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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.04.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190004086
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19000408
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19000408
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-04
- Tag 1900-04-08
-
Monat
1900-04
-
Jahr
1900
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.04.1900
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a. L 1.0. 1.0. I. o ». o. I. o. «o. I.r». bv t.0. t.0. t-0. t.0. t. o. w.LpLit w.6p^8 l.0. «.o. l.0 »v. »v. v l) » ü ,.o. r. Lt.UI.-r;. Ionel». lviivii. >. ». >. t ». S? SX v o v o. t. o I o ,. o Lss^ H»r>- t o I.» »o. »o t o ». v «. o t.o t. v. « t » t. - i. o »l> 1N4kt-l) Bezugs-Prei- dl der Hauptrxpeditton odrr den im Stadt« bezirk und den Vororten errichteten Aus- gabestellen ab geholt: vierteljährlich ^>4.SO, bei zweünaliger täglicher Zustellung ins Hau« L.bO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertrstährlich -ck 6—Direkte tägliche Äreuzbandsendung in» Ausland: monatlich 7-bO. Die Morgen-AuSgabe erscheint um '/,7 Uhr., die Abend-Ausgabe Wochentags um b Uhr.-!' Filialen: Alfred Hahn vorm. v. Stemm'» Tortt«. UniversitätSstraße 8 (Pauliuum), Laut» Lösche, Satharinrustr. 14, Part, mrd KöutgS-lotz 7. Rrdaclion vnL LrpeLitionv Johanni-saffe 8. LieExpedUion ist Wochentag» ««unterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Mpziger Tagtblati Anzeiger. ÄmMatt -es Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Aathes un- Nolizei-Ämtes -er Stadt Leipzig. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg. Reclanieu unter dem Redaclionssirich (4ge- jpaltrn) 00^, vor den Fauütiennachrichie« (Sgespalten- 40 ^. Größere Schriften laut unserem Preis- Verzeichnis. Lobellarisct-cr und Ziffernsap nach höherem Taris. ——s—o«— Extrarveilagen (gesalzt), nur mtt der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung ./t 60.—, mit Postbeförderung >4 70.—. ^nnahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Bormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeige» sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Berlag von E. Pol» ia Leipzig. 17S. Aus -er Woche. Da» Attentat auf den Thronfolger von Groß britannien bat die ganze gesittete Welt in Abscheu ver eint. Die Tbatsacke bleibt bestehen, mag die Borgeschichte deö Revvlverangriffe- welche immer gewesen sein, und an ihr tonnte nicht» der Umstand ändern, daß die Engländer mit bekanntem Geschäftssinn au» dem Attentate Capital für ihren „Cant" zu schlagen suchen. Es ist eine großartige Logik, mit der sie dabei hantirrn: Cipido hielt die Sache England» im afrikanischen Kriege für ungerecht, schoß deshalb auf den Prinzen von Wales, diese That ist feig und schändlich, folglich hat England den Krieg mit den Boeren zu Recht herbeigefiibrt. So leicht ist eS aber für eine Nation von 50 Millionen und ihre Regierung doch nicht, sich durch die Schlechtigkeit oder Narrbeit eine» lüVzjährigen Buben exculpiren und Brutalität und Golddurst zu RechtStiteln werden zu lassen. Die Eng länder sollten sich in Acht nehmen, sonst könnten sie sich noch den Verdacht zuziehen, der Anschlag, zumal er mißlangen, sei ihnen ein nicht unwillkommener Vorwand für die Steigerung ihrer Völkerhetze und für Vorschläge von der Art derjenigen des „Standard", der das ganze Festland boycottiren will: „Zur Liebe kann ich Dich nicht zwingen, doch besuch' ich Deine Gasthöfe nicht." Der Gedanke deS englischen Blatte- klingt übrigen- für festländische Ohren gar nicht fo übel, weil er nämlich an die Continentalsperre de- neunzehnten Jahr