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1. Beilage ;«m „Riesaer Tageblatt". N«w«««d«« w» «wtoq wo «»Pga» 4 »«nterll» w Sttei». — Mr »U «wokNon W»aiW»r««» «r«hu» Häbnel la Rlela ISS. Laaaabea», IS. Zoll 1911. atea»» «4. Zahrg. Jgg ea»-flege Der von -em auf dem Gebiete der Jugendpflege nn- ermüdNch tätigen General -leim' in» Leben gerufene „Deutsche Jugendverband" bat die erste Nummer seiner Mitteilungen „Deutsche Jugend" in die deutschen Gaue gesandt, lieber den Zweck der Mitteilungen schreibt General Keim im Geleitwort: „Mr wollen so ein Organ schaffen, da» in Uebereinstimmung mit der vollen Unab hängigkeit de- LerbandeS dessen hohen Ziele fördern hilft, alle Organisationen, die sich die sittliche, geistige und körperliche Förderung unserer Jugend unter Betonung vaterländischer Gesinnung zum Ziele setzen, für einheit liche Arbeit zusammenfassen. Wer sich der Jugend an nimmt, nimmt sich damit des kostbarsten Gute- un sere- Volke» an, seiner lebendigen Zukunft!" In dem folgenden Aufsatz über Organisation der deut schen Jugend wird dann auf die Organisationen in München und Görlitz hingewiesen und dazu bemerkt: „WaS in München und Görlitz gelungen ist, muß überall möglich sein. Nicht mit schönen Aufsätzen, Reden und Entschließungen ist es getan, e» muß wirkliche Arbeit ge leistet werden. Der unfruchtbare Internationalismus, der in vielen Köpfen spukt, muß überwunden werden, ivenn unser Volk seine Meltmachtstellung in der Zukunft be haupten soll. National sein heißt sein Vaterland über alles lieben, für Volk und Vaterland zu jedem Opfer bereit sein. Darum: Nationalgesinnte, vor die Front!" Und weiter heißt es: „Sehr erwünscht erscheint es, wenn die Aufnahme der Jugendlichen in einem Verein feierlich gestaltet wird, und die Jugendlichen aus bestimmte Gebote verpflichtet werden. Diese Gebote könnten etwa lauten: 1. Gedenke, daß du ein Deutscher bist. 2. Tu sollst dein Vaterland lieb haben. 3. Du sollst deinem Volke und seinen Fürsten die Treue halten bis in den Tod. 4. Du sollst die Religion und die Sitten deiner Väter heilig halten. 5. Du sollst die Sprache deines Volkes hockschätzen und rein erhalten. 6. Du sollst die Schwachen deines Volkes beschützen und die Alten ehren. 7. Du sollst deine Ehre heilig halten und nie von der Wahrheit weichen. 8. Du sollst deinen Leib rein und deine Seele keusch erhalten. 9. Du sollst deine Sinne schärfen und deinen Körper stählen. 10. Halte Maß in allen Dingen/ DaS sind wahrhaft goldene Regeln, die unserer Heranwachsenden Jugend wirklich als Richtschnur dienen können. Schließlich werden interessante Mitteilungen über die bisherige Tätigkeit des „Deutschen Jugendverbandes" ge macht. Aus diesen geht hervor, daß der Verband rnit Aufbietung aller Kräfte an seinem großen! Werke arbeitet, und es ist dringend zu wünschen, daß alle National gesinnten ihn bei seiner eifrigen Tätigkeit mit allen Kräften unterstützen. Als Beispiel wird zum Schluß in längeren Aussätzen die Tätigkeit des Münchener „Wehr kraftvereins" und des „Vereins für Jugendpflege" in Bentschen beleuchtet, die ebenso wie die Görlitzer Organi sation richtunglegend sind und von allen, die sich der Sachfi anzunehmen gedenken und an dem großen Werke Mit arbeiten wollen, eifrigst studiert werden sollten. Möge die Arbeit des „Deutschen Jugendverbandes" auf frucht baren Boden fallen zum Segen unserer Heranwachsenden Jugend und unseres gesamten deutschen Vaterlandes! -k- Tagesgeschichte. «t» tendenziöses Stimmungsbild des „Matin" a«S Agadir. Der Spezialkorrespondent des „Matin" berichtet aus Mogador, der dortige französische Konsul habe ihm mit geteilt, daß der Hafen von Mogador vollständig ruiniert sei, wenn der Hafen von Agadir dem Verkehr eröffnet würde. Der Pascha von Mogador erklärte, die Stämme Von Mogador nehmen eine abwartende Haltung ein, da sie überzeugt seien, daß die Anwesenheit des