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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.03.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-03-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000315023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900031502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900031502
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-03
- Tag 1900-03-15
-
Monat
1900-03
-
Jahr
1900
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21SV punct für zwr» yroße Cisekbabuliniea ia Aussicht genouimru, von denen die eine nach Süden in die Provinz Kwantuvg, die andere nach Norden, nach Cdekiaog, führen soll. Für beide Linien baden aber die Japaner sich die Eoncesüou gesichert. Für sie ist deren Wertb ohne den vollen Besitz de» Ausgangspunkte», nämlich der Hafenstadt Foochow, ein nur beschränkter. Da- wisse« tzie Franzosen sehr wohl, die schon au» diesem Grunde allein sich dort so große Interessen zu schaffe» bemüht find, wie irgend möglick. Ob es ihnen gelinge» wirk, die wichtige Stellung im Arsenal und an der Werst zu behaupten, bleibt abzuwarteo. Mau darf gespannt darauf sein, ob die Central, regierung in Peking sich für stark genug hält, um auf der Durchführung ihre« Abkommen» mit Japan zu bestehen, oder ob sie e» nicht wagt, der von Frankreich beeinflußten Pro- vinzialregierung FuhkienS wirklich Widerstand zn leisten. Der Krieg in Südafrika. -t». Was nicht zu vermeiden war und was man daher langst erwartet, der Einzug Lord RoberU' la Bloemfontein ist seit DirnStag Abend Thatsache. Die britische Fahne webt auf dem RegierungSgebäude und man wird jetzt daran geben, eine provisorische Regierung rinzusetzen, wenn eS nicht bereit» geschehen ist. Die „Vollstem" in Pretoria ver öffentlicht eine Depesche ihre» Dloemfooteiner Correspondeiuen, welche besagt, daß angesichts der militärischen Lage der Sitz der Regierung möglicherweise nach Kroon- stad t verlegt werde. Daß Bewohner Bloemfonteins, nicht „die" Bewodner, wie Roberts telcgraphirt, oder da» KriegSamt ihn telegraphiren läßt, die englischen Truppen herzlich empfangen haben, ist nicht unmöglich, da der Freistaat viel regere Beziehungen zu dem englischen Element in der Capcolonie hat; auch viel engere, wegen der vielen Heirathen zwischen Freistaatdoeren und Briten. Vielleicht waren überhaupt nur die Angehörigen der england freundlichen Partei, die eS zweifellos, zumal jetzt, im Frei staat girdt, in der Hauptstadt zurückgeblieben. Di: Haupt masse der Bevölkerung aber in Bloemfontein selbst, wie im Lande hält noch fest an dem Bündniß mit der Transvaal republik und steht noch in Waffen gegen den Räuber, der e« auf die gemeinsame Freiheit und goldene Selbstständigkeit abgesehen hat. „Der Feind hat sich aus der Nachbarschaft zurückgezogen and Alles scheint ruhig", meldet Lord Roberts. Odue Schwertstreich ist Bloemfontein in seine Hände gefallen. Die Boeren haben keinen Finger gerührt, um eS zu verlbeidigen; aber sie haben damit, daß sie eine unhaltbare Position auf gaben, nicht den Krieg überhaupt aufgcgeben. Ohne jeden Zweifel haben sie sich nördlich der Eisenbahnlinie entlang, zurückgezogen, um auf günstigerem Terrain den Feind zu erwarten, der nun versuchen muß, in baS Herz des Transvaal vorzustoßen, um Pretoria zu nehmen. BiS dahin wird er freilich durch Bäche von Blut schreiten muffen, da die Boeren eher zu sterben, als sich zu ergeben entschlossen scheinen. Vortrefflich orientirt der „alte preußische Ofsicier" in der „Franks. Ztg." über die bevorstehenden Operationen. Er schreibt u. A.: „Da die Engländer geraume Zeit auf dem Wege nach Bloemfontein ausgebaltcn worden sind, dürften die Boeren sich bei Ventersbürg zu concentrircn Gelegen heit gefunden baden. Diese