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Mont«-, 11. Februar 18SS, AdeudS. ss. 48. Jahr» «dl. Da» Rirjarr Tageblatt rrschriat jede« Ta, Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher BquMntt bei Abholung in den EMsttimmu in Rich» und SMtzla, st« AMWck samt» am «chatt« d« kaijrrt. Poftaustaltru 1 Mar» 25 Ps., durch di, Träger frei in» Hau» I Mark SO Ps-, durch dm v^strig« frei tu» Hau» 1 «ar» «SW. «l^eiDmchstutastu» pästSl de» Au«gabetages bi» vormittag S Uhr ohne Gewahr. »ruck «ch »«lag »ou Laug«, » »««»erlich iu Niel«. — Gelchäft«ftell«: lkastaui,ustrast, SS. — Mir »ie Wstuetl« ««MmtUich: Has« Gch«lst» str »i,«. Bekanntmachung. Die am 1. Februar laufenden Jahre» nach 2 Pf. pro Steuereinheit fällig werdende Grundsteuer auf den 1. Termin 1895 ist baldigst, längsteu» aber bis zum 14. Februar dieses Jahres an die hiesige Stadtsteuereinnahme abzuführen. Nies,'a, am 29. Januar 1895. Der Stadtrath. Schwarzenberg, Stadtrath. waren, entsenden. La« Repräsentantenhaus sollte eine drei jährige Legislqturperiiw« erhalten und au» Volk-Wahlen hervorgehen. Auf je SO OOO Einwohner sollte ein Abgeord neter kommen. Em Ministerium von sieben Mitgliedern sollte dem Generalgouverneur zur Seite stehen. Man fängt diesmal die Sache ziemlich vorsichtig an, nachdem der erste Plan auf dem Papier stehen geblieben war. Daß man in London sich dem Plane sympathisch gegenüber stellen werde, ist nicht anzünehmeu, da der Gnmdsatz „Theile und herrsche" auch für di« englische Politik Giltigkeit hat; aber man wird in den sauren «pfel beißen müssen. Der australische Bund. Australien, der fünfte und erst vor 290 Jahre« entdeckte Erdtheil, der etwa die gleiche Größe wie Europa hat, befindet sich fast ganz in englischem Besitz. Da« Festland umfaßt die fünf englischen Tolonie«: Neu-Süd-Wales, Viktoria, Queens land, Süd- und West-Australien. Diese fünf und ebenso die Jyftl Neuseeland, sowie die südlich vom Festland gelegene Insel Tasmanien haben eigene verantwortliche Regierungen und Volksvertretungen; sie sind eigentlich Republiken, die mit de« Mutterlande in nur sehr lose« Zusammenhang« stehen. Nun geht aber fett reichlich einem Jahrzehnt in mehreren der «roßen englischen Colonien eine Bewegung dahin, die Unabhängigkeit von London noch weiter durchzuführen, ja, im Hintergründe schlummert wohl der Gedanke einer vollständigen Lostrennung, wie eine solche Ende de» vorigen Jahrhundert» durch die vereinigten Staaten von Nordamerika geschehen ist. I In Kanada ist die Agitation, die zum Abfall von England nnd zum Anschluß an die Bereinigten Staate» drängt, be sonder» rege und wird von den zahlreich dort angesiedelten Franzosen und frisisch gesinnten Irländern unterstützt. Die Kapcolonie gilt in London bereit» lange als „unsicherer Kantonist" »Md ihr Gouverneur gefällt sich schon seit mehreren Jahren ii» der Rolle eine» mit diktatorischen Vollmachten auSgrstatteten republikanischen Präsidenten, wodurch er dem «utterlande schon manche Ungelegenheiten bereitet hat, ohne dyß diese« je energisch gegen ihn aufzutreten gewagt hätte. Die Selbstständigkeitsbestrebungen der australischen Tolonien bekunden sich zunächst in dem Plane, eine feste Verbindung