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2. Beilage zum „Riesaer Tageblatt". «wwtwRdnM «d ««lag «a «auger L «wt.rttch w Nlasa. — 8«r di« R«d»M»u wumtworül«: Arthur H»h««k w «Ws«. I« ISS. Loauabea», IS. Juli 1911, «beübS^ «4. Jahr,. Ut Mimt Mfnstt ii ikiik In Golden City' werden 44 Angestellte der dortigen Gruben vermißt. Der Inhalt aller Apotheken war voll- kommen aufgebraucht. Die Mehrzahl der Verletzten mußte also ohne jÄ« Hilfe bleiben. Vorgestern sind in Golden City die ersten Hilfszüge eingetroffen, die sofort besetzt wärest. Die Züge brachten Aerzte, Krankenwärter und Verbandsmaterial. Die Canadian Pacific-Eisenbahn-Ge- sellschast transportierte ohne alle Kosten die Opfer der Katastrophe. Augenzeugen erzählen schreckliche Sze nen von Leuten, diein den!Flammen umgekontmcn sind, die sich aber noch hätten retten können, wenn sie den Kopf nicht verloren hätten. Im ganzen beziffert man die Zahl der Toten aus 300 bis 400. Wenigstens sind das die offiziellen Zahlen. ES scheint aber, daß die tatsäch liche Ziffer bedeutend höher ist. In Porcupine wird der angerichtete Schaden aus 4 Millionen Mark geschätzt. Die Flüchtlinge, die auS North Bay angekommen sind, er zählen furchtbare Leidens- und Schreckensszenen. Zuerst bemerkte man am frühen Morgen fern am Horizont eine leichte schwarze Rauchwolke, aber so weit entfernt, daß man, ihr keine rechte Bedeutung beimaß, da man in der dortigen Gegend an kleinere Waldbvände gewöhnt ist. Wer gegen mittag verdunkelte sich der Horizont immer mehr und man bemerkte mit Schrecken, daß daS Feuer sich näherte. Die Sonne Verschwend hinter! einer düsteren Rauchwand. Eine; Feuermaner Von 30 Meilen Länge und 2 Meilen Breite kam heran, alles zerstörend, was auf ihrem Wege lag; darunter kleine Dörfer, wie Tisdale, den Grubenort Telera, die Ansied lungen der Philadelphiagruben und der Southern Whit ney-Bergwerke. -Mit Entsetzen wurden wir unS der Ge fahr bewußt, die unaufhaltsam auf uns zu eilte. Feuer- rufe gellten durch die Straßen der Stadt. Eine wilde Panik ergriff die Bevölkerung. Don South Porcupine hörten wir die Alarmsignale der Dampfmaschinen." In aller Hast packten die Bewohner zu kleinen Paketen das erste Beste zusammen, was ihnen gerade in die Hande siel, und bereiteten sich zur Flucht Vor. — Eine große Anzahl von Bergleuten hatte geglaubt, in den Schächten der Gruben Schutz vor dem Brande zu finden. Aber die Gestellhölzer gerieten in Brand. Die Unglücklichen ver brannten bei lebendigem Leibe. 27 vollständig verkohlte Leichname wurden in den Grubengalerien von Westdome gesunden. In einer anderen Grube, die durch Explosion Vollständig zerstört war, fand man 30 Leichname. Bon 300 Grubenarbeitern sind, Wie man! annimmt, hundert fünfzig in den Flammen umgekommen. Der Gesamt schaden wird auf über dreißig Millionen Mark geschätzt- Zn SW« in MMe. „ Mo - DDie Sonne glüht. Glüht mit dem heißen, verzehren den Feuer, wie es im Hochsommer über Nordamerika brütet. Die Luft scheint in ihren zitternden Schwaden eine siedende Mässe; ihr schwüler Atem lastet über dem wei ten! Wald, der starr, ausgetrocknet dasteht und die Gipfel der Bäume wie lechzende Zungen zum Himwel streckt, die nach Feuchtigkeit dürsten. Im dichten Dickicht zu Füßen der Stämme, auf dem mit einem grünen Teppich überzogenen Boden knistert» «und raschelts beim leisesten Lüfthauch; in der Dürre krümmen sich Blätter und Sträucher zusammen. Da, ein Funke! Ein einziges win- ziges Feuersprühen, aus der Lokomotive hergeweht, die auf der durch den Wald führenden Bahnstrecke heranzieht. Am Nu schlägt die volle Flämme hervor. Wie Zunder wird alles von dem gierigen Element ergriffen ; das lei seste Hintanzen der Flamme über den! Boden genügt, um wette Strecken in ein Feuermeer zu verwandeln. Der Wald brennt; brennt mit einer so ungeheuren Gewalt- wie sie nur die große freie- schrankenlose Natur entfesseln kann- wenn die Wut der Zerstörung sie erfaßt hat, ES ist, wie wenn die Luft selbst in Flammen stüiwe. Die