Stellung scheint außerordentlich zur Vertheidigung geeignet. Ihre Räumung kann, falls der Gegner sie wirklich zu umgehen versuchen sollte, ohne Gefahr erfolgen. Nach der Karte erscheint die Umgehung aber fast ausgeschloffen. Die erste dieser Stellungen auf dem Wege dorthin würde meines Erachtens bei Brand fort sein. Jedenfalls ist diese Stellung viel i.iebr geeignet zu einem vorübergehenden Widerstand, als die Stellung bei Win bürg, wohin ein Theil der Boeren von Natal gerückt sein soll. Die Annahme, daß man erst bei Winburg energischeren Widerstand finden werde, ist woh nur dann zutreffend, wenn es Roberts' Armee gelingen sollte, dem Feinde so ans den Fersen zu bleiben, daß dieser keine Zeit hat, bei Brandfort sich zu stellen. Sind aber dir Boerenverstärknngen auS Natal zeitig genug in Winburg an gekommen, so baben sie wabrscheinlich die Einrichtung der Stellung bei Brandsort bereits in Angriff genommen und eine Ausnahmestellung für die zurückgehenbr Oranjestaatarmee eingenommen. Nack Räumung der Stellung bei Brandfort würde noch bei Winburg ein kurzer Widerstand geleistet werden können, falls diese Stellung vorbereitet ist. Jedenfalls aber ist der erste größere BertbeidigungSabschnitt südlich Kronstadt, in einer laugen, von Nordwest nach Südost gebenden Höbenkette gegeben. Dazu kommt, daß die Eisenbahn von Transvaal direkt auf das Centrum dieser Stellung — VenterSburg-Noad- VenterSburg-Memel — führt, also jetzt bereits thälig sein kann, Verstärkungen jeder Art dorthin zu schaffen. Man wird vielleicht einwenven, daß Buller's Anwesenheit in Natal Mit in Betracht gezogen werben müsse, wenn man die Möglichkeit der im Oranjefreistaat gegebenen BertheidigungSstcllungen in Erwägung zieht. Da» ist nur theilwerse richtig. Die Division Warren ist bereit» auf dem Abmarsch aus Natal, um auf dem Seewege nach dem Norden der Cap» colouie gebracht zu werden. Wdite'a Heer ist vorläufig gar nicht kampffähig, und Buller wird kaum in der Lage sein, die Pässe nach dem Oranjestaat zu sorriren, wen» der feind auch nur ei» Viertbeil der Truppen dort sieben ließ, »der die er bei de» bi«derige» Kämpfe» in Natal »er- ügte. Hat man allerdings die Pässe »ur schwach besetzt (was aber nicht der Fall ist. D. Red.), so könnte die Lage der Boeren eine höchst mißliche werden wenn Buller durch den Ban-Reenens- oder den De Brer»-Paß nach dem Oranjestaate durchstieße. In diesem Falle stände er nickt nur in der linken Flanke der Boerenstellung südlich Kronstadt, sondern er würbe dieselben im Rücken fassen können. Fasse ich die Möglichkeit noch einmal zusammen, so balle ich eS für verfehlt, wenn die Boeren sich auf eine weitere Vertheidigung von Bloemfontein einlassen (ist nicht geschehen. D. Red.), und ick würde eS ür richtig halten, wenn sie sich in Etappeokämpfea bei und um Brandsort, Winburg und endlich in einem Sammelkampf auf der Linie der Höbenkette, die sich von DenterSburg süd östlich erstreckt, den Engländern entgegcnstellten, ebe sie sich zum definitiven Aufgeber, des OranjesrcistaalcS entschließen. Der Feldzug in Transvaal bildet späterhin Gelegen reit zu guten VerthcidignngSstellen in Fülle, aber daß Boeren- heer im Oranjestaate kann Transvaal uicht erreichen, ohne vorher noch mehrfach seinem nachdräugenden Gegner die Zähne gezeigt zu haben. Nachdrängc» wird aber Lord Roberts so lange er den Feind in einem Gelände bat, welches vereinzelte Bertbeidigungsstellungeu und dazwischen für die englische Cavallerieausgezeichnet auszunutzende PlaieauS bietet, sicherlich. Er darf feine Cavallerie nickt schonen, denn niemals wird dieser wieder eine so gule Gelegenheit geboten werden, den Feind zu belästigen und zu schädigen, als in dem Gebiet des Oranj«- freislaateS. — Die Annahme, daß man von Seiten der