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Riesaer K Tageblatt 48. A«hr« Mittwoch, 1. Mai 1885. MeudS. 10« Mohr. Da» Richarr Tageblatt «schwtt jede« Ta» Abmd« mit Autnahme d« Emm, und Fasttage. Bimwijährlich« BrznOchtrei» bei Abholung in dm Exprdltton« in Nlcha und Strehla, dm Ausgabestelle«, t-wte em Schalt« d« Mijai. Poftmstalt« 1 ««ck 2» Pf, durch di« Lttlger frei in» tzm» 1 Mar» SO Pf„ durch dm BMstrLg« ftch st» Hm» 1 ««» « Pf. «tvigmSmahm fstr dw «mm« de» Au»gt>b«tage» bi» Pmnittag 8 >sh- ihm SmIhL Dmt «» vettag »m Lange« L »interlich «n Nt«fa. — Seschäftsst-ll«: Lastauteustratz« SA — Für dw «edaetim namtwmtlich: Horn». Schmidt in Uiesa. schritten und zu dem Beschlüsse gekommen ist, die Herstellung der Verbindung zu verzögern. — Als Ergänzung einer von uns schon in voriger Woche gebrachten Notiz über die Erfolge der von den hie sigen Schulen auf höhere Schulen übergegangenen Knaben theilen wir noch Folgendes mit: Sechs Schüler bestanden die Prüfung für Lehrerseminare und wurden, obwohl der Andrang zu diesen Anstalten diesmal stärker war als je, sämmtlich ausgenommen. Ueberdies wurden zwei Schüler aus der zweiten Klasse (8. Schuljahr) in die erste Klasse der Realschule zu Großenhain, zwei andere aus der dritten Klasse (7. Schuljahr) nach Obertertia der Dreikönigsschule (Realgymnasium) zu Dresden»Neustadt, ein Schüler aus derselben Klasse in die Untertertia der Fürstenschule zu Meißen ausgenommen und mit einer ordentlichen Koststelle bedacht und endlich ein Schüler aus der fünften Klasse (5. Schuljahr) in die vierte Klasse des Gymnasiums zu Luckau ausgenommen. Alle diese Schüler waren bis auf einen Schüler unserer höheren Knabenschule. Nicht unerwähnt wollen wir lassen, daß ein Schüler, der in der Sexta der genannten Klasse sitzen bleiben sollte, in einer Realschule, auf die der Vater ihn unter der Hand gemeldet hatte, in die fünfte Klasse ausgenommen w.orden ist, obwohl dort be kannt war, daß der Knabe hier hatte nicht versetzt werden können. Der Vater meinte freilich, er habe auch darauf gedrückt, daß sein Sohn nach Quinta käme, sonst hätte er ihn wieder mitgenommen! — Die Schlußrechnung des in Breslau stattgefundenen 8. allgemeinen deutschen Turnfestes erziebt 31000 M. Fehl betrag. Die Stadt Breslau garantirte zur ersten Stelle 25000 Mk. Für die restirenden 6000 haben die Zeichner des Garantiefonds mit 4 Procent ihrer Zeichnung aufzu kommen. — Mit heute begann nicht nur in Preußen, sondern auch in Oesterreich die Jagd auf Rehböcke, welche nach säch sischem Jagdgesetz noch bis zum 30. Juni geschont werden müssen. Dagegen beginnt in Preußen von jetzt ab die Schon zeit für Trappen, Schnepfen und wilde Schwäne, während in Sachten die Schnepfen, sowie die Hähne vom Auer-, Birk- und Haselwilo noch bis zum 15. Mai erlegt werden dürfen. Vom letzt bezeichneten Tage ab bis zum 1. Juli stehen dann bei uns sämmtliche jagdbaren Thiere, mit alleiniger Ausnahme des sogenannten Raubzeuges, in der Schonzeit. Aller Vor aussicht nach dürften jedoch während der heurigen Jagdsaison die Wildpretmärkte nicht so reichlich beschickt werden, als im Laufe der letzten beiden Jahre, da nicht blos Rebhühner und Haien, sondern auch das eigentliche Hochwild durch den so