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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.09.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-09-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190209215
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19020921
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19020921
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-09
- Tag 1902-09-21
-
Monat
1902-09
-
Jahr
1902
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.09.1902
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4. BeilU W LeWger ÄMt mi> AizkMl Nr. 4Ll, ZmMg, 2l. Zeptmin IV'/ i»d nut'. zz ss Lunst uni Mstenschast aaen Niiheitcii iii Mtchffeii iin- Koiiftttiv» P8r»svk L iToi'nills, Markt 17. l. vor», . UUbner, rwsv rmd »alvau, Lchlesiea. 1.30 Mark aswaldau und wohl- per Post le 2,60 n 5 Kisten 'and- oder 0, Größe II l. Kisten, npfbctr., »eben, mg. Nackl i wenige d Speffen flqeichmack. »t; 8. le! Zeugen die Unentbehrlichkeit der agriculturchemischen Versuchsstationen außer Zweifel steht, da verschiedene Probleme, die Landwirth- schaft in der Praxis zu leiten, zunächst auf wissenschaftlichem Boden geprüft und auf der anderen Seite das, was speciell die Tbeorie erfüllt, in der Praxis die Feuerprobe zu bestehen hat. WaS die beiden Autoritäten auf wissenschaftlichem Gebiete seiner Zeit verkündet haben, das hat sich, wie die Entwickelung der Anstalt lehrt, in jeder Hinsicht bewährt. Mir, als Ver treter der Regierung, ist es Bedürfniß, zu constatiren, daß offensichtlich im Laufe der Zeit bis auf den heutigen Tag für die Versuchsstation in Erscheinung getreten ist, wie sie aus landwirthschaftlichem Gebiete Ersprieß liches leistet, wie sie ausklärend in weitesten Kreisen der Landwirthschaft wirkt, wie sie förderlich für die Intensität und die Herstellung einer größeren Rentabilität in der Landwirthschaft ist. Wenn wir beute bedauerlicher Weise einen unleugbaren Niedergang der Landwirthschaft zu ver zeichnen haben, so liegen die Gründe hierfür nicht auf der Seite, deren Jubiläum wir heule feiern, denn hier kann keine Unterlassungssünde den Versuchsstationen zur Last fallen. Dir Gründe liegen auf ganz anderen Gebieten, die ich beute nicht vorsühren will. Wenn wir heute noch eine lebensfähige, wenn auch schwergeprüfte Landwirthschaft besitzen, so ist nicht in letzter Stelle das Vermögen, sich weiter in der Existenz zu erhalten, den Verdiensten der landwirthschastlichen Versuchsstationen zuzuschreiben. Die Regierung hat zu allen Zeiten ein wachsendes Interesse ibrer Thätigkeit gewidmet. Wenn sie den hohen Werth der Versuchsstation anerkennt, so zollt sie besonderen Dank den Männern, die sie gegründet haben, sie zollt aber auch Dank denen, die die Anstalt geleitet und zum Segen der ganzen Landwirthschaft verwaltet haben bis auf den beutigen Tag. Mir ist der hohe Auftrag Sr. Majestät des Königs geworden, in meiner Begrüßungsansprache auch eine Allerhöchste Begrüßung Sr. Majestät an die Jubilarin auszusprechen. Mit hoher Freude und Befriedigung hat Se. Majestät von dem hohen Erfolge dieser Anstalt Kenntniß genommen. Se. Majestät spricht seine aufrichtigsten herz lichsten Glückwünsche aus, mit dem Wunsch, daß die Versuchs station sich Weiler gedeihlich entwickele. Hierauf theilt Excelleuz mit, daß Se. Majestät geruht bat, Herrn Geh. Oekonomierath Voll sack in An betracht seiner langjährigen Verdienste das Ofsiciers- kreuz