Boeren alles daransetzen werde, um Bloemfontein zu retten (diese Annahme ist nun binfällig. D. Red.), kalte ich für irrig. Bloemfonteins Schutz kam nur solange für die Bocrenarmce in Betracht, als man thatkräslige Unterstützung von Natal her erwarten konnte. Einem weil überlegeuen Gegner gegen über nur deshalb sich aus die Bertheiduug einer Stadt zu verbeißen, weil diese die Hauptstadt des Landes ist, daß traue ich den Boeren nicht zu. Di: beiden Republiken sind sich sicherlich vor Beginn des Krieges überdie Möglichkeit eines englischen Vormarsches in den Oranjefreistaat klar gewesen und das Opfer Bloemfonteins muß vorher erörtert worden sein. In einem Kampfe um die Freiheit und Unabhängigkeit kommen solche Opfer nicht in Betracht Ein Volk, welches diese Opfer so hoch anschlügc, daß eS ihretwegen den weiteren Feldzug in Frage stellen sollte, hätte den Feldzug gar nickt erst begonnen, sondern sich geduldig unter bas Joch gebeugt." Für die Engländer wird sich ja der Feldzug insofern ein facher gestalten, als es ihnen bald gelingen wird, sich in den Besitz der von der kavcolonie nach Bloemfontein führenden Bahnlinien zu fetzen. Dazu muß aber erst der Widerstand der bei NorvalS Pont und AliwalNortbstebendcuBoeren-Abibeilungen überwunden werden eine Aufgabe, an deren Lösung vermuthlich dievom Tugela zurück gezogene Warrcn'scke Division nun auch mttzuwirken baden wird. Ist dieses Ziel erreicht und der Bahnkörper nach allen Zerstörungen und Besckädigungen, an denen die Boeren cs natürlich nicht fehlen lassen, wieder herzestellt, dann bat Lord Roberts eine dirccte Verbindungslinie von Capstadt, Port Elizabeth und East London aus bis Bloem fontein zur Verfügung und die einen kolossalen Umweg bedeutende Bahn von Capstadt nach Kimberley, sowie die Landstraße von kort nach Bloemfontein werken dann für sein weiteres Vordringen entbehrlich. Vorläufig ist eS freilich noch nickt so weit und bis zur Wiederherstellung der zerstörten Linien könnte eS den Aufständischen westlich von de Aar noch gelingen, den Nachschub von Proviant für Lord Roberts' Armee, wenn auch nur zeitweise, zu unterbrechen. Großen Hoffnungen kann man sich nach dieser Richtung allerdings nickt mehr hingeben, da die Engländer jetzt in der Lage sind, fast ihre gesammle Truppenmachl an der Süd- und West grenze des Freistaates zu concentriren. Wir lassen nun noch eine Meldung auS Voerenquelle über die letzten Rückzugsgefechte -er Boeren und einen Brief unseres Londoner Correspondenten über den gleichen Gegenstand folgen. AuS beiden dürste zu schließen sein, daß die Engländer bei ihrem weiteren Vordringen in daS Land einem Feind begegnen werden.der noch des höchsten RespecteS werth und keineswegs leicht zu nehmen ist, einem Feind, der jetzt mit dem Tobesniuthe der Verzweiflung kämpfen und jeden falls auch zu der bisher an ihm vermißten Offensive in der Ausnutzung seiner Erfolge übergehen wird. Daß Erfolge, kleinere und größere, ja Siege seiner harren, darf bei der Natur deS Landes nördlich von Bloemfontein und >m Trans vaal, das dem in Natal nichts nachgiebt, wohl erwartet werden. Die Telegramme lauten: " Pretoria, 14. März. (Telegramm de» „Rruter'schen Bureaus".) Die Meldung des Commandanten Delorey über LaS Gefecht bei Slbraham»kraal am 10. d. M. lautet autsührllch wie folgt: Die ruglischeu Streitkräfte, der Schätzung nach 40000 Mann, näherten sich unseren Stelluigen von zwei Seiten her. Sie beschossen zunächst die Positionen, wo General Cellirr's Artillerie stand. Diesem Angriff folgt« «in Gewehrsever, b«i dem zwei Boeren verwundet wurden. Al» di« Sngläader erkaiwt hatten, daß der Versuch, an dieser Stelle durchzubrrchen, hossnungSlo» war, machten sie eine» zweiten Angriff, und zwar aus unsere linke Flanke, die sich über «ine Reib« von Hügeln »streckte; an der höchstgelrg»»en Stelle LeS Wege» hatte ich mit 300 Mann Aufstellung genommen. Di« Eroberung dieser Hügel war von großer strategischer Wichtigkeit für die Engländer. Da auch den Unserigen die» klar war, entwickelte sich ein heißer Kampf, der von 9 Ubr Vor mittags bi» Sonnenuntergang dauerte. Die Uusrigen fochten wie Helden uud warfen dreimal die Massen der Eng länder, die ihre ermüdeten Mannschaften immer wieder ersetzten, zurück. Jeder Versuch, unsere Stellung im Sturm zu nehmen, wurde abgeschlagen, und bei Sonnen- Untergang waren wir von den Engläadern keine 60 Aard» entfernt. Die Engländer hatten schwere Verluste. Uebrr die Verluste auf unserer Seite kann zur Zeit keine genaue Angabe gemacht werden. Glossen zu Lord Roberts „Sieg" bei Driefontein. Unser Londoner Correlpondent schreibt unS noch vor Roberts Einzug in Bloemfontein: Wenn diese Zeilen in Druck geben, steht Lord Robert- vielleicht schon vor Bloemfontein, vielleicht hat er sogar bereits seinen Einzug in daS friedliche Lanbstädtchen gehalten und damit einen neuen Sieg zu seinen früheren hinzugesügt. Aber eS ist vielleicht Zeit, diese „Erfolge" einmal auf ihren Schein und ihren wirklichen Gehalt anzusehen und zwar nicht vom Standpuncte der Boeren, oder ihrer Freunde, sondern mit den Augen der Engländer selbst. Als Lord Roberts nach der Modder abgiug, stellte man ihm in London eine dreifache Aufgabe: Den Entsatz Kimberleys, die Einschließung und Vernichtung deö Föderirten-Hceres bei Magerösontein und Spylfontein, und schließlich die Ver einigung sänimtlicher in Südafrika stehenden englischen Streit kräfte zum Marsch auf Bloemfontein uud Prätoria. Kimberley wurde fast spielend befreit, aber schon die zweite Ansgade, den Feind in seinen Stellungen vor der belagerten Siadt zu packen und zu vernichten oder wenigstens in einer großen Schlacht aufs Haupt zu schlagen, blieb unge löst. Die Föderalen zogen rechtzeitig ab und Cronje deckte erfolgreich sich und die von ihm geführte Nachhut opfernd, den Rückzug der Truppen beider Republiken und die Fortschaffung ihrer Artillerie. Jetzt schien den meisten, selbst unparteiischen Zuschauern des augenscheinlich so un gleichen NinqcnS der Weg nach Bloemfontein offen vor dem englischen Marschall zu liegen. Aber schon 15 Kilometer von Koodoosrand, wo Cronje capitulirt kalte, fand Lord Roberts seinen Weg wiederum gesperrt und mußte sich erst durch ein scharfes Gefecht, daö thatiächlich zu einer taktischen Nieder lage wurde, Lust machen, während er den vor ihm stehenden Feind wenigstens jetzt und bicr cinschlicßen und vernichten wollte. Statt dessen zog dieser in aller Ruhe ab, um sich einig: 40 Kilometer weiter östlich schon wieder dem ibn zehnfach überlegenen englischen Heere mit einer schwachen Nachhut zwischen AbrahamSk raal und Driefontein entgegen zu stellen und ihn wiederum erfolgreich aufzuhalten. Nach den höchsten englischen Schätzungen bestand die im Kampfe befindliche Boereunachhut, angeblich das Pretoria- Commando, aus „einigen Tausend Mann", die nach dem „Daily Cbronicle" zwei Kanonen und ein Maximgescbütz, nach der „Morning Post" u. s. w. drei Kanonen und zwei Maximgcsckütze, und nach der „Dail Mail" fünf Feldkanonen und zwei Marimgcsckütze mit sich führten. Die verschieden artige Schätzung erklärt sich ans dem Sensationsbcdürfniß der betr. Blätter und illustrirt wieder die Zuverlämgkeit der Correspondenten. Gleichviel indeß, ob 2- oder 3000 Boeren mit drei, fünf oder sieben Geschützen dem englischen Heere sich entgegen stellten, darin stimmen alle Berichte der englischen Correspondenten und des Lord Roberts selbst überein, daß diese paar tausend Mann fort während vordringen, zurückgehen, wieder angreifen und in steter Bewegung bald