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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.05.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000518014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900051801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900051801
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-05
- Tag 1900-05-18
-
Monat
1900-05
-
Jahr
1900
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Schon die Römer haben in der That nicht im modernen Sinne Colonien gegründet, sondern nur einfach fremden, oft schon hochcultivirten Boden erobert. Ihre Schüler waren die Spanier und die Portugiesen des Mittelalters, die mit Feuer und Schwert eine halbe Welt an sich brachten, die natürlichen Schätze des erworbenen Gebietes ausplünderten, ohne auch nur im Entferntesten daran zu denken, das jungfräuliche Land durch Culturarbeit der Civilisation zu gewinnen. Der Zusammenbruch des spanischen Colonialreiches erfolgte darum mit Nothwendigkeit; den letzten Act bildete 1898 der Verlust von Euba, Portorico und den Philippinen. Wir sehen auch Italien in seinem ostafrikanischen Besitz vergebens nach Er folgen ringen. Das kelto-romanische Mischvolk der Franzosen bringt zwar des Prestiges und des Waffenruhmes halber so viel exotische Erde wie möglich unter die Tricolore. Der Franzose sperrt am liebsten dann den neugewonnenen Besitz ab; da er selbst nicht Unternehmungsgeist genug hat, um die Colonie wirthschaft- lich zu erschließen und auszubeuten, bei seiner stagnirenden Be- völkcrungsziffer auch gar keinen Ueberschuß an Menschenmaterial abgeben kann, so sind und bleiben die französischen Schutzgebiete meist rein äußerlich politisch und militärisch unter französischer Herrschaft, ohne daß an eigentliche coloniale Culturarbeit gedacht werden kann. Auch in den Vereinigten Staaten, wo doch ein ausgedehntes französisches Colonialgebiet bestanden hat — vor Allem in Louisiana —, verschwindet das französische Element mehr und mehr und zeigt gegen die zunehmende Anglisirung fast gar keinen Widerstand. Im Gegensatz zu allen diesen Erfahrungen nun hat sich das Franzosenthum in Canada von einer höchst auffallenden Zähigkeit und Lebensfähigkeit erwiesen. Nicht nur, daß es sich in seinen Sitzen und in seiner Volkszahl erhält, es vermehrt sich sogar in durchaus gesunder und normaler Weise, während doch im Mutter lande der Stillstand in der Volkszunahme den französischen Mrthschaftspolitiker mit immer ernsterer Sorge erfüllt. In der kanadischen Provinz Quebek ist die französische Be völkerung mit 1186 346 Seelen unter einer Gesammteinwohner- zahl von 1488 536 das herrschende Element. Auch in Neu- Braunschweig sitzen die Franzosen in der compacten Zahl von 61767 Menschen. Die Städte haben denn auch zum Theil französischen Charakter, ebenso ist das Platte Land mit fran zösisch-bäuerlicher Bevölkerung besetzt. An diesen Zuständen hat sich seit der Stabilirung der britischen Herrschaft in keiner Weise etwas geändert, jedenfalls nichts zu Ungunsten des französischen Theils. Freilich wird der Antagonismus und die starre Ab geschlossenheit der französischen Colonie noch durch den Gegensatz der Religion verstärkt. Die katholische Kirche des französischen Kanada ist mit reichen Privilegien ausgestattet; an Kirchenfürsten zählt sie einen Cardinal, sechs Erzbischöfe und dreiundzwanzig Bischöfe. Diese Rassen- und Confessionsdifferenzirung liegt aber auch in den Vereinigten Staaten vor, und