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2. Beilage zum „Riesaer Tageblatt". Rotationsdruck und Lrrlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Für die Redaktion verantwortNch; Rrthnr HSHnel in Riesa. SS Sonnabend, S. MSrz ISIS, abeudS. «S. Jahrg. Deutscher Reichstag. 17. Sitzung, Freitag, den 1. MSrz, 1 Uhr. - Rur BundeSvatstisch: Wermuth, Delbrück, Kommissare. Auf der Tagesordnung stehen zunächst Rechnungssachen. Abg. NoSke (Doz.) rügt eine Reihe von Etatsüber schreitungen und greift besonders die Postverwaltung als un sozialste Verwaltung an. «bä. Erzberger (Z.) stellt fest, daß auf die Wünsche de» Reichstages setzt mehr Rücksicht genommen wird. Es wird sehr sorgsam kontrolliert. Nur einzelne Verwaltungen küm mern sich nicht um die Beschlüsse des Reichstages. Der Redner weist darauf hin, daß die Kosten für bis württembergifchen Manöver im Jahre 1910 außerordentlich hoch waren. Er schließt mit einem Nachruf auf den früheren nationalliberalen Abge ordnete» Dr. Göra«. Er hab« Ersprießliches geleistet und sei auch in Kiautschau gewesen. DaS sei ein für Parlamentarier gefährliches Klima, denn jeder Abgeordnete, der dort war, ist ve» den nächsten Wahlen durchgesallen. Staatssekretär Wermuth bedauert die gerügte» Verfeh lungen, erklärt eS aber für praktisch bedenklich, in der Etats übersicht besondere Gründe anzugcben, wenn weniger ausge geben wurde, als veranschlagt war. Das würde geradezu wie ein Vorwurf gegen die Sparsamkeit aussehen. Württembergischer Generalmajor v. Grävenik betont, baß nur infolge ungünstiger wirtschaftlicher Verhältnisse die Kosten für die württembergifchen Manöver höher gewesen seien als sonst. Die Rechnungen gehen an die Rechnungskommission. Bei einer weiteren Rechnung über das Jahr 1907, die be reits den Rechnungshof passiert hat, bemängelt Abg. Noske (Soz.) das Verfahren bei den Pensionierun gen. Es würden vielfach Pensionierungen künstlich zurückge yalten, um dem Betreffenden eine höhere Pension zu verschaffen. Manche hohen Beamten oder Offiziere scheiden aus dem ReichS- dienft aus, lassen sich hohe Pensionen zahlen und sind doch so arbeitsfähig noch, daß sie noch in der Privatindustrie Ge hälter von L0 000 und 40 000 einsteckcn. Das ist ein Skandal. Slbg. Erzbergcr (Z.) bringt in gleick-em Sinne auf Grund des Berichtes des Rechnungshofes zwei Falle zur Sprache, die auch schon der Abg. Noske berührt hatte. In dem einen Fall handelt cs sich um einen württembergifchen Oberleutnant, der zum Marstall kommandiert war, aber noch so lange im Heere geführt wurde, Lis er als Rittmeister eine höhere Pen sion erhielt. In dem anderen Kalte war ein preußischer Stabs apotheker genau nach zehnjähriger Dienstzeit pcnsiomert worden. Dreiviertel Jahre vorher aber hatte er um eine Apotheken- Kvnzession nachgesucht und sie auch erhalten. Abg. Erzbergcr er klärt, ebenso wie Noske, dieses Verfahren für geradezu unge heuerlich. Tie Militärverwaltung habe sich dazu hergeaeben, Leuten, die seinen Anspruch darauf hätten, künstlich Pensionen zuznschanzeN", ans Kosten der Steuerzahler. DaS sei illoyal, bas sei eine schroffe Gesetzesverletzung. Ter württcnibergische und der preußische Militärbevollmäch tigte Generalmajor v. Graevcnitz und Generalleutnant Bau meister verwahren ihre Militärverwaltung gegen diese Vor würfe und geben eine Darstellung, wonach'die Pensionierung dem Gesetz entspreche. Es handle sich in beiden Fällen um eine Tienstunsähigkeit, die aber nicht vollkommen war. In der Ncchnungs Kommission werde nähere Aufklärung gegeben werden. Abg. Tr. Graf v. Posadowsky (wild) erörtert die heute auch in der Budgetkommission behandelte