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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.05.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000525010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900052501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900052501
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-05
- Tag 1900-05-25
-
Monat
1900-05
-
Jahr
1900
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ch. straße. lborgstr. aße 58. Markt) 37. aße 20. 13. säße 54. iW iheiten, llbendS, 18, I. stnimer. osko-ische s die Ur- uod über rdnng mit -Massage, auSgesührt. tr.4ld,II. l*'i8 i» rc.) 'b.. st. nicht ?raktkt. d. Mkthsdk > Poliklinik, htSkrankh. . Manen-, Khcumat., »»SS. mSw. briell. »ich mit für ienstr. 4, pt. iffcnsc siir zstr. 25,1. affcusc, 8, Part. 40, l. rechts. brsir.i.IVr. he Roßplatz. rsvv rndig ste kosme- und Ver n» ro ialdstr.). Kotlie r»el». id er VS Lo. >uodk. ks « 1,30, !.00, guette 5, 2,50, . Paffe i, S.Ü0, -Stickerei 8,SO, jtickerei, > 4.00, ^l4,00. ,50. ,öO, .i« 8,00, Lüstre. LOO, utr-eke Rark: rkt, hcStr^, eg. Str., ttr.82«, teintvcg, I. Beilage M LchM WW M AWM Rr. M, Wtlig, N. Rai 1NÜ. WM-AilMie.) Amtlicher Theil. Ausschreibuug. , Für den Neubau der Heil- und Versarganftalt Dösen sollen vergeben werden: 1) Erd- und Maurerarbeiten am Kessel« und Maschinenhause, L) Klem-nerarbeiten, a. an 2 Häusern für Ruhige, d. » 2 - » Holbruhige, c. am Beamtenwohnhaus mit Stallgebäude, 8) vlaserarbeiten, n. am Verwaltungsgebäude, d. - Kochküchengebäude, c. - Waschküchengebäudr, 4) Rolljaioufien, n. an 2 Häuser» für Ruhige, . d. - 2 - - Genesende, b) Tischlerarbeiten, an 2 Häusern für Ruhige. Die Bedingungen und Arbeitsverzeichnisse können beim Hochbau- Amte, Rathhaus, 2tes Obergeschoß, Zimmer Rr. 6, ringesehen oder gegen Porto- und bestellgeldfreie Einsendung von je 1,50 für 1, von je 0,50 für 2a, 2b und 2o, von je I für 3 a, 3b und 3e, sowie 4 und 5, die auch in Briefmarken erlegt werden können, bezogen werden. Die Pläue und Muster rc. liegen in der Bauhütte der Heil- und Versorganstalt Dösen, an der Chausee von Probstheida nach Wachau zur Einsicht aus. Die Angebote sind verschlossen und mit der Aufschrift: Hril- und Bersorganstalt Döse» Erd- und Maurerarbeiten, bezw. Elaserarbeiteu re. versehen, bis zum 6. Juni 1800. Vormittag- 10 Uhr, auf dem Rathhause an obengenannter Stelle portofrei «inzureichen. Der Rath behält sich jede Entschließung vor. Leipzig, den 21. Mai 1900. Ter Rath der Stadt Leipzig. Hochbau - Amt. Scharenberg. Trinckler. Aufforderung. Hierdurch fordere ich alle Gläubiger und Schuldner des am 18. November 1899 hier verstorbenen, zuletzt Emilienstraße 46, I. wohnhaften kiiiul. M. Kllki tzmil HchuililMil auf, sich soweit solches bisher nicht geschehen, umgehend aus meiner Kanzlei zu melden. Rechtsanwalt vr. lur. v. Ml«u«Ire, ReichSstrahe 38, gerichtlich bestellter Rachlatzvertrctcr. Die zum Renbau eines Stabs- und WirthschaftSgcbäudcS für das Pionierbataillon Nr. 22 in Riesa erforderlichen Loos II Steinmetzarbeiten, . Hl Zimmerarbeiten, - IV Schmiede- und Visenarbeiten, - V Eisenguß- und Etsenwalzarbeiten da ¬ sollen öffentlich verdungen werden. Die Verdingungsunterlagen liegen im Geschäftszimmer deS unter zeichneten Baubeamten — Riesa, Kaserne Weststraße — zur Einsicht aus und können daselbst VerdingungSanschläge gegen Erstattung der Selbstkosten entnomnien werde». Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „LooS II" bezw. ,.Loos III" bezw. „Loos IV" bezw. „Loos V Stabs- pp.-Gebäude, Pioniere" versehen bis zum 1. Juni 1SVV, Vorm. II Uhr für Loos II, - - . 11'/. - - - III, 7. - - - 11 ... IV, . . . 