des Albrechtsordens zu verleihen. Ferner hat Se. Majestät geruht, Herrn Geh. Hofrath Professor vr. Kellner das Ritterkreuz I. Classe deS Verdienst-OrdenS zu verleihen. Se. Exellenz beglückwünscht besonders Herrn Geh. Hofrath Prof. vr. Kellner dazu, daß die von der Regierung an Herrn Geh. Rath Kellner gestellten Er wartungen nicht nur erfüllt, sondern Weir übertroffen worden seien. Hierauf sprach Herr Graf v. Könne ritz für den Landes- culturrath und die KreiSvereine seinen Dank für die hohen Verdienste der Landwirthsch. Versuchsstationen aus und über reichte Herrn Geb. Ratb Kellner für die hohen Verdienste des selben um die Landwirthschaft die Silberne Medaille für Landwirthschaft. Sodann nahm Herr Geh. Rath Nobbc das Wort und erwähnte unter Anderem, daß es ihm ver gönnt gewesen, seiner Zeit das 25jährige Jubiläum und jetzt das heutige 50jährige Jubiläum mit zu feiern. Herr vr. Dade bringt für die Deutsche Landwirthschasts- Gesellschaft seine Glückwünsche dar. Hierauf hielt Herr Geh. Rath Kellner die Festrede, woran sich ein nochmaliger Dank des Herrn Kammerherrn v. Frege-Weltzien an die Fest- theilnehmer schloß. Nach einer Besichtigung der Versuchsstation begann die Festtafel, bei welcher die Herren v. Frege-Weltzien, Geh. Ratb Uhl mann, Se. Excellenz der Minister v. Metz sch, Graf v. Könneritz, Geh. Rath v. Langsdorfs und Prof, vr. Böttcher sprachen. 1«, n Filzküten, sind eilige- te nach den ge Preise. liassage. nen je Marken, ärztlicherseits »zig, -nur. 8I0. Ans dem Geschäftsverkehr. ? Ein großer Gewinn für die Schönheitspflege ist die durch deutsches Neichspatent geschützte Erfindung der Ratz-Seife, welche bekanntlich aus Hül nerei berqestellt wird. Durch Len überaus wobl- thätigen Einfluß, welchen die in der Nay-Seife enthaltene Eijubslanz auf die Haut ausübt, erhalten Teint und Hände schon nach wenigen Waschungen ein zartes und weißes Aussehen. Eine Waschung mit Ray-Reife bereitet ganz besonderes Wohlbehagen. Wenige Reibungen genügen, um einen prächtigen Schaum zu erzeugen, der durch seine Weichheit und eigenartige Eonsisienz direct verblüfft. k Centralthcater. Wie jeden Sonntag, so werden auch heute wieder im Speisesaale in der Zeit von 1—3 Uhr Tiners an kleinen Tischen servirt. Während des Diners findet Tafelmusik statt. Nach dem am Sonnabend und Sonntag stattfindenden Herbstrennen ist großes Renn-Tiner ebenfalls bei Musik. k Im Burgkcller finden heute wiederum Familien-Concerte statt, die sich der größten Beliebtheit erfreuen Ter gute preiswerthe Mittagstisch, die Specialgerichte, überhaupt die jaisoncntspreä ende Speisetarte im Allgemeinen, findet, wie der Besuch zeigt, Lautbare Anerkennung. Ganz besonders wird der Lurgkeller von Len Fa milienkreisen bevorzugt, sowohl des angenehmen Aufenthalts als auch der vortrefflichen Bcwirthung wegen. k Aus die heutige Anzeige des Restaurants Canitz, PcterS- steiuweg 10 (PctcrSschictzgrabcn), dessen freundliche Lokali täten neu vorgerichtet sind, ser hiermit besonders hiugewiesen. k Schloff Tebrahof <L.