im Centrum, bald auf der rechten und plötzlich wieder auf der linken Flanke des Gegners erscheinen, die sämmtlichen Divisionen und Cavallerie- brigaden LeS britischen Feldherr», der überdies selbst den Angriff und die Operationen seiner 45 000 Mann leitete, den ganzen Tag über nicht nur aufhielten, sondern alle An griffe derselben siegreich abschlugen, die wiederholten Versuche, die Handvoll Boeren durch Flaukenumgehungen durch die Cavallerie abzuschneiden, vereitelten und Lord Roberts zwangen, am Abend unverrichteter Sache seine Truppen auf Driefontein zurück zu ziehen. D«e paar tausend Boeren mit ihren wenigen Geickützcn halten daS ihnen mindestens zehnfach, wahrscheinlich zwanzigsach überlegene britifche Heer mit seinen an hundert Geschützen abgeschlagen und zum Rückzüge gezwungen. Ihr Zweck war erreicht und in der folgenden Nacht konnten sie ungestört ihre paar ' Kanonen entfernen und unbehelligt sich aus ihr Hauptcorpö zurückzieben. Das die schlichtru Tatsachen. Hinter ibtttn der hat zweifellos der Sieger von Kandahar den von ihnen sreigrgrdrnen Vormarsch fortgesetzt und die englischen Jingo blätter können nack Herzenslust über den großen „Sieg" berichten und die Boeren Hals über Kopf über den Kaal Spruit flüchten lassen. DaS entscheidende Moment ist hier nicht der „Sieg", denn der war in gewissem Sinne selbst verständlich, sonder» die Tbatsache, daß schon wenige Kilometer von der Operationsbasis entfernt und nachdem es kaum die Eisenbahn verlassen, das relativ große englische Heer unter seinen besten Führern fast auf Schritt und Tritt von einer Handvoll Boeren erfolgreich aufgehalten und zum Kampfe gezwungen werden kann und zwar wieder in Stellungen, die nack wie vor die Boeren auSwäblen und bestimmen. Wenn daS schon jetzt in diesem als offen und ungefährlich bezeichneten Gelände geschieht, mit dem Ergebnisse, daß am Abend deS Kampftages ein wichtiger Theil des eng lischen Heeres, wenn nicht dieses selbst als Ganzes, so ermüdet ist, daß der Oberbefehlshaber auf jede weitere Operation verzichten und seinen Leuten Ruhe gönnen muß, so dars man mit Recht fragen, waö das Schicksal diese» Heeres sein wird, wenn e» sich, sortwäbrend fechtend, seinen Weg von Bloemfontein bi» zum Vaalfluffe und dann über diesen hinüber gebahnt hak. Bei Driefontein miß langen immer, nach englischen Angaben, die Flanken bewegungen, weil die gesammte Reiterei de» General» Fr«nch wie di: berittene Infanterie General BroadwoodS vollständig versagten, da die Tbiere den an sie gestellten Anforderungen nickt entsprechen tonnten. Die Infanterie traf nach dem Corresponventen der „Morning Post" zu spät ein, weil sie gleichfalls durch den Marsch von Waaihoek, von wo sie morgens aufgebrocken, zu ermüdet war. Die Entfernung beträgt höchstens 25 km, wa» soll man von Infanterie und nun gar von Cavallerie denken, welche durch einen Marsch von 3 bis 4 deutschen Meilen so erschöpft istH daß sie, aus dem Scklachtfelde angekommen, nicht mehr zweckentsprechend zu operiren vermag. Da der englische Soldat keineswegs ein schlechter Fußgänger und die englische Cavallerie sonst sehr leistungsfähig ist, so bleibt nur der Schluß, daß Klima und Entbehrungen beide bereits so mitgenommen baben, daß sie nicht mehr voll leistungsfähig sind. In diesem Falle aber muß die Leistungsfähigkeit des britischen Heeres als Angriffswaffc progressiv und verbältniß- mäßig schnell weiterbin zurückgcben, denn bei jedem Schritt vorwärts werden die Entbehrungen zunebmcn und die Wer pflegung schwieriger werden. Kommen dazu noch der Winter mit seinen eisigen Nächten nnd der Unmöglichkeit, dem cam- pirenden Soldaten irgend welchen Schutz gegen Wind und Wetter zu gewähren, so muß daS noch schlimmer werden Nnd in vielem Zustande soll daS so