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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.02.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-02-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000217019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900021701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900021701
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-02
- Tag 1900-02-17
-
Monat
1900-02
-
Jahr
1900
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B-z»B,-PrsH , 1» der Hauptexpedition oder den im Stadt- bezirk und den Bororten errichteten Au-- aavtsteUen abgeholt: vierteljährlich ^(4.50, ort zweimaliger täglicher Zustellung ins Haut 5.50. Durch die Post bezoqrn sur Deutschland und Oesterreich: vierteliährlich 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandiendung inS Ausland: monatlich ^i> 7.50. Tie Morgen-Ausgabr erscheint um '/-? Uhr, die Abrnd-AuSgabe Wochentags um 5 Uhr. Uedaction un- Expedition: JohanniSsaffe 8. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen: Alfred Hahn vorm. O. Klemm'» Tortim. Universitütsstraße 3 (Paulinum), LoniS Lösche, Katharinenstr. 14, Part, und König-Platz 7. Morgen-Ausgabe. KiMMTaMM Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes und Volizei-Ämtes der Stadt Leipzig. Sonnabend den 17. Februar 1900. Anzeigeu-PreiL dir 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. 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So wäre nun doch der große Wurf gelungen? erwartete man eine große Schlacht nördlich Lord Roberts nach „berühmten" Mustern beginnen „Bedauere melden zu müssen...", oder „Ich habe schweren Schicksalsschlag erlitten". in Procent: Fast die gesammte Zunahme der Genossenschaftsbewegung in dieser ganzen Zeit entfällt auf die landwirthschaftlichen Genossenschaften: ihr Antheil an der Gesammtzahl ist in ständigem Steigen. Stellt man die Genossenschaften unter den Gesichtspunkt der Haftpflicht zusammen, so ergiebt sich für den 1. Juli 1899 folgende Zusammensetzung der ländlichen Genossenschaften: Die neuere Form der beschränkten Haftpflicht ist noch immer etwas im Vordringen begriffen. Vergleicht man den Stand der landwirthschaftlichen Ge nossenschaften in den einzelnen Ländern und Provinzen mit der ortsanwesenden Bevölkerung, dann ergiebt sich, daß am I. Juli 1899 im deutschen Reich auf 4104 Einwohner im Durchschnitt eine landwirthschaftliche Genossenschaft entfällt. Zwei Jahre früher kam eine landwirthschaftliche Genossen schaft auf 4900 Einwohner. Große Fortschritte hat in diesen drei Jahren in Preußen das landwirthschaftliche Genossen schaftswesen gemacht; im Jahre 1897 kam eine Genossen schaft auf 5638 Einwohner, im Jahre 1899 auf 4758 Ein wohner. Immerhin steht Preußen noch weit hinter anderen Bundesstaaten zurück, so beispielsweise hinter Bayern, wo im Jahre 1897 auf 2791 Einwohner eine Genossenschaft kam und im Jahre 1899 bereits auf 2275 Einwohner. Am dichtesten mit eingetragenen landwirthschaftlichen Genossen schaften besetzt sind nunmehr, an der Bevölkerung gemessen, der Reihe nach: 1. Waldeck, 2. die Pfalz, 3. Hessen, 4. Württemberg, 5. Hessen- Nassau, 6. der bayerische Staatsdurchschnitt, 7. Oldenburg, 8. da rechtsrheinische Bayern, 9. Sachsen-Weimar-Eisenach, 10. Sachsen- Coburg-Gotha, 11. Hannover, 12. Mecktenburg-Schwrrin, 13. Schwarz» burg-Sondrrshansen, 14. Baden, 15. Posen, 16. Rheinpreußen. An 17. Stelle folgt der ReichSdurchfchnitt. Unter ihm stehen 18. Elsaß-Lothringen, 19. Schleswig-Holstein, 20. Schwarzburg- Rudolstadt, 21. Mecklenburg-Strrlitz, 22. der preußische Staats durchschnitt, 23. Schlesien, 24. Sachsen-Altenburg, 25. Sachsen- Meiningen, 26. Pommern, 