11'/. ... V postsrei an den Unterzeichneten einzusenven, woselbst die Eröffnung der Angebote in Gegenwart der erschienenen Bewerber erfolgen wird. Zuschlagsfrist 4 Wochen. Auswahl unter den Bewerbern bleibt Vorbehalten. Königl. Garnisou-Baubeamter Riesa. Lnnft und Wissenschaft. Mllsik. * Die Harmoninmfabrtt von Th. Mannborq in Leipzig hat als Ausstellungsobject nach Paris ei» wundervolles Orgel- Harmonium mit 21 Spielen aus 3 Manualen und Pedal gesandt. Tie Disposition dieses unendlich vielseitigen und complicirtrn Werkes ist folgende: 1. Manual, Truckwind 4' 8' 16' 8' 8'; 2. Manual, Saugwind 2' 4' 8' 8' 8' 8' 8' 16'; 3. Manual, Labialpfeifen 4' 8' 8'; Pedal 4' 8' 16' 16' 32'; Prolongement, Lctavkoppel; 3 Manual- koppeln, 3 Pedalkoppeln; 10 Fußregister und 6 pneumatische Com- binationen. Der zur Tonerzevgung erforderliche Wind wird durch eigen- construirte Gebläse gewissermaßen zwei Mal verwendet, indem einerseits für das Saugsystem auf dem 2. Manual die Lust eingesaugt und dieselbe Luft andererseits comprimirt als Druck- wind für das I. Manual Verwendung findet. Die sinn- reich construirten Gebläse, die sowohl mechanisch wie auch Lurch 2 Windtritte in Bewegung fgesetzt werden können, bestehen aus 11 Schöpfern und 5 Magazinbälgen. Außerdem sind 38 pneumatische kleinere Bälge zur Bewegung der verschiedenen Register vorhanden. Die außerordentliche Schwierigkeit der ganzen Anlage dieses Instrumentes liegt hauptsächlich darin, daß die verschiedenen Systeme und Windarten auf einem ver- hältnißmäßig sehr kleinen Raume vereinigt sind, ohne die Ton entfaltung zu beeinträchtigen, so daß außerdem sämmtlichen Stimmen sehr leicht beizukommen ist. Folgende Abwechselungen stehen durch geeignete Fußregister dem Spieler sofort zur Verfügung: 1) Mechanische Windzufuhr auf allen Manualen und Pedal; 2) Selbstwindgebung durch die Windtritte für das erste Manual, Las dann nach Belieben mit Expression gespielt werden kann, gleichzeitig mechanische Windzusuhr für das 2. und 3. Manual; 3) Selbstwindgebung durch die Windtritte für das 2. Manual, gleichzeitig mechanische Windzufuhr für das 1. und 3. Manual; 4) Selbstwindgebung durch dir Windtritte für das 1. und 2. Manual, gleichzeitig mechanische Windzufohr für daS 3. Manual. Unterstützt durch dir zahlreichen Koppelungen ist eine schier unerschöpfliche Ab- Wechselung der Klangfarben zu erzielen; dabei hat das Instrument einen seltenen Wohllaut und im vollen Werke eine imposante Klang- fülle, wozu das mächtige Pedal die richtig abgewogene Grundlage bildet. DaS Gehäuse bildet mit seiner kostbaren Ornamentik und prachtvollen Sesammtwirkuog ein würdige- Aeußere für da» kost bare Werk. O.-v. * Das Trierer Mnfikfeft. Man schreibt aus Trier vom 21. ds».: DaS durch di« Initiative deS hiesigen Regierungs präsidenten vr. zur Nedden in» Leben gerufene Musitfest der Städte Trier, Coblenz und St. Johan «-Saarbrücken hat in dem nruerbauten, 3000 Menschen fassenden Prachtsaal der „Treviri-" unter großer Betheiligung begonnen. Nach einem von Professor van Hofs» gedichteten und von Frl. Eichel-Heim- Darmstadt begeisternd gesprochenen Prolog kam Bach'» „Pfingst- cautate" („O ewige» Feuer") zum Vortrag, von Professor Konrad Heubner-Tobleuz mit Lebendigkeit dirigirt. Zu einer Muster leistung gestaltete sich di« Wiedergabe der Ls-ckur-Symphonie von Mozart durch da» 90 Mana starke Orchester, dessen Kern die Lapelle d«S Darmstädter Hoslheater» bildete. Mit den nun folgenden „Scenen au» Faust" von Schumann betrat Musik ¬ dirigent Josef Lomba-Trier da- Dirigentenpult. Die vollendete Durchführung des wunderbaren Werkes bildete den Höhepunkt deS Abend». Als Solist ragte Herr Carl Perrou-DreSden, der Len Doctor Marianus