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Beilage znm „Riesaer Tageblatt Rota««»«« «d «erlag »m, Lang,» » «lnterlich 9, «iesa. — Für di, «»awon «mntnwrttich: «dwinPlaSnick in «iesa. Dienstag, LV. Rovemver 1908, abeavs vl- S6S «1. Jahr, „Ich liebe es, junge Talente gleichsam zu entdecken und Zu fördern," nahm der Pole wieder das Wort, mit stark zur rum ^tll- llvck Verfalls von LtsalsxLxäsroll, kümäbrlsksu, ^küs» Ull6 soustiASL ^Vsrtpspisreu, rur LllllösuvK voll sLklbsrso Ooupoos, v!v!6elläsoseliNuso u. xÄoston Ltkcksa, rur VerVktllllllK von ^Vertpspierell (Hebervsollmix voll ^usIosuuAsu, Ls- . sorxuog lleuar 2ius- b«r. vivläonäeulx^on ustv.), rur ^AtdLVAliriUlK oüsnsr rm6 zosolllossonor Depots, -°k ^nnuilintz voll Llvläern rar VvrLillSllllK bis Lll 4^» p. ». StiianM «r ir» stiUn Wsiip. Aigen-Bericht. 8ok. Berlin, S. November LS08. Morgen wird die große Schlacht geschlagen werden. Kein Wunder, daß heule zu Beginn der Sitzung Stille vor dem Sturme herrscht. Da» Weingesetz rüst noch ein Dutzend Redner auf di« Tribüne, di ,tm Interesse ihrer Weinbau treibenden Wahlkreise ein Wort zu sagen haben. Der Antisemit Werner hebt den Schmutz de» MuSbachr« noch einmal an» Tageslicht, der „Brüneberger" veuchelt plaidiert für feinen Wein, ohne bet seinen eigenen Freunden, den Konservativen, ein geneigte» Ohr zu finden. Der Sozialist Lehmann wartet mit einem historischen Bild de» französischen Winzeraufstande» auf. Der freifinnige Kämpf bekämpft den Entwurf al» den Handel und die kleinen Bauern schädigend, «in halb Dutzend ZentrumSabgeordnet« treten für den Entwurf rin. Vizepräsident Paasche schließt den Reigen mit der Bitte um baldige Verabschiedung de» Gesetze», da» an eine 28«r Kommission geht. Der Sitzungssaal füllt sich ein wenig. Neben dem Staat»sekretär Dr. v. Vethmann-Holweg bemerkt man den preußischen Landwirtschast»mintster v. Arnim-Criewen. Ein kleiner nur au» 3 Paragraphen bestehender Gesetzentwurf, betreffend die Preisfeststellung beim Markthandel mit Schlachtvieh, hat das Ohr de» Hause». Dr. v. Vethmann- Holweg überreicht dem Hause die Vorlage mit einigen Worten. Die Landerzentralbehörden sind befugt, für Schlachtvtehmärkte zum Zwecke der Feststellung von Preis und Gewicht der Tiere Vorschriften zu erlassen und Ein richtungen zu treffen. Durch diese Anordnung soll die bloße Schätzung als Grundlage der PreiSnotierung beseitigt werden. Dr. Rösicke von den Konservativen lobt den klaren Entwurf, der eine zuverlässige Statistik bringen werde, während der Sozialist Scheidemann den agrarischen Entwurf im Interesse der Handel» für ungenügend hält. Herr Gerstenberger vom Zentrum weist darauf hin, daß kleine Märkte von den Gesetzesvorschriften gar nicht be troffen werden. Gtadtrat Fischbeck von den Freisinnigen behauptet, daß man um die Schätzung doch nicht herum komme, da man Qualitäten feststen«» müsse. Wachhorst -e Wente von den Nationalliberalen betont, baß der Land wirt sich auS der Schlachtgewichtnotierung kein Urteil bilden könnte. Als der freisinnige Fleischermeister Kobelt aus Magdeburg die Tribüne betritt mit den Worten: „Hochgeehrte Herrenl" schallt ihm von der Rechten ein donnerndes Bravo entgegen. Kobelt bekämpft die Vorlage Tagesgeschichte. 