27. Hohenzollern, 28. Braunschweig, 29. Ostpreußen, 30. Westfalen, 31. Provinz Sachsen, 32. Lippe, 33. Westpreußen, 34. Brandenburg, 35. Schaumburg-Lippe, 36. Lübeck, 37. Neuß ä. L-, 38. Anhalt, 39. Königreich Sachsen, 40. Neuß j. L., 41. Bremen, 42. Hamburg. Diese VergleichungSart stellt die volkSwirthschaftliche Bedeutung deS landwirthschaftlichen Genossenschaftswesen» in den einzelnen Gebieten zweckmäßig dar. Für die Durch dringung der Landwirthschaft mit Genossenschaften ist der Maßstab der landwirthschaftlich benutzten Fläche in struktiver. Bei ihm treten die Bezirke mit intensiver Land wirthschaft, aber auch die dichtbevölkerten Jndustriebezirke mehr hervor, die Gegenden de» extensiven Betriebe» und de» Großgrundbesitzes im Allgemeinen mehr zurück. Nach diesem Maßstab folgen: 1. die Pfalz, 2. Hessen, 3. Hesftn-Rassau, 4. Waldeck, 5. Wärt- temberg, 6. Rhelnpreußen, 7. der bayerische Staat-durchschnitt, 8. Baden, 9. Eachsen-Eoburg-Gotha, 10. Gachsen-Weimar-Eisenach, II. Oldenburg, 12. da» recht-rheinische Bayern, 18. Elsaß-Loth. ringen, 14. Schwarzburg-Rudolstadt, 15. Sachsen-Alteaburg, 16. West- falen, 17. Schwarzburg^öonderShausrn, 18. Braunschweig. Dt» IS. Stell« nimmt der R«tch»durchschnttt rin. 20. Sachsen- Meiningen, 21. Schlesien, 22. Hannover, 23. Lippe, 24. der preußische Staat»durchschnitt, 25. Lübeck, 26. Provinz Sachse«, 27. Posen, 28. Reuß S. L, 2V. Schle<wig--olstrin, SO. Brandenburg, 31. Hohenzollern, 82. Schaumburg-Lippe, 88 Mecklenburg-Schwerin, 34. Hamburg, 35. Pommern, SS. Westpreußen, 37. Bremen, 38. Königreich Sachse«, 39. Ostpreußen, 40. Mecklenburg-Strelitz, 41. Anhalt, 42. Steutz j. L. Ein Vergleich mit dem Vorjahre macht sofort ersichtlich, daß wiederum in fast allen Theil«« de» Reiche» rin Fort schritt stattzefunven hat. Nur Lübeck, Hamburg, Mrcklruburg- -t> wüte Mvdderflusse zwischen Cronje und der Vorstoßcolonue Lord Roberts', Sonntag oder Montag Nachrichlen darüber — und nun bringt der Telegraph die überraschende Kunde: Frcnch in Kimberley! Wir verbreiteten die frappirenoe Meldung bereits gestern Abend durch Extrablatt. Da sie nur in einem Theile der Ausgabe unseres gestrigen Abendblattes enthalten ist, sei sie -irr wiederholt: * London, 16. Februar. (Telegramm.» Tas KricgSamt veröffentlicht folgendes von Fcldmarschall Roberts an den Sekretär des Krikgsamtes gerichtete Telegramm: „AacobSdal, 16. Februar, 2 Uhr Mor- aens: French ist mit Artillerie, Cavallcric und berittener Infanterie in Kimberley eingetrosfcn. Der Depesche folgte mehrere Stunden später die andere: *Londou, 16.Fcbruar. (Telegramm.) LasKriegs- amt fügt zu der Depesche Lord Roberts' aus Jacobsdal hinzu : Bemerkenswerth ist es, das; diese Depesche aus Jacobsdal datirtist, einem Orte, Ser für Sie B oeren ein wichtiges Berproviantirungscentrnm war. WaS ist geschehen und welche Bedeutung hat das Ge- chehene? Die Engländer hatten alle Hoffnungen, wie auf eine letzte Karte, auf den greisen General Roberts gesetzt. Wäre ihm, als dem Moltke Englands, geglückt, was die siingeren Generäle, ein Hule, White, Gatacre, Metbuen und Buller nicht vermochten, einen ersten wirklichen und dabei großen Erfolg zu erringen, Kimberley zu entsetzen und damit den Weg nach Bloemfontein, ins Herz des Oranjefrcistaates, zu eröffnen? Das wäre in der That ein Erfolg, der Lord Roberts mit einem Schlage in die Reihen der erster, Strategen aller Zeiten aufrücken ließe und ihn zum militärischen Genie ersten Ranges stempelte, denn damit wäre die erste Epoche des Krieges, der Kamf auf englischem Gebiete, abge schlossen, und es folgte nun der Guerillakrieg in Feindesland selbst. Roberts auf dem Wege nach Bloemfontein, wäre für die Freistaatler