doch verschwindet dort das französische Element, während es sich in Canada kräftig und blühend entwickelt. Es spricht also ein anderer Factor bei dieser kolonisatorischen Entwickelung mit. Wir werden sofort vor die Lösung des Näthsels geführt, wenn wird derHerkunft dieser französischen Colonisten nachspüren. Die Auswanderer sind nämlich sowohl dem ursprünglichen Be stände, als den Schaaren der später zugewanderten nach, nicht Sprösslinge der kelto-romanischen Central- und Südprovinzen, sondern sie stammen aus dem nördlichen Theil Frankreichs: es sind Normannen, in ihren Adern fließt germa nisches Blut. Noch heute zeigen sie den hohen Wuchs und die kräftige Statur ihrer Ahnen; es ist ein stilles, frommes und bescheidenes Volk und vertritt im kana dischen Staatsorganismus durchaus das konservative Element — ganz im Gegensätze zu seinen vorlauten, beweg lichen, ewig unruhigen und neuerungssüchtigen Landsleuten zwischen Vogesen und Pyrenäen. Dieser konservative Zug macht vor Allem die französische Bevölkerung Canadas ebenso unzu gänglich für eine Verschmelzung oder wenigstens Annäherung an England, wie andererseits auch für eine Amalgamirung mit der Union. Sie sind die Träger des Gedankens möglichster Un abhängigkeit nach beiden Seiten. An diesem Felsen brechen sich die Wogen britisch-imperialistischer und panamerikanischer Welt machtpläne. Wie sehr diese echt germanische Bedächtigkeit manchmal der Reaktion in die Hände arbeitet, beweist das klassische Beispiel des Verhaltens Canadas in den amerikanischen Freiheitskämpfen. 1775 hätten die kanadischen Franzosen die eng lische Herrschaft abschütteln können; doch hatten sie sich damals an das Regime, das ihnen alle Freiheit ließ, gewöhnt, und so blieben sie gegen alle Lockungen von Seiten der aufständischen Neuenglandstaaten taub und durchaus loyal. Bei der ungeheuren Bedeutung, die Canada für das englische Imperium hat, wird dieser compacte Keil des Franzosenthums stets ein Gegenstand ernster Sorge für den englischen Colonial politiker sein. Canada wird bei seiner jetzigen selbstständigen Verfassung für die britischen EinheitsplLne niemals zu haben sein — trotz der ganzen 3000 Freiwilligen, die nach Südafrika gingen und deren Heldenthaten in alle Welt verkündet werden. Die Selbstständigkeitsbestrebungen werden langsam in dem Maße wachsen, wie man versucht, das Land in die Netze Chamberlain- scher Weltmachtpläne zu verstricken, und je wichtiger gerade Britisch-Nordamerika mit seiner Centralbahn als Durchgangs straße vom Atlantischen zum Stillen Ocean wird — der einzige Weg, der England nach Ostasien und Australien unzweifelhaft sicher ist und für einen Truppentransport zugleich der schnellste! —, desto höher wird Canada den Preis für ein Ent gegenkommen gegenbritischeAspirationen fcstsetzen können; es wird mit immer weiterenPrivilegien seineUnabhängigkeit zu sichern und die Fäden nach London zu durchreisten suchen. Hier stehen noch er bitterte Kampfe bevor. Die Sprache der kanadischen Oppositionellen im Parlament läht an Englandfeindlichkeit nichts zu wünschen übrig. Die Entsendung von Freiwilligen nach dem Cap wurde als „Bruch der Verfassung" bezeichnet und unverhüllt die voll ständige Unabhängigkeit als Ziel der kanadischen Politik hin gestellt. Jeder Plan, ein stehendes Heer in grösserem Umfange im Lande zu erhalten, wird von vornherein auf das schärfste zurückgewiesen. Der Führer der Opposition, Bourassa, bezeichnete die Chamberlain'schen