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116. Mittwoch, ZS. Mai 1967, abends. 69. Jahrg. DaS Mesa« Tageblatt erscheint jede» Tag abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in der Expedition in Riesa 1 Mart 50 Psg., durch unsere Träg« srei ins HauS 1 Mark 65 Psg., bei Abholung am Schalter d« kaiserl. Postanstalten 1 Mark 65 Psg., durch den Briefträger frei ins HauS 2 Mark 7 Psg. Auch MonatSabonnementS werden angenommen. Anzrigen-Annahme für die Nummer des Ausgabetages bis vormittag S Uhr ohne Gewähr. Rotationsdruck und Berlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Goethestraße 59. — Für die Redaktion verantwortlich: Hermann Schmidt in Riesa. - vet einer Anzahl von an öffentlichen Straßen liegenden Gürten ragen Zweige von Bäumen und Sträuchern teil» durch den Zaun, teils hängen sie über ihn herab, sodaß der Verkehr dadurch stark beeinträchtigt wird. Unter Bezugnahme auf ß 18 unserer Gtraßen-Polizei-Ordnung fordem wir hier mit die Besitzer solcher Gärten auf, binnen 8 Tage« Bäume und Sträucher so zu verschneide», -atz der Verkehr iu keiner Weise mehr gestört wird. Nach Fristab- lauf wird Revision erfolgen. Wer innerhalb der vorerwähnten Frist unserer Aufforde rung nicht nachkommt, wird nach Fristablauf kostenpflichtige Auflage erhallen und wenn — - auch diese erfolglos bleibt, nach ß 57 unserer Straßen-Polizei-Ordnung mit Geldstrafe bis zu 60 Mark oder mit Hast bis zu 14 Tagen unnachsichtlich bestraft werden. Der Rat der Stadt Riesa, am 22. Mat 1907. Glh. Am 23. d. MtS. 16 Uhr vormittags wird ein Sriimperpferd auf dem Kasernenhofr der II. Abteilung 6. Feldartillerte-RegimentS Nr. 68 versteigert. Die Bedingungen werden vor Beginn der Versteigerung bekannt gemacht. H. Abteilung 6. Feldartillerie-Regimeuts Ro. 68. liegenden Zeit entrollte, so gibt auch die neue Erzählung ein überaus fesselndes Bild deutschen Altertums. Sie spielt in der Zeit von 1271 bis 1302 und behandelt ein Stück Mecklenburger Geschichte. Im Jahre 1271 verließ Fürst Heinrich I. von Mecklenburg sein Land, Weib und Kinder, um sich in Erfüllung eines Treueides dem siebenten Kreuz zuge anzuschließen. Da dieser letzte Kreuzzug in Tunis stecken blieb, wanderte Heinrich mit seinem Diener als Pilger weiter dem gelobten Lande zu, geriet aber in die Gefangen schaft der Sarazenen und schmachtete darin 26 Jahre, bis er vom Sultan freigelaflen wurde und mit seinem treuen Diener in sein Land heimkehren durste. Inzwischen regierte daheim sein Sohn Heinrich II., der Löwe, mit seiner Mut- ter Anastasia. Heinrich der Pilger starb im Jahre 1302. In diese Zeit gibt der Verfasser dem Leser einen interes santen Einblick. — Um den Volksschullehrern bei der bevorstehenden BerusS-undBetriebSzählungdie wünschenswerte Beteiligung am ZLHlgeschäfte zu ermöglichen, hat, wie schon kürzlich angedeutet, auch da» Königl. Sächs. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts verordnet, daß in den öffentlichen Volksschulen zur Erledigung deS Zählge- schüfts, soweit nötig, für den 11. Juni (zur Austeilung der Zählpapiere) und 12. Juni d. I. (zu ihrer Wiedereinsamm- lung), und zwar an beiden Tagen von 11 Uhr vormittags ab, in besonderen Fällen auch vom Vormittage deS 13. Juni d. I. der Unterricht ausfallen kann. — WäS war wohl dieUrsache für die überaus unfreundliche Pfingstwitterung? Auf diese Frage erhält der „V. A." folgende Auskunft von kundiger Seite: Der Grund deS plötzlichen Umschwunges ist wie fast alljährlich bei ähn lichem Witterungswechsel derselbe. Die Sonne, die klar und intensiv im Frühjahr unfern Planeten bescheint, ver mag wohl die Erde schnell und stark zu erwärmen, nicht aber die ungeheuren Wassermengen unserer nordischen Ozeane. So lange nun, wie diesmal in den Tagen vor Pfingsten, östliche und südliche Winde wehen, haben wir schönes, warmes, trockenes Wetter. Wehe aber, wenn der Wind durch veränderte Temperatur und Luftdruck nach Norden und Nordwest umspringt. Eisige Winde kühlen plötzlich die erwärmten Luftschichten ab, und da kalte Luft viel weniger Feuchtigkeit zu fassen vermag, als warme, schlägt sich diese, nunmehr frei geworden, als Regen oder noch schlimmer als Hagel auf die Erde und diesmal die Pfingst- sreudigen nieder. — Für die Bienenzucht ist der kalte Frühling von großem Nachteil gewesen. Die jungen Bienen nehmen ein kümmerliches Fortkommen und leiden unter der Kälte. Die Flugbienen, welche für die junge Brut den noch fehlenden Nahrungsstoff einsammeln müssen, erstarren viel- fach im Flug und vermögen nicht, sich wieder zu erholen. Die Völker nehmen dadurch bedenklich ab und die meisten Bienenzüchter sehen einer Mißernte im Honigertrag ent- gegen. — Erfahrene Pilzsucher prophezeien für diese» Jahr eine gute Pilzernte. Die Niederschläge an Schnee und Regen waren besonders reiche, und was die Haupt sache ist, der Erdboden war nicht gefroren. Die Feuchtig keit ist daher tief in das Erdreich eingedrungen und wird im Waldboden nachhalten. Für dar Wachstum der Pilze ist die« «tue erfreuliche Vorbedingung und e» wäre nur zu wünschen, daß die Tchwämmeliebhaber nach den Ent täuschungen de» letzten Jahres Heuer reichlich Ersatz finden möchten. — Unsers Obstbäume, die diesmal so rasch ver blüht sind, und teilweise reichen Fruchtanhang aufweisen, bedürfen nunmehr eingehender vodenpflege, um die Früchte zur Reife zu bringen. Jeder Baum muß eine Baum scheibe haben, di« immer locker und sauber zy halten ist Oertliches und Sächsisches. Riesa, 22. Mat 1907. —* Beim hiesigen Königl. Amtsgericht fiel heute die SchöffengerichtSsitzung aus; dafür wurde im Ratskeller zu Strehla SchöffengerichtSsitzung abgehallen. ES hatte sich der 16 jährige Dienstknecht M. W. N. von dort, jetzt in O., wegen mehrfachen Betrug« zu verantworten und gleichzeitig seine Mutter, die unter der Anklage der An stiftung hierzu stand. Der trotz seiner Jugend schon wegen Betrugs und Diebstahls vorbestrafte Angeklagte hatte mehr fach, in Bettacht kamen fünf Fälle, von Kaufleuten Mehl, Zucker re. und von Bäckern Brot aus einen anderen Namen entnommen und nach Hause gebracht, wo eS verbraucht bez. verzehrt wurde. Während der Angeklagte im Doroer- fahren angegeben hatte, die Waren aus Geheiß seiner Mutter aus einen fremden Namen entnommen zu haben, behauptete er heute, daß er die Betrugsfälle auf eigenen Entschluß auSgeführt habe; dabet blieb er auch, obwohl ihn der Vor sitzende auf den auffälligen Widerspruch in beiden Aus sagen eindringlich htnwies. Der Vertreter