unter Joubert am Tugela die Parole, zur Verthcidigung ihres Heimathlandes herbeizueilen, und bald würde auch Buller zusammen mit dem end lich befreiten White, Joubert's aufgelöste Armee über rennend, jenseits der Grenzen der Südafrikanischen Republik stehen, um bei Pretoria dem über Bloemfontein weiter nördlich verrückenden Roberts' die Hand zu reichen, während Clements bei Arundel und Gatacre bei Stormberg die dort vorgeschobenen, durch die Bedrohung der beiden Hauptstädte aber stark geschwächten Boerencolonnen in Schach hielten. So malt sich zweifellos im Augenblicke die Situation und so stellt sich die Perspective der in den Augen der entzückten Jingos, denen nun Cbamberlain's felsenfestes: „wir müssen und wird werden siegen!" zur Wahrheit zu werden scheint. Und in der That könnten die unmittelbar folgenden Ereignisse sich ungefähr in der angedeuteten Weise absvielen, wenn — ja wenn man mehr über Lord Roberts Genie streich wüßte, als das Kriegsamt bekannt giebt, vor Allem aber, wenn die Nachricht folgte, oder wenn die erste Meldung schon dahin gelautet hätte: Cronje ist entscheidend geschlagen und die ganze westliche Streitmacht der Boeren außer Gefecht gesetzt. Unwillkürlich fragt Jeder: Haben die Boeren denn den Vormarsch French's gar und gar keinen Widerstand e n t g e g e n g e s e tz t? Wo waren sie denn in aller Welt? Hatten sie nicht bei Jacobsdal stark befestigte Positionen? Hatten sie sich nicht auf den Svytfontein- und Magerssontein - Höhen seit Monaten ein gegraben? Konnten sie von dort aus dem auf Kimberley vorrückenden French nicht in die linke Flanke fallen? Waren sie nicht wenigstens im Stande, vor den Wällen Kimberleys den Handschuh aufrunehmen? Nichts, absolut nichts scheint von ihrer Seite geschehen zu sein, um Roberts den Weg zu verlegen. Sie ließen ihm den Triumpf, in Kimberley einzuziehen, das in wenigen Tagen ihnen als über reife Frucht hätte in die Hände fallen müssen. Fragt man sich, wie das Alles gekommen ist, so ist aller dings d,e Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß die Uebermacht Robert»' eine erdrückende war und daß Cronje e- nicht wagen konnte, sich ihm zu stellen. Ueber die Stärke der englischen Westarmee schreibt unser Londoner Gewährsmann: „Die 6. Division ist, sofern Roberts seine Divisionen nicht vollständig neu numerirt bat, was bekanntlich mit der 8. und 9. geschehen ist, dieselbe, deren Haupttheil unter General Kelly Kenny angeblich bei ThebuS stehen sollte, während je etwa 2000 Mann der selben nach ColeSberg resp. Durban gesandt waren. Es scheint demnach, al« hätte Kellv Kenny aus späteren Befehl von Capstadt aus seine Truppen über D« Aar nach der Modder gebracht, während die angeblich nach ColeSberg gegangenen 2000 Mann, wie eS jetzt beißt, gar nicht dorthin gesandt, sondern in de Aar zurückgebalten wurden, bi» sie French von dort au» mit zur Modder nahm. Danach müßte Lord Robert» über reichlich 10 000 Mann mehr, d. h. also Übrr 45 —50 000 Mann verfügen. Zwei seiner Brigaden sind dabei noch nie im Feuer gewesen und sollten drsdalb in voller Krieg-stark«, 8 Bataillone per Division mit 3F«ldbattrrien und einem Cavallerie-Geschwaber auf jo ooo Mann kommen. Spencer Wilkinson vermukhet sogar, daß Robert» Corps noch 50000 Mann Überschreitet. Wie dem auch sein mag, so scheint der englisch« Obergeneral jetzt um wenigstens doppelt so viel« Truppen, al» Cronje, vielleicht Der englische Heere-vergröstcrung-plan. * London, 13. Februar. Ohne Einführung der tärischen Dienstpflicht will die Regierung, wie ihre Vertreter gestern Abend in beiden Häusern des Parlaments erklärten, die reguläre Armee um 30 000 Mann vergrößern, eine außerordent liche Armeereserve