hunderts erinnert. Das Verhalten de- socialdemokratischrn CentralorganS aegenüber dem Brüsseler Vorfälle war rin sehr merkwürdiger. Die deutsche Socialdemokratie war ganz au- dem Spiele gelassen worden, da kam der „Vorwärts" mit einem Artikel, auf den kein andere- Wort paßt, als daS französische qui s'eiouse, 8'accuse. Er drehte dabei den noch gar nicht vorgebaltenen Spieß um und meinte, Sipido sei eia „Boerenfanatiker", folglich seien alle Parteien für seine That verantwortlich, nur die Socialdemokratie nickt, die am ruhigsten über England- Auftreten, das zum Kriege führte, gesprochen habe. Darauf paßt e» nun gar nicht, daß am Abend, vor dem Attentat in Brüssel eine Socialisten- versammlung stattgefunden und daß in dieser der social demokratische Führer Volkaert ausdrücklich auf die am andern Tag stattfindende Durchreise de» Prinzen von Wales hingewiesen hat. Weil der Staatssekretär deS ReichSschavamtS auf einige Wochen nach Italien gereist ist, ist Herr Richter überzeugt, daß die Regierung sich um die Frage der Deckung der durch die Flottenvorlage entstehenden Kosten nicht im Mindesten kümmert. Vielleicht überschätzt der große Politiker den Frhrn. v. Thielmann, vielleicht auch, daß er ihn unterschätzt und die Deckung schon geregelt war, al- er sich seine Fahr karte löste. In der That erhält sich die Annahme, daß die Verdoppelung de- Lotteriestempels und eine Besteuerung deS Saccharin- beschlossene Sache bei der Regierung und der Zustimmung de- Reichstag» sicher sei. Die „Germania" schreibt soeben, „in der Drckungssrage habe eiue Verständigung zwischen Reichstag und Regiernng gute Aussichten". In der Deckungsfrage! In der Frage der Bewilligung von Schiffen läßt sich daS CentrumSorgan recht wenig faßbar vernehmen. E- erinnert zunächst an Herrn Schädler'S Formel au» der ersten Lesung: „Nicht in dieser Form und ia diesem Um fang." „Diese Erklärung", heißt eS weiter, „besteht heute noch in voller Kraft und sie bleibt bestehen, bi- (!) die weiteren Ver handlungen und die Beschsüsse der Flottencommission die Centrumssraction deS Reichstage- zu einer bestimmten Stellungnahme, die hoffentlich eine eivmüthige sein wird, nöthigen werden." DaS ist der Standpuncl, daß iu der Commission die Herren Gröber und Müller-Fulda nur ihre Privatansichten vertreten haben und da» Centrum sich bi« zuletzt freie Hand behält. Warum und wozu, da» kann man sich ja ungefähr deaken. Vorläufig betrachten eS selbst flotten freundliche Blätter als eine Thatsache, mit der man sich ab finden müsse und werde, daß daS Centrum nur die Vermehrung der Schlachtflotte, nicht aber auch die AuSlandSschiffe zuzu gestehen entschlossen sei. Eine solche Zerreißung der Vorlage muß nickt notbwendig eine Verzögerung der Fertigstellung auch der AuSlandSschiffe nach sich ziehen, sie wäre aber doch sehr bedauerlich. Eine Flottenstimmung wie die jetzige und eine Weltlage, die diese Stimmung fo außerordentlich begünstigt, kehren vielleicht nicht so rasch wieder. Dazu kommt, daß m der Hamburger Flottearede gegen den Reichstag der Vor wurf erhoben worden war, er habe bisher den Kaiser an der Herstellung der für Deutschland yöthigen Stärke zur See gebindert. Dieser Ausspruch kann doch nur al- «in Appell an daS Volk für den Fall aufgefaßt werden, daß der Reichs tag wiederum so verfahren sollte, wie er nach der kaiserlichen Ansicht bislang gethan. Ein Verzicht auf einen beträchtlichen Theil deS jetzt Geforderten wäre mit der Zurückziehung diese» AppellS gleichbedeutend. Klerikale Blätter erörtern mit einem diesem Probleme gegenüber schon lange nicht gezeigten Ernst eine An näherung zwischen Ceutrum und Eonservativen. Die Einigung-momente werden