummern, vepnoerS „am schönen Rhein', da« Volkslied „Kommt ein Vogel geflogen" und ein Quinte» fanden lebhaften Besiall. Die Soli für Streichinstrumente wurden so reizend vorgetragen, daß man da» „Blumenge flüster' in Wirklichkeit zu hören glaubte. Herrn Mittag ge bührt für sein Oboe-solo besonderer Dank. Hoffentlich bringt uns Herr Stabstrompeter Linke im 3. Abonnements konzert ein Solo sür Cello mit Begleitung der Streichin strumente und einige Ulanenmärsche zu Gehör. Voraus schon den Dank Bieler! Küche und Kelle?, vielfach in An- spruch genommen, ernteten allseitiges Lob. * Prausitz. Zur Vervollständigung de» mv uns ge brachten Berichte« über den Umbau der hiesigen Kirche geht uns noch folgende Nachricht zu: „Ganz besonderer Anerken- nung werth sind die Arbeiten des Herrn Malers Hoffmann aus Pirna. Dieselben geben von einem selten feinen Ver- tändmß für die Farbemöne überhaupt, und das besonders ür kirchliche Malerei, beredtes Zeugnrß. Wie ,fich derselbe chon um so manches Gotteshaus unseres Sachsenlandes durch einen Geschmack und kunstfertig« Hand große Verdienste er- worben hat — e« sei hier nur an die ,o überaus schön restaurirte Stadtkirche zu Pirna erinnert — so auch um die ihrer Vollendung entgegengehende Kirche zu Prausitz. Nicht nur die herrliche Dekorationsmalerei an Decke und Hohl- kehle über dem Schiff der Kirche, sondern vor Allem die wahrhaft künstlerische Malerei im Altarraum, sowie die über- au« zarten Fardenlöoe an A.tar, Taufstein und Sirchenbänken sind ein Werk seiner Hand. — Jeder, der diese Arbeiten betrachtet, muß seine Freude daran Haden, und wir können nur wünschen, daß es Herrn Hoffmann vergönnt sei, in noch recht vielen Kirchen unseres Vaterlandes seine reichen Er- fahrungen und seine schöne Kunst zu verwerthen." Prausitz, 8. Februar. (Eingesandt.) Gestern Abend feierte der Mllitärverein „Prinz Max" von Prausitz und Umgegend unter außerordentlich zahlreicher Betheiligung von Mitgliedern und Gästen in dem schön mit Guirlanden, Fah nen und Wappen geschmückten Saale des Gasthofe- zu Mehltheuer sein siebente« Stiftungsfest. Der Vorstand hatte alle Maßnahmen getroffen, den Besuchern des Feste» einen heiteren, unterhaltenden Abend zu bereiten, und so lohnte auch ein schöner Verlauf der Feier die regen Bemühungen der Veranstalter. Den Abend leitete eine Ansprache des Herrn BhPtehers Bahnhofsrestaurateur Thieme ein. In der selben begrüßte und bewillkommnete zunächst Redner die Kameraden und Mftx, wie» auf die schönen Ziele und den den Verein beseelenden_vaterländiichen Geist hin und gab seiner Hoffnung auf das weitere Blühen und Gedeihen de» Verein« Ausdruck. Seine Ansprache klang in einem dreifachen, begeistert erwi derten Hoch auf da» gesammte Herrscherhaus, insbesondere den hohen Protektor, Se. «önigl. Hoheit Dr. Prinz Max aus, woran anschließend die König-Hymne gesungen wurde. Es folgten nun im bunte« Wechsel theatralische, deklamato rische und gesangliche Darbietungen, die lämmtlich nicht ver fehlten, auf die Anwesenden erheiternd zu wirken und regen Beifall zu erwecken, namentlich ist das von den beiden lusti gen Einaktern „Sonntagsrä -chch-n" und „Zu Befehl, /Herr Lieutenant" zu sagen, wobei sämuttllchc Bj-theiligten sich herz haft ihrer Aufgaben entledigte». An de« darauf folgenden Ball wurde lebhaft theilgenomme«. i -f Dresden. Jsi dem benachbarten Loschsttz wurde gestern Nachmittag die PrivatakobrzinowSka ermordet in ihrer Villa aufgtfunde«. Di« staatSamvattliche Erhebung fand heute früh statt und ergab, daß die Dame berett« Dienstag mit Beilhieben getödtet worden ist. Die Deutsche Straßeubahngesellschaft