Frage des Pensions bezuges von hoben Beamten, die aus dein NeichSdieust ans- schctdcn, nur hoch dotierte Stellungen im Privatdienst einzu nehmen. ES ist vollständig unzulässig, daß ein solcher Mann, wenn er noch dienstfähig ist, und namentlich so fähig, daß er andere großartige, verwickelte Ausgaben erfüllt, eine Pension aus Reichsmitteln bekommt. (Lebhafte Zustimmung.) ES ist von großer Wichtigkeit, daß die Verwaltung der öffentlichen Meinung keinen Anlaß zum Mißtrauen gibt. Weiter bespricht Graf Posadowsky die Frage der Gestaltung des Etats und ver langt ein Komptabilitütsgssetz, das nicht nur die Grundsätze feststcllt, nach denen der Etat ausgestellt ist, sondern auch nach denen er ansgeführt wird. (Zustimmung.) Selbstverständlich darf man eine große Verwaltung nicht durch kleinlich be schränkende Vorschriften in ihrer Initiative uns Energie und Ausnutzung der Konjunktur hindern; aber gewisse große, all gemeine Grundsätze müßten festgelcgt werden. Die Rechnung geht an die Rechnungskommission. De« Etat des Reichsanrtö veS Innern. (Dritter Tag.) Slbg. Werner-Gießen (Wirtsch. Vgg.): Tie Sozialdemo kratie ist der schlimmste Feind des Bauern. Der Redner fordert Bauernfideikommisse und verweist auf das dauernde Wachsen der Baucrngemcinden in Hessen. DaS ist der sicherste Wall gegen die Sozialdemokratie, Schutz gegen die Schmntzkonkurrenzl Ter Redner entwickelt das bekannte Mittelstandsprogramm, Warenhaussteuer usw. Die Revisionisten sind viel gefährlicher als die Marxisten. Bedauerlich ist der jüdische Einfluß. Wir haben schon eine jüdische nationale Bolkspartei. Der unter jüdi schem Einfluß stehende Hansabund hat die Volksschichten verhetzt. Tie Judenpresse beherrscht die öffentlich eMeinnug. Wir brau chen Aufklärung. (Zuruf links: Ja, die brauchen Sie!) Gegen über der Presse der Linken brauchen wir stärkeren Schutz der persönlichen Ehre. (Zuruf von den Soz.: Bruhn!). Vizepräsident Dove bittet die folgenden Redner, sich an das ohnehin schon umfangreiche Ressort des Rcichsamts des Innern zu halten. Abg. Bruhn (Neformp.): Die Sozialdemokraten haben mich durch einen Zuruf beleidigt. Vor Gericht würden Sie zu Kreuze kriechen, wie Ihre Genossen, die ich verklagt habe. Dr. Liebknecht, hat selbst den Vergleich gemacht. (Lärm der Soz.) Und hier wagen Sie cS, mich zu verdächtigen! Der Redner spricht über die Warcnhaussteuer und sonstige Mittel- ftandsforderungen. Abg. Dr. Pieper (Z.) begründet die sozialpolitischen An träge seiner Partei. Tie sozialen Lasten müssen getragen wer den, weil durch unsere Sozialpolitik die Leistungsfähigkeit des Volkes gefördert worden ist. Für die technischen Beamten muß gesorgt werden, damit sie nicht weiter ins radikale Lager ge trieben werden. Wie steht cs mit der Regelung der Verhält nisse der Bureauangestellten? Wie stellt sich die Regierung zu dem Arbcitskammergeieh? Wir erwarten, daß die National liberalen jetzt ihren Widerstand ausgeben werden. Wir sind gegen eine Minderung des Kvalitionsrechts. Tie ZZ 152 Abs. 2 uns 153 der Gewerbeordnung sind Ausnahmegesetze. Sollen sie denn weiter bestehen? Sollen wir es einrcißen lassen, daß die technischen Angestellten durch ihre Arbeitgeber an der Aus übung des Koalitionsrechts gehindert werden? In unserer sozial politisch aufgeregten Zeit muß das aufreizend und radikalisierend wirken. Die interessierten Kreise außerhalb des Hauses sollten cinyial versuchen, Vereinbarungen auzubahnen, durch die eine Reform und ein freiheitlicher Ausbau des Koalitionsrcchts erreicht wird. Der deutsche Juristentag und die Gesellschaft für Sozialreform wirken schon seit Jahren ausklärend. Der Redner begründet die