der Königlichen SlaätSanwallschast beantragte Bestrafung nach dem Er- öffnungSbeschluffe. DaS Schöffengericht verurteilte den an geklagten N. wegen Betrugs in fünf Fällen unter Jnweg- fallstellung der ihm am 8. Mai vom Schöffengericht Riesa zuerkannten Strafe zu einer Gesamtstrafe vott 1 Monat Gefängnis. Hierbei berücksichtigte das Gericht die Dreistig keit und die Jugend, ebenso die Vorstrafen des Angeklagten. Seine Mutter wurde von der Anklage der Anstiftung zum Betrüge freigesprochen, weil eS an einem hinreichenden, ge nügenden. Beweis von ihrer Schuld fehlte. —* Toß das Elbufer kein für Kinder geeigneter AUfenHaltsvrt zum! Spielen ist, wurde heute wieder durch! einen bedauerlichen Unglücks fall dargetian. Das »jährige Töchterchen des' Lokomotivführers Blütgen hier fiel beim! Spiel in die Elbe und wurde von dem Strome fortgeführt. Der Leichnams ist noch nicht gefunden. Immer und immer wieder möchten Eltern ihre Kinder darauf Hinweisen, daß sie nur bei größter Vorsicht an der Elbe sich tummeln dürfen, am liebsten aber ganz von dem gefährlichen Wasser sich entfernt halten möchten. —y. Die Gerichtsferien beginnen am 15. Juli und endigen am 15. September. Während dieser Zeit werden nur in Feriensachen Termine abgehallen und Ent scheidungen erlassen. — Eine für Fernsprechteilnehmer sehr wich tige gerichtliche Entscheidung, die zugleich als Warnung dienen möge, ist kürzlich lt. „DrSd. Anz." gefällt worden. Der Angestellte einer Firma hatte beim Anruf die Kurbel mehrmals sehr schnell herumgedreht, wodurch die Apparat beamtin deS Fernsprechamtes lebensgefährlich verletzt und dienstunfähig wurde. In der gegen die Firma erhobenen Klage auf Zahlung einer Rente wurde die Erwerbsunfähig- kett der Verletzten durch Sachverständige nachgewtesen. Da» Gericht kam zu einer Verurteilung der Firma auf Zahlung einer Gesamtentschädtgung von 60000 Mk. Die Firma hat demnach an die 20 Jahre alte Beamtin, die nach An sicht der Gerichtshofes bis zum 65. Lebensjahre dienstfähig gewesen wäre, auf die Dauer von 4V Jahren eine ihrem jetzigen Einkommen entsprechende Rente zu zahlen. Ohne Berufung ist die EntschädtgungSoerbtndltchkett auch von der angeklagten Firma erfüllt worden. — Sonderbar! Hat di« Post nicht die Pflicht, Vorkehrungen zu treffen, daß derartige Beschädigungen ausgeschlossen sind? — In der vorigen Nummer der »Erzählers an der Elbe", unserer belletristischen Wochenbetlage, begannen wir mit dem Abdruck der Erzählung »Mecklenburgische Treue-. Wie die letzte Erzählung »Die Deichschau" ein interessantes Kulturbild au» einer Jahrhunderte zurück- und jährlich mit etwas Dünger versehen wird. Nicht plötzliche, große Aufwendungen haben unsere Obstbäume nötig, sondern eine ruhige gleichmäßige, beharrlich fort gesetzte Pflege, die sich erfahrungsgemäß auf das beste belohnt. Großenhain. Einen herben Verlust erlitt das Offizierskorps vom Großenhainer Husaren-Regiment „König Albert" von Sachsen. ' Sein Major beim Stabe, Herr Robert von Hoven, durch lange Jahre Rittmeister beim Regiment, ist nach langem schweren Leiden in Charlotten- burg in der Nacht vom 1. zum 2. Pfingstfeiertage im Hause deS Vaters gestorben. Herr von Hoven erfreute sich nicht nur beim Regiment, sondern auch bei