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Riesaer D Tageblatt 47. J»hr». Tvuuabeud, SS. August 1884, Ave«»» - Da» Riesaer Tageblatt erschetat jeden Ta, Abend» mit Ausnahme der Sonn» und Festtage. Vierteljährlicher vezvßSprei« bei Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehla, den sowie am Schalter der lästert. Postanstalte» 1 Mart 2S Ps., durch die Träger frei in« Hau« 1 Mark SO Ps., durch dm Briefteäger frei in« Han« 1 Mark SV Pf. Au^Igm Auuehnei str HI» MM»» de« Ausgabetage» bi« vormittag S Uhr ohne Bewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — SeschSstSstelle: Lastanienstrabr VS. — Fiir di« Redactiou venuMvottlich: Her». Schmidt bi Rlela. ttir das „Riesaer Tageblatt" erbitten uns spätestens bis SS A tz- S A I» Bormittags V Uhr des jeweiligen Ausgabetages. Sonderzua nach Dresden zu ermähigten Preisen. Zur Internationalen Nahrungsmittel-, Gewerbe- und Sportsausstellung zu Dresden wird Dienstag, den 28. August d. Zs. ein Sonderzug von Leipzig bis Dresden verkehren, welcher in Riest» 8,2 Borm. abfährt. Zu demselben werden l, 2 und 6 Tage giltige Fahrkarten in Riesa verausgabt. Alles Nähere ist aus den aushängenden Plakaten zu ersehen. Leipzig, am 25. August 1891. Königliche Betriebs-Ober-Jnspektion II. Donnerstag, den 30. August 1894, von Vormittags s Uhr an, sollen im Hotel zum „Kronprinz" hier mehrere Fässer und Blechflaschen Wagen- und Lederfett, Fischthran, Maschinenöl, Vaseline u. s. w., 4 Blechpumpen, 2 Wagenlaternen, 2 Siebe, 1 Rolle Gummi, 2 Kisten mit Leisten für Schuhmacher, 14 Dutzend Stiefeleisen von Messing, 1 Presse, ca. 100 Stück leere Blechbüchsen, 1 Wagenaufsatz, 1 Regal, 1 Mörser mit Keule, 19 Paar Herrenstiefeletten, 1 Schiebebock, 2 Bänke, 1 Karre, 3 Düngergabeln, 1 Schleifstein, 2 Wasserständer, 1 Decimalwaage mit 2 Gewichten, 23 leere Kisten, 166 Fässer, ca. 1000 Stck. Selters- und Limonadenflaschen mit und ohne Verschluß, 4 Flaschen lasten u. A. m. gegen sofortige Bezahlung meistbietend versteigert werden. Riesa, 23. August 1894. * Der Ger.-Vollz. des Kgl. Amtsger. Sekr. Eidam. «ad Anzeiger Weblill «2 Llyel-er). Telegramm-Adrest« ßH m 4 ckU 4 4 Fenlsprrchstelle tt Ri« M so der KSnigl. Amtshauptmannfchast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa Hs7 Bestellungen auf das mit Ausnahme der Sonn« und Festtage täglich Abends erscheinende „Mm La-Mtt und Aqeizn" 'für den , -M" Nourtt September "MH werden noch von sämmtlichen kaiserlichen Postanstalten, den Landbriefträgern, unfern Geschäftsstellen in Riesa und Strehla, sowie in den Ausgabestellen bei Herren Paul Holz, Ecke Poppitzer- und Schützenstraße, Ä. B. Hennicke, Hauptstraße, Kaufmann Herman« Müller, Kaiser« Wilhelm - Platz und Paul Koschel, Bahnhof, sttaße bei Abholung dortsclbst zum Preise von 45 Pfg., zahlbar prönumerando, angenommen; durch unsere Austräger, die jederzeit Bestellungen annehmen, frei «ins Haus geliefert ist der Preis 50 Pfg-, durch die Post frei ins Haus 59 Pf. (HW" bei Abholung am Post schalter 42 Pfg.). finden durch das „Riesaer Tage- blatt und Anzeiger", die im Amts« Bezirk bei Weitem verbreitetste und gelesenste Zeitung, anerkanntermaßen die beste und zweckent sprechendste Verbreitung. Riesa, Kastanienstraste 59. Tagesgeschichte. In verschiedenen Handelskammerberichten ist die Er richtung von Arbeitsämtern in Anregung gebracht wor den, welche unter Zuziehung von Vertretern der Arbeitgeber und Arbeitnehmer alle Verhältnisse der arbeitenden Bevöl kerung klarzustellen hätten. Wie verlautet, steht die Reichs regierung diesem Gedanken wohlwoll.nd gegenüber. — Es wäre höchst erfreulich, wenn jener schon ost erhobenen For derung endlich näher getreten würde. Es hat sich gezeigt, daß unsere „Reichskommission für Arbeiterstalistik", so löblich und erfolgreich auch ihre Thätigkeit ist, doch ihrer ganzen Organisation nach die Anforderungen, welche der heutige hoch entwickelte Verkehr an eine Arbeitsstatistik stellt und stellen muß, nicht erfüllen kann. Der Umstand, daß die Kommission sich auf einen bestimmten Kreis von Arbeitern, auf die gewerblichen Arbeiter, beschränken muß, daß ihre Thätigkeit ferner lediglich eine