aufgeschreckten Strömungen des Windes branden und brause» In Feuerwellen; bis zum Himmel ist alles in Rauch und Glut getaucht- Wolken und Erde verschmelzen in diesem Chao» der Hölle Oder vielleicht ist der Funke hinaufgesprungen zu einem BaumeSgiPfel und Kat eins jener furchtbare» r,Gipserfeuer" auSbrechen lassen Vom Wind getragen, springt die Flamme blitzschnell Von einer Baumkrone zur anderen; «in Brand ist in der Luft entstanden, der das Leben der Bäume unaufhaltsam vernichtet und nur ver kohlte Stämme al» traurige Zeugen der Verwüstung stehen läßt. Solch ein Feuer ist am schwersten zu be kämpfen; nur wenn man eine breite Schneise in den Wald legt- läßt sich vielleicht die wilde Jagd der Flammen auf hatten, wenn dazu überhaupt noch Zeit ist... Die Sommerhitze hat uns auch diese» Jahr, wie schon so oft vorher, bis traurige Nachricht von gewaltigen Wald- bränden gebracht, die in Nordamerika Witten. 1910 und 1908 kamen gleiche Meldungen, die ei» Schrecken erregen des Bild der Verwüstung durch Feuersbrunst boten. Der Materialschaden wurde 1908 auf 400 Millionen Märk be rechnet; aber «auch in früheren Jahren waren schon Bau holz, Gebäude und andere- im Werte von 200 Millionen verbrannt. 1908 wurde eine ganze blühende Stadt von 5000 Einwohnern ChiSholm linder Nähe Von Duluth durch daS Feuer dem Erdboden gleich gemacht. Um eine Vor stellung Von der riesigen Ausdehnung dieser Brände zu geben, sei erwähnt, daß 1908 zu gleicher Zeit ein Wald von 300 Kilometer Länge, d. y. eine Strecke wie die Eisenbahnverbindung zwischen Berlin und Hamburg, in Flammen stand. 1871 wurde sogar mehr al» der 10- jährige Holzverbvauch de» ganzen Landes durch Wald brände zerstört und der Schaden aus die ganz! unglaub liche Summe von 8827 Millionen Mark geschätzt. Der Durchschnittsverlust in den letzte» 20 Jahren wird auf etwa 100 Millionen Mark im Jahre beziffert; in der gleichen Zeit sind in den Bereinigten Staaten durch Wald brände mehr als 2000 Menschen umgekommen. Der Brände läßt sich bei dem riesigen Umfang, den sie furchtbar schnell annehmen, nur in seltenen Fällen Herr werden. Die Feuersbrunst, die 1908 einen der Herr lichsten Wälder der Welt» den Von Des ChüteS in den blauen Bergen des östlichen Origvn zerstörte, hatte be reits eine Ausdehnung Von 27 Kilometer erreicht- bevor eS möglich wurde- einen energischen Kampf gegen daS Verderben bringende Element einzuleiten. Neun Tage lang arbeiteten 200 Männer, bevor sie daS Feuer zum Stehen brachten, die nächste größere Wasserquelle war 27 Kilometer- der nächste Ort, Von dem au» die Mann schaft verpflegt werden konnte- 75 Kilometer! entfernt. Die Ursachen für die Brände sind zum großen Teilt» sträflichem Leichtsinn zu suchen. Man hat festgestellt- daß von 300 Feuersbrünsten, die in einem Fahr in dem an Wald so reichen, nun schon so arg verwüsteten Mrondack- Gebiet ausbrachen- 121 durch Funken von Lokomotiven hervorgerufen wurden, 88 durch Haufen von Laub, die man brennen ließ, 29 durch Lagerfeuer, die Von Jägern und Touristen angelegt wurden und S durch glimmende Asche vvn Zigarren und Tabakspfeifen. Die größte Gefahr geht also von den Eisenbahnen aus, zumal diese keine Vorrichtungen für Rauchverbrennung besitzen und bei den Lokomotivführern eine erschreckende Gleichgültigkeit dagegen herrscht, ob die Funken ihrer Maschine über offenes Feld hinspringe» oder vernichtend in die dicht belaubten Stämme fahren. Der Kampf gegen die Wald brände, der Von der Regierung der Bereinigte» Staaten mit aller Macht ausgenommen ist- wird daher vor allem mit strengen Gesetzen gegen die Eisenbahngesellschaften geführt werden müssen. Erst wenn die Eisenbahnen mit Petroleum Heizen und rechts und links von den Geleisen schütz eiche Abstände von 30—160 Fuß angelegt sind, wer den die entsetzlichen Schädigungen aufhören, durch die z. B. in Nord- und Südkarolina und in Georgia statt der Waldungen zum größten Teil nur noch Buschwerk und verkohlte Baumstümpfe ohne die Möglichkeit einer Wieder