sehr sorgfältig untersucht und aufgezählt, unter ihnen figurirt auch die mit einem Protest gegen die Politik de- Bunde- der Landwirthe verbrämte An erkennung der Gemeinsamkeit der Bestrebungen zum Schutze der nationalen Arbeit. Iu dem Puncte besteht auch zwischen den Mittelparteien und dem Centrum, wenn diese« r- ehrlich damit meint, keine Meinungsverschiedenheit, und deshalb wurde von einem freiconservativrn Blatte mit Recht bemerkt, nach diesem rückhaltlosen ultramontaaen Bekenntnisse müsse man neugierig sein, wie da- Eentrum bei der bevorstehenden Wahl in Aurich sich verhalten werde. Dort steht rin Mann de- Schutze- der nationalen Arbeit, der Nationalliberale Semler, einem einfuhrbegeisterteu Frei- sinmaru gegenüber. Die Neugier ist jetzt scherz» gestillt, — da« Eentrum tritt für den Gegner de« Schutze« rin. Der Gegner der „Sammlung" ist selbstverständlich auch »in Gegner der Flotte. Daß da» Centrum daran keinen Anstoß nimmt, versteht fich vou selbst. Auffällig aber ist, wenn Politiker, dir entschied»» national bleib»« wollrn, die demokratisch« Ab- 94. Jahrgang. Sonntag den 8. April 1900. ueigung gegen jede Bewilligung für Heer und Flotte für uebeafachuch erachten. Die „Köln. Volkszeitung" glaubt einen guten Spaß gemacht zu haben, al- sie abfällige Urtheile über Goethe, Heys«, Sudermann u. s. w., Aussprüche, die von Andern stammten, Herrn Roeren in den Mund gelegt batte. DaS Blatt meint damit den Widerstand gegen die lex Heinze «<1 udsniclum geführt zu haben. Jetzt dürfte es seine« JrrthumS bereits inne geworden sein. Es ist etwas Andere-, die künstlerische Begabung, die Sittlichkeit eines Schriftsteller- literarisch-kritisch anzuzweifeln, und wieder etwas Anderes, ein Gesetz zu macken, das unter Zugrundelegung solcher oft höchst subjektiven Nrtbeile den schriftsteller zu bestrafen gestattet. Wenn Goethe dem großen Bleibtreu nickt gefällt, so ist das Herrn Bleibtreu's Sache und höchstens noch die anderer Kritiker. Aber die Isx Heinze schafft dieMöglicb- keit eine- Verbot« Goethe'scher Schriften auf Herrn Bleibtreu's Autorität und auf gar keine Autorität, lediglich auf die Auf fassung eines beliebigen Juristen hin. Das Centrum bat am allerwenigsten Ursache, sich über die Duldung mißfälliger Auslassungen über die deutschen GeisteSheldcn bei den „Liberalen" zu Wundern. Haben doch die „Liberalen" die bornirten Bucher des Jesuiten Baumgarten über Goethe, Lessing und Andere hingenommen, ohne nach Polizei und Gericht zu rufen. Die Freiheit der Kritik an und gegen jeden Künstler gilt unS als unveräußerliches Grundrecht; wir wollen aber nicht, daß der „weltliche Arm" geliehen werde, wenn eine Kunstauffafsung, wie sie in dem Spruche „Die größten deutschen Schweine — Sind Schiller, Goethe, Heine" zu Tage tritt, fick zur allcinherrscheaden machen möchte. Dieser Spruch ist im Klerus im Schwang und in Tirol nachgewiesener maßen Schülern einaeprägt worden. Zu solchem Fort schritte könnte die lex Heinze auch unS im Reiche verhelfen. Zum Falle des SocialistengefetzeS im Jahre 1890 versickert Graf Mirbach-Sorquitten in der „Kreuzztg", daß nach seiner genauen Erinnerung die Darstellung des Herrn v. Helldorfi in der entscheidenden Sitzung der konser vativen ReichStagssraction im Januar 189o „dabur ging, eine Ablehnung deS Gesetzentwurfes sei noch seiner Ausf.'