-Eutritzsch), mit den Wagen beider StraßenbahngeseUfchasten leicht zu erreichen, fei dem Besucher bestens rinpfohlen. Ter Reiz der traulichen Räume erhöht sich durch die vorzüglichen Darbietungen aus Küche und Keller des Herrn Max Albrecht. Anterrichtswesen. — Leipzig, 20. September. Am Montag, 29. September, Abends 8 Uhr und Vormittags 10 Uhr, beginnt Johannisplatz 3 5, Leitung: vr. Huberti, eine neue Reihe von VierteljahrScurfen in allen Handels- und sprachwissenschaftlichen Fächern. Neben den Tagescursen sind besondere Abendcurse (englische und sranzösische Handelskorrespondenz, Englisch und Französisch für An fänger und Fortgeschrittene, ebenso Russisch, doppelte Buchführung, Stenographie rc.) eingerichtet, vor Allem für die in den Leipziger Geschäften thätigen Kaufleute und Handlungsgehilfen und Ange hörige verwandter Berufe rc., die nur einzelne Vorlesungen und Uebungen nach freier Auswahl besuchen wollen, um einzelne Lücken in ihrem Wissen auszufüllen oder ihre Kenntnisse nach einzelnen Richtungen hin zu erweitern. Diese Curse sind bekanntlich (seit 1892/93) als freie akademische Curse (ohne Schulzwang) eingerichtet und für reifere und gebildetere Theilnehmer berechnet. Nur münd liche Auskunft erfolgt im Sekretariat: Jobannisplatz 3/5 (vr. jur. Huberti). Wissenschaft. * Ehriftiauia, 20. September. (Telegramm.) Sverdrup theilt mit, daß die Expedition in den von ihr besuchten Gegenden aus Eskimos nicht gestoßen sei, dagegen viele Wohnplätze von solchen aus früheren Zeitperioden getroffen habe. Die „Fram"» führt viele Mgenstände von diesen Wohnplätzen mit. — Der norwegische Professor Ingvar Nielsen meint, cs sei nach den Meldungen von ausgegebenen vorzeitlichen Eskimowohnslätten sicher, daß im großen arktischen Archipel in verhältnißmäßig naheliegender Zeit die Zurückziehung der nördlichen Grenze für die Lebenssähigkeit der Menschen eingetreten sei, woraus man weitere Schlüsse über die Eisverhältnisse ziehen könne, da die Lebensver- Kältnisse der Eskimos von den Eisverhältnissen abhängen. Sverdrup berichtet weiter: Ich lag im Winter 1898/99 bei Elles- mernland im Winterquartier, wo ich verschiedene wissenschaftliche Reisen zu Schlitten unternahm. Der Sommer 1899 war un günstig. Die „Franc" war gezwungen, in Ellesmernland Winter quartier auszusucheu, wo wir wieder Depots anlegten, Schlitten- reisen unternahmen und große Theile der umliegenden Gegenden kartographirten. Im Mai 1900 brach an Bord der „Franc" ein großer Brand aus. Das Schiffszelt war durch Schorn- steinfunken in Flammen gesetzt worden. Bei dem Brande verbrannten parasfinirte Ka,aks und andere Gegenstände; auch das Takelwerk und die Masten wurden vom Feuer ergriffen. Die „Franc" war dem Untergange nahe, doch wurde das Feuer glücklich gelöscht. Im August 1900 dampften wir durch Len Jones- Sund und Cardiqanstrait und bezogen Winterquartiere aus 76 Grad 48 Minuten nördlicher Breite und 89 Grad westlicher Länge. Wir schossen viele Moschusochsen und unternahmen Schlitten reisen. Die Gegend war sehr reich an Rennthieren und Polar wölfen. Von letzteren brachten wir zwei lebend mit. Der nächste Winter war kalt und stürmisch; die mittlere Temperatur betrug Minus 45 Grad. Im Frühjahr und Sommer 1901 sowie Anfang 1902 fanden wiederum Schliltenexpedittonen statt. Am 6. August gelang eS der „Franc" vom Eise loszukommen. Wir trafen in Godhavn am 18. August ein, verließen Cap Farewell am 28. August und trafen in Stavanger am 19. September ein. lil'i-säei'n. c, Uuüeul», c. SL, bekannt. Socialdemokratischer Parteitag. Schluß deS fünften SitzungStageS. II. München, 19. September. Nachmittags begann die Besprechung Uber vie ReichStagSwablen. Der freireligiöse Pfarrer Genosse Welker (Wiesbaden) befürwortete die Annahme eines Antrages, das Centrum nicht nur auf politischem und wirthschaftlichem» sondern