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endete Tier wird mm, an der Oberfläche tretbnü», mittels Ketten von dem Schiff nach einer der Walfangstatianen an den nördlichen Msten Skandinaviens und Rußlands geschleppt, wo feine Verarbeitung Erfolgt. Fischbein und Dran find die Produkte, die es liefert. ' Hierbei fei bemerkt, daß die das Fischbein liefernden, aus Hornmasse bestehenden, senkrecht gestellten Barten sich nur im Oberkiefer befinden, und zwar hauptsächlich — zumal die längeren — am Rande, wo sie, mit ihren Kanten aneinander stoßend und mit ihren zerfaserten, unteren Enden an die Zunge gedrückt, eine Art Reuse oder Sieb bilden, wodurch, wenn der Wal da- Maul voll Wasser genommen hat, die als Nahrung dienenden MeereStiere zurückgehalten werden, ivährend dem bloßen Wasser der Abfluß zwischen den Barten gestattet ist Der Dran wird aus der ungeheuren, beim Grönland wal bis zu 45 Zentimeter dicken Specklage gewonnen. Liese erleichtert den Tieren dar Schwimmen und bildet einen Schutz gegen die Kälte im hohen Norden. Der Pottwal, der keine Barten hat, sondern gleich den Del phinen zu der Gruppe der Zahnwale gehört) liefert außer den schönen Zähnen noch da- in Höhlungen des Kopse- und unter der Haut enthaltene Walrat. Daß der Walfisch zu den Säugetieren gehört, beweist einmal die Atmung durch Lungen, denen die Luft durch die Nasen- oder Spritzlöcher zugesührt wird, welche sich auf der höchsten Stelle des Kopfe- befinden, um so dem Tiere die Atmnung zu gestatten, auch ohne daß e- den Kopf emporhebt, indem es an der Oberfläche dahin- schwimmt. Ferner ist das Säugen der Jungen, die sich der Mutter anhängen, unmittelbar beobachtet worden. Bald allerdings suchen die Jungen selbst ihre Nahrung, da sie schon ziemlich entwickelt zur Welt kommen, was deswegen notwendig ist, weil sie, vom ersten Augen blick ihres Lebens an dem Wasser überliefert, alsbald dieselben Bewegungen ausführen müssen wie die Alten. Vermischtes. 25000 Mark im Ösen verbrannt. I» Brücke nau (Rhön) hatte ein Bauer einen Kasten mit 25000 Mk. in ReichSkassenscheinen, die ihr» zum Ankauf eines Gutes dienen sollten, in einen Ofen gestellt. Tas Dienst personal hatte keine Ahnung von diesem Versteck und heizte den Ösen. .Hierbei sind die Scheine nebst Kasten zum größten Teile verkohlt. Traurigen Herzens begab sich der Bäuer mit den restlichen Fetzen zu einem Bankier, doch fehlten bei den meisten Resten die Nummern, sodaß der Schatz als verloren gelten muß. Die Helfershelfer der oberschlesischen Raubmörder. Tie amtlichen Ermittlnugen über die von dem erschossenen Raubmörder Kvtroll und seinem Komplicen Valerius begangenen Verbreche» haben er- geben, daß die beiden nicht nur in Laurahütte, sondern auch in verschiedenen anderen Orten des oberschlesischen Industriegebietes Unterschlupf bei Hehlern gesunden ha ben. Nur dadurch ist es ihnen möglich gewesen, sich so lange der Festnahme durch die Polizei zu entziehen. Es wird daher gegen zahlreiche Personen Anklage wegen Begünstigung und Hehlerei erhoben werden. Elf Ver haftungen wurden bereits vorgenommen. Tie Verletzung deS Polizeisergeanten Rohner läßt Hoffnung auf Wieder genesung zu. Außer den Schußverletzungen haben einige Polizeibeamte noch Biß- und Kratzwunden im Kampfe mit den beiden Raubmördern davongetragen. Vst V»fe«r»S -ine auffällige Klei dung »der nicht? Vies« Frage wird demnächst da» Gericht beschäftigen. An einer Gastwirtschaft in Rends burg (Stadtteil Neuwerk) haben, wie anderswo auch, Kell nerinnen, angetan mit dem neuesten Bekleidungsstück, dem Hasenrock, ihre Tätigkeit auSgeübt. Auf Grund einer Poltzeiversügung ließ die Rendsburger Polizei Verwaltung dem Wirt ttn Strafmandat zugehen, da e- nach der Ver fügung verboten ist, daß Kellnerinnen sich ausfällig klei den. Gegen da- Strafmandat hat der Wirt Berufung eingelegt und gerichtliche Entscheidung beantragt. Der Termin -ur Verhandlung vor dem Rendsburger