der Bürgerschaft ganz Großenhains ob seiner-liebenSwürdigen Jovialität bei aller kaoalleristischen Schneid mit Recht der größten Sympathien. Seußlitz. Am 2. Pfingstfeiertage gegen V«7 Uhr abends ist im Steinbruche des Herr« Walter Schulze in Merschwitz eine ungefähr 1200 Kubikmeter Steine fasfende sogenannte Rutsche mit starkem Getöse niedergegangen. Wäre der Felssturz auch nur einige Augenblicke später erfolgt, hätte er einigen Spaziergängern große Gefahr ge bracht. Die Straße ist auf mehrere Tage für den Ver kehr gesperrt. M eißen. Mr irN Jahre 1900 gegründete, etwa 200 Mitglieder zählende Sächsische TaubstumMenbund hielt während der Pfingstfeiertage seinen 6, Bundestag in Mei ßen im „Hamburger Hof" ab. An dem Festmahl am Sonn tag mittag nahmen gegen 100 Personen teil. Eine Reihe Trinksprüche belebte das Mahl. An Se. Majestät den König wurde ein Huldigungstelegramm abgesendet, auf das noch abends der herzliche Dank des Königs aus Sh billenort eintraf. Der Nachmittag wurde durch Spazier gang, der Abend durch eine Thcateraufführung d!es Leip ziger TaubsturNmen-Theaters unter Leitung des Herrn Querll austzefüllt, die allgemeinen Beifall fand. — Ten Verhandlungen, dis Montag vormittag 10 Uhr unter Lei tung des Bundcsvorsitzenden Sandig-Leipzig begannen, wohnten Superintendent Grieshaminer-Meißen, Oberberg rat Tr. Heintze-Meißen, Schulrat Vogt-Leipzig und meh rere Lehrer der Sächsischen Taubstummenanstalten bei. Ter Bund erhielt im vergangenen Jahre von ungenannten Wohltätern über 6000 Mark. Sein Vermögen, das zur Errichtung eines Heimes für hilfsbedürftige Tanbstumme angesammelt wird, ist dadurch auf über 24000 Mark an gewachsen. Warenverlosungen in den größeren Städten sollen der weiteren Stärkung des Heimfonds, Zweigstellen der Stärkung des Bundes dienen. MM Vorstand wird überlassen, einen Teil der Zinsen des Bundcsvermögens bei Bedarf zu Unterstützungen zu verwenden. Starkem Widerspruch begegnete ein Antrag, das Bundcsvermögen einem Leipziger Komitee hochstehender Persönlichkeiten zu übergeben, das ebenfalls die Errichtung eines Taubstum menheims anstrebt. Man sprach seine dankbare Freude' über die Bestrebungen dieses Komitees aus, war aber der Ueberzeugung, daß dieses Komitee auch ohne die Mittel des Bundes sein Ziel erreichen werde. Wegen der vorge rückten Zeit kam cs übrigens zu keiner Beschlußfassung über diesen Punkt. Ten Beschluß der Tagung bildete ein Festgottesdienst in der Johaunislirche; bei diesem predigte Pastor Gocht-Zwickau, der Ehrenvorsitzende des Bundes. Dahlen. In der letzten StadtgemeinderatSsitzung wurde Herr Bürgermeister Müller einstimmig auf weitere 12 Jahre wtedergewählt. Herr Müller amtiert hier seit I. Oktober 1903. Seine erste sechsjährige Wahlperiode läuft erst 1909 ab. Leisnig. Der Turnverein Saxonia (E. V) hier hat beschlossen, sich diese» Jahr eine eigene Turnhalle zu bauen. Zur Deckung der fehlenden Mistel will er unverzinsliche VM M Mck zu amnlitm ist kl beste Wes zur WW-MMU ' - Riesaer ch Tageblatt «rrd Anzeiger (Meblatk und ÄnMgefi. Telegramm-Adresse: A Fernsprechstello »Tageblatt-, Riesa. Nr. 20. für die Königl. Amtshauptmannschaft Großenhain, das Königl. Amtsgericht und den Rat der Stadt Riesa, sowie den Gemeinderat Gröba.