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Riesaer H Tageblatt Donnerstag, 28. Januar 1SOS, abends HS. Jahr,. SS Gchr. ^Ile Urteil DrnekMklieii wieder verzogen ist, anzumelden. Ausgenommen hiervon ist natürlich der besuchsweise Aufenthalt. Die sich besuchs weise hier aufhaltenden Personen sind erst nach Ablauf von 4 Wochen polizeilich anzumelden. Diese Bestimmung wird aber auch recht oft falsch in Anwendung gebracht. Bon einem besuchsweise» Aufenthalt kann nur bei solchen Personen dl« Rede sein, die sich urlaubshalber zur Er holung usw. bei Eltern oder sonstigen Verwandten und bei Bekannten aushallen und alsdann wieder in ihren eigent lichen Wohnort zurückkehren. Bei denjenigen Personen aber, die an ihrem früheren Aufenthaltsorte Ihre Stallungen aufgegeben und sich auch bet ihrem Weggang« daselbst po- ltzeilich abgemeldet haben, hier jedoch nur vorübergehend bet Ellern oder sonstigen Angehörigen aufhältlich siiid und zwar in der Regel solange, bis sie wieder Stellung ge funden haben, liegt eS im eigenen Interesse, daß sie sich polizeilich anmelden und zwar deshalb, weil sie sonst wäh rend der Zett ihres vorübergehenden Aufenthaltes nirgends polizeilich gemeldet sind. Wird später in letztgenannten Fällen, wo eine Anmeldung nicht bewirkt worden ist, die Ausstellung eine» Führungszeugnisses oder einer Aufent- haltSbescheinigung beantragt, so kann natürlich die Polizei behörde nur die Zeit bescheinigen, während welcher die be treffende Person tatsächlich polizeilich gemeldet war. Da- durch entstehen aber mitunter für die dabet in Frage kommenden Personen Schwierigkeiten und unliebsame Ver zögerungen lj. B., wenn das Führungszeugnis -um Zwecke der Verheiratung oder zur Erlangung einer Anstellung usw. benötigt wird), die bei genauer Beachtung der Meldevor- schriftrn vermieden werden könnten. — Schließlich ist noch ein Uebelstand bei der Handhabung der Meldebestimmungen darin zu erblicken, daß besonder« bei Anmeldungen auf dem Meldeformulare nicht der richtige Tag des Zuzuges in Riesa, sondern entweder der Tag der Anmeldung oder ein unmittelbar vor dem Tage der Anmeldung liegender Zeitpunkt eingesetzt wird. Daraus ergeben sich für die angemeldete Person ebenfalls die bereits erwähnten Nach teile. Die genaue und wahrheitsgemäße Ausfüllung eine« Meldeformular« ist daher unbedingte« Erfordernis, wie überhaupt eine gewissenhafte Befolgung der bestehenden Meldeoorschriften nicht nur im Interesse der Behörde liegt, sondern jedem Einzelnen zum Vorteil« gereicht. —* Da in der nächsten Zett die Einwohnerschaft un serer Stadt Belegenheit haben wird, einen hochinteressanten Vortrag de« in letzter Zeit vielgenannten Zoologe« Herrn Dr. Braß zu hören, so möchten wir die Gelegenheit nicht oorübergehen lassen, unseren Lesern einiges über die Be- strebungen de« Keplerbunde« mitzuteilen, in dessen Dienst Herr Dr. Braß seine Kräfte gestellt hat. I« der Haupt sache richtet sich dieser Bund gegen den materialistischen MoniSmu«, die Weltanschauung, wie sie hauptsächlich durch da« von der urteilslosen Menge viel bewunderte Buch de» ehemaligen Jenaer Professor« Häckel, betitelt „Welträtsel", bekannt ist. Dieser Monismus (wonos ---» ein«) führt be kanntlich da« gesamt« Weltall auf einen einzigen Grund- brstandtetl zurück, den Weltstoff, die „Materie", und erklärt da», wa« seither al« „Geist" oder „Gott" oder „Kraft" bezeichnet wurde, für «ine bloße Eigenschaft diese« „Stoffe«". Ihm steht der Dualt«mu» gegenüber (äno — zwei), der zwei selbständig« Grundbestandteil« dr» Weltall« «»nimmt, Die genaue Befolgung der in der Stadt Riesa geltenden Borschristen für da- Einwohner- u«d Fremden-Meldeweseu wird hiermit in Erinnerung gebracht. Zuwiderhandlungen gegen die Vorschriften, die im Einwohner-Meldeamts einge- sehen werden können, werden mit Geldstrafe bi« zu 3V Ml. oder mit Haft bi« zu 3 Tagen geahndet. Der Rat der Stadt Riesa, am 25. Januar 1909. vr. Scheider. nämlich den Stoff und den Geist (die leitende Kraft) die Unterscheidung zwischen Gott und Welt ist also nur der dualistischen