Amtsge richt ist bereit» angesetzt. Die Kellnerinnen sollen zu dem Termin in der von ihnen getragenen neuen Kleidung erscheinen. Drei Personen durch die Starkstromlei tung getötet. Bei dem orkanartigen Nordweststurm wurden zwischen Quarnbek bei Kiel und dem Hos Tvro- theenthal vier Masten der Starkstromleitung der lieber- landzentrale -ur Gutszentrale umgerissen, sodaß die Lei- tungsdrähte, zusammengewirrt, die Erde berührten. Um diese Zeit kehrten die russisch-polnischen Arbeiter vom Felde heim. Ein Augenzeuge sah nun, wie einige von den Arbeitern ihren Weg über die Drähte nehme» woll ten. Er rief ihnen zu, die Drähte nicht zu berühren, doch verhallte sein Rus bei dein Sturnr ungehört. Der 16- jährige Zarischka, der den Draht mit der Hand beiseite schieben wollte, wurde s osort getötet, auch der IS jährige Kubitznai, der den Draht hochheben wollte, um darunter weg zu schlüpfen, fiel auf der Stelle tot um. Ferner wurde die 19 jährige Arbeiterin Rator, die de» Kubitznai an der Hand erfaßte, um ihn zurüchureißen, getötet. CK. Napoleon-Hund. Noch heute ist daS Ge heimnis nicht aufgeklärt, auf welche Weise der treue Hund Napoleons nach St. Helena gekommen ist; die Legende will wissen, daß er sich trotz der Wachsamkeit der Engländer aus das Schiff eingeschmuggelt hat, das den großen Kaiser in die Verbannung führte. Sicher ist jedenfalls, daß er in Longwood der treue Gefährte seines Herrn blleb und zusammen mit Bertrand bi- zum Schlüsse ausharrte. Al- Bertrand dann nach Frankreich zurückkehrte, brachte er auch den treuen Hund mit, und diese beiden letzten unerschütterlichen Freunde Napo leon- starben fast auch zur selben Zeit auf dem Schlosse Von Tout-Vent. Der Hund wurde auSgestopst, und mit dem Schlosse erbte Hortense Bertrand auch den Hund Napoleon». Al- die schöne und geistreiche Fra» später bei einem Jagdunfalle ihr Leben einbüßte, hinterließ sie das Schloß mit all ftinen Napoleon-Reliquien den» Erzbischof von BourgeS. Bei der Trennung vyn Kirche und Staat im Jahre 1903 belegten dann die Behörden da» Schloß und seinen Inhalt mit Beschlag, und die kost baren Reliquien wurden der Stadt BourgeS -»gewiesen. Ueber den Besitz dieser Schätze entspann sich dann auch ein Prozeß, denn die Stadt Thateauroux machte di« Reliquie BourgeS streitig und berief sich darauf, daß nach dem Gesetze keine» der konfiszierten Kirchengüter den Bezirk verlassen dürfte, in dem e» sich ursprünglich befand. Die Napoleon-Reliquien wurden denn auch Eha- teauroux -»gesprochen und dessen Museum einverleibt, aber niemand hatte dabei an den treuen Hund Napoleons gedacht, der vergessen und unbeachtet in dem Schlosse stehen geblieben war. Erft jetzt, so berichtet da» Jour nal des DebatS- haben gleichzeitig zwei Bürger von Chateauroux, ein Dichter und ein in der Kunst des Reimen» nicht erfahrener Bürger, den berühmten Hund reklamiert, der Dichter in schwungvollen Versen, der Bürger in schlichter Prosa. Das Gesuch wanderte von Ministerium zu Ministerium, der Justizmtnister erklärte den Finanzminister für zuständig, der Finan-minister den Unterstaatssekretär der schönen Künstle, doch nach langen Irrfahrten und Kreuzzügen ist die Entscheidung nun endlich doch gefallen^ und feierlich wurde in die sen Tagen der Hund Napoleons in das Museum von Thateauroux überführt, wo dem treuen Gefährten des großen Verbannten ein Ehrenplatz eingeräumt wor den ist. LK. Wieman Millionär wird. Bei den ameri- konischen Multimillionären hat der in Newyork er scheinende Araldg italiano eine interessante Rundfrage veranstaltet, um von den Dollarkönigen das Geheimnis zu erfahren, wie man sicher und unabwendbar Mil lionär wird. MS erster antwortete Charles Rouß, der Besitzer eines Vermögens von mehr als 100 Millionen. „Das Vermögen hängt einzig und allein vom Individuum ab. Je größer das Arbeitsfeld, je größer die Ernte. Arbeit, Ehrlichkeit, Sparsamkeit und Pünktlichkeit sind die sicheren Grundlagen