sang, hervor. Fräulein Helene Bratanitsch- Wien (Alt) verfügt über «in großes, sympathisches Organ, da» namentlich für den großen Oratorirngesang wie geschaffen ist. Herr Kurt Sommer'S lyrischer Tenor schmiegte sich mit Leichtigkeit in die mit Schwierigkeiten gehäuften Läuse und Figuren. Herrn Bender-Breslau sang di« Baßpartie mit klangvoller Frische und Frau Fl ei scher-Ede »-Hamburg wußte mit dem großen Ton ihres schönen Sopran» allgemein zu erfreuen. Den würdigen Schluß zu dem ersten Musiktage bildete Beethoven's 9. Sym phonie, dir unter der Leitung von Herrn Josef L o m b a vor trefflich wiedergegrben wurde. * Frankfurt a. M., 20. Mai. Der rühmlichst bekannte Concert- sänger vr. Ludwig Wü ll n er hat den Frankfurtern in diesen Tagen eine große Ueberraschung bereitet; rr hat sich ihnen in einer ueuen Eigenschaft, als Opernsänger, gezeigt, und wenn er auch nicht in dieser Eigenschaft dieselben Triumphe feiern konnte, wie al» Concertsäuger und Declamator, so darf er doch mit den als „Sieg mund" in der Walküre und al« „Tannhäuser" erzielten Erfolgen wohl zufrieden sein. Die Ueberraschung, die sein Auftreten in unserem Opernhaus hervorries, war um so größer, als er nicht in Bariton-, sondern in höchst anstrengenden Heldentettor-Partirn Lebü- tirte. Stimmlichen Glanz erwartete wohl Niemand von dem Künstler, aber immerhin durfte man billig erstaunt sein, wie gut sich dessen Stimme selbst in der höchsten Lage trotz deS großen Hauses zu behaupten wußte. Einem „Tannhäuser" wünscht man wohl mehr Metall und Frische in der hohe», mehr Kraft und Fülle in der liefern Stimmlage, wie sie Wüllner oufzuweisen hat, aber vermöge seines musikalischen Vortrages und seiner wenigstens in vielen Mo menten sehr wirkungsvollen Darstellung dieser Nolle konnte der Künstler jenen Mangel mehr oder minder vergessen machen. Weit jein Bestes bot Wüllner als „Tannhäuser" in dem Sängerkrieg des zweiten ActeS, sein wenig Eindrucksvolles in der VenuSberg- Scene deS ersten Actes. * Karlsruhe, 21. Mai. Das Hoftheater brachte gestern die Erstausführung einer der letzten Arbeiten Albert Lortzing's: „Regina", romantische Oper mit umgearbeitrtem Text von A. L'Arronge. Ursprünglich als „Regina oder der Streik" im Jahre 1848 spielend, ist die Handlung vom Bearbeiter als „Regina oder die Marodeure" in das Jahr 1813 gesetzt — der Fabrikant Simon ist zum Gutsverwalter Zadck, die Fabrikarbeiter sind zu „Hyänen der Schlachtfelder" geworden; durch diese Umformung ist das schon an und für sich rohe Libretto stark verunstaltet und demselben > einige seiner wenigen Pointen genommen. Allerlei Znthaten deS I Bearbeiters, z. B. der schlesiiche Dialcct nach Necepten G. I Hauptmann's, können daS Interesse für das Stück, welches auS aufeinanderfolgenden Thatsachen ohne rechte Entwickelung besteht, nicht wärmer machen. DaS Unglaublichste bringt der Schluß. Regina, von dem zurückgewiesenen Liebhaber Wolfram mit Hilfe von Marodeuren geraubt und auf einer Bergruine gesangen ge halten, erschießt ihren Entführer, der beim Herannahen der Be freier, an deren Spitze Regina's Verlobter Reinhardt steht, die Regina in die Luft sprengen will. Nachdem dann die Heldin mit ihrem Vater und ihrem Verlobten wieder glücklich vereinigt ist, zieht ein Regiment Soldaten mit klingendem Spiel über die Bühne (ohne jeden Zusammenhang mit der Handlung, nur weil dieselbe 1813 spielt) und schließlich erscheint noch — General Blücher. Dieser letztere Tric soll übrigens im Garten der hiesigen Regie gewachsen sein, wie man sagte. Die Musik, welche stellenweise an italienische oder Meyerbeer'sche Art anklingt, hat manche frische Melodien und interessante Wendungen, welche, vielleicht vor 50 Jahren zug- kräftig, heute unS nicht- Neues bieten, aber in ihrer Gemüthlichkeit und Grazie ihre Wirkung nicht versagen. Jedoch hält diese Musik keinen Vergleich mit derjenigen zu „Zar und Zimmermann", „Wild schütz" oder „Undine" aus. Trivialitäten wie im letzten Act — wenn sie wirklich von Lortzing herrührrn — finden sich in keiner dieser Opern. 