lang andauernden und harten Winter außerordentlich gelitten Hal und namentlich Rehe der Kälte erlegen sind. Lommatzsch, 28. April. Herr Kreishauptmann Schmiedel erschien Sonnabend Nachmittag auf hiesigem Nach hause. Nachdem er sich über den Gang der städtischen Ver waltung im Allgemeinen informirt, das Rathhaus, sowie einige andere städtische Gebäude in Augenschein genommen hatte, kehrte er mit dem Abendzuge nach Dresden zurück. -s Dresden. Der Prinz und die Prinzessin Friedrich Azigust sind gestern Abend aus Weimar wieder eingetroffen. Heute früh hat sich der Prinz nach Kleinstruppen begeben und kehrt Mittags von dort zurück. — Der Aufenthalt des Königs paares in Sibyllenort ist bis zur zweiten Juniwoche in Aus sicht genommen. Der Kultusminister Dr. v. Seydewitz unr Frau v. Malortie werden das Herrscherpaar begleiten. Zum Empfange des Königspaarcs ist Generallieutenant v. Minckwttz heute nach Sibyllenort gereist. Bad-Elfter. Nachdem vor einigen Monaten der Oekonom Christian Friedrich hier eine Kuh hat tödten lassen müssen, weil sie eine Stopfnadel in den Eingeweidrn halte, und nachdem vor wenigen Wochen bei dem Gutsbesitzer Christoph Hilf in dem nahen böhmischen Orte Thonbrunw Orrttichrs uus Sächsisches. Riesa, l. Mai 1895. — Die über 30 Jahre lang bei der Firma C. C. Brandt Hierselbst ununterbrochen beschäftigten Beamten und Arbeiter, als l. Platzverwalter und Aufseher Carl Gottlieb Schreiter, 2. Aufseher Friedrich Wilhelm Seurig, 3. Hof arbeiter Joh. Carl Gottlob Rische, 4. Hofarbeiter Friedrich Wilhelm Schwengel und 5. Hofarbeiter Friedrich Carl Jäh- nigen haben von Sr. Majestät dem Könige das tragbare Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit erhalten. Diese schöne Auszeichnung, eine silberne Medaille mit dem erhaben ge prägten Kopfe des Königs auf der Vorderseite und mit der Inschrift: „Für Treue in der Alb.it" im Eichenkranze auf der Rückseite, wird am grünseidenen Moireebande auf der linken Brust getragen. Diesilbe wurde im vorigen Jahre von Sr. Majestät dem Könige gestiftet und wird anstatt der früheren silbernen Medaille für Treue in der Arbeit ver liehen. Herr Bürgermeister Klötzer händigte im Auftrag der kgl. Kreishauptmannschaft den Dekorirte^ die Ehrenzeichen 'm feierlicher Weise heute Vormittag auf dem Werkplatze in Gegenwart des Chefs der Firma, der Beamten und der Arbeiter aus. — Am 1. Mai 1850 — also vor 45 Jahren — trat an Stelle des seitherigen Freiherrltch von Welck'schen Patrimonialgerichts zu Riesa das dasige „Königliche Gericht". Das letztere nahm seinen Sitz in demselben Hause, in welchem bis dahin das Patrimonialgericht untergebracht gewesen und welches dem damaligen Gerichtsdirector Hammer gehörte, gegenwärtig aber in vergrößerter Gestalt dem Johanniter orden als Krankenhaus dient. Der Gerichtssprengel Riesa bestand zu jener Zeit aus dem Städtchen Riesa mit Göhlis und den Dörfern Poppitz, Mergendorf, Heyda, Leutewitz und Moritz. Zum erstmaligen K. Gerichtsvorstand war der damalige Sradirichter und Advocat Hermann Ehrenvest Otto aus Leisnig ernannt worden, neben welchem das gesammte Gerichtspersonal noch vier Beamte md Osficianten zählte. Etwas umständlich gestaltete sich damals der Gefangentransport zwischen Gerichlsstelle