auch auf religiösem Gebiete zu bekämpfen. Dazu seien Flug blätter in Massen unter den katholischen Arbeitern zu ver breiten. (Widerspruch.) Der Antrag Welker erhielt nicht die erforderliche Unterstützung. Abg. Geyer (Leipzig): Er glaube nicht nöthiz zu haben, den Antrag Welker noch weiter zurückzuweisen, da derselbe nicht die nöthige Unterstützung gefunden habe. Er könne nur sagen, es wäre ein arger Fehler, wenn die Partei diesen Weg betreten wollte. Zur Sache bemerke er: Er halte eine Auflösung deS Reichstags nicht für wahrscheinlich Für das Centrum stehe zu viel auf dem Spiele, als daß dasselbe eS zur Auflösung werde kommen lassen. DaS Cen trum werde, so weit er in der Commission wahrgenommen habe, Alles aufbieten, um mit der Regierung ein Einver- ständniß zu erzielen. Die herrschenden Classen werden zweifel los Alles daran setzen, um den Zolltarif noch in dieser Session durchzubringen. Wie Bebel bereits gesagt habe, werden die Socialdemokraten Alles aufbieten, um den Ent wurf zu Falle zu bringen. (Beifall.) Hengstbach (Köln): Er würde es ebenfalls für einen argen Fehler halten, wenn die Partei den von Welker (Wiesbaden) empfohlenen Weg betreten wollte. Die Partei müsse den Beweis liefern, daß der Punct 6 des Partei programms: „Religion ist Privatsache" nicht bloS aus taktischen Gründen ausgestellt, sondern daß es der Partei vollständig ernst damit sei. Das katholische Volk stehe so furchtbar unter dem Banne der „Caplanei" und „Pastorei", daß es Kanipf gegen Windmühlenflüzel wäre, dagegen anzukämpfen. Er sei auch nicht optimistisch genug zu glauben, daß daS Cenlrum in nächster Zeit wegen seines volksverrätherischen Treibens bei den nächsten Wahlen be sonderen Schaden erleiden werde. ES würde sich vielmehr empfehlen, die Kräfte auf die Gewinnung der indifferenten Masse zu richten. Kittler (Heilbronn): Er stimme dem Vorredner bei, daß es nicht angezeigt sei, das Centrum auf religiösem Gebiete zu bekämpfen. ES genüge, den katholischen Ar beitern die Frage vorzulegen: WaS hat die Kirche bisher für die Arbeiter gethan? Eine solche Frage genüge vollständig. Empfehlen würde sich die Herausgabe eines Handbuchs, damit die Agitatoren im Wahlkampfe stets gerüstet seien. Die folgende Rednerin, Frau Klara Zetkin (Stuttgart), hat ein so schrilles Organ und geräth, sobald sie die Redner bühne betritt, ohne jeden Anlaß derartig in Extase, daß ihr Auftreten abstoßend wirkt. Frau Zetkin steht auch auf dem Standpunkt, daß eS falsch wäre, daS Centrum auf religiösem Gebiete zu bekämpfen. Im Weiteren gab die Rednerin der Meinung Ausdruck, daß der Zolltarif nicht bloß ein Beute zug auf die Taschen des werklhätigen Volkes sei, sondern daß damit die Agrarier gleichzeitig bezweckten, ihre politische Herr schaft zu befestigen und, wenn möglich, zu verewigen. Ein Theil der Freisinnige» entblöde sich nicht, den Agrariern hier bei Helfershelferdienste zu leisten. Die Socialdemokraten würden den Kampf mit den herrschenden Classen siegreich zu bestehen wissen. (Lebhafter Beifall.) Leyendecker (Höchst a. M.): Er sei doch der Meinung, daß es erforderlich sei, das Centrum zu bekämpfen. Die große Mehrheit der Genoffen werde nicht gewillt sein, die Waffen gegen das Centrum zu strecken. Abg. v. Voll mar (München): Diejenigen, die da wünschen, das Centrum müsse auf religiösem Gebiete be kämpft werden, saugen gerade dort an, wo wir vor 25 Jahren auigehört haben. (Rufe: Sehr richtig!) DaS, was