6. L. Paul Linke's „Gigerlkönigin" vor Gericht. Der Pariser Musikverleger Saladert hatte von dem Capcllmeislcr des Berliner Apollo-ThealerS, Paul Linke, der bekanntlich eine Zeit lang das Orchester einer Pariser Specialitäten-Bühne leitete, drei Lieder gekauft und das Recht zu dem Vertrieb derselben in Frankreich erworben. Unter diesen Liedern befand sich die berühmte „Gigerl königin", die in Paris ebenso populär war, wie in Berlin; man sang jedoch jenseits der Grenze zu der flotten Melodie einen anderen Text als in Deutschland. Saladert, der ein großer Musikkenner ist, hatte jedoch bald herauSgefunden, daß Linke's „Original-Melodie" eine ziemlich getreue Nachahmung Les amerika- nischen Liedes „Der pfeifende Neger" ist. Er klagte deshalb auf Aufhebung des Vertrages und auf Schadenersatz. Prof. Dubois, der Leiter des Pariser Conservatoriums, hat als Sachverständiger sestgestellt, daß „Die GigerUönigin" tatsächlich ein Plagiat ist. Um jedoch dem Gerichtshöfe die Aehnlichkeit zwischen dem Berliner Gassenhauer und der amerikanischen Melodie unwiderlegbar zu demonstriren, beschloß man, beide Melodien im Gerichts saale durch den Phonographen zum Vortrag bringen zu lassen. Die sensationelle Premiöre hat dieser Tage stattgefunden. Die Apparate wurden auf Len grünen Tisch des Sitzungssaales gestellt, und der Präsident, die Beisitzer, der Staatsanwalt und die Advocaten über nahmen mit großer Feierlichkeit die Kritiker-Rolle. Unter der fach- verständigen Leitung von drei „Specialisten" begann die Ausführung. Die an juridischen Ernst gewohnten Wände des Gerichtssaales müssen sehr erstaunt gewesen sein, als sie plötzlich die Tingeltangel- Lieder vernahmen. Die Richter waren bei bester Laune und der Staatsanwalt Rome schrieb fortwährend . . . Noten nieder, aller- dings keine musikalischen. Das Urtheil über die imitirte „Gigerl königin" wird erst in acht Tagen gesprochen werden. * Der Pariser Musikverleger Salabert hatte von dem Capell- meister des Berliner Apollo-Theaters, Paul Lincke, der eine Zeit lang da» Orchester einer Pariser Specialitäten-Bühne leitete, drei Lieder gekauft und das Recht zu dem Vertrieb derselben in Frankreich erworben. Unter diesen Liedern befand sich die be- rühmte „Gigerlkönigin", die in Paris ebenso populär war wie in Berlin; man sang jedoch jenseits der Grenze zu der flotten Melodie einen anderen Text als in Deutschland. Salabert hatte jedoch bald herausgesunden, daß Lincke'S „Original-Melodie" eine ziemlich ge- treue Nachahmung deS amerikanischen LiedeS „Der pfeifende Neger" ist. Er klagte deshalb auf Aufhebung deS Vertrages und auf Schadenersatz. Professor Dubois, der Leiter LcS Pariser Conservatorium», hat als Sachverständiger fest- gestellt, Laß die „Gigerlkönigin" thatsächlich ein Plagiat ist. Um jedoch dem Gerichtshöfe die Aehnlichkeit zwischen dem Berliner Gassenhauer und der amerikanischen Melodie unwider- legbar zu demonstriren, beschloß man, beide Melodien im Gerichts saale durch den Phonographen zum Vortrag bringen zu lassen. Die sensationelle Premisre hat dieser Tage stattgefunden. Die Apparate wurden auf dem grünen Tisch des Sitzungssaales gestellt, und der Präsident, die Beisitzer, der StaatSanwalt und die Advocaten über nahmen mit großer Feierlichkeit die Kritikerrolle. Unter der fach- verständigen Leitung von drei „Specialisten" begann die Aus- führung. Die an juridischen Ernst gewohnten Wände des Gerichts- faale- müssen sehr erstaunt gewesen fein, al» sie plötzlich die Tingel- tangel-Lieder vernahmen. Die Richter waren bei bester Laune, und der Staatsanwalt Nome schrieb fortwährend . . . Noten nieder, allerdings keine musikalischen. DaS Urtheil über die imitirte „Gigerlkönigin" wird erst in 8 Tagen gesprochen werden. Literatur und Theater. * Ludwig Fulda hat, wie der „Börs.