unter sich zu schaffen. Am Mittwoch traten in Tasmanien die kettenden Minister von sechs selbstständigen australisch-englischen Tolonien (nur Reu-Seeland hat sich noch nicht erklärt) zusammen und heriethrn eine „Bundesverfassung", die zunächst dem Parlament von Neu-Süo-WaleS (gewisser maßen al» Probe) vorgelegt werden und nach ihrer Annahme auch den Parlamenten der übrigen Colonien zugehen soll; der Beitritt Reu-Seelaad» ist ausdrücklich vorgesehen. Die hauptsächlichsten Bestimmungen de» Vertrages lauten: Die Versammlung, welche die Bundesverfassung ent werfen soll, besteht au» zehn Vertretern jeder Colonie, die nach dem für die Parlamente geltenden Wahlrechte gewählt werde« sollen. Wenn drei oder «ehr Colonie« ihre Mit glieder für die Versammlung gewählt haben, sollen die Gou verneure dieser Colonien die Versammlung einbrrufen. Ist der Entwurf einer Bundesverfassung hrrgestellt, so soll sich die Versammlung aus nicht weniger als 30 und «iG mehr al» SO Tage vertagen, um eine öffentliche «ritt! de» Entwurf» zu ermöglichen. Der Entwurf soll sodann, wem» er von der Versammlung angenommen ist, der unmittelbaren Abstimmung aller Wähler unterzogen werden. Diese haben ihn entweder auzunehmen oder abzulehnen. Nehmen drei Tolonien die Verfassung an, so soll sie der Reichsregierung in London zur Bestätigung unterbreitet werden. Was England seine« Colonien bietet, ist der starke Schutz seiner mächtigen Flotte und die Theilnahme an den auS- «chreitetrn Handelsbeziehungen de» Mutterlandes. Die AuS- msipmg derselben für die Colonien ist diesen nur insofern »jna äst, al» England eine hohe „Maklergebühr" nimmt. SM tzkse» durch Selbstständigmachung zu entziehen, ist der MPOck «ich de» „australischen Bund«»", der schon seit (Mftmt »ar, ohne daß die Idee bi»her greifbare ! aawonne« hätte. Rach eürei» bereit» vor vier Jahren veröffentlichte« fix «ad fertigen versassung-entwurs sollte in de« Bundesländern die Kömain die gesetzgebend« Gewalt durch ihren Stellvertreter, den Grneralgouverneur, zusammen mit de« Senat und dem Repräseatanteuhau» auSüben. I« den Senat lallt« jeder Staat de» Bunde» je 8 Mitglieder, die durch die Staatenparlamente ans s Jahre zu wlchlen Bekanntmachung. Die beim unterzeichnetcn Amtsgericht in Pflicht stehenden Vormünder, welche mit Einreichung der Erziehungsberichte nnd BermögenSanzeigen auf das Jahr 1894 noch im Rückstände sind, werden hierdurch aufqefordert, diese Jahresanzeigen nunmehr bis spätestens den 2Ü. dss. Mts. zu Vermeidung von Sträfauflagen zu erstatten. Riesa, am 5. Februar 1898. Königliches Amtsgericht. Heldner. TageSgeschichte. Deutsche» Reich. Die nunmehr veröffentlichte kai- serliche Ordre wegen der mit dem 1. April d. I. beginnen, den Sonntagsruhe in Industrie und Gewerbe hat, wie die zahlreichen Ausnahmen vom verbot zeige« dem Bundesrath eine kolossale Arbeit verursacht. Erlassen sst die Novelle zur Gewerbeordnung mit den Bestimmungen über die Sonntags ruhe am 1. Juni 1891; e» hat also nahezu vier Jahre ge- dauert, ehe die Sonntagsruhe für Industrie und Gewerbe in «rast gesetzt wurde. In der ReichStagSkommisfion für die Berufs- und Ge werbezählung ist e», wie die „Nationallib. Korresp." mittheilt, zu