.sfilug dem Fürsten BiSmarck nicht unerwünscht, sie würde die Bahn frei machen für ein schärferes, wirksameres Socialistengesetz, daS im Falle der Ablehnung der Vorlage zu gewärtigen sei". Diese Darstellung waH wie Graf Mirbach betont, für die Entscheidung der Eonservativen im Sinne einer Ablehnung ausschlaggebend, zumal da die Auffassung de« Herrn v. Helldorff in der Fraktion auf einen sehr empfänglichen Boden fiel, weil die vorausgegangene Abschwächung de« Gesetzentwürfe» den Eonservativen fast ausnahmslos unsympathisch war. Graf Mirbach ruft die Herren Freiherrn v. Manteuffel, Präsident Hegel, Professor Kropatscheck als Zeugen dafür auf, daß seine Ausführungen zutreffend seien. Die Erzählung klingt sehr > wahrscheinlich. lieber die Vorgänge in East London veröffentlicht die „Schles. Zta." in deutscher Ueberfetzung einige der anonymen Zuschriften, die im dortigen „Daily Dispatch" gegen den deutschen Consul Malcomeß ver öffentlicht worden sind, dessen Verhalten in einem „Old Salt" unterzeichneten Artikel de- Blatte- gerechtfertigt worden war; die betreffenden Zuschriften lauten: „Die Auseinandersetzung deS Herrn Malcomeß durch Ber- Mittelung von „Old Salt" könnte da» Publicum zu der Folgerung verführen, daß seine Stellung al» Lonsul eS ihm unmöglich gemacht hätte, am letzten Freitag seine Flaggstange zu schmücken. DaS mag richtig sein, soweit seine Consular- flagge in Betracht kommt; aber sicher schreibt die deutsche Eonjularordnung nicht vor, daß die Inhaber dieses Ehrenpostens, wenn es ihnen beliebt, nicht irgend eine andere als die Consular- flagge hissen dürfen? Nein, ich möchte glauben, daß hier böser Wille im Spiele war, und »S wird gut sein, daß die Kaigeldzahler von East London sich an den Zwischenfall erinnern, sobald des ehrenwerthen Herrn gegenwärtige Amtszeit als Hafenamtscommissar abläuft. East London, 19. Februar 1900. Britisher." „Herr Malcomeß muß durch die Nachrichten aus Kimberley schrecklich auS der Fassung gebracht worden sein, daß er sich zum Theilnehmer de» elenden Gewäsche» machte, da» in Ihrer Sonn- abendaa»gabe unter der Spitzmarke „Old Salt" erschien. Der einzige Zug daran, würdig deS alten Kerls, ist seine Erwiderung an den Interviewer, weichem er erklärte, daß „seine Stellung al» Lonsul ihm nicht erlaube, die Flagge zu hissen". Ist der Flaggenstock der Herren Malcomeß L Eo. ausschließlich aus die deutsch« Flagge beschränkt, und wenn dem so ist, gestattete nicht die Gelegenheit, ihr etwa» hinzuzufügrn? Hat Herr Malcomeß der britischen Flagg« nicht» zu verdanken? WaS war er, ehe er den Vorzug hatte, unter ihr Handel zu treiben? WaS gilt Herrn Malcomeß mehr, sein« Stellang im Handel oder sein deutsches Lonsulat? WaS würde morgen in die Ewigkeit verschwinden, wenn er zwischen ihnen dir Wahl zu treffen Hütte? Vielleicht da- Lonsulat." „DaS Kläglichste an der ganzen Geschichte ist, daß so lange die Boerensiege sich gegen un« häuften und Herr Malcomeß durch seine gefärbte Brille nur die schließlich» Niederlage der britischen Waffen sehen konnte, er nicht zu rathen braucht», wa« seine Gefühle waren, Lonsulat oder nicht Lonsulat; aber kaum zeigt sich «ine wirkliche Klemme bei den Boeren, dir nach Zusammenbruch auSsieht, so sieht Herr Malcomeß die Nothweudigkeit, die Lage nochmal» zu erwägen. Ein unaussprech liches Verlangen, dem Siege von Kimberley Ehre zu erweisen, ergreift thu; aber — o weh! — er ist ja deutscher Lousul. Mit wa« für einen Allsbruch von Loyalität muß „Old Salt" tcactirt worden sei», ul« er jenen gelegenen Besuch machte, und wie pathetisch nmß Herrn MalcomH Appell an ihn gnvrsen sein, daß er ihn in der richtigen Stellung zu seine» Mitbürgern sah. General French kau» sich recht schnell wenden, aber er ist «in Kind im Verglckh zum deutschen Lonsul. Sei allen Menschen Alles und sei auf der Gewinnseite! Wenn die englischen Truppen Kimberley erreichen, brtheuer», daß Du mißverstanden worden bist; wenn sie Bloemfontein erreichen, lasse den Union Jack wehen; wenn sie Pretoria erreichen, bedecke