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So Ser Heine Kobäld steckt? Na, Prinzeßchen, wollen wir wieder gut Freimd sein?" -r-tn.t an sie heran und hielt ihr die Hand hin. Schlanke weihe Unger Lohnten sich den Weg durch Sa» Gerank« und legte» sich zögernd in seine auS- gestreckte »echte. ,Lch mag es gar nicht leiden, wenn Ihr alle über einen Zerfallt," beharrte sie vor- wnrf-voll. „Wer.« dieser eine es aber verdient, so kann man eine» Mohren nicht weih waschen und muß ihm das Aar mach«,," antwortete Efchenbron nicht ohne Schärfe. Ursulas Beharrlichkeit verstimmte ihn. Sie antwortete nicht, aber sie entzog ihm ihre Hand, nnd gleich darauf verschwand auch ihr Kopf aus dem »osen gewirrc. Nun saß sie wieder auf ihrem alten Platze und hielt ihr Luch aus dem Schoße. Doch sie las nicht, sondern blickte nachdenklich ins Weite, während sie aufmerksam der Unterhaltung folgte, die auf der Beranda sortgesührt wurde. Was sie das hörte, mußte nicht nach ihrem Sinne sein, denn zwischen den dunklen, sein gezeichneten Brauen zeigte sich ein« Falte, die wenig zu den weichen, kindlichen Zügen paßte, und unmutig kniffte dabei dis kleine -and In der Zerstreutheit eine Ecke nach der andern in die Blätter des Bucher. Auf der Beranda hatte das Gespräch jetzt sein Ende «reicht, man brach auf, um den schönen Abend noch stet einem Spaziergang im Park zu genießen. Die Jugend stürmte in Ursulas Bersteck, sie sollte sich der Wanderung anschlteßen. Man wollte nach dem ZSgerhäuSchen gehen, nein, eine Kahnfahrt sollte «macht »erden Die Stimmen schwirrten durcheinander. Da» Mädchen rührt, fi^ ndcht. "Warum konnte denn nicht einer von Euch den Armen verteidige,?" schmollte sie. ,Lhr seid alle schlecht gewesen, alle miteinander." Hin Stur« erhob sich gegen sie. Nr ältester Bender, wenig galank, schalt sie einen "Ungezogenen Kind-kopf", während ihr Letter Alex, der sich ganz ausfällig um die Gunst der schlanken Mädchens bemühte, begütigend meinte: ,,Lobh einer kleinen Schwärmerin muß man schon etwa- zugute Gaveul" Ursula war die Bezeichnung „KindSkvpf" ebenso sAetchgüttig wie der Titel "Schwärmerin", den ihr Alex beilegte. Sie antwortete keinem von den beiden Ul» aber Bruno, ihr jüngst« Bruder und Liebling, sich zuthe oeugte und lachend meinte: „Kleiner Trotz kopf, gelt, mitkommen tust Du doch?", da sprang sie «f, steckte ihre» Ann durch den des Bruders und drückte den Lockeukopf en seine Schult«. „Du -ist doch der beste, Lu Lost, wenigstens nicht milgescholten auf den Urmen." " Er streichelte ihm weiche Hand, die auf seinem Mrme lag, während « mit ihr den andern folgte, die schon de» »eg nach de« See eiugefchlagen hatte«. "Ursel, wen» Da «in Mann geworden wärst, ich glaube, R» würdest wer weiß wie «ft versuchen, mit dem Kopfe hurch dir «and zu gehen ." „Da» glaube ich auch," antwortete sie ganz ruhig, Ham» ab« blitzte der Schalk in ihren Augen auf. „Wer weiß, ob ich es nicht auch so versuche, trotzdem ich »nr et» Mädchen bin.- „Dir ist alles zuzutraueu, ^ meinte er. „Du, da- M sich«, würdest Dir lieb« die Zunge abbeißen, M» eüva» sagen, wenn Du zu schweigen versprochen hättest." Sie war wieder sehr ernst geworden „Ganz gewiß," dntworiete sie. „lieb« sterbe» al» sein «ort brechen." Pelle Dränen traten in ihre Augen. „Bruno, weißt Du Wohl, so sagte die Mutter immer, Treue muß man Hal- »»Vmw diÜ in den r^ »d in uns«« DÜtse heißte» auchr der Pflicht getreu. Mutti setzte immer hin Ku bis zuletzt, bis ganz zuletzt/ und daran will ich immer, im mer denken." Sehnsucht nach der Heimgegangenen' überwältigte sie. Mit einem leisen Aufschluchzen