geschwächte Heer dann einen Flußübergang erzwingen, der sich als weit schwieriger Herausstellen dürfte, denn derjenige über den Tugela und schließlich nacheinander die um und vor Pre toria liegenden Höbenzüge nehmen. Zweifellos ist die Lage der beiden Republiken keineswegs eine rosige und von einem Siege derselben im weiteren Sinne dek Wortes kann schwerlich die Rede sein. Aber recht bittere Erfahrungen dürften der Engländer noch harren, wenn sie nickt jetzt die Hand zu einem billigen Friedensschluffe an- nebmen, die ihnen eben über den Ocean hinüber entgegen gestreckt worden. ?. 8. Es verdient bervorgcboben zu werden, daß auch unter Lord Roberts' Führung sich jetzt dieselben Schäden bei jeder englischen Action zeigen, die schon General Buller so verbängnißvoll geworden sind. Es versagte bei Driefontein nickt nur die Cavallerie und Infanterie, sondern auch die Artillerie: „sckoß nicht weit genug" und die Marinegeschütze traten überhaupt nicht ein. Die CommandoS wurden nicht exact ausgeführt und die Flankenbewegung so zu spät be gonnen. Die Lage in Mafcking wird immer furchtbarer, so daß in London bereits Stimmen laut werden, die die weitere Verzögerung der Capitulation als mindestens ebenso barbarisch bezeichnen wie den acht tägigen Widerstand Cronje's bei Paardeberg, der bekanntlich mit Rücksicht auf die Leiden und Strapazen, die er den bei (Fortsetzung in der 1. Beilage.) voo, Tvknviüsn, Hsvkkn I'ernspr. 1998, Spielpla» der Leipziger Stadttheater. Freitag, den 16. März: Neues Theater: Figaro» Hochzeit. Anfang 7 Uhr. Alles Theater: Jugend von heute. Anfang '/,8 Uhr. Caro la-Theater: 4. Gastspiel des Schliersee'c Bauerntheaters: Der Amertka-Lehpl. Bauernposse mit Gesang uud Ton» in 3 Acten von Benno Rauchrnegger und Rich. Manz. Anfang '/.8 Uhr. Edelsteine und Kleinodien, di« der gefällige Mann vor ihr aus- breitote. Einig« güldene Halsbänder lamen nach vielem Bewundern und Knttisrren aus Vie engere Wahl. Der Italiener bat die Ziznora inständig, die Schmucksachen anzulegen und sich im Spiegel zu betrachten. Dera nahm ihren breitrandigen, malerisch gebogenen und mit weißen Federn geschmückten Florentinerhut ad und trat vor den Spiegel. Di« schob di« braten Spitzen etwas zurück, die Den vor deren und Hinteren Ausschnitt ihres Kleides von leichter schwarzer Seide halb verdeckten. Das wanne, aUasartig« Weiß ihres stolzen Nackens enthüllt« sich, der zart« Hals ward bis zum Ansatz des BusrnS frei. Der Juwelier legt« ihr den Schmuck an, sie betrachtete sich im Spiegel und blickte fragend aus Eickstedt. Er schüttelte un zufrieden den Kopf. „Mel zu kleinlich! Eher noch dies andere, gnädig« Frau. Die kleinen Ca'Meen gefall«» mir." Zuvorkommend rächte ihm der Juwelier das goldene Band, und er befestigte eS mit unsicheren Fingern um den wunder vollen Frcmeirhals, der sich ihm entgegennägte. „Nun?" fragte Vera, ihr Spiegelbild prüfend. „ES ist Alles Sins!" erwiderte HanS Verzweifelno. ,-Alle« em«? Meso?" „Lauter JohrmarktStan-d, geschmackloses, nichtsnutziges Zeng. Werfen Sie eS fort, gnädige Frau. Dieser Hals ver trag keinen Schmuck. Verschönert kann hier nichts werden, nur verdorben." Dera lachte, wendete den Kopf nnd richtete 'ihr dunkles, halb verschleiertes Ange aus den soitwärtS hinter ihr Stehenden, ob er im Emst spräche oder sich «tn«n Scherz ertaube. Soin Auge fing diesen Blick und hielt ihn fest, und in daS Antlitz der schönen Frau stieg eine Gluth uNd verbreitet« sich rofig bis zum Ohr und tief in ihren Nacken. Der Juwelier tmmt« in seinen Fächern, legte neue auser lesen, Stück« vor und hatte für daS galante Spiel zwischen seinen Gästen keine Augen. „Aber ich muß doch eine Wahl treffen!" seufgte Vera, die -daS Halsband gelöst hatte und «S durch ihre Finger gleiten ließ. „Der gute