Welterklärung möglich. Da aber nun der Monismus im letzten Grunde nur dadurch zustande kommt, daß seine Vertreter statt Kraft und Stoff einfach sagen „kraftbegabte Stoffe", so müssen sie auch den Nachweis er bringen, daß eS möglich ist, alle Tatsachen der Wirklichkeit allein aus den Kraftwtrkungen der Materie zn erklären, und zeigen, daß oer Uebergang vom Elementaren zum Or ganischen (also vom Leblosen züm Lebendigen) sich ohne Wirksamkeit einer andersartigen Kraft vollzieht. Und- nur diese Entwickelung zu erweisen, werden vielfach, wt« tu den „Welträtseln", die naturwissenschaftlichen Forschungs ergebnisse der letzten Jahrzehnte mit immer größerem Eifer rücksichtslos mißbraucht und als Waffen gegen die christ liche, also dualistische Weltanschauung, die als Hindernt« der geistigen Freiheit gebrandmarkt wird, ins Feld geführt. Neben diesem Mißbrauch der Fachleute geht ein solcher von Laien her. Viele nämlich begrüßen die neue Welt erklärung als ein willkommenes Mittel, die christliche Re ligion zu bekämpfen. Dagegen hat nun eine Vereinigung ernster Vertreter der Naturwissenschaft energisch Front ge macht. Sie nennt sich nach dem genialen, durchaus christ lich gesinnten Astronomen Kepler der „Keplerbund". Die ser Bund sendet namhafte Gelehrte aus den Kreisen der Naturforscher aus, um die Menschen vor jener höchst zweifelhaften Weltanschauung zu warnen und ihnen zu zeigen, wie moderne Naturwissenschaft und der christliche Glaube an Gott einander durchaus nicht widersprechen, so bald man vorurteilsfrei an diese Frage herantritt. Sagt doch Kepler selbst: „In der Schöpfung greife ich Sott gleichfalls mit Händen". Wir machen jeden, der sich für diese wichtigsten Fragen deS Leben« interessiert, auf diesen Vortrag aufmerksam, der durch zahlreiche kolorierte Licht-' bilder erläutert werden wird. —* Zu den im Inseratenteil angekündigt gewesene» religiösen Borträgen in Großenhain wirb un« noch geschrieben: Wieviel unruhige Fragen gehen dem denkenden Menschen von heute durch den Sinn angesichts der Lage de» Christentum«. Wa» kann e» un« heute noch sein? Hat e« nicht durch den Ansturm der Naturwissen schaften, durch die zersetzende Arbeit der freien Kritik außer halb und innerhalb der Kirche, durch Nietzsche und durch die liberale Theologie, durch den MoniSmu» und wa« sonst der moderne Seist heroorgebracht hat, seine Kraft und da mit seine Berechtigung eingebüßt? Ist es nicht «in arm seliger Torso, dem man im besten Falle noch Ehrfurcht erweist wegen seiner einzigen Schöne, seiner großen Ver gangenheit — aber wa» hat er sonst weiter noch für un« zu bedeuten?! — Wie manchen haben solche Fragen her umgerissen und auch heute noch schaffen sie ihm Beklem mung, sobald man nur daran rührt, weil die Sehnsucht nach den höheren Gütern des Leben», die ihnen rittst da« Christentum versprach, nun einmal nicht tot zu machen ist. — Solchen suchenden und fragenden Menschen möchten die religiösen Vorträge dienen, die vom 1. Februar ab an vier Montagabenden im Gesellschaftshause zu Großenhain von Pastor Say gehalten werden sollen. Der Vorverkauf der Sintritt»karlen geschieht durch Herrn Buchhändler Seifert, Meißner Straße, von au«wärt» kommende Besucher können Oertliches un- Sächsisches. Riesa, 28. Januar 1909. —* Das Festmahl, das gestern abend aus' Anlaß des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers abgehalten wurde und im Bahuyofshotel stattfand, erfreute sich sehr guter Beteiligung. 68 Herren nahmen daran teil. Es nahm bei vorzüglichen Genüssen aus Küche und Keller des Herrn Bahnhofsrestauratcur Müller den besten, alle Teilnehmer befriedigenden Verlauf. Herr Bürgermeister Dr. Scheider feierte Se. Majestät den -Kaiser in schwung voller, mit Begeisterung aufgenvmmenexRkde, die in ein dreifaches Hoch ausklang. —* Die Rekrutenbestchtigungen der bei den Feldartillerie-Regiment er finden in diesem Jahre in nachstehender Weise statt: 2. Abteilung Feldartillerie-Regiment 68 am 29. Januar, 1. Februar, 4. 