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eine Kuh au- gleicher Veranlassung geschlachtet werden mußte, ist am Donner-tag dem Gutsbesitzer Mohr in dem eine halbe Stunde von hier entfernten Orte Mühlhausen auf freiem Felde, in der Flur Sohl, eine Suh verendet. Herr Bezirksthierarzt Schalter au« OelSnitz stellte Tag« darauf fest, daß da« Thier durch Eindringen einer Haarnadel in da« Herz seinen Tod gefunden. Aus dem oberen Elbthale, 29. April. Infolge der fast jeden Tag in Böhmen und hier stattfindenden Ge witter strömen dem Elbstrome jetzt wieder derartige Wasser mafien zu, daß die Elbe schon seit heute früh sämmtliche Dämme und theilweise auch Landungsplätze überfluthet. Durch dieses elementare Ereigniß wird ganz besonders der Flößerei betrieb gehemmt. Vor Aussig liegen zur Stunde gegen 300 leere Schisse, und es nehmen nur bin und wieder Elbfahr- zeuge dort Ladung auf, wenn auf die zu ladenden Güter ein zufriedenstellender Frachtsatz ausgewirkt worden ist. Die Landesgrenze bei Schmilka passinen bi« heute Mittag 664 beladene Schiffe und 105 Prahmen, sämmtlich aus Böhmen kommend. — Die Verladung der Sandsteinwaaren muß wegen dieses abermaligen Wafierwuchscs stell nweisc aufge hoben werden. Aus dem Erzgebirge. Herr Fabrikbesitzer Oscar Hauschild in Grünberg, Mitinhaber der Nähfadcnfabrik von Max Hauschild in Hvhenfichte, hat im vergangenen Jabre aus Anlaß seiner silbernen Hochzeit seinen Arbeitern eine Summe von 100000 M. geschenkt, die als Grundstock zu einer Pen- siouSkasse sür Beamte und Arbeiter der Firma dienen sollen. Da die Arbeiterinnen an dieser segensreichen Einrichtung nicht theilnehmen können, so ist ihnen jetzt ein ansehnlicher Betrag in baarem Gclde ausgezablt worden. Darob herrscht bei den Betheiligten große Freude. Z wickau. Zwei schwere Ausschreitungen von Schülern während des Unterrichts hat das hiesige Schöffengericht streng geahndet, indem es den dreizehnjährigen Knaben Heinze aus Oberhohndorf, welcher dem Lehrer wegen einer erhaltenen Rüge in das Gefickt schlug, zu 5 Wochen und den 17 jäh rigen Fortbildungsschule! Lippold aus Haßlau wegen Be schimpfung Les Lehrers zu 5 Tagen Gekängniß vcrurtheilte. Oedcran^'29. April. Heute Nachmittag kurz nach 3 Uhr trat hier ein schweres Gewitter, begleitet von Hagel wetter, auf. Ein Blitz scklug im naben Thiemendorf in eine zum Trbgericht gehörige Scheune und zündete, so daß diese binnen kurzer Zeit in Flammen stand. Die darin aufbe- wahrten Futtervorräthe verbrannten, während die Ackergeräthe gerettet werden konnten. Ebersbach. Ein Akt politischer Verrohung, der be reits zu lebhaften Diskussionen geführt und jedenfalls scharfe Auseinandersetzungen der politischen Parteien noch zur Folge haben wird, ist hier zu verzeichnen. Am Sonnabend Abend fand man die als Erinnerungszeichen an den 80 Geburtstag des Fürsten Bismarck gesetzte Bismarckeiche mit abgeschnit- teuer Krone vor. Man wird nicht fehlgehen, wenn man den Thäter hinter einem politisch noch unreifen Burschen sucht. Holz hau, 29. April. Ein recht betrübender Vorfall hat sich gestern Abend hier ereignet. Im oberen Gasthofe war Concert der Dorfchemnitzer Capelle. In einem Neben raume befanden sich mehrere der Gäste, von denen einer, ein Knecht, sich mit einem dort befindlichen Gewehre zu schaffen machte. Plötzlich entlud sich die Flinte und die Kugel drang einem Gaste, einem in hiesigen Ort auf Flurschutz commandirten Jäger, in den Kopf, so daß der Tod alsbald eintrat. Plauen i. V., 29. April. In dem Geschäftsgänge unseres