aufforstung zurückgelassen sind. Eine tatkräftige Propaganda gegen die Waldbvände Wurde Anfang 1908 durch die Begründung der National Conservation Commission eingeleitet, die bereits viel für die Erhaltung des Waldbestandes getan hat. Auch die forstamtliche Zentralstelle der Regierung in Washington hat viel zum Schutze der Wälder getan und seinen klugen Einrichtungen ist es zu verdanken, daß in jüngster Zett die staatlichen Waldungen pvn Riesenbränden ziemlich ver schont worden sind. Die Waldungen wurden vvn dem Forstamt mir großen Fahrstraßen durchzogen, Schneisen sind angelegt, von denen jede Spuv von Holz und Reisig entfernt sein muß; in der heißen Jahreszeit, die die größten Gefahren birgt, durchziehen Patrouillen, die so genannten „RangerS", die mit ausgezeichneten Fernglä sern und vorzüglichen Pferden ausgerüstet sind und sehr rasch ihre Feuermeldungen mache» können, die staat lichen! Waldgebiete. Dazu sind die Forsten mit einem Jahr zu! Jahr enger werdenden Netz von Delephonleitungen ver sehen, die den Nachrichtendienst außerordentlich erleichi- ter». Diese Vorsichtsmaßregeln haben Wenigsten» die Re gierungsforsten in den letzten Jahren vor größeren Feuer schäden bewahrt, aber in dem weiten! privaten Waldgebiet wüten sie unaufhaltsam fort. ' ' Aus aller Welt. Berlin: In der Habsburger Straße wurde der Portier Heinke in seiner Wohnung mit durchschnittener Schlagader tot aufgefunden. Aus dem Sofa lag, mit Mut besudelt und besinnungslos, seine Frau, die Lysol getrunken hatte. Vermutlich hat sie ihren Mann aus Eifersucht mit dem Rasiermesser ermordet. Sie liegt im Krankenhause hoffnungslos darnieder. — Die fünf zehn Jahre alte Gertrud Stern hat ihr neugeborene» Kind aus dem Vierten Stock in den Hof hinabgeworfen. ES war sofort tot. — In der Narkose am Hitzschlag gestorben ist der 25 jährige Postanwärter Schmidtke, der sich einer Zahnoperation unterziehen Wollte. — Eine auf regende Szene spielte sich in einem Hause der Posener Straße im Osten der Stadt ab. Dort schoß der .Schuh macher Hermann Walter nach einem Streit auf seinen Schwiegersohn, den Schlosser Kaspar Drees, und Ver letzte ihn lebensgefährlich W. wurde als Polizeigefan gener der Charitee- nachdem ihn das Publikum arg mißhandelt hatte, abgeführt. — Köln: Gestern wurde in einem Hause der Raderbergerstraße ein in den mittleren Jahren stehender ManU wahnsinnig. Er fiel über seine im Bett liegende Frau her und verletzte sie lebensgefähr lich durch Messerstiche an der Brust und der Halsgegend. Dann richtete er die Waffe gegen sich selbst und brachte sich gleichfalls lebensgefährliche Verletzungen bei. Auf die Hilferufe der Frau eilten ein Arzt, sowie die Poli zei herbei. ,Der Zustand beider ist lebensgefährlich. — Marburg: In den Lahnbergen zwischen Marburg und KöWo wütet ein Waldbrand. Der ganze Kiefernbestand ist in Gefahr. Es herrscht große Dürre. Tie Feuerwehr! und ein Jägerbataillon sind zur Stelle. — Mem mingen: Als der Amtspfleger Fräutle auf einem Fuhrwerk von einer Gemeindevisitationsreise zurück kehrte, lud er den Oberamtmann Böll von Leutbach zur Mitfghrt ein. Als der Oberamtmannl den Wagen be stieg- ging das Pferd plötzlich durch und Kräutle stürzte so unglücklich auf die Straße, daß er infolge eines Bruchs der Wirbelsäule augenblicklich starb. Als man der Frau die Todesnachricht überbrachte, stürzte dieselbe tot zusammen. Die so jäh Verschiedenen hinterlassen fünf Kinder. — Preßburg: Wie hier verlautet, wird gegen den Grafen Esterhazy, dessen prachtvolles! Schloß Zsekresk vor kurzer Zeit fast vollständig eingeäschert ZUD0I.57Ü0I MrriUir Unübertroffene, soUäs Loustruküoaon Levildrtsstv Larks. Vortrotor: kkkckkd »am«, ikästw. Sauptstr. 60. RaLMKnduRn. kiogang IlausSur. lernen grati». Lsod. 8sp.-7Vork»tatt m. ffraktbetrisd. MoriMr Beetee blatorial krvisvert—Lsiodtor I/aul Latalogs kostenlos. üvrrvllrAckvr von 63 il., VLwvLrRävr vvn 75 U. KL mit vmantio. «uck Ludettvr. Lirrm- m«! 0«l«lrU«r IRßASl«. 3 gidniueßU »«rrmrUUr UW r* vutimttL