-Eour." berichtet, den Vorsitz im Verein „Freie Bühne" in Berlin »iedergelegt und ist aus dem Verband der „ordentlichen Mitglieder" ouSgeschieden, dem er seit Begründung des Vereins angehörl». Fulda hatte da- Schau- spiel von Vr. GanS v. Ludassy „Der letzte Knops" zur Ausführung durch den Verein angenommen und der Vorstand erklärte sich in seiner Mehrheit auS formalen Gründen gegen die Ausführung im Rahmen des Vereins. - > Krise und Verkehr. —r. Aus den an daS sächsische StaatSrisenbahnnetz angrenzenden Linien der k. k. österreichischen StaatSbabnen sind am 1. Mai d. I. Abonnements karten mit einer Giltigkeitsdauer von 15 Tagen zum Preise von W Kronen in III. El., 35 Kronen in II. El. und 50 Kronen in I. Tl., ferner solche mit einer Giltigkeit von 30 Tagen zum Preise von 30 Kronen in III. El-, 50 Kronen in II. El. und 75 Kronen in I. El. eingesührt worden. Die Karten können bis zwei Stunden vor Antritt der Fahrt bei den österreichischen Fahrkartenausgaben in Bodenbach, Eger, Johanngeorgenstadt, Karlsbad, Centr. B., und Moldau bestellt und gegen Namensunter- schrist abgenommen werden. Sie gelten zur beliebigen Benutzung sämmtlicher der Personenbeförderung dienenden Züge auf den folgenden Linien: 1) Bodenbach—Eulau-Teplitz-Waldthor—Mesa- Oberleutensdorf, 2) Moldau—Kloslergrab—Prag, 3) Dux—Pilsen, 4) Johanngeorgenstadt—Karlsbad-Marienbad, 5) Eger—Marieu- bad—Pilsen—Prag und 6) Petschau—Rakonitz—Veraun. Beliebige Fahrtunterbrechung ohne Bescheinigung ist zulässig. Man kann also z. V. mit einer Abonnementskarte dritter Classe (Preis 20 Krauen gleich 10 Gulden) aus den bezeichneten Linien innerhalb fünfzehn Tagen beliebig häufige Reisen in beliebiger Richtung aussühren. Eine zusammenhängende Reise läßt sich durch Benutzung folgender Strecken bewirken: Von Boden bach über Eulau—Teplitz-Walthor—Ossegg oder von Moldau über Eichwald —Lssegg—Brüx— nach Prag—Pilsen—Marienbad—Eger oder Marienbad—Karlsbad—Johanngeorgenstadt. Der gewöhnliche einfache Personenzugs-Fahrpreis für diese Strecke stellt sich allein aus rund II Kronen. Gleichzeitig mit der Abonnemcntskarte kann auch ein Grpäckabonnement gelöst werden. Nähere Auskunft er- theilen die sächsischen Ausgabestellen für Reisehefte. Sücherbesprechungen. Tie blatten Blumen. Eine Anthologie romantischer Lyrik von Friedrich v. Oppeln Brontkowski und Ludwig Jaco- bowski. Verlag von Eugen Diederichs in Leipzig. Die Ein leitungen der Herausgeber enthalten manche treffende Bemerkung, besonders Jacobowski's Aufsatz: „Zur Psychologie der romantischen Lyril". Im Ganzen aber bezeichnet dicfe Anthologie eine Grenz erweiterung der Romantik, die Grenzen der romantischen Schule; die doch einmal durch die Literaturgeschichte festgestellt sind, werden nach allen Seiten hin überschritten; wir begegnen Dichtern in Lieser Sammlung, die niit der Romantik gar nichts gemein haben und zum Theil zu ihren ausgesprochensten Gegnern gehören. Nicht jeder Poet, der einmal eine Ritter- oder selbst eine Gejpensterballade gedichtet hat, muß deshalb der romantischen Schule beigezählt werden. Der erste Theil enthält die romantische Lyrik des 18. Jahr hunderts. Hier fehlen mehrere Classiker selbst nicht, Herder, Schiller, Goethe, daneben die Stürmer und Dränger