Forderung der Einrichtung einer Zen- tralstelle für.Tarifverträge. Das Reichsamt des Innern muß gegenüber dieser hochwichtigen neue« Erscheinung die Initiative ergreifen, wenn Schwierigkeiten zwischen Arbeitgebern und Ar beitern entstehen und nicH warten, bis «S gerufen wird. Einst»- weilen genügt ein Beamter, später, soll ein Verhandlungs amt kommen, das Ziel ist das ReichScinigungSamt. (Beifall.) Tas HauS vertagt sich. ES kommt noch zu einem heftigen Zusammenstoß zwischen den Abgg. Dr. Liebknecht (Soz.) und Bruhn (Rfp), die sich gegenseitig Frechheit und Unwahr hastigkeit vorwerfen und vom Präsidenten gerügt iverden, Weiterberatung: Sonnabend, 11 Uhr. Schluß 6'/, Uhr. . Das LMiinma Sin sta vzeaa. CK. Wenn die dem Laien einstweilen noch phanta stisch anmutenden Pläne vier kühner Manner oder auch nur eines von ihnen sich erfüllen, wird auch das Jahr 1912 in den Annalen der Eroberung der Lüfte historische Bedeutung erlangen, ja schon die nächsten Monate sollen unS zeigen, ob die moderne Lustschisfahrt schon weit ge nug herangereift ist, die große Aufgabe zu lösen, deren Ziel die Neberquerung des Weltmeeres durch die Lüfte bildet. Nicht weniger als vier wagemutige Pioniere der Luftschiffahrt sind gegenwärtig emsig am Werke, um die Vorbereitungen zu dein großen Versuche zu voll enden: in Johannisthal überwacht Tr. Gans" die Fertig stellung des Lenkballons, der ihn über den Atlantischen Ozean tragen soll, auf den Lenkballon baut auch der Amerikaner Melvin Vaniman seinen Plan eines Fluges von Amerika nach Europa auf, und zwei weitere Ameri kaner, James Martin und Harry Atwood, beide erfah rene und erfolgreiche Lustpiloten, wollen das gleiche Wag nis mit der Flugmaschine unternehmen. So wird bas Jahr 1912 ein wahres Luftwettrennen über den Ozean er leben, einen Wettkampf, mit wohlvorbereitctcn Mitteln, über die ein amerikanisches Blatt allerlei interessante Einzelheiten mitteilt. Unser Interesse richtet sich in erster Linie naturgemäß auf den Plan von Tr. Paul Gans, -der Wohl als erster auf dem Kampfplätze erscheinen wird, denn er will bereits im kommenden Frühjahr, vielleicht schon gegen Ende März, seine Fahrt über den Ozean an treten. Einige Einzelheiten über die Beschaffenheit sei nes Lenkballons sind bereits bekannt geworden; das Luftfahrzeug wird eine Länge von 162 Fuß haben, an diesem Rumpf soll eine sieben Fuß breite Gondel hängen, die in ihrem Ban einem Unterseeboot ähnelt. Zwei Motore, von denen jeder 110 Pferdekräfte besitzt, dienen zur Fortbewegung dieses Luftkreuzers. Tr. Gans wird bei seinem Versuche ungefähr die gleiche Route ein schlagen, die Columbus bei seiner Entdeckungsreise nahm; mau will die günstigen Verhältnisse der nordöstlichen Passatwinde ans nutzen. Tie Witterungsverhältnisse lie gen auf dieser Bahn, so weit die Erfahrung beweiskräftig ist, günstiger als in anderen Richtungen, die Passatwinde iverden die Fortbewegung des Ballons begünstigen und nach menschlicher Berechnung streckenweise eine Erhöhung der Eigengeschwindigkeit, die auf rund 33 Stunden-Kilo- meter veranschlagt ist, mit sich bringen. An der Fahrt werden voraussichtlich teilnchmcn: Tr. Gans, als Meteo rologe Ar. Alt aus Barmen, als Steuermann Willi Jür gens, außerdem ein deutscher Marineoffizier, ein In genieur und Joseph Brücker, der von Anfang an an dem verwegenen Plane mitgcarbeitet hat. Es herrscht die Ab sicht, die eigentliche Ozeansahrt von den kanarischen Inseln in der Nachbarschaft von Teneriffa anzutretcn und sofort Kurs auf Barbados zu nehmen; wird die Insel glücklich erreicht, so wird cs wohl auch gelingen, von hier aus nach Florida zu gehen und damit den amerikanischen