militärischen Anordnungen als Gipfel punkt der Unverschämtheit, als gemeine Perfidie und grobe Be leidigung. Von englischen Zeitungen daraufhin aufgefordert, sein Amt niederzulegen, um bei einer Neuwahl die Probe auf die wahre Volksstimmung machen zu können, stellte er sein Mandat zur Verfügung und wurde mit erdrückender Majorität wieder gewählt. Ja, in der Regierung selbst, sogar im Ministerium, finden sich überzeugte und einflußreiche Anhänger der Opposition. Wie dieser Kampf zwischen britischen Concentrations bestrebungen und der kanadischen Unabhängigkeitsbewegung endigen wird, ist noch gar nicht abzusehen. Auch hier aber zeigt sich in den so fein gewebten Maschen der Pläne Chamberlain's und der Seinen ein bedenkliches Loch. Zwar haben im ganzen britischen Weltreich die englischen Colonisten in der gegenwärtigen Krisis eine Anhänglichkeit an das Mutterland gezeigt, die von der englischen Presse ganz gewaltig übertrieben ist, die aber doch in der That überraschte; ebenso überraschend war aber mindestens auch die offene Feindseligkeit, die England bei den anderen Be- völkerungstheilen seines Gebietes fand. Ob es der britischen Diplomatie unter diesen Umständen gelingen wird, diese diver- girenden Elemente friedlich im „Imperium" zu vereinen, wird die Zeit lehren. Fällt aber ein Glied ab, so folgt auch das andere; reißt sich eines Tages Australien los, so folgt auch Canada. Von großem Einfluß auf die Bewegung wird der Ausgang des Trans vaalkriegs sein; mag er indeß enden, wie er will, dem britischen Prestige hat er besonders in den Colonien unter allen Umständen unheilbare Wunden ge - schlagen. Rüstet man sich übrigens in den Vereinigten Staaten, als lachender Erbe Englands sich Canada anzugliedern, so hat man, wie oben schon ausgeführt, die Rechnung ganz ohne den Wirth gemacht. Die Entwickelung Canadas ist im letzten Jahrhundert eine so eigenthümliche, eine von dem riesenhaft, fast ungesund gewachsenen Nachbarstaate so grundverschiedene gewesen, daß eine Vereinigung nur gewaltsam bewerkstelligt werden könnte. Dem Canadier in seiner ausgeprägten urwüchsigen Eigenart ist der hypermoderne, smarte Uankee durchaus unsympathisch. Läßt er sich von den Sirenengesängen Rudyard Kipling's nicht be- thören, so folgt er dem lockenden Rattenfänger Panamerikanis mus erst recht nicht. Oec Krieg in Südafrika. In London richtet sich naturgemäß gegenwärtig das ganze Interesse auf Mafcking. Nachrichten über den Fall oder den Entsatz der Stad werden mit fieberhafter Spannung erwartet. Allent halben werden Vorbereitungen getroffen, um den Entsatz durch patriotische Kundgebungen zu feiern — wenn es nick't schon zu spät ist. Ein direktes amtliches Dementi der Nachricht von der Üebergabe des Platzes liegt noch nicht vor. Nur „Lassan's Bureau" meldet aus Pretoria unterm 15. Mai, Mafeking sei noch umringt, was wobl heißen soll, noch nicht eingenommen. Sonst wird noch be richtet: * Kapstadt, 17. Mai. (Telegramm.) „Cape Argus" berichtet aus Louren^o Marques: Commandant Elofs ist mit einer Patrouille in Mafeking eingedrungen und wurde mit lebhaftem Feuer von der Garnison empfangen. 