deutschen Kreutzers in Agadir eine nur vorübergehende sein würde. Trotzdem nimmt aber die Nervosität unter den Stämmen tzlL, Die Umgegend von Mogador befindet sich ebenfalls in lebhafter Beunruhigung, weil der Kaid Burimir, der einen großen Einfluß besitzt, sich in seinen Interessen ernstlich bedroht sieht. Die steuerliche Belastung im deutsche« «ulk. Die Frage nach der steuerlichen Belastung der einzel nen Volksschichten hat seit der Steuergesetzgebung des letzten Jahrfünfts immer mehr nach Vertiefung gedrängt. Mit einer Berechnung auf den Kopf der Bevölkerung ist auch heut« kaum etwas anzufangen. Da-u sind die so zialen und Wohlstandsverhältnisse zu verschieden. Trotz dem ist die Wissenschaft bisher der so wichtigen Frage wesentlich nicht viel nähergekommen. Die früheren Ver suche haben augenscheinlich ihre Aufgabe zu weit ge griffen. Der statistischen Erfassung der Lebensverhältnisse, die sie berücksichtigen wollten/ find eben engere Grenzen gezogen. Beachtung verdienen daher neue wissenschaft liche Untersuchungen von Professor Wittschewski in Berlin. Er beschränkt da- Thema auf die zunächst interessierende Frage- wie sich die steuerliche Belastung der Unterschicht, die die große Masse der eigentlichen Arbetterbevölkerung fynfaßt- zu dem bessergestellten kleineren Teil der übrigen Bevölkerung verhält Die Berechnungen sind auf einfacher Grundlage dürchgeführt. Damit sind sicher viel Fehler quellen vermieden. Ihr Ergebnis geht dahin, daß von den in Betracht gezogenen Reichssteuern auf den Kopf der Unterschicht etwst IS Mark, auf den Kopf der Oberschichten etwa 45 Mark entfallen. Zur Unterschicht gehören etwa drei Siebtel der Bevölkerung, zur Oberschicht «in Viertel. Rechnet man, wie unbedingt erforderlich, die steuerliche Belastung im Reich und den Einzelstaaten zusammen, so würde nach der Abhandlung Professor WittschewskyS von der Gesamtbelastung etwa zwei Drittel auf die oberen 25 Prozent der Bevölkerung entfallen. — Die sozialdemo kratische Behauptung, daß die arbeitend« Bevölkerung zu gunsten der besitzenden Klasse die Hauptlast der Steuern zu tragen habe, wird also durch diesen zahlenmäßigen Nachweis glänzend widerlegt. Dte Grütze -er Kolonialreiche -er fünf Kolontnlmüchle. ES dürfte von Interesse sein, einiges über die fünf größten Kolonialmächte Europas, nämlich Deutschland, England, Frankreich, Holland und Belgien zu erfahren. Eine vergleichende Zusammenstellung! über Größe, Men- schenmaterial! und Finanzen der bedeutendsten über seeischen Gebiete der europäischen Kolonialmächte ist jüngst auf Grund amtlicher Berichte erschienen und besagt folgende»: Deutschlands Kolonien umfassen ein Areal von 2657000 Geviertkilometer (fünfmal di«Größe des Mutter landes) mit 11 Millionen Farbigen. Der JahreSetat be trägt etwa 78»/i Millionen Mark, der gegenwärtige Stand der Schuld etwa 148 Millionen Mark. Die Reichszuschüsse sind bekanntlich bedeutend gesunken und belaufen sich für 1911 noch auf etwa 25'/« Millionen Mark. Das britische Kplonialreich mit seinem un geheuren Gebiete von 28V- Millionen Geviertkilometer und 350 Millionen Einwohnern besitzt einen JahreSetat von 3Vs Milliarden Mark und eine Schuld von fast 17 Milliarden Mark. Davon entfallen auf die selbständigen Kolonien mit I8V2 Millionen Geviertkilometer und nur 16 Millionen weißer Bewohner ein Etat! von 1,7 Milliar den Mark (in Ausgabe etwas weniger) und IOV2 Millionen Mark Schulden. Auf Indien mit fast 5 Millionen Geviert kilometer und gegen 300 Millionen Farbiger! ein Etat von 1,4 Milliarden Mark (in Ausgabe etwas mehr) und ein Schuldbetrag von 5,7 Milliarden, auf die Kronkolonien mit 5 Millionen Geviertkilometer Und 36 Millionen Ein wohner ein Etat von 365 Millionen Mark (in Ausgabe 377 Millionen) und eine.Schuld Von »/1 Milliarden. Erheblich« Zuschüsse von feiten deS Mutterlandes — zusammen fast 17 Millionen Mark — erforderten