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1. Beilage ziim ^Riesaer Tageblatt". «»««onSdnur und ««,»« »o. Lang,, » «tntarttch w Niefm-— Mr dl, NedeM« »«aunmM»: Hermann Schmidt I» Maja. Saaaabea», S4. «heil 1SV», abeadö. s «s. Jahr». ölieeiiM »§ i« InW» MSbp. Wgen-Bericht. Lob. Berlin. 23. April 1909. Lin Lag für die Juristen. Auf der Tagr»ordnuug ßcht di« erste Beratung der Novelle zum Strafgesetzbuch. Im wesentlichen bezweckt di« Vor lage: Milderung von Härten bei Verfolgung und Bestraf ung de» Hausfriedensbruch«», de» Arrest- und Siegelbruche» gnd bet Vereitelung der Zwangsvollstreckung. Verschärfung der Voraussetzungen der Strafbarkeit von Tierquälereien. Verstärkung de» Schutze» der Ehre gegen Beleidigungen durch erhöht« Strafen und durch Einschränkung de« Wahr- heitSbeweise». verstärkt« Bestrafung von Mißhandlungen jugendlicher Hilf- und Wehrloser. Leichte Bestrafung für au» Not begangene kleine Diebstähle und Unterschlagungen. Einschränkung de» Tatbestandes der Erpressung. Staats sekretär Nteberding entwickelt in der ihm eigenen trockenen, streng sachlichen Art sein« Ansichten über die Notwendigkeit der Einbringung der Novelle, die den viel fachen Forderungen de« Reichstage» Rechnung trage. Be sonder» lange verweilt der Staatssekretär, der von einem kleinen Kreis Abgeordneter umgeben ist, bei der Gtrafver- schärsung wegen Beleidigungen. ES soll denen ein ver stärkter Schutz zu teil werden, die bisher gegen Bekannt- gäbe privater Angelegenheiten durch die Presse wehrlos sind. Der Staatssekretär spielt auf den Fall Hau an. Die Freiheit der Presse soll dadurch nicht beschränkt werden. Liegt ein öffentliches Interesse vor, so soll nach wie vor der Wahrheitsbeweis erbracht werden können. Mit der Versicherung, der Regierung habe jede Tendenz bei Aus gestaltung der Vorlage fern gelegen, schließt der Staats sekretär unter dem Beifall seiner kleinen Gemeinde. Der korpulenteste Herr des Hause», AmtSgerichtSrat Engelen oom Zentrum, fragt unter Hinweis auf den Fall Eulen- bürg, warum nicht auch für gewisse Delikte Strafverschärf ungen vorgesehen seien. Der BeleidigungSparagraph 186 könnte zum unberechtigten Schutz für den Beleidigten wer ben, wenn der Begriff deS öffentlichen Interesse» einge schränkt werde. Ein seltener Redner im Hause, der kon- dafür, daß im Lohnkampfe von Erpressung nicht geredet «erben dürfe. Nachdem noch Rechtsanwalt Roth von der Wirtschaftlichen Vereinigung im Prinzip seine Ein- willtgung zu der Vorlage gegeben und der Antisemit Werner sich gegen di« Ausschließung de» wahrh«it»bi- weise» gewendet hat, wird die Fortsetzung der Beratung auf morgen 2 Uhr vertagt. 3n PWIqit la Die Geschichte der jungtürkischen Bewegung, von oer eine so entscheidende Einwirkung auf die Schicksale des osmanischen Reiches ausgegangen ist, wird in drama tischen Bildern und großartiger Steigerung durch ein soeben erschienenes englisches Buch „Die Mrkei in Re- rolution" vorgeführt, in dem ein guter Kienner der tür kischen Verhältnisse, Charles Roden Buxton, die jüngsten Vorgänge historisch beleuchtet. Saloniki ist bekanntlich die Geburtsstadt der jungtiiriischen Bewegung; in diesem gro ßen blühenden Handelshafen wehte schon immer ein freierer Geist, und in dieser Atmosphäre von Freiheit, die in Saloniki mit seinen sauberen Weißen Häusern, den wohlgepflasterten, baumbepslanzten Straßen und dem frischeren Volksleben herrscht, ist der Gedanke- der Revo lution entstanden. Ein anderes Element war „das all mähliche uno geheime Eindringen westlicher Ideen, die seit einem halben Jahrhundert sich immer stärker geltend machten. Und zwar schulden die Jüngtürken für ihr in tellektuelles Reifwerden Frankreich den größten Dank. Durch französische Bücher oder durch französische Ueber- setzungen ton englischen Werken, durch das Bekanntwerden mit den Gedanken und Ueberlieferungen der französischen Demokratie ist der Geist der Türkei aus seinem tiefen Schlummer aufgerüttelt worden. Es waren die Ver bannten in Paris, die den Revolutionären in der Türkei den Plan einer groben Organisation übermittelten. Ihre Tätigkeit fand den Höhepunkt in einem geheimrevolutio- näreu Kongreß zu Paris Ende 1907, auf dem Türken, Armenier, Griechen, Albanier, Juden, Bulgaren und antworte», ob er durch einen feierlichen Eid versprechen wolle, ein wichtiges Geheimnis nicht zu verraten, fall) es ihm anvertrgut werde. Hatte er in diese erste Beding ung gewilrigt, dann fand die eigentliche Aufnahme statt. „Die Form der Aufnahme war zu einer ganzen Zere monie ausgebildet. Der Mann wurde mit verbundenen Augen nach einem verborgenen Ort geführt, dessen Um gebung sorgfältig