17 Boeren wurden getödtet, Elofs nnd 90 Mann der Patrouille gefangen genommen. (Reutermeldung.) * Pretoria, 15. Mai. Die Truppen der verbündeten Re publiken erstürmten und besetzten am Sonnabend früh die Forts um Mafeking. Nachts darauf wurden sie um zingelt, wobei, soweit bekannt, 7 Mann getödtet, 17 verwundet und eine Anzahl gefangen genommen wurde. Tie englischen Verluste betragen 50 Tobte und Verwundete. Wie verlautet, ist die Vorhut der aus Süden kommenden englischen Entsatz- colonne gestern zurückgeworfen worden. (Rcutermeldung.) * London, 17. Mai. (Telegramm.) Nach einem Tele gramm hiesiger Blätter aus Louren^o Marques ist am 15. d. M bei Kraapain, 32 englische Meilen südlich von Mafeking, ein Gefecht geliefert worden. (Wiederholt.) Die erste Meloung sagt nicht, an welchem Tage Elofs in die Stadt eingeritten sei, gicbt also keine Aufklärung, die zweite bezieht sich auf Vorgänge am Sonnabend, während die Capitulation am Sonntag erfolgt sein soll. Tie Flankenbewegung der Natal-Armee, von der wir schon am Sonntag kurz berichteten, wird jetzt, aller dings recht spät, officiell bestätigt, und es wird gleichzeitig ge meldet, daß Buller bereits unter vollständiger Umgehung der Biggarsberge in Dundee und Glencoe eingetroffen ist. Die Operation wurde, wie sich jetzt herausstellt, bereits am vorigen Donnerstag ins Werk gesetzt, aber erst am Dienstag Morgen wurden vom Censor die ersten Meldungen darüber durchgelassen, und zwar, wie dem Correspondenten in schöner Aufrichtigkeit gesagt wurde, weil es zwecklos wäre, etwas darüber nach Eng land mitzutheilen, ehe der Plan vollständig ausgeführt sei. Nun, wo die Action, bei der die Boeren herzlich wenig Widerstand leisteten, ausgeführt und Buller jetzt siegreich dieselbe Straße hinaufmarschirt, auf der vor wenigen Monaten General Aule nach der Schlacht von Elandslaagte seine Flucht bewerkstelligte, darf England davon erfahren. Die englische Preß-Censur ist wie eine Sonnenuhr, und über ihren Thüren könnte mit Fug und Recht die Inschrift stehen, die man gemeiniglich auf jenen altehrwürdigen Zeitmessern findet: „Iioia8 non uuinero nisi 8erenL8"; die Censur läßt nur er freuliche Ereignisse anzeigen, und sowie die Lage trübe ist, hört und sieht man nichts. Aus diesem Grunde läßt sich schwer ein klares Bild von der Lage in Natal gewinnen. Buller saß mit seinen 25—30 000 Mann in Ladysmith, und zwar in keiner sehr angenehmen Lage. Er war durch die bekannten Depeschen vor seinen Officieren und Mannschaften blamirt, und es war ihm außerdem verboten, irgend eine Action zu unternehmen, obwohl er verschiedene Vorschläge ans Haupt quartier richtete. Seine Armee befand sich auch nicht gerade in sehr guter Verfassung. Von den 25 000 Mann, mit denen er auszog, brachte er keine 20 000 nach Ladysmith; 5617, darunter 230 Officiere, waren todt, verwundet oder schwer krank, und der Rest war durch das monatelange Stillliegen auch nicht in bessere Condition gekommen. Ursprünglich sollte sein Heer nur, wie es hieß, „einige Tage der Ruhe" in Ladysmith haben, dann kam aber die Kritik durch Lord Roberts, und aus den Tagen wurden Monate. Buller wurde, wie er selbst geäußert hat, am Gängelband gehalten, und erhielt erst am letzten Donnerstag von Lord Roberts die Erlaubniß, eine Flankenbewegung zu machen, da man den direkten Vorstoß auf die Biggarsberge für zu ge fährlich hielt. lieber die Einzelheiten seiner Action, die ihn in acht Tagen von Ladysmith nach Glencoe über Helpmakaar und Beith einer seits, sowie Wessels Net und Waschbank andererseits führte, sind jetzt folgende Details festzustellen: „Am Donnerstag wurden die 3. Cavallerie-Brigade, die 2. Devons und einige Batterien Artillerie auf der Straße, die von Ladysmith nach Helpmakaar führt, vorgesandt, und erreichten an dem Tage Sundays River Drift. Am 12. kam