drückte sie den Kops an des Bruders Schu.r« und gab sich einen Angenblick dem Schmerze hin. , Liebevoll sprach er ihr zu. Sie richtete sich ans und sah ihn noch feuchten Auges an. „Du list doch ein gar zu lieber Zunge, Bruno. So, nun sollst Tu auch mit mir zufrieden sein, ich kann mich anch ganz gut und ganz vernünftig auf führen." sine Viertelstunde später saß die Jugend in den Leiden Kähnen auf dem Birkensee. Plätschernd tauchten die Ruder in das Wasser, und langsam glitten die Gondeln in geringer Entfernung voneinander dahin. Ursula hotte ihren Platz am Rande des Kahnes, sie hatte die Hand in das Mass« getaucht und ließ spielend die kleinen Wellen durch die Unger gleiten. Ter Abendwind jagte ihr das blonde Gekrause in die weiße Stirn. Alex, der ihr gegenüber saß, konnte sich gar nicht satt au ihr sehen. ' > ' „Wir wollen «in Lied singen", schlug er vor. „Auf dem Wasser klingt'S immer so besonders hübsch." Ursma nickte eifrig. Wenn es zu singen galt, Sann war sie so recht in ihrem Element, und der eigentüm liche Wohllaut ihr« weichen, wenn auch völlig un geschulten Stimme übt«; imm« einen besonderen Reiz auf die Zulöver aus. Ohne sich lange zu besinnen, stimmte sie das alte Lied von der Lorelei an. Tie andern sangen mit, aber trotzdem hörte man Ursula» Stimme deutlich heraus. Dem Berttr wollte es scheinen, als ob nur sie allein sänge, und als ob da vor ihm in« Abendscheine die leibhaftige Lorelei im goldigen Haar ihre zauberhaften «eisen erschallen ließe. Er solle bei der Fahrt das Steuer führe«, aber da- hatte « ganz vergessen, gedankenlos drehte « es völlig nach rechts, nnd mit einem jähen Rucke fuhr das Schiss gegen einen vorgeschobenen Meidenstamm der Schwaneninsel. Das gab einen tüchtigen Stoß und schüttelte die Insassen zusammen. Lachen, Schelten, Necken Vang durcheinander. Alex zeigte ans Ursula. „Und das hat mit ihrem Singen die Lorelei getan." GS Vang wie eine etwas ärgerliche Huldigung. Wolf Mariens hatte nach jener Unterredung sofort da- Gasthaus verlassen und fi»hr jetzt in langsamer Gangart auf der Landstraße, die nach Rauschebach führte. Noch ein schwer« Schritt lag in der nächsten Stunde vor ihm, und sein Herz krampft« sich schmerzlich zu sammen Lei dem Gedanken daran. Er mußte Anni and mußte seinem Sohne sofort ge naue Mitteilung von dem Geschehenen machen. Wie würden die beiden sich bei diesen Eröffnungen verhalten? Seine Nerven waren durch die Erregungen der letzten Wochen so mitgenommen, daß er die schmerzliche Spannung, die sich sein« bei diesem Ge danken bemächtigte, kaum zu ertragen vermochte. Er sagte sich, daß, wenn einer dieser beiden geliebten Mensch« auch nur den Schatten eines Mißtrauens zeig«» sollte, eS mit seiner Selbstbeherrschung vorbei sein würde, und daß er dann stehenden Fußes hinaus wandern würde in die weite Welk mutterseelenallein. Mit einem Rucke warf er jetzt den Kopf in de« Nacken und triek plötzlich die Pferde zur Elle an. Als er in den Park einbog, sah «, daß Anni an- einem der Fenster htnauSlehnte, und daß Hasso, de« Maffemmfleee» für Notattoasvrwr» Avise Adretz- und Geschäfts karten BrtefkSpfe, vrirsleiftm Bestellzettel Broschüre», Billett Deklarationen LantsagaagS- und GtnIadnngSbrtefe Einlaßkarten Etiketten «er Art Faktnren, Flugblätter Svrumlare in dtv. Sorte« Frachtbriefe GebrauchSautaeisuuge« Frenwenzettrl Haus- und FaLrtk. vrdmmgen Geburtsanzeigen HOchzeitSetnlabnnge« -Lettunse» und -Gedichte Kaftenschilder Softeuanschläge Kataloge, Kontrakt« Kontobücher LoHnlistr», Mahnbriefe Mittetlnngen, MennS Musterbücher, Nota» Plakate Brogranttna Preis