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t. i waren in Birkcneck!" erklärte Martha ab Hartmann - l- Masirnanflasea für NstationSdnrck. vonroNcndcn Gefährt her und stieß den unerkannten Gegenstand mit dein Fuß in den ncbenfließenden Bach. >var wohl gefahren?" das Birkenecker Geschirr? Wer fragte Mutter Wedemann miß- Zügel anziehcn, um schlossenen Mädchens selber." sagte nichts. Martha folgte ihr Vesicht, nicht in die Augen, dann zog er plötzlich seine Uhr und fügte besorgt: -Hedwig- ich glaube, wir müssen an den Heimweg denken. Wenn ich mich recht besinne, wollte Fräulein Wedemann zeitig wieder daheim sein?" setzt« er mit einer fragenden, leichten Verbeugung zu dieser hinzu. „Ach ja'." würgte diese hervor. Ihr kam der schnei- dige junge Mann plötzlich so gequält vor, so unfrei, daß sie diese Wendung wie eine Erlösung aus einer peinlichen Lage begrüßte. Sie wandte sich dem Saal ausgange zu, wohin Heinrich Hartmann sogleich folgte. Hedwig begriff zwar nicht, daß die Besichtigung einer Junggcsellenbude so sehr viel Zeit in Anspruch nehmen werde. Die Lippen des kleinen MundeS wölbten sich trotzig, aber mit Rücksicht aus ihre Freundin fügte sie sich diesmal. Durch ein Flursenftcr rief Heinrich in den Hof hinab: „Tas Brcek anspannen!" Hedwig war unter- dessen Marthchen nachgekommen und hatte sich g«. dankenlos bei ihr „eingehenkt". Jetzt erst siel Marthp Wedemann die Oede des weißgetünchten, großen Flur- raumes aus. Alle Anzeichen des Bewohntseins schienen um das Zimmerchen der vornehmen alten Dame zu sammengedrängt zu fein. Reben der Eingaugstiire zu diesem befand sich ein Garderobentischchen mit hohem Spiegel. Der Gegensatz wirkte doppelt stark, als die jungen Rädchen zum Abschiednchmen das erwärmte Gemach, in dem der aromatische Duft des Tees schwebte, wieder be- traten. Frau Oberförster erhob kaum das Haupt aus den schwellenden Kissen, besaht Hedwig mit runder Stimme einen Gruß an die Eltern, sagte nachlässig kühl: „Adieu, mein Kind!" zu Marthchen und mahnte Heinrich, sobald als möglich zurück zu sein. Er rückte noch eln wenig an Kissen und Fußbank, fragte nach etwaigen Wün schen, die Mama kopfschüttelnd verneinte, und vcrab- schiedete sich mit einem höflich-zärtlichen Handkuß. Als er hinaustrat, tanzte gerade Ruschclköpfchen wie besessen um die abwehrend lächelnde Freundin, wobei sie triunzphierend ein verschnürtes Päckchen schwang. Hedwig hatte ihr „Futter" unter ihrem Hule glücklich wieder vorgefunden. Im- Hofe hielt jenes Dienstmädchen den Rappen, Hedwig achtete nicht darauf, sie musterte mit entzückten Wicken das reizend gebaute Jagdschlößchen mit seinen Türmchen und Erkern. Heinrich hatte wie zufällig Marthas Augen gestreift. Die hatten ihn so groß, s, fragend, so verwundert, so bedauernd angeschaut. Er kam sich furchtbar un männlich vor gegenüber diesem Blick der fremden Augen. Errichtete sich plötzlich stramm ans: „Run, bitte, meine Damen, aufgesessen!" Bald rollte das Gefährt in scharfem Tempo aus dem Hofe Hedwig saß rückwärts gewendet, sie konnte sich noch immer nicht losreitzen v,n dem Hause, von dem Marthchen «ine seltsame, drückende Scheu mitnahm. Die Rädchen saßen sich gegenüber, auf dem Bock vor ihnen kutschierte Heinrich in tadelloser Haltung. Verstohlen betrachtete Marthchen seine bis auf den martialisch gedrehten Schnurrbart weichen Gcsichtszüge. Sie wußte nicht warum, aber der junge Mann da vor ihr tat ihr furchtbar leid. Ten drückte sicherlich eine gehe«»« Qual, geht war's ihr auch, als ob seine voraus aus den Weg gerichteten Augen recht traurig, zum min desten sehr ernst blickten. Vielleicht war's Einbildung. Hedwigs Ruschelköpfchen war nur immer hin und her geflogen. Sie schwärmte: „Großartig! Gzttvoll! Entzückend!" usw. Dabei patschte sie aufgeregt auf die Rücklehne. Endlich