Haupterwerbszweiges, der Stickerei, ist gegenwärtig ein rechter Stillstand eingetreten. Richt allein die Handstick. Maschinen sind unbeschäftigt, sondern auch die Sch sichenstick« Maschinen finden nicht genügend Arbeit. Es kommt vor, daß die in der guten Zeit neu aufgestellten Maschinen letzterer Art wegen Arbeitsmangcl gar nicht in Betrieb gesetzt werden können. Wie Fachleute versichern, werden auch die neuesten Damenmoden eine Besserung in der Stickereibranche leider nicht herbeiführen. Großzschocher, 30. April. Am Sonntag Vormittag ereignete sich in der Familie des Spinners Kraft ein ent setzlicher Unglücksfall. Als sich die Ehefrau auf einen Augen blick aus der Stube entfernte, um in der Küche eine kleine Arbeit zu verrichten, war ihr 1>/., Jahr altes, in der Stube allein anwesendes Söhnchen an die Ofenbank gerutscht, auf der sich unglücklicher Weise der Kasfeetopf befand.. Wahr scheinlich halte sich das Kind an der Bank emporziehen wollen, dabei war der Topf umgefallen und der siedend heiße Kaffee ergoß sich über das Kind, ihm Kopf, Hals und Oberkörper vollständig verbrühend. Gestern ist nun das Kind seinen furcht baren Wunden erlegen. Leipzig, 30. April. Infolge Ersuchens der Staats anwaltschaft Stuttgart wurde gestern ein 23jähriger Hand lungscommis aus Mannheim bier verhaftet. Derselbe hat die Tochter eines Stuttgarter Bürgers entführt. Das Pärchen hielt sich seit 3 Wochen hier unter falschem Namen auf uns wurde schließlich an der Hauptpost, als es Briefe abholen wollte, abgesaßt. Amtliche Angaben über die Anlage des Nord -Ostfee- Kanals. Der Kanal durchzieht die Halbinsel Schleswig'Holstein von der Elbe über Rendsburg zur Ostsee in einer Länge von 98,65 Kilometer. Seine beiden Mündungen befinden sich: zur Nordseite an der Elbe bei Brunsbüttel, zur Ostsee an der Kieler Föhrde bei Holtenau nördlich von Kiel. Jede dieser Mündungen ist sür den Eingang und Ausgang der Schiffe mit zwei nebeneinander liegenden Schleusen versehen, die, so lange es die Wasserstände gestatten, sür die durch gehende Schifffahrt geöffnet bleiben. An ter stlee stehen diese Schleusen sür gewöhnlich offen, an der Elbe sind sie, normale Witterung vorausgesetzt, während jeder Fluthperiode 3 bis 4 Stunden geöffnet. Jede der Mündungsschleusen, die nur bei wesentlichen Höhenunterschieden des Innen- und Außenwafierstande« in Wirkung kommen, ist 25 Mtr. breit und hat eine Länge zwischen den Thoren von 150 Mtr. Auf den Schleusenschwellen ist bei niedrigstem Kanalwafier- stande noch eine Wafiertiefe bei Brunsbüttel von 8,70 Mtr., bei Holtenau von 9,07 Mtr. Zur Bewegung durch die Schirmen ist für die Schiffe, so weit nöthig, je ein Schlepp dampfer für jede Schleuse vorhanden. Die Schleusen an beiden Mündungen werden in den Thoren, Schützen und Spillen hydraulisch bewegt, um die Schiffe schnell zu beför dern. Binnenseits der Schleusen befinden sich Häfen, die al« Warteplätze für die Schiffe dienen, die Aufenthalt haben. , Der Kanal hat bei niedrigstem Wafierstande 8,5 Mtr. Tiefe bei einer Sohlenbreite von 22 Mtr. Bei 6,5 Mtr. tiefgehenden Schiffen ist die Breite in Kielhöhe zu 34 Mtr. bemessen. Die Böschungen de« Kanals sind bis zu 3 Mtr. über der Sohle 1: 3, von 3 bis 7 Mtr. über der Sohle 1:2. In der Höhe von 7 Mtr. über der Sohle liegt an jeder Seite ein 2,5 Mtr. breites Bankett, auf welches sich der Fuß der bis aus 1 Mtr. über Mittelwasser (Normal- spiegel) hinauf reichenden Steinböschung aufsetzt. In den Krümmungen von 1000 Mtr. bis 2500 Radius ist die Sohle noch verbreitert, damit