das HauS mit Flaggentuch und gieb dem Flaggstock einen Feiertag." Die folgenden Zeilen mögen für Herrn Malcomeß und „Old Salt" von Interesse fein. Es folgt ein Schmähgedicht, vas deutsch etwa lautet: Die Flagge hoch? Eure Würde ist mucks iu Oerwunz', d rum macht Ihr nen Buckel riesengroß, Wenn britische Kraft und Tapferkeit den Sieg bringt unj'rcm Heer; Ihr zupftet ja lieber den Löwen am Bart und stächet von hinten auf ihn los. Wenn Euren Freunden, den Boeren, nur der Sieg beschieden wär'! Doch während bei Briten und Boeren zugleich Ihr übt deS Schnaps verkäufers Berus, Und manchem ehrlichen Unterthan hier sortnehmet den Profit, So könntet Ihr wenigstens treuer sein dem Volk, das Euer Ver mögen Euch schuf, Und wenn es seinen Jubel zeigt — warum thut Ihr nicht mü? Wahrt doch gefälligst — des Anstands Schein, wenn er Luch schon nicht eigen ist, Und zögert nicht, wenn die Nation Ihr einmal ehren sollt, — Gar kräftig flammt jetzt unser Zorn, d'rnm sorgt, daß nun in kurzer Frist Zur Zierde Eures Flaggenstocks die Flagge Ihr entrollt! ^.uli-Lluwdutz'. Auf diese und ähnliche Artikel bat Herr Malcomeß dann würdig und entschieden geantwortet. — Uebrigens befindet fick der Consul, wie die „Magd. Ztg." hört, auf der Reife nack Deutschland und wird schon Mitte nächster Woche in Hamburg erwartet. Die Reise fei freilich nicht durch die Ausschreitungen verursacht, sondern war schon viel früher geplant, da eine Tochter deS Herrn Malcomeß fick binnen Kurzem ia Deutschland zu verheirathen gedenke. Vielleicht erklärt sich durch diesen Umstand die immerhin auf fällige Thalsache, daß das Berliner Auswärtige Amt immer noch keine directen Nachrichten über den Sachverhalt be kommen hat. Der Krieg in Südafrika. Ein Depesche deS Feldmarschalls Lord Roberts auS Bloemfontein vom 6. d. M. besagt: Die Verluste der Engländer bei Reddersbnrg betragen: 2 Ofsiciere und 8 Mann todt, 2 Officiere gefährlich verwundet, 33 Mann weniger schwer verletzt, 8 Officiere und die übrigen Mannschaften gefangen. Der Feind soll 3200 Mann stark gewesen fein und fünf Kanonen mit sich geführt haben, wahrend die Engländer 167 Mann be rittener Infanterie und 324 Mann Infanterie zählten. Aus Capstadt wird berichtet, daß 14 in Simonstown gefangen gehaltene Boeren entkommen seien. Ter officielle Bocrenbericht über Sen Uebcrfalt lautet: Boerenlager Brandfort, den 2. April 1900. „Die britischen Truppen führten einen riesigen Train von Wagen und Karren mit sich. Als das Alarmsignal gegeben war, wurden diese eingespannt und nach einer weiter abwärts liegenden Furth über den Fluß gesandt. Aus den ersten Karren befanden sich Ofsiciere und Civilisten von Tabanchu. Ais der erste Karren in die Furtb einfubr, riefen die den Hinter halt bildenden Boeren: „Hände hoch!" dann entfernten sie die Officiere und ließen die Wagen durch. Tas wurde mit dem zweiten und allen folgenden Wagen wiederholt bis eine große Anzahl der Karren heruntergekommen war Als die List ent deckt wurde, folgte eine Panik nnd große Verwirrung und der Convoi nahni eine neue Richtung. Ein Karren enthielt zwei Officiere, denen Commandant de Wet zurief: „Hände doch!" Einer der Officiere hielt seine Hände empor, worauf der zweite ihn todtsckoß. Dieser, welcher sich weigerte, sich zu ergeben, wurde sofort erschossen. Die Burgher, welche knapp an Lebensmitteln waren, haben jetzt reichliche Vorräthe an Allem von dem gefangenen Con voi, welcher übrigens ihre Beweglichkeit nickt beeinträchtigt. Commandant de Wet sandte die britischen Kanonen und Gefangenen nach Winburg. Der Verlust der Boeren war drei Todle und zehn Verwundete einschließlich eines ihrer tapfersten FeldcornetS. Unter