deS Reichtums. Die Kreditertei lung und die Zusammenarbeit mit Partnern sind die ge fährlichsten Feinde des geschäftlichen Lebens. Kaufe und verkaufe schnell und begnüge dich mit einem lleincn Gewinn: das führt dich sicher zum Ziel." Der Milliar där Collins P. Huntington erklärt: „Man soll nie an deren seine eigenen Projekte erläutern oder erzählen. Dor allem aber Höflichkeit gegen alle, mit denen man in Verbindung steht. Ein Geschäft vorher eingehend von allen Seiten betrachten, dann aber direkt und energisch dem Ziele zusteuern: das sind die Mittel des Erfolges." Der steinreiche Finanzmann Russell erteilt den Rat: „Um Erfolg zu haben, muß man ehrlich sein, arbeitssam und vor allen Dingen die allerstrengste Sparsamkeit zum Prinzip machen." Ausführlicher äußert sich der Ban kier D. O. Willi», Besitzer eines Vermögens von 400 Mil lionen:,,Acht Stunden schlafen, -Wölf Stunden arbeiten und den Rest de» Tages zur Zerstreuung des Geistes ver- ID lVIoc!. Ämmsr'ukk'vn Inbiodsr': Solls« Sedttkm» - Unüdervoss«»« son IS dl» WO 8o!iüv lasvkvnuki'vn 0«n«a gspi-oti unv e»qull«rt, «u «nsi-kinM vott«IIKiN«n ps«l»«n. S S Hesühnt. Roman von T. v. Gchlippenbach. S „Ich finde, daß unsere neue Aebtissin ein sehr liebe», an genehmes Gesicht hat," sagte Fräulein von Rosen, „nur steht sie furchtbar traurig au»." „Die Tochter ist reizend, ich schwärme schon für sie, solch schöne Augen hat sie; ich finde sie süß I" rief das kleine, ver wachsene Freifräulein Düngen,die immer irgend einen Men schen hatte, den sie heiß verehrte. ES war Frau von Ebenstedt gestattet worden, Nora im Stift bei sich aufzunehmen: die Aebtissin hatte vier hübsche Zimmer im unteren Stock für ihre ausschließliche Benutzung. Hier richteten sich die Damen ein, und als noch einige der lieben alten Möbel aus Mittenhof ankamen und ihren Platz neben denen des Stiftes fanden, sah es recht wohnlich in den hohen, Hellen Räumen aus. Nora war keine Natur, die sich leicht Niederdrücken ließ; sie machte in Gedanken einen Strich unter ihr bisherige» Leben und war entschlossen, der Gegenwart die besten Seiten abzugewinnen. Jetzt im Hochsom mer hatte sie keine Aussicht, Klavierstnndcn zu erhalten; sie hoffte zuversichtlich darauf, sobald daS Schnlsemester anfing. Die Stadt lag recht häßlich, die Gegend war flach und ohne alle landschaftlichen Schönheiten; abgelegen von den großen Verkehrsadern, war X. um Jahre in der Entwickelung zurückgeblieben, ein wahrer Krähwinkel, in dem man still vergnügt weiter lebte und über den lieben Nächsten klatschte. Schneller, als die Freifrau es für möglich gehalten, fühlte sie sich in dem neuen Wirkungskreise heimisch; sie besaß ein großes Anpassungsvermögen und verstand es, würdig zu re präsentieren. ES gab langjährige, bewährte Dienstboten im Stift, die jeweilige Aebtissin hatte nur daS Ganze zu letten, und ihre Anordnungen mußten pünktlich befolgt werden. Wich Nora half der Mutter nach Kräften, sie ivar mit allen den alten Damen gikt Freund, ihr rosiges Gesicht blickte zu den Türen der Stiftsdamen hinein, stehatle für jede ein muntere» Wort, einen Scherz und war schon nach vier Wochen der verhätschelte Liebling aller. Es sah seltsam au», wenn da» junge, schöne Mädchen im Kreise dieser alten, oft schon grei sen Menschen saß, wenn sie mit ihnen vereint die Mahlzei ten «tnnahm, öder am Abend im Gatten inder Lindenlaube zwischen Kreifräuletn Lydia von BUngen und Annetta von Rauhreiff Platz nahm. Aufmerksam lauschte Nora den Er zählungen der beiden, di« fünfzig Jahre älter waren al» sie. Wenn Mutter und Tochter allein waren, sprachen sie jetzt oft von Emil Otto, die Schrank« war gefallen, eS tat ihnen gut, von dem fernen Sohn und Bruder zu reden. Im Herbst erhielten sie einen Brief von ihm, der nach Mittenhof gegangen war, denn der Tod deS VaterS und der Verkauf des Gute» waren Emil Otto noch nicht bekannt. Sein Brief war aus Kimberley datiert, wo er seit einigen