von 20 000 schaffen und die Miliz- wie die Freiwilligencorps auf ihre etat-mäßige Stärke bringen, wozu mindestens weitere 50000 Mann erforderlich sind. Die Regie rung braucht mithin in runder Ziffer 100 000 Mann und diese erwartet sie von dem Patriotismus und der Begeisterung der britischen Nation. Die Wogen des Patriotismu» gehen gegen wärtig in England und seinen Colonien sehr hoch, aber wird das patriotische Gefühl sortleben, wenn der Krieg in Südafrika in einer oder der anderen Weise beendigt worden ist? Das ist die große Frage, die sich augenblicklich schwer beantworten läßt. Im vorigen Jahre bewilligte das Hau» der Gemeinen die Mittel für eine Verstärkung der regulären Armee um 58 000 Mann. Ob gleich die Werbetrommel im ganzen Lande eifrig gerührt wurde, Ist von dieser Anzahl kaum di, Hälfte beschafft worden. Ent weder täuscht sich die Regierung gewaltig oder sie beabsichtigt, das unvermeidlich« Scheitern ihrer neuen Pläne al- Vorwand für die Konskription zu benutzen. Die Urtheile der TagrSpresse über die neuen Armeepläne bilden keine angenehme Lectüre für da- Ministerium und seine Anhänger, aber unterhaltend genug Strelitz, Anhalt, Lippe und Schaumburg-Lippe zeigen einen Stillstand. Ein kleiner Rückgang ist auch diesmal nur in Mecklenburg-Schwerin durch Auslösung einiger Darlehnscassen zu verzeichnen. Der Zugang im preußischen Osten hat sich allerdings gegen die Vorjahre merklich verlangsamt, ebenso in Süddeulschland, während mitteldeutsche Bezirke und das Königreich Sachsen, Braunschweig und auch thüringische Staaten diesmal einen bemerkenSwerthen Zuwachs haben. über die vierfache Anzahl dieser zu verfügen. Wenn dem so ist, so würden damit naturgemäß die Aussichten auf einen erfolgreichen Umgehungsmarsch für die Engländer sich wesentlich steigern. Wenn die englischen osficiellen, bis jetzt allein vorliegenden Nachrichten richtig sind, so würde RobcrlS nicht nur genügende Truppen westlich von der Movderstation und bei JacobSdal stehen haben, um die Magersfontein- stellungen Cronje'S mit Uebermacht in deren linker Flanke angrcifen, sondern auch einige Tausend Mann Cavallerie und reitende Artillerie auf die Straße von Blomfontein werfen zu können." Aber von einem Kampfe verlautet überhaupt nichts, und das ist das Auffallendste bei der ganzen Operation. Die Boeren baden sich allem Anschein nach nirgends gezeigt oder doch nur in ganz unbedeutenden Vorpostenstelluiigen, die sie rasch räumten, als der Feind sich näherte. Lord Roberts constatirre in einer seiner letzten Depeschen, daß French nur geringem Widerstande begegnete und nur ein Leutnant bei der „Wegnabme der 5 Boerenlager" verwundet wurde, und die Gesammtverluste sich auf einen Tobten und zwei Verwundete beschränkten. Offenbar hatten die Boeren schon vorher und absichtlich die „weggenom menen" Lager geräumt, und so wird es auch mit den weiter zurückgelegenen Positionen, wenn solche östlich der Magers- sonteinböben überhaupt noch vorhanden waren, gewesen sein, vor Allem aber mit dem „großen ProviantirungScentrum Jacobsdal". Wäre Jacobsdal dies noch gewesen, so bätlen die Boeren es nickt kampflos preiSzegeben; von einem Kamps aber weiß Lord Roberts' Depesche nichts. Auch bei Kimberley selbst ist, so muß man wenigstens annebmen, für die Engländer der Lauf nicht einer Boerenbückse sichtbar ge worden, sie haben den Belagerungsgürtel geöffnet, ihn rechts und links zurückgeschoben und French den Eintritt in die Stadt freigegeben. Es ist das Nächstliegende, hier wieder an eine jener über legenen Boerenlisten zu denken, die bisher allen eng lischen Generälen zum Verhängnis wurden, vor allem Buller, der auch ruhig über den Tugela Hinübergelaffen