5. Sonnabend, de« 3«. Ja«»ar 09, vorm. 1« Uhr kommen im hiesigen Rathause 1 Schreibtisch, 2 Vertiko, 1 Spiegel, 1 Regulator, 1 Taschenuhr, 1 Kletderschrank, 1 runder Tisch und 1 Polsterstuhl gegen sofortige Be. zahlung öffentlich zur Versteigerung. Riesa, am 28. Januar 1909. Der Vollftreckuvgsbeamte de- Rate- der Stadt Mesa. Freibank Gröba. Freitag, de» SS. Januar 1SOS, nachmittag» 2 Uhr, wird gekochte« Schweiueo fleisch verkauft. Prei«: 40 Pfg. für Vr ^8- Bröba, am 28. Januar 1909. Der «emetndevorstaud. La» Riesa« Tageblatt rrschetttt jede» Tag abend» mit Ausnahme d« Sonn, und Festtage. Vierteljährlicher Bez«,»prei» bet Abholung tu der Expedition in Siiela 1 Mar« VO Psg-, durch Myrre Tröger stet in» Hau» 1 Mark SS Psg., bei Abholung am Schalter der lasserl. Posianstaltm 1 Mack SS Psg„ durch den Bckritrilgrr frei in» Hau» L Mack 7 Psg. Auch Monat»abonnement» werden angenommen. Auzrigett-Auuahme sür die Nummer de» Ausgabetage» bi» vormittag v Uhr ohne Gewähr. Rotationsdruck und Peckag von Langer L Winterlich in Riesa. — GeichästSstelle: Goethestratze SV. — Für die Redaktion verantwocklich: Edwin PlaSnick in Riesa. 1. - - - 68 1. , - - - 32 2. ' - - - 32 Der Besichtigung der 1. Abteilung, Feldartillerie-Re- giment» Nr. 68 am 1. Februar wird Seine Exzellenz der kommandierende General, General der Artillerie v. Kirch, bach, beiwohnen. Er trifft hierzu am 31. d». Mt«., 8,58 abends am Bahnhof Riesa ein und wird im Bahn- Hofshotel Quartier nehmen. —* Im amtlichen Teile der vorliegenden Nummer diese« Blatte« erinnert der Stadlrat an die genaue Be- folgung der für das Einwohner- und Fremden- Meldewes« n in der Stadt Riesa bestehenden Vorschrif ten. An dieser Stelle sei hierdurch besonder» darauf hin gewiesen, daß die Meldeoorschriften im abgelaufcnen Ka lenderjahre eine Aenderung insofern erfahren haben (§ 5), al« vom 1. Juli 1908 ab alle im Stadtbezirke Riesa wohn haften aktiven Militärpersonen einschl. der Mtlttärbeamten der Meldepflicht unterliegen, im Segensatze zu der früheren Bestimmung, wonach nur die verheirateten dergleichen Per sonen meldepflichtig waren. Seit dem obengenannten Zptt- punkte liegt also allen aktiven Militärpersonen einschließlich der Militärpersonen, die im Stadtbezirk Riesa wohnen, die Verpflichtung ob, jeden Zu-, Um- oder Wegzug bei dem Einwohner-Meldeamt mittelst de» vorgeschriebenen Formu lar» anzuzeigen. Für die Erstattung derartiger Meldungen sind in allen Fällen die Hausbesitzer hinsichtlich ihrer Mie ter und letztere wieder bezüglich ihrer Untermieter mit ver antwortlich. Nur diejenigen aktiven Militärpersonen ein schließlich der Mtlttärbeamten, welche in Gebäuden wohnen, die der Militärverwaltung unterstehen (Kasernen, Proviant amt usw.), sind von der polizeilichen Meldepflicht befreit. — Ferner sei noch folgende» heroorgehoben. Nach den Meldevorschriften sind polizeiliche Meldungen innerhalb 3 Tagen, vom Tage de» Zu-, Um- oder Wegzuge» an ge rechnet, zu bewirken. Unter einem großen Teile de« Publi kum« ist nun die Ansicht verbreitet, daß Personen, die sich flicht länger al» wie 3 Tage hier aufgehalten haben, gleichviel, ob diese einen Erwerb au»g«übt haben oder nicht, der polizeilichen Meldepflicht nicht unterliegen. Diese An nahme ist irrig. Jede Person, die ihren Aufenthalt hier genommen hatte, ist, auch wenn dieselbe innerhalb der zur Erstattung von Meldungen nachgelassenen Frist von hier Bekanntmachung. Der unterzeichnete Kirchenvorstand macht die patriotisch gesinnte Bevölkerung auf den nächsten Sonntag vorm. 9 Uhr staUfindenden Festgoilesdienst zur Nachfeier von Kaiser« Geburtstag hierdurch besonder« aufmerksam. Riesa, 28. Januar 1909. Der Kirche«vorfta«d. Friedrich. kkir Sosobäkte, Vereins uuck krivat- beckark, mockern unck prompt, -u Äk W lüiÖölHOü bekannt eolickeo billigen kreisen 6ootd«8tr»88v FA livivrt <lio üuebckruoicoroi von . . . — , . : r: Verlag ckos „«leoavr VGjradlGtt".: r r, ««d Arr-rigrr (ribeblaü M Anzeiger). tt*Sramm-Adr«ss« K Fernsprechsttkl» „Lagobkatt-.tstt.sa. Nr. W. für die König!. AmtSyauptmannschast Großenhain, das Könlgl. Amtsgericht und den Rat der Stadt Riesas sowie den Gemeinderat Gröba.