kurant» Postkarten, Onittnngen Rabatt» arke, Nechmmse« Speise«- nn» Weinkarten Statnte», Tanzkarte« Sttnttn-, Theater» «n» Saikzettel vifiten- nnd LerlobougSkartex Wechsel, Serie Strknlare, 8eu«t-S «. re. re. davor stand, ihr ein Büschel roter Rosen hinaufreichtr. Sie mußten ihn beide gleich bemerkt haben, denn Anni winkte ihm zü, und Hasso schwenkte den Hut. Mit einem scharfen Rucke parierte Martens vor der Tür die Rappen, warf dem Kutscher die Zügel zu und sprang heraus. Hasso war schon herangeeilt, legte in herzlicher Vertraulichkeit den Arm um den Vater und meinte: „Tas ist famos, daß Du heute so früh vom Kreistage zurückkommst. Ta habe ich doch noch was von Dir. Ich knurrte der Mutter schon die Ohren voll, daß Tu heute weg sein mußtest, wo ich meinen Extrafeiertag hier genießen wollte." Sie waren zusammen in die Halle getreten. Ter Gutsherr blieb stehen,er atmete tief und schwer. „Komm zur Mutter," sagte er in eigentümlich > rauhem Tone. Hasso sah ihn erschrocken an. Jetzt erst bemerkte er des Vaters Blässe und die fest zusammengepreßten Lippem , „Was ist geschehet,? Sprich Dich aus, dann rvird's besser werden! Wir wollen ja so gern alles für Tich tun, alles, wenn Tu nur wieder so frohgemut werden könntest, wie Tu es sonst warst." Wolf fühlte sich einen Augenblick unfähig, zu sprechen, er druckte nur fest, ganz fest des Sohnes Han» und murmelte, „Komm!" Stumm schritt Hasso ihn, zur Seite, « fand jetzt kein weiteres Wort, aber warm« Liebe lag in dem Wicke, der traurig an dem Vater hing. Nun waren sie alle drei beisammen in des Guts- Herrn Arbeitszimmer. Er stand an demselben Fenster, wo er vor 18 Jähren gestanden hatte, als « so plötzlich Elisabeths ansichtig geworden war. Tie Erinnerung daran, im Zusammen hangs mit den schweren Folgen Überwältigte ihn. Er schloß hastig die Fensterflügel und fetzte sich müde nieder. I Anni strich ihm freundlich das feuchte Haar aus der Stirn, ab« er wehrte ihr. „Setzt Such mir gegenüber, dorthin. Ich will Euch erzählen, >vas sich vor Jahren «eignete, und was heute geschehen ist. Tann," « machte ein« kurze Pause, in seinem Gesicht zuckte es, und mit Anstrengung fügte er hinzu, „ja, dann wird es sich zeigen, was weiter folgen wird." ; Hasso wollte sprechen, aber er winkte ihm ab. »Hört mich an!" j In äußerlich ruhigem, nur eüvas schleppendem Ton erzählte « nun die Vorgänge jenes Abends, soweit sie durch die Zeugenaussagen enthüllt waren, Gmd wiederholte dann die Worte der Herren in jener qualvollen Stunde nach Schluß des Kreistages. Wolf hotte, während « sprach, keinen Blick von den Seinen gewandt. Alles Leben, das der zusammen gesunkenen Gestalt entwichen zu sein schien, flackerte in den Augen, die in fieberhafter Spannung an dem Antlitze von Mutt« nnd Sohn hingen. Er beobachtete, wie durch Annis Körst« ein Zittern ging, wie ihre Hände sich krampfhaft falteten, und Träne auf Träne in ihren Schoß fiel. Er sah Hassos Erbleichen, das Beben seiner Lippen, die unverständliche Worte murmelten, während seine Rechte sich zur Faust Lallte. Wiederholt hatte er den Vater mit einem Zornigen Rufe unterbrechen wollen, aber dies« hatte so finster abgewinkt, daß Hasso immer von neuem die rebellischen Gefühle, die Empörung, die ihn durchwühlte, zur Ruhe jwang. , JetzL Hatte Martens' seinen inhaltsschweren Bericht beendet und schloß mit der kurzen, in hartem Tone gestellten Frage: ,^Verlangt auch Ihr jetzt von mir den Namen der Tome nnd nähere Erklärungen meinerseits? Dl- Buchdrucker«! von Langer LMterM (T. Langer und H. Schmidt) WISSE Goeiheftratz« Rr. öS hält sich zur Anfertigung nach stehender Drucksachen