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1. Beilage zum „Riesaer Tageblatt". Rotationsdruck undSertäg von Langer ck Vinlrrlich in Riesa. — Tür dl« RedaMoa »enmtmortU-: Hermann Schmidt in Riesa. 248. DieaStag, 19. Oktober 1909, adeadS. «9, Jahrg. Der Gerlinger Friedhofsfall. DLL Zu dem Gerlinger Friedhosskandal veröffent- licht da» evangelisch« Konsistorium in Metz in der „Metzer Zeitung" den amtlichen Bericht de» evangelischen Pfarrer» Rtbstein in Solchen. Danach hat die Majorität de» Ge- meiuderat« in der Lat den Bürgermeister durch Demission»- androhung veranlaßt, daß er seine ursprüngliche Anordnung, dem verstorbenen evangelischen Förster Jlharbt ein würdige» Grab in der Reihe au»zuwrrfen, in letzter Stund« zurück nahm. Da» Grab wurde recht» vom Eingang an einsamer Stelle au»geworfen, link» vom Eingang befand sich ein ein- zelne» verwahrloste« Grab, in dem eine Frau, die im Kirchenbann gestorben war, ruhte. Fünf Gemeind erat»- mitglieder erklärten dem evangelischen Pfarrer und dem Sohn de» verstorbenen, sie möchten lieber auf einem Juden kirchhof begraben werden al» in einer Reihe mit einem Protestanten. Andere erklärten, da» Grab würde, fall» e« in der Reihe angelegt würde, geschändet werden. Da die Bestattung nicht länger hlnaukzuschieben «ar, mußte der Förster in dem einsamen Grab am Eingang beerdigt wer- den, aber die Familie forderte sofort die nachträgliche lieber- sührung de» Toten in die Reihe „oder wenn möglich an- gesicht» der angedrohten Schändung de» Grabe», die Ueber- führung nach Solchen." Letztere» ist dann auch durch die Krei»direktton auf Kosten der Gemeinde angeordnet worden. Die Behörde ist damit, wenn auch unter Einverständnis mit der Familie, vor den Drohungen de» fanatischen Ge- metnderat» zurückgewichen. Ein beschämender Vorfall. Wie der Pfarrer am Schluß seines Bericht» mitteilt, fühlt sich die evangelische Gemeinde Kreuzwald verletzt; sie verlangt die Zusicherung, daß künftighin etwaige evangelische Tote in Gerlingen in der Reihe beerdigt werden. Und man sollte in der Tat meinen, daß Drohungen, ein gesetzmäßig angelegtes evangelische» Grab eventuell zu schänden, vor den Staatsanwalt gehören. Auf die Entschlüsse der Staats- regierung dürfen solche Drohungen keinen Einfluß ausüben, «» sei denn, man erklärt die evangelisch« Bevölkerung Lothringen» für außerhalb de» Gesetze» stehend und für Bürger minderen Grade». Menschenfresserei in Kamerun. Die Nachrichten über die barbarischen Bräuche der Makastämme im südöstlichen Kamerun erfahren durch einen im „Deutschen Kolonialblatt" veröffentlichten Bericht des Hauptmanns Dominik über die Tüdmaka - Expedition eine interessante Ergänzung. Dominik schreibt: „Die Patrouille d«S farbigen Feldwebels Blockt brachte die Meldung, daß von ihr der Häuptling Menepepiti erschaffen sei, welcher al» die Seele deS Widerstandes be- -eichnet wurde. Menepepiti war mit einem europäischen Havelock bekleidet; auch hatten sich verschiedene, zweifellos einem Europäer gehörende Sachen bei ihm gefunden. Die gefangenen Weiber sagten aus, daß Menepepiti der Mörder deS Kaufmann» Hinrich sen von der Hamburg-Afrika- Gesellschaft sowie seiner 82 Arbeiter und Händler äuS Jaunde und Baue sei. Der Abteilung deS Leutnant» von Sommerfeld lief bet MenepepitiS Dorf ein Jaundewetb zu, da» mttangesehen hatte, wie Hinrichsen von Menepepiti in einer Hütte, wo er seine Waren niedergelegt hatte, mit einem Haumesser niedergeschlagen worden