Oberst Bethune, der mit seiner irregulären Kavallerie seit mehreren Monaten östlich von Ladysmith bis nach Greytown hin das Gebiet voll ständig recognoscirt hatte und sich nordwestlich von Greytown befand, nach Pomeroy, 10 Kilometer südlich von Helpmakaar. In derselben Zeit ging Buller's anderer Theil des Heeres auf Waschbank, während General Hildyard von Elandslaagte aus den Berg Jndoda, der sich östlich der Bahn bis zu 1300 Meter erhebt, zum Theil besetzte. Am 13. fand bei Withock (Uithoek?) ein Ge fecht statt, über dessen Umfang und Details wenig Positives bis jetzt zu erfahren ist. Uithoek liegt an der Strasse von Ladysmith nach Helpmakaar, und zwar fast direkt an der offenen, kreisförmigen Thalniederung von etwa 6 Kilometer Durchmesser, in der bei Helpmakaar ver schiedene Wege zusammenlaufcn. Auf einem kleinen Kopje vor dem Thal scheinen die Boeren gesessen zu haben, und zwar, allem Anschein nach, nur einige Hundert Mann stark. Sie wurden nun gleichzeitig von drei Seiten angegriffen, von Bcthune's Kavallerie im Osten, von der 3. Kavallerie-Brigade im Süden und von General Hamilton mit drei Bataillonen Infanterie im Westen. Die Boeren zogen sich sehr bald auf ein grösseres Kopje, gegenüber von Helpmakaar, zurück und hielten hier bis zum Sonnabend gegen den vereinigten Angriff der englischen Kolonnen Stand. In der Nacht zum Sonntag räumten die Boeren diese Stellung, nachdem sie vorher ihre ge- sammten Geschütze, Vorräthe und dergleichen in Sicherheit ge bracht hatten. Sie begaben sich nordwärts und ließen ihrer Nachhut die Aufgabe, die Engländer aufzuhalten. Die Nachhut erfüllte das sehr prompt, denn als es klar wurde, daß sie vor der Ucbermacht zurückweichen mußten, zündeten die Boeren einfach das Gras lind Haidekraut an, und bald brannte es meilenweit und erzeugte einen schweren, beißenden Rauch, in dem die englischen Soldaten nicht die Hand vor Augen sehen konnten. Zu einem Angriff waren die Boeren zu schwach, hatten auch keine Veranlassung, in die flache Ebene hinunter zu gehen, und so zogen sie sich denn zurück, lieber die FruLlleton. Hix», hipp, hurrich! Zur Eröffnung der Regattasaison. Von Ludwig Maas- Danzig. Nachdruck verboten. Wenn die Knospen an Strauch und Baum zu schwellen und die Lüfte lauer zu wehen beginnen, dann wird es in den Boots häusern an den Binnengewässern und den Seegestaden wieder lebendig. Die Mannschaften der schlanken Gigs und der schmucken Aachten recken und tummeln sich, froh, daß der thaten- lose Winter vorüber ist, denn nun gilt es, von Neuem Kraft und Geschicklichkeit zu schulen, damit in den kommenden Regatten der Siegerpreis errungen wird. Sowohl der Rudersport als auch der Segelsport sind in Deutschland noch jung. Dagegen lassen sich für Italien sport mäßige Ruderwettkämpfe bereits im Anfänge des 14. Jahr hunderts nachweisen. Aus Italien stammt denn auch die Be zeichnung Regatta für Wettfahrten. Im Jahre 1315 ordnete der Große Rath von Venedig die jährliche Abhaltung von Re gatten, die von der Piazetta über die Canäle vor sich gingen, an, als Vorschule zur seetüchtigen Ausbildung der Jugend. Später verwischte sich der erzieherische Charakter dieser Weltkämpfe allerding» mehr und mehr msd sie wurden zu prunkvollen Staats- und Volksfesten. Don Venedig au» verbreitete sich der Rudersport gemäß der tonangebenden Stellung, den die Königin der Adria in ihrer Blirthezeit einnahm, in die Länder der see fahrenden Nationen. Einen neuen Aufschwung erfuhr der