rief sie: „Fahr doch schneller, Heinil Ach- wenn man so dahin fliegt! Du, laß mich mal fahren!" ^e er etwa- erwidern konnte, ivar sie von ihrem Sitz aufgesprungen nyd stand schon mit einem Bein auf de« Vordersitze. „Richt doch?' rief Heini, müßte aber doch die ein Hinausstiirzen des schncllcut- zu verhindern. Sie ließ nicht ab. „Rück zu! Gib her die Zügel!" Sie nahm, sie riß sie ihm aus der Hand und setzte sich mit einem stolzen, zufriedenen: „So" aufrecht. Er breitete sorgsam die Decke über ihre Knie. Man hatte die Hälfte des Berges zurückgelegt. Ter Rappe kletterte leicht, aber dem Sausewind nicht schnell genug. „Die rein« Schneckenpost. Ich will dir!" ries sie plötzlich und dabei riß sie auch schon die Peitsche aus dem Halter. Heinrich fuhr erschrocken zu, aber in dem Hedwig mit der die Zügel haltenden Hand zurück fuhr, führte sie einen klatschenden Hieb gegen die Flanken des ahnungslosen Pferdes. Der Ruck im Gebiß, der ungewohnte und uner wartete Schlag — das Pfers prallte zurück, versuchte zu steigen und jagte dann in wilden Sprüngen bergan. Der Wagen flog beständig von der einen Seite des Wegs zur andern, bald drohte er an den aufstrebenden Felsen zu zerschellen, bald über den gähnenden Ab grund zu stürzen. Hedwig hatte mit einem Schrei Peitsche und Zügel fallen lassen. Zum Glück fing Heinrich die Zügel aus, und seinem Geschick gelang cs denn, das rasende Pferd zum Stehen zu bringen. Ohne ein Wort zu sagen, mit fest aufeinandcrgepreßten Rippen und finster zusammen gezogener Stirn stieg er vorsichtig ab, klopfte das Pferd leicht und sprach ihm beruhigend zu. Martha, vor Schreck leichenblaß, war besonnen genug, zurückzulausen und die Peitsche zu holen. Heinrich nahm sie mit stummem Tank an und steckte sie an ihren Ort. Bis auf die Höhe führte er das Pferd am Kopie. Als er seinen Platz wieder eingenommen hatte, trieb er zu schnellerer Gangart an. Eine Weile sprach keiner ein Wort. Die Sonne verging über den fernen Höhenrücken. Ein Eichkätzchen schaute vom ersten Quirl einer zartästigcn Lärche frech auf die Menschen. Ta schmiegte sich Hedwig an die Schulter Heinrichs; Tränen schimmerten in ihren blauen Kinderaugeu, in- dem sie leise flehend fragte: „Heini, bist Du mir böse?" Er schaute finster auf den glänzenden Rücken des Pferdes. Ein Zucken seiner Aggenlider hatte verraten, daß er gehört. „Heini!" klang es noch einmal ängstlich, weinerlich. Roch dichter schmiegte sich das Mädckjen an, der Hut verschob sich, seidenweiches Haar streifte berückend seine Wange. Ta wandte er sich seitwärts und schaute gerade hinein in die dunklen, feuchtschimmernden Augen und leise, ganz leise, wandte er verneinend das Haupt hiu und her, während seine Blicke tief, tief sich senkten in die Augen des jungen Mädchens. Ein klein wenig neigte er sich nach ihr hinüber, da kam seine Wange an ihre Stirne zu liegen. Diese Stirne war heiß. Und beide junge Menschen erschauerten. Heini starrte vor sich hin; Hedwig schloß die Augen und blieb an seiner Schulter liegen. Zwei brennende, sehnsüchtige Augen schauten auf das junge Paar. Der Wald schwieg. Nebel zogen. Gleich- förmig klang der Hufschlag des eilenden Rosses. Der Wagen rollte im Grunde des Hornbachcs dem Dorfe zu. Ta richtete sich Ruschelköpfchen leise verschämt und zögernd auf, rückte den Hut zurecht und schob die Rechte unter Heinis Arm. Sie spürte wonneschaucrnd einen leisen Truck. So fuhren sie durchs Torf. Als man eben das grüne Tor zu Hüttichs Gehöft passiert hatte, erkannte Hedwig Hartmann in einer aus dem Wege tretenden Gestalt Ernst Hagedorn. Einer plötzlichen Regung folgend ergriff sie ein im Walde gebrochenes Tanneukreuzchen vom Schoß und warf es dem Burschen zu. „Nanu!" brummte der Tagelöhner hinter dem da- ßieLser Isgedlstt — Amtsblatt — Firnsprechstell« Nr. 