die Schiffe sic leichter durchlaufen können. Die Fahrt durch den Kanal unter Lootsenkontrolle, welche auch die Zollaufsicht bewirkt, darf nicht 5,3 Knoten Geschwindigkeit überschreiten, so daß mit geringen Aufenthalten bei Schleusen und Brücken auf eine Durchgangszeit von 13 Stunden zu rechnen ist. Dampfer können mit eigener Kraft gehen, Segelschiffe dagegen werden geschleppt. Die Einzel heiten des Betriebes werden nach einem noch nicht ganz ab geschlossenen Bctriebsreglement geordnet. Der Gebührentarif steht noch nicht fest. Beide Ufer des Kanals sind in Höhe des Wasserspiegels zum Schutz gegen Wellenschlag mit Steinen bekleidet und es befinden sich in Entfernungen von 200 Bietern Steintreppen in diesen Pflasterungen. Am Ufer entlang und in einem Abstande von 25 Meter zu beiden Seiten der Treppen stehen für etwaigen Bedarf Haltepfähle. Bei Kilometer 12,2, 22,6, 35, 47,35, 59,1, 70, 84 und in den Seen befinden sich Aus weichestellen, mit Haliepsählen an den Ufern, von 6,5 Mtr. Wassertiefe bei Niedrigwasser, in die die Handelsschiffe ein trete», wenn größere Kriegsschiffe den Kanal durchlaufen. Dieie Ausweichen sind je 250 Meter lang in jedes Ufer 12 Meier tief emgeschnitten. Der Kanal wird für den Landverkchr von Drehbrücken und Fähren überschritten. Die Ucberführung der westhol- finnischen Eisenbahn und der Kiel-Flensburger Bahn sind als feste Brücken angelegt und geben sür die Schifffahrt kein Hinderniß ab, da sie den Kanal in voller Breite frei lassen und die lichte Höhe über dem Wasserspiegel in dieser Breite 42 Meter beträgt. Die Drehbrücken haben 50 Mtr. lichte Weite, halten also dies Kanalprofil im Wesentlichen frei, haben oberhalb und unterhalb auf beiden Seiten Leit werke und Haltepfähle für Schiffe, die nicht gleich passiren können. Die Fähren sind einfache Zichfähren, die den Ueber- gang über den Kanal zwischen den passirenden Fahrzeugen zu gewinnen haben. Für die Nachtfahrt sind beide Ufer des Kanals durch elektrische Glühlichter markirt, die in den geraden Strecken in Entfernungen von rund 250 Meter und in den Krümmungen etwas enger stehen. In den Seeen sind Gasbojen ausgelegt. Um Uebrigen finoen sich bei Schleusen und Brücken Lichter zur Beleuchtung und als Signale angebracht. Oeftlich von Rendsburg zweigt sich von dem Oord-Ost- seekanal der Weg nach der Untereider ab, der bei Rends- bürg für die sich hier bewegende kleinere Schifffahrt durch eine neue Schleuse von 12 Meter Breite, 65 Meter Länge führt, die bei nicdiigstem Wasserslande 5,27 Meter Wasser tiefe auf der Schwelle hat. Schiffe, die diesen Weg ein schlagen, können ihn jedoch nur verfolgen, wenn sie nicht tiefer als 3,3 Meter gehen und mit ihrer Länge den scharf ge krümmten Lauf der Untereider zu passiren vermögen, wes halb sie nicht über 40 Meter lang sein dürfen. Bericht über die Sitzung des Bezirksausschusses der Königs. Amtshauptmannschaft Grotzenhai« am 27. April 1895. Unter Zuziehung der Betheiligten und Sachverständigen wurde wegen des Gesuchs Gustav Hohnstcin'S in Riesa um Genehmigung zur Abänderung und Vergrößerung seiner dasigen Ziegeleianlage, sowie wegen der dagegen erhobenen Widersprüche mündlich verhandelt und wird die Entscheidung in der auf den 11. Mai ds. Js. anb.raumten Sitzung ver kündet werden. Zu Abhaltung des nächsten Bezirkstags, dessen Tagesordnung Genehmigung fand, wurde der 29. Mai ds. Js. Mittags 12 Uhr festgesetzt. Genehmigt wurden: das Regulativ über Einhebung der Gemeinde- rc. Anlagen in der Gemeinde Porschütz, der Beschluß des Gemeindcraths