Rudersport im Anfänge deS 19. Jahrhundert» in England. Hier war e» namentlich die studentische Jugend der beiden Universi täten Cambridge und Oxford, die ihn mit größter Hingabe pflegt«. Da» erste Wettrudern der akademischen Jugend in Flanell fand im Jahre 1829, das zweite 1836, das dritte 1839 statt; von 1866 wiederhvlten sich die Regatten alljährlich. Im Laufe dieser Jahre siegte Cambridge 24, Oxford 32 Mal. Von England aus nahm der Rudersport auch seinen Weg in die deutschen Seestädte. Der Allgemeine Alsterclub in Hamburg veranstaltete bereits 1844 die erste Regatta. Seit 1880 fand dann der Rudersport eine immer allseitigere Aufnahme, so daß 1883 der Deutsche Ruderverband gegründet werden konnte. Wie den Rudersport, so haben wir auch den Segelsport von England übernommen. Im Jahre 1855 erstand der erste deutsche Segelclub „Rhe", dem 1869 der Norddeutsche Regattaverein in Hamburg folgte. Im Jahre 1888 wurde der Deutsche Segler verband gegründet. Seine gegenwärtige Ausbreitung verdankt der Segelsport in erster Linie dem Eingreifen Kaiser Wil- helm's II., durch dessen lebhafte Antheilnahme auch der 1887 gegründete Marine-Regatta-Verein durch eine Cabinetsordre 1891 in den kaiserlichen Nachtklub umgewandelt wurde. Das heutige Ruderboot unterscheidet sich durch zwei Ein richtungen von den älteren Bootsarten, nämlich durch die An wendung von Auslegern und die Einführung von Gleit- oder Rollsitzen. Die Anwendung von Auslegern, eisernen Gestellen, welch« dem Ruder oder Riemen über die Bootswand hinaus zum Auflagepunct dienen, gestattet bie schlanke Bauart, die die leichte Durchschneidung der Wasserfläche und damit eine größere Ge schwindigkeit bedingt. Die Einführung der Gleit- oder Rollsitze ermöglicht, da bei jeder Bewegung des Ruderers der Sitz auf Schienen vor- oder rückwärts gleitet und die Beine gegen ein Stemmbrett gestemmt werden, die Verwerthung der Beinkraft, während anderweitig nur der Oberkörper zur Arbeitsleistung herangezogen wird, und gleichzeitig eine Verlängerung des Ruderschlages. Gebaut sind die Rennboote aus Mahagoniholz, weil aus ihm die dünnsten Platten geschnitten werden können. Die Rennboote zerfallen in zwei Hauptclassen, in die Ausleger boote, bei denen der Ruderer nur ein Ruder oder einen Riemen bedient, und die Skuller», bei denen er zwei Riemen bewegt. Aus diesem Grunde nennt man die Skullers auch Doppelruderboote. Je nach der Zahl der Riemen oder Ruder spricht man dann von Vier-, Sechs- und Achtriemern. Daneben treten außerdem noch einige besondere BootSformen auf. So versteht man unter Dollenbovten solche Boote, bei welchen ein Faden, der aussen von der Kiellinie an ein Ruderlager gelegt ist, überall die Boots wand berührt. Gigs nennt man die grösseren Boote, die aus mindestens zehn ziemlich gleich breiten Planken klinkerartig ge baut sind und einen Aussenkiel besitzen. Aus der verschieden artigen Vereinigung der einzelnen Formen ergeben sich dann die im Rudersport üblichen Bezeichnungen, die die Art des Ruder bootes und die Zahl der Ruderer erkennen lassen, wie für Aus leger-Rennboote: Zweier, Vierer, Sechser, Achter; für Ausleger- Skull-Rennboote: Doppel-Zweier, Doppel-Vierer u. s. w.; für Ausleger-Gigs: Gig-Zweier, Gig-Vierer u. s. w.; für Ausleger- Skulls-Gigs: Gig-Doppel-Zweier u. s. w.; für Dollen-Renn- boote: Dollen-Zweier u. s. w.; für Dollen-Skull-Rennboote: Dollen-Doppel-Zweier u. s. w. und andere. Wohl kein Sport verlangt eine grössere Opferwilligkeit und