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Riesaer G Tageblatt ««d Anzeiger MrbM »nd MMrrj. Lelegramm-Lvreff«: Femspnchsttll, .Tageblatt«, Rtesa. Nr.«. für die König!. Amtshauptmannschast Großenhain, das König!. Amtsgericht und den Rat der Stadt Riesa, sowie den Gemeinderat Gröba. 267. Dienstag, 17. November avends. 67. Jahrg. Da« Riesaer Tageblatt «scheint jeden Tag abend« mit Au«nahme der Sonn- und Festtage. Blertehührltcher »ezugöpreiS bei «bboluna in der Eweditlon in RIeia 1 Marl vo Dia dur» ankere Träaer krek in« kau, Schalter der ka,,-rl. Postanstaltm 1 Mark 65 Psg, durch den Bnesträger freien« Hau« 2 Mart 7 Psg. Auch Ronat»ab°nn«n.nt« werden aA/ommm. «nz.IgÄnnahme die «ummer de« Ausgabetage» bi« vormittag S Uhr ohne Gewähr. Preis sllr die kleingespaftene 43 nun breit« KorpuSzeile 18 Psg. (LokaiPretS IS Psg.) Zeitraubender und tabellarischer Sah nach besonderem Laris. Rotationsdruck und Verlag von Langer L Winterlich in Niesa. — Geschäftsstelle: Goethestrab« 6L — Für die Redaktion verantwortlich: Arthur Hähne! in Riesa. iS- Unter dem Viehbestands 1) de« Rittergutes Zabeltitz. 2) des Gut-besitzers Oswin Ritsche in Priestewitz Rr. 4 ist der Ausbruch der Mauls und Klauenseuche bezirkstierärztlich festgestellt worden. Als Sperrbezirk wird gemäß 8 161 der VundeSratSoorschristen zum Viehseuchen- gesetze zu 1) der Ort Zabeltitz, zu 2) der Ort Priestewitz und al» BeobachtnugSgebiet gemäß 8 163 a. a. O. zu 1) die Orte Walda, Görzig, Raden, Treugtböhla, Raffeböhla und OrtSteil Stroga, zu 2s die Orte Strietzeu mit Kollwitz, Standa, Zschieschen, Kottewitz, Wantewitz und Zschauitz bestimmt. Für den Sperrbezirk gelten die Vorschriften in 88 162—168 und für da? Bts vbachtungsgebtet 88 166—168 der VundeSratSoorschristen zum Viehseuchengesetze — Gesetz, und Verordnungsblatt 1912 Seite 83 folgende —. Für die innerhalb des Umkreises von 15 km vom Seuchenort Zabeltitz liegende Gemeinde Schweinfnrth gelten die Bestimmungen in 8 168 Absatz 1 der vorgenannten VundeSratSoorschristen. Die übrigen, in den Umkreisen von 15 km von Zabeltitz und Priestewitz liegenden Ortschaften des Bezirks find infolge früherer Seuchenfälle den genannten Vorschriften be reit« unterstellt. Die nach Absatz 3 de» 8 168 der BundeSratSvorschriften vorgesehenen weiteren Be schränkungen bleiben vorbehalten. Zuwidrrhandlungen gegen vorstehende Bestimmungen werden, soweit nicht nach der. Strafoorschrtften de» Viehseuchengesetze» vom 26. Juni 1909 bez. weiteren gesetzlichen Bestimmungen höhere Strafen verwirkt sind, gemäß 8 57 der sächsischen Ausführung». Verordnung zum Biehseuchengesetz mit Geldstrafe bi» zu 150 Mark oder mit Hast bi» zu sechs Wochen bestraft. Großenhain, am 17. November 1914. 2868, 2870 LÜ. Köuigliche Amtshauptmauuschaft. Nachdem laut Bekanntmachung der Königlichen Amtshauptmannschaft Großenhain vom 13. November 1914 in Hof Nr. 70 und Bloßwitz Nr. 20/21 die Maul, und Klauenseuche au-gebrochen ist, wird auch wegen dieser Seuchenfälle für den Bezirk -er Stadt Riesa mit Rittergut Göhli» die Wirkung des 8 168 der BundeSratSvorschriften zum ReichSviehseuchengrsetze vom 7. Dezember 1911 in dem in unseren Bekanntmachungen vom 30. Oktober 1914, 2. und 3. November 1914 bekannt gegebenen Umfange aus gesprochen. Zuwiderhandlungen