20. Telegramm-Adresse r Tageblatt Niesa. Dl, vuchdrnckeret von LmMMIerlieli Langer und H. Schmidt) Soethcstraße Nr LS hält sich zur Anfertigung nach stehender Drucksachen bei sauberer Ausführung und billigster Preis stellung besten« empfohlen. Ter Wagen hielt vor dem Gasthofe zur Krone. Martha Wedemann verabschiedete sich mit kurzem Tanke. Heinrich Hartmann nahm Hedwigs Hand in die seine: „Hede, Tu könntest die paar Schritte zur Mühle vielleicht gehen? Es ist schon spät, und wenn ich mit hinunterkomme, halte ich mich länger auf. Mama wartet." Hedwig ließ enttäuscht das Köpfchen sinken. Aber sie sah ein. Noch einmal schmiegte sie flüchtig ihre Schulter au die scinige, preßte seine Hand innig an ihr Herz und verließ schnell mit einem geflüsterten: „Gute Nacht, Heini, komm gut heim?' den Wagen. An der Ecke des Hauses wartete sie, bis Heini die Wagenlaternen angczüudet hatte. Sie sah dem Lichte nach, bis es verschwand, lauschte dem Rollen, bis es verklang. Tann lief sic den Wiescnpfad hinab und weinte, weinte herzzerbrechend. Nun fuhr er so allein dahinein in die dunkle Nacht in den finsteren Wald. Gott behüte ihn vor einem Unglück! ... Das hatte gut getan, das Ausweinen. Wie gut, daß Heini nicht vors Haus gefahren war. So auf geregt in das Helle Licht treten müssen! Ter Abendwind fächelte Kühlung. Der Bach rauschte. Aus dem Wohnzimmer der Mühle schimmerte Licht. Beherzt drückte Hedwig die Gartenpforte auf und betrat das Haus. „Na endlich!" tönte ihr die Stimme der Mutter, doch nicht unfreundlich entgegen. Hedwig warf einen schnellen Blick in den Flurspiegcl. Alles in Ordnung, nur etwas heißrote Backen und angegriffene Augen. Diese Augen hatten einen so dunklen Glanz. Bom Heulen vielleicht, oder die Flurlampc brennt wieder mal düster. Sie ging ins Wohnzimmer. Beim Schein der Hängelampe stopfte Mutter Strümpfe, Vater mit der unvermeidlichen Pfeife saß in der unvermeid lichen Sofaecke und schien Zeitung gelesen zn haben. Ohne die Pfeife aus dem Munde zn nehmen, sagte er: „Na, Ruschelköpfchen?" Tas war ja sein Wort, sein Kose- und sein Scheltname für das Töchterchen. Wie oft schon hatte Hebe das gehört! Heute erschrak sie plötzlich und fuhr schuldbewußt mit beiden Händen über das Haar. Tann setzte sie sich ohne weiteres an den Tisch und schnürte ihre Brötchen auf, die mit unheim licher Geschwindigkeit hinter den blitzenden Zähnen in dem kleinen Munde verschwanden. „Verschlucke Dich nicht!" schmunzelte Pater Hart mann wohlgefällig. „Nn, wie IvNr's denn? Ihr wäret lange aus. Bist wohl recht gelaufen. Du siehst so rot aus?" forschte die Mutter. Jetzt wurde aber Hedwig erst recht rot und ärgerte sich darüber. „Schön war's!" sagte sie kauend. „Tante läßt grüßen." Erstaunt sahen die Eltern auf. „Nu ja, Tante Hartmann. Wir waren in Birkeneck!" „Ja, Mädel," schrie Frau Hartmann. „Nu, da er- zähl mal." „Nein, Mutter, das ist heute abend zu viel verlangt." Hedwig erhielt während des Essens ihr Gleichgewicht wieder. „Jetzt esse ich, und nachher gehe ich ins Bett. Ich bin furchtbar müde!" Sie war wirklich müde, das merkte sie erst jetzt mit einem Male. Kaum war die letzte Rinde verschwunden, knüllte sie das Papier zu sammen und sagte: „Gute Nacht!" Vater und Mutter Hartmann verharrten eine Weile schweigend, als ihr Töchterchen gegangen war. Sic dachten beide dasselbe. Es war doch ein merkwürdiger Zufall, daß das Mädchen gerade in Birkeueck gewesen war, während sie sich hier den ganzen Nachmittag schon von den Birkeneckern unterhalten hatten. Mutter Hart mann fand das Verbindungsglied in ihrem untrüg lichen Ahnungsvcrmögcn. Beide hatten, jeder auf seine Art, das eine wort- Avtse Adreh- und Geschäfts» karten BrtefkSpfe, Vrlrfleiftev Bestellzettel Broschüren, Billett Deklarationen DanksagungS- und EinlodungSbriese Einlaßkarten Etikette« aller