beabsichtigt, ihr Grundkapital um eine Million Mark zu erhöhen, well sie der erste, der ans «ine staatlich« Beaufsichtigung dringe« Würde. Aba. Lieber (Ctr.) bedauert die Mangelhaftigkett de» Seestraßenrecht»; denn wa» nütze die Seetüchtigkeit der Schiffe, wenn ein wilder Engländer sie infolge eine» ver stoße» gegen da» Seestraßenrecht in den Grund bohren könne. Staat-muttster »Bötticher: Die von England in einzelnen Bestimmungen beanstandeten Vorschriften der internationalen Konferenz zu Washington würden vorausfichtlich nächsten Winter in Wirksamkeit treten. E» sei indessen kein Zweifel, daß eine« deutschen SchiffSführer bei einem so schweren Der- stoß gegen di« Regeln de» internationalen Seestraßenrecht«, wie ihn der Kapitän de» englischen Schiffe» bei dem Unglück der „Elbe" verschuldet habe, da» Gchifferpatent entzogen , worden wäre. Abg. Freiherr ».Manteuffel wünscht eine staatlich« Beauffichttgung de» Schiffsbaue» und beklagt da» Bestreben der Schiffer, die Schnelligkeit der Fahrt immer mehr zu steigern, weil dadurch viele UnglüSSfäll« verursacht würden. Die Abgg. Möller (natlib.) und Rickert (frs. ver.) hatten die von der Reichsregierung emgeschlagenen Wege für gangbar und zweckmäßig. — Hierauf wurde die Novelle zum Gesetz, betreffend die Gebühren und Kosten bei den Konsulaten de» Reiche«, in erster und zweiter Berathung ohne Debatte angenommen. — Nächste Sitzu g heute Mon tag 1 Uhr: Dritte Novelle der Berathung, betreffend die Konsulatsgebühren, und zweite Berathung des Etats. Krattkrrich. Die „Compagnie tranSatlantique" hat den Dampfer „Normandie" mit Rettungsapparaten und Proviant auf die Suche nach dem vermißten Dampfer „Gascogne" geschickt. Das Schiff hat die Aufgabe, den Ozean nördlich der gewöhnlichen Schiffsroute abzusuchen, für den Fall, daß die „Gascogne" irgendwo steuerlo» oder mit hava- rirten Maschinen treiben sollte. — Zu dem voraussichtlichen Unglöcksfall wird noch gemeldet: Ein Unglücksfall, ähnlich dem des Lloyddampfers „Elbe", wird bei einem großen französischen Dampfer „Gascogne" der Compagnie tranS atlantique tesürchtet., Der am 26. Januar von Havre nach New-Uork abgegangene Dampfer mit 325 Fahrgästen an Bord hätte bereits in der Nacht zum Montag in New-Aork «intreffen müssen. Bis Sonntag Mittag war aber noch keine Nachricht in Pari« eingrlaufen, daß der Dampfer seinen Bestimmungsort erreicht habe. Die Befürchtungen, daß dem Dampfer rin Unglück zugestoßen sei, scheinen um so be gründeter, al» das Schiff dir«mal durch einen neuen Capttän, den Lieutenant zur See Baudelon, geführt wurde. Die Compagnie tranSatlantique glaubt aber, daß nur ein Maschinenbruch die Ursache der Verspätung sei. Unter den Passagieren befinden sich 40 erster Klasse und 120 Zwischen- deckpasfägiere. Der Dampfer hatte ungefähr 160 Mann Besatzung. Mit dem Schiff „Bourgogne", da» am Montag iy den Hafen Havre einlief, kam die Nachricht, daß r» aus der Fahrt von Amerika kolossale Eisberge getroffen habe. Alle Schiffe kommen mit Verspätung an und berichten von Stürmen. Rttftla«-. Die „MoSkowrkija Wjedomosti', da» Haupt organ der russischen Feudalen, ziehen gegen den Kanitz'schen Antrag scharf ins Feld. Die Zeitung schreibt, Rußland könnte «S nicht gleichgültig sei«, wie der „neueste Raubzug deutscher Ritternachkommen gegen die übrigen Staatsbürger" abläuft. Selbstredend werde der deutsch-russische Handelsvertrag nichtig in demselben Augenblick, wo eine Art Getreidemonopol in Deutschland eingeführt werden sollte. Werde dem russischen Getreide die deutsche Grenze verschlossen, so müsse auch die russisch« Grenze den deutschen Maaren verschlossen werden.