wurde, um dann mit schweren Verlusten eiligst den Rückweg suchen zu muffen. „Vielleicht, schrieb unser Lon doner Mitarbeiter dieser Tage, hat Lord Kitchener, der als Generalstabschef Roberts' mit diesem gleichzeitig nach Capstadt kam, seine greisen Collegen nach Kimberley gesandt, wie Buller gen Ladysmith zog — um nicht zurückzukehrcn. Roberts ist Kitchener's Senior, im Grunde aber nur eine Lecorative Figur, und offenbar blieb Kitchener zurück, um die eigentliche Organisation der Campagne durchzufübren." Sehr Wohl läßt der Plan Cronje'S sich so zurechtlegen, daß er das Hauptcorps Roberts' nach Kimberley hineinließ, um dann den Gürtel wieder zu schließen und French so von seinem Train, der schwerlich schon in Kimberley mit eingetroffen sein kann, abzuschneiden, diesen aufzubalten und wegzunebmen. Cronje würde dann von den Magersfonteinböhen so viel wie möglich Succurs vor Kimberley zusammenziehen, um einen Ausbruch der nun verdoppelten Besatzung zu verhindern, die sich sehr bald geben müßte, da schon die bisher dort Eingeschlossenen beim letzten Bissen angelangt waren. Eine Schwächung der Besatzung der MagerSfonteinhöhen würde sich deshalb ohne Gefadr vor nehmen lassen, weil Metbuen nur ein Drittel der Truppen Roberts' verblieben ist, mit denen er die Höhen in Schach zu halten hat. Und selbst wenn die Boeren hier mit Uebermacht angegriffen würden, haben sie nickt bei Methuen'S erstem Uebergang über den Modder fluß gezeigt, daß tausend Scharfschützen, auf ebenem Terrain in Feldgräben hinter Stacheldrahlzäunen liegend, eine ganze Armee in die Fluckl zu schlagen vermögen? Jedenfalls kann Cronje'S Streitmackt nicht vom Erdboden verschwunden sein, sie muß irgendwo stecken, und General French wird, ehe er den Commandanten von Kimberley, Oberst Kekewich und den Diamanten könig Rhodes nach Capstadt führt, mit ihr nock ein Wort zu reden haben. Wir sind der Meinung, daß der Kampf um Kimberley nun erst be ginnen wird, und zwar unter günstigeren Bedingungen sür die Boeren, als wenn sie French bereits halbwegs zwischen Jacobsdal und Kimberley, also östlich von Magerssontein, wo seine Rückendeckung noch eine vollkommene war, den Kampf aufgedrängt hätten. Auf keinen Fall haben die Boeren unter Cronje, den Vielbewäbrten, die Flinte schon ins Korn geworfen. Bereits die nächsten Tage müssen die höchst verdächtige Lücke in den Meldungen deS Londoner KriegSamteS ausfüllen. Hoffen wir, daß das zweite Telegramm des GeneralissimuS Lord Roberts nach „berühmten" Mustern beginnen wird: einen Das landwirthschaftliche Genossenschaftswesen. Das ausgesprochene Gegenstück zu der Tbätigkeit der Führung deS Bunde« der Landwirthe, die seit der Begründung dieser Organisation in den wenigen Jahren ihre« Bestehens schon mehr als 4 Millionen Mark verbraucht hat, ist die stille und erfolgreiche Wirksamkeit der verdienstvollen Organi satoren des ländlichen Genossensckaflswesens, die unermüdlich den deutschen Landwirth auf die ersten Voraussetzungen wirtb- schastlichen Fortschreiten«, auf eigene Rührigkeit und Selbsthilfe verweisen. Zu den ersten dieser verdienien Männer gehört der Leiter des jetzt nahezu 7000 Genossenschaften umfassenden Allgemeinen Verbandes der deutschen landwirthschaftlichen Genossenschaften, der Geheime RegierungSrath Haas in Offenbach, der auch als ein hervorragendes Mitglied der nationalliberalen Fraction des Reichstags angehört und sich um die Förderung und Anerkennung deS Genossenschafts wesens überhaupt hervorragende Verdienste erworben hat durch die Herausgabe des Jahrbuches des Allgemeinen Ver bandes, dessen sechster das Jahr 1899 behandelnder Jahr gang uns soeben zugeht. Seit Jahren wird in diesem Jahrbuch eine