Kontinent zu erreichen. Ungleich kürzer ist der Weg, den der Amerikaner Vaniman zu wählen be absichtigt. Sein Lcnkballon zeigt viel größere Mäße als das deutsche Luftschiff, er ist 258 Fuß lang und wiegt flugbcrcit gegen 26 000 Pfund. In der Gondel, die aus einenr netzartigen Stahlgewebc gearbeitet wird, sind vier Motore eingebaut/ die zusammen 317 Pfcrdekräfte ent wickeln und nicht weniger als sechs Propeller antrciben. Unter der Gondel ist ein besonders konstruiertes Ret tungsboot angebracht, das weder kentern noch sinken kann; das Boot ist 27 Fuß lang, birgt genügend Lebens mittel für 14 Tage und ist zugleich mit einem Apparat für drahtlose Telegraphie von einer Reichweite von 500 englischen Meilen ausgerüstet. Sowohl das deutsche wie das amerikanische Luftschiff sind speziell für diextrans atlantische Fahrt konstruiert; die Zukunft wird zeigen, welches von ihnen der kühnen Aufgabe besser gewachsen ist. Tie anderen beiden Teilnehmer an dem Luftwett- rennen über den Ozean wollen mit ihren Flugzeugen von der Ostküste Neufundlands ausskeigen und versuchen, a if geradem Wege die Westküste Irlands zu erreichen. Harry Atwood, der am Technischen Institut von Boston sein In- genieurexamen abgelegt hat, verfügt als Lnftpilot über reiche Erfahrungen und hat mit seinem Fluge von St. LouiS nach Newyork einen amerikanischen Rekord ausge stellt. Für den transatlantischen Flugversuch Hatter ein neues Hydro-Aeroplan entworfen, an dem in den Werk stätten der Burgeß Company in Marblehead gegenwärtig eifrig gearbeitet wird. .Tie Einzelheiten der Konstruktion werden noch geheim gehalten; man erfuhr bisher nur, das; durch eine besondere Vorrichtung die Lenkbarkeit außerordentlich erleichtert und erweitert wird und daß das Fahrzeug mehr als einen Motor und mehr als einen Propeller tragen soll, sodaß bei Havarie des einen Mo tors der andere einspringt. Atwood will bei seinem Ver suche ciuen Mechaniker mitnehmen. Als Motor wird eine Maschine mit Wasserkühlung verwendet; genügend Ga- solinvvrräte sollen mitgenommen iverden und ebenso in Thermosflaschen Tee und Proviant. Atwood glaubt mit seinem neuen Apparate, der vor der Fahrt natürlich ein gehend erprobt wird, eine Geschwindigkeit von 80 eng lischen Meilen durchhalten zu können; er würde damit, falls Zwischenfälle nicht eintreten, -den Flug von Neufund land bis Irland in dreißig Stunden bewältigen können. Ter vierte Konkurrent, James Martin, der an der Har vard-Universität promoviert hat, ist gegenwärtig noch in Pau in Graham Wrights Fliegerschule als Lehrer tätig. Seine Maschine wird eine Art Hydro-Zweidecker sein, der in seinen Größcnverhältnissen und in seiner Widerstandskraft alle bisher gebauten Flugzeuge über treffen soll. Martin will bei seinem Versuche einen Freund als Passagier und außerdem noch einen Mechaniker mit nehmen. Auch er ist von der Ausführbarkeit seines Pla nes durchdrungen) er will mit seiner Maschine sogar eine noch höhere Dnrchschnittsgeschwindigkeit als Atwood er reichen und hofft, unter glücklichen Umständen den Flug von Erdteil zu Erdteil in 28 Stunden bewältigen zu können. Vermischtes. Ter Hvsenrock vor dem Kammergericht. Daß sich der höchste preußische Gerichtshof auch mit einer so delikaten Toilettenfrage zu beschäftigen haben würde, entbehrt nicht des Humors. Die Deutsche Juristen- Zeitung erzählt folgenden Vorfall: Kann das Tragen von Hosenröcken durch Kellnerinnen polizeilich verboten werden? Diese Frage hat der erste Strafsenat des preußi schen Kammergerichts wie folgt beantwortet. „Nach § 6 der Polizoiverordnung zu Frankfurt a. M. vom 5. Aug. 1892 müssen die Kellnerinnen unauffällig gekleidet