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I« den Gewiisser« OstafienS. Da« Jahr 1897 hat in seinen beide« letzten Monaten die Besetzung der Staat» schau»Bucht durch die Deutschen und die von Port Arthur durch die Russen ge bracht. Britten und Franzosen schicken sich an, festen Fuß an anderen Punkten der chinesischen Stiften zu fasse«, während Japan einstweilen noch abwartend zur Sette steht. Zu einer politischen Aufthrilung de« Reiche« der Mitte wird r« frelich jetzt wohl nicht kommen; sollte jedoch dieser Fall frtther oder später ja einmal ein- treten, so ist e« alsdann keineswegs aus geschlossen, daß die seefahrenden Mächte Europas sowie die kräftig aufstrebende Land- und Seemacht Japan ihre Inter essen mit den Waffen in der Hand ver fechten sich gezwungen sehen. TuS diese« Kampfe wird dereinst als Sieger uazw-isel» haftDerjenige heroorgehen, der es verstanden hat, sichbis dahin ausreichendeSiützpunkte an den Skstiden der chinesischen Meere zu verschaffen und an diesen Plätzcn eine gegen jeden Angriff aukretchende Macht zu kon- centiiren. Das Deutsche Rcich, das vor einem Vierteljahr in vollkommenem Linverständ- niß mit Rußland an der Küste SchanlungS vorgegangen ist, erscheint im äußersten Osten so lange jedem Gegner gewachsen, al« es die russischen und in Folge dessen auch die sranzösifchen Schlacheschiffe auf feinen Flanken weiß, besser aber wäre es ohne jeve Frage, .wenn Deutschland dort draußen be, etwaigen Schwankungen in den Beziehungen der heute befreundeten Tabinktce allein jedem Ansturm in Ruhe entgegensehen könnte. Auf diese Sicher stellung zielt aber die Marinevorlage im deutschen Reichstage hin. De nebenstehend in verkleinerter Facfimilenachbildung von uns veröffentlichten Marinetabellen von der Hand sSaiser Wilhelm», von denen fünf Kopien bereits der Budgetcommtsfton des Reichstages zugegangen sind, gewähren «tuen ebenso schnellen al» lehrreichen Ueberblick über die Kriegsflotten, die das Deutsch- Reich, Rußland und Japan in den Gewässern OstafiruS zur Verfügung haben, sie zeigen deutlich, daß Deutschland die Anlehnung an eine andere Macht doch unbedingt nöthig hat, sie beweisen aber auch, daß die deutsche Position im äußersten Osten in dcm Augenblick gefährdet ist, wo der bisherige Freund von der G ite seine» Bundesgenossen abdriickt. SraoT»"» L-smoia» leer»» Die deutschen, russi schen und japanischen Schiffe in Gstasien. Nosl,i«l»ie j. Irkßrn-Vuen «Kurieren a. NruKurinsnK 8ir neue.. Marinetabelle Ser sisirer; Ällbelm. Nach den Faksimile wiedergaben in der Leipziger Illustrirten Zeitung vom 3. März d. Z. tüivoit» -ntli NS,7 Vossrin.o tUVlb. IstH'l.l'o«, ^kcona. Verspätet. Unserem Bernhard vrmlomü» zu» «ebmrtttag ein dannern»«» Hach, daß die Bullen wackeln. WM" DaS unbefugte Gehe« durch meinen Garten wird bei Pfändung V«I»do1»N. Paul Müller» Meißnerstr 18. Schlafstellen frei Kastanienstr. 