namentlich eine Reihe von noch nicht voll entwickelten afrikanischen Kolonien, Ostafrika, Uganda, Njassaland, Somaliland, Betschuanä- land, Nordnigerien. Frankreichs Kolonien mit 5,8 Millionen Geviert kilometer und 321/2 Millionen färbiger Einwohner be sitzen zusammen einen Jahresetat von 185^ Millionen Mark und eine Schuldenlast von etwa 500 Millionen Mark. Die Zuschüsse des Mutterlandes für seine Kolo nien, insbesondere für deren militärischen Schutz, be tragen etwa 65 Millionen Mark jährlich. Algier, das als französische Provinz verwaltet wird, und daSl Protektorat Tunis sind in vorstehenden Ziffern Nicht berücksichtigt. Die holländischen Kolonien mit 2 Millionen Ge viertkilometer und fast 40 Millionen Einwohnern haben einen Etat von 329 Millionen Mark in Einnahme und 373 Millionen Mark in Ausgabe und erfordern daher beträchtliche Zuschüsse. Der Etat des belgischen Kongo mit 2,4 Millio nen Geviertkilometer und 20 bis 30 Millionen Einwoh nern (die Angaben schwanken stark) ist für 1911 auf 32,7 Millionen Mark veranschlagt. Belgien lehnt es bekannt lich ab, für die Entwicklung dieser aussichtsreichen Kolonie in nennenswerter Weise beizutragen und ist daher immer noch auf starke Besteuerung und Ausnutzung der Eingeborenen angewiesen. Deutsche» «eich Gegenüber den Verdächtigungen, die der deutsche Katho lizismus und der Srzbtschof von Köln tn auSläddtschen Zeitungen erfahren und die zum Teil an einen Artikel der Torrespondance de Rome anknüpfen, ermächtigt der Nun- ttuS Frühwtrtden Bayrischen Kurier zu der Erklärung, daß der Artikel deS Torrespondance de Rome, dessen Ton er selbst nicht billige, in keiner Weis« von einer höheren zuständigen Behörde inspiriert sei. Er protestiert auf da« entschiedenste gegen dte Artikel der auswärtigen Zeitungen, tn denen so schwere Anklagen gegen dte Katholiken Deutsch, land« und da« Zentrum erhoben werden und tn denen man sogar Schatten auf dte unantastbare Person deS durch seinen Hirteneifer rühmlich bekannten Erzbischof« von Köln werfen möchte, von zuständiger Seite wird ihm versichert, daß an der Veröffentlichung dieser Artikel weder Monstgnor« Venignt noch «in anderer Prälat unmittelbaren oder mittel- baren Anteil habe. Eta Fall unschönen Wettbewerbe« ist der „Franks. Zig." mttgrtetlt worden. Eine süddeutsch« Ma- schtnenfabrtk, die vorzugsweise Turbinen und Regulatoren hergrstellt, hat den vberingrnteur eine« sächsischen Kon kurrenzunternehmen« engagiert. Daraufhin wandten sie sich an ou«wäritg« Vertreter de« sächsischen Unternehmen«, von denen sie wissen konnte oder mußt«, daß sie durch langjährige Verträge an ihre Firma gefesselt waren, um sie gleichfoll« zum Bruch der alten Beziehungen und zum llebergong an ihr Unternehmen zu veranlassen. Da« ge schah unter dem Vorwand, daß auch ander« Herren, di« bi« Letzt di« sächsisch« Firma verlreteN hätten, an di« Kon kurrenz übergegangen seien. Di« Vertreter haben jedoch da« Ansinnen abgelebnt und ihrer alten Firma von diesem Konkurrenzmanöoer Kenntnis gegeben. Di« türkisch« Studienkommiffiov ist Frei- tag vormittag mit dem Nord-Süd-Expreß nach Genua ab gereist, von wo die Heimreise angetreten wird. An den Kaiser sandleck die türkischen Gäste folgende« Huldigung«- telegramm: „Die Teilnehmer der ottomanischen Studien kommission bitte- beim Scheiden au« Deutschland, Eurer Majestät di« tiefst« Ehrerbietung und unbegrenzt« Bewun derung für Deutschland« geistig« und wirtschaftliche Kultur ausdrücken zu dürfen." Der Kaiser ließ folgend« Antwort depesche senden: Er. Majestät lassen für den Huldigung»- grüß der ottomanischen Studienkommission danken und hoffen, daß die gewonnenen Eindrücke zum Vesten beider Länder nachhaltig sein werden. DaS „v. T." behauptet mit Bestimmtheit, daß Herr von Heyd,brand Verhandlungen mit dem Zentraloerband Deutscher Industrieller über die zukünftige Gestaltung der Schutzzölle geführt habe, und