einem peinlichen Zwischenfall gekommen. Der Bundes- rathsbevollmächtigte für Bayern erklärte sich mit einer an der SrhebungSfrage geübten Kritik einverstanden und sprach gegen die Aufnahme der Quittung-karten in da» Formular. Der bayerische Bevollmächtigte befand sich dabei im Wider spruch mit anderen Bundesbevollmächtigten. Rach seiner Er klärung verließ der Staatssekretär des Innern den Sitzungs saal, während der Präsident des ReichSversicherungSamt» in lebhafter Auseinandersetzung bemüht war, die allseits ange fochtene Frage zu retten. Doch vergeblich. Diese Frage wurde auch in der zweiten Sitzung der Kommission mit allen gegen eine Stimme endgültig aus dem Formular gestrichen. Au» Italien ist gemeldet worden, daß Deutschland die Einführung einer allgemeinen Weltpostmarke vorgeschlagen habe, und daß der Gegenstand auf der nächsten Postkonferenz berathen werden solle. Diese Mittheilung ist, wie die „Rat.- Ztg." zuverlässig erfährt, durchaus unbegründet, sie muß auf einem Jrrthum beruhen. Bei der deutschen ReichSpostver- waltung besteht kein Zweifel darüber, daß die WährungSver- fchiedenheiten zwischen deit einzelnen Ländern de- Weltpost verein» eine Wrltpostmarke unmöglich mache« Wie den politischen, so bleibt auch den wirthschaftlichen Parteien die Erfahrung nicht erspart, daß Agitatoren, welche von dem Bestreben geleitet sind, auf ihr Publikum durch recht effrctvolle Beweisgründe möglichst drastisch zu wirken, in der Suche nach packenden Einzelheiten die Grenzen de» Zulässigen mitunter recht weit überschreiten. So ist auch der bekannte Agrarredner Herr Lutz unlängst in einer Ver sammlung de» Bunde» der Landwirthe mit der Behauptung hervorgetreten, daß für Rechnung der Srupp'scheo Anstalten Vieh in Holland angekauft werde. Die „B. P. R" können indessen auf Gruud zuverlässiger Information versichern, daß die Birhaakäufe für die Krupp'schen Anstalten in Essen be wirkt werden. Die Abgeordnete« Dr. Friedberg, von Sardorff, Dr. Lieber (Montabaur) und Graf von Mrbach haben sich über folgenden Währung» - Antrag aeeftsi-t, dessen Einbringung unmittelbar bevorsteht: Der Reichstag «olle beschlichen: -An die verbündeten Regierungen da» Ersuchen zu richten, dieselben wolle« baldthunlichst Einladungen zu einer Münz- Conferraz ergehen lassen, behufs internationaler Regelung der Währuugsftage. In der Commission zur Borberathung de» Gesetzent wurf», betreffend die Vornahme einer Berufs- und Gewerbe zählung im Jahre 1895, hat Abg. Prof. Dr. Hesse einen neuen Entwurf an Stelle der Regierungsvorlage eingrbracht. In einer Anarchisten-Versammlung in Berlin wurde am Sonnabend der Tischler Schlächter verhaftet und sofort abgeführt, al« er sagte : „Friedlich oder,durch List werde die Umgestaltung wohl schwerlich gehen, daher werd« man den Kampf aüfnehmen müssen." * -- Vom Reichstag, vorgestern stand zunächst die Inter- pellation der Lbgg. Freiherrn ». Stumm (Reichsp.) Und Genossen über die Vorkehrungen zur Verhütung von Menschenverlusten bei Seeunfällen auf der Tagesordnung. Der Interpellant führt au», daß da« ent setzliche Unglück der „Elbe" wohl Anlaß gäbe, di« Frage ari dem 1. April d. I. beginnen- > zuregen, ob nicht der Schiffsbau unter ein« staatlich« lleber- i. ..»