Signore wird Vie Geduld verlieren. Sie sollt«, mir berstehen, Doktor Eickstedt, und Sie verwirren mich nur!" Lin ckttertzhümlicher -Goldschmuck in etruskischem Geschmack sand endlich Gnade und wurde erstanden. Dann wünschte Dera noch für ihren Gatten «ine Kleinigkeit zu Lausen. Di« wußte aber nicht, wa», HanS sollte Vorschläge machen. Er «scht« Vena den Arm führt« sie »u einem Mosaititzen, dann zu einem Antiquitätenhändler. Die Woge waren nicht weit, es lohnte nicht, einen Wagen zu nahmen. Vera behauptete, nichts zu verstehen, den Geschmack ihres Gatten in Kunstsachen nicht zu kennm. Hans konnte nichts finden, was ihm Genüge that. Er entsann sich endlich eines ruderen Antiquitätenhändlers in der Villa della Fontanelle Borghese, in dessen Laden «r ein mal 4m Vorbeigehen .nit dem Geheimrath eingetreten war. Dort hatte Mar-tiny sich in eine tleine Nachbildung Les Dornaus ziehers verliebt. Der Laden wurde gefunden, die Bronze gelaust. Vera hatte eine kindliche Freude daran und wollte das Packet selbst tragen, erschrak aber doch vor seinem Gewicht und überließ es Hans. Es war inzwischen sehr heiß geworden. Vera lohnte ver schmachtend aus seinem Arm und -rklärie, einer Ohnmacht nahe zu fein. Es war nun doch ratsamer, einen Wagen zu nehmen. Dem Kutscher wurde bedeutet, den Corso hinaus bis zur Piazza Lei Popow und über den Monte Pincto nach Dia Cape 'de Eäse zu fahren. Einen weiteren Weg zu nehmen, ging nicht wohl an, da man 'den Gehrimrath nicht zu lange warten lassen durste. «Der röche Schein von Dera's Sonnenschirm fiel über das Antlitz ihres Gefährten, der, ihrem guten Willen, ihn vor den glühenden Sonnenstrahlen zu schützen, entgegenkommend, nahe zu ihr rückte. Die weiche Seide ihres Kleides streifte ferne Schulter, sein« Knie, Vie mäßen Federn ihres «Hutes und die leichten dunklen Löckchen ihres Haares nickten in die prangende Frühlingslandschaft hinein, wie er sie, in 'den Fonds zurückge lehnt, träumend betrachtete. Ein« andere Fahrt fiel ihm ein, tu 'hämathlicher Landschaft, an der Sorte einer anderen — früh lingsfrischen — uNd geliebten Gefährtin. War »s möglich, daß nicht mehr als sechs Monde zwischen heute und jenem Tage lagen? Nach seinem Gefühl hätten es doppelt so viel Jahre sein mögen. Seltsam! —Er konnte an Irmgard denken, konnte seins Seele ganz 'in den Schmerz seiner verlorenen Liebe tauchen, ohne daß der Genuß, den Vera's Nähe ihm gab, dadurch beeinträchtigt wurde Es waren ganz andere Saiten seines Innern, die durch sie berührt wurden, Saiten, die früher in dem Hohenlied seiner Jugendliebe nur gedämpft mitgetlungen, die aber jetzt mit ihrem Sirenengesang oll« arideren Melodien 'm seinem Innern übertönten. War er denn kein Mann mehr? — Hatte «r nicht mehr die Köpft, sich loSzure'ißen? — Da er fick über Natur und Mchtung seiner Neigung Loch kaum noch Illusionen macht«? — Ob Dera echter Gefühle, einer höheren Charattereniwickelung fähig sei? — Ob ihre Seele Tiefen habe, dd er noch nicht ergründet? — Ob das flackernde Spiel ihres Gästes mehr sä als Theater feuer, Li« Reize ihrer Person zu erhöhen — oder vielleicht noch weniger, nichts als die pikanten Äußerungen leicht erregten Nervenlebens ? — Für ihn war das Alles rm Grunde ohne Be lang. Denn auf ihn Wirkte Alles, was von ihr ausging, einzig als Sinnenreiz und Sinnenrausch. Und «wie aus dem Schlummer erwachende wilde Bestien regten 'sich heißhungerige Begierden. Das ahnende Gefühl, daß diese Liebe 'ihn herabziehen und verderben würde, stimmte Eickstedt zuweilen bitter und fändlich gegen die schöne Frau, nach der doch Vie mächtigsten Triebe seines «Innern hindrängten. Er 'hatte Momente, in denen er seinen Dichterlorbeer uud °*>ie Rahe seines Gewissens dhne Besinnen für ihren Besitz hingeworfen hätte. Dafür halte