unS Ge- nosfe Welker und der Borreduer ausführten, bat uns Herr Rüdt schon vor zehn Jahren gesagt. (Heiterkeit.) Die Sache hat trotzdem etwas Gutes, es ift uns dadurch Gelegenheit gegeben, unseren Standpunkt zur ReligionSsrage klar zu legen. Ich kann Ihnen nun sagen: Wir könnten dem Centrum keinen größeren Gefallen thun, als wenn wir eS auf religiösem Gebiete bekämpften. Das Centrum ist auf politischem und wirthschaftlichem Gebiete sehr leicht anzu greifen. Wenn man die Herren gar zu sehr in die Enge treibt, dann sagen sie: „Aber unsere Religion". Unser Standpunct zur Rcligion ist in unserem Parteiprogramm klar zum Ausdruck gebracht. Wir haben diesen Punct nicht blos auS taktischen Gründen aufgestellt, sondern eS ist daS unsere offene, ehrliche Ueberzeugung. Wir sind stets Gegner des Culturkampses gewesen, wir können gegen die Kirche nur dann auslreten, wenn sie zum Deckmantel politischer Unterdrückung oder wirth- schastlicher Ausbeutung mißbraucht wird. Im Uebrigen ge statten wir jedem Genossen, zu glauben WaS er will. Den Culturkampf mögen die Freireligiösen und Freidenker in ihren Vereinigungen betreiben, innerhalb unserer Partei ist dafür kein Raum. Bedauerlich ist es, daß uufere Parteiprcsse nicht immer diesen Standpunct einnimmt. Die Religion folvohl, als auch die Antireligion ist eine Herzenssache, die mag Jeder betbätigen wie er will. Wenn er aber seine religiösen oder atheistischen Bestrebungen in die Partei trägt, dann verstößt er gegen die Grundsätze der Partei und dem muß mit aller Entschiedenheit entgegengetreten werden. (Lebhafter Beifall.) Kron (Constanz) wies den Vorwurf eines Vorredners zurück, daß in seinem Wahlkreise Geld „verpulvert" worden sei. Im Uebrigen sei er der Meinung, daß man den Ge nossen bei den Stichwahlen doch etwas mehr Spielraum lassen sollte. In seinem Wahlkreise dürste eS sich empfehlen, dem nationalliberalen vor dem Centrumscandidaten den Vor zug zu geben. Abg. Ledebur (Berlin): Er könne sich auch nur den Ausführungen VollmarS anschlicßen. In Zeiten geistigen Niederganges vermindert sich auch die Intelligenz der Mi nister. Wenn der Wahlkampf auf dem Boden des Programms geführt werde, dann müsse die Partei siegen. (Lebhafter Beifall.) Stadtverordneter Adolf Hoffmann (Berlin): Er müsse doch die Angriffe, die Vollmar gegen die Freireligiösen oder Freidenker erhoben, zurückweisen. Man dürfe nicht Alles in einen Topf werfen. Man sollte die Agitation der Freidenker nicht unterschätzen. Trotzdem könne er dem Genossen Welker nicht zustimmen, daß das Centrum auf religiösem Gebiete bekämpft werden solle. Welker (Wiesbaden): Ih ersuche Sie, die so oft be tonte freie Meinungsäußerung auch mir zu gestatten. Ich bin der Ansicht, so lange wir nur für politische, wirthschaft- Bildende Künste. Leipziger Kunftverein. SonderauSstellunqen von Ge- mälden Ler Küustlerqruppe „Elbier" in Dresden (Fritz Beckert, Arthur Beudrat, Ferdinand Dorsch, Johanne- Ufer, August Wilkens und Georg Lrler), der Künstlervereinigung „Apelles-Weimar" (F. Bunke, P. Drewing, Chr. RohlfS, M. Stablschmidt, R. Starcke, A. Metzeroth), des Frt. Alice Plehn in Berlin (zur Zeit Paris), ferner Gemälde von Werner Zehme, Paul PartelS in Berlin, Prof. Aug. Härter in Karlsruhe, fowie Skulpturen von Pros Heinrich Waders in München, Otto Petrenz in Lofchwitz und Giovanni Mäher in Triest. § Im KunstsalonMittentzwky-Windsch, Ritterstrabei—3, sind folgende Gemätde-Collrctloneu