war. Dann hatte man ihn zerstückelt und die einzelnen Teil« an di« umwohnenden Häuptlinge mit der Aufforderung ge- schickt, die Leute de» Europäer», welche in den Dörfern säßen oder Gummi schnitten, zu fangen und zw schlachten. Nur drei Jaunde-Weiber blieben am Leben. Hinrichsen und all« seine Leute wurden in Menepepiti» Dorf gefressen, die Köpfe wurden in ein Hau» gebracht und die Weiber ge zwungen, nacht» in dieser Hütte zu schlafen, damit sie ihre Angehörigen vergäßen." An einer anderen Stelle de» Domlnikschen Bericht» heißt e«: „Auf der Talfahrt hat Stab»arzt Geisler am Long-Mapfok, wo er auf verlassene Makalager stieß, mehr fach frischer Menschenfletsch in den zurückgelassenen Töpfen festgestellt. Den Gefallenen waren zu diesem Zwecke die Hände und Füße abgeschlagen worden. Der Jaundeträger- Bormann Ndumu wurde von den vekelle» erschossen und sorgfältig begraben. Da» Grab wurde mit Zweigen bedeckt und durch gefällte Baumstämme geschützt; trotzdem war das Grab am Tage darauf aufgeriffen und die Leich« an Ort und Stelle zerstückelt, in Körbe verpackt und in der Nähe in Waldlagern verzehrt worden. Bet der sorgfältigen Nachsuche überrascht« die Patrouille Blockt drei Männer und ein Weib von den Leichenfressern; daS Weib schilderte den Vorgang in allen Einzelheiten und zeigte frisch getrock nete» Fleisch von der Leiche." Tagesgeschichte. Deutsches Reich. AM Montag vormittag sand in der Friedcnskirche zu Potsdam die Konfirmation der Prinzessin Viktoria Luise statt. Tie Feier begann um 11 llhr in Anwesenheit des Miserpaares, der kaiserlichen Fa milie der fürstlichen Gäste, des Reichskanzlers von Beth- mann Hollweg und Gemahlin, der Vertreter der staat lichen und städtischen Behörden, sowie der Gemeinden usw. Die Kaiserin betrat mit der Prinzessin, die weiß gekleidet war, zuerst die Kirche, es folgte der Kaiser. Die Prinzessin nahm allein vor dem Altar Platz, weiter der Kaiser zwischen der Kaiserin und der Großherzogin Luise von Baben. Hinter den Majestäten die übrigen Fürstlichkeiten, darunter der Großherzog von Olden burg, der Kronprinz, Prinz und Prinzessin Eitel Fried rich, Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg, Erbprinz und Prinzessin von Sachsen-Meiningen. Tie Feier be gann mit dem Gesang des Domchors! „Komm heiliger Geist" und mit dem Gemeindegesang „Ach bleib mit deiner Gnade." Hierauf hielt Oberhofprediger D. TryandcL eine Ansprache auf Grund des Evangeliums Lukas 10, Vers 42 und hob hervor, die Prinzessin be finde sich zwar in bevorzugter Stellung, umgeben von einer Liebe und Fürsorge, die jede rauhe Berührung fernhalten möchten, doch werde such sie in den Kampf treten mässen, sie werde merken, wie die Welt eine furcht bare Macht sei, und wie die Tinge uns beherrschten, statt daß wir sie beherrschten. Auch das Leben der Prin zessin könne sich nicht in eigenen Bahnen bewegen, nicht nur die Familie verlange nach ihr, sondern auch das Vaterland, die evangelische Kirche und die Welt mit mit ihrem Elend, das die Prinzessin stillen helfen solle. Nachdem der Tomchor „Ter Herr ist mein getreuer Hirte" gesungen hatte, verlas die Prinzessin, altem Hohen- zollernbrauch folgend, der Gemeinde zugewendet, klaii und ausdrucksvoll ein von ihr selbst verfaßte» Glau bensbekenntnis, dem sie das Evangelium Johanne» 6, Vers 68,69 zugrunde gelegt hatte. Aus die ihr vont Oberhosprediger vorgelegte Frage, ob sie dem aposto lische» Glaubensbekenntnis gemäß als Christin leben wolle, gelobte