Aufstellung gegeben über den gesummten Stand der eingetragenen Ge nossenschaften in Deutschland und den Antheil, der davon auf die landwirthschaftlichen Genossenschaften entfallt. Danack bestanden eingetragene Genossenschaften überhaupt in Deutschland, immer den 1. Juli al« Zahltag genommen: 1893 1895 1897 8400 10600 14 200 davon waren landwirthschaftliche bezw. schäften 1893 4979 58 unbeschr. H. beschr. H. unbeschr. Nachschub Summe Credit-Gen. 8817 373 18 9 208 Bezugs-Gen. 827 211 2 1040 Molkerei-Gen. 1250 454 60 1 764 Sonstige Gen. 258 459 7 724 Zusammen 11152 1497 87 12 736 sind sie für den auswärtigen Zeitungsleser. Die „Time»' verfahren so ziemlich glimpflich mit den Vorschlägen der Regie rung als einen Nothbehelf in einer Krisis, die radicale Maßregeln verbietet. Ihr Militärkritiker schreibt: „Die Vergrößerung der Armee wird unstreitig ein direkter Gewinn an Kraft sein, wenn ie vollbracht worden ist. Mangel an Grundsätzen und außer ordentliche Einbildungskraft sind die leitenden Charakterzüge dieses enttäuschenden Planes." Die „Daily News" meint, der Erfolg des Planes hänge gänzlich von dem Patriotismus eines freien Volkes ab. Der„Morning Leader" sagt: „Herrn Wyndham's Plan wird uns in Südafrika nicht helfen, aber uns der Herrschaft des Militarismus wesentlich näher bringen." Der „Morning Herald" schreibt: „Wir er blicken in dem Plane nichts, was uns zeigt, wie der gewöhnliche wohlhabende Handwerker in der Armee gleiche Vortheile und Ge legenheiten wie die finden soll, die den besten und tüchtigsten jungen Leuten im Geschäftsleben offen stehen." Die „Morning Post" gewinnt aus einem Studium der beiden Ministerreden den Eindruck, daß die Wehrmacht Englands gegenwärtig aus 400 000 Männern besteht, von denen der größere Theil Gewehre besitzt, aber damit nicht umzugehen versteht, während der Rest veraltete Kanonen besitzt und das Ganze der Organisation entbehrt, die eine mobile Armee kennzeichnet. Vielleicht im Herbst dürfte diese Menge in ein leidliches Kriegs werkzeug verwandelt werden; bis dahin muffe die Flotte der eigentliche Schutz des Landes bleiben. Ein sehr herbes Urtheil fällt endlich der „Star". Das radicale Abendblatt schreibt: „Der ganze Plan ist nicht- Andere-, als ein riesiger schlechter Witz, der entweder beispielloser Selbsttäuschung entsprungen ist, odcr den Zweck hat. Sand in die Angen der englischen Nation oder de- Auslände- zu streuen. Woher sollen die 30 000 Mann reguläre Truppen kommen? Und glaubt die Regierung wirk lich, daß der freiwillige Artillerist, der freiwillige Infanterist und der Milizsoldat jährlich Wochen und Monate seiner kost baren seit für Hebungen für die glänzende Remuneration von einem Schilling pro Tag ofern wird? Selbst wenn die jungen Leute Willens wären, solche Opfer zu bringen, wo sind die Arbeitgeber, die bereit wären, ihr Geschäft durch Gewährung solch' langer Urlaube zu dcsprganisiren? Ter ganze Plan für die Hilfsskreitkräfte ist ein durchsichtiger Sckioindcl, und wic glauben, das; die Regierung nicht so kindisch ist, um dies nicht selber cinzuschcn. Sie weiß ebenso gut wie wir, daß der Plan scheitern muß. denn er ist von demselben unglücklichen Opti« mimus beseelt, der, indem er die physisch Untauglichen un§ die unreifen Recruten mitrechnct, zu der Folgerung gelangt, daß noch 109 000 Mann reguläre Truppen in England sind. Der neue Plan wird zusammenbrechen, und dann wird die Re gierung dem Parlament eröffnen, daß nichts Anderes übrig bleibe, als die militärische Dienstpflicht einzu führen. Gewaltsamer und aggressiver Imperialismus muß »Heuer bezahlt werden. Die Posse von gestern Abend mag den schlimmen Tag hinauSschiebcn; sic tann ihn nicht abwcnden." Tic