Sri Fakturen, Flugblätter Formulare tu div. Sorte» Frachtbriefe GebrauchSanweisuugeu Frruedeuzettel Haus- und Fabrik» Lrduungen Geburtsanzeige» HochzettSeinladungen »Zeitungen und -Gedichte Kasteuschllder Kostenanschläge Kataloge, Kontrakte Kontobücher Lohnlisten, Mahnbriefe Mitteilungen, Menus Musterbücher, Nota« Blakate Programme PrrtSkuraute Postkarten, Luittougen Rabattmarke» Rechnungen S-etsru» und Weinkarten Statuten, Tanzkarten Stimm», Theater» und Eackzrttel Visiten» und vrrlobnugSIartea Wechsel, Werke Zirkulare. Zeugnisse re. ,e. re. reich, das andere lakonisch, ihre wohlgefällige Meinung über den jungen Revierförster ausgetauscht, sein strammes Auftreten gefiel ihm, seine liebenswürdige Gewandtheit gefiel ihr besonders. Namentlich hatte die zärtliche Be sorgnis Heinis um Mama einen tiefen Eindruck auf Frau Hartmanns mütterliches Herz gemacht. „Tas wird ein- mal ein guter Ehemann." Was Mama anlangte, waren die Ansichten geteilt. Der Frau Untermüller imponierte gewaltig das vornehme Wesen, und daß die adlig gcborne Tante doch so gar nicht stolz sei, sonst hätte sie doch keinen Besuch gemacht. Ob überhaupt hinter dem Besuch etwas steckte? Man habe sich doch sonst kaum umeinander gekümmert. „Glaubst Du, Vater, unsere Hedwig hat dem Heinrich auch gefallen!" sagte die Mutter stolz und zukunftdeutend. „Geld!" knurrte der weniger begcisterungsfähige Gatte und fitscheltc mit dem wulstigen Daumen über / den Zeigefinger. Mutter aber verteidigte ihn. Studium und Umzug hätten gekostet, „na und Dein Brud-r Karl war auch nicht gerade Direktor von einer Sparkasse. Ein Mädchen, was so einen Mann will, darf auch schon nicht so ganz „Power" sein." Vater Hartmann schuicktc unwillig zu dieser Be lehrung und ging ins Bett. Während Mutter zusammenräumtc, drängte sich aus einmal die plumpe Gestalt des reichen Hüttich in ihre Gedanken. Es gab eine Zeit, da hätte sie eine Ver bindung Wenzel Hüttichs mit ihrem Töchterchen ganz gern gesehen. Neben dem schmucken Neffen freilich kam er gar nicht in Betracht. Gut, daß man noch keine Netze ausgeworfeu hatte! Der paßte eher für Marthchen Wedemann. Hedwig brauchte nicht auf das Geld, zn sehen. Und eigentlich war das Mädchen auch zu fei» er zogen für eine Bauernfrau. Die vielen Stunden und das teure Klavier! Jetzt erschien ihr der Gedanke an jene Verbindung als eine reine Versündigung an ihrem Kinde. — Die Wirtin zur Krone war, als sie den Wagen rollen hörte, dis Hände an der blauen Schürze trocknend, geschäftig nach der Türe gelaufen, um die späten Gäste zu bewillkommnen; die in ihrem behäbigen Gesichte bereits zusammengeströmte Freundlichkeit zerteilte sich aber schnell, als ihr, noch im Flur, Marthchen ent- gcgcnkam. „Wie könnt Ihr denn nur so lange im Walds rum laufen! Du mußt doch wissen, daß cs zu Hause alle Hände voll zu tun gibt. So paar junge Mädchen!" schalt sie. „Wir gespannt. „Das hat denn trauisch. „Herr Krau Wedemann in die Küche. Vorsichtig forschte die Mutter, im Auf waschen fortfahrend: „Wie sieht es denn dort aus?" Martha schilderte. Ihre Mutter hörte mit Befriedi gung die Enttäuschung aus dem Berichte. Bedeutend freundlicher klang ihre Stimme: „Ja, Marthchen, das mußt Du doch wissey. Du bist doch in der Stadt ge wesen, das ist bei solchen Leuten so. Neue Wagen teure Pferde, eingebildete Krankheiten, und dahinter ist nichts! Jst's nicht so? Solide bleibt solide! Da lobe ich mir doch so einen Mann wie den Hüttich. Wenn der auch nicht so scharwenzeln kann, aber in der Farbe ist doch zum wenigsten Grund. Er war heute wieder da!'< Mutter Wedemann stürzte einen Topf auf das Brett. Marthchen sagte nichts. „Er hat auch nach Dir gefragt." Marthchen sagte gelangtweilt: „So?" Mutter Wedemann ärgerte sich. Tassen und Teller klapperten in dem fettigen Wasser. L Z «Lis«