bei sauberer Ausführung und billigster Preis stellung bestens empfohlen. Besser ssgedlatt — Amtsblatt — Fernsprechstelle Nr. 20. Telegramm-Adresse: Tageblatt Riesa. Könnte Euch sonst vielleicht meine Handlungsweise nicht ganz einwandfrei «scheinen und ein ähnliches Bedenken bei Euch aufsteigen wie bei meinen lieben Nachbarn?" „Vater!" Es war ein wilder Aufschrei, mit oem Hasso die Worte unterbrach. Glühendes Rot war in sein vorhin noch so blasses Gesicht gestiegen, die Augen flammten, und er griff nach Marten's Arm. „Ich gebe Tir mein Mort, sollte ein Mensch sich unterstehen, auch nur im geringsten Teine Ehre anzu tasten, init diesen meinen Fäusten wollte ich ihn beim Kragen packen und ihn schütteln, daß ihm Hören und Sehen vergehen sollte." Wolfs steinere Züge belebten sich, ein warmes Not der Freude zog in seine blassen Wangen, ja selbst ein flüchtiges Lächeln huschte über seine Züge bä diesem knatenhaste» Ungestüm des Jünglings, diesem polternden und grundehrlichen Zorne, der dem Baterherzen so un beschreiblich wohl tat. „Brav, mein Junge, daß Tu so für Deinen Batst eintrittst", sagte «. „Ich hätte es nicht ertrage«, wenn Tu mrsicher geworden warst." Hasso zog die dunklen Brauen zusammen, und das gab dem jungen Gesicht einen finsteren Ausdruck. „Wer ay Tein« Treue und HerzenSgüte zweifelt, Vater, der verdient, daß er verfemt würde." Wie von einer Last befreit, richtete sich Martens auf und schüttelte därr Sohne die Hand. „Junge, nun trage ich den Kopf wieder hoch. Wir wollen zustnimenhalien, und dann werden wir mit Gottes Hülfe schon Herr weiden über die Schwierigkeiten." Er sah auf seine Frau. „Und Tu, Anni?" Sie setzte sich zu iHn und nahm seine Hand. „Wolf, Tu weißt, daß ich Dir vertraue schrankenlos nnd blind lings; aber wenn Tu anch eine Schuld auf Dich geladen hättest, ich würde doch nicht irre an Dir werde« und würde «Utes, alles mit Tir tragen." Er umschloß ihre Hand fest. „Kind, Kind", murmelte «, „was bist Tu mir!" Er merkte nicht viel Worte darüb«. Das war niO seine Art, nnd Anni begehrte es auch nicht, fühlte sich aber doppelt beglückt, wenn Wolf, aus sein« ab- geschlossenen Art heraustretend, ihr ein Wort sagte wie dieses. Wolf war aufgestanden und ging nachdenklich auf und ab. Nach einer Aelle blieb er stehen. ,/Ss ist mir peinlich, ab« es ist nicht anders zu machen. Morgen werd^ ich nach Klenkendorf reiten. Ehe ich als Amtsvorsteher zurückrretr, muß Eschen bron die Angelegenheit des Müllers persönlich klar gelegt werden, sonst wird nichts aus der Geschichte, nnd dem alten Müller ist man's schuldig, daß man sich bis zuletzt noch sein« Sache annimmt. Leicht wird mir d« Weg nicht, aber das ist schließlich gleichgültig. Durch muß man." Seine Stirn furchte sich, und er preßte die Lippen zusammen. „Tu darfst nicht nach Klenkendorf, Vattrl" Hasso hatte das so energisch gesagt, daß Wolf ihn «staunt ansah nnd kopfschüttelnd meinte: „WaS fällt Tir ein? Coll etwa eine Sache unerledigt bleiben, well ich eine unangenehme Stunde «ir dadurch erspare?" „Nein, Vater, das nicht, ab« siehst Tu, es geht anders einznrichten. Ich will statt Deiner hinüber." . -Tu?" „Ja, ich, Tein Sohn, der doch dazu da ist, feinem Vater auch mal etwas abzunehmen. Oder traust T« mir etwa nicht zu, einen Auftrag, den Tu mir auseinander gesetzt hast, gewissenhaft und ausführlich au-znrichten?" „TaS wohl, ab«, mein alt«, lieb« Junge, auch für Dich kann diese Unterredung mtt Lschembron »oll peinlich« Augenblicke sein. Ich möchte Dir da- er sparen. Tu bist noch sehr jung dazu, nm für Deine« Bat« die Kastanien a«8 dem Feuer zu holen/«