77 III. 2 anständige Herren können Schlafstelle erhalten 8oh«I»tr»«8» 5 II r. 1 Ei« anständiger Herr kann Schlafstelle erhalten 8odü1r«ll«tr»sse 27 II. Wohnung, bestehend auS 2 gr. Wohnzimmern, 2 Schlaf zimmern, Küche mit Speisegew., 2 Bodenk., 2 j Kellern ist, sofort beziehbar, zrr vermielhe«. . Kaiser Wilh -Platz 3d III. Preis 280 Mk. E , L. Schneider, Baumstr. Wohnungen. ? In meinen neuen Häusern an der Elb« f straße habe in 3. Etage 1 Wohnung: 2 Stuben, 2 Kammern, Küche, Gewölbe, sowie eine grö» i ßere Parterrewohnung zu vermiethen. Erstere s kann aus Wunsch sofort bezogen werden. ! * N» ü- llvlodkträl, Frtedr. Augstr. 5. ptr. Sin Iß»»» i mit ca. '/« Acker Gar'en und 2 Acker Wiese : sofort zu verkaufen. f Gohlis. A. 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In Mess und 8tr«dln in der Apotheke. * i ltliiuma- tknnw Erschrocken wich sie vor ihm zurück; er sah auS, alS ob er iw stände wäre, das durchzuführen, was er androhte. „Ich glaube fürwahr, Du würdest eS thun," stammelte sie, und der Gedanke, das ungeheure Vermögen der Karc- zcgS, welches er durch kluge Kombinationen an sich ge bracht, verlieren zu sollen, hatte ihm jede Fassung geraubt, sonst würde er kaum die Worte gesprochen haben, welche seinen Lippen entschlüpft waren. 37 „Vielleicht wäre es in jedem Falle eine weise Vorsicht," murmelte er zwischen den festgeschlossenen Zähnen. „Wer weiß, ob Du es Dir nicht in den Kopf setzen würdest, mit der Zeit mich zu morden, wie Du ihn gemordet!* Im anstoßenden Zimmer hatte Lina jetzt Worte ver- nommeu; ihr war zu Mute.alsob ihr Herz aushören müsse zu schlagen. So war ihr also endlich eine Waffe in die Hand gegeben; nach all ihrem geduldigen Harren wußte sie jetzt, was sie hatte wissen wollen. Freilich, daß es sich um eine» Mord gehandelt, das hatte sie nicht geahnt; nun erst begriff sie, was Albin Kurtz'Worte, daß er warten könne, hatten bedeuten sollen. Lautlos stand sie still, um noch weiter zu horchen, um wenn möglich noch mehr zu vernehmen; oberes wurde nichts weiter gesprochen Albin Kurtz verließ mit einemunter- drncklc» Flnch das Zimmer und sie stürmte in den Salon. Auf der Diele lag schwer atmend ihre Gebieterin Lina stürzte eilig zum Fenster, sie riß es auf, um die frische, belebende Luft cinzulassen, und hob Lucia auf ein Sofa. Als aber diese bald darauf zu sich kam, sprang sie mit einem jähen Angstschrei auf. „Ich muß sofort nach Hause zurück, helfen Sie mir packen! Sagen Sie Herrn Dr. Kurtz nichts von meiner Absicht, wenn er zurückkehren sollte. Er würde nicht damit einverstanden sein; aber stehen Sie mir bei, denn allein kann ich nicht viel leisten. Sehen Sie nur, wie ich zittere, o, helfen Sie mir doch!" In ihrer nervösen Aufregung vergaß sie vollständig, daß es ihr Wunsch gewesen war, Lina möge nichts ahnen «s-ss»»-»«-.. l, von den Beziehungen zwischen ihr und dem Rechtsanwalts; sie dachte an gar nichts anderes als an die Gefahr, welche sie lief und vor der sie um jeden Preis entfliehen müsse. Kehrte sie in die Heimat zurück und fand sie irgend einen Modus, um sich dessen wieder zu entledigen, was sie sich durch Verbrechen erworben, so konnte sie vielleicht hoffen, wenn auch um einen hohen Preis, den Frieden ihrer Seele wieder zu erlangen und dem Manne dessen Namen sie kurze Zeit hindurch getragen, die Ruhe im Grabe zu sichern. Gelang ihr die» nicht, dann, ja dann, das fühlte sie deut- lich, mußte Wahnsinn ihren Geist umnachten. Doktor Kurtz kam fürs erste nicht zurück. Daß sie wirklich