und sogar der gute Rinaldini-Vulpius. Tas hat Loch Alles mit der romantischen Schule nichts zu schaffen; das ist eine literaturgeschichtliche Prä existenz, die doch nur von den Verfassern Lieser Anthologie heruus- geklaubt wird. Später werden dann die patriotischen Lyriker in Pausch und Bogen für die Romantik eingefangen, auch Theodor Körner und sogar Ernst Moritz Arndt. Der einzige derselben, der außer Fouquö zur romantischen Schule gerechnet werden könnte, ist Max von Schenkendorf. In einer Note sagt von Oppeln Broni- kowski: „Einen wird man in diesem Kreise vermissen, den grimmigsten Napoleonfresser nächst Blücher: Heinrich von Kleist; der roman tischen Lyrik hat er gar nichts gegeben." Diese Note erklärt die unbegreifliche Lücke der Sammlung, daß das Gedicht Heinrich'» von Kleist, „Germania an ihre Kinder", eins der fulminantesten patriotischen Gedichte der damaligen Zeit, nicht mit ausgenommen worden ist: Horchet, durch die Nacht, ihr Brüder, Welch ein Donnerruf hernieder? Sichst du auf, Germania? Ist der Tag der Rache da? Und dafür finden wir Platen und Jmmcrmann, die ganze schwäbische und rheinische Dichterschule, die österreichischen Lyriker, Freiligrath, Geibel und Scheffel — alle mit dem Zeichen der „blauen Blume" der Romantik im Knopfloch —, eine bunte, aus allen Capitelu der Literaturgeschichte zusammengeholte Dichtergesellschaft. Die romantische Schule, die ja schon durch die Angriffe ihrer Gegner, der Jung- deutschen und besonders der Junghegelianer, in den Manifesten der Höllischen und deutschen Jahrbücher als eine ganz bestimmte Dichter gruppe charakterisirt worden ist, wird hier durchaus nicht in ihrer Eigenart erfaßt, und diese gänzlich verschwommenen Grenzen derselben, wie sie hier skizzirt sind, verwirren das literargeschichtliche Bild und können nur dazu beitragen, über die Entwickelung unserer Literatur unklare Anschauungen zu verbreiten. Doch die Herausgeber dieser Sammlung folgten dabei mehr der Noth als dem eigenen Triebe. Die eigentliche romantische Schule ist sehr unergiebig für eine lyrische Anthologie — die Gedichte der Schlegel sind mit mehreren Ausnahmen sehr mittelmäßig; die Gedichte von Tieck, unbedeutend in Inhalt, unausgegohren in der Form, gehören zu den schwächsten Erzeugnissen deutscher Lyrik; die Hymnen von Novalis haben einen erhabenen Zug, doch sind sie nur verzückten Gemiithern zugänglich; — außer einigen Gedichten von Brentano und den überaus stim mungsvollen Liedern Eichendorff's ist die ganze unter dem Zeichen der blauen Blumen stehende romantische Lyrik eine TreibhauSbliithe von wenig Duft und geringem Werth. Die vorliegende Anthologie enthält ja viele schöne Gedichte und ist an sich empfehlenswerth; doch diese Gedichte gehören nicht oder nur zum ^geringsten Theil der romantischen Schule an. s ' » Stildlnthett aus einem Roman von heute. Bei S. Fischer in Berlin ist jetzt ein Roman von Hermann Stehr, betitelt Leonore Griebel, erschienen, dem ich aus einem besoitdcre Grunde die Aufmerksamkeit Les Publicum- zuwenden möclue. Tas Wenk iit nämlicy in hervorragender Weise chavakrcrislisch für den von „modernen " Autoren beliebten Stil, der sich aus Un- und Widersinn zusammenseyl und enrschiedcn zum Zweifel an der Denkfähigkeit des betreffenden Schrift stellers berechtigt. Ta schildert z. B. Hermann Stehr eine Hoch zeitsfeier und schließt diese Schilderung mit den Worten: „Tas Haus ächzte eine Weile mit Sen verrosteten Angeln seiner Thore dazu, dann sank es im Morgengrauen lauschend über das junge Paar." Nun sollte man meinen, solch' ein sinkende» Haus müßte das junge Paar erdrückt haben — aber daran hat der Autor gar nicht gedacht. Ueberhaupt dieses alte