sie dann zu büßen. Heute früh, barm Ordnen säuer Papiere, war ihm GertruL's Brief in die Hände gefallen, und er hatte ihn rasch und flüchtig beantwortet, ohne aus «das Wesentlichste feines Inhaltes änzu- gchen, nur um ihr seine bevorstehende Abreise u-ckd feine Adresse in Florenz mitzutheilen — was sollt« er weiter sArMen? — Eine Schilderung Roms? — das für ihn allmählich nur der farbensatte und bedeutungsvolle Hintergrund geworden war für eine einzige Gestalt? Sollte er ihr etwa die Beleidigung an- thmr, sie aufs Neue zur Vertranten zu machen? — Sn, die ihn liebte? » ' * * Lassen Sie uns nun auf dem Rückwege >in ä-ne Kirche ein treten", sagte Dero. „Ich bin heut« so fromm gestimmt — bin Gott so dankbar, daß er mir meinen lieben theuren Mann er halten hat. Wie habe ich gezittert bei der bloßen Vorstellung, ich tönnte ihn verlieren. Ach, sollte 'das eines Tages über Mich hereinbrechen, welch' unglückliches Geschöpf weide ich sein! Ohne Ettern und Geschwister, ohne Freund« und Beschützer!" „Einer schönen und liebenswürdigen Dame fehlt es nie mals an Freunden und Beschützern", erwiderte .Hans mitleidslos. „Mmmcr werde ich «inen finden, so wahrhaft treu und edel, wie mein Mann. Alle Anderen wollen etwas für sich selbst — er allein wird nie Müde, zu geben." „Sie lieben ihn — sehr?" fragte HanS sarkastisch und spähte, ohne seine bequem« Stellung zu ändern, von unten her in ihr Antlitz. „Wie sollte ich anders, als ihn liabrn, — zweifä-n SU« daran?" fragte Dera. „Derzäben Sie, ja, ganz bedeutend. Ich bezweifle sogar, daß Sie überhaupt fähig find, zu lieben — «daS 'heißt^ Jemand ander», «al- «fick "etber." „Wie boshaft Sie heute wieder find", entgegnet« Vera, in- Lom sic «ihren Sonnenschirm zur 'Säte bog, so daß der grelle Sonnenstrahl EicksteLt's Gesicht traf. Er richtete 'sich auf und rückte seinen Hut 'm Vie Augen. „Sollte ich einmal eines Freundes bedürfen — auf Sie würde ich r-cht zählen." . „Da würden Sie recht thim. Zählen Sie keinesfalls auf mich." „Was haben Sie gegen MH, Doetor Eickstedt? Warum 'hassen Sie mich?" „Hassen — hassen? Ich wollte, ich könnte Sie Haffen! Wabr- häfttg, Las wollte ich." „Warum? Was habe ich Ihnen gethan?" „Unter Anderem nur Dieses: Sie stellen ganz unmögliche Anforderungen an mich. Sie verwirren alle Begriffe und haben vom Wesen 'der Freundschaft fö wenig Sine klar« Vorstellung wie von döm der vröbe Sie behaupten, Ihren 'Gatten zu lieben, für den Sie doch höchstens DankbarMt und Verehrung fühlen können, und von mir verlangen Sie Freundschaft. Freund schäft fetzt ein« gewisse Gleichheit der Gesinnung, des Tempe raments voraus. Freunde müssen vor -Allem sich berstehen können." „Und verstehen wir einander rficht? Werden wir es mit der Zeit nicht immer besser lernen?" „Niemals." „Sie denken gering von mir, Doctor." „Im Gegenthäl. Ich fürchte Sie." „Wenn aber keinerlei Sympathie zwischen mrS -besteht, wie tönnte ich Ihnen gefährlich wenden?" „Weil es, so 'bald die Glächgilägkeit aufhört, nur -wäerlei zwischen uns geben kann: Kamps oder Unterwerfung. Der Kampf mag fröhlich sein — aber «r ist aussichtslos. Und drr Unterliegende wird -der Sclave des Siegers." „Gnade mir Gott, wenn ich in Ihre Gewalt fiele!" seufzte Vera. „S-e würden ein grausamer, unbarmherziger Sieger sein." „Melläckt. — Aber seien Sie ruhig. Die Loose sind bereits gefallen: der Kampf ist entschieden, und alle Gegenwehr ist nur mehr Schein und Ehrensache." „Mich gelüstet nicht nach Herrschaft", verfeht« «das schöne Weib lächelnd. „Ich habe kamen Ehrgeiz, trag« kein Verlangen, Jemand säner Freiheit zu berauben. Fürchten Sie, Vies sä nm Ihr Loos sän — wohlan, die Wett ist wät; sie hock Raum genug für unS Bride." (Fortsetzung ssolgt)
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