den Verwundeten befindet sich ein holländischer Militärattache Namens Nix, welcher eine Kugel in die Brust erhielt. Spät Abend- kam General VillierS mit einer Abtheilunz auS der Capcolonie (offenbar Aufständische) von Tabanchu und nahm 16 englische Soldaten gefangen. Die Gesammt- zabl der während deS TageS gemachten Gefangenen ist 389. Die Bedeutung deS Kampfes muß nickt unterschätzt werden. Der Erfolg wurde durch ein FreistaatScommando gewonnen, welche» ohne jede Deckung auf freiem Felde kämpfte. Die Freistaatler sind von dem Wunsche beseelt, nach Bloemfontein zurückzukehren, und die TranSvaaler wünschen den Erfolg der Freistaatler im gestrigen Kampfe weiter zu unterstützen. Alle Commando« im Süden haben jetzt ibre Verbindung bergestellt und bilden zusammen eine große Streitmacht von Veteranen. WaS viel leicht von größerer Bedeutung als der Sieg selbst ist, ist die Wegnahme aller britischen Gebeimpapiere. Unter diesen be finden sich sorgfältig eingerabmte Landkarten und Tabellen für die Jahre 1897,^1898 und 1899 mit au-fübrlicken Plänen für die Invasion deS Freistaat» und de» Transvaal». Diejenigen, welche sich am werthvollsten erweisen werden, sind die Pläne über den Vormarsch von Mafeking nach Jobanni-burg auf dein von Jameson genommenen Wege, welcher indeß ab geändert ist, um die Fehler de» Letzteren zu vermeiden. Dieser Plan ist eine Arbeit de» Major Krade, welcher damals Capitänsrang inne hatte. Unten den Papieren befindet fich auch Major Wolley DodS Plan für der Marsch von Bloemfontein nach Kroonstadt über Brandfori, Winburg und Ventersburg. Die Districte von PrirSka und Kenhardl sind in voller Rebellion, die Kenhardt-Rebellen, niarschiren auf Calvine«, andere gegen Fourteen Streams Eine Depeschentasche, welche auf dem Schlachtfelde gefunden enthielt Unterschriften von Freistaat-Burghern, welche den Eid geleistet und sich ergeben hatten. Es wurde diesen mit g'etheilt, daß diese Eide als erzwungene Null und nichtig seien«, Ein anderer Boerenbericht lautet: „Boerenlager, Smaldeel, 1. April. Hauptcommandant de Wet sendet weitere Einzelheiten über den Kampf bei Sanas Post. Er meldet, er habe Vie Engländer angegriffen in zwei Flanken-Colonnen längs eine» Sluit und eine- Spruit. Die Bewegung wurde durchgeführt, ohne daß die Engländer irgend etwas davon merkten, sondern, sich rechts wendend, direct in eine der Boeren- coionnon hineinmarfchirten. Eine Salve wurde Mitten unter sie abgegeben, woraus sie nach der anderen Flanken- colonne sich binüberwandten, wo sie ebenso mit einer Salve empfangen wurden. Dann zogen sie sich südwärts nach der einzigen offenen Seite zurück, sechs Kanonen auf dem Platz lassend, deren Maulthiere erschossen waren und ebenso 100 Wagen. Nabe an hundert Todte und Verwundete wurden auf dem Kampsplatze zurückgelassen, während die Briten viele andere mit sich fortschleppten." Der Specialcorrespondent der „Times" berichtet seinerseits weiter: „Als unsere Leute erkannten, daß die H - Batterie überrascht worden, fielen vier Geschütze der tz - Batterie einige hundert Meter zurück auf die Weißblechgrbäude der Eisenbahnstation (Klipkraal) und begannen die Action. Diese» Manöver wurde angesichts eines geradezu feuerspeienden Halb kreise» ausgesührt, aber eS gestaltete der Cavallerie Robert»' nnd der berittenen Infanterie (deren Mannschaften großentheils aus den Hinteren Karren saßen) sich zu formirrn und den Vormarsch deS Feindes aufruhalten, welche jubelnd vorwärt« slürmlen, um die Wegnahme der Colonne zu vollenden. Um zu zeigen, auf wie kurze Entfernung daS Feuer eröffnet wurde, nur ein Beispiel: Als Oberst Dawson an der Spitze von Roberts' Horse heranritt, winkten