Haus! „Ten tiefen Ton einer Mannesstimme erträgt es, aber bei dem Ruf eines WcibcS heult es gequält auf, daß cs Allen durch 'Mark und Bein aina. die eS hörten." Der Verfasser erzählt hier nicht etwa em Märchen, sondern seine Geschichte ist eine ganz wahre Geschichte, vielleicht aus dem Anfänge dieses Jahr hunderts. Und nun weiter im Text: „wie siechcsMorgen- roth über ein kümmerndes Bäumchen wachte ihre Seele über Leonore." — „Der dünne Faden lebendigen Markes begann noch einmal mitzuschwingen mit dem wärmeren Pulsen schon müder Säfte." — „Eine Fbuth leichter Töne lag in dem Duft, der von ihnen ausging." — „Das Schlottern schlaffer, nie be rührter Saiten schlürft taumelnd in das peinigend singende V^riren überfeinerter Stimmungen." — „Dazwischen Mtgt das Bewußtsein einer schönen Stille an ihr mit dem verhauchen, den Stottern eines verlorenen Glückes." — „Schwankende Ge- staltenreihqn Lehnten sich in sie fort bi- in ihre tiefste Ber« gangenheit." — „Eine klingende Herbheit lag über ihm, welch- durch die hohe, Weiße Stirn eine stille Weihe erhielt."— „An den jchönswn Frühlingstagen verwandelt sich di« lachende Klar« heit des jungen Lichtes ohne erkennbare Veranlassung plötzlich tn Las unrecue Quirlen eines schimmernden Luftstaube». Dann erblickt man die Welt wie Lurch angelaufene Fensterscheiben: Alles sieht weicher, müder aus, und die Stimmen des süßen Raumes (?) tönen verhüllt, zaghafter, so wie das Schluchzen der Menschenrede einsetzt, mit einer leidenschaftlich heißen Schwäche." Uffl „Die Erde lag in dem urtberührren Traume eines Tages, dessen allgegenwärtiges Licht mit seinem tiefsten bebenden Leben nach dem großen Hintergrund, jenem wsltabgelegencn Wetter griff." — „Die Wogen ihres Blute gingen höher. Sie säten keine verträumten Farben und Bilder mehr in die Fruchtfurchen ihrer inneren Welt, sie rissen Sei)wie heraus, glühenden Ausfsturz." — „Ein Tenor, hinter denn Üie Stille mit einem wollüstigen Rieseln sich schloß." — „In den Banden eines süßen Lächelns, das manchmal er schütternd schluchzte, weil man di« Anstrengung empfand, die seine lichtwechselnden Linienwellen spannte und nachlieh." — „Die Ueberwachtheit der ersten Morgenstunde hatte sie mit tastender Sohle auf ihr Lager geführt nach wandernd durch kauerten Nächten." — «Der Sturm lockt mit den lauten Wunden seiner Freiheit." — „Ein langer gehsimnißvoller Laut, als stöhne ihre Seele ohne Inanspruchnahme leiblicher Organe." — ,/Lin Lächeln, an dem sie sich wollüstig selbst ver giftete, goß sie mit kalter Lippe leise in ihr Herz." — „So, da krankhaft Schweifende zurückgeworfen in ihr hungernd Herz, ward ein loderndes Feuer «darin entzündet." — „Tas Hau redete verwundete, lange Töne." — „Alles, wa» in ihr ewig versunken ist, weil aus ihrer Seele, dieser Krystallisation von Splittern, das Blut jeder schimmernden Kraft von unheilbaren Wunden klaffend hinausgeschleudert wurde, alles Jmmerver. lorene quilli aus dem Hause «in sie." Wenn man bedenkt, daß diese keineswegs erschöpfende Blüthenlese einem Buche ent nommen ist, das nur (d. h. dieses „nur" ist in relativem Sinne gemeint) 249 Seiten umfaßt, so darf Wohl kaum mehr von einem „üppig blühenden", sondern muß von einem „wuchernden" Unsinn gcsprocl>rn werden. Und fragen wir uns: wie ist cs mög lich, daß ein geistig gesunder Mensch derartig sinnloses Zeug zu- sammenschreibt, Satze zusammen rügt, die nicht einmal lediglich als schwülstig zu bezeichnen sind, denn aus solchen ist doch immer noch der ihnen zu Grunde liegende Gedanke herauszu lesen — nein, Sätze, deren Sinn man absolut nicht zu ent rätseln im Stande ist? dann kann die Anrwort nur lauten: diese mehr als wunderliche Manier liegt in der