Selbstüberwindung als der Rudersport. Es heisst etwas, in den Tagen des Trainings wochenlang dem gewohnten Wohlleben zu entsagen, sich einer Diät zu unterwerfen, die die Muskulatur kräftigt und stählt und den Fettansatz verringert, eine streng vorgeschriebene Tagesordnung zu führen, alles Das zu meiden, was mit Wein, Weib und Gesang im Zusammenhang steht, und des Morgens in der Frühe oder des Abends mit grösster Kraft anspannung das Ruder zu bewegen. Nirgends ist so sehr der Einzelne ein Theil des Ganzen. Der Einzelne muh vollständig in der Mannschaft aufgehrn, denn nur die Einheitlichkeit und das Zusammenwirken führt zu dem hohen Ziel des Sieges. Aber dafür ist der Rudersport auch eine der gesundesten Sport arten. Der ganze Körper wird infolge des Gleitsitzes gleich mässig durchgearbeitet und das Arbeitsfeld ist das kühle, er frischende Wasser, das frei von jedem Staub ist. Mag sich daher auch die Ermüdung geltend machen, wenn der Ruderer aus dem Boot springt, dann blitzt sein Auge und ein unvergleichliches Wohlgefühl durchströmt seine Glieder. Wie beim Rudersport, so werden auch beim Segelsport die Fahrzeuge nach bestimmten Grundsätzen, für die außer der Grösse die Besegelung massgebend ist, eingetheilt. Innerhalb der Classen findet bei den Regatten di« Leistungsfähigkeit durch eine entsprechende Zeitvergütigung Berücksichtigung. In allen offenen Segelregatten segeln in der 7. Hauptclasse die Aachten mit 2 und weniger Segeleinheiten, in der 6. diejenigen von 3 bis über 2 Scgcleinheiten, in der 4. die von 5 bis Uber 3, in der 5. die von 10 bis über 5, in der 3. die von 20 bis Uber 10, in der 2. die von 40 bis über 20 und in der 1. Klasse alle Aachten über 40 Segeleinheiten. Die Ruderregatten erfordern eine möglichst gerade und breite Bahn und zerfallen in mehrere Rennen, die man nach englischem Vorbild auch als Races oder Matches bezeichnet, deren jedes nur Boote mit gleicher Mannschaftszahl und Bauart enthält. Verwickelter sind die Verhältnisse bei den Segelregatten, bei denen man zunächst dem Segelgebiet gemäss zwischen See-, Hafen- und Binnenregatten unterscheidet. Bei einer Segel regatta wird ferner der Curs möglichst so gelegt, dass alle Segel arten erprobt werden müssen. Man läßt daher gewöhnlich Drei ecke absegeln. Endlich kann der Start bei den Segelregatten entweder ein fliegender sein, wobei die unter Segel befindlichen Nachten auf einen Signalschuß durch die Startlinie segeln, oder er kann vom Anker aus vor sich gehen. Starter, Bahnricbter und Zielrichter führen die officielle Aufsicht bei den Regatten. Für die Segelregatten ist es außerdem erforderlich, daß die Windstärke während der Dauer des Rennens vermerkt wird, da erst durch ihre Berücksichtigung ein gerechter Ausgleich für die Boote unter einander geschaffen wird. Seit dem Jahre 1884 wird in Deutschland von den Vereinen, die zum Deutschem Ruderverband und zum Deutschen Seglerverband gehören, nicht mehr um Geldpreise gefahren, sondern um Ehrenpreise, die un mittelbar gewonnen werden, um Herausforderungspreise, die erst nach mehrmaligem Siege in die Hand der Sieger übergehen, und um Wanderpreise, die nur ein Jahr im Besitz der Sieger, bleiben. Der Wassersport hat in den letzten Jahren erheblich an Ausdehnung gewonnen. Aber noch giebt es zahlreiche Orte, wo er keinen Fuß gefasst hat. Dass auch sie sich ihm demnächst er- schliessen mögen, dazu ein kräftiges Hipp, hipp, hurrah!
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