entwischten Boeren. * London, 14. Februar. Vom englischen Transporidampier „Manila" entflohen drei Boerengefangcne. Tic halten sich Rcttungsgürtcl verschafft und sprangen eines Nachts über Bord. Einer wurde am nächsten Morgen total erschöpft an einer Boje auf dem halben Wege zur Küste angeklammert gefunden, von den anderci» nahm man an, daß sic eine Beurc der Haifische ge worden seien. Aber wenige Tge später erhielt der Admiral einen Brief, der mit Hal Ha! Hil Hil Hi! anfing und mit einigen Schmähungen endigte, wobei der englische Wackdienn noch besonders schlecht wegkam. Unterzeichnet war der Brief: „Die Beiden, die entwischten". Wic dic (Engländer die Berwnndttcii und das Rothe Kren; behandeln. Ein in Bloemfontein im Oranje-Freistaat ansässiger Deutscher hat einen längeren Bericht über dic Greuel- thaten gesandt, welche die Engländer mit Hilfe der Kaffern vollführt haben. Weil sie zum Theil schon bekannt und unab weislich festgestellt waren, übergehen wir sie hier, lassen aber den letzten Theil des Briefes folgen, der auf die Behandlung, welche die Engländer den Verwundeten und den Mitgliedern des Rothen Kreuzes zu Theil werden lassen, ein grelles Licht wirft. Diese Mittheilungen unseres deutschen Landsmannes (welche sich im Wesentlichen mit einem schon von uns reproducirten Briefe decken, aber manche interessante Einzelheiten bieten) entstammen einem Bericht, den Or. Ramsbottom.der Leiter der frei st a a t l i ch e n Ambulanz, seiner Regierung aus Jakobsdal vom 8. December v. I. übermittelt hat. Wir brauchen dem glaubwürdigen Bericht nichts hinzuzufügen. Am Dienstag, den 28. November, gab mir General Cronje den Auftrag, mit der Ambulanz nach dem Scklackt- selbe zu gehen, da dic Engländer zurückgcschlagen seien. Ick versuchte diesen Auftrag auszuführen; dock als wir uns dem Stationsgebäude näherten, wurde das Ariilleriefeucr so heftig, daß wir von weiterem Vorgehen abstehen mußten. Am anderen Tage in der Frühe gingen wir wieder dahin und fanden das Schlachtfeld verlassen. Ich vcrtheilte meine Ambulanz in zwei Abthcilungen; cs waren nämlich zwei Häuser voll Verwundeter. Dic eine Abtheilung ließ ich unter vr. Krause beim Drift HoSpital, mit der anderen ging ich zum Jslandbridgc Hospital. Während wir dabei waren, den Verwundeten zu helfen, kamen zwei englische Officiere. Der eine von "ihnen, Major Bcrson, von den 9. Klanen, theilte mir mit, daß die Verwundeten als kriegsgefangen zu betrachten seien; doch wäre den Leuten vom Rothen Kreuz erlaubt, ihre Arbeit zu verrichten. Nachdem wir am Bridge-HoSpital unsere Arbeit verrichtet hatten, ging ich mit vr. Bidwell zum Drift Hospital, um zu sehen, ob I)r. Krause ebenfalls fertig wäre. Hier wurde uns initgetheilt. daß alle Aerztc und Rothe Kreuz » Leute ebenfalls kriegsgefangen seien Ick schrieb darauf an den commandirendcn Officier. ihn er suchend, un« Pässe zu schicken, damit wir mit unserer Ambulanz writcrgcbcn könnten. Ich schrieb ihm ferner, daß der Freistaat die Genfer Convention mitunterzeichnet habe, und daß ich sehr dankbar wäre, wenn er un» erlauben wollt«, zu gehen, da Ver wundete und Kranke un» in Jakob-dal erwarteten, deren Pflege uns anvcrtraut ist. — Ich erhielt keine Antwort. Nachmittags um 2 Uhr schrieb ick ihm einen zweiten Brief, ihn ersuchend, uns etwa» Essen zu schicken, da wir und die Bcr lvundetcn ohne jegliche Kost wären. — Ich erhielt keine Ant wort. Gegen 4 Uhr Nachmittags kam einer von Major Renting ton'« Leuten und forderte mich auf, mit ihm zu Major Reid zu kommen. Ich ging mit ihm. Nach einer langen Unterredung mir Major Reid sagte Letzterer endlich, er könne e» nicht auf
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