Sucht be gründet, absonderlich zu wirken. Diese Art Schriftsteller sehen in dem Hergebrachten den ärgsten Feind ihrer Kunst, wissen aber nicht, den Begriff desselben richtig zu begrenzen, sondern rechnen auch die Klarheit und die Einfachheit der Vorstellungen wie der Ausdvucksmittel dazu und gehen nun dem Feinde mit Worten, vielen Worten zu Leibe; sie ersticken ihn mit Worten und begraben ihn unter Worten. Mit Gedanken dagegen gehen sin minder verschwenderisch um, denn die sind nicht so wohlfeil wie Worte. In den „Essais" des Franzosen Montaigne be findet sich übrigens ein prächtiger Ausspruch über derartige wortreiche und gedankenarme Schriftsteller, den ich gleich über setzt wicdergebc: „Wer einen mageren Leib hat. trägt gern ein ausgestopftes Wamms; Denen, welchen der Stoff abgeht, schwellen di« Worte!" O. Maximilian Beda: An» meinem Leben. Gedichte. Fremd- ländische Sinnsprüche. Romanfragmente. Berlin, Concordia, Deutsche Berlags-Anstalt. 1900. Diese Gedichte sind warm empfunden, von melodischem Fluß und Guß und vielen mit kritischen Hrroldsrufen ausposaunten Gedichten der Jüngsten vorzuzirhrn. Ten Preis möchten wir den Romanfragmenten zurrkennen; sie enthalten Selbst erlebtes in stimmungsvoller Wiedergabe, die Trennung von einer geliebten Frau, die, von Glanz und Pracht geblendet, sich von ihm abgewaudt hat: So leb' denn wohl! Zieh stolz de» Weg», Auf dem Du nimmer mir begegnest, Von ganzem Herzen wünsch' ich Dir, Daß Du die Trennungsstunde segnest. Nicht heut, nicht morgen, nicht im Rausch Der Freiheit, die Du nun gewonnen, Nein später, wenn mir Jahr um Jahr Durch Deine Schuld in Leid zerronnen. Der Weg zum Glück, den Du betrittst, Führt Dich, so bangt mir, inS Verderben. Wie Manche zog schon wahnbrthört Desselben Pfad», in Schmach zu sterben! DaS Leben, da» Du heut verwirfst, Verlockt durchs unbekannte, neue, Mög'S nie im Traum Dir neorrsteha. Zu steigern Deine späte Reue. Tenn ob in halbrrstorb'nrr Lieb' Dein künftig Loos ich auch beweine: So möge reich die weite Welt, Zu mir zurück doch führen eine. Elegische Stimmungen beherrschen alle diese Gedicht«: „Graue Tage", „Es regnet wieder". Zu allerletzt: Sie werden kommen, die schwarzen Männer, Sie schleppen mich hastig zum Thore hinaus, Nicht Freundschaft, nicht Liebe, nur müßige Neugier Umsteht laut schwatzend daS Trauerhau». Der Leichenwagen rollt einsam von dannen, Die Gaffer kehren zur Arbeit zurück: Dann sinkt ins Grab eia verlorene» Leben Und eia noch ungeborene» Glück. Sehr reichhaltig ist der Abschnitt: Fremdländische Sinnsprüche; es finden sich darunter spanische, russische, italienische, serbische, bul- garische, türkische, u. o., aber trotz der reichen Auswahl fast gar keine tauben Nüsse. Und die epigrammatische Zuspitzung ist dem Lichter auch in der Wiedergabe sehr wohlgrlungen, z. B.: Wem daS Schicksal zugethan, Dem legt Eier auch der Hahn. Es stürbe jeder gerne spät, Doch kann's »ich: sein. Der Tod trinkt lieber frischen Meth AIS alten Wein. Mancher findet niemals Einen Weg zum Glücke, Wenn der Narr ans Meer kommt, Fragt er nach der Brücke. s. . * . Eingegangrn von Karl W. Hi er fern ann, Buchhändler und Antiquar. Leipzig, KönigSstraße 3. Katalog 240. Tie Kunst der Etrusker und Römer. Architektur, Plastik, Malerei nebst den HllsSwissenschasten: Mythologie, Geschichte rc. Hierin rin Theil der Bibliothek deS bedeutenden RomkroarrS vr. Theodor Grsell-FelS. Wler'r Mlilkoffer Mnir Müiei- v. k. ?. Ao. 85676. VIui- ru berisksn liui-ek meins sssdi-ik I-e!pr!s-I-loäsvLU vliei- lltzpen Vei-kLuk8gS8ekLfts: __ , Üvek8to ^U8r6ieknun§: Isviprix 1897, L-vlßl^WvdLStLLkwväLlllv. «snlin. nsmvung.
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