werden, sofern nicht höhere Strasbestimmungen verwirkt sind, gemäß 8 57 der sächlichen Ausführungsverordnung zum Reichsviehseuchengesetze vom 7. April 1912 mit Geldstrafe bis zu 150 Mark oder mit Haft bis zu 6 Wochen bestraft. Der Rat der Stadt Riesa, am 17. November 1914. Kr. Bußtag 1S14. , DEK. Man hat wohl oft gesagt: weil wahre Butz- mmmung reine Herzenssache, Buße tun persönlichste Ge- ttnnungstat ist, läßt sich nicht das Volk auf einen be stimmten Tag zur Buße rufen. Neben dem, was hieran richtig ist, steht nun ein anderes Erlebnis. Millionen machen jetzt die tiefe Erfahrung, daß der alte Bubruf an alle, an die einzelnen und an das ganze Volk, seine Kraft und sein Recht bewährt. Die Herzen sind willig, den Ruf zur Buße zu hören; eine Not ist allen gleich nah und eigenes, persönliches Geschick tritt hinter dem, was wir gemeinsam tragen, zurück. Nun haben wir wieder einen Sinn und ein Begreifen für das große, durch die Jahrhunderte klingende Christuswort: Tut Buße, und wir handeln danach. Mitten im Weltkrieg schließen wir uns zu der Gemeinde Gottes zusammen, die ins Heimathaus, zum Heiligtum unserer Religion zurückgefunden hat und sich demütig vor dem Ratschluß des Allmächtigen beugt: Dein Wille geschehe. Uns allen ist viel Trauer und Leid auf die Seele gelegt und vor uns liegt noch immer ein weiter Weg, liegen schwere Aufgaben, für deren Bewäl tigung wir unsere gesamte sittliche Kraft nötig haben, da ist es gute deutsche Art, alles Scheinwesen abzutun und nach dem Bibelwort zu handeln: dem Aufrichtigen läßt sss der Herr gelingen. Es war im Anfang des Krieges, als der Kaiser einen allgemeinen Buß- und Bettag anberaumte; die Kirchen konnten die Massen nicht fassen, und wie ist damals, vor wenig mehr als hundert Tagen, für des Vaterlandes Ret tung und für die Lieben, die in den Krieg hinaus zogen, gebetet worden! Nun sind wir, am Bußtag wol len wir alle aufrichtig sein, dennoch manchmal schwach und mutlos gewesen, wir haben es an Dankbarkeit man geln lassen, als auf die ersten Siegeswochen die lange tchwere Arbeit unseres Heeres folgte, die dem zähen und tapferen Gegner langsam, aber sicher Kilometer für Kilo- meter abrang. Wir haben uns den ungeheuren Ernst des Dreifrontenkrieges mit seinen Schwierigkeiten aller Art nicht immer genügend klar gemacht und haben zuweilen mit der Verbesserung der Landkarte gespielt, obschon man den zweiten Schritt nicht vor dem ersten tun soll. Wir haben auch manchmal zu sehr auf das geachtet, was un sere Feinde, die uns auf alle Weise schädigen wollen, Uebles über uns in die Welt posaunten, obschon wir besser täten, unser deutsches Gewissen in Demut vor Gott für uns zeugen zu lassen. Und wir haben nicht immer das Hadern mit den Brüdern unterlassen, haben uns weiser gedünkt als unsere Feldherren, tapferer als unsere bra ven Feldgrauen und sind ungeduldig gewesen wie ein verwöhntes Publikum, das im behaglichen Sessel dem Kriege folgt, als wär' er ein Theater. Das sind so nach außen m die Erscheinung getretene Einzelheiten, die am Bußtag gleich schlechten Schlacken abgetan werden mögen. Damit sei's aber nicht genug. Auch die tieferen Zusam menhänge zwischen vaterländischer Opferwilligkcit und religiöser Bußstimmung sollen uns klar werden. Wir haben ein