ihm zwei alte Boeren links abzuschwenken und die Waffen in der Nullab niederzulegen. Oberst Dawson begriff plötzlich die Lage und galoppirte fein Regiment zu den Geschützen hin unter einem vernichtenden Feuer aus jedem Busch bei?, verderbnißvollen Donga, auS jedem der weggenomnienen Wagen hinter und durch deren Rädern und selbst auS den: Trümmerhaufen der weggenommenen Batterie. Hier war eS, daß Roberts' Horse die meisten Verluste erlitt. Unsere in Action befindliche Batterie lieferte den zerstreuten berittenen Truppen einen Sammelpunkt. Jede Einheit der selben wurde durch die Ofsiciere und Unterofsiciere ruhig formirt, aber der Preis war hock, trotzdem die Kanonen uns Zeit zum Äthern holen schafften. Gefallene Männer und Pferde lagen in den Zwischenräumen zwischen den Geschützen, welche einzelne Mannschaften und Ofsiciere jetzt luden, richteten und abseuerten. Aber sie erreichten ihren Zweck. Die Colonne halte sich wieder vermehrt und Befehle zum Rückzug wurden ertheilt. Dann wurde die Batterie auS dem Feuer geschleppt — ein Geschütz hatte zwei Pferde, ein andere» vier, aber nur einen Reiter, eins wurde mit den Händen fortgezerrt und die Munitionskarren waren mit Berwuodeten überladen Die Pferde stolperten mühsam vorwärts. Al- sie an der sie deckenden berittenen Infanterie vorbeizogen, erhoben sich deren Leute trotz der Nähe deS Feinde-, um den tapferen Ueberlebenden em Hurrah zu bringen." Die „Times" denuuciren gelegentlich de- Attentats die letzte Nummer des „Kladderadatsch", welche nach ihr „einen Paragraphen gröbsten und beleidigendsten Charakters über den Prinzen von Wales" enthalte und fügt hinzu: „Die- ist die letzte einer Serie von Angriffen aus den Prinzen von gleicher oder größerer Zotenhastigkeil (LciurMtx), welch« in dem selben Wochenblatt? erschienen sind. ES ist kein socialistrfcher Lappen, sondern ein Anhänger der Politik und Traditionen deS Fürsten Bismarck". Eine Petition an da» englisch« Volk Eine am 7. März vom Versöhnungü-Comite in C ap stabt abgehaltene Versammlung beschloß, «ine Pe tition an das englische Bolk abzusettden. Dieselbe hat, wie der „Manchester Guardian" mittheilt, folgenden Wortlaut: „Wir, die Unterzeichneten, jetzt in der Cap-Colonie wohnen den britischen Unterthanen ersuchen Luch, oas Volt von Großbritannien und Irland, unS in allem Folgenden an zuhören: Wir drücken unsere innigste Ueberzeugung aus, uns haben allen Grund, zu glauben, daß wir -dabei auch die lieber- zengung der Mehrheit ärjenigen Weiß«n ausdvücken, die Süd afrika zu ihrer Heimath gemacht haben, daß Ihr zu dem Krieg-, welchen Ihr jetzt gegen die beiden südafrikanischen Republiken führt, ohne Kenntnß der n>«senklichen Thatsachen verleittt seid, und daß irreführend« Angaben Euch zu dem Glauben veranlaßt haben, daß die Boeren nicht kämpfen würden, daß sie Feig linge seien. Die Erfahrung hat gezeigt, das Fhr in Lieser Hin- sich irregeführt wäret. Ihr wäret zu Lem Glaükxn verleitet, die Boeren seien brutal und inhuman. Di« Erfahrung hat das Gegen theil bewiesen. Ahr wäret verleitet, unzählige andere ungünstig-« Dinge betreffs derselben zn glauben, welche die Erfahrun.sl ebenfalls als falsch erwiesen hat. Wir halt«n unS deshalb für berechtigt, Euch zu bitten, unsere an Ort und Stelle gesammelte Erfahrung in Betracht zu ziehen. Unsere Erfahrung aiebt uns die Gewißheit, baß, wenn e» Euch auch gelingt, diese Völker ,u besiegen, Ihr sie dock nie unterjochen könnt. Sic, werden nie zufriedene Unterthanen de- englischen Weltreich»? werden. Ihr Ruf ist: „Freiheit oder Tod!" Sie kämpfen, wie nur Leute kämpfen können, di« für ihre HeimstätKn
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