und Gefängniß. Die beiden einzigen Gefängniß-Zellen waren nämlich ein Bestandtheil des Kutscher häuschens, welches in den hiesigen Rittergulsgarten — den jetzigen Aibertplatz — eingebaut war und so mußten denn die Transporte zwischen beiden Stellen einen immerhin weiten Weg zurücklegen. Das jetzige Gerichtshaus ist im Jahre 1852 erbaut und im Jahre 1855 durch Zukauf eines zweiten Hausgrundstücks vergrößert worden. — Bei der Sparkasse zu Riesa wurden im Monat April 1895 1130 Einzahlungen im Betrage von 90386 M. 45 Pf. geleistet, dagegen erfolgten 719 Rückzahlungen im Betrage von 116 404 M. 24 Pf. Neue Einlagebücher wurden 161 Stück ausgestellt. Cassirt wurden 143 Bücher. Die Gesammt- Einnahme betrug 165 989 M. 68 Pf. und die Gesammt- «usgabe 125 793 M.. 54 Pf. — Heute Vormittag punkt 10 Uhr rückte die 4. Ab teilung unseres Artillerie-Regiments aus der von ihr bis her inne gehabten Interims-Garnison, Barackenlager Zeit hain, in ihre neue Garnison Riesa und zwar in das Kaserne- ment an der Weidaerstraße ein. Das Offizierkorps der 1. und 3. Abtheilung (das der 2. Abtheilung war wegen statt findender ökonomischer Musterung dieser Abtheilung an der Betheiligung behindert) mit dem Trompeterkorps des Regi ments war der neu cinziehcnden Abtheilung zum Empfange bis an den Rö:erauer Etsenbahnviadukt entgegen geritten. Nach kurzer gegenseitiger Begrüßung hieselbst zog die Ab teilung unter Führung ihres Kommandeurs, Herrn Major Mehlhorn, mit dem Trompeterkorps des Regiments an der Spitze unter den Klängen des Torgauer Marsches durch die mit zahlreichen Flaggen geschmückte Bahnhofsstraße bis ; ur Westftraße und durch diese durch eine vor dem Kaserne- 2 Krümperpferde gegen sofortige Baarzahlung meistbietend verkauft werden. Die Kommandantur. ment seitens der Stadt errichtete, die Inschrift „Willkommen!" tragende Ehrenpforte in ihr neues Heim. Das die neue Abtheilung einholende Offizierkorps unter Führung des Herrn Major Mühlmann nahm mit dem ebenfalls zurückbleibenden Trompeterkorps im Kasernenhofe in Nähe des Einganges Ausstellung und lreß die Abtheilung unter den Klängen der Musik an sich vorüberziehen. Nach dem Vorbeimärsche sprengte das Offizier- und das Trompeterkorps nach dem im Kasernen hofe befindlichen großen Reitplätze, woselbst Aufstellung der Abtheilung in Kolonne erfolgte. Zur Begrüßung derselben hatte sich der städtische Garnisonausschuß, bestehend aus den Herren Bürgermeister Klötzer, als Vorsitzendem desselben, Sradträthen Grundmann und Brekschneider und Stadtver- ordneten H. Barth, Förster und Schütze eingefunden. Nach beendeter Aufstellung ergriff Herr Bürgermeister Klötzer das Wort zu einer kurzen, an den Kommandeur der neuen Ab theilung, Herrn Major Mehlhorn, gerichteten Ansprache etwa folgenden Inhalts: Mein verehrter Herr Major! Um Sie namens der Stadt herzlich willkommen zu heißen, hat sich an dieser Stelle der städtische Garnison-Ausschuß eingefunden. Vor ca. vier Wochen hat die Stadt eine Truppe, die sie im Lause der Jahre recht lieb gewonnen, von dieser Stelle scheiden sehen und die Wunde, welche diese Scheidung hinterlassen, wird nicht so leicht vernarben. Die Hoffnungen jedoch, welche aus den ausgezeichneten Beziehungen zu entnehmen