Dichterwort: Es wächst der Mensch mit seinen größeren Zwecken. Wachsen wir ganz in den Ernst der Zeit hinein, lassen wir uns vom Kampf um die höch sten Güter, der jetzt geschlagen wird, durchrütteln und vurchschütteln, so stirbt das Alltägliche, Menschlich-Allzu« menschliche von selbst in uns ab und wir leben uns so in unbegrenzte Opferwilligkeit sür unser liebes deutsches Vaterland hinein, als könnten wir in anderer Luft nicht mehr atmen. Warten wir nicht erst immer, bis der Rus rn uns persönlich ergeht. Ohne das Allgemeine, ohne das Ganze, an das wir uns anschließen, ist der einzelne in solchen Zeiten ein schwaches Rohr im Wmdc und eine eitle Nichtigkeit. Wie eine Sünde gegen den heiligen Geist wirkt hier ein Sichversagen, wirkt die Ausrede, ich bin nicht persönlich gerufen, also komme ich nicht, also küm mert mich nicht Wohl und Wehe des Vaterlandes. Zur Buße rufen heißt auch zum Gerichtstag rufen. Wenn Gott uns den Sieg schenkt, bann soll sich der vor seinem Rich terspruch verbergen und im Gewissen, dort, wo Gottes Stimme zu ihm redet, soll dem bange werden, der sich verstockt zeigte, der nicht geholfen hat, wo alle helfen zu des Vaterlandes Sieg über die, die es versolgen. Oertliches und Sächsisches. Niesa, den 17. November 1914. —* Mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet wurde Baumeister Frommherz Zäncker, Leutnant und Ordonnanz offizier beim Regimentsstab des 53. Reserve - Feldartillerie- Negiments. —* Am 9. d. M. ist in der Nähe des hiesigen Bahn hofes ein Paket, Blusenstoff und Bettbezüge enthaltend, gefunden und auf der Polizeiwache abgegeben worden. Der rechtmäßige Eigentümer kann sich melden. —* Ter Verein für Glasversicherung in Riesa hielt gestern abend im Hotel Wettiner Hof aus Anlaß seines 25jährigen Bestehens eine Zusammenkunft ab. Der Verein ist am 8. Oktober 1889 durch den Hausbesitzer, verein inS Leben gerufen worden. Von den 36 Gründern zählen heute noch folgende zu den Mitgliedern des Vereins: I. H. Pielschmann, A. Albrecht, Moritz Damm, E. Weber, H. Liesche, Gustav Schulze und Frau verw. Thieme. Wie der Bericht über die BerelnStätigkeit sagt, hat der Verein während der verflossenen 25 Jahre den in ihn gesetzten Erwartungen voll und ganz entsprochen. Der Verein bewilligte in seiner gestrigen Sitznng 500 M., die zur einen Hälfte dem städtischen Unterstützungsfonds zufließen, zur anderen für den LiebeSgabenzug für das 19. Armeekorps Verwendung finden sollen. —* Zn der von uns gestern gebrachten Mitteilung Uber einen in einer Stellmachern in der Hauptstraße aus» gebrochenen Brand wird uns von dem Inhaber der Wcrkstelle mitgetcilt, daß nur Hobelspähne in Brand geraten seien und das Feuer durch den AnZpuff verursacht worden sei. —* Anläßlich deS 25jährigen Bestehens der Riesaer Straßenbahn hielt der AufsichtSrnt und Vorstand der Gesellschaft eine JudiläumSsitzniig ab, in welcher ein lieber» blick über die Geschäftslage während dieses Zeitraumes gegeben wurde. Es mußte zugegeben werden, daß der Verkehr sich im Großen und Ganzen langsam aber stetig gehoben hat, jedoch die Ausgaben ein ungleich schnellere» Tempo eingeschlagen haben. Außer den fast fortgesetzt g«. steigerten Futterpreise» traten noch die sozialen Leistungen hinzu, die ebenfalls eine stet» steigende