Monaten lebte. Neugierig prüfte Nora die vier Seiten, die von einer festen, charakteristischen Handschrift bedeckt waren. Ein Graphologe hätte ihr Aufklärung über da» Wesen des Schreibers geben können; obgleich vaS junge Mädchen zu ihrem lebhaften Bedauern nichts von dieser Wissenschaft ver stand, sagte"»« sich doch voll heimlich« Freude: „Er muß ein ganzer Mann geworden sein, so schlicht, ehrlich und offen kann nur einer sich ausdrücken, der den Weg des Rechte» geht, der sich anfgerafft und durch ein Leben voll Arbeit den Jugendfehl gesühnt hat." Sie schrieb ihm zugleich mit der Mutter; st« teilten ihm den Tod de» Vater» mit und alle», wa» sich sonst in ihrem Leben ereignet hatte. Zum ersten Male durfte sich Nora dem Bruder schriftlich nahen, und sie tat eS aus der Ueberfülle ihre» weichen, vortrefflichen Herzens. Seitdem die Schulen in X. begonnen hattem bemühte sich Nora eifrig um Schüler und Schülerinnen. ES gab da manche Enttäuschung. Ihre Anzeige in dem Tage»blatt lau tet«: „Eine junge Dame wünscht Klavterstunden zu geben, auch englische und französische Unterrichtsstunden werden er teilt. Zu erfrage» im adligen Stift bei Freifrau von Eben- stcdt." Diese Anzeige wurde lebhaft auf allen Kaffees der Klein stadt erörtert, und «S sanden sich nur Wenige, die daraufhin reflektieren. Durch Fräulein von Büngen, die im Städtchen Bekannte hatte, wurde Nora warm empfohlen, und einige Fa milien wünschten sie zu sehen. Di« erste Frage war: .Wel che» Konservatorium haben Sie durchgemacht?"' . Wenn da» jung« Mädchen eingestand, daß sie nur im Elternhause bei einer tüchtigen Lehrerin Stunden genommen, dann zuckte man die Achseln und sagte bedauernd: „Ach so, dann können Ihre Ansprüche nicht groß sein." Man bot ihr ein lächerlich kleines Honorar, daS Nora erst entrüstet ablehnen wollte, schließlich aber doch annahm. Mit den englischen und französischen Stunden ging es auch nicht viel besser, man war bereits versorgt oder fand es unnütz, eine so hübsche Lehrerin zu engagieren, in die sich der erwachsene Sohn verlieben konnte. Oft schreckte auch der vornehme Name die guten Spießbürger der Kleinstadt ab. Trotz aller Mühe bekam Nora nur vier Schülerinnen und einen Schüler» den Sohn de» Gastwirts zum „Goldenen Hirsch", dem sie fran zösische Nachhilfestunden erteilte. Unverdrossen eilte die schlanke Mädchengestalt bei gutem und bösem Wetter durch die Stra ßen und Gäßchen des Krähwinkels, und als sie das erste verdiente Geld in den Händen hielt, war sie so glücklich wie noch nie. Etwas von der Befriedigung kam über sie, die die Arbeit mit sich bringt. Es fehlte nicht an kleinen Demütigungen und Unannehm lichkeiten, die daS überaus feine Gefühl'Noras verletzten; sie machte die Schule des Lebens durch, lernte sich selbst über winden und den stolzen Nacken beugen. Nie klagte sie ihrer Mutter vor: in jener Sommernacht, iin Eisenbahnabteil, hatte Nora sich das Wort gegeben, der Schwergeprüften viel der reiche» Liebe zn geben, die sie in ihrem Herzen fühlte. Ein großer, köstlicher Schatz lebte da in ihrer jungen Brust und harrte des Glücklichen, der ihn einst heben sollte. Wie schnell legte die Tochter EugenieS die letzte Streck« bi» zur Abtei zurück, wie behaglich war eS drinnen, wenn die schwere, eisenbeschlagene Tür sich schloß und wohlige Wärme st« nach dem unfreundlichen Herbststurm umfing. Die blanke Kaffeemaschine brodelte, die verschiedenen Türen öffneten sich, alte, gebückte Gestalten huschten durch die langen Korridore, und bald versammelten sich die Stiftsdamen uni „des Lichts gesellige Flamme." Euaeuie schenkte den geliebten braunen Trank ein, und der riesige Napfkuchen machte die Runde. ES war der neuen Aebtissin erst nach längerer Zeit gelungen, die etwas spitzen Zungen der alten Damen im Zaum zu hal ten, der Klatschsucht zu steuern, die so leicht überhand nimmt. Man la» gemeinschaftlich ein gute» Buch und machte dabei Handarbeiten- ' 187,90