8»r Lasablanea-Affäre. Die „N. A. Z." schreibt offiziös: Durch den Staats sekretär v. Schön war Ende Oktober dem französischen Botschafter, Herrn Tambon, eine aktenmäßtge Darstellung der Vorgänge bet der Festnahme der Deserteure in Casa blanca übergeben und dabet die Bitte ausgesprochen wor den, daß der deutschen Regierung auch eine französische Darstellung der Angelegenheit übermittelt werden möge. Am Sonnabend ist nunmehr dem Auswärtigen Amt da« französische Material in Gestalt eines Berichts de» Polizei- kommiffarS Dordü in Casablanca zugegangen. Aus diesem Bericht ergeben sich hinsichtlich der Vorgänge bei dem Zwischenfall eine Reihe wesentlicher Abweichungen in der deutschen und der französischen Darstellung. Die franzö sischen Zeugenaussagen gehen dahin, daß mit den Tätlich- keilen von dem KonsulatSsoldaten und von dem Konsulats- sekretär begonnen worden sei; weiter wird angegeben, daß der Beamte de» deutschen Konsulat» die Deserteure gegen- über den französischen Marinesoldaten al» seine Landsleute bezeichnet und ihren Charakter al» Deserteure ausdrücklich verneint habe. Auch würde «S nach dem französischen Be richt zweifelhaft sein, ob sich die französischen Soldaten schon im Beginn de» Zusammenstoß«» klar darüber gewesen sind, daß sie Angestellte de« deutschen Konsulat» vor sich hatten. Ferner sollen gegen den deutschen Beamten von stanzvsischer Seite überhaupt keinerlei Ausschreitungen und Tätlichkeiten stattgefunden haben. — Die beiderseitigen Darstellungen de» Zwischenfalle» stimmen hiernach so wenig überein, daß der tatsächliche Hergang weiterer Aufklärung bedarf durch erneute Erhebungen, sei e« der beiderseitigen Behörden, sei e» eine» Schiedsgericht». Zu der französischen Darstellung der Zwischenfalle» von Casablanca bemerkt die „Kölnische Zeitung": Da di« amtliche französische Darstellung erst fetzt zur Kenntnis der deutschen Regierung gelangt ist, konnte sie auch bisher nicht berücksichtigt werden. Au» dem vergleiche der deutschen und französischen Berichte ergeben sich dl« stärksten Wider sprüche, und e» ist den Franzosen da» Recht zuzugesteheu, daß sie bi» zum Beweise des Gegenteiles die Angaben ihrer Leute für richtig halten, ebenso wie wir da» bei den unserigen tun. Nach der bisherigen hiesigen Auffassung war man wohl auf widersprechende Rechtsanschauungen gefaßt, nicht aber, oder doch nicht in solchem Grade auf völlig abweichende Berichte über die Tatfrage. Sobald auch diese in so hohem Grade strittig wird, daß auch über sie «ine Einigung von wetteren französisch-deutschen Ver nehmungen nicht zu erwarten ist, wird auch die deutsche Regierung den bisher eingenommenen Standpunkt nicht weiter verfolgen können, und eS ist anzunehmen, daß sie bet dieser veränderten Lage keine Bedenken tragen wird, den ganzen Handel nicht nur in Bezug auf die Rechts frage, sondern auch in Bezug auf di« Tatfrage einem Schiedsgericht zu überweisen. Lentsche» Reichs Wie die „Verl. Un.-Korr." hört, wird sich da» Kai serpaar im Laufe des Monat» April n. I. zu eine« zweimonatigen Aufenthalte nach Korfu begeben. Prinz und Prinzessin Ettel Friedrich werden daS Katserpaar be gleiten. Die Kronprinzessin, deren Entbindung im Spät frühling zu erwarten ist, wird alsdann gleichfalls mit dem Kronprinzen nach Korfu abreisen. Sowohl die Kaiserin, wie auch der Kronprinz sollen dem Kaiser gegenüber ihr Erstaunen über die Ver öffentlichungen de» „Daily Tel." ausgedrückt haben. Ebenso hatte der Reichskanzler verfügt, daß di« sämtlichen Preßsttmmen über die Angelegenheit dem Kaiser vorgelegt würden. Kaiser Wilhelm II. hat sie nicht nur gelesen, sondern auch mit persönlichen Randbemerkungen versehe». Bestätigt sich auch die erstere von der „N. Fr. Pr." ge brachte Nachricht, so schuldet da» deutsche Volk feiner Kai serin wie dem