ausgestellt: Anna Costenoble- Berlin, P. Mario-München, P. Weimann-Dresden, Lina von Zieten- Schweidnitz, Hans Dahl-Berlin; außerdem Einzelwerke von Prof. I. Schnitzberger-München, Bodo von Wille-Düsseldorf, Carl Schultze-Düsseldorf, A. Hutschenreuther-München, Otto Fedder- München, Lazar Binenbaum-München rc. rc. 8 Knnsthalle P. H. Beyor L Sohn, Schulstraße 8. Im Oberlichtsaal: Ausstellung neuer französischer Original-Radirungen, Lithographien und Holzschnitte rc. rc. Modernes Kunstgewerbe. kaum ?u als Ucni^- i, Zlaitiaulc lasobeu und eben durch tjuonstedt. den durch cautsstellen. llr»t< »: 1/1 kl. l 1,60, ein. ä 1/1 kl. 1.10. iiu«< in. Io. 29 953. -60 kl., b kiCii^jü'. ^Lclruubine. rel Tel. 4538. rxclmüssißa kreisen. SaönS. Die classische Literatur ist durch Hayd», Mozart, Beethoven, Schubert und Schumann vertreten. Außerdem sind für drei Abende Gesangsvorträge in Aussicht genommen. Die Concerte werden sich also durch interessante und viel seitige Programme hervorthun. Abonnements giebt die Hof- mustkhandlung C. A. Klemm aus. 8 Der Pianist Richard Buhlig giebt Mittwoch, den 1. October, einen Clavierabend im Saale des städtischen Kaufhauses. 8 Sinfonische BortragS-Abende nennt sich ein neucö Concertuntcrnehmcn unter Leitung des Herrn Ferd. Schäfer, welches am 3. Ociober im Festsaal deS Leip ziger Centraltheaters ins Leben tritt. Die Veranstaltungen verfolgen hauptsächlich deu Zweck, durch kurze, dem Vor trag vorangehende analytische Erläuterungen am Clavier die aufzuführenden sinfonischen Werke dem Verständniß näher zu bringe». Die sinfonischen Vortrags Abende finden jeden Freitag um 8 Uhr statt, und die Ein trittspreise sind möglichst niedrig gestellt, um weitesten Kreisen den Genuß unserer orchestralen MZster,uxrke ö" ermöglichen. 8 Professor Paul Colberg aus London wird in der ersten Hälfte des October eigene Compositionen für Gesang, Clavier, Streich- und Holzblasinstrumente in einem Concert im Centraltheater zum Vortrag gelangen lassen. Mitwirkende sind hiesige und auswärtige Künstler. liche und sociale Freiheit kämpfen, und die Kirche mit Glatze handschuhen anfaffen, werden wir einen Kampf g^en Wind mühlenflügel führen. Der Satz: Religion ist Privatsache, bedeutet doch, wie schon der Vorredner betont hat, Religion soll Privatsache sein. Wir können nur dann erfolgreich den Kampf führen, wenn wir nach allen Seiten Aufklärung schaffen. Dazu ist «S aber dringend erforderlich, daß wir in erster Reihe daS Pfaffenthum bekämpfen. Unsere Parole muß sein: „Lersssr I'inkams". (Heftiger Widerspruch.) Abg. Bebel: Ich weiß wohl, daß die Wähler sich nicht immer commandiren lassen werden. Jedenfalls müssen wir aber an unserem Beschluß festhalten. Dem Genossen Welker bemerke ich: wenn wir daS äcraser I'inlrcmo auf den Schild erheben und religiöse oder antireligiöse Grundsätze aufstellen, dann hören wir auf, eine politische Partei zu sein, sondern werden ein kirchliches Concil. Daß daS direct gegen unser Programm verstößt, ist doch vollständig klar. Wir fragen nicht, welche religiöse oder antireligiöse Ueberzeugung ein Genosse bat. Es ist uns gleichgiltig, ob Jemand Katholik, Protestant, Jude oder Atheist ist. Wenn er aber für seine reliöse Ueber- zeugunz innerhalb unserer Partei Propaganda zu machen sucht, dann müsse» wir dies mit Entschiedenheit zurückweisen. Unsere Neutralität auf religiösem Gebiete verdanken wir im Wesentlichen unsere Erfolge. Der beste