>> w-t mi. bi- ' wachung zu stellen sei. Reichskanzler Fürst zu Hohen lohe: E» kämen hier drei Punkte in Betracht,: die Sicher stellung der Seetüchtigkeit der Schiffe, die Regelung de» GeestraßenrechtS und die Ausrüstung der Seeschiff« mit RettungSgeräthen. In erster Hinsicht böten die Unfall-Ver hütung»-Vorschriften der SeeberufSgenoflenschast sowie die Beaufsichtigung des Schiffsbau«» durch den Germanischen Lloyd genügende Sicherheit, sodaß eine Ueberroachung durch da» Reich voraussichtlich nicht erforderlich sein werde. Sollten sich aber Mängel Herausstellen, so werde sich die Reichs regierung einer staatlichen Ueberuzachung nicht entstehen. Da» Seestraßenrecht sei durch die Konferenz zu Washington von 1890 erheblich verbessert worden. Daß die dort fest gesetzten Bestimmungen noch nicht in Kraft getreten seien, liege daran, daß die englische Regierung bezüglich einzelner Bestimmungen Bedenken erhoben habe. Die Schwierigkeiten würden aber voraussichtlich bi» zum nächsten Herbst über wunden sein. Bezüglich der Ausrüstung der Seeschiffe mit RettungSgeräthen habe die Seeberufsgenossenschaft völlig aus reichende Vorschriften erlasse«. Das Unglück der „Elbe" habe die aufrichtigste Theilnahme der verbündeten Regierungen sowie der ganzen Nation erweckt. Den Offizieren und Mann schaften de» Schiffes müsse da» Zeugntß ausgestellt «erden, daß sie bis zum letzten Augenblick ihre Schuldigkeit gethan haben. Die Vorwürfe, welche in ausländischen Blättern gegen sie erhoben worden, entbehrte« nach de» angestellten Erhebungen jeder Begründung. Da» Vaterland dürfe stolz darauf sein, daß die Offiziere und Mannschaften furchtlos und treu in den Tod gegangen seien. Abg. Jebsen (natlib.): Die Erklärung dr» Rei«bskanzlerS genüge ihm vollständig. An dem Unglück der „Elbe" sei die Besatzung de» englische« Schiffe» schuld. Eine staatliche Ueberwachung de» Schiffs baue» würde übrigen» Zusammenstöße auf hoher See nicht verhüte«. Daß die deutschen Schiffe sehr gut gebaut würden, beweise der Umstand, daß die deutschen Schiffe die geringsten Affrkuranzgebühren zu zahlen hätten. Abg. Singer (sozd.): Der Abg. Freiherr v. Stumm gehe ihm lange nicht wett genug, und e» sei zu bedauern, daß die Regierung mit Rück sicht auf finanzielle Gründe von weitergehenden Forderungen absehe. Die SeeberufSgenoflenschast, die au» lauter Unter- nthmer« bestehe, habe ihre Vorschriften nur im Interesse der Letzteren erlassen, ohne genügende Gewähr für dk Ver hütt»« vott Unfällen zu bieten. GtaatSminister v. B ötticher: Die Reichtzregierung sei fortgesetzt bemüht, die Sicherheit de« Seeverkehr» zu vermehren ; sie müsse sich dagegen verwahren, daß sie sich von irgendwelchen Maßregeln zur Vergrößerung dieser Sicherheit au» finanziellen Gründen abhalten lasse. Deutschland steh« gegenüber den Sesammtverlufiea aller Rationen sehr günstig da. Die Selbstverwaltungsorgane nnd die bestehenden Institute gäbe« di« Gewähr für eiue genügende Aufsicht bei« Schiffsbau; andere« Fall» wäre er, Rüner, Riesaer G Tageblatt «ud Anzeiger Mrtlall nd Lytizn). Amtsötatt -rr* der König!, Amtshauptmannschaft Großenhain, de» König!. Amtsgerichts und des StadtrathS zu Riesa.