Richtung ange nommen haben. Ferner ist zu bedenken, daß die Gleis- anlagen und Betriebsmittel mehr und mehr reparatur bedürftig werden. Anerkannt mußte werden, daß sich das Pferdematerial immer in leistungsfähigem Zustande befunden hat, und daß unS nur ein einziger und auch noch sehr finden in Stadl unk Land de« Bezirk« Niesa und vielen angrenzenden Ortschaften minderwertiger Verlust in dieser langen Zeit betroffen hat, daS ist "der ausgezeichneten und unverdrossenen Tätigkeit unser» langjährigen Verwalters, dem nunmehr 25 Jahre in unserem Dienst stehenden Inspektor Müller zu danken. Der AufsichtSrat beschloß, demselben neben der Anerkennung ein entsprechendes Geschenk zu überreichen. Der Kriegszustand hat auch unsere Gesellschaft in Mit leidenschaft gezogen, drei Kutscher wurden eingezogen, die zwei besten Pferde wurden un» genommen; ein dritte» wurde schwer lahm und mußte verkauft werde». ES war schwierig, unter solchen Umständen den Berkehe aufrecht zu erhalten. Trotzdem haben wir gern dem Ersuchen statt gegeben, Extrawagen sür Verwundete gratis zu stellen und alle Verwundeten unentgeltlich zu befördern. Auch andere« Ansuchen um Befreiung vom Fahrgeld sür Personen, weicht in der Krankenpflege tätig sind, haben wir gern entsprochen^ Der AufsichtSrat erklärte sich mit allem Dargelegten ein verstanden und schloß die Sitzung in der Hoffnung aus einen baldigen Frieden und einen fröhlichen Aufschwung unseres Unternehmens. — In letzter Zeit finden sich in chemischen Zeit schriften Anzeigen, in denen Chemiker und Techniker für da« Ausland gesucht werden, um in Fabriken zur Her stellung von Cyankalt und anderen Stoffen tätig zu sein. Ans verschiedenen Anzeichen besteht der dringende Verdacht, daß eS sich dabei um Unternehmungen im feind lichen AuSlande handelt, in denen gewisse, sür die Kriegführung erforderliche Stoffe hergestellt werden sollen. Selbstverständlich darf kein deutscher Chemiker oder Tech niker eine derartige Stellung übernehmen, weil er sich da durch des Landesverrats schuldig machen würde. Nach 8 89 deS Strafgesetzbuches wird ein Deutscher, welcher vor sätzlich während eines gegen da« Deutsche Reich anS- gebrochenen Krieges einer feindlichen Macht Vorschub leistet, wegen Landesverrats mit Zuchthaus bis zu 10 Jahren oder, wenn mildernde Umstände vorhanden sind, mit Festungshaft bis zu 10 Jahren bestraft. Alle beteiligten Kreise, die derartige Anzeigen in einem Fachblatte finden, werden gut tun, hiervon der Behörde umgehend Mit teilung zu machen. — Das Nachweisebureau deS Sächsischen KriegSmi nisteri ums nebst Auskunftstelle bleibt am Bußtag und am Totensonntag den ganzen Tag ge schlossen. — Tas Gcsamtmmisterium veröffentlicht gestern die Einberufung des außerordentlichen Land tages für Dienstag, den 24. November d. I., ans'Grund von 8 115 der Bcrfassungsurknnde. Den Mitgliedern der ständischen Kammern werden vom Ministerium des Innern besondere Einladungen zngehcn. —SEK. Wcinachtspcikcte für unsere Soldaten werden jetzt bald schon gerüstet, um rechtzeitig in deren Hände kommen zu können. Allerlei Praktisches wird natürlich den Hauptinhalt bilden; aber wie man nicht versänmcn wird, ein Tannenzwciglcin oben aufzulcgcu, so möge man auch nicht Anzeise« aller Art mteiWeste beste LerbreitW.