zu Heyda über Erhöhung der.Gebühr zur Ortsarmenkasse bei Schaustellungen und regulatiomäßigen Tanzmusiken, der Nachtrag zum Ortsstatut sür Lötzschen, Erhöhung des Ge halts des dasigen Gemein aevorstandes betr. und der Beschluß des Gemeinderaths zu Strauch über veränderte Festsetzung des Ausbringungsmodus bei den dasigen Gemeindeanlagen. Al« Beihilfe zur Anschaffung einer Fußmaschine für eine unbemittelte Person wurden weitere 24 Mk. aus dem Bc- zirksvcrmögen verwilligt, auch wurden die eingegangenen 6 Gesuche um Unterbringung von Kindern in die Heilanstalt Soolbad Frarkenhauscn auf Kosten des BezirkSverbands ge nehmigt. Nachdem die Gemeinde Oberrödern dahin sich ver bindlich gemacht hat, den Weg Sir. 304 des dasigen Flur buchs künftig als Wirthschaftsweg, beziehentlich als Fahr- und Fußweg im Stande zu erhalten, wurde nunmehr die Einziehung dieses Wegs als Kommumkationsweg endgiltig bedingungsweise gcnehu-.igt. Ebenso wurde zu der Erklärung des Gcmcindcralhs zu Quersa über das Fortbestehen des früheren Kommunikationsweges Nr. 1352 des dasigen Flur buchs als Wirthschaftsweg bedingungsweise Genehmigung er- theilt. Der Fabrikschlofier Moritz Zimmermann und der Zeugdrucker Ernst Fischer in Naundorf b. Gr. wurden mir ihren Beschwerden, Heranziehung zu den Gemeindeanlagen betr., abgewiesen. Betreffs der Ausnahmen von dem Per- bote der Sonntagsarbeit im Gewerbebetriebe nach tz io5c1 der Reichsgewerbeordnung wurde die vorläufig- Festsetzung der nachgelassenen Sonn- und Festtage für den hiesigen Be zirk als nicht erforderlich erachtet, vielmehr den Betheiligten in jedem einzelnen Falle Anzeigeerstattung an die königliche Amtshauptmannschaft überlassen. Erlaubniß wurde enheilt: den Materialwaarenhändlern Lange in Zabeltitz und Klar mann in Gröba zum Kleinhandel mit denaturirtem Spiritus, dem Fleischer Oehme in Oberebersbach zum Bier-, Wein- und Branntweinschank rc., dem Gasthofsbesitzcr Bahrmann in Nünchritz zur Abhaltung dreier Gartenkonzerte mit darauf folgendem Tanzvergnügen im Laufe dieses Sommers und dem Materialwaarenhändlcr und Bäckermeister Hartig m Skäßchen zum Bier- una Kaffeeschank, im Uebrigen aber Lessen Gesuch wegen Weinschank im Mangel Bedür fnisses ab gewiesen. Der Fleischer Schäfer in Gröditz erhielt zum Be triebe einer Kleinvichschläckterei im Grundstück Cat.-Nr. 314 für Gröditz bedingungsweise Genehmigung. Ebenso würben bedingungsweise genehmigt die Abnennungm von dem Düricken'fchen Gute Fol. 12 sür Zottcwitz und von der Mager'fchen Häuslernahruiig Fol. 8 für Liega. Im Mangel Bedürfnisses wurden abfällig beschieden die Gesuche: Max und Paul Mitscherling's in Radeburg wegen Bier- und Brannlwcimchanks in ihrem Fabrikgrundstück, des Wein händlers Schulze in Priestewitz wegen Weinschanks und d.ä Hausbesitzers Müller in Neuseußlitz wegen Verkaufs ron Branntwein an die bei dem Bau der Seußlitzer Schule be schäftigten Arbeiter. Mehrere Nummern der Tagesordnung wurden beziehentlich wegen weiter anzustellendcr Erörterungen von der Tagesordnung abgesctzt. Vermischtes. Die Walpurgisnacht, die Nacht zum 1. Mai, hat sich als Zufluchtsstätte für den heidnischen Spuk unserer Altvordern bis in die neueste Zeit erhalten. Der Thau, der in jener Nackt fällt, soll nach dem Aberglauben der Land bevölkerung die Kräfte des Mannes erhöhen und der Jung frau die Reize verschaffen, deren sie bedarf, um den Gettebten an ihre Seite zu rufen. In jedem Falle gilt er — wie Fritz Wernicke in dem „Lpz. Tgbl." erzählt — für ein sickere« Mittel, die Sommersprossen, welche