Kronprinzen herzlichen Dank. Daß Fürst Bülow erkrankt sei, hatte am Sonn abend ein Berliner Korrespondenz-Vureau verbreitet. An der Nachricht ist kein wahre» Wort. Der RetchSkanzler Fürst Bülow Hot für den i« kommenden Jahre in Stuttgart abzuhaltenden Steno graphentag de» Verbandes Stolze-Schrey, wie auch bet ganz geschickt, aber «ine Fülle von Stilblüten laufen ihm in der in urwürchflgrm Magdeburgisch gehaltenen Rede unter. Da» Hau» lacht stürmisch, al» er der Rechten zuruft: „Die Sache nach Schlachtgewicht haben Sie nicht richtig verstanden. Ich könnte Ihnen «ine ganze Meng« un- zähltger Urteile aufsühren." „Man müßte «in Gesetz er- lassen dagegen, daß die Landwirte aufgefüttert werden." „Die Landwirte ziehe« ihr Vieh mit künstlichem Dünger hoch." So ging da» Hau» humorvoll auseinander, um sich in ernster Stunde wiederzufinden. Da» Gesetz wurde in erster Lesung angenommen. Mr VerwietUAK von 8kck«-8cdrSok«Lsll mtt-or etzvvom VorRÄMS 6sr Mskr vor ÄvvAvNwK von Darlehen, Mr LsnutMnx Lrsr klrw» »ls VvmlLtlslstllv wtä srw VlsIUMÜLNWK von ^Vsodssln, Mr LrVTmwK lankonäer Rsotunwgsn mit nnä okns -V Schwere, unsichere Schritte kamen durch den Gang zu rück, halb klagendes und stöhnendes, halb zorniges Gemur mel ertönte, dann blieb alles still. Noch eine halbe Stunde ließ Hugo verstreichen, griff so dann nach seiner Reisetasche, daS übrige Gepäck war auf dem Bahnhof geblieben, und wollte sich entfernen, als der Die ner, welcher ihn herauf geleitet hatte, beide Türflügel öffnete und meldete: „Herr Bogislaus von Sudowsky!" Meißner sah den Eintretenden ebenso beklommen als über rascht an. War daS wirklich derselbe Mann, Len er vorhin beob achtete. Der Rittergutsbesitzer reichte ihm lächelnd beide Hände und rief scherzend: „Was ist das für eine Art, so ganz plötz lich und unvermutet zu kommen! Wir hofften bestimmt auf Nachricht." „Verzeihen Sie, nur der Wunsch, keine Störung zu verur sachen ..." „Was seid Ihr Deutschen doch für sonderbare, schwerfäl lige Käuze! Hätte Sie ja sehr gern abgeholt! Diese Freude wäre mir also gründlich verdorben. Sind Sie schon lange hier?" Bei den letzten Worten nahm Hugo etwas seltsam Lau erndes, Argwöhnisches in den grünschillernden Augen sei nes Wirtes wahr und erwiderte zögernd: „Eine Stunde un gefähr," , . „So, so." SudowskyS Mund verzerrte sich zu einem höhnischen Grin sen. „Da müßen Sie sich arg gelangweilt haben.. oder etwa nicht?" „Nein," erwiderte Meißner möglichst unbefangen. „Ich war die ganze Nacht und den halben Tag gefahren und gestehe offen ein, daß ich in der Ecke des Sofas schlief wie ein Murmeltier." SudowSky nickte befriedigt. „Ich machte meinem Diener schon eine böse Szene, weil i wenn Sie ruhebedürftig waren „Im höchsten Grade! Hätte man mich zufällig hier ver wunderungswürdige Fähigkeit, überall und unter allen Um ständen schlafen zu können. Wir anderen, die wir aus eine bewegte Vergangenheit zurückblicken, werden zu ost von bö sen Träumen gequält... Kommen Siel.. Sind die Frem denzimmer in Ordnung, Josef?" Der Diener bejahte. „Bitte keine Umstände meinetwegen. Ich wollte nur Ihrer gütigen Einladung entsprechen, muß aber, kaum angekom men, wieder an die Rückreise denken, denn ..." „Davon mag ich vorläufig nichts hören! Wie befinde» sich Ihre Damen?" „Die Majorin ist leidender als je." „Und Fräulein Flora, diese weiße Rose in Mädchenge stalt?" „Ich kann und darf sie unter so traurigen Umständen nicht lange allein lassen." Sudowsky hatte seinen Arm genommen und führte ihn durch eine Flucht von