begutachtende ist, daß ihr jede selbststälnige Initiative versagt ist, bedingt es, daß die Wirk samkeit der Kommission nur eine beschränkte sein kann. Die Einrichtung selbstständiger, von der Regierung möglichst un- abhängiger Arbeitsämter muß deshalb als eine wichtige Auf gabe der Reichsgesetzgebung bezeichnet werden. — Wollen wir nach Mustern für diese Einrichtung suchen, so müssen wir uns nach den Bereinigten Staaten von Nordamerika wenden. Die Organisation der amerikanischen Arbeitsämter darf als eine musterhafte bezeichnet werden. Das erste dieser Remter, mit dessen Errichtung die eigentliche Arbeiterschutz gesetzgebung in Amerika ihren Anfang nahm, wurde durch Gesetz vom Jahre 1869 in dem durch die großartige Ent wickelung seiner Industrie ausgezeichneten Staate Massachu setts begründet. Al» wesentliche Aufgabe des Amtes bezeich- riete das Gesetz die Sammlung und Beröffrntlichung statisti- tscher Details über alle im Staate betriebenen ArbettSzweige, Geschäftsstelle. mit besonderer Rücksicht auf die industrielle, soziale, intellek tuelle und gesundheitliche Lage der arbeitenden Klassen, und über die Prosperität der Industrie des Landes. An der Spitze des Instituts steht ein Kommissar, dem mehrere Assistenten und Spezialagenten unterstellt sind, von denen tie Letzteren einzelne Distrikte, Städte und Fabriken zu bereisen haben, um statistische Erhebungen an Ort und Stelle vor zunehmen. — DaS Arbeitsamt in Massachusetts wurde zum Vorbilde für die Organisation der Arbeitsämter in den an deren Staaten der Republik. Alle diese Aemter haben ihre statistischen Ergebnisse in jährlichen oder zweijährigen ge druckten Berichten zu Anfang März den parlamentarischen Körperschaften vorzulegcn. Die Aemter unterstehen dem „vspsrtsmsrtt ok Isbor", das völlig selbstständig dem Departement für innere Angelegenheiten coordinirt ist. Neben der laufenden Arbeitsstat-stik gehört es zu den Aufgaben des Arbeits-Departements besonders, so oft dies nöthig erscheint, genaue Auskunft über die Herstellungskosten der zur Zeit in den Vereinigten Staaten zollpflichtigen Artikel in den Län dern, wo diese Artikel produzirt werden, sowie über die in den betreffenden Industriezweigen gezahlten Löhne, die Ar beitszeit, den Profit der Fabrikanten und dergleichen mehr einzuholen. Weiter ist es Sache des Departements, die Einwirkung der Zollgesctze, sowie den Einfluß des Standes der Münzwährung auf die Zollgesetze und auf die landwirth- schafiliche Produktion festzustellen und darüber Bericht zu erstatten, besonders insofern die hypothekarische Verschuldung der Landwirthe davon berührt wird; ferner zu ermitteln, was für Artikel unter der Kontrole von Trusts oder anderen kapitalistischen, geschäftlichen oder Arbeits-Koalitionen stehen und welche Einwirkung solche Trusts resp. Koalitionen aus Produktion und Preise a «Silben. Ferner hat das Arbeits ministerium — so kann man es wohl nennen — ein System von Berichterstattungen zu organisiren, auf Grund dessen es in Zwischenräumen von nicht weniger als zwei Jahren über die allgemeine Lage der hauptsächlichsten Industriezweige des Landes berichten kann. Endlich hat es Untersuchungen an- zustell'n und an den Kongreß zu berichten über die Ursachen aller wichtigeren Zwistigkeiten und Streitfragen zwischen Un ternehmern und Arbeitern. — Das ist in kurzen Zügen die Thätigkeit, welche den amerikanischen Arbeitsämtern obliegt. Und der Kenner der amerikanischen Arbeiterverhältnisse muß erklären, daß jene Thätigkeit eine an Erfolgen reiche ist, daß sie auf die Gesetzgebung der Vereinigten Staaten einen se gensreichen Einfluß ausgeübt hat. — Die Anregung, auch bei u»s der Begründung solcher Arbeitsämter näher zu treten, muß mit Freuden begrüßt werden. In Verbindung hiermit tritt nun die Forderung auf, diesen geplanten Ar beitsämtern zugleich die Leitung des Arbeitsnachweises zu übertragen. So sympathisch uns dieser Gedanke ist, so noth- wendig eine Centralisation des Arbeitsnachweises erscheint, möchten wir doch vor einem sozial-politischen Geschwindschritt warnen. Die Frage, ob jene geplante Institution mit der Leitung des Arbeitsnachweises belastet