ihr Antlitz entstellen, wie mit unsichtbarer Hand fortzuwischen. Allerhand Krankheiten, von denen der Sterbliche heimg suckt wird, lassen sich durch den Thau verscheuchen. Schneidet man in der Walpurgis nacht einen Zweig der Eberesche vom Baum und schiägt damit auf das Kreuz einer Kuh, so wird sie milchreich und liefert eine Butter, die überall Abnehmer findet. Auch das Wetter am 1. Mai spielt seine Rolle in dem Wohl und Wehe der gläubigen Landbevölkerung. Mild soll cs sein und sonnig; am besten, wenn über den blauenden Frühlingshimmel nicht das kleinste Wolkensckäscben huscht; dann fällt die Ernte gewiß gut aus und die Tennen füllen sich mit Erntesegen. Aber selbst der so unerwünschte Regen besitzt eine Zauberkraft, aus welcher der Mensch einen Nutzen zu ziehen weiß: über die Stirn gestrichen, verscheuchen wenige Tropfen desselbcn den schlimmen Kopfschmerz für das ganze Jahr. Blöde und ungeschickt aber sollen Kinder sein, welche am 1. Mai das Licht der Welt erblicken. Ebenso sollen die Gänse, welche an diesem Tage dem Ei entschlüpfen, nimmer gerathen oder gar einen selten Braten abgeben. Der Spuk, welcher an diesem verhängnißvollen Tage sein Unwesen treibt, ist eben zu mächtig, als daß man ihn in jeder Hinsicht unschädlich machen könnte. Das gewöhnlichste Mittel der Hilfe bestehl darin, daß man am Abende vor dem „Walpurgistage" an alle Thüren ein Kreuz oder einen Drudenfuß malt. Damit verscheucht man die unholden Wesen, welche dem Hause und seinem Gedeihen Störung bringen wollen. An einigen Ortcn nimmt man auch drei Häuflein Salz, streut sie den Kühen schweigend zwischen die Hörner und geht dann rücklings au« dem Stalle fort. Dadurch wird das Dich gefeit wider den schädlichen Einfluß, welchen jene Gewalten auszuführen willen« sind. Gegen den bösen Blick hilft es, wenn man in der Walpurgisnacht Zweige von Erlen vor die Stall'hüren hängt. Das Lieh ist dann geschützt vor jeder Behexung, welche ein mit dieser schädlichen Kraft ausgerüstetes Auge zu vollmdren im Stande ist. Die junge Saat bewahrt man vor Schac.u, indem man am Walpurgisabende mit Gewehren darüb r hinschicßt oder ein Weilchen die Kirchcnglvcken läutet. Jnnw, aber hilft der Drudenfuß oder nicht minder gut der Besen. Auch ein Pferdefuß, angenagelt über der Stalllhür, treib! die Unholdinnen hinweg. Hat eine Hexe ein Stück Bich beschädigt oder gar umgcbracht, so kann man sie gleichfalls in der Walpurgisnacht ausfindig machen oder selbst zur Strafe ziehen. Man stecke in das Herz des tobten ThicreS drei Nägel und drücke dieselben allmählig immer tiefer hinein s Alle Qualen, welche das Thier bei lebendem Zustande durck- l machen würde, gehen nun auf die Hexe über. Sie muß sterben, wenn sie nickt kommt und um Erbarmen bittet, so daß man sich bewogen fühlt, die Nägel bei Zeilen wieder herauszuziehen. Auch zum Tode durch die Schwindsuchr kann man die Unholdin veruriheilen, wenn man ihre Fußlapjcn herausschncidet und zu^Walpurgis in den Rauch des Schorn steins hängt. ; Eingesandt. '' Ueber den Vortrag „Elf Jahre auf See" des Herrn Schulze schreibt der „Erzgeb. General-Anzeiger": Em fesseln der Vortrag war es, welcher im hiesigen Gewerbe-Percin durch Herrn Schulze gehalten wurde. Der Redner, welcher als erfahrener Seemann alle Gefah en und Leiden des See lebens aus eignen Erlebnissen treffend zu schildern wußte, führte die zahlreiche Hörerschaft durch die Erfahrungen seiner langjährigen Dicnstzcw auf Kauffahrern, auch bei der kaiser» Marine und insbesondere auch beim Norddeutschen Llov',