Beweis hierfür ist Bayern. Dem Umstand, daß unsere Genossen im bayerischen Landtage sich aller Angriffe auf die Religion enthalten und auch für die Wohnungsvcrbesserungen der katholischen Beamten stimmten, daß sic also den Beweis liefern, die Socialdemokraten wollen Allen helfen, unbekümmert um die religiöse Angehörigkeit, haben wir die Erfolge in Bayern zu danken. Ich frage aber den Genossen Welker, welche Erfolge hat die freireligiöse Bewegung erzielt? Ist nicht die freireligiöse Bewegung in fortwährendem Rückgänge begriffen? Wir können die Kirche nur dann angreifen, wenn sie sich zur Schleppenträgerin der herrschenden Classen macht. So lange dies nicht geschieht, haben wir mit der Kirche nichts zu thun. Ich ersuche sie also, Genossen, im Kampfe mit dem Ccntrum sich aller An griffe gegen die Religion zu enthalten, Sie würden andern falls der Partei großen Schaden zufügen. (Lebhafter Beifall.) Der Antrag Bebel gelangte darauf einstimmig zur Annahme. Außerdem wurde beschloßen, die Rede Bebel'S als Wahlagitationsbroschüre drucken zu lassen. Eine sehr lange, lebhafte Besprechung veranlaßte danach ein Antrag des Genossen Nölle (Nürnberg), dem § 1 deS Parteistatuts folgende Fassung zn geben: „Gegen Parteigenossen, die auS einer Landesorganisation ausgeschlossen wurden, ist der Antrag auf Ausschluß auS der Gesammtpartei zu stellen." ES ist nämlich in Nürnberg eine Anzahl Genossen auö der bayerischen Landespartei ausgeschlossen worden. Abg. v. Vollmar ersuchte, über den Antrag zur Tages ordnung überzugeben, „da die Absicht bestehe, sobald die aus geschlossenen Genossen eine Zeit lang Buße gethan haben, ihre Wiederaufnahme zuzulaffcn." Mit Rücksicht auf diese Erklärung beschloß der Parteitag, den Antrag ein Jahr zu vertagen. — Vom Wahlkreis Merseburg-Querfurt war der Antrag gestellt: „Der Parteitag beschließt, daß Leute, die als Socialremokraten eine gegnerische Zeitung redigiren und in dieselbe Artikel ausnehmen, die die socialvemokratische Partei mit Schmutz bewerfen, auS der Partei auszuschließen sind." Wie mitgetheilt wurde, handelt eS sich im vorliegenden Falle um vr. Berthold (Berlin), der, obwohl Parteigenosse, eine Nummer der Harden'schen „Zukunft" in Vertretung verantwortlich gezeichnet hat, obwohl ein Artikel in der be treffenden Nummer enthalten war, der die Socialdemokratie bekämpfte. Abg. Gerisch (Berlin) ersuchte, den Antrag abzulehnen, da derselbe selbstverständlich sei. vr. Berthold sei auS der Partei nicht ausgeschlossen worden, da sich der Partei vorstand überzeugte, daß ein Versehen vorgelegen habe. Der Antrag wurde danach abgelehnt. Nachdem noch einige Anträge erledigt waren, wurde die Verhandlung gegen 7^/, Uhr Abends auf Sonnabend Vor mittags 9»/, Uhr vertagt. Morgen findet die letzte Sitzung statt. Das 5V jährige Jubiläum der landwirthschast- lichen Versuchsstation zu Möckern. * Leipzig, 20. September. Im „Goldenen Anker" zu Möckern fand am heutigen Tage die Feier des fünfzig jährigen Jubiläums der landwirthschastlichen Versuchsstation zu Möckern statt. Als Vertreter der hohen StaatSregierung waren a wesend: Se. Excellenz Herr Staatsminister von Metzsch, Herr Geheimrath vr. Vodel und Herr Geh. Regierungsrcnh Münzner, sowie Herr AunSbauptmann Heink. Weiter waren vertreten die Mitglieder des CuratoriumS, die Vertreter des Landes- culturratheS, die Vorsitzenden der KreiSvereine, die Vorstände der landwirthschastlichen Versuchsstationen deS