zwar in dem Sinne, daß auch dte Jndustrtezvll« ein« Erhöhung dringend bedürften. lieber dte Wehrfähigkeit der großstädtischen Bevölkerung veröffentlicht Dr. R. KuezynSki, der Direktor de« Statistischen Amte« der Stadt Schöneberg, im ersten Hefte der „Annalen für soziale Politik und Gesetzgebung" eine interessante Studie. Wir entnehmen darau« folgende Zahlen: Ueber di« „Tauglichen" nach den Größenklassen der Geburtsorte liegen für die Jahre 1907 und 1908 folgende Ergebnisse vor: In Berlin stellte sich der Anteil der Tauglichen auf 31.4 und 28,2 Prozent und in Städten mit 500000 bi« 1 Million Einwohnern auf SS.V und 44,0, in Städten mit 200 000 bi« 500 000 Einwohnern auf 50,1 und 48,9, tn Städten mit 108 000 bi« 200 000 Einwohnern auf 47,9 und 48,2 und in Städten mit 50 000 bi« 100 000 Einwohnern auf 51,8 und 51,5. Dte Städte überhaupt lieferten 50,4 und 50,1 Prozent Taug- liche und di« Landgemeinden überhaupt 58,8 und 57,7. Für da« ganze Reich beträgt der Prozentsatz 54,9 und 54,5. Für da« dritte preußisch« Armeekorps, da« für Groß-Berlin maßgebend ist, haben sich folgende Sätze für die Tauglichen in den Jahren 1907 und 1908 ergeben: Bon den endgültig Abgeferttgten wurden für tauglich befunden in Berlin 31,4 und 28,2, in Brandenburg 54,0 und 49,5, in Charlotten- bürg 35,7 und 38,6, in Frankfurt a. O. 46,1 und 42,2, in Potsdam 44,5 und 37,8, in Rixdorf 45,2 und 38,4, Schöneberg 42,8 und 39,5, Spandau 53,4 und 46,4 und tn Wilmersdorf 44,0 und 42,0 sowie tn den sonstigen Bezirken 52,4 bezw. 52,3. Im gesamten SrmeekorpSbezirk ist der Prozentsatz 44,9 und 43,3, darunter Städte mit 38,2 und 36,5. Lu« den gesamten Ermittlungen im Reiche hat sich die Tatsache ergeben, daß die TauglichkettSziffer im ganzen tn den kleinsten Orten am höchsten, dagegen tn den größten am niedrigsten war. Welch« hervorragende Stelle Deutschland in der Arbeiterfürsorge, Arbeiterschutzgesetzgebung und Gewerbeaufstcht unter den Staaten einnimmt, geht wieder einmal recht deutlich au« einem vergleichenden Be richt de« Internationalen Arbeitsämter zu Basel hervor. Danach zeigt der Bericht, daß tn Deutschland dte Zahl der GewerbeaufstchtSbeamten sowohl an sich wie im Verhältnis zu der Zahl der revisionSpfltchtigen Betriebe und der darin beschäftigten Personen am größten ist. Im letzten Vericht»- jahr waren in den deutschen Bundesstaaten im ganzen 543 Beamt« im GewerbeaufstchtSdienst tätig gegenüber 200 in England, 139 tn Frankreich, 107 tn Oesterreich und 42 tn Ungarn. Deutschland hat also mehr Gewerbeaufstcht«- beamte wie diese vier Industriestaaten zusammen, obwohl die Zahl der reoistonSpflichtigen Betriebe keineswegs viel größer ist. Au« dem Bericht geht auch hervor, daß die Behauptung, Deutschland sei in bezug auf die Heranziehung von Frauen zur Gewerbeaufstcht anderen Ländern gegen über tn Rückstand, anzutreffend ist. Vielmehr steht Deutsch land auch tn dieser Beziehung an erster Stell«. Denn dte Zahl der im Gewerbeausflchtüdienst tätigen Frauen belief sich bei un« auf 29 gegenüber je 18 in England und Frankreich und 5 tn Oesterreich. Auch tn bezug auf die Vorbildung der GewerbeaufstchtSbeamten ist Deutschland den anderen Staaten überlegen. Denn den Beamten ist bet un» tn viel größerem Umfang al« in den anderen Ländern auch die Durchführung de« Schutze« der Arbeit« gegen Unfall und gewerbliche Krankheit übertragen, eine Aufgabe, dte nur auf Grund technischer Vorbildung zu lösen ist. Schließlich sind auch die Befugnisse d« AufstchtS- beamten bet un« weitergehend al« tn anderen Ländern, well dte Durchführung aller Bestimmungen zum Schutze d« Arbeiter nahezu ausschließlich dem eigenen Ermessen de« GewerbeaufstchtSbeamten überlassen ist. Dte deutschen Zuckermärkte standen während der letzten Tag« im Zeichen d« Hausse. Der strichweise beispiellos starke Vlattlau«befall und da« in d« Haupt- Ais So»etßSIt»»t«Uo Somit»,» 11-12 Ukr.