werden sot., ist eine Zukunftsfrage; sie kann ebenfalls mit auf die Tagesordnung gesetzt werden, wenn die Arbeitsämter auf dem Felde der Statistik sich eingeführt und bewährt haben. Jedenfalls würde aber di« Institution der Arbeitsämter einen sozial politischen Fortschritt darstellen, dessen Bedeutung für unsere wirthschaftliche Entwicklung gar nicht hoch genug angeschlagen werden kann! Deutsches Reich. Tine scharfe offiziöse Abfertigung wird in der „N. A. Z." der kürzlich unter dem Titel „Die Kriegsmarine, ihr Personal und iyre Organisation" er schienenen und besonders von deutschfreisinnigen Blättern fruktificirten Schrift des Kontreadmirals a. D. B. v. Werner (nicht zu verwechseln mit dem ebenfalls schriftstellerisch thätigen , Kontreadmiral a. D. R. Werner) zu Theil. Sie schließt: „Etwas für lie Marine Nützliches konnte seine Schrift nicht zur Folge haben, das mußte sich der Verfasser selbst sagen; nun aber bleibt nichts übrig, als ihn darauf auf merksam zu machen, daß er, als ein seinem Berufe seit Jahren Fernstehender, nicht mehr die nöthjge UrtheilSkraft besitzt, um über marinetechnische und organisatorische Fragen ein schneidendster Art mitzusprechen. Zu der Zeit, als Herr v. Werner noch der Marine angehörte, mögen seine Ansichten über Erziehung des Marinepersonals, über Verwendung der veralteten Schiffstypen als Kreuzer unter Segel, als Wacht- schiffe vielleicht noch diskutirbar gewesen sein; heutzutage wird seine Vorschläge Niemand in der Marine ernst nehmen. Es verlohnt sich daher niLt der Mühe, auf dieselben einzugehen, ebensowenig wie aus die Kritik der Organisation der höchsten Marinebehörden, da dem Kritiker jede Einsicht in die that- sächlichen Verhältnisse fehlt. Er kennt weder die wirklichen Bedürfnisse und den Dienst der obersten Kommandobehörde und der Stationskommandos, noch die verfassungsmäßigen Pflichten und Befugnisse des Staatssekretärs der Marine als Vertreters des Reichskanzlers, noch die Zweckbestimmung des Marinekabinets. Möchte Herr v. Werner seinen Aus- sprnch wahr machen, daß die vorliegende Schrift die letzte dieser Art aus seiner Feder war." Dem Reichstags-Abgeordneten Ahlwardt ist, der „Stb.- Ztg." zufolge, vor einigen Tagen die Aufforderung zum An tritt seiner dreimonatigen Gefäygnißstrafe wegen Beleidigung des preußischen Beamtenthums zugegangen. Ahlwardt hat sich bis zum 28. ds. Mts. im Gefänguiß zu Plötzensee zu melden. Aus Nieder.Schlesien schreibt man der „T. R": Die Agitationsrerse des ehemalige» „Kaiserdeputirten"-Schröder aus Westfalen unter den Bergarbeitern der schlesischen Kohlen- reviere ist beendet. Was sie in Oberschlesien zu Wege ge bracht hat, ist bekannt, die gerichtlichen Verhandlungen gegen eine große Anzahl von Personen werden wohl auch noch weiteren Ausschluß geben. In den mittel- und niederschle sischen Revieren ist die Verhetzung nicht in demselben Maße gelungen. In einer Anzahl Versammlungen dürfte Schröder überhaupt ohne nennenSwerthe Erfolge gesprochen haben, ob- gleich sie gut besucht waren. Sowohl die Kyappenvereine, welche neben dem Bestreben auf Regelung dtt knappschaft- ltchen Verhältnisse ihren Mitgliedern und Familien auch ge- sellschaftliche Vergnügungen bieten, sowie die reichstreuen Bcrgarbeitervereine, welche stetig an MitgliedsAhl wachsen und Verbesserung ihrer Lage nur in Fühlung Mt den vor gesetzten Behörden suchen, sind der Agitation sichtbar hinder lich. Schröder selbst stellte est, daß der deutsche Bergarbeiter- Verband an Mitgliederzahl zurückgegangen sei, die meisten Bergleute hörten sich zwar die Reden Schröders an, in denen sür den Achtstundentag, für Lohnoerbesserung, Abschaffung der Sonntags- und Frauenarbeit und der Ueberschichten agitirt wurde, aber die Agitationen verfehlten ihre Wirkung, da der Verband im hiesigen Revier viel neue Anhänger nicht ge- funden hat. Ob der Wunsch Schröders, das hiesige Revier bei dem im Oktober statlsindenden Bergarbeiter-Kongrcß wieder durch Delegirte vertreten z« lasten, in Erfüllung gehe« wird, scheint sehr zweifelhaft. Ueberhaupt ist d e Stimmung der Bergleute im niedrrschlesischen Revier zur Zeit recht nüchtern und besonnen.