sein. Nach Feststellung der Strafkammer hat ein angeklagter Wirt in seiner Wirtschaft eine Kellnerin bedienen lassen- die einen Hosenrock trug. Die Strafkammer führt aus, daß Hosenröcke von der Allgemeinheit der Frauen nicht getragen werden und auffallen, sobald sich Personen in ihnen zeigen. Diese Ausführung läßt eine unrichtige Aus legung der genannten PolBo. nicht erkennen. Wenn die Revision dagegen geltend macht, daß danach den Kellne rinnen nur verboten sei, Laute oder stark dekolletierte Kostüme oder Phantasiekostüme irgendwelcher Art zu tragen, so ist dies nicht zutreffend. Jede Kleidung, die geeignet ist, Aussehen zu erregen, weil sie von der ge wöhnlichen weiblichen Bekleidnng abwcicht, kann als auf fällig int Sinne der Vorschrift angesehen werden. Wes halb das Tragen von Hosenröcken hiervon ausgeschlossen sein sollte, erhellt nicht." Eine a u f g e s ch o b e n c T r a u u n g. Eine Hochzeit- die noch nicht stattsinden konnte, hat hier einiges Auf sehen erregt. Tie Operettensängerin Gabriclle Ray sollte sich mit Herrn Eric Loder verheiraten, einem Neffen des. auf der englischen Rennbahn bekannten Majors Loder. In der Kirche war bereits die Geistlichkeit, der Chor- der Bräutigam und die Hochzeitsgesellschaft versammelt. Nur die Braut fehlte. Mit Ungeduld und Spannung wartete man auf ihr Eintreffen. Nach Verlauf einer Stunde kam schließlich die Nachricht, daß Fräulein Ray krankheitshalber nicht erscheinen könne. Fräulein Ray erklärte, daß sie sich zu trank fühle, um die Hochzeits zeremonien mitmachen zu können. „Herr Loder", so sügte sie hinzu, „kennt den Grund meines Handelns, llnsere Trauung ist nicht aufgehoben, sondern nur auf geschoben." Seit einer Reihe von Tagen waren somit viele umständliche Vorbereitungen zu diesem Feste ver geblich getroffen worden. Die Hochzeit war das Tagesge spräch der Gesellschaft. Von einer blödsinnigen Veranstaltung berichtet die „Stampa" aus Alexandria (Piemont). >Dort wurde dieser Tage ein Preistanzen abgehalten, an dem sich acht Paare beteiligten. Tas Tanzen begann um 10 Uhr abends, dauerte die ganze Nacht hindurch, wäh rend welcher Zeit tüchtig dem Wein zugesprochen wurde, und endete um 12 Uhr mittags des folgenden Tages. Den Tänzern war die Vergünstigung eingeräumt wor den, ihren Partner bczw. Partnerin zu wechseln. Zuletzt hielten nur noch zwei Paare aus, von denen das eine schließlich znrücktrat. Kaum hatte die Jury hierauf ihren Spruch verkündet, als der erste Sieger entseelt zu Boden sank. Ein Herzschlag hatte, ivaS kein Wunder war, seinem Leben ein Ende gemacht. Mehrere Zeitungen greifen die Behörden heftig an, daß sie eine so unvernünftige >,Sport"-Betütigung überhaupt erlaubt hatten. CK. Mit der Meute auf der Löwenjagd. Der abenteuerliche Versuch, bei der Jagd aus Löwen dis Hilfe einer Meute von Hunden in Anspruch zu neh me», ist bisher wohl kaum, einem erfahrenen Löwenjäger gekommen; der Waidmann, der iü seinem Hunde einen treuen Gehilfen und Freund sieht, würde wahrscheinlich nur ungern seinen vierbeinigen Jagdgenossen dem Schick sal aussetzen, unter den Pranken des Königs der Raub tiere ein blutiges Ende zu finden. Mer diese Befürch tung ist in der Praxis widerlegt: der amerikanische Millionär und Sportsmann Paul Rainey, der jetzt von einer Löwenjagd in Afrika zurückgekehrt ist, hat seine ungewöhnlichen waidmännischen Erfolge im dunklen Erd teil hauptsächlich seiner prächtigen Meute von dreißig Hunden zu verdanken, die er von seinem Gute in Mississippi nach Afrika mitnahm. Es zeigte sich bald, daß auch auf der Jagd nach Löwen der Hund dem Jäger, ausgezeichnete Tienstc leistet. Iü kurzer Zeit, so, bertch-