daran denken könne, ihn zu verlassen, kam ihm nicht in den Sinn; er wähnte, daß sie ihn noch immer viel zu unbegrenzt liebe, um solches zu thun Nach allem, was sie auf sich genommen, nachdem sie so weit ge gangen, wie e» thatsächlich der Fall gewesen, konnte sie sich nicht mit einem Male von ihm wenden, so dachte er. Die beiden Frauen aber benützten die Stunden der Nacht, um alles, was sie in die Heimat zurücknehmen woll- ten, zu packen, und befanden sich beim Morgengrauen be reits aus dem Wege naöh Ungarn. Wie die Tage im Hause* der Familie Trenker dahin strichen, wie tröst-, wie hoffnungslos, das ließ sich in Wor ten kaum wiedergeben. Der Schatten de» Todes lag auf dem gesamten Haushalte. Nachdem man ihnen die Trauerkunde von der schwe ren Verwundung des Sohnes und Bruder» so schonend als möglich mitgeteilt, war Herr von Lovatelli der ältere mit seiner Tochter Ella nach Wien geeilt, um die Pflege des Mannes zu übernehinen. Natürlich konnte unter den obwaltenden Verhältnissen von Irenes Heimkehr sür- erste keine Rede sein, gehörte l sie doch in jenen Stunden der Not unstreitig zu den Freun- I den, welche ihr so treulich beigestanden. Endlich brachen I die Tage heran, an welchen die Aerzte, nachdem sie lange jede Hoffnung für unmöglich erklärt, doch den Ausspruch thaten, es sei denkbar, daß da» Leben des jungen Man ne» zu retten wäre, wenn kein störender Zwischenfall ein trete, und wußten auch alle Familienglieder und Freunde, daß eben dieses nur die Vorsichtsmaßregel sei, hinter wel cher im Falle eines ungünstigen Ausganges die Herren Doktoren in ihrer Weisheit sich verbarrikadierten, so ga ben sie doch unwillkürlich zum erstenmal leiser Hoffnung Raum. Fräulein Bertha hatte sich inzwischen mit der ihr eige nen Herzenswärme des Haushaltes der Familie Lovatelli in Pest angenommen. Weihnachten kam und ging vorüber, ohne daß die tiefbetrübten Gemüter des Festes geachtet hätten. Bon Joseph vop Bogner sah und hörte man nichts, - obzwar die Polizei rastlos nach ihm suchte. Herr von Trenker und seine Tochter legten ,gegen die Familie Lovatelli den Inbegriff warmherziger Gastfreund- schäft an den Tag. Wäre Max der Sohn des Hauses ge- wesen, man hätte ihn nicht mit größerer Sorgfalt und Aufmerksamkeit pflegen können. Und Irene? Wer vermag zu schildern, was in jenen Tagen und Stunden ihr Herz alles litt? Die furchtbare Gewißheit, welche ihr geworden war, daß Arnold Bülow ErsiliaS Verlobter sei, ließ ihr Tag und Nacht keine Ruhe; Arnold und Ersilia, diese beiden Namen klangen ihr un aufhörlich im Ohre und dünkten ihr das Grabgeläute je des irdischen Glücks. Zuweilen erhielt Ersilia kurze, freundliche Briefe, von besonderer Herzenswärme und Zärtlichkeit verriet sich aber ! in denselben nichts, und Irene, welche die Briefe zeitwei- lig zum Durchlesen erhielt, wußte, daß Arnold ihr ander» geschrieben haben würde. Ersilia sprach jetzt, wo das EG einmal gebrochen war, sehr häufig von dem Verlobten, Irene aber empfand immerund immer wieder von neuem, wie ein Blick aus seine festen, männlichen Schriftzüge, auf den Namen, welchen er so eigenartig zu unterschreiben pflegte, sie in tiefster Seele erschütterte. (Fortsetzung folgt.) »9,19