sind, die zwischen der städtischen Einwohnerschaft und dem bereits längere Zeit hier garnisonirenden größeren Theile des Regiments bestehen, lassen aus ein gleiches Verhältniß zwischen Garnison und Bürgerschaft schließen. Was an uns liegt, so werden wir mit allen Kräften be müht sein, das Verhältniß zu unterstützen und heißen Sie herzlich willkommen in Ihrer neuen Heimath. Gott segne Ihren Einzug! Herr Major Mehlhorn ergriff hierauf das Wort zu etwa folgender Rede: Mein verehrter Herr Bürgermeister! Wollen Sie meinen herz lichsten Ausdruck des Dankes entgegennehmen für das freundliche Willkommen, welche» uns seitens der Stadt entgegengebracht wird Ich sehe dasselbe nicht ols kalte Höflichkeit an, sondern bin überzeugt, daß es von Herzen kommt. Kommen wir ja doch auch nicht als Fremde in diese Garnison, sondern als alte Belannte. Und deshalb danke ich der Stadt Riesa und besonders den Herren des Garnison- Ausschusses für die Mühe, welche Sie in letzterer Zeit gehabt haben, um uns ein herrliches Heim zu bereiten. Die Stadt Riesa aber, die uns einen so freundlichen Empfang bereitet hat, sie lebe hoch. Hurrah! Hurrah! Hurrah! Kräftig stimmten Offiziere und Mannschaften in diese Hurrah's, die vom Trompeterkorps mit dem üblichen Tusch begleitet wurden, ein. Hierauf erfolgte zwischen beiden Herren Rednern ein kräftiger Händedruck und die offizielle Einzugs- feierlichkeit hatte ihr Ende erreicht. Dem zahlreich im Kasernenhof angesammelten Publikum war der Zutritt fast unbchlndert gestattet worden. — Zu Ehr<n des Tages hatten sämmtliche städtische Gebäude, wie auch eine Anzahl Privat gebäude der inneren Stadt Flaggenschmuck angelegt. — Arg enttäuscht fand sich gestern eine große Anzahl Passanten der Hauptstraße und Nachbarn des ehemaligen Liebscher'schen Grundstücks. Vor dem Wohnhause desselben sah man gestern Morgen ein Gerüst erstehen, das den schon längst in Aussicht gestellten Abbruch des Hauses und Durch- legung einer Verbindungsstraße von der Hauptstraße nach der Kastanienstraße vermuthen ließ. Doch arge Enttäuschung. Das Gerüst wuchs zwar immer mehr, aber schließlich Hörle der Weiterbau auf und die Maurer fingen an, die Frontseite des Hauses zu — repariren. — Die Herstellung einer Ver bindung beider Straßen ist der Wunsch einer großen Anzahl unserer Geschäftsleute hüben wie drüben ; auch viele Andere haben Interesse daran und vom Stadtrathe ist das Bedürfniß längst anerkannt. Es ist deshalb für Viele umsoweniger verständlich, daß, da einmal ein Durchbruch an dieser Stelle geplant ist, vorerst noch Reparaturen an dem abzubrechenden Gebäude vorgenommen werden. Doch wird unser S'.adtrath gewiß auch hierbei alle in Betracht kommenden Punkte in Erwägung gezogen haben, ehe er zu dieser Maßnahme ver- Amtsötatt der König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Ries«. Bekanntmachung. Die Gemeindeaulagen auf den 1. Termin laufenden Jahres sind baldigst, längstens ab er bis zum 6. Mai dieses Jahres an die hiesige Stadthauptkasse abzuführen. Riesa, am 26. April 1895. Der Stadtrath. Schwarzenberg, Stdtrth. Bekanntmachung. Am 4. d. MtS., Barm. 1t Uhr sollen vor der Kommandantur des Truppen übungsplatzes Zeithain «nb A«retgrr Mttlich «lß Lqeher). Um,sp«chM, «r. «