vor ihm verheimlicht wurde. Dann ward die Binde von seinen Augen genommen, und er be fand sich vielleicht in einem dunklen Raum oder in einem einsamen Tal zwischen Hügeln, von drei Fremden um geben, die schwarze Masken trugen. Hier mußte er den Md leisten, der von nun ab das heilige Gesetz seines Lebens sein sollte. Mit einem Schwur auf' das Schwert und das heilige Buch verpflichtete er sich, alle seine Kräfte der Reformierung seines Landes zu weihen, jedem Be fehl blindlings zu gehorchen, der von der Leitung des Bundes zu ihm gelangen würde, nie Geheimnisse zu ent hüllen und jeden, auch den ihm Liebsten und Teuersten zu'töten, den der Bund zum Tode verurteilen würde. Tann wurden seine Augen wieder verbunden, und er zu dem Ort zurückgeführt, von dem die geheimnisvolle Reise ausgezangen." Doch der Aufgenommene wurde noch nicht zum vollberechtigten Mitglied, er mußte erst eine lange Probezeit dnrchmachen, während der er von seinen Ge nossen sorgfältig bewacht wurde; erst dann wurde er Mitglied eines Ortsverbandes; zu solch einem OrtSver- band gehörten wohl hundert oder zweihundert Mitglieder, aber der einzelne stand nur in Verbindung mit vier an deren Mitgliedern, und von den fünfen genoß wieder imr einer das Vertrauen der, oberen, die durch ihn mit den anderen vier verkehrten. So ging die ganz« Leitung von einigen wenigen aus, während die große Zahl der Ver schworenen keinen Einblick in das Getriebe des Bundes hatte und nur willenloses Werkzeug war. Die Organi sation breitete sich bald weithin aus und hatte SO000 Mitglieder. Mitteilungen durften natürlich nie durch die Post gemacht werden, weil die Gefahr bestand, daß die Briefe geöffnet wurden; die Nachrichten wurden meistens seroative Pern iok, zollt der kleinen, aber guten Vorlage besonders wegen de» stärkeren Schutze» der Ehre uneinge schränkte» Lob. Er beantragt Verweisung der Vorlage an eine besondere Kommission. Der freikonservative Amts richter Dr. Varenhorst widmet seine Rede besonder» dem Kapitel der Tierquälerei. Die Vivisektion sei für die Medizin unentbehrlich, aber die Auswüchse der Vivisektion müßten beseitigt werden. Für die Nationalliberalen spricht recht eindrucksvoll Rechtsanwalt Osann. Er betont be sonder-, wie schwer e» sei, gesetzlich festzustellen, wo da» Privatleben beginne und das öffentliche Leben anfange. Der Fall Moltke-Harden habe daS gezeigt. Scharfen Pro- test gegen die Einschränkung des Wahrheitsbeweises legt der Sozialdemokrat Frohme ein. Er plaidiert ferner Araber vertreten waren und durch den die Abdankung des Sultans und die Errichtung eines Parlaments als Forderung ausgesprochen wurde." In Saloniki hatte sich schon früher das „Freiheits- Komitee" gebildet, das die gleichen Ziele verfolgte und mit dem revolutionären Komitee in Paris in Verbindung stand. Von dieser kleinen Vereinigung ist die ganze ge waltig« Organisation der jungtürkischen Bewegung aus gegangen. Sehr fein ausgebildet und kompliziert waren die Mittel der Verheimlichung, durch die sich die Ver schwörer so lange Zeit gegen die 40000 und mehk Spione des Sultans geschützt hüben. Der Neuling, der in den Bund ausgenommen würde, hatte noch keine Ahnung wn seinen Bestrebungen; er mußte zunächst die Frage be- durch Frauen vermittelt, deren Geheimdienst durch die Unverletzlichkeit des Harems begünstigt war. Dem weiten Spionagasystem des Sultans begegneten die Verschwore nen durch einen ebenso fein ausgebildeten Spionendienst; sie fochten gegen den Despotismus mit dessen eigenen Waffen." Dank dieser Einrichtungen wuchs die Organi sation zu einer ausgedehnten, tätigen und furchtbaren Macht heran, ohne daß weder ihre Feinde noch auch viele ihrer Freunde etwas davon ahnten. Erst als der Aus bruch der Revolution erfolgt war, erfuhren viele Reform freundlich, wie in ihrer nächsten Umgebung ihre Gesin nungsgenossen am Werke gewesen. Wohl fanden ab und zu Verhaftungen statt, die Verhafteten wurden der Tortur unterworfen und sogar hingcrichtet, aber in keinem Falle lm Dllge ^erlsngfen üie ^ssmski-LigSletten eine popuIarM Me keine sackere rleukrbe Lonlvnenrsilsikesieivonagenlle lluslitsk rler ^lasmski kbnksle bei giüster l^eismmligkeit recblseriigen liiere kqea«imlk»M lüe amlsuemle gewaltige konsumsteigemng velcbe liie ^ssmski ^rben-6esesiscbast rur grössten deutschen tlgsrettentsbnk erkebk. MllmskSli IloMtlM Ul^»nukal<1u>7 Dl 12 KM Me ,l.anr' Lepsin toren slnä — vielkacd geprüft uack prSmUert: medr- dieteo sie «lem V-Mitvlrt beeooäere Vorteile. — tlvlnrlck ^snr lceott nor voo l3NcI>V Hocnscnulen eeprStte ma- rcomea, ans delcaoMen ersten psbri- icsn Vie Le»ekSsi«sieNs ? Lonntsgs 1112 Ukr.