sie laut: „Ja, mit Gottes Hilfe". Hieraus segnete der Oberhosprediger die Prinzessin ein, während die Majestäten und die Gemeinde sich erhoben hatten. Mit Chor- und Gemeindegesang schloß die Feier. Die Geladenen verließen die Kirche, Während die kaiserliche Familie zurückblieb, um mit der konfirmierten Prin zessin das Abendmahl zu nehmen. Um! 1 Uhr War im Neuen Palris Familiensrühstück. Folgende offizielle Kundgebung der braunschweigischen Regierung zur Welfenfrage bringt der amtlich« „Braunschweigische Anzeiger": „In der Tagespreise san den in letzter Zeit Angriffe Eingang, Welche sich gegen die Stellung Seiner Hoheit des Herzogregenten gegen über den welfischen Bestrebungen und Vereinen richten. Die Behauptungen, auf welche jene Angriffe gestützt sind, stehen zum Teil mit den Tatsachen in Widerspruch, zum Teil sind sie zu unzutreffenden Schlußfolgerungen be nutzt. In Nummer 486 der „Nationalzeitung" vom 16. Oktober ist jetzt wieder eine an diese Zeitschrift gelangt« Zuschrift erschienen, die, den heftige« Angriffen fern bleibend, besonders Bedenken gegen die Haltung dar höchsten Stelle im Herzogtum gegenüber den schon er wähnten welfischen Bestrebungen erhebt. Nach höchster Anordnung sind wir von dem' Herzoglichen Staats ministerium zu folgender Kundgebung beauftragt: An höchster Stelle besteht, wie wiederholt erklärt worden ist, die für die Allgemeinheit maßgebende Auffassung, daß nur auf dem Boden des einstimmig gefaßten Bundes- ratZbeschlusses vom 18. Februar 1907 (Gesetz- und Ver ordnungssammlung von 1907, Seite 339) und auf aus' diesem sich ergebenden Grundlagen, auf welche sich zu gleich die Rechtmäßigkeit der gegenwärtigen Regentschaft stützt, die künftige Gestaltung der Regierungsverhältnisse im Herzogtum möglich und zulässig sei. Dem entspricht die fernere Ausfassung der höchsten Stelle, daß gegen über allen Versuchen außerhalb des Rahmens jenes Be schlusses oder gar im Gegensatz zu demselben auf die Gestaltung der Negierungsverhältnisse im Herzogtum ein zuwirken, ein abweisendes Verhalten geboten sei. Da mit werden die ernsten Pflichten gegenüber dem Reiche erfüllt, deren sich die höchste Stelle im Herzogtum bei der Behandlung der braunschweigische» Frage stets be wußt bleibt." DaS „Berl. Dagebl." meldet, daß die vom Mgeord- neten Schack durch seine sonderbaren Zumutungen be leidigte Lame ihren Strafantrag zurückgezogen habe. Es ist kaum anzunehmen, daß die öffentliche Anklage ausrecyterhälten wird. Im Berliner Tageblatt veröffentlicht Gerhard Haupt mann und andere Herren einen Protest gegen die Hin richtung Jerrers, die sie als einen Justizmord bezeich nen. Sie fordern alle gleichdenkenden Landsleute auf, sich einer einmütigen Kundgebung anzuschließen, die mit den Namensunterschriften aller daran Teilnehmenden den geeigneten Stellen in Madrid übermittelt werden soll. Der Borentwurf des neuen Strafgesetzbuchs wirb Mittwoch oder Donnerstag den einzelstaatlichen Re- llü Ii I p i' Äv8 8. MMsedv» HVadlkrvisv«! Wer die Tätigkeit unseres bisherigen Vertreters im Landtag verfolgt und seine Programmrede über die Auffassung seines Mandats mit angehört oder gelesen hat, dem bleibt keine andere Wahl, als die Wiederwahl des von der ganzen Volksvertretung und allen Parteien wegen seiner strengen Unparteilichkeit, Sachkenntnis und großer Arbeitsfreudigkeit gleich hochgeschätzten «Skk» SilMMSiM vr. 8eetMv -MM. WMMLW lls lttMöMtlm kmlil, llR ßMWRl»! unil ÜN ÄolirkvlW MÄNrMmMWS.