Gemächern. Ueberall herrschte dieselbe schwere Pracht, aber verblaßt, wie aus vergangenen Jahr hunderten stammend. In einem fast unheimenlich großen Saal erblickte man wundervolle Gobelins, Szenen aus der Geschichte Polens darstellend, seltsam verschnörkelte Schränke mit Waffen gefüllt, und in den vier Ecken des weit ausge dehnten Raumes geharnischte Ritter. Vor den Fenstern brei teten sich viele an den Wald grenzende Felder aus. Die beiden Zimmer, welche Sudowsky seinem Gast Zur Verfügung stellte, waren ebenso bequem wie elegant einge richtet. Ter Pole öffnete aber noch ein drittes und sagte: „Dieses hier hat besonders schönes Licht. Sie könnten es eventuell als Atelier benutzen." „Schon gut! Ich weiß, was Sie sagen wollen, möchte Ihnen aber erst noch etwas zeigen." „Wie liebenswürdig! Dock/leider ..." Er geleitete seinen Gast in eine Bildergalerie, welche ne ben verschiedenen Werken älterer Meister "viele der Neuzeit Künstterölut. Roman von Vera v. BaratowSki. 0 Obschon Meißner stör, perlten ihm Schweißtropfen auf der Stirn! Er wagte kein Fenster aufzuriegeln, öffnete aber die Türe spaltbreit und vernahm plötzlich kreischendes, wildes, tobendes Geschrei. Das waren die Akzente sinnloser Wut. Eine Frauenstimme von schönem, weichen, sonoren Klang antwortete erst ruhig und beschwichtigend, dann immer lau ter und aufgeregter und endlich mit ebenso kreischenden, schar fen Tönen. DaS Gespräch oder vielmehr der erbitterte Kampf wurde in polnischer Sprache geführt, von welcher Hugo nur einzelne Worte verstand. Er mochte sich nicht dem Derdacht auSsetzen, wohl gar ge lauscht zu haben, und war im Begriff, die Tür leise zu schlie ßen, als ein Weib rasch den Korridor entlang floh. Schatten gleich huschte sie vorbei. Hugo hatte ihr Antlitz nicht gese hen. Jetzt folgte ein Mann, nut den Fäusten in der Lust herum fuchtelnd,schwankend,bald links, bald rechts an die Wand taumelnd, Schaum vor den Lippen und das Gesicht von Wut verzerrt. Er stieß offenbar gefährliche und emstgemeinte Drohungen au» und befand sich in fast unzurechnungsfähigem Zustand. Schon wollte ihm der einsame Zeuge dieser häßlichen Szene nachstürzen, denn der Wütende versuchte eine Türe am Ende des Ganges aufzureihen und sah aus, als wäre er zu dem Aergsten fähig; aber man hatte von innen abgeschlossen oder vernegelt. Die Kraft des Sinnlosen erschöpfte an dem star ken, allen Anstrengungen eS zu sprengen, widerstehenden Schloß. Endlich schlug er sich mit den geballten Händen vor Brust und Stirne und lallte wie jemand, der nicht mehr Herr über seine Zunge ist. Meißner fühlte da» Blut in den Adern erstarren. Träumte er, oder enthüllte sich ihm in Wahrheit so Entsetzliches? Die ser Rasende war ja SudowLky. Er erkannte ihn ganz genau, -og die Türe geräuschlos zu und beschloß, daS Gut sobald als möglich in 2na, ^"--""-"-- rm Sammluna »u ersprießlichem Schaffen finden. kikMr VM, ÜLuMl.. 62 ll»u«ut«Uo SNmvdltt: luksberw kirma llsbr. kkauät «upLsllt soll er Sie nicht sogleich meldete, aber, entstammende enthielt und unter diefen das zuletzt erwor ben ..." . bene: „Badendes Mädchen und Faun". täglich in unauffälliger Weise zu verlassen; denn hier, daS gessen, so würde ich wohl bis morgen geschlafen haben. „ , mßte Hugo jetzt, würde er nun und nimmermehr Ruhe und Lachend klopfte ihm der Pole auf die Schulter. „Wenn Schau getragenem Selbstgefühl. „Ihre Erstlingsarbeit hat ge- mmmluno », -rkorleklickem Schallen Nnden, l ich junge Leute um etwas beneide, dann ist es um ibre bc-' fallen" löü.N