Verbandes landwirthschaftlicher Versuchsstationen im deutschen Reiche, wie auch Vertreter ausländischer Versuchsstationen. Die Leitung der Feier war infolge Erkrankung des bereits seit dem Jahre 1874 dem Cvratorium vorstehenden Geh. Oekonomieraths Vollsack in die Hände deS Stellvertreters Herrn Kammerberrn.von Frege-Weltzien gelegt worden. Herr v. Frege-Weltzien begrüßte die Anwesenden, dankte aufs herzlichste für ihren Besuch und hob in seiner Ansprache die hervorragenden Leistungen und Thätigkeit der Versuchsstation hervor. Hierauf nahm Se. Excellenz der Herr Minister von Metzsch das Wort und sprach etwa Folgendes: Eine anerkannte Autorität auf landwirthschaftlichem Gebiete hat bei der Begründung der Anstalt, deren 50jähriges Jubiläum wir heute feiern, den Ausspruch gethan, daß mit der Be gründung der Anstalt in Sachsen ein Weg beschritten sei zur Pflege der Wissenschaft und Praxis der Landwirih- schasl, wie er nickt gedeihlicher für daS Interesse der Landwirthschaft bezeichnet werden kann. Eine andere Autorität hat bei gleicher Gelegenheit geäußert, daß der Nutzen und § Die Neuen Orchester-Concerte in der Alberthalle, welche die Saison am 6. October eröffnen, werden u. A. nachstehende interessante Novitäten in den Programmen ent halten: Variationen für Orchester mit Orgel von Elgar, dem durchseinen „TraumdesGerontiuS" rc.scknellbekanntgewordenen englischen Componisten, Serenade für Orchester (Manuskript) von Georg S ck um an n, Director derBerlinerSingakademie, Vorspiel zu „Hannele" von Stephan Krehl, Ouvertüre und Balletmusik auS dem „Improvisator" von Eugen d'Albert, Romantische Ouvertüre von Ludwig Thuille, Don Quixote von Richard Strauß, Violin-Concerte von ArenSley und Robert Kahn. Von bekannten modernen und klassischen Werken gelangen u. A. zur Ausführung: Tasso, Hungaria, ^.dur-C>avier-Concert von Liszt, AuS Italien, Don Juan von Strauß, Vorspiel zu „Tristan" von Wagner, Dritte Symphonie, Serenada vckur und Violin- Concert von BrahmS, Symphonie 6dur von Schubert, erste und siebente Symphonie, Ockur-Clavier-Concert, Violin- Concert von Beethoven, Fünftes Brandenburgisches Con cert, sowie Concert für zwei Violinen von Bach u. s. w. Abonnements sür zehn Concerte sind ausschließlich in der Hosmusikhandlung C. A. Klemm, Neumarkt 28, zu haben. 8 Philharmonische Concerte deS Winderstein- Orchesters. Die Betheiligung am Abonnement auf diese Künstlerconcerte war auch in der verflossenen Woche eine sehr rege. Immerhin sind noch gute Plätze zu haben; doch dürfte eS sich empfehlen, sich baldigst einen solchen zu sichern, da eine Anzahl BilletS für den Einzelverkauf zurückgestellt werden soll. Die bereits bestellten Abonnements sind bei Herrn P. Pabst, Neumarkt 26, in Empfang zu nehmen. Ebendaselbst werden auch vorläufig noch täglich neue Abonnements- Bestellungen angenommen. 8 Herr Carl Roesger wird in sechs populären Kammer musikabenden im Kaufhaussaale von Novitäten u. A. eine Violin-Sonate von Bossi, ein Clavier-Quintett von Wolf- Ferrari und ein Clavier-Quartett von Thuille bringen, außerdem von modernen Werken das Clarinetten-Trio von BrahmS, das Clavier-Quintett von Sinding, die 6moII- Cello-Sonale und daS Septett mit Trompete von Saint- urst, Lcr- I abzugeben Köneseld, 2. P. lgerühmten -Wn Gewächse), t haltbar, Fr. franco ster. rgbes. in s (lllivno). avrs 93er Hall- Privathand allLrrrtner" erbeten.
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